von Legolas
Gar nicht viel am Anfang, lest es einfach und lasst mir einen Kommi da.
Vorhang auf für Claire Felicitas Black
1. Von Anfang an
Sirius setzte sich neben seine Tochter auf das gemütliche Sofa im Salon. Er hatte etwas Abstand zwischen ihnen beiden gelassen- er wusste, dass sie es nicht mochte, wenn man ihr zu nahe kam. Oder sie zu lange anstarrte. Doch sie verringerte den Abstand von sich aus und gestattete es dann sogar, dass Sirius den Arm um sie legen durfte. Er wollte eine behütete Atmosphäre für sie schaffen, damit sie sich geborgen fühlte und ihm erzählte, was ihr die letzten fast 14 Jahre zugestoßen war. Aus den Augenwinkeln besah er sich ihre Arme. Narben zogen sich kreuz und quer über den linken Ober- und Unterarm. Er wollte wissen, was sie dazu gebracht hatte, mit sich selbst so umzugehen. Aber er wollte sich auch bei ihr entschuldigen, er wollte sich entschuldigen, weil sie wegen ihm das alles hatte durchmachen müssen. Ihre Kindheit war wegen ihm zerstört worden. Wegen ihm war sie bei Familie Malfoy groß geworden. Seine Cousine Narzissa war die letzte Black, dummerweise war Andromeda aus dem Familienstammbaum gelöscht worden. Deshalb hatte das Gericht seine Tochter damals zu Narzissa gegeben. Bei Andromeda wäre das alles nicht passiert. Er hatte in Askaban gesessen und konnte sich nicht mehr um seine Tochter kümmern. Und ihre Mutter? Sirius schnaubte leise. Auch die war in Askaban. Aber das war eine andere Geschichte. Er wusste, dass Claire wissen wollte, wer ihre Mutter war. Sie waren ja sofort nach der Geburt getrennt worden und Claire war die ersten fünf Lebensjahre bei Sirius groß geworden. Bis er nach Askaban kam. Dann hatten für sie beide die dunkelsten Abschnitte ihrer Leben begonnen. Doch jetzt würde er auf seine Tochter aufpassen. Er versteckte sich hier am Grimmauldplace vor den Behörden und hörte sich tagtäglich an, welche gefährlichen Missionen die Mitglieder des Ordens des Phönix bewältigen mussten. Und er saß hier untätig rum und tat nichts. Doch er wollte wenigstens seiner Tochter helfen, ein besseres Leben zu haben. Nachdem alles so schrecklich schief gelaufen war. Er hatte die letzten zwei Jahre auf der Flucht ihr Leben in Zeitungen verfolgt. Sie war eine begnadete Musikerin, doch leider mehr als auf die schiefe Bahn geraten. Er wollte nicht den ganzen Artikel im Klitterer und dem Tagespropheten glauben. Er wollte die Geschichte von ihr hören. Er wollte endlich wissen, warum nicht nur ihre Arme vernarbt waren, sondern auch ihre Oberschenkel. Sie war einmal mit kurzen Hosen durchs Haus gelaufen, als sie dachte, dass keiner da war. Nur hatte sie Sirius vergessen. Er würde niemals vergessen, wie aufgeschreckt sein Mädchen davon gelaufen war. Und er würde niemals die Narben vergessen, die wie Mahnmale in ihre Haut geritzt waren. Als sie dann eines Nachts völlig betrunken ins Haus getorkelt war und er bei ihr ein Tütchen mit bunten Pillen gefunden hatte als er sie ins Bett brachte, wusste er, dass er ihr helfen musste. Sie war doch erst 19! Sie durfte ihr Leben nicht wegwerfen. Er wollte ihr helfen. Doch er wusste nicht wirklich wie. Als er das erste Mal mit ihr gesprochen hatte und sie auf die Drogen und Narben angesprochen hatte, flüchtete sie wieder. Und kam wieder sturzbetrunken nach Hause. Es wiederholte sich noch drei, vier Mal, bis dann die anderen Ordensmitglieder eingezogen waren und sie versuchte, alles zu vertuschen. Es war kurz nach Harrys Ankunft, als sie dann auf ihn zu kam und mit ihm sprechen wollte. Das war für ihn der größte Vertrauensbeweis. Schließlich hatten sie sich seit 14 Jahren zum ersten Mal so richtig kennen lernen können. Er hatte mit ihr versucht, über Alltägliches zu sprechen. Einfach, damit sie Vertrauen zu ihm fasste. Langsam, Stück für Stück näherte sich seine Tochter im wieder an. Sirius war überrascht, dass es doch so schnell ging, dass sie sich ihm öffnete und bereit war, zum ersten Mal über ihr Schicksal zu sprechen.
„Sirius, ich… ich weiß nicht, wo ich genau anfangen soll. Ich erzähle alles so, wie es mir einfällt, okay?“
Sirius nickte. „Und wenn du eine Pause willst, oder du nicht mehr weiter kommst, dann hören wir einfach auf, okay? Wenn es nicht mehr geht, dann geht es nicht. Einverstanden?“
Claire nickte.
„Würdest du mir noch was versprechen?“
Irritiert schaute Claire ihren Vater an.
„Wenn du mir deine Geschichte erzählst und du an einen unangenehmen Punkt kommst, dann lauf nicht weg. Bleib hier. Du musst mir nichts erzählen, was du mir nicht erzählen willst. Aber bitte lauf nie wieder weg vor mir oder dir selbst. Ich habe auch lange versucht, vor mir zu flüchten. Es geht nicht. Wir müssen uns unserer Vergangenheit stellen um für die Gegenwart und die Zukunft gewappnet zu sein. Wenn es unangenehm wird, dann lass uns einfach was anderes machen, okay? Aber bitte, tu dir nicht mehr weh.“ Er sah seitlich auf ihre Arme, sie versuchte den eh schon zu kurzen Pulli weiter über ihre Arme zu ziehen. Er hielt ihre Hand fest. „Ich habe es schon lange gesehen, das weißt du. Auch deine Beine. Du hast gesagt, du erzählst mir, was dich dazu brachte. Aber mach nicht weiter so.“
Claire senkte den Blick. Sie wollte ihm eigentlich gar nichts versprechen. Sie wusste, sie konnte jetzt sagen, dass sie sich nicht verletzen würde. Wenn sie in einer kniffligen Situation war, dann wäre dieses Versprechen vergessen. Wenn sie wieder diesen inneren Druck spürte, diese Anspannung- dann musste sie einfach etwas tun. Und das einfachste war, die Anspannung gegen sich selbst zu richten.
„Ich will dir nichts versprechen. Aber ich kann es für den Moment versuchen.“
Sirius spürte, wie sie zitterte und ihre Hände knetete. Er bot ihr eine Zigarette an. Immer noch besser, bevor sie etwas Härteres nehmen würde. Dankbar nahm sie die Zigarette und ließ sich von Sirius noch Feuer geben. Nach zwei langen Zügen schloss sie kurz die Augen um sich zu sammeln und begann dann, ihre Geschichte zu erzählen.
„In der Nacht, als du hinter Peter her bist, war ich ja bei Remus. Das war toll, er hat mit mir Kuchen gebacken. Ich weiß das noch, weil ich danach nie wieder so leckeren Kuchen bekommen habe. Und am nächsten Tag wurde ich von zwei grimmigen Beamten abgeholt. Ich wusste nicht, was passiert war. Ich war doch erst fünf! Das nächste, an das ich mich erinnern kann ist, dass Onkel Lucius und Tante Narzissa mich bei sich aufnehmen mussten. Sie wollten mich nicht. Das spürte ich schon vom ersten Tag an. Ich hatte nichts dabei, was mir gehörte. Nur meinen Teddy. Erinnerst du dich an Schnuffi?“
Sirius nickte. Das war der Teddy, den ihre Mutter noch gekauft hatte, kurz vor der Geburt.
„Hast du ihn noch?“
Claire nickte. „Er war der einzige, der zu mir hielt in all den Jahren.“ Eine kleine Träne rollte über ihre Wange. Schnell wischte sie sie weg. Sie mochte es nicht, vor anderen zu weinen. Auch wenn Sirius ihr Vater war.
„Ich habe mit Remus gesprochen, er meinte, er hatte versucht, dich rauszuholen, aber er konnte argumentieren wie er wollte, er war weder dein Pate noch ein Verwandter, dazu noch ein Werwolf, er hatte nichts tun können.“ Sirius lehnte den Kopf nach hinten.
„Ich weiß. Ich mache auch keinem einen Vorwurf. Weder dir, noch ihm, noch Mum.“
Bei dem Gedanken an ihre Mutter bebte Claire etwas- doch sie ließ keinerlei Regung zu. Sie straffte ihren Rücken und fuhr fort.
„Ich hatte ein eigenes Zimmer. Unter dem Dach. Schön war es nicht, aber wenigstens konnte ich mich einschließen, sodass Draco mich in Ruhe ließ.“ Wenigstens der, fügte sie in Gedanken hinzu. „Eigentlich komisch, dass ich nicht als Kind gestorben bin. Da oben war es kalt und zugig. Und wenn es regnete auch nicht ganz trocken. Aber ich war nie ernsthaft krank.“
„Wir Blacks werden nicht krank.“ sagte Sirius lachend. Claire lachte nicht. Sirius fühlte, dass sein versuchter Witz fehl am Platz war. Ein Paar großer dunkler Augen schaute ihn an. Sirius schluckte. Sie sah aus wie ihre Mutter. Es war die perfekte Kopie. Und doch war sie so anders. So… zerbrechlich. Sie wollte stark sein und Merlin weiß, sie war auch stark, sonst würde sie heute hier nicht neben ihm sitzen. Aber eigentlich war sie immer noch ein Kind. Sein kleines Mädchen, das er nur für einen kurzen Abend zu Remus gegeben hatte, damit er Peter jagen konnte. Und nun war sie eine erwachsene Frau.
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