von Mabji
Ich musste zugeben, dass ich nach der Entdeckung der Nachricht für einige Zeit etwas handlungsunfähig war.
Snape, der sich wohl Sorgen machte, hatte mich auf mein Bett geschoben und mir dann langsam den BH auf gemacht, um die Wunden verarzten zu können.
Ich war gerade mal dazu fähig mir ein Kissen zu schnappen und dieses gegen meine nackten Brüste zu pressen. Mit völlig leerem Blick, starrte ich gegen seinen Kleiderschrank und dachte an gar nichts, während er hinter mir hockte und die Schnitte mit einer Heilsalbe einrieb.
Wenn ich nicht so paralysiert gewesen wäre, dann wäre mir sicherlich aufgefallen, wie zärtlich er das machte und wie viel Zeit er sich damit ließ, doch mein Kopf war im Ruhezustand und bemerkte gerade gar nichts.
Schließlich war er fertig, doch da ich mich immer noch nicht rührte, stand er auf und hockte sich vor mich, um mir in die Augen zu spähen.
Das riss mich aus meiner Trance hinaus, ich stand selbst auf und trat dann ans Fenster.
“Erklär mir das! Und lüg mich bloß nicht noch einmal an!”, sagte ich streng, ohne ihn anzusehen.
Ich hörte ihn seufzen und dann ließ er sich auf dem Bett nieder. “Es tut mir leid. Die Nachricht auf deinem Rücken, die ist vom Sensenmann. Es schein ganz so, als wäre wir beide ohne es zu wollen, Teil eines seiner Spiele geworden.”, sagte er leise.
“Weiter!”
“Nun, das Buch, welches du vorhin gesehen hast, dass sind die Spielregeln. Minerva hat es mir gegeben, nachdem ich ihr das Tattoo gezeigt hatte. Es war bei den Sachen dabei, die Dumbledore der Schule vermacht hat.”, erläuterte Severus langsam.
Genervt verdrehte ich die Augen und wandte mich dann zu ihm um. “Komm zur Sache! Was für ein Spiel ist das? Was kommt noch auf uns zu? Können wir gewinnen? Was für Regeln gibt es?”, fauchte ich harsch und plumpste neben ihn, das Kissen immer noch fest an mich gepresst.
Ich konnte beobachten, wie er einen Moment lang abgelenkt auf die Ansätze meiner Brüste starrte und seine Finger zuckten, doch dann sah er wieder auf und hatte sich im Griff.
“Nun um es kurz zu machen, es ist ein Spiel um meine Seele.”, sagte er und verschränkte die Arme vor der Brust. “Offenbar kommt es vor, dass der Sensenmann, wenn er sich besonders langweilt und nichts zu tun hat, so seinen Schabernack mit den Menschen treibt. Ich denke, er hat nicht viel zu tun, jetzt wo der Krieg in unserer Welt zu Ende ist. Jedenfalls, wenn ihm ein Mensch nur ganz knapp entkommt, dann macht ihn das wütend und er will sich die Seele einverleiben. Ich bin ihm nach der Schlacht damals nur sehr knapp entkommen.”
Ich nickte. Ich wusste alles darüber, denn ich war zu der Zeit immer noch im St. Mungo gewesen, als er eingeliefert wurde. Drei Monate hatte er im Koma gelegen und mehr als einen Herzstillstand in der Zeit gehabt! Erst als er wach wurde, war klar, dass er überleben würde.
“Schön und gut, aber wodurch haben wir es ausgelöst?”, fragte ich unruhig. Das war alles gar nicht gut!
“Du hast es ausgelöst, als du mich vor dem Feuer gerettet hast!”, sagte er und wirkte halb stolz, halb verärgert. “Es geht um die vier Elemente. Wenn ein Mensch droht durch Feuer, Wasser, Luft oder Erde den Tod zu finden und er gerettet wird, durch wen auch immer, dann beginnt das Spiel. Natürlich nur, wenn der Mensch schon mal Tod war, so wie ich. Du hast mich vor dem Feuertod gerettet. Das war die erste Aufgabe und damit der Anfang des Spiels. Danach hast du mich vor dem Felsbrocken gerettet, das war die zweite Aufgabe und gerade eben vor dem Erstickungstod, also Aufgabe drei. Damit haben wir Feuer, Erde und Luft schon fertig.”
Ich bis mir auf die Unterlippe, weil mir wieder das Symbol auf unseren Rücken einfiel. Da waren aber fünf leere Felder!
“Bleibt also noch Wasser und wofür ist das Mittlere Feld in dem Tattoo? Wofür die Tattoos überhaupt?”, fragte ich weiter.
“Das scheint nicht so recht was mit dem Spiel zu tun haben. So wie ich das Buch verstanden habe, ist das Feld in der Mitte nur dann gefüllt, wenn die beiden Spieler, also du und ich, sich verbinden.”, sagte er mit gerunzelter Stirn. “Was aber mit verbinden gemeint ist, kann ich dir auch nicht sagen. Und allgemein sind die Tattoos wohl nur dazu da, damit jeder weiß, wo man gerade im Spiel steht und damit der Sensenmann weiß, mit wem er schon gespielt hat. In dem Buch stand, er hätte keine Lust sich alle Namen zu merken.”
Ich stand wieder auf und trat erneut ans Fenster. Hagrid ging gerade in seine Hütte und die Sonne stand schon tief, bald würde es Abendessen geben.
Ich seufzte schwer und drückte meine Stirn gegen das kalte Glas. Das gefiel mir alles ganz und gar nicht. Spiele mit dem Sensenmann. Das würde mir keiner glauben! So was gab es auch nur in der Zaubererwelt. Kurz dachte ich darüber nach, wie ich mich wohl jetzt fühlen würde, wenn ich Snape einfach in dem Feuer zurückgelassen hätte, doch es hatte keinen Sinn sich etwas vor zu machen.
Natürlich war es gar nicht Lustig, dass ich jetzt für Severus Leben verantwortlich war. Ich konnte jetzt schon die Panik spüren, wenn ich daran dachte, dass ich ihn vielleicht beim nächsten Mal nicht würde retten können. Aber ich würde mich viel schlechter, ja tauschend Mal schlechter fühlen, wenn ich mich bewusste dazu entschieden hätte meinen Lehrer sterben zu lassen.
Selbst wenn das bedeutete, dass ich jedes Mal verletzt wurde, wenn ich ihn rettete, denn nun war irgendwie klar, warum ich jedes Mal verwundet gewesen war, wenn er mit dem Leben davon kam. Die Brandwunde, die kaputten Zehen und jetzt die Schnitte.
Strafe dafür, dass ich dem Tod in einer weiteren Runde besiegt hatte!
Ich hörte, wie Severus sich räusperte.
“Ich kann natürlich verstehen, dass du jetzt nichts mehr mit mir zutun haben willst. Es ist leichter für dich, mich einfach sterben zu lassen, dann hast du deine Ruhe, dass ist einleuchtend. Ich mache die keinen Vorwurf.”, sagte er leise und schon in der nächsten Sekunde hatte ich ihm eine schallende Ohrfeige verpasst.
Wütend und schnaufend stand ich vor ihm, während er sich die Wange hielt und finster zu mir hoch starrte.
“Wenn du wirklich von mir denkst, dass ich dich in so einer Situation alleine lasse, nur um es selber bequemer zu haben, dann kennst du mich nicht und ich will dich nicht kennen, wenn du ehrlich so von mir denkst!”, fauchte ich und drehte mich wieder um.
“Welche Regel wurde außer Kraft gesetzt?”, fragte ich, um Fassung bemüht.
“Das weiß ich nicht so genau. Die Erste, aber ich kann dir nicht sagen, welche die Erste war.”, sagte er ruhig. Wenigstens schrie er nicht!
“Dann schlag es nach! Das scheiß Buch ist doch in deinem Mantel!”
Ich konnte beinahe hören, wie er mir einen bösen Blick zuwarf, doch dann raschelte Stoff. Es entstand eine lange Pause. Seine Bewegungen wurden scheinbar immer hektischer, schließlich stand er auf, verschwand im Bad und kam wieder zurück, ohne das Buch.
Ich musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue.
“Es ist weg! Ich hab es hier in die Tasche gesteckt, aber da ist es nicht mehr!”
Langsam wirklich an der Grenze meiner Geduld angekommen, ( besonders viel hatte ich davon ohnehin nicht, war ja nicht in Hufflepuff) schlug ich die Augen nieder und atmete einige Male beruhigend durch, bevor ich mich dazu überwinden konnte ruhig zu bleiben.
“Dann sind wir also blind. Gut, wir werden es ja sehen! Du hältst dich von Wasser fern! Der See ist tabu, kein rausgehen, wenn es regnet. Du wirst nicht mehr baden und wenn du duschen gehst, komme ich mit in den Raum! Ich drehe mich auch um, damit die Etikette gewahrt wird. Neben der Möglichkeit des Ertrinkens gibt es natürlich auch noch die Wassersucht und die Wasservergiftungen. Ich werde dich jeden Morgen und jeden Abend auf beides untersuchen!”, sagte ich geschäftsmäßig und sah ihn nicken, wenn auch nicht sehr begeistert.
“Ich meine das alles vollkommen ernst! Kein Rumpanschen, geh Pfützen und anderen nassen Stellen aus dem Weg. Waschbecken werden nicht gefüllt, ein längerer Aufenthalt im Bad nur mit Begleitung!”, sagte ich streng und musste zugeben, dass mich diese Einschränkungen auch nerven würden. “Wenn ich mitkriege, dass du das alles auf die leichte Schulter nimmst, dann werde ich die Geduld endgültig verlieren! Wir werden vermutlich trotzdem nicht drum herum kommen. Irgendwann wirst du ausrutschen, oder sonst was. Aber danach ist es vorbei, richtig?”
Ich sah, wie er mich einfach nur ausdruckslos anstarrte und ahnte nichts gutes.
“Richtig?”
“Nein, danach gibt es noch eine letzte Aufgabe, aber die muss ich alleine bestehen, da kannst du mir nicht helfen.”, sagte er und verschränkte die Arme.
Ich schnaufte und rieb mir müde über das Gesicht.
Ich wollte jetzt nur noch schlafen, wusste aber gleichzeitig, dass ich die ganze Nacht wach liegen würde. Dennoch ging ich ins Bad und zog mir meine Schlafsachen an. Als ich wieder in mein Zimmer kam, stand Severus immer noch an der Selben stelle und hatte sich scheinbar gar nicht bewegt.
Ich krabbelte ungeachtet von ihm ins Bett und schloss als deutliches Signal die Augen. Nach einer Minute schnaufte er genervt und dann hörte ich die Zimmertür gehen.
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