von severina
7) Die Aufklärung
Mit strengem Blick scheuchte der Weißhaarige die noch verbliebenen Schüler aus der Klasse und beauftragte Harry damit Ginny unverzüglich in die Krankenstation zu bringen. Dann apparierte er, der er der Einzige war, der in Hogwarts apparieren konnte, mit Severus und Poppy direkt auf die Krankenstation. „Stabilisiere ihn so gut du kannst. Ich werde Miss Weasley aufklären. Sollte sie auf die Schnelle bereit sein, dass Kind in sich aufzunehmen, überträgst du es ihr. Wenn nicht, holst du es trotzdem raus und wir versuchen, ob es in einer Art Brutkasten überlebensfähig ist. Ich werde einen heraufbeschwören.“, zählte Albus so gefasst wie möglich auf, während sein Blick auf seinem mittlerweile bewusstlosen Freund ruhte. Schweren Herzens drehte er ihm den Rücken zu, während die Schulschwester alle möglichen komplizierten Zauberstabbewegungen über ihm ausübte und die unterschiedlichsten Zauberformeln aussprach, und konzentrierte sich auf einen Brutkasten, den er aus einem der leeren Krankenbetten transfigurierte.
Die Tür wurde aufgerissen und eine völlig atemlose Ginny und ein genauso abgehetzter Harry traten ein. So ruhig, wie es ihm möglich war, wandte Dumbledore sich zuerst dem Jungen zu: „Danke Harry und jetzt lass uns bitte alleine. Ich muss dringend mit Miss Weasley etwas Privates besprechen“. Sein ganzes Auftreten ließ keinen Wiederspruch zu und so verließ der Potterspross, zwar widerwillig jedoch ohne zu protestieren, die Krankenstation.
„Verzeihen Sie, Miss Weasley, dass ich Sie jetzt so überfallen muss, aber leider habe ich keine andere Wahl. Severus liegt im Sterben. Wir können ihn retten. Aber wenn Sie uns nicht helfen, müssten wir dafür möglicherweise jemand anderen opfern, was Severus unter keinen Umständen wollte!“, sprach der Schulleiter eindringlich auf das verstört dreinblickende Mädchen ein: „Verzeihen Sie, dass ich so in Rätsel spreche. Ich werde versuchen mich so deutlich wie möglich auszudrücken, aber es gleichzeitig so kurz wie möglich halten. Alles Nebensächliche können wir später klären. Als Severus mit dem Vielsafttrank Ihren Körper angenommen hatte, ist er schwanger geworden. Bei der Rückverwandlung blieb die Gebärmutter mit dem Fötus in ihm bestehen und das Kind hat sich bis jetzt gut entwickelt. Aber, wie Sie sich denken können, ist nun mal ein männlicher Körper nicht dazu vorgesehen Kinder in sich heranwachsen zu lassen und deshalb kämpfen sein Immunsystem und der Fötus scheinbar irgendwie in seinem Inneren gegeneinander. Wir müssen das Kind rausholen. Sonst stirbt Severus. Noch ist das Kind aber in keinster Weise so weit entwickelt, dass es in einem Brutkasten reale Chancen hätte zu überleben. Wir haben versucht eine Leihmutter zu finden, haben aber bis jetzt keine genetisch kompatible gefunden. Sie wären natürlich ideal, da das Kind, genetisch gesehen, Ihr Kind ist. Ihr Körper würde das Kind daher nicht abstoßen, im Gegenteil, sehr wahrscheinlich wird ihr Körper es als ganz natürliche Schwangerschaft annehmen. Severus war dagegen, weil er meinte, dass wir kein Recht haben, Ihnen Ihr Leben, in so jungen Jahren, mit einem Kind zu verbauen. Noch dazu, wo es kein Kind ist, dass Sie in Liebe mit jemanden gezeugt haben, mit dem Sie Ihr Leben verbringen wollen. Trotzdem er von der Idee, dass wir mit Ihnen darüber reden, das Kind aus ihm rauszuholen und in Sie hinein zu zaubern, alles andere als begeistert war, hat er doch schon eingewilligt, im Falle der Notwendigkeit und falls Sie es wirklich tun wollen, für Sie und das Kind da zu sein. Er würde Sie auch ehelichen, damit Sie nicht in Schande leben müssen. Verzeihen Sie, ich weiß, dass es extrem viel auf einmal ist, aber es ist notwendig, dass sie so viel wie möglich wissen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Ich möchte auch ganz deutlich sagen und hoffe, dass das vollkommen klar ist: Sie müssen es nicht tun! Keiner wird Ihnen irgendeinen Vorwurf machen, wenn Sie sich dagegen entscheiden! Nun, keiner außer uns wird es jemals erfahren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätten wir die Schwangerschaft sofort abgebrochen, als sie diagnostiziert wurde, aber Severus, wollte einfach nicht noch mehr Schuld auf sich laden, indem er ein unschuldiges Ungeborenes tötete. Aber jetzt und in diesem Moment ist es weder er, noch wären es Sie, falls Sie nein sagen, sondern ganz allein ich, der die Entscheidung trifft und somit die Schuld auf sich lädt! Sie können mir jetzt gerne Fragen stellen und ich werde versuchen sie so gut wie möglich zu beantworten. Leider ist nicht viel Zeit zum Entscheiden …“
Bevor Ginny sich noch fassen konnte und ihren Mund öffnete, gesellte sich eine mehr als erschöpfte Krankenschwester zu ihnen und meinte ausgelaugt: „Er ist stabil für den Moment und heute werde ich ganz sicher keinen weiteren Zauber mehr auf ihn legen. Heute bleibt dieses kleine Wesen in ihm auch weiterhin dort.“ „Aber … hast du nicht selbst zuerst gemeint, dass Kind müsste so schnell wie möglich heraus, sonst stirbt er???“, erkundigte sich Albus sichtlich verwirrt und in Sorge. „Ja, ich weiß, aber momentan, glaube ich, würde es ihm mehr schaden als helfen, wenn ich noch etwas mache. Nein, es geht ihm den Umständen entsprechend gut und er braucht mindestens eine erholsame Nacht Schlaf und das die Tränke die ich ihm gegeben habe wirken und dann wird er stark genug für die Operation sein. Er war zwischenzeitlich kurz wach und gemeinsam haben wir, denke ich, die richtigen Schlussfolgerungen gezogen und daher die momentan beste Therapie gefunden. Es dürften die Dämpfe von Mr. Longbottom misslungenem Trank gewesen sein, die die Frühwehen ausgelöst haben und hätte sich der Muttermund geöffnet, dann wäre das Fruchtwasser einfach so in den
Körper von Severus geflossen, zwischen seine Gedärme und Organe und langer Rede, kurzer Sinn, weder das Kind noch er hätten das lange überlebt. Deshalb: morgen hole ich das Kind raus. Egal, was dann weiter mit dem Baby passiert. Wenn Sie, Miss Weasley, sich dazu durchringen, es anzunehmen, dann zaubere ich es in Sie hinein und wenn nicht, versuchen wir es mit dem Brutkasten. Wer weiß, mit viel Zaubern und Allem, vielleicht überlebt es ja“ antwortete Poppy und meinte dann an die junge Gryffindor gewandt: „Wieso legen Sie sich nicht eine Weile in eines der Betten und denken ein wenig über alles nach. Anschließend stehen wir Ihnen für alle Fragen zur Verfügung und dann sollten Sie vielleicht einen Spaziergang machen oder sich in Ihr Bett legen, um für sich selbst zu überlegen, was Sie wollen und morgen können Sie uns dann mitteilen was Sie zu tun gedenken oder falls Sie davor dann nochmal über etwas reden wollen – wir werden hier sein und gemeinsam eine Lösung finden. Aber bitte, bitte reden Sie mit niemanden darüber!“
„Ja, Miss Weasley, das muss Ihnen bitte vollkommen klar sein, das momentan keiner davon wissen darf. Das ist nicht nur eine Bitte, sondern ein Befehl! Nichts von dem was hier geredet wurde, darf nach außen dringen“, sprach der sonst so gutmütig wirkende Direktor ungewöhnlich streng und scharf auf seine Schülerin ein. Sie nickte etwas geistesabwesend und setzte sich wie ferngesteuert auf den Besuchersessel neben dem Krankenbett ihres Professors. Poppy und Albus beschlossen sie einfach mal in Ruhe zu lassen, damit das Alles ein wenig einsacken konnte.
Etwas verloren saß das Mädchen da und blickte in das regelrecht entspannt wirkende Gesicht ihres schlafenden Lehrers. Das konnte doch alles nicht wahr sein, oder? Das konnte doch alles nur ein blöder Scherz sein, oder? Das ist doch unmöglich! Oder? Eine Weile brütete sie so vor sich hin, bis sie die extrem leise und reichlich erschöpfte Stimmer ihres Professors vernahm: „Gehe ich recht in der Annahme, dass der alte Narr, Sie tatsächlich über meine Lage aufgeklärt hat?“
Verlegen nickte sie sachte. „Allen voran, egal was die beiden Wichtigtuer ihnen auch gesagt haben … ich liege nicht im Sterben! Das war eine falsche Annahme, auf Grund noch nicht vorhandener Informationen. Mittlerweile wissen wir, dass es mir den ungewöhnlichen Umständen entsprechend gut geht und daher müssen Sie überhaupt keine Entscheidung überstürzen! Ist Ihnen das vollkommen klar?“, fragte er sie streng, mit seinem stechendsten Blick.
Das Alles war einfach zu viel für sie und deshalb fingen Tränen an ungehindert ihre Wangen runterzulaufen und sie schluchzte haltlos auf.
Er konnte noch nie gut mit weinenden Frauen …
Er ließ sie einfach weinen. Er war sich sicher, dass es ihr gut tun würde sich auszuheulen – jedenfalls hoffte er das. Sie sollte alle ihre Emotionen rausschwemmen und wenn sie sich so richtig ausgelaugt fühlen würde, dann wäre ihr Kopf – so hoffte er wenigstens – vollkommen frei von störenden Gefühlen und sie konnten in Ruhe über alles reden. So die Theorie … mal schauen ob die Praxis diese bestätigte oder nicht.
Das dauert ja ganz schön lange, bis sich so ein zierliches, kleines Mädchen ausweinte. Wo hatte die bloß so viele Tränen versteckt. Na ja, er brauchte nicht reden, seit der Schwangerschaft, hockte er des Öfteren da und plärrte wie ein Schlosshund. Nach einer gefühlten Ewigkeit, in der er schon manchmal versucht war, einfach wieder einzuschlafen und sich ziemlich anstrengen musste wach zu bleiben, beruhigte sie sich langsam und meinte so aufgeräumt wie möglich: „Es tut mir Leid, Sir. Mein jetziges Verhalten hier … aber vor allem, was Sie meinetwegen alles durchmachen mussten!“ Schon wieder wollte sie zu weinen beginnen, als Snape sie anfuhr: „Was bitte hat Albus Ihnen genau gesagt?!“
„Er war sehr kurz und bündig in seiner Erklärung, Sir, keine Sorge … aber, ich bin nicht dumm … dass sie sich … als ich mich unüberlegter Weise an sie ran gehängt habe … und sie spontan umdisponieren mussten … und für kurze Zeit meinen Körper angenommen haben … um Harry und mich zu retten … eben mal gedacht haben … ach, warum habe ich nicht mal Sex als Frau … kann ich mir nur schwer vorstellen … und die Horrorgeschichten über Vergewaltigungen der Todesser sind auch mir bekannt … und es wäre eine Erklärung für Ihre Verletzungen … also denke ich mal, dass sie … wegen meiner Dummheit … und um mich zu schützen … und zu retten … statt meiner vergewaltigt wurden … und das ist unverzeihlich … und tut mir so unendlich leid … und ich würde alles tun … was in meiner Macht steht … um das rückgängig zu machen … aber es gibt absolut nichts was ich machen kann …“, brachte sie schluchzend und stotternd hervor bis sie wieder so bitterlich weinte, dass sie keinen Ton mehr von sich geben konnte. Der Tränkemeister war irgendwie erschüttert über die Tatsache, dass ihr das so zu Herzen ging. Er wusste absolut nicht, was er sagen sollte, also wartete er einfach wieder etwas ab, damit sie sich beruhigen konnte und er Zeit hatte sich zu überlegen, wie er jetzt am besten weiter mit ihr verfahren sollte.
Nach einer Weile als das Schniefen weniger wurden und auch ihre Atmung sich etwas normalisierte, begann er mit seiner tiefen vollen Stimme zu reden: „Miss Weasley, Sie haben überhaupt keinen Grund sich Vorwürfe zu machen“, mit einer erhobenen Hand gebot er ihrem aufkommenden Widerspruch Einhalt: „Sie haben aus ehrenvollen Gründen gehandelt, um einen Menschen, der Ihnen wichtig ist, zu retten und das ist daher eine gute Handlung. Ja, es war unüberlegt nicht mit anderen darüber zu reden. Aber auch nachvollziehbar, da man es Ihnen hundertprozentig verwehrt hätte, wenn sie sich einem Erwachsenen anvertraut hätten. Sicher hätten Sie dann wahrscheinlich erfahren, dass es einen konkreten Plan gab und Sie hätten vielleicht beruhigter darauf warten können, dass ihr Liebster zu Ihnen zurückgebracht wird, aber, wie gesagt, ich verstehe, dass Sie das Risiko nicht eingehen wollten, dass man Sie abhielt und sonst auch keiner etwas tat, da Sie ja nicht informiert waren, was der Orden plante. Abgesehen davon, auch wenn Sie mir jetzt wahrscheinlich widersprechen werden wollen, sind sie auch noch nicht erwachsen und eine eindeutige Eigenschaft der Jugend ist es Konsequenzen nicht abschätzen zu können. Das ist etwas, was man im Laufe des Lebens erst lernen muss und nur Erfahrungen lehren einen wahrhaftig daraus zu lernen. Das sind bis jetzt alles Fakten, die ich Ihnen aufzähle, die Ihnen klar machen sollen, dass Sie keine konkrete Schuld trifft, bezüglich der Situation, die die jetzigen Geschehnisse haben folgen lassen. Und am Geschehen selber haben Sie noch viel weniger Schuld. Die fünf Todesser, die es getan haben, sind die einzigen Schuldigen! Basta“, schloss er sein Plädoyer.
Geschockt weiteten sich ihre Augen und sie hauchte tonlos: „Fünf …“.
Verdammt, warum konnte er seinen Mund nicht halten?! Es war eine vollkommen unnötige Information für das arme Mädchen – aber, was soll´s … jetzt konnte er es auch nicht mehr ändern. „Wie viele ist doch absolut unwichtig, Miss Weasley“, ermahnte er sie etwas schroff: „Was jetzt zählt ist, wie Sie sich entscheiden und da möchte ich, dass Sie einiges genau bedenken, bevor sie einen Entschluss fassen. Sie sind nicht nur an nichts schuld, sondern Sie sind zu nichts verpflichtet! Wiederholen Sie das bitte.“ Anfangs zögerlich, kam sie seiner Aufforderung, aufgrund seines eindringlichen, bohrenden Blickes, doch nach.
tbc
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