von Mabji
Kapitel 12 - Leidensgenossen
“Okay, also noch mal für alle: Wer in den Ferien hier bleiben will, um bei den Reparaturen zu helfen, hat noch bis Morgen beim Abendessen Zeit, um sich bei mir in die Liste eintragen zu lassen. Die Schulleiterin hat versichert, dass jeder, der bleibt, automatisch 20 Hauspunkte für sein Haus gewinnt!”, sagte ich laut und deutlich zu den versammelten Siebtklässlern. “Das ist alles, viel Spaß in Hogsmead!”
Die meisten Standen sofort auf und verließen die große Halle, in welcher ich sie nach dem Frühstück zusammengerufen hatte. Ich hatte im Grunde nichts anderes erwartet, Schüler waren nun mal faul und außerdem wollten sie alle endlich ins Dorf, aber einige Hufflepuff kamen zu mir, um sich für die Hilfe eintragen zu lassen.
Es wunderte mich nicht, die Dachse waren dieses Jahre im Häuserwettbewerb recht weit abgeschlagen und da war es klar, dass sie diese Chance nutzen wollten.
Nachdem sich meine Klassenkameraden verabschiedet hatten, machte auch ich mich hinunter ins Dorf. Alleine!
Das hatte auch einen besonderen Grund!
Ich wollte nicht in Hogsmead bleiben, ich würde bis zum Eberkopf gehen und von dort aus dann in die Nokturengasse apparieren. Und genau das tat ich jetzt auch, natürlich nicht ohne ein schlechtes Gewissen, weil ich die Schulregeln brach, aber manche Dinge sind einfach wichtiger und diese Sache gehörte definitiv dazu.
Ich hatte schon vor Jahren gehört, dass es hier einen kleinen Laden gab, in dem man einfach alles kaufen konnte, also hatte ich alle meine Ersparnisse zusammengesucht. Es würde nicht billig werden!
Kaum war ich appariert und in der dunklen Gasse wieder aufgetaucht, musste ich erst einmal stehen bleiben, bis sich meine Augen an die Dunkelheit hier gewöhnt hatten, in Hogsmead hatte die Sonne hell geleuchtet.
Ich hielt mich nicht sehr gerne hier auf, war bisher auch nur einmal hier gewesen, weil ich meine Freundin besucht hatte, die sich nur hier hatte die Miete leisten können, aber es ließ sich ja nicht ändern.
Ich atmete beruhigend durch, orientierte mich kurz und lief dann in die richtige Richtung, bis ich schließlich vor einem winzigen Ladengeschäft ankam.
Über der Tür hing ein altes, schräges Schild mit der Aufschrift: “Wunderliche Welt und deren Schätze”.
Die Fenster rechts und links neben der Tür waren so verdreckt, dass ich nicht ins Innere sehen konnte und doch wusste ich, dass ich hier richtig war. Ich hatte schon oft genug die Slytherins über diesen Laden munkeln hören! Ich zögerte noch einmal kurz, drückte dann mit angehaltenem Atem die Tür auf und trat ein.
Der Vorraum war winzig. Keine zwei Meter hinter der Tür kam schon der Verkauftresen, ansonsten gab es in diesem Raum nur noch eine weiter Tür in einen Nachbarraum. Keine Ausliegeware, keine Anschauungsstücke, nicht mal eine Pflanze, nur dunkles, dreckiges Holz. Es wirkte trostlos, dreckig und lieblos.
Bei meinem Eintreten hatte irgendwo im anderen Zimmer eine Klingel geschellt und nun ging die zweite Tür auf und ein erstaunlich junger Mann, mit kurzen braunen Haaren und einen Schnurrbart kam in den Raum. Er hatte rote unterlaufene Augen.
Ich schenkte ihm ein etwas zurückhaltendes Lächeln und trat langsam näher. “Guten Tag, Sir!”
“Sparen wir uns die Höflichkeitsfloskeln! Was brauchst du, Mädchen?”, fragte er trocken und sah mich auffordernd an.
“Ich benötige ein Phiole Phönixtränen. Genug um einen erwachsenen Mann zu heilen!”, sagte ich plötzlich nervös und rang meine Hände. Diese Tränen waren ein ultimatives Heilmittel. Wenn ich Severus beim nächsten Mal nicht würde retten können, oder sonst was schief ging, dann könnten ihnen die Tränen vielleicht retten.
Nur deswegen war ich überhaupt hier.
Der Mann blickte mich überaus überrascht an und legte den Kopf schräg, als wollte er herausfinden, wofür ich diese wohl nutzen wollte. “Das wir aber nicht billig, ganz und gar nicht billig!”, sagte er leise. “Eine Phiole kostet 500 Galleonen!”
Entsetzt klappte mir der Mund auf, damit hatte ich nicht gerechnet. “Ich habe aber nur 100 Galleonen, was können sie mir dafür anbieten? Gibt es irgendwas anderes, womit ich bezahlen könnte? Ich tue alles!”, flüsterte ich brüchig und konnte gar nicht glauben, was ich da sagte! Hatte ich mich gerade tatsächlich dazu bereit erklärt selbst Sex mit einem Fremden zu haben, nur um diese Tränen für meinen Lehrer zu bekommen?
War mir Severus denn wirklich so wichtig?
Ich wollte da jetzt nicht drüber nachdenken.
“Alles, ja?”, fragte er und ein skeptisches Grinsen trat auf sein Gesicht. “ALLES, ist ein großes Wort, das solltest du nicht leichtfertig in den Mund nehmen, Mädchen! Wofür brauchst du die Tränen? Lüg mich bloß nicht an!”
Ich seufzte, knöpfte meinen Mantel auf und drehte ihm dann den Rücken zu, während ich mein T-Shirt am Saum runter zog, so dass meine Schulterblätter zu sehen waren. Ich hatte das eigentlich niemandem Zeigen wollen, wer würde mir schon glauben, dass der Sensenmann hinter Severus und mir her war, aber ich hörte den fremden Mann trotzdem erschrocken aufkeuchen, als hätte er das runde Symbol wiedererkannt.
Ich drehte mich wieder um und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen und vor den Mund geschlagenen Händen dastehen. Tränen traten ihm in die Augen, bevor er sich langsam umdrehte und ebenfalls seine Schulterblätter freilegte.
Dort kam ein Tattoo zum Vorschein, welches meinem erstaunlich ähnlich war, auch wenn es gravierende Unterschiede gab.
Sein Kreis war bei Wasser und Feuer schon mit Farbe gefüllt, auch die Mitte war gefüllt und trug einen leuchtenden und glitzernden Diamanten, aber der Rest des Kreises war abgebrochen und lag scheinbar in Teile zerbrochen weiter unten auf seiner Haut. Zwischen dem Gefüllten und dem Zerbrochenem Teil waren tiefe Narben zu erkennen, als wäre er dort von einem Bären oder ähnlichem angegriffen worden.
Ich taumelte Rückwärts.
“Ich hab es nicht geschafft sie zu retten.”, flüsterte der Mann und sah mich verzweifelt an. “Es gab ein Erdbeben und ich hatte keine Chance sie zu erreichen. Meine Nancy. Sie ist einfach in den Abgrund gefallen!”
Ich konnte nur den Kopf schütteln und wich noch weiter vor ihm zurück. So sah es als aus, wenn man das Spiel mit dem Tod verlor!
Er kam um den Tresen herum, packte mich an der Hand und zog mich dann in das zweite Zimmer, in dessen vorderem Bereich ein großes Sofa vor einem Kamin stand. Der Rest, des sehr großen Raumes wurde durch Lagerschränke eingenommen, die bis obenhin gefüllt waren.
Ich wusste nicht wieso, aber ich vertraute ihm, daher ließ ich das mit mir machen. Er schob mich auf das Polster und fiel neben mich.
“Erzähl mir alles! Vielleicht kann ich euch irgendwie helfen!”, sagte er drängend und sah mich auffordernd an.
Also erzählte ich ihm alles was ich wusste, von dem Feuer in der Schule, dem Gang der eingestürzt war und dem Allergieschock. Aber auch von dem Buch, welches wieder verschunden war, meinen Verletzungen und der Nachricht, die auf meinem Rücken gestanden hatte.
Als ich geendet hatte, blieb er ruhig sitzen und starrte in das Feuer.
“Ich kann dir leider auch nicht sagen, welche Regel Nummer eins ist, aber ich würde darauf achten, dass ihr möglichst viel Zeit zusammen verbringt! Vielleicht bezieht sie sich auf den Elemententod! Ihr bereitete euch auf Wasser vor, aber was ist, wenn es gar nicht mehr das Wasser ist?”, sagte er schließlich.
Ein Panisches Kribbeln stieg in mir hoch, wenn ich daran dachte, dass ich Severus möglicher Weise allein dadurch in Gefahr gebracht hatte, dass ich nicht in Reichweite war?
“Beruhig dich! Du wüsstest es, wenn gerade was passiert ist!”, sagte er und strich mir aufmunternd über den Arm. “Du hast doch selbst gesagt, dass du den Tod spüren kannst! Er würde sicher kommen und dich beobachten, wenn er etwas getan hätte, da bin ich sicher!”
Ich nickte und beruhigte mich wieder. “Kannst du mir denn sagen, wofür der Diamant in deinem Symbol steht? Wir wissen nur, dass er was mit irgendeiner Verbindung zu tun hat.”
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel