von severina
33) Liebe
„Weil wenn es jemand verdient hat geliebt zu werden, dann dieser Mann da oben!“ warf sich die junge Frau innbrünstig in Pose: „Ja, ich weiß, dass er schwierig ist, aber er ist immer bereit alles für andere zu geben und bekommt dafür nie etwas zurück. Das wird sich ab jetzt ändern! Ich werde ihn mit meiner Liebe überhäufen und er wird glücklich werden und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben schaffe!“ Sie war so wunderschön, wie sie voll Leidenschaft vor ihm stand und sich echauffierte. Harry konnte sich nicht halten. Er stürmte auf sie zu und küsste sie mit all seiner Liebe, die er für sie empfand. Anfangs wollte sie sich wehren, doch all ihre Versuche erstarben, als sie seine überstarken Emotionen für sie fühlte. Selbst vollkommen überwältigt klammerte sie sich regelrecht an den Jungen, den auch sie über alles liebte.
Als sie sich nach einer kleinen Ewigkeit voneinander lösten, blickten sie sich lange tief in die Augen, bis sie hauchte: „Das ändert nichts an meinem Entschluss! Ich will nicht tun, was am besten für mich ist, sondern, dass was am besten für ihn ist! Es tut mir leid …“ „Weglaufen ist nicht das Beste für ihn“, ergriff Dumbledore das Wort: „Und eine Frau heiraten, die ihn nicht liebt, wie es sich gebührt und die auch er nicht in dieser Art liebt, ist es auch nicht. Verzeih mir.“ „Aber was soll ich denn tun?“, schluchzte sie verzweifelt. Harry nahm sie liebevoll in den Arm und drückte sie vorsorglich fest an sich.
„Hilf uns ihm zu helfen!“, schlug Albus vor.
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Als Severus erwachte, saß Lily an seinem Bett. Es hatte Ginny viel Überwindung gekostet, ihr zu erlauben allein bei ihm zu sein. Denn sie war immer noch nicht wirklich überzeugt, dass diese Frau es gut meinte mit Snape. Aber Harry überredete sie zu einem Spaziergang mit Cosmo und ihm. Der Kleine schlief schnell im Kinderwagen ein und die Beiden sprachen über ihre Träume, Ängste und Wünsche, während sie durch die Nacht schlenderten. Die restlichen Festgäste waren schon gegangen. Die Weasleys lagen in ihren Betten – nicht wirklich schlafend, sondern darüber nachdenkend, was sie heute alles erfahren hatten und was sie dazu tun konnten, um alles zu einem guten Ende bringen zu können – und die geborene Evans saß am Krankenbett ihres ehemals besten Freundes. Langsam öffnete er die Augen und war überzeugt immer noch zu träumen.
Da saß sie. Wunderschön wie eh und je und blickte ihn sorgenvoll an, so als würde er ihr was bedeuten … aber in der Realität war es nicht so … da wollte sie nur was von ihm, da wollte sie nur, dass er Black rettet, egal was mit ihm dabei passieren würde … aber das war jetzt und im Moment egal! Er wollte es genießen, dass sie – auch wenn es nur in seinem Traum war – hier an seinem Bett saß und sich um ihn kümmerte.
„Wie geht es dir?“, hörte er ihre wundervolle Stimme sorgend fragen und er erzitterte vor Wohlwollen, dass sie sich nach ihm erkundigte. „Oh bitte, lass mich nie wieder aufwachen!“, hauchte er mehr, als er sprach und verzerrte sie regelrecht mit seinem Blick. „Aber was meinst du denn? Du bist doch wach? Severus! Wie fühlst du dich?“, kicherte sie mädchenhaft, da sie das Gefühl hatte, er flirtete mit ihr – nicht bedenkend, dass er so etwas nicht tun würde. „Himmlisch“, antwortete er leicht schmunzelnd auf Grund ihres Lächelns.
Doch mit einem Mal saß er kerzengerade im Bett und riss geschockt seine Augen auf, denn ganz plötzlich kamen die Erinnerungen zurück … na ja, das war übertrieben … er konnte sich nämlich nicht wirklich erinnern was passiert war … er wusste nur noch, dass Sirius ihn gepackt und ihm alles Mögliche an den Kopf geworfen hatte und dass er sich dadurch irgendwie zurückversetzt gefühlt hat in die Situation, wo ihm Gewalt angetan wurde und dann war alles sehr verschwommen und jetzt ist er hier aufgewacht, sauber und in einem Bett, noch im Fuchsbau, würde er meinen.
„Es ist alles gut, Severus, beruhig dich“, strich Lily ihm zärtlich über die Brust. Mit aller Gewalt zwang Snape alles ihm Unangenehme in den hintersten Winkel seiner Gedanken und wollte wissen, was passiert ist. Sie hatte jedoch Angst, wie er darauf reagieren könnte, wenn er erfuhr, dass sie alle wussten, was man ihm angetan hatte und deswegen wich sie seiner Frage aus: „Bitte, Severus, zuerst möchte ich mit dir über uns reden … ich weiß einfach nicht wie das passieren konnte … dass wir so aneinander vorbei geredet haben … nie wollte ich, dass du dich für Sirius opferst! … ich habe dich um Hilfe gebeten, weil ich überzeugt war, dass du ihn retten könntest und ihr dann gemeinsam zu mir zurück kommen werdet … wenn ich gewusst hätte, dass du dich im Austausch angeboten hast, dann hätte ich dich niemals gehen lassen … deshalb, habe ich dich nach allem was passiert war, dann auch gemieden … denn zuerst war ich regelrecht wütend auf dich, weil du mir das antun wolltest und mich dann auch noch mit der Schuld, dafür verantwortlich zu sein zurücklassen wolltest … ich hatte das Gefühl, du müsstest dich bei mir entschuldigen! … na ja und mit der Zeit, wurde ich trauriger, weil du nicht kamst … aber ich traute mich auch nicht zu dir zu gehen, denn ich hatte mittlerweile ein echt schlechtes Gewissen … und mir war bewusst geworden, dass manches, was ich gesagt habe und wie ich es gesagt habe, missverständlich war … aber ich habe es wirklich nicht so gemeint … sondern ich wollte dich motivieren … aber niemals verlieren … und ich fühlte mich absolut mies … und dann war so viel los … aber na ja, jetzt ist es endlich soweit … bitte, Severus, du musst mir glauben, dass ich dich niemals willentlich in den Tod schicken wollte!“
Mit jedem Wort von ihr wurde sich der Tränkemeister bewusster, dass dies wirklich kein Traum war, auch wenn sie sich so verhielt, wie er es sich erträumte. Er hatte nie bedacht, wie schlecht sie sich wohl fühlen würde, wenn er nicht zurückkäme. Natürlich hatte er sich keine Gedanken darüber gemacht, dass sie ein schlechtes Gewissen haben könnte, denn er hatte ja geglaubt, dass sie ihn wissentlich in die Gefahr schickte, nur um Sirius zu retten. „Es tut mir Leid“, meinte er deshalb jetzt auch zu ihr: „Ich wollte dir nicht weh tun …“
„Wie konntest du nur annehmen, dass ich nicht wollen würde, dass du zurück kommst?“, fragte sie jetzt doch, noch immer verständnislos. Aber er zuckte nur hilflos mit den Schultern.
„Severus!“, mit diesem Freudenausruf schoss etwas blitzschnell von der Tür an seinen Hals und drückte ihn fest an sich. Kurz versteifte er sich auf Grund der Nähe, aber Ginnys Geruch in seiner Nase, ließ ihn seine sonst bei anderen natürliche Abneigung gegen Berührung fallen und er zog sie in eine noch festere Umarmung: „Aber, was ist denn, mein Kleines, was hast du denn?“
Harrys Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als er die Frau, die er liebte in den Armen eines anderen sah, aber auch seine Mutter verspürte einen unangenehmen Stich in der Brust, bei diesem Anblick.
„Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, nuschelte sie an seiner Brust. Dann beugte sie sich ein wenig zurück: „Wie geht es dir? Wie fühlst du dich? … Oh, es tut mir so schrecklich Leid … ich wollte es nicht … und ich weiß, wir hatten uns gegenseitig versprochen, nicht darüber zu reden, aber was hätte ich denn tun sollen … ach, mein Großer, es tut mir so leid …“ Verwirrt betrachtete Severus das schwafelnde Mädchen in seinen Armen. Um zu verhindern, dass er jetzt doch noch erfuhr, dass sie es alle wussten, versuchte Lily die anderen abzulenken: „Es ist schon spät, wäre es nicht das Beste, wenn wir alle schlafen gehen würden?“ Sie stand auf und wollte Ginny auch dazu bewegen das Zimmer zu verlassen.
„Nicht bevor mir nicht wer erklärt, was hier los ist“, ließ sich Snape vernehmen. Die jüngste Weasley schaute zur geborenen Evans und fragte verblüfft: „Du hast es ihm gar nicht erzählt?“ „Nun, nein, es war noch keine Gelegenheit“, eröffnete Lily leicht verlegen. „Ich bin anwesend, verdammt noch einmal, also hört auf, so zu tun, als könnte ich euch nicht hören!“, stieß der Tränkemeister missmutig aus. Er hasste es so behandelt zu werden. Im Orden taten sie so etwas auch immer wieder – in seiner Anwesenheit über ihn zu reden, als wäre er taub oder dumm oder ein Kleinkind, das sie nicht versteht.
„Sie dürfen sich nicht aufregen, Sir“, flüsterte Harry und blickte ihn intensiv an. Wieso wurde Severus das unangenehme Gefühl nicht los, dass ihm nicht gefallen würde, was er jetzt zu hören bekommen würde. Doch keiner sagte ein weiteres Wort und letztendlich war es auch nicht notwendig, denn langsam begann der Erwachsene eins und eins zusammen zu rechnen und verspannte sich merklich. „Bitte, Severus, stoß mich jetzt nicht von dir!“, flehte Ginny, doch sie wurde unbarmherzig von ihm weggedrückt, denn er ertrug ihre Berührung nicht mehr, seit dem ihm gerade klar geworden ist, dass sie alle wussten, was passiert ist, alle die hier im Zimmer waren und alle die in diesem Haus waren und noch so viele mehr.
Er konnte damit nicht umgehen. Er wollte damit auch nicht umgehen. Es war ein Stoß mit einem Messer tief in seinen Rücken. Jedenfalls fühlte es sich für ihn so an. Oh, warum nur, konnte er nicht einfach sterben. Nach Voldemorts Tod, war er so überzeugt, dass endlich alles besser werden würde, aber jetzt …
Hätte Lucius ihm doch nur nicht das Leben gerettet, dann wäre ihm diese erneute Schmach erspart geblieben.
tbc
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