von severina
8) Die Möglichkeiten
„Gut. Das muss Ihnen bei allen Überlegungen immer präsent bleiben!“, forderte der Schwarzhaarige sie auf: „Sie haben unterschiedliche Möglichkeiten. Die für Sie Leichteste, wäre Nein zu sagen und alles zu vergessen. Und wenn das Leben des Babys nicht in Gefahr wäre, würde ich Ihnen auch genau diese Entscheidung nahelegen. Leider ist die Situation mittlerweile so, dass ich mich gezwungen sehe Sie um Hilfe zu bitten. Aber, auch das, ist kein Grund für Sie zuzustimmen! Es ist nur so, dass ich es mir nicht verzeihen könnte, nicht alles probiert zu haben und als letzte Maßnahme hatte ich nun mal im Petto entweder Sie oder Ihre Mutter anzufragen. Denn für das Ungeborene wäre es die beste Überlebenschance. Aber bei Molly fürchte ich, dass Sie doch schon etwas alt ist, um eine Schwangerschaft gefahrlos zu überstehen und daher sind Sie, so gesehen, die beste Variante. Aber für Sie hätte es mehr Nachteile als Vorteile und deshalb verstehe ich es, wenn Sie ablehnen und ich werde mich damit abfinden, dass ich alles versucht, es aber nicht geschafft habe! Wobei das jetzt auch übertrieben dramatisch klingt, denn es klappt ja vielleicht gut mit dem Brutkasten und es geht alles gut …“
Mit geschlossenen Augen atmete er tief durch, bevor er weitersprach: „Die zweite Möglichkeit wäre, dass Sie sich entscheiden in dem Fall eine Leihmutter zu werden. Poppy würde das Baby aus mir heraus und in Sie hinein zaubern. Wir würden Ihren Freunden und Ihrer Familie von einem Spezialsemester erzählen, das Sie an irgendeiner renommierten Zaubererschule im Ausland besuchen dürften, so bekäme keiner die Schwangerschaft mit und im Juni gebären Sie und können in den Ferien wieder normal zu Hause sein. Und Ihr Leben könnte wieder weiter so verlaufen wie bisher. In der Zeit davor würden Sie bei mir in den Kerkern wohnen und ich würde Sie in allen Unterrichtsfächern unterweisen und auch Ihre Prüfungen abnehmen, sodass Sie das Jahr auch bestehen.“ „Und was geschieht dann mit dem Kind?“, erkundigte sich die Rothaarige, aufmerksam jedes Wort von ihm abwägend.
„Es ist mein Bestreben, mich so gut wie ich kann um das Kind zu kümmern. In den Zeiten, in denen ich unterrichte, wird eine Hauselfe für das Kind sorgen“, resigniert schaute er in das zweifelnde Gesicht seiner Schülerin: „Ja, ist ja gut, ich weiß, dass das alles etwas utopisch klingt.“ „Nun, wenn es den-dessen-Name-nicht-genannt-werden-darf nicht gäbe, dann könnte das ja alles klappen … aber so? … wie stellen Sie sich das vor, Sir?“, meinte sie skeptisch. „Ich weiß …“, hauchte er tonlos: „Dieser Aspekt verhindert natürlich leider diese Realität … als Spion, werde ich solange Lord Arschl… Ähm, Entschuldigung … Äh …“, krampfhaft suchte er eine Bezeichnung für Voldemort, ohne ihm Respekt zu zollen, so wie er sonst meist gezwungen war, aber auch ohne vor einer Schülerin ein Schimpfwort zu verwenden, denn er hatte ja immerhin eine Vorbildfunktion – also entschied er sich ihn bei seinem Bürgerlichen Namen zu nennen, denn das hasste dieser am meisten: „… Riddle, also solange er lebt, werde ich nicht wirklich für das Kind die Vaterrolle einnehmen können, ohne das mein Kind in Lebensgefahr schwebt … vor allem mit dem Auftrag von Albus … wenn ich den ausführe, werde ich vollkommen alleine sein und das Kind werde ich noch mehr in Gefahr bringen … nein, natürlich werde ich diese Variante nur ausleben können, wenn dieser Mistkerl Tod ist … sonst kann ich nicht für mein Kind da sein.“
Sie war mehr als verblüfft, dass ihr Lehrer ihr nicht nur mit Worten, sondern vor allem mit seinem, sonst so ausdruckslosen, Gesicht ganz deutlich zeigte, dass er unendlich traurig war. Diese Freizügigkeit lag wahrscheinlich an den weiblichen Hormonen, dachte sie und sagte leise: „Und die letzte Wahlmöglichkeit die ich habe, ist wohl das Kind zu bekommen und für es zu sorgen.“ „Ja, aber zur zweiten Variante will ich noch dazu sagen, dass ich mein Kind einer guten Pflegefamilie – außerhalb Englands – anvertrauen würde, der ich monatlich Geld überweisen würde. Sollte ich den Krieg überleben, dann würde ich es nachher zu mir holen und falls nicht, vererbe ich ihm alles und es ist dann auch finanziell versorgt.“, warf er noch eindeutig traurig, aber auch zuversichtlich, dazwischen: „Zur, von Ihnen jetzt schon erwähnten dritten Möglichkeit, muss ich betonen, dass wenn Sie sich dafür entscheiden, Sie von allen geächtet wären! Denn zuerst müssten Sie einen Bastard gebären und Sie wissen, dass unsere Gesellschaft ledige Mütter immer noch sehr schief betrachtet. Ganz zu schweigen von Ihrem Alter! Deswegen wird man sich das Maul über Sie und Ihre Familie, die Sie nicht erziehen konnte, zerreißen. Das wissen Sie genau so gut wie ich und ich bin mir sicher, dass Sie das nicht wollen werden, dass Ihre Familie auch noch darunter leiden muss. Momentan kann ich mich leider nicht offiziell zu dem Kind bekennen, denn Riddle würde es sofort ausnutzen, mich mit ihm erpressen zu können, aber nach dem Krieg, sollte ich noch leben, dann möchte ich auf jeden Fall – auch wenn es biologisch nicht wirklich so ist – die Vaterrolle für dieses Kind übernehmen. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass eine Heirat mit mir alles andere als Ihrer Zukunftsplanung entspricht, aber es wäre der einzig akzeptable Weg in unserer Gesellschaft. Sie hätten solange Sie diskret sind, alle Möglichkeiten Ihr Leben so zu gestalten, wie es Sie glücklich macht. Wenn Sie verstehen, was ich meine und sobald das Kind alt genug und außer Haus ist, werden wir sicher einen Weg finden, die Ehe zu lösen, ohne dass Ihr Name oder Ihre Ehre Schaden daran nimmt.“
Nach einer Pause, in der beide ihren eigenen Gedanken nachhingen, sprach Severus weiter: „Gesetz den Falles, Sie würden sich dazu durchringen, könnten wir, um Ihre Schmach zu lindern, versuchen alles geheim zu halten. Mit dem Plan von Albus, dass Sie ein Spezialsemester im Ausland verbringen und anschließend haben sich Ihnen tolle Möglichkeiten dort eröffnet und Sie bleiben länger und hin und wieder kommen Sie Ihre Familie besuchen und so sollte, diese Geschichte einigermaßen leicht aufrechterhalten werden können. In Wirklichkeit leben Sie heimlich bei mir. Wir kümmern uns gemeinsam um das Kind und ich unterrichte Sie in allem, sodass Sie einen Schulabschluss haben und wenn es mir möglich ist, unterweise ich Sie auch in dem was Sie weiter werden wollen. Was genau streben Sie eigentlich an?“
Etwas überfordert mit der ganzen Situation, stotterte Ginny: „Nun … ähm … also … beruflich gesehen … möchte ich gerne einmal Heilerin werden … aber eigentlich wollte ich davor … also da ich ja ziemlich gut im Quidditsch bin … also eine Zeitlang … wollte ich versuchen in einer guten Mannschaft zu spielen … so quasi, bevor der Ernst des Lebens beginnt … nur ein paar Jahre und dann studieren … und arbeiten … und Familie gründen … und so …“
„Nun, tut mir Leid, aber wenn Sie sich für mein Kind entscheiden, dann muss ich Ihre Zukunftsplanung etwas auf den Kopf stellen … denn dann kommt zuerst die Familiengründung, dann das Studium, denn als Zaubertrankmeister, kann ich Sie in den meisten Fächern Ihrer Studienrichtung selbst unterweisen und in den restlichen dürfte Poppy die Erlaubnis und die Berechtigung haben, sodass wir Sie problemlos zur besten Heilerin mit allen Qualifikationen und Zeugnissen ausbilden können. Und sollte dieser schreckliche Krieg einmal vorbei sein und Sie immer noch sportliche Ambitionen haben, dann wird man ja sehen, ob Sie altersbedingt noch selbst Spielerin werden können für die eine oder andere Saison oder ob Sie vielleicht als Trainerin für eine Weile tätig sein wollen. Da ich finanziell immer und unter allen Umständen voll und ganz für mein Kind und Sie aufkommen werde, sollte es kein Problem sein, sich Ihre Wünsche zu erfüllen – immer, gegebenenfalls die Umstände erlauben es …“, antwortete der Lehrer, teilweise mehr zu sich selbst sprechend. Die Schülerin nickte gedankenverloren vor sich hin und blickte in die Ferne.
Als sie sich wieder aufs hier und jetzt fokussierte, merkte sie, wie ihr Professor mühsam gegen den Schlaf ankämpfte und meinte daher: „Gut, Sir, ich habe jetzt über einiges nachzudenken, also entschuldigen Sie mich bitte. Ich werde einen Spaziergang machen. Die frische Luft und wundervollen Ländereien helfen mir hoffentlich einen freien Kopf zu bekommen und mich so sachlich wie möglich mit allem auseinanderzusetzen um das Für und Wider abzuwägen und die hoffentlich richtige Entscheidung zu treffen. Danke vielmals, dass Sie so ehrlich zu mir waren und auch, dass Sie mir zutrauen eine Entscheidung zu treffen und nicht glauben, da ich noch nicht volljährig bin, müssen Sie über meinen Kopf hinweg entscheiden und ich muss einfach gehorchen.“ Als sie merkte, dass er nochmal zum Sprechen ansetzen wollte und sie an seinen Augen schon erkennen konnte, was jetzt kommen würde, sagte sie noch schnell vorlaut: „Und ich verspreche hoch und heilig natürlich zu keiner Menschenseele auch nur ein Sterbenswörtchen zu sagen“. Als sie ihm auch noch frech angrinste bei diesen Worten, meinte er dann noch: „Glauben Sie ja nicht, Sie können sich jetzt alle Frechheiten der Welt herausnehmen, nur weil wir vielleicht bald verheiratet sind!“ Auch wenn sein Gesicht so streng wie üblich wirkte, erkannte sie doch irgendwie den Schalk in seinen Augen und schenkte ihm ein schiefes Grinsen, während sie den Krankenflügel verließ.
Die Sonne war schon untergegangen und da es ungemütlich kalt war, traf die Rothaarige niemanden draußen an, worüber sie mehr als froh war, denn sie brauchte jetzt einfach wirklich etwas Zeit für sich. „Pfff …“, stieß sie einen tiefen Seufzer aus, na das hatte sie jetzt wieder notwendig! Warum konnte ihr Leben nicht ohne so viele Komplikationen verlaufen, wie bei anderen? Schwanger mit 15? Sch***! Mutter mit 16? Wollte sie das??? Konnte sie das? Ihre Mutter war Mutter mit Leib und Seele – war das vererbbar? Würde sie auch so werden? Sie wollte das eigentlich nicht … also so … so wie sie … viele Kinder und erfüllte Ehefrau, Mutter und Hausfrau sein … nicht, dass da etwas Schlechtes dran wäre … und sie vergönnte es ihrer Mutter und jeder anderen Frau, die so glücklich war, dass sie so glücklich war … sie konnte es sich nur nicht für sich vorstellen.
Sie hatte immer gehofft, dass der Krieg vorbei wäre, wenn sie die Schule abschloss und dass sie dann – am liebsten mit Harry zusammen – eine Karriere bei z.B. den Chudley Cannons oder einem anderen Verein, anstreben konnten und nach ein paar Jahren Spaß in der Luft würde zuerst der Eine von ihnen studieren und der Andere sie mit dem Verdienst des Spielens erhalten und danach würde der fertig Studierte arbeiten und der Andere konnte studieren und sobald beide bei der Arbeit dann fest im Sattel sitzen würden, würden sie ans Kinderkriegen denken. Ein oder höchstens Zwei würden ihr da dann reichen. Ach ja und irgendwann zwischen Quidditch, Studium und Arbeit – und natürlich vor dem ersten Kind – wäre eine Bombenhochzeit angesagt … wo ihre Mutter sich voll austoben hätte können …
Schwanger sein … ob das ein schönes Gefühl ist? Man wird dick und ein kleiner Parasit nagt innerlich an einem … das kann doch nicht schön sein, oder? Andererseits würden es nicht so viele werden, wenn es nicht schön wäre – Blödsinn, die wurden es, weil das Schwanger werden schön ist … nicht das Schwanger sein! Sie war noch Jungfrau! Toll, sie würde von ihrem Kind bei der Geburt entjungfert werden – Juhu … und schon wieder rannen Tränen über die Wangen der jungen Gryffindor. Wenn sie jetzt schnell Harry dazu brachte mit ihr zu schlafen und er später von dem Kind erfuhr, wäre er überzeugt, der Vater zu sein und das wäre für Snape unerträglich und nach allem, was ihr Lehrer wegen ihr und für sie durchmachen hat müssen, wäre es echt nicht fair, ihn auch noch durch diese Hölle gehen zu lassen … obwohl für sie, das Kind und ihre Familie, wäre es vom Ansehen her und so das Beste, wenn Harry und die Welt glauben würde, es wäre sein Kind, er heiratete sie und alle wären glücklich. Andererseits solange der Unsägliche lebte, würden ihr Kind und sie in allerhöchster Gefahr sein.
Hm … sie dachte von dem Kind schon als ihr Kind …!?
Okay, also diese Variante ist nicht in Ordnung, weder wäre es fair, Harry ein Kind unterzuschieben, noch will sie das ihrem opferbereiten Lehrer antun. Also bleibt nur die Möglichkeit das Kind zu bekommen und mit ihrem Professor glücklich zu werden … Sch***!!!
Das alles konnte doch nur ein schlechter Scherz des Schicksals sein!? Was sollte sie denn jetzt tun? Okay, ihre Tränen waren schon wieder versiegt und sie atmete tief durch, mittlerweile wusste sie schon einiges, nämlich, was sie nicht tun wollte … sie wollte das Kind nicht zum Tode verurteilen! Egal was wer auch immer theoretisch sagte, praktisch würde sie das Ungeborene oder Snape in den Tod schicken, wenn sie sich dagegen entschied. Sie könnte das Kind auch nicht einfach nur als Leihmutter bekommen, denn dann würde es zu Fremden kommen und seine Zukunft war ungewiss. Ergo würde sie demnächst eine minderjährige Mutter sein! Sie würde das Kind Harry nicht unterjubeln. Also würde sie das Kind mit Snape bekommen. Er würde offiziell der Vater sein – jedenfalls nach dem Krieg. Bis dahin würde sie es hoffentlich geheim halten können oder sie müsste sich von der altmodischen Gesellschaft, in der sie lebten, quasi als Dirne verurteilen lassen. Mit trotzig erhobenem Kinn, sagte sie sich, dass ihr das egal wäre, aber … leider würde es auch ihren Familiennamen in Verruf bringen. Und ihrer Familie konnte und wollte sie das nicht antun. Aber gut, sie musste sich ja nicht gleich das schlimmste Szenario ausmalen. Es würde schon alles irgendwie gut gehen … jedenfalls hoffte sie das. Aber sie musste die Entscheidung so treffen, dass sie auch damit leben könnte, wenn es rauskäme …
Bei den ganzen Überlegungen und Für und Wieder abwägen, wurde ihr etwas sehr wichtig. Sie wollte auf gar keinen Fall und unter überhaupt keinen Umständen, dass ihr Kind jemals erfuhr, dass es aus einem Gewaltakt stammte. Nein, sie war die Mutter und Severus der Vater und alle sollten glauben, dass sie sich lieben! Basta! Denn sie war überzeugt, dass wäre für ihr Kind das Beste und das war für sie das Einzige was zählte!
tbc
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