von severina
11) Die Übertragung
Offiziell hieß es Professor Snape wäre im Unterricht zusammengebrochen, da die Dämpfe von dem verhunzten Trank eine alte, innere Fluchnarbe gereizt hatte. Es ging ihm aber schon wieder besser und da Professor Slughorn wieder gesund war, übernahm jeder wieder nur seinen Unterricht. Der Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste war in seinen Stunden unbarmherzig wie immer und forderte 110 Prozent von jedem. Was keinem der Schüler auffiel, war, dass sie dadurch bestens auf den bevorstehenden Krieg vorbereitet wurden.
Am Samstagmorgen des 21.12. fuhren fast alle Schüler in ihre Ferien. Kopfschüttelnd ging Ron vor seiner kleinen Schwester auf und ab, während alle anderen schon damit beschäftigt waren ihr gepackten Koffer raus zu bringen um Heim zu fahren. Harry war gegangen, ohne sich nach ihr umzudrehen. Hermine stand beim Ausgang und wartete auf ihren Freund. „Erklär´ es mir bitte nochmal … warum willst du Weihnachten nicht mit uns, deiner Familie, verbringen? Und rück endlich mit der Wahrheit raus, denn den Blödsinn, dass du so viel lernen musst, glaube ich dir nicht. Das kannst du Mama und Papa erzählen und die sind auch noch stolz auf ihr reifes Mädchen … aber mir kannst du damit nicht kommen! Hast du irgendeine Scheiße gebaut oder was ist los?“, forderte er wütend und aufgebracht von ihr zu wissen. Ginny erklärte ihm zum gefühlten 1000sten Mal: „Mir sind die ZAGs nun mal sehr wichtig und ich will gut abschneiden, deshalb möchte ich hier bleiben und lernen.“ Nach einer Weile fügte sie noch, auf den Boden blickend, hinzu: „Abgesehen davon wäre die Stimmung zu Hause, wo doch Harry unser Gast ist, wahrscheinlich unerträglich und ich brauche es nicht auch noch, dass alle anderen sich auf seine Seite stellen und mir das Leben schwer machen, nur weil ich über etwas, was nun mal nicht nur mich betrifft und worüber man mir konkret verboten hat zu reden, eben nicht mit ihm oder sonst wem rede. Glaub mir es reicht vollkommen von euch wie Dreck dafür behandelt zu werden, das eigentlich Richtige zu tun, ich kann es echt nicht haben, wenn mir der Rest unserer Leute auch noch auf die Pelle rückt. Und genauso wenig brauche ich es euch beim Turteln zu zuschauen. Ich meine, ich freue mich wirklich für euch, aber jetzt wo Harry nichts mehr mit mir zu tun haben will, ist es leider doch auch etwas schmerzvoll euer Glück zu sehen. Ich will es euch echt nicht vermiesen und ich gönne es euch vom Herzen, aber ich ertrage es nicht, es die ganze Zeit vor mir zu sehen und dazu Harrys mich-töten-wollende-Blicke. ´Tschuldige, aber das ist einfach zu viel! Ich brauche diese zwei Wochen Ruhe einfach. Und ich hoffe, dass Harry diese Zeit mit euch allen so sehr genießt, dass wenn er zurückkommt, er vielleicht wenigstens endlich wieder normal mit mir redet.“ Mittlerweile liefen ihr schon wieder Tränen über die Wangen. Dieser Überschwang an Hormonen der schon in ihr war, war echt mühsam, dachte sie sich, und dabei ist das Baby ja noch nicht einmal in ihr. Tief durchatmend beruhigte sie sich wieder und wischte ihr Gesicht trocken. Ron fühlte sich etwas überfordert und war echt super erleichtert als Hermine, die nicht bemerkt hatte, dass ihre Freundin geweint hatte, ihm zurief, dass sie los mussten oder die Kutschen würden ohne sie fahren. „Mach dir keinen Kopf, Kleines, der kriegt sich schon wieder ein. Sorry, ich hab´ echt nicht gemerkt wie Nahe dir das alles geht. Aber du weißt ja, ich war etwas abgelenkt mit Hermine und so. Wenn wir wieder kommen, reden wir und dann wird schon wieder alles. Kopf hoch!“ Mit diesen Worten umarmte er sie kurz brüderlich und lief zu seiner Liebsten um in die Ferien zu fahren.
Die jüngste Weasley war die einzige Gryffindor, die in Hogwarts blieb, sowie ein paar Ravenclaws und ein Hufflepuff. Das war sehr günstig für ihr Vorhaben.
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Auf der Krankenstation lag die Rothaarige mittlerweile auf dem Bett neben ihrem Lehrer. Poppy hatte ihnen je einen Trank gegeben und auch schon diverse Zauber über sie gesprochen und dann gemeint, sie komme in einer halben Stunde wieder, um die Operation vorzunehmen. Der Schwarzhaarige und seine Schülerin redeten in letzter Zeit oft über alles Mögliche miteinander. Sie trafen sich immer wieder mal auf der Krankenstation, wenn sie dorthin kam, damit ihr Körper vorbereitet würde und er, um zu sehen, ob alles mit ihrem Kind in Ordnung war. Manchmal plauderten sie über das Kind, manchmal über schulische Themen, manchmal über das Leben an sich und über 100 andere Sachen.
Es waren gute Gespräche.
Sie fassten Vertrauen zueinander.
Er wollte schon seit längerem ein Thema ansprechen, aber er wusste nicht genau wie und jetzt war die Zeit zu kurz, aber irgendwie meinte er, er sollte es tun, bevor, dass Kind den Körper wechselte.
„Ginny?“, sprach der Erwachsene das aufgeregte Mädchen vertraulich an, denn mittlerweile duzten sie sich, wenn sie privat zusammen waren. „Ja, Severus?“. „Ich wollte nur noch etwas klarstellen. Leider ist jetzt zu wenig Zeit, um uns darüber ausführlich zu unterhalten und deshalb hör´ mir jetzt nur mal zu und später, in Ruhe, tauschen wir uns wirklich aus, aber es ist mir ein Bedürfnis, das jetzt in Worte zu packen, denn noch flirren weibliche Hormone durch mich, was mein Verlangen, über vieles, doch eher persönliches zu reden, nun sagen wir mal, anspornt und das könnte sich ändern, sobald mein Kind nicht mehr in mir steckt und deshalb muss ich das jetzt los werden“, sagte der Tränkemeister, atmete nochmal tief durch und meinte weiter: „Ich fühle mich wirklich mehr als geehrt, dass du es überhaupt in Betracht ziehst, dass du dich möglicherweise einmal in mich verlieben könntest, wenn wir erst einmal geheiratet haben und so weiter. Ich bezweifle es zwar – da ich nun mal kein Wesen bin, an das man sein Herz verliert, aber darüber will ich jetzt gar nicht diskutieren.“ Er hob abwehrend die Hand, als sie ihn schon unterbrechen wollte und führte seinen Monolog weiter: „Momentan fällt es mir schwer, es mir auch von meiner Seite her vorzustellen, denn – du verzeihst mir hoffentlich – aber in meinen Augen bist du nun mal noch ein Kind … immerhin könntest du locker mein Kind sein. Ich bin 20 Jahre älter als du! Wärest du 30 und ich 50, wäre es für mich weniger schlimm, da du dann schon erwachsen wärst … aber so … ist es für mich wirklich noch absolut unvorstellbar. Natürlich weiß ich, dass es viele ältere Männer gibt, die auf junge Dinger stehen, aber ich gehöre nicht dazu. Vielleicht hat es auch was mit meinem Beruf zu tun, da ich noch nie – weder versucht, noch es geschafft habe – eine Schülerin, selbst bei ihrem Abschluss als Frau zu sehen, sondern immer als Mädchen. Ich würde mich als Pädophiler fühlen, wenn ich dich anziehend fände … was jetzt nicht bedeutet, dass ich dich abstoßend finde! Ich sehe natürlich, dass du ein hübsches Kind bist, aber eben ein Kind … und mit etwas Phantasie, kann ich mir auch gut vorstellen, was für eine attraktive Frau du einmal werden wirst … und natürlich bin ich überzeugt, dass in einigen Jahren, wenn dein Körper tatsächlich zur vollen Reife erblüht ist, ich deinen Reizen voll und ganz erliegen werde … was jetzt nicht heißen soll, dass es nur auf das Äußere ankommt, denn deinen inneren Werten werde ich möglicherweise schon vorher erliegen, … aber bevor ich mich jetzt weiter verzettle und mich um Kopf und Kragen rede, möchte ich noch einiges anderes sagen … denn bald ist Poppy wieder da … ich weiß, dass Harry dich liebt – denn während unseres Okklumentiks-Unterricht habe ich es in ihm gesehen, obwohl er es sich selbst da noch gar nicht so bewusst war. Da ich als aufmerksamer Lehrer meine Ohren überall habe, weiß ich auch, dass du ihn liebst seit dem du zehn Jahre alt bist. Sag jetzt bitte nichts! Ich war jünger als du, als ich mich das erste und einzige Mal in meinem Leben verliebt habe! Natürlich wurde mir das erst viel später bewusst, aber es war so. Sie war die Einzige, die mir je was bedeutet hat. Die große Liebe meines Lebens und ich habe nie aufgehört sie zu lieben und das werde ich wohl auch nie …“
Sie durchbrach die darauffolgende Stille: „Was ist aus ihr geworden?“
„Sie ist tot“, hauchte er tonlos: „Sie starb, da war sie noch keine 20.“ Wieder schwieg er eine Weile, bevor er mit seiner samtenen Stimme weitersprach: „Worum es mir geht, ist, dass wenn diese Liebe zwischen Harry und dir auch nur annähernd so ist, wie meine Liebe zu ihr, dann solltet ihr zueinanderfinden! Ich weiß es natürlich nicht und möglicherweise ist das zwischen euch so, wie mit vielen verliebten Teenagern nur was vorübergehendes, aber bevor ihr euch da nicht sicher seid, möchte ich nicht, dass du es vollkommen abhackst … sondern nötigenfalls darum kämpfst!“
Sie stand auf, sie konnte nicht anders, sie musste ihn jetzt berühren, ihm nahe sein. Er war so ein unglaublicher Mann. Alle hielten ihn für gefühllos und ein arrogantes, egoistisches Arschloch – und na ja, manchmal konnte er das auch sein – aber in diesem Moment war er eindeutig das absolute Gegenteil. Ganz abgesehen davon, dass er als Spion tagtäglich sein Leben riskierte und dem Wohl der Mehrheit sein eigenes Wohl und Leben opferte – und nicht wie einige Ordensmitglieder gerne behaupteten einfach nur ein Opportunist war, der es sich leicht machte und sich immer auf die Seite stellte, die ihm mehr versprach – sondern er lehnte ihr Angebot, sich ihm als Frau ganz hinzugeben ab, damit sie die Möglichkeit hatte, die wahre Liebe kennenzulernen und möglicherweise mit ihr glücklich zu werden, obwohl ihm selbst das untersagt war und obwohl ihre eigene große Liebe, möglicherweise einer der Menschen war, die er am wenigsten mochte auf dieser Erde … Wenn das nicht selbstlos war, dann wusste sie nicht, was es war!
Er lag vor ihr mit geschlossenen Augen und entblößtem Oberkörper. Viele kleinere und größere Narben überzogen seinen Körper. Sie griff vorsichtig nach seiner Hand. Er öffnete überrascht seine dunklen Augen und blickte ihr direkt in ihre schon wieder mal tränenden, hellen Augen. Sie legte ihre freie Hand auf seinen Bauch und ganz automatisch legte er auch seine freie Hand auf diese drauf.
Genauso erblickte Poppy sie, als sie eintrat. Sie konnte den Anblick jedoch nicht genießen, da den Beiden ihr Hereinkommen sofort auffiel und sie sich voneinander lösten. Albus kam ebenfalls, denn er sollte als einer der größten Zauberer aller Zeiten, bei diesem riskanten, weil höchst selten durchgeführten Vorhaben, nicht nur anwesend sein, sondern tatkräftig mitmachen.
Ginny und Severus lagen in ihren Krankenbetten und blickten sich an. So gaben sie sich gegenseitig Mut und Kraft. Poppy und Albus fuchtelten mir ihren Zauberstäben herum und murmelten unterschiedlichste Beschwörungsformeln. Plötzlich schrien die beiden Liegenden auf. Es war kein echter Schmerz, den er empfand, aber sein Blick brach und er fühlte sich unendlich leer. Er kannte eigentlich das Gefühl von Einsamkeit, aber so unendlich einsam wie gerade jetzt hatte er sich noch nie gefühlt. Es war absolut schrecklich! Bei ihr dagegen war es eher ein Überraschungslaut gewesen, denn sie war absolut überwältigt von dem wundervollen Gefühl der absoluten Liebe zu diesem Wesen, das nun in ihr heranwuchs. Ihr Körper war gut darauf vorbereitet worden, sodass es ihr jetzt nicht schlecht ging. Als sie jedoch die tiefe Trauer ihres Lehrers sah, hielt sie ihm die ausgestreckt Hand hin und hoffte, er würde sie ergreifen. Er brauchte zwar eine gefühlte Ewigkeit, bis er sich dazu durchringen konnte, aber letztendlich tat er es doch und streckte auch seinen Arm ganz aus, damit sich ihre Hände in der Mitte trafen. Fest packte sie zu und strahlte ihn überglücklich an. Sie wollte, dass er spüren konnte, dass er nicht alleine war.
Sie wollte, dass er wusste, dass sie eine Familie waren!
tbc
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