von Fred_Weasley
01.April 1994
Ja ihr lest richtig. FÜNF MONATE SPÄTER.
5 Monate ist es jetzt her, dass ich im Krankenflügel aufgewacht bin und Beck an mein Bett gekommen ist.
Fünf Monate ist es her, dass ich meinen bisher größten Fehler gemacht habe. (Bitte verurteilt mich nicht zu schnell, wenn ihr diese Zeilen lest. Beck ist echt ein netter Kerl. Meistens. Und ich bin jung und naiv. Aber ihr müsst mir versprechen, dass ihr diesen Fehler niemals selber macht!!) Ich habe mich am Krankenbett für Beck entschieden. Ich dachte es wäre nicht verkehrt, ihm eine Chance zu geben, und das obwohl ich auch damals schon keine Zukunft für unsere Beziehung gesehen habe. Mein Argument war allerdings gewesen, dass ich zum damaligen Zeitpunkt keine Gegenwart mit Fred gesehen habe.
Ich tat also, wie George vorgeschlagen hatte. Ich gönnte Fred und mir eine kleine Pause.
Beck half mir dabei, Fred ein wenig zu vergessen. Ihn aus meinem Kopf zu befreien. So zumindest der Plan. In meinem Inneren konnte ich ihn nicht vergessen. Ich habe anfangs jeden Tag, später alle paar Tage von Fred geträumt. Von Angelinas Worten, von Freds Lächeln, von seinen Berührungen und dennoch blieb ich weiterhin festentschlossen, dass das mit Beck zumindest halbwegs richtig war.
Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Dieses dumme Mädchen, Fred ist der Richtige, nimm ihn! Was willst du denn mit diesem Schleimer von Slytherin? Und ja, ihr habt doch recht! Vollkommen Recht. Aber sagt das mal dem Ich vor 5 Monaten, als meine Welt komplett durchdrehte.
Fred ignorierte mich, ich ignorierte ihn. Ich ignorierte ihn allerdings nur, weil er mich ignorierte. Ja, Frauenlogik. Aber so war es nunmal... Wenn er nicht mit mir reden wollte, dann sollte ich mich ihm auch nicht aufdrängen. Vergebens wartete ich die letzten 5 Monate auf einen ersten Schritt seinerseits. Wie gesagt, vergebens. Ich ertappte mich manchmal dabei, wie ich nach seinem Blick suchte oder ihn anstarrte, bis er meinen Blick bemerkte um dann schnell wegzusehen. Ja, ich sehne mich nach seiner Nähe, rede aber nicht mit ihm. Lasst mich doch.
Monate ist es nun also her, dass Fred und ich das letzte Mal mehr zueinander gesagt haben, als ein peinlich berührtes Hi oder Tschüss. Fünf Monate, in denen ich nicht sonderlich viel gelacht habe.
Viel spannendes ist in diesen Monaten auch nicht passiert. In den Weihnachtsferien blieb ich entgegen meiner Pläne mit zu den Weasleys zu fahren, in Hogwarts, um Weihnachten mit meinem Vater zu verbringen. Ich musste mir von Mrs. Weasley – Verzeihung, Molly – anhören, wie sehr sie es doch bedauerte, dass ich dieses Weihnachten nicht mit ihnen verbringen würde und bekam natürlich wieder einen ihrer selbstgestrickten Pullis zugeschickt.
Mein Vater und ich verstehen und blenden. Auch wenn er immernoch irgendetwas vor mir verbirgt (ich erzähle ihm auch nicht all meine tiefsten Geheimnisse – Immerhin ist er mein VATER.), vertraue ich ihm trotzdem und hoffe, dass unsere Vater-Tochter-Beziehung im Laufe der Zeit noch besser wird. Bisher habe ich ihn allerdings nicht einmal Dad genannt. Wie auch? Schaltet ihr mal von jetzt auf gleich von Fremder auf Daddy um. Es war schon komisch genug, auf einmal mit einem Lehrer abzuhängen. Bisher hatten wir das Geheimnis ganz gut für uns behalten können, auch wenn ich mittlerweile auch Beck eingeweiht hatte – ob das wohl gut geht? Wir werden sehen.
Die meiste Zeit habe ich in den vergangenen fünf Monaten wahrscheinlich mit Hermine verbracht. Gottseidank konnte sie sich wieder mit Harry und Ron vertragen, weswegen ich sie mit ihnen teilen musste. Gelegentlich stießen auch Ginny und Neville dazu und so machte ich mir neue gute Freunde. Doch egal, wieviele neue Freunde ich finden würde, Fred und George sind und bleiben meine besten Freunde. Die besten, die man sich vorstellen kann, und die ich je hatte – auch wenn ich mit 50% von ihnen momentan nicht viel redete.
George und ich verstanden uns weiterhin gut, wir redeten viel, trafen uns ab und an zu zweit und schwiegen uns auch gerne einfach an. Er erzählte mir oft von seinem Bruder und ich ihm von Beck.
Fünf Monate: Eigentlich eine recht lange Zeit. Und trotzdem kommt es mir vor, als wäre es gestern gewesen, als Angelina mich vom Besen geschubst hatte. Sie war am Tag, nachdem ich den Krankenflügel verlassen hatte, zu mir gekommen und hatte sich bei mir entschuldigt – was ich ihr sehr hoch anrechne.
Es ist inzwischen schon 1994. Wie schnell die Zeit vergeht. Mein Silvester verbrachte ich dieses Jahr mit Lupin in Hogwarts. So ein schönes Silvester hatte ich wirklich noch nie. Ich durfte mich mit meinem Vater zu einer kleinen Gruppe Lehrer dazugesellen (Im Lehrerkollegium wusste man von unserer Verwandtschaft) und trank mit ihm, aber auch mit Dumbledore und Professor Sprout einen Sekt auf Gott und die Welt. Um Mitternacht lagen mein Vater, Dumbledore und ich uns in den Armen und sangen ein Neujahrslied, das ich bis dahin nicht gekannt hatte.
Das war vielleicht eine Nacht! Trotz der Kopfschmerzen am nächsten Morgen kann ich nur positiv auf diesen Jahreswechsel zurücksehen.
Genug von unwichtigem Geschwafel.
Nun zu meiner Situation mit Beck:
Wir sind heute genau fünf Monate zusammen. Wow. So eine lange Beziehung hatte ich noch nie. Was aber auch nur daran liegt, dass ich vorher noch keinen Freund hatte. Wie schon gesagt, kam mir die Zeit nicht so lange vor. Sie verging wie im Fluge.
In den fünf Monaten haben wir uns ab und an getroffen, nicht so viel geredet, wie man vielleicht annehmen könnte, wir haben uns öfter gestritten und, ja, selbstverständlich haben wir auch rumgeknutscht. Er ist inzwischen 18, bereitet sich schon fleißig auf seinen Abschluss vor und seine Freunde kann ich immernoch nicht leiden. Und trotzdem, obwohl ich jeden Tag dumme Sprüche mit anhören muss, obwohl er 3 Jahre älter ist als ich, obwohl er ein Slytherin ist… Habe ich in den fünf Monaten nicht den Mumm oder auch nur die Absicht gehabt, etwas an der Situation zu ändern. Ihr erinnert euch noch an den Ja ich bin dumm Teil, oder?
Jedenfalls lief es in den letzten Wochen zwischen uns beiden besonders schlecht. Nachdem er meinte, meine Freunde, Hermine und Neville, beleidigen zu müssen, war mir endlich klargeworden, was für ein arroganter Arsch eigentlich in ihm steckt. Ein Fiesling – so hatte Fred ihn genannt. Nur widerwillig frühstückte ich heute Morgen mit am Slytherintisch.
Naja, zumindest ging es in der letzten Woche mit Fred wieder bergauf. Wir haben nicht nur miteinander mehr als zwei Sätze geredet, nein, wir haben es sogar länger als 20 Minuten in einem Raum zusammen ausgehalten. Ein Fortschritt!
Und auf diesen Fortschritt wollte ich heute aufbauen. Ich weiß, dass Beck ziemlich glücklich darüber ist, sogar ziemlich schadenfroh, dass ich mit Fred nicht mehr geredet habe, und trotzdem, oder gerade deswegen, möchte ich heute mein vor Monaten (Es müssen mindestens fünf gewesen sein) gemachtes Versprechen halten, und den Tag heute mit Fred verbringen. Es ist Georges und sein Geburtstag und das wollte ich nutzen, um einen ersten Schritt auf ihn zu zu machen. Vielleicht erinnert er sich ja auch gar nicht mehr an unsere Abmachung? Naja, Schlimmer als jetzt kann es eigentlich gar nicht mehr werden, darum muss ich es einfach riskieren. Ich habe ihm sogar ein kleines Geschenk gekauft. Mal sehen, was er dazu sagt. Ich hoffe er freut sich.
Ihr fragt euch vielleicht, was jetzt auf einmal in mich gefahren ist? 5 Monate Ignoranz auf Level 1000 und dann plötzlich Friede Freude Eierkuchen? Naja, er ist immernoch mein bester Freund. Daran hat sich für mich nichts geändert, Schweigen hin oder her. Nur sind uns einfach diese blöden Gefühle in den Weg gekommen.
Ihr müsst wissen, in diesen Fünf Monaten ist mir eines klar geworden. Fred hatte sich nicht nur in mich verliebt. Warum ich mich trotzdem für Beck entscheiden habe? Keine Ahnung. Wahrscheinlich wollte ich nicht, dass das zwischen Fred und mir zerbricht. Und deswegen werde ich auch heute zu ihm gehen.
Heute ist einfach der perfekte Tag, um ein Versprechen einzulösen und meinen besten Freund wiederzubekommen.
„Wohin gehst du?“, fragt Beck mich, als ich mich vom Frühstück direkt auf den Weg in den Gryffindorturm machen will. „Zu Fred.“ – „Ich dachte, du kommst mit zu dem Quidditchspiel? Ich hab dir extra eine Karte besorgt. Der redet doch eh nicht mit dir, warum willst du dann zu dem?“ – „Ich habe es ihm versprochen.“ – „Wann?“ Er hält mich jetzt am Unterarm fest. „Vor Monaten! Das weiß der doch eh nicht mehr. Komm jetzt, die Karten waren teuer.“ – „Beck, nein. Lass mich los.“ Ich entwinde mich aus seinem Griff. „Was für ein Quidditchspiel überhaupt?“ – „Ich hab dir doch davon erzählt, man Emilia. Heute ist unser Fünfmonatiges!“ – „Ja, und Freds Geburtstag!“ – „Dann geh halt zu dem Idioten.“ Ich schaue ihn finster an. „Beleidige ihn nicht!“ – „Er ignoriert dich seit Monaten und du verteidigst ihn auch noch. Jetzt komm doch einfach bitte mit.“, er nimmt meine Hand doch ich entreiße sie ihm. „Er ist mein Bester Freund.“ – „War“, korrigiert er mich. „Geh. Einfach.“, schnaube ich. „Du..“ Er schaut mich sauer an und zieht ein Ticket aus seiner Tasche. Er nimmt es in beide Hände und zerreißt es vor meinen Augen, ehe er wütend zu seinen Freunden verschwindet.
Kopfschüttelnd steige ich über die Papierfetzen und laufe die Treppen zum Gemeinschaftsraum hinauf. Ich bin ziemlich aufgeregt. Immerhin weiß ich nicht, wie Fred reagieren wird, was er sagen wird, ob er überhaupt was sagen wird. Seine Stimme zu hören, darauf freute ich mich am meisten. Ich steige durch das Portrait und schaue mich im Gemeinschaftsraum um. „Geooooorge!“, rufe ich, als ich ihn entdecke und springe ihm in die Arme. „Happy Birthday!“, sage ich im Singsang und drücke ihn feste. Er erwidert meine Umarmung liebevoll und hebt mich dabei hoch. Ich quieke, als ich den Boden unter den Füßen verliere und wir lachen beide. „Ich, haaaaaa… whaaa… Lass mich runter.“ Ich lache und er setzt mich ab. „Ich hab was für dich, wollte ich sagen!“ Ich ziehe eine Schachtel hervor und überreiche sie ihm. „Mit freundlichen Grüßen von meinem Vater.“ Er nimmt die Schachtel an und schüttelt sie. „Okay, danke. Da bin ich mal gespannt.“ Er nimmt den Deckel ab und schaut hinein. „Bei Merlins Bart! Ems, wo hast du all das Zeug her?“ – „Ich sag ja, mit freundlichen Grüßen von meinem Vater.“ George grinst und umarmt mich erneut. Es ist ein riesen Packen der neusten Scherzartikel und Feuerwerkskörper, die eigentlich erst für volljährige Zauberer zugelassen sind. „Du bist die Beste!“, doch ich höre ihm gar nicht richtig zu, wie er davon schwärmt und es Lee und den anderen zeigt. Denn was mich interessiert ist Fred. Und der ist nicht da. Ich durchsuche den ganzen Raum nach ihm. Mir wird ganz komisch. „George, wo ist Fred?“ Georges gute Laune schwindet.
„Mh.. Der ist im Schlafsaal. Nicht so sein Tag heute. Hat noch keinen einzigen Aprilscherz gemacht und verschanzt sich schon die ganze Zeit da oben.“ – „Oh“ mache ich und schaue zu Boden. „Warum?“ – „Das weißt du glaub ich selbst am besten. Nebenbei, ich dachte du wärst mit deinem Beck-Freund bei diesem ach so tollen Quidditchspiel auf den Ach so tollen Plätzen?“ – „Woher weißt du denn davon?“ – „Der posaunt das doch schon seit Wochen oder Monaten herum.“ – „Nichtmal ich wusste das“ ich lache. „Ich hab da noch ein Versprechen einzulösen.“ George nickt. „Da wird sich einer freuen.“ Meint er und lächelt. „Es geht ihm gar nicht gut. Ehrlich. Hab ihn lange nicht richtig lachen gesehen.“ Ich verziehe mein Gesicht und beinahe muss ich anfangen zu weinen, doch ich kann mich fassen und räuspere mich. „Okay.“ Sage ich nur. „Jetzt geh schon!“ Ich nicke, drücke ihn einen Kuss auf die Wange und stürme die Treppen zu den Schlafsälen hoch. „Happy Birthday George!“ rufe ich ihm noch zu und nehme dann je drei Stufen gleichzeitig die Treppe hinauf. Vor der Tür bleibe ich stehen. Sie ist nur angelehnt und ich drücke sie mit einem Finger langsam auf. Fred sitzt auf seiner Bettkante und hält sein Gesicht in seinen Händen vergraben. Neben ihm liegt ein Bild. Ich kenne es nur zu genau, es ist eines der Bilder von meinem 15ten Geburtstag. Ich klopfe gegen den Türrahmen und er schreckt auf. „WAS?“ ruft er verärgert und schaut hoch. „Oh.“ Macht er dann und sein Gesicht ist ausdruckslos. „Em? Was machst du denn hier?“ Seine Augen sind gerötet. Hat er geweint? Ich trete ein paar Schritte ins Zimmer, bleibe jedoch in genügend Abstand zu ihm stehen. „Ein Versprechen einlösen.“ Ich lächle und mache noch einen Schritt auf ihn zu. „Ich dachte du bist“ – „Quidditchspiel? Warum wissen das alle, nur ich nicht.“ Ich schnaube. „Ich dachte heute ist euer Fünfmonatiges oder so?“ Ich nicke. „Kann schon sein.“ Er schaut auf seine Hände. „Ich vermisse dich, Freddie.“, sage ich leise und gehe noch einen Schritt auf ihn zu. Er schließt seine Augen. Er seufzt. Dann schaut er mich an. Als ich ihm in die Augen schaue, durchzieht mich ein zittern und meine Augen werden feucht. Bloß nicht anfangen zu weinen! Nicht jetzt. Es ist kein Hass, mit dem er mich anschaut, auch keine Trauer, leider auch keine Freude. Es ist Enttäuschung, und das ist schlimmer als alles andere. „Du hast dran gedacht.“, sagt er leise. „Klar.“ Ich versuche zu lächeln. Er schnaubt. Dann fährt er sich mit den Händen durchs Gesicht und steht auf. Er geht schnell auf mich zu und umarmt mich. Ehe ich irgendetwas tun kann, schlingt er schon seine Arme um mich und drück mich an sich. „Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe.“, flüstert er und vergräbt sein Gesicht in meiner Schulter. Ich erwidere seine Umarmung und schlinge meine Arme um seinen straffen Oberkörper. Mein Kopf liegt auf seiner Brust und ich kann sein Herz schlagen hören. Es schlägt schneller als sonst und auch sein Atmen geht stoßweise. Er streicht mir vorsichtig über den Rücken und ich bekomme eine Gänsehaut am ganzen Körper. So gut habe ich mich lange nicht mehr gefühlt – so geborgen, so gebraucht und so glücklich. Ich hatte meinen Besten Freund wieder, der Monate nicht mit mir reden wollte, mich nicht angesehen hat und was mich oft zur Verzweiflung gebracht hat. „Happy Birthday, Freddie!“, sage ich leise und er lacht auf. Er drückt mir einen sanften Kuss auf meine Haare und ich schaue zu ihm hoch. Er lächelt. Endlich. Ich erwidere sein Lächeln und schmiege mich wieder an seine Brust. Wir stehen noch eine Weile so da und irgendwann fangen wir an, hin und her zu wippen. Er summt vor sich hin und zieht meinen rechten Arm von seinem Rücken. Ich schaue ihn erst fragend an, doch als er grinst und meine Hand in seine linke legt, verstehe ich. Fred weiß, dass ich gerne Tanze. Ich lege meine linke Hand auf seinen Oberarm und schmiege mich an seine Brust, als er Fix You von Coldplay anstimmt und wir uns langsam im Kreis drehen. Fred beginnt einzelne Wörter des Textes zu singen, und auch wenn er nicht viele Töne trifft, oder gerade deswegen, macht sich ein breites Lächeln auf meinem Gesicht bemerkbar. Er weiß genau, dass Coldplay eine meiner Lieblingsbands ist. Er hat es oft ertragen müssen, wenn ich vor mich her gesungen habe. Jetzt war er dran. Doch ich ergänze seinen Singsang und stimme mit ein. Als er mich leicht von sich weg stößt, drehe ich mich unter seinem Arm entlang und lache. Ich mache ihm verständlich, dass er sich jetzt drehen soll und wir lachen beide. Es ging mir lange nicht so gut, und wie es scheint geht es Fred genauso. Ich singe weiter vor mich hin und tanze vor mich hin, auch wenn das sehr ulkig aussehen muss, denn mit wirklichem tanzen hat das eigentlich nichts zu tun. „But if you never try, you’ll never know“, singe ich. Ich bin glücklich. Fred bewegt sich nicht mehr und schaut mich einfach nur an. Dann stoppe ich auch. „Was ist?“ frage ich und lege meinen Kopf schief. Er schüttelt den Kopf und lächelt verlegen. „Nichts.“ Er zieht mich wieder an sich und wir schauen uns einfach nur an. Wir verschränken unsere Finger und er streicht mir mit dem Daumen über den Handrücken. Der Gesang ist verstummt und es herrscht Stille. Das einzige, was noch zu hören ist, sind unsere Atem, die sich aneinander angepasst haben. Ich verspüre das Innere verlangen, ihm noch Näher zu sein, als ich es eh schon bin und ihm scheint es ähnlich zu gehen. Seine Hand liegt noch auf meiner Hüfte und er zieht mich langsam näher an sich heran, bis zwischen uns schließlich nur noch ein Blatt Platz hätte. Ich spüre seinen Herzschlag, der sich hektisch mit meinem mischt und immernoch schauen wir uns tief in die Augen. Ehe wir noch große Dummheiten wieder wiederholen könnten, schnellt die Tür auf und George steht keuchend in der Tür. „Hey Leute!“, ruft er und verstummt als er uns sieht. Wir zucken beide zusammen, lassen uns abrupt los und entfernen uns voneinander. „oh. Stör ich?“, George schaut von Fred zu mir, zurück zu Fred und grinst. „Was. Nein.“, sagt Fred leicht verärgert und lehnt sich an das Gestell seines Bettes. „Was willst du?“, fragt er ihn energisch. „Ihr müsst das sehen!! Ich hab dein Zeug ausprobiert, Em! Es ist so klasse!“ Er grinst und reibt sich die Hände. „Schnell, schnell.“ Er winkt uns zu sich und geht schon wieder aus der Tür. Fred und ich schauen uns an. Ich kann seinen Ausdruck nicht deuten, aber wir folgen George stumm aus dem Schlafsaal heraus, in den Gemeinschaftsraum, wo uns ein kleines Indoor-Feuerwerk erwartet. „Das ist so cool!“, meint Lee und zündet eine Rakete an, die an die Decke geht und da mit dem Schriftzug „Happy Birthday Chaos-Zwillinge“ explodiert. Ich sehe wie Fred lächeln muss als er das sieht. Er lehnt, die Arme vor sich verschränkt, an der Wand und betrachtet das Spektakel. Ich achte gar nicht mehr auf das Feuerwerk und die Scherzartikel, die George und Lee nun an den anderen Gryffindors ausprobieren und schaue nur Fred an. Er sieht gut aus, wie er da steht. Er sah schon immer gut aus. Ich bekomme wieder eine Gänsehaut, als er zu mir herübersieht und mich anlächelt. Ich schaue schnell weg und lasse mich von George in den Bann meines Geschenkes ziehen. „Das ist was für euch!“ – Er wirft Fred und mir jeweils eine kleine Schachtel zu. „Liebespralinen“ lese ich und werfe George einen finsteren Blick zu. „Ach halt die klappe.“, meint Fred und bewirft seinen Bruder mit der Packung. Er grinst leicht als sie George am Kopf trifft und auch ich muss lachen. „Ey!“, beschwert dieser sich und wirft eine andere Packung auf Fred zurück. Diese Explodiert, als sie Fred am Arm trifft und sprüht Funken. Ich reiße die Augen weit auf und will schon auf Fred zu eilen, doch da lacht dieser auf und stürmt auf seinen Bruder zu. Die beiden kabbeln sich und ich schaue belustigt zu. „Nimm das!“ – George stopft Fred ein Bonbon in den Mund, das der vor Schreck verschluckt – und fängt daraufhin an, Tiergeräusche zu machen. Ich halte mir die Hand vor den Mund und pruste los als lautes Löwengebrüll durch den Raum dringt. Einige Erstklässler schauen verängstigt zu Fred und George, die übereinander auf der Couch hängen. George lacht als Fred sich mit ausgestreckter Brust in den Raum streckt und sein Gebrüll loslässt. Er schaut mich an und grinst. Ich grinse ebenfalls. „Ein echter Gryffindor!“, meint Lee und lacht. Dann verstummt Freds Gebrüll wieder. „Schade.“, meint er und schaut zu George. „Cooles Zeug!“ – „Aber hallo!“, meint dieser und sammelt die Tüten und Päckchen, die bei ihrer Rangelei auf den Boden gefallen sind, sorgfältig wieder ein. „Da sind auch paar Schummel-Helfer dabei. Von denen weiß mein Vater allerdings nichts.“ Ich grinse und Fred und George klatschen sich ab. „Abschluss gerettet!“ meint George und lacht. Lee und er schauen sich schon das nächste Päckchen an, als Fred auf mich zugestürmt kommt und mich ohne Vorwarnung über seine Schulter wirft. „So. Wir machen uns mal auf den Weg!“ ich schreie auf und klopfe gegen seinen Rücken, aber er lässt mich nicht runter. „Tze.“ Mache ich und lache. „Bis dann Jungs!“, rufe ich und winke George und Lee zu. „Ich kann mich leider nicht wehren.“ Sie lachen und George grinst. „Viel Spaß noch!“, ruft er. „Jaja.“ Meint Fred und hievt mich durch das Portrait der Fetten Dame.
Draußen setzt er mich wieder ab. „Danke“ meine ich und richte mein T-Shirt. „Ich musste da raus“, meint er und deutet auf die Treppe. „Nach Ihnen!“ Ich mache einen Knicks und gehe ihm voraus die Treppe herunter. „Zu Gütig der Herr.“ Lachend laufen wir die Treppen herunter. „Wo wollen wir eigentlich hin?“ – „Immer der Nase nach.“ Er lacht und setzt sich auf das Geländer der Treppe. Er rutscht daran herunter und ich tue es ihm gleich. Unten fängt er mich auf und wir sprinten die nächsten Treppen herunter. Erst als Fred das letzte Geländer herunter rutscht und auf dem Boden aufkommt, verstummt unser Gelächter. Fred landet genau vor den Füßen von Professor Snape. „Oh. Hallo Professor.“ Ich komme am Fuße der Treppe an und bleibe auf der letzten Stufe stehen. „Mr. Weasley.“, sagt er und schaut Fred böse an. Dann schaut er zu mir. „Ms. McClair.“ Jetzt schaut er mich an. „Nur weil heute Ihr Geburtstag ist.“ Wieder Fred. „Oder Ihr Vater dem Schulpersonal angehört.“ Wieder ich. „Gibt Ihnen beiden das nicht das Recht hier zu tun und zu lassen was Sie wollen. Wir sind eine Lehranstalt, kein Kindergarten.“ – „Ein einfaches Alles Gute hätte auch gereicht, Professor.“, meint Fred und ich muss mich stark zusammenreißen, nicht anzufangen zu lachen. Jetzt geht Snape auf Fred zu und bleibt kurz vor ihm stehen. „50 Punkte Abzug für Gryffindor für unangemessenes Verhalten im Schulgebäude und einem Lehrkörper gegenüber.“ Fred schluckt, sagt aber nichts. Snape dreht sich zu mir, verzieht seine Augen zu schlitzen, dreht sich um und geht mit schnellen Schritten davon. „Immerhin wusste er, dass heute mein Geburtstag ist.“ Fred und ich schauen uns an. Dann lachen wir los. Wir gehen in Richtung Eingangshalle. „Nach Ihnen“ Ich grinse und mache erneut einen Knicks. „Ich wusste gar nicht, dass die Lehrer von dir und Lupin wissen.“ – „Doch, doch. Oh, ich hab dir so viel zu erzählen.“ Ich grinse und denke dabei an mein Silvester. „Weiß Snape denn, dass du auch mit ihm verwandt bist?“ Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung, vielleicht verdrängt er es. Oder hofft einfach, dass ich es nicht weiß.“ – „Vielleicht wartet er auch auf den Richtigen Moment, es dir zu sagen und dann könnt ihr große glückliche Familie spielen!“, meint Fred und strahlt dabei euphorisch. „Du hast nen Schaden.“, gluckse ich und lege meinen Arm um ihn, als er seinen über meine Schulter wirft. „Und das fällt dir jetzt erst auf?“ Wir lachen. „Wohin gehen wir eigentlich?“, frage ich ihn und schaue mich um. Wir sind auf dem Gelände und vor uns liegt der See. Es ist relativ warm, auch wenn erst April ist. „See?“, er schaut mich fragend an. „Bisschen schwimmen?“ Ich runzle die Stirn. „Hab leider grad keine Schwimmsachen drunter.“- „Gehen wir halt Nacktbaden.“, sagt er ernst. Ich stocke und schaue ihn verwundert an. „Das war ein Scheherz!“, meint er und lacht. „Guck nicht so dumm.“ Ich kneife ihn in die Seite und er zuckt zurück. Wir verstehen uns so gut wie nie, als wäre nichts zwischen uns vorgefallen. Als wären die letzten fünf Monate nicht gewesen.
Wir setzen uns ins Gras am Seeufer und Fred schaut gedankenverloren in den Himmel. Er Kaut auf einem Grashalm herum und ich schaue ihn gespannt an. Ich ziehe meine Jacke aus und lege sie zusammen mit meiner Umhängetasche neben mir ab. Dann werfe ich mit einem Grasbüschel nach Fred. Er zuckt und schreckt auf. „Ey.“ Meint er und lacht. „Tze.“ Macht er und greift neben sich ins Gras. Er zieht es aus der Erde und wirft damit nach mir. „Na warte..“ meine ich uns grabe in der Erde. Fred ist aufgestanden und kniet sich hin, um ebenfalls zu graben. Ich stehe auf und bewerfe ihn mit einer Hand voll Dreck. Ich lache auf als der Dreckklumpen ihn auf der Brust trifft und einen großen braunen Fleck hinterlässt. Er reißt den Mund auf und schaut mich herausfordernd an. Dann springt er auf. Und ich laufe. Lachend laufe ich rückwärts vor ihm her. „Oh oh.“ Rufe ich und fliehe auf den Steg – ganz schlechte Idee! Wenn ihr vor jemandem flüchten wollt… geht nicht auf einen Steg! - „Das war irgendwie nicht so klug“, gebe ich zu und lache, als Fred auf mich zugelaufen kommt. Am Ende des Steges angekommen, bleibe ich stehen und schaue nach links und rechts. Wasser. Fred umklammert mich und nimmt mich hoch. Ich kralle mich an seinem Hals fest und schreie auf, als ich den Boden unter den Füßen verliere. Ich trommle auf ihm herum, kann jedoch nicht aufhören zu lachen. Er tut, als wolle er mich ins Wasser werfen, doch als ich beginne, ihn zu kitzeln, lässt er mich wieder runter und stellt sich mit ausgestreckten Händen vor mich. „Bloß nicht!“, sagt er lachend und versucht sich vor meinen Fingern in Sicherheit zu bringen. Ich lasse meine Hände immernoch lachend sinken und denke mir einen Plan aus. „Frieden!“, sage ich und halte ihm meine Hand zur Loyalität hin. Er will sie nehmen, doch ich denke gar nicht an Frieden und schubste ihn mit aller Kraft Richtung Wasser. Darauf war Fred nicht gefasst und er fällt mit einem überraschten Aufschrei in das kühle Nass. Ich halte mir die Hand vor den Mund und pruste los. Fred versinkt im Wasser und taucht keuchend wieder auf. „Ey!“, ruft er gespielt empört. „Miese Ratte, du!“ Er lacht und zieht sich am Steg hoch. Er stützt meine Ellbogen auf den Steg und schaut mich grinsend an. Ich knie mich hin und beuge mich zu ihm. „Sorry. Das musste sein.“ Ich grinse und wuschle ihm durch seine nassen Haare. Er schüttelt sich und Wasser spritzt mir ins Gesicht. „Ewh.“ Mache ich und zucke. Er fährt sich durchs Haar und schaut mich an. „Willst du nicht auch rein kommen? Ist schön hier unten!“, meint er und grinst. „Lieber nicht!“ – „Hilfst du mir dann mal hoch?“, fragt er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen und naiv wie ich bin, reiche ich ihm die Hand. Er nimmt sie, zieht daran, und ehe ich mich versehen kann, kippe ich laut schreiend mit dem Kopf voran in das kalte Seewasser. Wassermassen umgeben mich und erst fällt es mir schwer mich zu orientieren, doch dann tauche ich auf und keuche. „Oh, das tut mir jetzt aber leid.“ Meint Fred und lacht. Ich lache mit ihm und halte mich am Steg fest. Ich bin keine besonders begabte Schwimmerin, auch wenn ich früher gerne mit den anderen Kindern im Schwimmbad war. „Jetzt sind wir quitt.“ Wir lachen beide und ich ziehe mich (nicht so elegant wie ich gehofft hatte) am Steg hoch. Ich setze mich an die Kante, sodass nur noch meine Beine im Wasser baumeln und warte darauf, dass Fred es mir gleich tut. Ohne Probleme zieht er sich hoch und steht Sekunden Später schon wieder auf den Beinen. Ich stehe auf und schüttle mich einwenig. Mein T-Shirt und die Hose hängen vor Nässe schwer triefend an mir herab und man kann meinen BH hindurchsehen. Doch das macht mir nichts aus. Ich wuschle mir durch die nassen Haare und versuche sie zu richten. „Puh, das Wasser ist nicht gerade Warm.“ Fred schüttelt den Kopf. „Nicht wirklich.“ Ich schaue Fred dabei zu wie er sein Hemd Knopf für Knopf öffnet und es dann auszieht, um es auszuwringen. Ich schlucke. „Guck nicht so wie ein begossener Pudel.“ Meint er und lacht. Ich fasse mich wieder und schaue auf den See hinaus. Ich will gar nicht wissen was da alles drin wohnt. Ich luke zu Fred herüber, der sich das nasse Hemd jetzt über die Schultern geworfen hat und sich nun seine Haare richtet. Wind kommt auf und ich beginne leicht zu zittern. „Komm, wir gehen wieder in die Sonne.“ Der Steg wird von einem großen Schatten eingerahmt, den der Verbotene Wald auf ihn wirft. „Ja, bitte.“ Ich reibe mir die Arme und wir gehen zur Wiese zurück. „Auf die Bank?“ Ich nicke und ziehe meine Jacke und meine Tasche aus der Wiese. Dann gehe ich auf die Bank zu, auf der Fred gerade dabei ist, seine Schuhe auszuleeren. Er stellt sie neben die Bank und schaut zu mir hoch. Er lächelt mich an und ich erwidere das Lächeln. Ich lege Jacke und Tasche auf der Bank ab und ziehe Fred dann sein Hemd hinter seinen Schultern weg, um es an dem Baum neben der Bank zum Trocknen aufzuhängen. „Danke, Mami.“ Meint Fred und lacht. Ich strecke ihm die Zunge heraus und setze mich dann neben ihn. „Kennst du keinen Trocken-zauber oder so?“ frage ich und reibe mir wieder die Arme. Die Sonne auf meiner Haut und den Nassen Klamotten tut gut und wärmt. „Ehm… Ich heiße doch nicht Hermine!“, meint er und wir lachen. Es tut so gut mit Fred zusammen zu lachen und ich habe es so sehr vermisst. Wie konnte ich die letzten fünf Monate überhaupt aushalten? Er lehnt sich zurück und breitet seine Arme über die Banklehne aus. Genüsslich legt er den Kopf in den Nacken und schließt die Augen. Er atmet tief durch und lässt sich von der Sonne berieseln. Ich beobachte ihn dabei und muss schmunzeln. Meine nassen Haare tropfen mir ins Gesicht und lassen mich wieder zur Besinnung kommen. Ich beuge mich herunter und öffne meine Sneakers. Dann kippe ich das Wasser aus und stelle sie an der Bank auf. Daraufhin ziehe ich meine Socken aus und stopfe sie in die Schuhe. Dann krame ich in meiner Tasche nach einem Haargummi und binde mir meine Haare zu einem Dutt zusammen. Fred genießt immernoch die Sonne und ich muss wieder schmunzeln, als ich ihn dabei beobachte. Ich wringe mein T-Shirt so gut es geht aus und knote es am Bauch zusammen, sodass man meinen Bauch sieht. Ich hänge die Tasche an die Ecke der Bank und Knülle meine Jacke zusammen. Dann setzte ich mich mit ein bisschen Abstand ruhig neben Fred. Mein Rücken berührt seinen Arm und er zuckt leicht, schaut auf und lächelt. Er dreht sich und ohne dass ich mich wehren könnte, legt er sich mit seinem Kopf in meinen Schoß und winkelt seine Beine an. Ich schaue zu ihm herab und lächle ihn glücklich an. Dann ziehe ich ein Bein auf die Bank, damit ich halb im Schneidersitz sitze. Mit meiner einen Hand stütze ich meinen Kopf auf der Banklehne ab und mit der anderen streiche ich ihm durch die Haare. „Erzähl mir was von deinen letzten Monaten“ meint Fred und lächelt zufrieden. „mh… Mal sehen. Waren eigentlich nicht so spannend.“ Ich lächle verlegen. Ich will ihm nichts von Beck erzählen, das ist irgendwie falsch. Nicht nur irgendwie. Das ist ziemlich falsch. „Ich hab mich oft mit meinem Vater getroffen, offiziell musste ich nachsitzen.“ Ich lache auf, Fred grinst. „Da musst du aber viel angestellt haben.“ – „Oh jaa..“ Ich streiche Fred eine Strähne aus dem Gesicht und wickle sie um meinen Finger. „Er hat mir viel von meiner Mutter erzählt!“ Fred lächelt. „Und von sich.“ Ich schweige kurz und überlege. „Hat George dir das mit den Rumtreibern erzählt?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein, was denn?“ – „Dad ist Moony, Harrys Vater war Krone und Sirius Black war Tatze.“, zähle ich auf. „Nein?!“, keucht Fred begeistert. „Hammer! Bei Merlins Bart! Emilia, du bist die Tochter einer Legende!“ Ich grinse und beginne, Freds Haare ein wenig zu flechten. „Hast du etwa was anderes erwartet?“, ich lache auf. „Und Silvester habe ich mit ihm, Dumbledore und ein paar anderen Lehrern verbracht. Da hättest du dabei sein sollen! Das werde ich echt nie vergessen. Ich habe mit Dumbledore zusammen ‚Áuld Lang Syne‘ gesungen. Wir lagen uns angetrunken in den Armen und haben das neue Jahr begrüßt.“ Fred lacht. „Das kann ich mir irgendwie sogar richtig gut vorstellen.“, gluckst er. „Es war herrlich.“
Ich erzähle ihm weiter von meinen Plänen, von meinen letzten Monaten, von den Abendstunden, die ich mit meinem Vater verbracht habe, die Zeit, die wir nachgeholt haben. Fred hört mir gespannt zu und kommentiert hier und da das erzählte. Dann ist er dran und erzählt mir von seinen letzten fünf Monaten. Er meint das Weihnachtsfest sei mit Abstand das ödeste seit Jahren gewesen und trotz einem großen Haufen Knaller und Raketen war Silvester nicht wirklich lustig gewesen. Ich habe solche Schuldgefühle, als er davon redet, wie öde seine letzten Monate eigentlich waren. Es tut mir so leid. Aber wir haben uns beide dafür entschieden. Nachdem Fred die halbe Nacht an meinem Bett verbracht hatte, als ich im Krankenflügel gelegen hatte, war er nicht mehr zu mir gekommen, auch nicht, um zu fragen, wie es mir geht. Anscheinend hatte er einfach aufgegeben. Doch daran will ich jetzt nicht denken. Heute ist ein guter Tag. Endlich mal wieder.
Mein T-Shirt ist trocken, als es langsam dunkler wird und die Sonne beginnt, unter zu gehen. Mittlerweile sitzen Fred und ich uns auf der Bank im Schneidersitz gegenüber und er hat sein Hemd wieder angezogen, allerdings nicht zugeknöpft. Mit einem Stein versucht er etwas in die alte Holzbank zu ritzen, doch ich erkenne es nicht. Er ist am Ende einer Geschichten angekommen und es herrscht eine Ruhe zwischen uns. „Danke, Em. Für diesen unvergesslichen Geburtstag.“ Meint Fred und lächelt mich glücklich an. Dann schaut er wieder auf den Stein in seiner Hand. „Ohh.. hab ich ganz vergessen.“ Ich ziehe meine Tasche her und krame darin herum. „Ich hab doch noch was für dich.“ Er schaut neugierig auf. „Wenn es dir nicht gefällt, tu bitte zumindest so, als würde es dir gefallen.“, quieke ich verlegen, als ich es ihm überreiche. „Es wird mir bestimmt gefallen!“ Überzeugt nimmt er die kleine Schachtel an und löst die Schleife. Er hebt den Deckel der Schachtel an und zum Vorschein kommt ein dunkelbraunes Lederarmband. Gespannt verfolge ich seine Mimik und hoffe wirklich, dass es ihm gefällt. Ich schlage meine Hände vors Gesicht, als er es sich näher anguckt. „Ich wusste nicht, wie du heute drauf bist und habe einfach auf das beste gehofft.“, murmle ich und spinkse durch meine Finger hindurch. Fred legt das Armband um sein eines Handgelenk und schließt es mit der anderen Hand. „Das ist echt schön.“, Fred strahlt zufrieden. „Puuuh…“, ich nehme meine Hände vom Gesicht und lächle erleichtert. Es ist der Spruch „I solemnly swear that I'm up to no good.“ eingraviert, der uns durch unsere ersten Schuljahre begleitet hatte. Fred umarmt mich. „Dankeschön“, murmelt er und drück mich fest an sich.
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