
von marie29
@ Mabji + Anette: Ihr habt mal wieder beide recht, aber lest selbst. Und wie immer danke ich euch natürlich für eure Kommis! Einen schönen heißen Sonntag wünsch ich euch noch und hoffentlich ein schattiges Plätzchen.
23. Kapitel
Und dann waren sie da, die Schüler und Schülerinnen von Hogwarts, angeführt von Hagrids mächtiger Gestalt, der, kaum hatte er sich durch die Türen gezwängt, laut nach hinten brüllte: "Langsam, hier is nich genug Platz."
Sämtliche Augen waren auf die beeindruckende Gestalt des Halbriesen gerichtet. Einige entrüstet, ob der ungehörigen Störung, einige belustigt, aber den meisten standen vor Verblüffung die Münder offen und Dumbledore rieb sich begeistert die Hände.
"Moment, Hagrid. Kingsley, ich denke, ein Schwellzauber wäre am sinnvollsten, was meinen Sie?"
Seine Worte rissen die Auroren aus ihrer Erstarrung und sie schwangen gemeinsam die Zauberstäbe, um den Gerichtssaal auf die doppelte Größe anwachsen zu lassen. Immer mehr Kinder drängten sich an Hagrids Baumstamm dicken Beinen vorbei.
"Was soll das, Minerva?"
Erst jetzt schien Shacklebolt zu begreifen, wer hier den Gerichtssaal mit Beschlag belegte, wie das Hogwartsche Quidditchstadion. Nie zuvor hatte dieser altehrwürdige Raum einen solchen Ansturm respektlos trampelnder und laut drängelnder Kinder über sich ergehen lassen müssen und der Minister verlor langsam die Geduld.
Gerade als er seinem Ärger Luft machen wollte, breitete Minerva in einer dramatischen Geste die Arme aus. "Die Zeugen der Verteidigung in Begleitung all derer, denen das Wohl des Zaubertränkelehrers von Hogwarts am Herzen liegt."
Dumbledore strahlte übers ganze Gesicht. "Großartig, Minerva. Je mehr Ohren vernehmen, welch widerwärtiges Verbrechen heute hier gerade noch verhindert werden konnte, desto schwieriger wird es, die Wahrheit zu vertuschen."
Der Minister lief knallrot an. "Wollen Sie damit andeuten, ich würde ...", ihm fehlten die Worte.
"Beruhigen Sie sich, Kingsley. Sie sind ein ehrenwerter Mann. Aber ganz gewiss werden Sie versuchen, den Schaden für das Ministerium der Zauberei, der zweifelsohne durch die Freveltat einer oder auch mehrerer Mitarbeiter entstanden ist, zu begrenzen. Verständlicherweise. Doch in diesem Fall muss ich auf der lückenlosen Wahrheit bestehen. Nichts, was heute geschah, darf der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Zu meiner großen Freude, sehe ich Miss Lovegood unter den Anwesenden."
Luna lächelte leicht verwirrt und Minerva nickte ihr aufmunternd zu. In den letzten Wochen hatten die beiden viel Zeit damit verbracht, Severus' Ansehen in der Bevölkerung zu stärken. Obwohl Luna nicht wusste, dass er am Leben war, hatte sie sich mit Feuereifer an die Arbeit gemacht, als Minerva sie um die Unterstützung des Klitterers bat.
Harrys Worte nach der Schlacht wurden der Auftakt einer wahren "Wer war Severus Snape wirklich?"-Kampagne.
Die Namen all derer, dessen Gedächtnis Severus' im Laufe des letzten Jahres veränderte, hatte Hermine in einer akkuraten Liste zusammengefasst und mit allen Informationen versehen, die sie über die jeweilige Person ausfindig machen konnte. Derart gut vorbereitet, war es für Luna und Minerva in den meisten Fällen ein Leichtes den oder die Betreffende zu einem Interview zu überreden. Wer liest nicht gern seinen Namen in der Zeitung?
Allerdings bestand Minerva darauf, dass die Gesprächspartner sich zuvor einem harmlosen Wahrheitszauber unterwarfen, der verhindern sollte, dass Erinnerungen an die schrecklichen Ereignisse der letzten Wochen versehentlich verfälscht wiedergegeben wurden. Jeder weiß doch, wie geschickt das menschliche Gehirn darin ist, Unangenehmes zu verdrängen.
Und so kam langsam aber sicher das ganze Ausmaß von Severus' verborgenen Hilfestellungen ans Licht. Den Lesern des Klitterers zeigte sich plötzlich ein völlig anderes Bild des verhassten Todessers und die Zweifel an seiner Schuld mehrten sich. Doch natürlich war der Klitterer nicht gerade für seine Seriosität bekannt. Dennoch war das Interesse der Bevölkerung geweckt und das war alles, was Minerva und Dumbledore bezweckten.
Dessen wohlwollender Blick ließ Luna erröten, hinderte sie jedoch nicht daran, jedes seiner Worte zu notieren. Er fasste das unvorstellbare Geschehen der letzten Stunde für die neu eingetroffenen Zuschauer noch einmal zusammen und die wütenden Blicke der Schüler richteten sich auf die verhasste ehemalige Lehrerin.
"Aber es war, wie ich befürchtet hatte, ich kam zu spät! Der Kuss des Dementors wurde vollzogen."
Die entsetzte Stille, die Dumbledores Worten folgte, zog sich beinahe unerträglich lange hin. Alle Augen waren auf Severus gerichtet und die kleine Gruppe, die ihn umringte.
Minerva stand hinter ihm, beide Hände beschützend auf seinen Schultern, Harry und Ginny an seiner rechten, Ron und Hermine auf der linken Seite. Es schien, als wollten sie eine Mauer bilden, um ihn vor jedem Unheil zu bewahren.
Dieses Bild prägte sich allen Anwesenden unauslöschlich ein, wie Dumbledore es beabsichtigt hatte und endlich sprach er weiter.
"Und wieder einmal war es Harry Potter, der etwas völlig Unmögliches vollbrachte. Er zwang den Dementor, Severus Snapes Seele freizugeben, bevor er sie zur Gänze in sich aufgesogen hatte. Gryffindors Schwert hatte Harrys Hilfeschrei vernommen und er zögerte keinen Augenblick, sich auf die todbringende Kreatur zu stürzen und einen Freund vor einem grauenvollen Schicksal zu bewahren. Ja, nicht Heldenmut war es, der ihm half, über sich selbst hinaus zu wachsen, sondern ... Freundschaft!"
Kaum hörbar war Dumbledores Zögern gewesen, doch Ginny wusste, ein anderes Wort hatte ihm auf der Zunge gelegen.
Sie betrachtete die beiden Gesichter, die verlegen vermieden, sich anzusehen und eine Woge der Zärtlichkeit überschwemmte ihr ganzes Wesen. Sie griff nach Severus' Hand, legte sie auf Harrys und umschloss beide mit ihren eigenen.
Liebe war es, was die beiden verband, doch es war eine unschuldige, reine Liebe, die sie selbst nicht ausschloss und Ginny war einfach nur glücklich.
Und während rings um sie herum Hochrufe erklangen und alle gemeinsam Harry bejubelten, wagte der es endlich in Severus' Gesicht zu blicken. Seine eigene Unsicherheit spiegelte sich in den schwarzen Augen, doch Ginnys aufmunternder Händedruck brachte beide in die Realität zurück. Jetzt war nicht der rechte Zeitpunkt, sich über Gefühle den Kopf zu zerbrechen.
Harry errötete, als er begriff, dass er selbst es war, dem der Beifallssturm galt und er hob eine Hand. Schlagartig legte sich Stille über den Saal.
"Wenn jemand euren Jubel verdient, dann Severus Snape, nicht ich!"
"Unsinn!", blaffte der und Minerva und Ginny grinsten sich an.
"Ist es nicht und genau deswegen sind wir hier. Um diesem Mann, der soviel zum Sieg über Voldemort beigetragen hat, Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Also bitte, lasst uns endlich damit beginnen, denn ehrlich gesagt, will ich nichts mehr, als hier raus!"
Einige Zuschauer lachten, aber Ginny wusste genau, wie ernst Harry es meinte. Was heute in diesem Raum geschehen war, hatte ihn zutiefst verstört. Sie kannte ihn viel zu gut, um nicht zu erkennen, wie schrecklich durcheinander er war. Er wollte nur noch alleine sein. Auch sie wäre ihm jetzt keine Hilfe.
Der Rest der Verhandlung verlief ohne größere Zwischenfälle.
Malfoy und Umbridge wurden auf Dumbledores Bitte hin in eine der Zellen des Ministeriums verfrachtet. Nichts und niemand sollte die Aufmerksamkeit der Geschworenen von Severus ablenken. Und dann widerlegte er einen Anklagepunkt nach dem anderen, ohne auch nur einmal innezuhalten.
Die Schilderung der sorgfältig geplanten Inszenierung seines eigenen Todes, die Severus endgültig das volle Vertrauen der Todesser verschaffen sollte, bildete den Auftakt einer Erzählung, die alle Anwesenden in ihren Bann zog. Die ungeheuren Gefahren, denen Severus als Dumbledores Spion ausgesetzt war, jagten selbst den abgebrühtesten Zuhörern einen eisigen Schauer über den Rücken und Ginny begriff einmal mehr, wie entsetzlich einsam Severus all die Jahre gewesen war.
Niemanden außer Dumbledore gab es, der ihm Halt und Trost geboten hätte und Ginny wusste mit Sicherheit, gerade ihm hätte er niemals auch nur die kleinste Schwäche gezeigt. Stark und unnahbar war er auch Dumbledore gegenüber gewesen, doch sein Innerstes wäre dabei beinahe erfroren. Das jedoch interessierte hier niemanden, nur seine Taten zählten und die galt es zu rechtfertigen.
Dumbledore tat, was er konnte und doch blieben etliche Fragen offen. Um die zu klären, bedurfte es Augenzeugen und jetzt war Minerva an der Reihe.
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