von severina
5) Die Diskussion
Entsetzt starrte er zur Tür, wo seine Schülerin stand, die ihn eindeutig mit einem Riesenfragezeichen über dem Gesicht ansah. Hektisch überlegte er was er sagen sollte, bis er sie einfach anschrie: „Was zum Teufel machen Sie schon wieder hier?“ „Ähm … verzeihen Sie Sir, aber ich habe meinen Zauberstab hier vergessen …“, mit diesen Worten deutete sie schüchtern in Richtung seines Schreibtisches und er folgte mit seinem zornigen Blick ihrer Geste und sah das verdammte Stück Holz ganz unschuldig auf einer Hausaufgabe liegen.
„Dann nehmen Sie ihn gefälligst endlich an sich und verschwinden von hier und am besten gleich aus meinem Leben!!!“, kreischte er regelrecht. Verdammte Hormone! Er musste sich ganz schnell beruhigen! Einatmen – ausatmen – einatmen … Wie konnten Frauen nur mit so viel Emotion leben??? fragte er sich immer und immer aufs Neue, seitdem so viele weibliche Hormone durch seinen Körper flossen – die jedoch normal und notwendig für eine Schwangerschaft waren und gegen die er daher nichts machen durfte.
Extrem langsam gehorchte sie, dachte jedoch die ganze Zeit über das seltsame Verhalten ihres Lehrers nach. Als sie ihren Zauberstab wieder an sich genommen hatte, nahm sie auch all ihren Mut zusammen und fragte aufrichtig: „Sir? Was geht hier vor sich?“
Er wollte sie schon anfahren, dass sie das nichts anginge, als er sich jedoch eingestehen musste, dass das nicht stimmte, denn genetisch gesehen, war dieses Kind mehr ihres als seines, denn im Grunde genommen, hatte das Kind biologisch gesehen, nichts mit ihm zu tun … sie war die Mutter und eines der Schweine, dass ihn vergewaltigt hatte, war der Vater … und er, er war nur der Wirtskörper, der das Kind austrug … was für eine absolut verrückte Geschichte!!! „Ach, Miss Weasley, dass wollen Sie gar nicht wissen, glauben Sie mir.“, sprudelten die Worte aus ihm raus, bevor er sich dessen bewusst war.
„Bitte Sir, lassen Sie mich helfen!“, flehte sie, nicht wissend, um was sie da bat. Snape konnte nichts anders als lachen – aber es war kein schönes Lachen, kein befreites, sondern eher ein hysterisches: „Ach Mädchen, geh … geh auf dein Zimmer und vergiss das es mich gibt, okay? Lange wird es das eh nicht mehr … Hihihi …“.
Es war echt seltsam ihn giggeln zu hören. Moment mal, was war das eben? Das klang ja so, als ob es ihn nicht mehr lange geben würde … wollte er sich umbringen? Ginny wurde noch nervöser, als sie eh schon war. Was sollte sie tun? Am besten war wohl, sie würde jetzt Professor Dumbledore holen. Der wüsste sicher, was zu tun war! Doch, konnte sie ihren Professor alleine lassen? Oder würde er dann eine Dummheit machen? Mit wem hat er vorhin bloß geredet??? Ob er schizophren ist? Und mit einem zweiten „ich“ redet? Oder mit irgendwelchen Halluzination? Sie kannte sich nicht wirklich damit aus … also, wenn er eine Frau wäre, dann würde sie ja sagen, er ist schwanger, weil er seinen Bauch gehalten hatte, als er sprach und er hatte auch auf seinen Bauch geschaut beim Reden – ebenso wie eine schwangere Frau es tat, wenn sie mit dem Ungeborenen redet … aber er ist ein Mann, also konnte er ja nicht schwanger sein!
„Verzeihen Sie, Miss Weasley, ich stand etwas neben mir und es tut mir Leid Sie erschreckt zu haben mit meinem Verhalten – aber es geht schon wieder, ich habe mich beruhigt, wie Sie erkennen können und das bedeutet, Sie brauchen sich keine Sorgen mehr machen und können sich zurückziehen. Es war alles ein bisschen viel in letzter Zeit, das ist alles. Aber ich habe es ihm Griff, das können Sie mir gerne glauben.“, erklärte er sich mittlerweile wieder vollkommen kontrolliert.
Die Rothaarige war zwar nicht begeistert, aber sie wollte ihn nicht schon wieder verärgern und es schien ihm wirklich besser zu gehen. „Wie Sie meinen, Sir. Aber wenn ich etwas für Sie tun kann, bitte, sagen Sie es mir! Gute Nacht, Sir.“ Mit diesen Worten ließ sie den durchgebeutelten Mann endlich alleine und er konnte die steife Haltung seines Körpers, die ihr vorspielen sollte, es sei alles wieder in Ordnung, aufgeben und schleifte sich müde in sein Bett.
Als Ginny in den Gemeinschaftsraum kam, waren ihr Bruder, Hermine und Harry dort. Harry winkte sie zu sich auf das Sofa vor dem Kamin und die anderen Beiden zogen sich dezent zurück. Ein wenig fürchtete sie sich davor, dass er den Streit fortsetzen wollte, aber die Tatsache, dass er sie nicht einfach gepackt hat und fortgezerrt hat irgendwohin wo sie alleine gewesen wären, ließ sie darauf hoffen, dass es nicht so kommen würde.
Der rothaarige Gryffindor und die mit der Löwenmähne setzten sich auf den Sims einer der großen Fenster, denn sie wollten sich nicht an den Tisch setzen wo einige Gesellschaftsspiele spielten und in den Gängen der Schule spazieren, wollten sie auch nicht, da bald Sperrstunde war. „Sind die Beiden jetzt ein Paar oder nicht?“, erkundigte Ron sich, harmlos klingen wollend, aber doch misstrauisch zu den Beiden am Sofa kuschelnden rüberspechtelnd. Leicht gereizt antwortete seine Freundin ihm augenverdrehend: „Du weißt doch selbst, dass sie sich schon geküsst haben und eigentlich zusammen sein wollen, aber, dass er ihr dann doch erklärt hat, dass es zu gefährlich ist, seine Freundin zu sein, so lange der-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf noch hinter ihm her ist und dass sie daher beschlossen haben noch zu warten, bis die Gefahr endlich gebannt ist. Aber das ändert natürlich nichts an der Tatsache dass sie sich lieben und dass sie es beide wissen, dass sie es tun. Gut, dass war ja auch wirklich schon mehr als überfällig, dass sie sich das endlich eingestehen …“
„Ja, da hast du natürlich recht“, bestätigte er ihr leicht nervös und sich fahrig mit den Händen durch die Haare streichen. Auch sie blickte etwas verlegen überall hin nur nicht zu dem Jungen, der ihr ja eigentlich gefiel, aber der ja leider ganz andere Interessen hatte, denn auch wenn er jetzt schon länger von Lavender, dieser blöden Gans, getrennt war, hatte er keine Anstalten gemacht sich ihr zu nähern. Aber na ja, sie war halt ganz anders als dieses Mädchen, mit dem er zusammen war, die war nur auf das Äußere bedacht, himmelte ihn an und blickte zu ihm auf – quasi der Traum eines Mannes, der sich dadurch halt besonders männlich fühlen konnte, weil er ja das schöne, aber schwache Weibchen beschützen musste. Sie hingegen war eine starke Persönlichkeit und ihr Wissen verschreckte andere – vor allem Jungs – leider eher, aber so war sie nun mal und sie würde sich für einen Mann auch nicht ändern wollen und wenn Ron sie nicht so haben wollte, wie sie war, dann würde ihre erste Liebe eben unglücklich bleiben … „Und?“, fragte dieser sie gerade hoffnungsvoll. Verdammt ganz in ihren Gedanken gefangen, hatte sie nicht zugehört – was sollte sie denn jetzt machen? Am besten ich stimme ihm zu – oder? „Ähm … ja“, gab sie vorsichtig von sich und beobachtete genau die Reaktion ihres Gegenübers, um so vielleicht die Information zu erhalten, zu was sie gerade zugestimmt hatte. Zuerst erstarrte er vollkommen verblüfft und dann wandelte sich dieser Ausdruck in den absoluter Freude. Er sprang auf vom Fenstersims, riss sie stürmisch hoch und in seine Arme, drückte sie fest an sich – ja erdrückte sie fast – schob sie dann etwas von sich, strahlte sie an und beugte sich zu ihr herab. 1000 Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Verdammt noch mal, zu was hatte sie denn da gerade „Ja“ gesagt, dass er sich so freute?! Was tat er denn da? Wollte er sie etwas küssen? Und dann schaltete ihr Gehirn ab. Sie vergaß, was sie dachte, was sie verwirrte, was sie wollte, wo sie war – das Einzige was noch zählte, waren diese Lippen, die sich tatsächlich auf ihre legten. Ron hatte schon beim ersten Wort, dass er zu ihr sagte, als er anfing ihr seine Liebe zu gestehen, vergessen, dass sie nicht irgendwo alleine waren, sondern im Gemeinschaftsraum und auch wenn er nicht gerade überfüllt war, hatten sie ungewollt jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit jedes einzelnen Anwesenden. Klatschen und Jubelrufe unterbrachen den romantischen Moment. Etwas verlegen, aber fest an ihren Freund geklammert, grinste das verliebte Mädchen in die Runde. Rons Körperhaltung strotzte nur so vor Stolz und Freude – er hatte die klügste und schönste Frau für sich gewinnen können!!! Er war so froh, dass die Zwillinge nicht mehr an der Schule waren, denn die hätten diesen schönen Moment sicher mit blöden Kommentaren kaputt gemacht. „Na endlich!“, klopfte Harry ihm bewundernd auf den Rücken, während Ginny ihre Freundin drückte: „Glückwunsch“.
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„So kann das nicht weiter gehen!“, polterte Poppy drauflos, nachdem schon wieder eine mögliche Leihmutter auf Grund von biologischer Inkompatibilität ausschied. „Ja, entschuldige mal, ist es etwa meine Schuld, dass wir niemanden finden der passt?“, brauste Severus sofort auf. Worauf Albus beschwichtigend meinte: „Das hat doch niemand gesagt, mein Junge. Aber vielleicht müssen wir uns doch mit einer anderen Lösung des Problems auseinandersetzten …?!“
„Hör´ verdammt noch mal damit auf, mein Kind in meiner und somit auch seiner Anwesenheit, ein Problem zu nennen!!! Ein Kind ist ein Geschenk Gottes … und etwas wundervolles … und ich hätte nie damit gerechnet … also schon gar nicht so … unter den Umständen … wer hätte das schon … aber es ist nun mal so … und ich will nicht, dass mein Kind das Gefühl von euch vermittelt bekommt, nur etwas Negatives zu sein … etwas das man lösen muss, egal wie … ein Problem halt …“, wetterte Snape ungewohnt emotional. Die Krankenschwester und der Schulleiter warfen sich einen vielsagenden Blick zu, denn einerseits waren sie froh darüber, dass ihr Sorgenkind so tief gehende Gefühle für einen anderen Menschen entwickeln konnte, nachdem er sonst ein verbitterter Einzelgänger und Eigenbrötler war – auch wenn die starke Emotionalität eindeutig hormonell bedingt war – aber andererseits machten sie sich beide viel zu große Sorgen, dass die Schwangerschaft ihn umbringen würde.
„Nun, dann sollten wir vielleicht doch die 2 Optionen, die wir uns für den absoluten Notfall aufgehoben haben, näher in Betracht ziehen“, warf Madam Pompfrey ein, bevor der Tränkemeister ihr den Mund verbieten konnte – was er eindeutig vorhatte – fragte Dumbledore nach, was sie meinte. „Na ja, ich habe Severus gesagt, dass es zwei Personen gibt, die auf jeden Fall kompatibel sind …“ „Die Eine ist zu alt und die Andere zu jung!“, unterbrach der Lehrer sie schroff. Verwirrt zwischen beiden hin und her blickend, wollte der Direktor endlich wissen: „Von wem redet ihr?“.
„Molly und Ginny“, brachte Poppy leise und schnell vor, bevor Snape es verhindern konnte.
„Molly hat schon sechs Geburten und davon eine Zwillingsgeburt hinter sich und ist sicher in ihrem Alter nicht bereit das noch einmal auf sich zu nehmen, schon gar nicht für mich. Mal ganz davon abgesehen, dass es gesundheitlich ganz sicher auch ein großes Risiko für sie wäre. Und Miss Weasley ist doch selbst noch ein Kind … also bitte!“, zischte der Schwarzhaarige, nur mühsam seine Wut unterdrückend, zwischen seinen zusammengepressten Zähnen hervor. „Hm … ja … das stimmt, aber … unsere liebe Poppy hat recht … Ginny wäre die ideale Leihmutter ihres eigenen Kindes! … Da gäbe es genetisch gesehen sicher keine Komplikationen … und sie ist jung und stark … und genau genommen ist es ja ihr Kind …“, sinnierte Albus vor sich hin, als seinem Tränkemeister der Geduldsfaden endgültig riss und er erbost, wild gestikulierend, hin und her tigerte und rumkeifte: „Nein, verdammt noch mal, wir werden dieses Kind nicht damit belasten MEIN Kind auszutragen!!! Das können wir ihr nicht zumuten! Sie ist wie gesagt, selbst noch ein Kind und das sogar vor dem Gesetz. Aber gut, selbst wenn ihr Körper schon reif genug dafür wäre ein Kind auszutragen, wollt ihr ihr das wirklich antun, dass sich dann alle das Maul über sie zerreißen, weil sie so jung einen Bastard auf die Welt bringt. Ihre Familie, ihre Freunde, alle würden ihr den Rücken kehren. Der Held der Zaubererwelt, der doch, so viel jeder weiß, ihre große Liebe ist, würde sie wohl nicht mal mehr mit der Kneifzange berühren, wenn sie mein Kind zur Welt brächte. Ihr würdet ihr ihre Zukunft verbauen. Sie könnte die Schule nicht beenden und …“
„Stopp! Warte mal, wir könnten sie doch vielleicht wirklich nur konkret als Leihmutter kontaktieren. Sie soll das Kind austragen und dann hat sie nichts mehr damit zu tun“, warf Dumbledore dazwischen. Doch kassierte er für diese Aussage nur einen mitleidigen Blick seines Untergebenen: „Ja genau, weil gerade der Familienmensch Ginny Weasley, ein Kind, was sie unter ihrem Herzen wachsen hat spüren, dann einfach weggeben würde … weggeben könnte … noch dazu wenn sie erfährt, dass es genetisch gesehen ihr Kind ist … und wenn sie es dann wahrscheinlich noch stillt, wird sie es wohl nie wieder hergeben wollen und können … und falls doch, was dann? … Ich als Spion und Lehrer, kann mich auch nicht 24 Stunden um das Baby kümmern … und in ein Waisenheim kommt mein Kind sicher nicht!!!“
„Also ich glaube auch kaum, dass sie, wenn sie sich einverstanden erklärt, dass Baby danach einfach weggeben würde wollen“, meinte die Krankenschwester nachdenklich: „Aber vielleicht kann man ja eine Lösung finden. Wie z.B. wenn ihr beide Unterricht habt, dann kommt das Baby zu mir auf die Krankenstation und wenn einer von euch eine Freistunde hat, kümmert der sich ums Kind und abends nach dem letzten Stillen, bleibt das Kleine über Nacht bei dir.“
„Soll ich das Mädchen vielleicht auch noch heiraten oder was?“, schrie Snape aufgebracht.
„Das wäre dann wohl angebracht“, antwortete der Schulleiter dem daraufhin vollkommen perplexen und entgeisterten Slytherin.
tbc
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