von queenie
Harry im Cottage II
Dracos Sicht
Ich drehte ihm, dem großen Trottel Potter, bewusst den Rücken zu, schritt entschlossen auf Hermione zu, die noch immer etwas verloren auf dem Sofa saß, und begrüßte sie mit einem liebevollen Kuss auf die Stirn. Sie schenkte mir ein leichtes, melancholisches, aber dankbares Lächeln, was ich erwiderte. Wir widmeten dem hirnlosen Subjekt erst mal keine Beachtung mehr, doch dann sah ich zu, dass ich schnell in den großen Sessel vor dem Kamin kam, von dem aus ich das Schauspiel beobachten konnte. Vor Vorfreude hätte ich mir am liebsten die Hände gerieben.
Jetzt würde der Spaß beginnen und das wollte ich genießen.
Potter war so geschockt gewesen, wie erwartet, aber auch so dumm, wie erwartet, was meinen Auftritt nur noch amüsanter gestaltet hatte. Ich lehnte mich relaxed zurück, überschlug die Beine, verschränkte die Arme vor der Brust und beobachtete alles gespannt. Mal sehen, wie dämlich er noch sein konnte!
Ich sah großes Potential in ihm!
Potter stand immer noch wie vom Donner gerührt da, halb eingefroren in seinem Sprung, mich anzugreifen, doch ich konnte deutlich erkennen, dass seine starre Haltung sich langsam wieder veränderte. Er sank in sich zusammen, denn das alles hier schien ein bisschen viel für ihn zu sein, herrlich. Ich hatte ihm seine beleidigenden Schmähungen durchgehen lassen, obwohl ich ihn gerne verhext hätte oder auch nur meine Faust in sein Gesicht hätte rammen wollen, aber ich hielt mich beherrscht zurück, da ich wusste, das hätte Hermione nicht gepasst und dann hätte ich mir ihren Zorn zugezogen. So amüsierte ich mich mehr über Potters absolut dümmliches, sehr blasses Gesicht. Mit dem offenstehenden Mund, sah er nicht sehr intelligent aus.
Daphne musterte ihn ungläubig, wirkte selbst, als könne sie sich noch nicht ganz entscheiden, ob sie ihm um den Hals fallen sollte, oder ob er ein Geist war, schließlich entschied sie sich offensichtlich. Ich verfolgte, wie sie langsam auf ihn zuging, mit einem glücklichen, sehr verklärten Ausdruck auf dem Gesicht, seine Hände ergriff und ihn dabei gebannt anstarrte.
„Harry, du bist hier!“, hauchte sie inbrünstig, das war bäh. Wie konnte man sich nur so freuen, den Idioten zu sehen?
Potter schien total überrumpelt und starrte Daphne wie eine unerwartete Erscheinung an. Es würde wohl noch dauern, bis er meinen Auftritt verdaut hatte. Kurz schielte ich zu meiner Hermione, die sich langsam zu entspannen schien und das freute mich. Auch wenn mir dieser dramatische Auftritt gefallen hatte, dass ihr so unbedacht wehgetan worden war, von dem Dummkopf namens Potter, gefiel mir ganz und gar nicht. Hoffentlich schaltete der bald sein Spatzenhirn ein.
Nun schien Potter endlich seine Sprache wiedergefunden zu haben, hatte ja auch lange genug gedauert.
„Daphne, du bist hier… aber wie?“ Blankes, entsetztes Erstaunen lag in Potters Stimme und er blinzelte treu doof hinter seine Brille herum.
Ich beobachtete, wie Daphne lächelnd ihren Kopf hob und zu Hermione sah und Potter folgte ihrem Blick, langsam, echt langsam, schien auch er zu begreifen. Der stand ja schon fast in Konkurrenz zu Crabbe und Goyle, so schwer von Begriff konnte man doch nicht sein, das wurde auch Zeit. Er verzog verwirrt sein Gesicht und schüttelte erschüttert das wirre Haupt.
„Hermione, du warst das? Nicht Zabini? Du hast dafür gesorgt, dass Daphne nicht nach Hause musste?“, hauchte er nun sehr überrascht und klang gerührt bei seiner Frage.
Ich hielt meinen Blick fest auf meine kleine Hermione, hoffte, ihr ging es langsam besser. Vielleicht hätte ich mich zu ihr setzen sollen, aber nun gut, so ging es auch.
„Nicht nur das, Harry, sie hat auch Astoria hierher geholt. Es ist wie im Paradies hier, Harry, das kannst du dir nicht vorstellen, so schöne Ferien hatten wir noch nie. So ohne alle Forderungen an uns, sie hat hier ein Paradies erschaffen! Ich… wir sind ihr so dankbar!“, schwärmte Daphne, in glockenklarem Sopran und mit einem strahlenden, ehrlichen Lächeln auf den Lippen. Sie wirkte sehr aufgeregt, als sie ihm dies alles so atemlos beschrieb.
Oh, dieser Trottel hatte es noch immer nicht begriffen, denn jetzt fing er wieder an, ungläubig zu stottern.
„Aber… aber warum tust du das, Hermione, wie hast du das gemacht? Hast du das nur wegen mir getan?“, fuchtelte er mit seinen Händen durch die Gegend.
Ich erkannte, dass sie antworten wollte, doch ich fand, Potter musste noch mal einen Schuss vor den Bug erhalten, damit er es endlich begriff.
„Hast du´s immer noch nicht begriffen, Potter? Ihr erster Antrieb warst du. Sie tut zwar nicht alles für dich, aber sehr viel. Natürlich hat sie Daphne und Astoria nur wegen dir hergeholt. Du hast sie nicht mal darum bitten müssen, sie hat es einfach für dich getan und jetzt überleg mal, warum sie das konnte… schalte dein, ja offensichtlich leider nicht vorhandenes, Hirn ein. Ich gebe dir einen Tipp, sie hatte Hilfe vom „Feind“!“, zischte ich ihm das Letzte in bester Malfoymanier verachtend entgegnen.
Ich durfte befriedigt miterleben, wie er große Augen bekam, doch ich schüttelte nur fies grinsend den Kopf, gab den Stab an Blaise weiter, der sich dann auch eilig einschaltete.
„Oh, das habe ich organisiert. Hallo, Potter, Harry Potter! Blaise, mein Name und ich tu doch alles für unsere Schönste hier, falls du fragen solltest, warum ich Hermione helfe… ich tue es halt, wie alle hier. Ach ja, dass sie Dracos Freundin ist, spielt natürlich auch eine Rolle, aber eine untergeordnete…“, erklärte Blaise mit ruhiger, samtiger Stimme, bevor er doch zu flirten anfing, dabei zeigte er sein umwerfendes Lächeln.
Blaise, wie voraussichtig und einfühlsam er doch immer war. Seine Verschlagenheit lauerte wirklich gut versteckt unter diesem verdammt schönen und einnehmenden Lächeln. Aber auch er war nicht zu Unrecht eine verdammte Schlange, wie ich nur zu gut wusste, denn nicht umsonst war er meine Rechte Hand im Hause Slytherin.
Nun zeigte Potter uns wieder, wie begriffsstutzig und wahrlich langsam er doch war, indem er Blaise wortlos anstarrte und mein genervter Blick ging zu den Twins, die alles genauso entspannt und grinsend beobachteten wie ich. Er gab einem aber auch Steilvorlagen, um sich über ihn zu amüsieren.
Aber auch Daphne fiel offensichtlich auf, dass Potter so gar nichts raffte, da sie nun mit ihren Armen rumwedelte.
„Na, Hermione hat Blaise beauftragt, uns zu sich einzuladen und dann hat uns Blaise zu Beginn der Ferien hierher gebracht. Wir waren ziemlich überrascht, die Weasleyzwillinge hier zu treffen, sie leben hier, musst du wissen und als dann auch noch Abrax…. Hermione herkam, war ich total baff, aber sie ist so lieb. Harry, das glaubst du gar nicht, wir sind ihr so dankbar, dass sie uns geholfen und hergeholt hat und das alles nur wegen dir. Sie hätte uns sicher niemals geholfen, wenn du ihr nicht erzählt hättest, wie es bei uns zu Hause ist. Bitte, du darfst nicht böse auf sie sein…“, bettelte sie mit leiser, seufzender Tonlage und erlangte damit seine Aufmerksamkeit.
Oh ja, Daphne machte das gut, mit was für großen, bittenden Kulleraugen sie ihn nun ansah, da konnte man ja nur weich werden, zumindest wenn man kein Malfoy war, aber ich war auch auf meine kleine Slytherin stolz. Sehr schön, wie sie Potter um den kleinen Finger wickelte. Dieser blickte nun intensiv, mit verklärtem Blick auf ihre zarte, zierliche Gestalt hinab, echt bemitleidenswert. Ich fand, er zeigte einen dämlichen Blick aus seinen ausdrucksstarken, so grünen Augen.
Ah, Potter schien endlich wirklich zu begreifen, was die Worte seiner Freundin bedeuteten, denn der Blick, den er Hermione nun schenkte, sprach Bände und das schlechte Gewissen schien Einzug zu halten. Er rang sich offenbar eine Entscheidung ab, straffte sich und löste sich bestimmt von Daphne, die immer noch glücklich und selig lächelte. Dann ging er langsam zu Hermione. Er ließ sich sogar vor ihr, vor dem Sofa, auf die Knie sinken, wohl um ihr besser in die Augen sehen zu können. Wie gut, dass ich genau wusste, was sie für ihn fühlte, ansonsten wäre ich wohl dazwischen gegangen, aber einen Kommentar konnte ich mir trotzdem nicht verkneifen.
„Kapierst du es endlich, Potter. Sie verdient den größten Respekt, den du geben kannst. Lass dir alles von ihr erzählen, aber verurteile sie nie. Ich meinte es vollkommen ernst vorhin, meinen Respekt hat sie immer. Wag es ja nicht, sie jetzt wieder so anzufahren, ich werde dazwischen gehen, das war keine leere Drohung. Vor ihr zu knien ist schon mal ein guter Anfang für dich!“, kam es giftig von mir, war das gehässig, ja das war es, aber da unten gefiel er mir ganz gut.
Meine Stimme klang ernst, kalt und so funkelte ich ihn auch einschüchternd an, als er jetzt mich misstrauisch ansah und ich stellte zufrieden fest, dass er wie geschlagen und traurig wirkte. Dass Potter mir das so offen zeigte, war schon erstaunlich, auch wirkte er total überfordert mit den vielen Informationen. Potter so zu sehen war wirklich eine Freude und ob ich ihm wirklich eine Chance geben würde, wie Hermione gebeten hatte, wusste ich noch nicht, erst mal musste der Trottel sich beweisen.
Damit konnte er jetzt beginnen, indem er sich entschuldigen würde, denn ich mochte es gar nicht, wenn sich einer wie Potter so eine negative Meinung über Hermione erlaubte.
Er kniete immer noch vor ihr und sie hatte erst mich gefasst angesehen, während ich sprach, doch jetzt richtete sie ihren intensiven Blick wieder auf ihn und ich konnte nur zu deutlich in den Tiefen ihrer Augen ausmachen, dass sie noch immer traurig und getroffen war, aber auch sehr in sich ruhend, da sie mit so einem Ausbruch gerechnet hatte.
Ich beobachtete skeptisch, wie er ihre Hände ergriff. Das gefiel mir nicht, aber ich riss mich zusammen. Schließlich schluckte er schwer und dann sprach Potter leise und alle schienen wie gebannt zuzuhören. Die Spannung war fast greifbar. Die Twins lehnten sich unmerklich vor, wohl um alles genau mitzubekommen. Daphne stand immer noch zwischen dem Sofa und der Gartentür und wartete und Blaise, der mit Astoria am Arm hinter ihr stand, lauschte auch gebannt.
„Hermione, es tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin, mein Temperament… du weißt? Kannst du mir verzeihen? So schwer es mir fällt, das zuzugeben, aber Malfoy hat recht, mein Herz gehört ja auch dem „Feind“, auch wenn ich deine Wahl im Haus des Feindes immer noch nicht ganz nachvollziehen kann“, schüttelte Potter bei seinen so bedachten Worten unglücklich den Kopf.
Oder doch nicht so bedacht? Ich bemerkte, wie Daphne hörbar die Luft einsog und ihn erstaunt musterte, offenbar hatte er gerade mehr offenbart als Daphne bisher gewusst hatte, sehr schön. Das machte hier wirklich Spaß, ich hatte mich nicht umsonst gefreut, dieser Trottel ließ kein Fettnäpfchen aus, auch wenn er sehr unterwürfig klang.
Ich beobachtete zufrieden, wie mein Mudblood sachte zu lächeln anfing, wie der traurige Ausdruck aus ihren Augen langsam verschwand und wie sie sich wieder etwas aufrichtete.
„Ich verzeihe dir! Schön, dass du das eingesehen hast, Harry, und Harry, gib Draco eine Chance, so schlimm ist er gar nicht, zumindest nicht so schlimm, wie du denkst, aber ich bin ja auch kein Unschuldslamm“, lachte Hermione da rau und leicht bitter auf, dann fuhr sie fort, „denn wenn du dich von mir abgewandt hättest, wäre es wirklich schwierig geworden. Außerdem weißt du doch, Harry, ich gebe mich immer nur mit dem Besten was ich erreichen kann zufrieden…“ In ihren Augen funkelte es verschlagen, als sie mich nun kurz ansah.
Nun überraschte mich Potter wieder und ich hob eine so helle Braue.
„Das hätte ich nicht getan, Hermione! Nie! Ich habe dir doch mal etwas gesagt: ich liebe dich! Immer, egal was passiert und das gilt. Ich bin kein wankelmütiges Blatt im Wind, ich denke ab und zu darüber nach, was ich sage und das in Umbridges Büro habe ich ernst gemeint, ich gehöre zu dir! Auch wenn mir nicht gefällt, was ich höre und ich schwer daran zu beißen habe, deine Entscheidungen zu akzeptieren und vor allem… den da!“, erklärte er, dabei zuckte sein Kopf in meine Richtung, aber seine Stimme klang ernst und fest und nun presste er die Lippen entschlossen aufeinander, dabei hielt er noch immer ihre Hände fest in seiner Hand.
Ich sah deutlich das Erstaunen in ihren Augen und die Freude und ich konnte ein unwilliges Grummeln nicht unterdrücken, als sie nun ungewohnt bewegt aufsprang, um den knienden Potter freudig und sehr stürmisch zu umarmen. Sie hielten sich lange und fest im Arm, schließlich ging ich dazwischen, zumindest verbal, denn den Kitsch hielt man nicht aus.
„Das reicht, sie ist meine Freundin, Potter, deine ist da drüben, begrüße sie doch mal endlich wie sich das gehört und hör auf, meine zu erdrücken!“, forderte ich genervt und deutete auffordernd auf Daphne.
Er löste sich gehorsam von Hermione, stand auf und ging, jetzt schon wieder etwas selbstsicherer, auf Daphne zu, die ihn fragend ansah, aber auch verstehend lächelte. Mal sehen, ob der Trottel das wieder hinbekam. Ich trat zu Hermione und schloss sie in die Arme, war froh, dass es ihr jetzt wieder besser ging.
„Lass uns raus gehen, wie Potter Daphne einen vorsäuselt will ich echt nicht hören!“, flüsterte ich leise, woraufhin sie nickte.
„Auja, ich hab auch schon einen riesen Hunger, hast du dich am Grill versucht?“, kam es übertrieben gut gelaunt von ihr.
„Mist! Blaise, der Grill, du schaust nach!“, befahl ich eilig, als mir das siedend heiß einfiel.
Blaise spurtete los, er schien das auch vergessen zu haben und die Twins folgten ihm schnell. Ich legte nun besitzergreifend meinen Arm um Hermione, zog sie mit mir zur Terrassentür und als wir an Astoria vorbeikamen, die noch neugierig ihre Schwester beobachtete, bot ich ihr meinen Arm galant an.
„Komm, Astoria, das wollen wir uns doch nicht wirklich antun…“, forderte ich und war ganz der Malfoy.
Sie schien gefesselt und nicht wirklich geneigt zu sein, sich abzuwenden, schien hin- und hergerissen mir zu gehorchen oder ihre Schwester ausspionieren zu wollen und ich beging den Fehler und warf einen Blick zurück! Bäh, hätte ich mal lieber nicht tun sollen, Daphne lag in Potters Armen und betrieb Mund-zu-Mund-Beatmung.
Nein, auf gar keinen Fall und so ließ ich meine Autorität etwas walten.
„Willst du mir widersprechen?“, fragte ich harsch und Hermione kicherte verhalten auf.
Astoria schüttelte schnell den Kopf und hakte sich ein, brav so, meine kleine Slytherin. Zu dritt verließen wir das Haus, traten in den wirklich malerisch verträumten Garten, der sehr krass im Gegensatz zu dem des Manors stand. Galant führte ich die beiden Frauen an meiner rechten und linken zu der kleinen Laube, wo die Twins schon den Tisch gedeckt hatten und Blaise und sie gerade den Grill herzurichten versuchten. Die Kohle war wohl schon richtig abgebrannt. Na, dann würde ich denen mal zeigen, was kochen und grillen hieß.
Ich führte die beiden zum Tisch, entzog Astoria meinen Arm und rückte zuerst ihr einen Stuhl zurecht, dann führte ich Hermione zum Kopf der Tafel, da gehörte sie hin und bot ihr diesen Stuhl an.
„Ich bringe den Twins mal grillen bei, bis gleich, mein Mudblood“, flüsterte ich, sie lächelte freudig und erwiderte:
„Bis gleich, mein Purebood, ich hab Hunger, also beeilt euch!“
Sie befahl schon, wie eine echte Malfoy und ich wusste, wie viel ihr dieses freundschaftliche Beisammensein bedeutete und selbst mir gefiel es, ohne Potter, versteht sich.
Ich nickte huldvoll und trat, sie anblickend, ein paar Schritte zurück, dann lief ich schnell zu den Twins und verkündete, noch bevor ich sie erreichte, laut:
„Lasst mich das mal machen, ich zeig euch, wie das geht! Ihr Chaoten könnt das nicht!“
Dracos Sicht Ende
Hermiones Sicht
Ich verfolgte, wie Draco nun zu dem Grill eilte und vernahm, wie die Twins vehement bestritten, ihn zu brauchen. Ich hatte die Vorfreude in seinen Augen aufblitzen sehen, als er so eitel auf die drei zugeeilt war und sie in gewohnter Art herumscheuchte, einfach köstlich, Draco in Aktion zu erleben.
Wie er gerade mit seinen Händen sprach und seinen Unmut äußerte und alles um sich herum delegierte und anwies, einfach fantastisch. Er war ein geborener Anführer, der Befehle aussprach, ob es jetzt darum ging einen Grill zu beherrschen, oder Truppen in der Schlacht zu führen, er war der Herr des Ganzen, behielt den Überblick. Auch war ich dankbar, dass er so beherrscht geblieben war, als Harry derart ungehalten aufgebraust war. Es hätte mich wahrlich gewundert, wenn Harry dies alles stoisch hingenommen hätte, auf der anderen Seite hatte er bis zu Draco sehr human reagiert, früher wäre er schon viel eher in die Luft gegangen.
Harrys Art sich zu entschuldigen hatte mir viel bedeutet. Ich wollte keinen Dank für das was ich leistete, da ich dies auch für mich tat. Ich wollte nicht in einer vom Dark Lord regierten Welt leben. Und dafür war ich auch bereit zu kämpfen, wie wir alle wussten und Harry würde auch bald lernen, richtig zu kämpfen. Ich hatte viel mit ihm vor und da war es wichtig, dass wir die Differenzen ausräumen konnten und Draco war mir dabei eine unglaubliche Hilfe gewesen. Ich war froh, ihn gefunden zu haben, denn wenn ich ihn so betrachtete, sah ich seine Stärke, die er eben so beeindruckend gegenüber Harry demonstriert hatte, auch in so einer banalen Tätigkeit wie dem Grillen durchschimmern.
Und er machte, unter Anbetracht, dass solche Chaoten wie die Twins mit von der Partie waren, seine Sache ausgezeichnet, darin sah man sein Genie und ich war mir sicher, er würde auch eine Basis finden, wie er mit Harry umgehen konnte!
„Du tust ihm gut!“, meinte nun Astoria abrupt, die mich nett lächelnd ansah. Ich konnte viel von ihrem Gesicht ausmachen, da sie sich das Haar straff zurückgebunden hatte und ich hob fragend eine Braue, während ich meinen Pashmina abwarf und man mein T-Shirt mit dem Totenkopf nun gut sehen konnte. Jetzt war es an Astoria, große Augen zu bekommen.
„Findest du?“, forschte ich doch neugierig nach und flüsterte ihr dies zu, denn Draco würde es gar nicht zu schätzen wissen, wenn er wüsste, dass er unser Gesprächsthema war.
„Oh ja, sehr, früher war er nie so, immer nur der unnahbare, schlechtgelaunte Boss, nie auch der Boss zum Anfassen. Nicht dass wir uns alle ihm nicht freiwillig unterwerfen, aber jetzt, da er zeigt, dass er sehr wohl auch mal ein Mensch… sein kann, tue ich es doppelt so gerne und das haben wir nur dir zu verdanken, du scheinst ihn glücklich zu machen!“, flüsterte sie heiser, da ihr offenbar mitten im Vortrag doch Zweifel zu kommen schienen.
Aber ich beruhigte sie, indem ich ihr auf die Hand klopfte.
„Solange du nicht vergisst, ihn respektvoll zu behandeln… und vergiss nicht, dass du in deinem Haus nie anmaßend zu ihm sein solltest, nicht dass er dir etwas tun müsste, es würde ihm leid tun!“, meinte ich freundlich, aber auch maßregelnd zu ihr und sie nickte verschüchtert, als Blaise zu uns trat.
„Hey, die Damen… bitteschön, was hättet ihr gerne, Weißwein oder Rotwein?“, fragte er jovial und machte uns den Diener.
„Ich nehme Weißwein!“, lächelte ich erfreut und beobachtete nun, wie er mir die gekühlte, fast blassgoldene Flüssigkeit ins Glas schenkte.
„Und was ist mit dir, Astoria?“, fragte er charmant und sie hielt ihm ihr Glas hin und schenkte ihm einen flirtenden Augenaufschlag, dabei überging er geschickt diesen zarten Versuch von ihr, denn er schenkte ihr auch den weißen galant ein, aber sonst ging er nicht auf die Vorlage ein. Ich überlegte kurz, ob ich etwas sagen sollte, schließlich war sie gerademal 14, aber andererseits… nicht meine Aufgabe und ich hatte in diesem Alter schon ganz andere Flüssigkeiten zu mir genommen.
Plötzlich hörten wir ein lautes Lachen vom Grill kommen und das lauteste war, zu unserem Erstaunen, von Draco, der sich halb totlachte, warum auch immer. Blaise verdrehte die Augen und ich zog fragend die Braue nach oben.
„Ach… ich wollte das auch hören, es geht um neue Erfindungen, aber Draco hat wohl so lange gebohrt, bis ich vergessen war!“, bekannte er resigniert und nun fing ich an zu lachen, denn ja, wenn die Malfoys eines konnten, dann war es nerven, aber wie!
„Oh, da kommt wer und die drei am Grill haben noch nicht mitbekommen, dass die kommen. Potter schaut gerade selten blöd, wenn du mich fragst!“, kam es wie gewohnt charmant von der Schlange und ich wandte den Kopf, verfolgte, wie Harry im Garten stand und dieses wilde Gartenparadies erstaunt bewunderte. Es war alles ein bisschen viel auf einmal für ihn.
„Ihr solltet Harry nicht immer so unterschätzen, er kann viel und sieht viel, er ist weder dämlich noch blöd, nur bei ihm passiert immer so viel auf einmal, da möchte ich euch mal sehen, wie ihr das immer in kürzester Zeit verkraften wollt!“, verteidigte ich ihn herzhaft.
„Das stimmt, Schönste, aber mal ehrlich, bei dir ist es doch genauso und du schaust nie so dumm aus der Wäsche!“, warf Blaise gehässig ein und beobachtete die beiden immer noch.
„Das kommt daher, Blaise, weil er noch ein Herz hat und das ist gut. Und ich, nun… nicht jeder kann so sein wie ich!“, gab ich ihm leidlich zu bedenken und blickte ihnen eindringlich entgegen. Harry und Daphne waren hübsch zusammen.
Nun näherte sich uns das glückliche Paar und ich sah, wie Harry die Frau an seiner Seite anhimmelte und sie auch ihn. Mann, waren die zwei schon gefährlich ineinander verschossen, wodurch meine Augenbrauen ungeahnte Höhen erreichten. So sahen wir uns am Tisch an und rollten mit den Augen. Da würden die im Cottage aber viel Spaß bekommen, wenn das Pärchen den ganzen Tag so schmachtend sein würde.
Irgendwann würde ich sie in ein Zimmer sperren und sie erst wieder herauslassen, wenn sie miteinander gepoppt hätten, sonst würden sie nie auszuhalten sein. Aber die Twins und die zwei Schlangen hier, die schon einen listigen Ausdruck in ihren Augen zeigten, würden sich der Sache schon vertrauensvoll und verantwortungsbewusst annehmen und so grinsten wir drei uns sehr fies an. Wir mussten wohl alle dasselbe denken. Unglaublich, was waren wir ein böser Haufen, dachte ich da nur sarkastisch. Mit uns als Freunden brauchte man wahrlich keine Feinde mehr!
Als ich nun mitbekam, dass Harry ungläubig zum Grill starrte und mehr von Daphne geführt werden musste, damit er nicht fiel, kicherte ich, aber es schien, als könnte er seinen Blick nicht von der so fröhlichen Runde abhalten. Draco begann gerade, alles gewissenhaft zu drehen und auf seinen Befehl hin legte einer der Twins etwas nach. Seitdem er der Grillmeister war, brannte offenbar nichts mehr an. Wie es aussah, kam Harry erst jetzt zu Bewusstsein, dass die Twins da waren und einen mehr als intimen, einen sehr freundschaftlichen, Umgang mit Draco pflegten. Er sah sehr schockiert auf die Szene vor sich und kam ins Straucheln, fast fiel er hin.
„Hi, Harry, setz dich doch, wie gefällt dir alles?“, fragte ich nach, während Daphne Harry Halt gab.
Ich war froh, dass er sich so schnell gefangen hatte und aufgrund der Twins nicht nochmal einen Anfall bekam, obgleich ich ahnte, dass er noch nicht fertig war. Harry vergrub immer viel in sich und dann kam der erneute Ausbruch, aber ich wusste, die Aussage, dass er mich, egal was passierte, liebte, konnte ich ihm glauben und ich rechnete es ihm hoch an. Dass er nach der Offenbarung, dass Sirius von Draco ersetzt worden war, überhaupt noch mit mir sprach, war fast ein Wunder.
„Wie geht es deiner Hand?“, blickte ich ihn besorgt an.
„Es ist ein Traum, ich habe nie zu hoffen gewagt, jemals in einer solchen Umgebung die Ferien zu verbringen, wirklich nicht!“, ging er nicht darauf ein, weswegen sich Daphne einmischte.
„Ich habe sie geheilt!“, informierte sie mich leise wispernd und ich nickte ihr dankbar zu und so antwortete ich auf seine vorhergehende Aussage.
„Da musst du Fred und George deine Hochachtung aussprechen und seit Ferienbeginn auch Blaise und den Mädels hier!“, zeigte ich lobend in die Runde.
„Echt, wie das?“, zeigte er sich neugierig.
„Nun, die Twins wohnen hier immer. Ich hab es ihnen angeboten, nachdem sie die Schule geschmissen haben…“, erklärte ich Harry die Umstände und er lauschte interessiert.
„Ja, und seitdem wir da sind zwingen sie uns, jeden Tag an dem Garten zu arbeiten, als Überraschung für Hermione und Draco!“, unterbrach mich Astoria leidlich, was mich Schmunzeln ließ, aber Daphne herausforderte, ihr einen Klaps auf die Hand zu geben.
„Aua“, jammerte die Kleine übertrieben, dabei funkelte sie ihre Schwester böse an, während Harry seine Freundin schief ansah und ich sagte gar nichts, da Daphne so aussah, als würde sie gleich loslegen.
„So habe ich dich nicht erzogen… du hast Hermione nicht zu unterbrechen, bist du irre?“, zischte sie da ungehalten.
„Lass es gut sein, Daphne!“, wandte ich nett ein, denn ich bemerkte Harrys Unverständnis über die Auseinandersetzung der Schwestern, wobei Astoria längst ihren Kopf gespielt gescholten eingezogen hatte, diese Kleine hatte es faustdick hinter den Ohren.
„Nein, Hermione, wenn sie das bei Draco bringt kommt sie nicht so leicht davon, darf sie nicht davon kommen!“, wandte sie ein, dabei musste ich ihr im stillen recht geben, wenn sie dies vor Draco oder noch schlimmer bei ihm selbst getan hätte, hätte ich nicht mit ihr tauschen wollen. Er durfte, auch wenn es ihm manchmal nicht passte, so was nicht durchgehen lassen, selbst nicht bei den Leuten, die er mochte, sonst verlöre er den Respekt der Slytherins.
„Wer kommt mir nicht davon?“, trat Draco mit einem Weinglas in der Hand leger auf uns zu.
„Nichts, Draco!“, sagte ich da bestimmt, was ihn seine elegante Braue heben ließ, aber er akzeptierte und bohrte nicht nach, doch da antwortete Harry, Mist aber auch.
„Ich versteh das nicht, Malfoy, aber es geht darum, dass Astoria Hermione unterbrochen hat…“, schaute Harry perplex in die Runde und ich rollte mit den Augen, wobei es ein Fortschritt war, dass Harry überhaupt Draco ansprach.
„Astoria… ist dem so?“, kam es nun lauernd vom großen Blonden.
Astoria sah ihn nicht an sondern senkte schleunigst schuldig das Haupt und nickte ängstlich, während ich ihm einen missbilligenden Blick sandte.
„Meine Liebe, pass nur auf, dass dir das nicht außerhalb des Cottages passiert, die Folgen wären nicht schön, niemand hat Hermione… oder mich zu unterbrechen!“, erklärte er gespielt samtig und sie nickte wieder und er stöhnte auf. „Sag was, ich will es hören!“
Ich, die ihn so gut kannte, sah genau in seinen Augen, dass ihm das hier auch nicht gefiel, aber es musste sein.
„Es tut mir leid, Draco, es wird nie wieder passieren!“, wisperte sie vorsichtig.
„Braves Mädchen, aber da wäre noch Hermione!“, trank er nun einen Schluck von seinem Rotwein, während Harry vollkommen überfordert wirkte, wegen dem was hier passierte.
Sie wandte sich leutselig mir zu: „Tut mir leid, Hermione, ich tue es nicht wieder.“
„Schon in Ordnung, Astoria!“ Mir behagte das hier gerade nicht wirklich und so winkte ich lässig ab.
„Blaise, unsere Gäste haben noch nichts zu trinken, was wollt ihr, Weißwein oder Rotwein?“, spielte Draco die Rolle des Gastgebers perfekt und deutete auf Harry und Daphne.
„Ich nehme Rotwein“, meinte da Daphne gelöst, für sie war die Schelte beendet und sie war froh, dass sie so sanft ausgefallen war, aber Harry saß etwas belämmert da, denn so einen Umgang kannte er nicht.
„Und du, Potter?“, fragte nun Blaise, der gerade den Wein einfüllte, als Harry hochschreckte.
„Ähm… Weißwein… denke ich…“, meinte er da nur unsicher.
„Da fehlt ein Glas…“, hatte Draco dies schon erspäht und Daphne sprang eilig auf die Füße.
„Ich hole es aus der Küche!“, rief sie eilfertig und rannte weg.
Ich schaute zu Harry, der ihr stirnrunzelnd hinterher sah und das Ganze verwirrt beobachtete. Er konnte sich wohl keinen Reim auf das gerade Geschehene machen und ich wandte mich leise, flehend zu ihm, während Blaise gerade mit Draco sprach.
„Bitte, wenn ich das nächste Mal sage, dass Draco es nicht zu wissen braucht und er es auch noch freiwillig akzeptiert, dann halt den Mund, es ist für alle besser so. Ich erkläre es dir später...“
Er blickte mich noch entrückter an, verstand noch weniger und bevor ich weiter erklären konnte, fragte er laut:
„Was soll das, Malfoy, was gibt dir das Recht, die anderen so herumzuschubsen? Und wieso lassen sie es sich gefallen und wieso hätte ihr Verhalten außerhalb des Cottages Folgen? Sie hat doch nur Hermione unterbrochen, das ist doch nicht schlimm. Zwar nicht höflich, aber im Endeffekt doch keine schlimme Sache. Ich versteh es nicht!“
Super, Harry, ganz toll, jetzt würde es den nächsten Krach geben, was sollte ich denn da tun, mich zwischen die Streithähne stellen? Draco hatte sich zu ihm umgewandt und ich sah, dass hinter ihm gerade Daphne zurückkam.
„Hier Draco, das Weinglas…“, meinte sie höflich, sie hielt es Blaise auffordernd hin, damit der den Wein eingießen konnte, doch Draco unterbrach Daphne unwirsch, erhob abwehrend seine Hand.
„Jetzt nicht, Daphne, ich muss mit Potter was klären!“
Währenddessen hatte er die ganze Zeit Harry im Auge behalten, keinen Blick auf Daphne geworfen und sie wirklich unfreundlich abgekanzelt, aber auf seine typische Art und Weise, Malfoy halt. Harry sprang auf, war wieder kurz davor wirklich aufzubrausen, denn dass er Daphne so behandelte ging sicher gegen Harrys Gerechtigkeitssinn.
„Was soll das Malfoy? Niemand redet so mit meiner Freundin, nur weil du der ach so tolle Malfoy bist, hast du noch lange nicht das Recht dazu…“
Er wollte weiter schimpfen, doch nun unterbrach ihn Draco, der die Arme vor der Brust verschränkt und sich wieder drohend vor Harry auf der anderen Seite des Tisches aufgebaut hatte. Ganz toll, Harry links von mir, Draco rechts von mir und ich saß noch immer direkt dazwischen.
„Ganz richtig, Potter, du hast es erfasst, ich bin ein Malfoy, mir hat man zu gehorchen! Die Slytherins haben mir zu gehorchen und das aufs Wort. Daphne weiß ganz genau, wo ihr Platz ist, genau wie alle anderen hier und in meinem Haus. Ja, mein Haus. Bei uns geht es nicht so locker und undiszipliniert zu wie bei den Gryffindors. Wenn ich etwas sage, haben sie zu gehorchen und auch Hermione haben sie den gleichen Respekt entgegenzubringen wie mir! Wir Slytherins sind eine verschworene Gemeinschaft, wir halten zusammen, stehen als eine Front nach außen hin zusammen und stehen hinter unserem Anführer, so war das immer und wird es immer sein. Slytherins brauchen Struktur und Hierarchie, sie kennen es nicht anders und ich bin ihr Anführer!“, brauste er auf und er war immer lauter geworden, hier ging es um seine Stellung den Schlangen gegenüber, da war jeder Widerspruch verboten.
Mir gefiel gerade so gar nicht, wie sich das entwickelte. Nicht weil Draco sich so verhielt, nein, so war er einfach und das akzeptierte ich ja auch, aber so hätte Harry das nicht erfahren müssen und ich spürte zu deutlich, gleich würde Harry explodieren.
„Keiner hat so mit meiner Freundin zu reden, auch nicht du, Malfoy!“, zeigte er keine Scheu oder Furcht vor Draco, sondern stand seinen Mann.
Draco maß Harry nur von oben herab, überlegte wohl noch ob er darauf überhaupt noch mal antworten sollte und schüttelte herablassend den Kopf, doch bevor ich mich zu einem Einschreiten durchringen konnte, dies hier war dann doch recht kompliziert, meldete sich Daphne leise:
„Draco, dürfte ich es ihm erklären?“
Ja, sie wusste wirklich, wie man mit ihm umgehen sollte. Sie fragte so untergeben wie erwünscht und er wandte jetzt wirklich kurz seinen Kopf zu ihr, maß sie abschätzig, doch dann nickte er leicht und gab ihr mit einem kurzen Wink seiner Hand das Einverständnis. Dann ließ er sich auf den Stuhl neben mir sinken, lehnte sich nun sichtlich entspannt zurück und schien ab jetzt alles beobachten zu wollen.
Schon beeindruckend, wie er sich zurücklehnte, die Beine überschlug und die Arme verschränkte. Daphne, die noch immer stand, wandte sich noch mal mit fragendem Blick an ihn.
„Fang schon an, das Essen wird kalt“, herrschte er sie nun ungeduldig an.
„Harry, du musst das verstehen. Bei den Slytherins gibt es immer einen Hauschef und das ist eben immer der Stärkste, welcher sich am besten durchsetzen kann oder welcher den meisten Einfluss hat und Draco vereint beides in sich und noch mehr. Seit seinem zweiten Jahr ist er der unangefochtene Chef des Hauses und wenn er etwas sagt, haben wir alle dem zu folgen. Draco repräsentiert Macht, Stärke, Einfluss und Reichtum im Überfluss, niemand in Slytherin würde sich einem Befehl von Draco widersetzen, aber er schützt uns auch, wir folgen ihm gerne. Er ist ein guter Führer!“, erklärte sie ihm einfühlsam.
Ich bemerkte überrascht, wie die Twins bei diesen Worten hinterlistig grinsten und Blaise nickte zustimmend, genauso wie Astoria. Harrys Blick hingegen wurde immer erstaunter, langsam ließ er sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
Nun setzte sich auch Daphne neben ihn hin und ergriff seine Hand, fuhr fort: „Jeder hat ihm und auch Hermione zu gehorchen. Sie ist diejenige, die er erwählt hat und ihr zollen wir genauso viel Respekt wie ihm. Es ist sehr freundlich von ihm, wenn er uns hier im Cottage tun lässt, was wir wollen und es war auch sehr freundlich von ihm, dass er Astoria gerade nicht bestraft hat, aber sie weiß, dass sie eine Strafe zu erwarten hätte, wenn sie sich außerhalb des Cottages so respektlos ihm oder Hermione gegenüber verhalten würde…“
„Sie hat Recht, Harry, Draco ist der Chef, was er sagt wird gemacht, so ist das einfach. Und unsere Schönste hier vertritt ihn wunderbar, wenn er nicht da ist!“, warf Fred kurz ein.
Da erstaunten selbst mich Freds so saloppe Worte, die seine Anerkennung dieses Umstandes zeigten. Die Twins hatten sich bisher erstaunlich zurückgehalten.
Ich hatte gespannt gesehen, wie Harry seinen Kopf schnell zu Fred umwandte und dass er nun noch verwirrter war, aber bevor er etwas fragen konnte sprach Daphne weiter:
„Harry, du musst einfach verstehen, Draco führt die Slytherins und das tut er gut, daher haben wir alle Achtung vor ihm, nicht nur weil er uns bestrafen würde, wenn wir nicht gehorchen würden, sondern weil er auch oft bewiesen hat, dass er verdient, dass wir ihm folgen. Und Hermione wird genauso respektiert, auch wenn die anderen nicht wissen, wen sie da vor sich haben, denn sonst würden sie sie sicher nicht so respektieren und fürchten wie sie es tun, dann würden sie vor Angst sterben, nach dem Schock und der Erkenntnis, wer sie so das Fürchten gelehrt hat , aber sie ist die Nummer zwei in Slytherin, da geht kein Weg vorbei!“
Ich erkannte, dass Daphne Harry sehr eindringlich ansah, aber auf Harrys Gesicht zeigte sich nur Unverständnis, irgendwie verständlich, da ich, eine Gryffindor, die Nummer zwei bei unserem Intimfeind, den Slytherins, sein sollte.
Das war unbegreiflich. Nun ergriff Daphne sogar seine Hände und sagte nochmal deutlich: „Jeder von uns weiß, wo er steht, das ist nun mal so und wir leben gut damit. Es hat nicht nur Nachteile, denn Draco würde auch für uns eintreten. Wirklich, das musst du mir glauben, wenn jemand aus den anderen Häusern etwas gegen uns tut. Es ist sein Haus, er kämpft für uns!“
Ich beobachtete, dass Harry bei den letzten Worten abwesend gewesen war, sie wohl nicht so richtig mitbekommen hatte und er sich nun von Daphne abwandte und mir zudrehte. In seinem Kopf schien es mächtig zu rattern.
„Hermione, was meint sie damit, dass du die Nummer zwei in Slytherin bist?“, fragte er skeptisch.
„Ich will alles wissen, du hast mir Ehrlichkeit verspochen und so langsam habe ich das Gefühl, dass unser Gespräch vorhin dort drinnen nur an der Oberfläche gekratzt hat, also…! Noch schockierender kann es ja eigentlich nicht werden… oder?“
Er forderte vehement mein Versprechen ein und ich ergab mich, hatte es ihm ja versprochen. Gut, dass er nicht die leiseste Ahnung hatte, wie erschreckend es werden könnte, wenn ich alles sagen würde.
Ich schluckte schwer, jetzt kam wohl die nächste Beichte, doch bevor ich etwas sagen konnte wandte Draco ein:
„Vielleicht solltest du es ihm einfach zeigen…“
Ich überlegte kurz, das war vielleicht wirklich der einfachste Weg, wenn auch der schmerzhafteste. Entschlossen zog ich meinen Zauberstab und richtete ihn auf mein Gesicht, ich sprach die Formel und verwandelte mich nach und nach in die blonde, Draco so ähnliche, Abraxina. Die Twins, Blaise und die Schwestern blieben ruhig, während Draco freudig, fies grinste, ja, er hatte wieder seinen Spaß. Harry noch weiter zu treten gefiel ihm ausnehmend gut.
Ich musterte Harry abwartend und erlebte, wie er erst verwirrt, dann erstaunt und dann entsetzt dreinblickte und schließlich stotternd hervorbrachte, als er mich wohl langsam, aber sicher erkannte:
„Das… das warst du… in Hogsmeade? Du… Malfoy… hat dich vor… vor uns beschützt? Aber… warum?“, stammelte er sprachlos.
Ich verwandelte mich eilig zurück, je länger ich verwandelt blieb, desto schmerzhafter war schließlich die Rückverwandlung. Ich verzog leidlich das Gesicht und rieb mir wieder über die Haut, das tat echt weh. Harry beobachtete dies alles mit Argusaugen und fragte jetzt:
„Wie machst du das?“
Ich wollte schon antworten, als ihm noch etwas einzufallen schien, was wieder Entsetzen auf seinem Gesicht erscheinen ließ:
„Aber damals hat Snape dich auch gedeckt, er wirkte nicht erstaunt, er weiß das auch? Oder? Er ist eingeweiht…“, flüsterte er und ich hatte ja gesagt, dass Harry nicht dämlich war, leider.
Ich seufzte ergeben, erneut ein Geheimnis, das er gelüftet hatte, doch nun kam ich endlich dazu ihm zu antworten.
„Nun, dies sind Verwandlungszauber, mit etwas Übung geht das ganz gut. Snape, der ist eine andere Geschichte, aber er ist Dracos Patenonkel, da ist es doch logisch, dass er die Freundin kennt! Und warum? Ich konnte nicht immer mit einer Kapuze und einem Umhang durch den Gemeinschaftsraum der Slytherins laufen, wenn ich zu Draco wollte und da kam aus der Situation heraus halt diese Idee. Die Slytherins wollten mich nicht herein lassen, als ich eines Abends zu Draco wollte und er noch nicht da war, danach hat er mich als Abraxina vorgestellt und den Slytherins klar gemacht, dass sie mich genauso zu respektieren haben wie ihn. Sie halten mich für eine Malfoy, was bei dem Äußeren ja auch logisch ist.“
Ich musterte Harry nach meiner Erklärung abwartend, war gespannt, wie er nun reagieren würde, doch er überraschte mich.
Er schien nachzudenken, schließlich fragte er:
„Warum du dich in Hogsmeade nicht offenbart hast ist verständlich, aber warum hast du es so eskalieren lassen? Ich sollte wohl geschockt sein, dass meine beste Freundin bei den Slytherins ein und aus geht, schon fast eine von ihnen zu sein scheint, aber irgendwie kann mich das heute nicht mehr so schocken. Selbst das mit Snape, wenn ich an den Abend in seinen Räumen denke, verstehe ich nun viel besser, warum ihr euch so kanntet, so vertraut wart. Heute kam schon zu viel. Sag´s mir einfach, kommt´s noch schlimmer?“
Ich entschied mich, Harry heute schon noch mehr zu sagen, darauf kam´s jetzt auch nicht mehr an, vor allem kannte er einen Gutteil der Story schon.
Ich sprang auf, um an den Safe zu gehen, als ich mit meinen Schätzen wiederkam, blickten mir alle aufmerksam entgegen.
„So einige von euch wissen, dass ich in Godrics Hollow war und andere wissen, dass ich schon einmal die Mysteriumsabteilung besucht habe. Wenn ich immer alles erzählen muss, bekomme ich graue Haare, da Draco alles weiß, ist es vielleicht sinnvoll, dass ihr euch untereinander auf denselben Stand bringt und dann Fragen stellt. Das wäre dann am einfachsten, dies gilt für alles, nicht nur jetzt für das hier!“, hielt ich meine erbeuteten Mitbringsel in die Höhe.
„Nun, das sind meine Schätze, hier ein Bild von Dumbledore, das ihn und seinen Liebhaber zeigt, ja Fred, George, der große Dumbledore war auch schwul!“, kicherte ich gehässig und Harry setzte sein Weinglas nun schwungvoll ab, starrte zu den beiden Jungs und sah sie mit großen Augen an, dann murmelte er:
„Deshalb, natürlich! Wie konnte ich nur so blind sein?“, schlug er sich auf seine Stirn und alle sahen ihn komisch an.
„Was meinst du, Harry?“, fragte Daphne irritiert.
„Gleich… ihr seid ein Paar, oder? Deshalb hattet ihr nie eine Freundin und du wusstest das, oder? Dir entgeht ja nie was!“, sprach er entsetzt, trocken, dabei blickte er nun mich an, aber ich zuckte nur mit den Schultern.
„Ja, Harry, wir stehen dazu, du hast recht!“, bekannte nun George resolut. „Der Schöne und ich, wir sind nicht nur Brüder!“, bekannte er trotzig und Fred warf sich sichtlich in die Brust.
Nun quietschte Astoria auf und Daphne nickte huldvoll, sie schien es schon geahnt zu haben.
„Echt… krass!“, meinte Astoria imponiert und klopfte Fred auf den Oberschenkel.
„Da gebe ich ihr recht, echt krass, das ist heftig, Ron wird durchdrehen!“, prophezeite Harry relativ ruhig, während er nur relativ ungläubig wirkte.
„Aber was mich viel mehr schockiert als dass ihr mehr seid… auch, wenn ich über diese Erkenntnis wohl noch eine Nacht schlafen muss… was zum Teufel macht ihr hier? Malfoy? Ihr lacht mit Malfoy! Sag mal, spinn ich… wie kommt das?“, nahm er die Twins nun vehement ins Visier und starrte sie nieder, aber die zwei blieben erstaunlich cool, wenn auch für die beiden merkwürdig ernst.
„Harry, es freut uns sehr und bedeutet Fred und mir unheimlich viel, dass du trotz unseres Bekenntnisses so besonnen reagierst und uns nicht von vorne herein verdammst, wir wissen, dass unsere Familie das anders sehen dürfte… aber nun zu deiner nächsten Frage! Warum Malfoy? Nun, auch wenn er das nun gleich gar nicht gerne hört, er ist ein netter, cooler Typ,… ahah, lasst mich mal alle ausreden, wenn er denn will! Wir mögen ihn und sind ihm dankbar, dass er unserer Hermione hier so eine Stütze ist und auch uns nahe an sich herangelassen hat. Du musst lernen hinter die Masken zu blicken! Und er ist echt lustig, wir haben alle zusammen schon das letzte Weihnachtsfest hier verbracht…“, erklärte George ungewohnt eindringlich, als ihn Fred unterbrach.
„Mann, Harry, schade dass du damals nicht da warst, das war so hammergeil, Draco hat…!“, legte Fred herrlich überdreht los und erzählte alles. Ich kicherte leicht auf, dachte an das chaotische, aber wunderschöne Fest, als Draco, dem dies anscheinend zu peinlich wurde, dazwischen ging, hätte ich an seiner Stelle auch getan, es gab da einiges was im Whiskeyrausch passiert war, was auch für Draco hätte peinlich klingen können.
„Nun zum Thema… das kenne ich noch nicht!“, rief uns Draco wieder bestimmt zum Ursprung zurück und ich reichte aber zuerst Harry das Bild der beiden jungen Männer, sodass er es aufmerksam studierte und nicht weiterbohrte, wofür ich dankbar war.
„Wer war der Liebhaber?“, fragte Blaise weitsichtig.
„Grindelwald, Gellert Grindelwald!“, führte ich gewichtig aus, was dazu führte, dass die Mädels, die Twins und Blaise erstarrten, Draco zeigte aber keine Regung, während Harry einer Ohnmacht nahe schien, denn es tatsächlich zu sehen war etwas ganz anders als es nur zu hören.
„Echt jetzt, voll krass… das ist Grindelwald, der Gellert Grindelwald in jung!“, „Wow, der sah aber heiß aus!“, war die verwertbare Aussage von George und Fred wild durcheinander.
„Ja, wohl eine Sünde wert!“, lachte Fred rau auf.
„Potter, jetzt gib schon das bescheuerte Foto her!“, meinte Draco ungeduldig und Harry gab es ihm sogar, irgendwie lethargisch.
Als sich die Aufregung über diese neue Erkenntnis legte, erzählte ich alles, von den Stammbäumen, der Familiengeschichte und dem noch zu lesenden Kinderbuch mit dem Zeichen, das immer wieder auftauchte. Draco und Harry, die am meisten wussten, hörten sich trotzdem noch einmal alles ganz genau an.
Schließlich begann Astoria höflich hinter ihrer Hand herzerweichend zu gähnen.
„Ich denke, wir sollten alle ins Bett!“, schlug Draco vor und fast alle wussten, dass dies kein Vorschlag war, sondern ein Befehl.
Alle erhoben sich, wie auf ein Stichwort, nur Harry schien damit noch Probleme zu haben, als Daphne ihm ihre Hand auf die Schulter legte. Eins musste man auch sagen, zwei so starke Führungspersönlichkeiten, wie die beiden es waren, hatten es auch nicht einfach. Das würde noch ein interessanter Kampf um die Vormachtstellung werden, denn auch Harry war einer, der, wenn auch unbewusst, immer die erste Position einnehmen wollte und darin lag wohl auch das Problem.
Harry war sich dessen nicht bewusst, dass er dies immer intuitiv anstrebte. Hingegen Draco war sich der Tatsache, dass er dies sehr wohl anstrebte, immer zu 100 Prozent bewusst und dann prallten sie halt mit Wucht aneinander.
„Komm, Harry, ich zeige dir dein Zimmer, du teilst dir deines mit Blaise…“, hörten wir sie entschwinden. Ich hatte mich bei Draco untergehakt und ging mit ihm schlendernd im Garten umher und genoss es, ihn an meiner Seite zu haben.
„Danke dir, Draco, dass du Harry nicht verhext hast!“, kuschelte ich mich an seinen Arm.
„Für dich doch immer, mein Liebling!“, küsste er mein Haar und lenkte mich zur Tür. „Komm, morgen Mittag wird anstrengend, wir sollten schlafen!“
„Ich wollte noch für Harry einen neuen Zauberstab kaufen gehen!“, warf ich geschwind ein.
„Ich werde Blaise und die Twins beauftragen, mit ihm einen zu besorgen!“, entschied er bestimmt.
„Aber das ist viel zu gefährlich, ich muss dabei…!“, wandte ich energisch ein und er unterbrach mich unwirsch.
„Schluss, du musst nicht, wenn du Ruhe gibst, gehe ich mit, aber nun ist Schluss!“, bestimmte er und zog mich ins Haus und verlangend ins Bett.
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