von severina
6) Die Vertretungsstunde
„Wenn ihr verheiratet seid, muss ich dich nicht kündigen, sie kann die Schule fertig machen und die Betreuung des Kindes bekommen wir alle zusammen schon hin.“, meinte Hogwarts Oberhaupt zuversichtlich. Endlich fand der sprachlose Spion seine Stimme wieder: „Bist du jetzt von allen guten Geistern verlassen, Albus?! Wenn ich eine minderjährige Schülerin heirate, weil ich sie, wie es ja dann nach außen ausschauen muss, geschwängert habe, dann musst du mich auf jeden Fall kündigen!!! Wenn ich ihr Mann wäre, wäre sie auf jeden Fall eine Geächtete bei ihrer Familie, ihren Freunden und der ganzen Zauberer-Gemeinschaft!!! Und wenn Lord Arschloch erfährt, dass ich ein Kind und eine Frau habe, könnte er sie sich jederzeit schnappen um mich zu zwingen zu tun, was er will!!!“
„Also bei Punkt eins und zwei muss ich dir wiedersprechen! Wenn wir mit Molly und Arthur reden und ihnen die Situation erklären, geben sie sicher ihr Einverständnis und damit muss ich dich nicht kündigen und ihre Familie würde sicher zu ihr stehen, wenn sie sich dazu entschließt. Einige Schüler wären anfangs möglicherweise etwas verstört, aber das würde sich legen. Aber dein letztes Argument ist leider sehr erdrückend!“, gab Dumbledore niedergeschlagen zu: „Aber … dann müssen wir das eben heimlich tun! Wir werden ihren Körper verschleiern bis zur Geburt, damit es keiner merkt. Ich werde ihr ein Einzelzimmer mit direktem Zugang zu deinen Räumlichkeiten geben – es wird mir schon ein guter Grund für das Privileg eines Einzelzimmers einfallen. Ihre Eltern würde ich schon informieren. Die Ferien könnt ihr euch dann beide so gut es geht eurem Kind widmen und nächstes Schuljahr, werden wir eine Hauselfe, die sich mit Babys auskennt, für euer Kleines abstellen, die immer wenn ihr beide Unterricht habt, auf das Baby schaut. Sobald sie die Schule fertig hat, können die Beiden bei dir unten einziehen, ohne dass es die Schüler mitbekommen und wenn sie studieren will, dann lassen wir einen Zugang von deinem Kamin zu der Uni wo sie hinwill legen“, strahlte Albus mittlerweile regelrecht.
Fassungslos schüttelte Snape den Kopf: „Du tust ja gerade so, als ob Miss Weasley sich nichts sehnlicher wünschen würde als ihr Leben an meiner Seite zu verbringen. Aber nehmen wir mal einfach an, sie wäre bereit ihr Leben wegzuwerfen, um es an meiner Seite zu verbringen, weil sie das Kind retten will, würde sie das ja wohl nur tun, wenn sie alles erfahren würde, denn sonst wird sie kaum dazu bereit sein und DAS WIRD NIE GESCHEHEN!!! Weder sie, noch Molly und Arthur noch sonst irgendwer wird je erfahren was geschehen ist!!! Haben wir uns da verstanden?! Das alles geht absolut niemanden etwas an. Es muss einen anderen Weg geben!“
„Ach, Severus …“, setzte Dumbledore gerade an, wurde aber sofort wieder unterbrochen von einem mehr als aufgebrachten Lehrer: „Nein, Albus! Da gibt es keine Diskussion! Lasst uns weiter suchen, es wird schon irgendwann eine Frau dabei sein, die geeignet ist.“
„Solange hast du aber vielleicht keine Zeit mehr!“, mischte sich jetzt Poppy wieder ein: „Ihr müsst ja nicht ins Detail gehen. Ich weiß bis heute ja auch nicht, warum du in der Lage bist und habe mich einfach damit abgefunden.“ Als sie dem Mann bei diesen Worten in die Augen blickte, sah sie den Schmerz und die Verzweiflung, kombinierte die paar Aussagen, die sie aufgeschnappt hatte und mit einem Mal traf sie die Erkenntnis. Betroffen senkte sie ihren Blick und wusste einfach nicht was sie sagen sollte. Sie empfand großes Mitleid für ihren Schützling, aber sie wusste, wenn er das in ihren Augen erkannte, würde er sich noch elendiger fühlen. Also versuchte sie sich zu fassen und ihm ihre Bestürzung nicht zu offensichtlich sehen zu lassen.
Natürlich bemerkte er ihre Reaktion und schlussfolgerte richtig, dass sie erraten hatte, was passiert war. Da seine Sinne durch die jahrelange Spionagetätigkeit extrem geschärft waren und immer darauf aus, alles zu erkennen und mehr zu erfahren, als der Andere bereit war preiszugeben, war dies auch nicht besonders schwer für ihn. Es traf ihn hart, dass er nicht im Stande gewesen war, sein Geheimnis vor Poppy zu bewahren, denn selbst wenn sie von allen Menschen die er kannte, neben Albus, wohl die Einzige wäre, der er sich wirklich anvertrauen würde, wollte er einfach nicht, dass sie ihn bemitleidete. In seinem Innersten brodelte es. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Am einfachsten wäre es wohl er würde ihr einen Obliviate anhexen, aber das würde er ihr niemals antun. Seine Hormone wollten ihm schon Tränen in die Augen treiben, was er unter Aufbringung all seiner Kraft verhinderte. Und eigentlich würde er sich am liebsten in ihre Arme werfen und sich von ihr trösten lassen, als wäre er ein Erstklässler.
Leise drangen die sanften Worte seines Vorgesetzten zu ihm durch das Gefühlschaos durch: „Zwischen Mitleid und Mitgefühl liegen Welten, mein Sohn. Bitte, verwehr es uns, die wir dich gern haben, nicht dir Mitgefühl entgegenzubringen.“ Sie wagte es langsam ihren Blick zu heben und in seine schwarzen Augen zu blicken. Anfangs waren sie kalt und leer, doch desto länger sie ihm ihre zärtliche Anteilnahme fühlen lies, desto wärmer wurden sie.
„Wir versuchen noch bis Ende des Monats eine geeignete Kandidatin zu finden, Severus, aber falls wir keine finden sollten, solltest du dir bis dahin überlegt haben, welche der beiden Weasley-Frauen wir ansprechen sollen“, flüsterte die Krankenschwester leise, aber trotzdem bestimmt und ihre ganze Haltung ließ keinen Wiederspruch zu. Er wusste, dass es um sein Leben ging und dass diese beiden Menschen, sich nicht nur um ihn sorgten, weil er ein für sie wertvoller Spion war, sondern, weil sie wirklich wollten, dass er lebte und daher schloss er resigniert seine dunklen Augen und nickte leicht.
Erleichtert drückte Dumbledore kurz seine Schulter und dann gingen alle drei wieder an ihre Beschäftigungen.
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„Was ist so schwer daran, sich an ein detailliertes Rezept zu halten, Mr. Longbottem? Sind Sie vielleicht nicht des Lesens mächtig? Oder was ist der Grund, dass sie nicht im Stande sind Schritt für Schritt genau das zu tun, was an der Tafel steht?“, versprühte Severus, der für den verkühlten Slughorn einspringen musste, sein Gift. Während er mit einem eleganten Schlenkerer seines Zauberstabes die Brühe die Neville zusammengepanscht hatte, verschwinden ließ, spöttelte er weiter: „Selbst dem simpelsten Gemüt müsste es doch möglich sein, genaue Anweisungen zu befolgen, oder irre ich mich da? Oder können Sie vielleicht nicht rechnen? Können Sie die Angaben, wie viel von was in den Trank gehört, nicht abzählen? Ist es das? Sollte man es nicht als Voraussetzung nehmen können, dass jemand in Ihrem Alter, lesen und zählen kann?“ Der arme, zerknirschte, blasse Junge wurde immer kleiner bei all dem, was sein Lehrer ihm an den Kopf warf. Die Slytherins kicherten schadenfroh und die Gryffindors konnten ihre Wut über das gemeine Verhalten des Tränkemeister kaum zähmen, doch sie wussten, dass er am längeren Hebel saß und es ihnen nichts brachte, wenn sie ihm die Stirn boten. „50 Punkte Abzug für absolute Inkompetenz, Mr. Longbottem und ein Aufsatz über diesen Trank, auf was man besonders Acht geben muss, was man falsch machen kann und wie man den einen oder anderen Fehler hätte selbst wieder ausbügeln können, indem man etwas ausgleichendes in den Trank gegeben hätte. Ach ja, der Aufsatz gilt für alle. Sie können sich bei Mr. Longbottem bedanken“, setzte der Professor mit einem maliziösen Lächeln nach. Jetzt erntete das Nervenbündel auch noch giftige Blicke von so ziemlich allen anwesenden Schülern, egal von welchem Haus sie waren.
Plötzlich verkrampfte sich die Hand seines Lehrers in die Tischkante. Keuchend und sich schmerzverzehrt den Unterbauch haltend, brach der Mann fast zusammen, aber er konnte es gerade noch verhindern vor seinen Schülern in die Knie zu gehen. Mit aller letzter Kraft stieß er zwischen zusammengebissenen Zähnen aus: „Frieren Sie ihre Tränke ein und verlassen Sie das Klassenzimmer. Der Unterricht ist beendet.“ Die meisten Schüler reagierten automatisch und gehorchten, ohne nachzudenken. Sie waren weg, bevor ihnen bewusst war, dass sie soeben einen scheinbar kranken Menschen sich selbst überlassen hatten.
Draco jedoch sprang geistesgegenwärtig an die Seite seines Patenonkels und stütze ihn. „Was ist los? Was hast du? Was soll ich tun?“, wollte er ängstlich wissen, völlig vergessend, dass sie nicht alleine waren und er ihn eigentlich siezen musste. Mit viel Mühe entzifferte er das Wort „Krankenstation“ aus dem, was sein Professor versuchte zu sagen, zwischen dem mittlerweile schon mehr gehechelten, fast schon hyperventilierenden Atem.
Harry, bei dem in solchen Momenten eindeutig seine scheinbar angeborene Führungsqualitäten an die Oberfläche kamen, zerrte an dem immer noch wie versteinert dastehenden Neville und schrie ihn an: „Hol Dumbledore!“ Zu Ron gewandt rief er: „Und du Poppy! SCHNELL!“ Sobald die Beiden die Befehle ausführten, holte er einen Sessel her und half Draco den vor körperlicher Pein gekrümmten Mann hinzusetzen. „Hermine, schau nach, ob du bei den Tränken irgendeinen allgemeinen Schmerztrank findest!“, befahl er seiner besten Freundin.
„Keine Tränke“, krächzte ihr Lehrer zwischen zwei gekeuchten Atemzügen. Die Gryffindor die schon in der Vorratskammer stand, hörte die mühsam ausgestoßenen Worte und stellte die Phiole die sie gerade in Händen hielt wieder zurück.
In dem Moment stürmten der Schulleiter und die Krankenschwester herein, gefolgt von den Schülern, die sie holen wollten. Allerdings waren sie diesen schon auf den Treppen aus dem Keller entgegenrannten, da sie einen Alarm auf Snape gelegt hatten, der ihnen Bescheid gab, wenn sein Zustand ganz kritisch werden sollte.
Als Hermine ins Zimmer zurückkam, war Poppy über dem verkrampften Tränkemeister gebeugt, während Draco seine Hände regelrecht in die Stuhllehne gekrallt hatte vor Sorge. Es wunderte sie, dass dieser sonst so arrogante, selbstverliebte Narzisst für eine andere Person als sich selbst so viel Gefühl aufbringen konnte. Neville, Harry, Ron und Dumbledore beobachteten mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken das Geschehen. Neville schien leicht verzweifelt, denn er fürchtete, dass sein Trank etwas mit der Reaktion des Lehrers zu tun hatte, aber Mitleid mit dem Leidenden fand man in seiner Mimik keine – was aber irgendwie verständlich war, so wie der Lehrer den Jungen immer schikanierte. Harry und Ron schauten zwar sehr ernst, aber auch nicht wirklich mitfühlend drein. Auch sie konnten ihren Professor einfach nicht leiden. Aber der Direktor schien regelrecht mitzuleiden mit dem kranken Mann.
Ganz automatisch eilte sie in die Arme ihres Freundes der sie sofort liebevoll und beschützend an sich drückte.
Der schnelle Diagnosezauber, den Madam Pompfrey aussprach bestätigte ihr ihre größte Angst:
„Er stirbt Albus!
Ich muss handeln! So schnell wie möglich!“
tbc
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