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Fanfiction

Two Sides of the Same Coin - #5- Between Acceptance and Pain

von Julia*Jay*Brown

Oh Gott,
Da habe ich vor lauter Chaos vergessen, diese Fanfiction zu aktualisieren...ist wohl ein wenig unübersichtlicher, wenn man auf zwei Portalen Sachen hochlädt.
Das tut mir außerordentlich leid, weshalb heute vermutlich eine ordentliche Welle von den Kapiteln 5 bis 8 kommt, damit ihr up to date seid.

Viel Spaß,
Bitte kommentieren!
LG,
Jay

~*~
„Der Pickel ist wirklich extrem auffällig“
„Halt den Mund, Cassandra“ Nicole rollte mit den Augen und fuhr sich zum gefühlt zehnten Mal durch ihre Haare.
„Lass das lieber- oder binde sie zurück.“
„Hast du ein Haarband?“
Cassandra sah Nicole pikiert an, die jedoch nur grinste. Sie wusste genau, dass weder ihre beste Freundin noch sie selbst jemals so etwas besessen hatten. Warum auch, wenn es Zauber gab, die einem das abnahmen. Die meisten reinblütigen Hexen (und Zauberer, wie beispielsweise Lucius Malfoy) bevorzugten ein besticktes Band aus Satin oder Samt, oder auch reich verzierte Klammern, Broschen und Spangen. Sich ein ‚Ding‘ aus Gummi mit etwas Stoff darum in die Haare zu setzen wirkte aus ihrer Sicht geradezu frevelhaft- und die Tatsache, dass die meisten dieser Haarbänder merkwürdig aussahen, tat ihr übriges.
Aus den Untiefen ihres Umhanges zog Cassandra dann jedoch tatsächlich eine Reihe von schlichten, silbernen Spangen hervor, mit deren Hilfe Nicole sich ihre blonden Haare in einen Knotend drehte, der- wie sie aus langjähriger Erfahrung wusste- sich binnen der Stunden bis zum Mittagessen auflösen würde. Ihre Freundin zupfte noch ein paar Strähnen zurecht ehe sie die Große Halle betraten. Francis lächelte nur höflich über den Rand seines goldenen Bechers hinweg, als sie sich setzten, hob aber gleichzeitig eine fragende Augenbraue.
Phil neben ihm schenkte den Mädchen keinerlei Beachtung, sondern tippte sich beim Lesen des Tagespropheten mehrfach gegen die Nase, wie immer, wenn er sich über ein Thema ärgerte.
„Du wirkst ein wenig müder als gewöhnlich, Nicole, wenn ich das so sagen darf.“
„Natürlich…“
„Nicht weniger bezaubernd und schön- nur müder.“
„Ich habe eine Art Wette mit Charles abgeschlossen, dass ich einen Tag ohne Schönheitszauber und Produkte auskomme.“
„Die neue Frisur steht dir ausgezeichnet“ fügte Francis noch hinzu, als er Nicole einen leichten Kuss auf ihre Schläfe gab. Sie verdrehte nur die Augen, lachte aber dennoch.
„Sie vorsichtig, Francis, sonst beißt Weasley dir noch den Kopf ab“ kommentierte James durch die Bissen seines morgendlichen Brötchens. Er hatte einen guten Ausblick auf den Gryffindor- Tisch an diesem Morgen und schien sich äußert über die Anwandlungen des Schulsprechers zu amüsieren, „Ziemlich rote Ohren, der Gute“ fügte er noch hinzu. Francis sah Nicole nur fragend an, legte einen Arm um ihre Schulter und strich dabei über ihren Nacken.
„Musst du auch immer so übertreiben“ meinte Cassandra, „Der Arme versteht doch noch gar nicht, was in ihm passiert und du machst ihn schon eifersüchtig.“
„Wenn es sowieso Teil deines Planes ist, dann dürfte es egal sein, wann er eifersüchtig wird und wann nicht.“
„Aber es macht die Angelegenheit schwieriger.“
„Vielleicht ist das ja mein Ziel“ erwiderte Francis, was alle erneut zum Lachen brachte. Niemand wäre töricht genug, Cassandra absichtlich in ihre Ausarbeitungen zu pfuschen.
„Was haben wir denn in der ersten Stunde?“ wandte Phil das Thema ab, obwohl er die Antwort ziemlich genau wusste. Innerhalb der nächsten Minuten brachen Francis und Nicole gemeinsam mit Phil zu Kräuterkunde auf, Cassandra genoss ihre Freistunde mit einer Tasse Kakao im Gemeinschaftsraum und James war auf dem Weg zum See für eine morgendliche Jogging- Runde.
„Was hältst du bisher so von Weasley?“ fragte Francis während sie durch die Arkaden auf den hinteren Geländeteil traten.
„Er ist ein netter Zeitgenosse und guter Diskussionspartner. Ansonsten kann ich nicht wirklich viel über seine Qualitäten sagen. Warum?“
„Es interessiert mich nur, wen ich eventuell vorwarnen muss. Mit solchen Männern kann man nie vorsichtig genug sein und ich könnte es nicht ertragen, wenn dir jemand wehtut.“
„Seit wann so sentimental?“ Nicole kannte diese Seite von Francis recht gut, immerhin hatten sie während ihrer Verlobung viel Zeit miteinander verbracht und geredet.
„Seit es dir mit jemandem ernst ist- ernster als mit mir zumindest. Cassandra hat ein gutes Auge für sowas und obwohl es mir nicht zu hundert Prozent gefällt, muss ich zugeben, dass er dich vermutlich als einziger Mann dieser Welt verdient hat.“
„Wir sind noch nicht einmal zusammen und ich bin mir nicht wirklich im Klaren, was ich für ihn empfinde. Es ist Alles noch so neu und… merkwürdig. Gestern haben wir uns- geküsst; kann man es nicht wirklich nennen“ Nicole errötete erneut und klopfte sich imaginären Staub von ihrem Umhang, um sich abzulenken. Ihr Herz klopfte ein wenig lauter bei dem Gedanken daran und ein kleines, unwillkürliches Lächeln schlich sich auf ihre Lippen.
Francis grinste: „Wer definiert schon, was ein richtiger Kuss ist. Ich könnte dich hier und jetzt in Grund und Boden küssen und trotzdem würde es dich weniger bewegen, als der von Weasley- nicht, dass ich das jemals tun würde. Keiner kann schließlich mir widerstehen.“
Nicole nickte: „Danke. Das ist genau das, was ich jetzt brauchte.“
„Kein Ding, meine Süße. Ah- da vorne sind auch schon unsere liebsten Gryffindors“
„Schon lustig, dass sie immer da sind, wo wir gerade hin wollen“ meinte Phil, der bereits vorgelaufen war und auf die beiden anderen gewartet hatte. Ihm war klar, dass manche Dinge zwischen Francis und Nicole besser zwischen den beiden blieben.
Derek wies seinen rothaarigen Freund als erster auf die Gruppe Slytherins hin; als sie sich näherten, bot Francis Nicole seinen Arm an und so kamen sie bei den dreien an. Nate ließ einen Becher mit Kaffee in seiner Tasche verschwinden, als sie eintrafen und war derjenige, der das Gespräch eröffnete.
„Was glaubt ihr, machen wir heute? Sie erzählt ja immer von irgendwelchen gefährlichen Pflanzen, aber Gewächshaus zwei erinnert mich jetzt nicht gerade an Schrecken…“
„Keine Ahnung“ meinte Phil, „Im Buch steht etwas von tödlichen, giftigen und tödlich- giftigen Gewächsen.“
„Unsere Schulsprecher müssten doch das Buch auswendig können“ meinte Derek und mit einem Blick wusste Nicole, dass auch Charlie seinen Freunden vom gestrigen Tag erzählt hatte. Die Frage war nur: Wie viel?
Für einen Moment trafen sich ihre Blicke und er zuckte mit den Schultern, seine rot werdenden Ohren zu verbergen versuchend.
Es herrschte peinliche Stille, in der Nicole versuchte, ihr sonst so schnell denkendes, rationales Selbst wieder zu finden. Letztendlich war es erneut Francis, der die Situation rettete: „Bei Merlin, nur wegen einem kleinen Küsschen verhaltet ihr euch wie Fremde.“
„Völlig lächerlich“ stimmte Nate zu, „Erst abstreiten, dass irgendetwas läuft, dann keinen richtigen Kuss auf die Reihe bringen und jetzt das.“
„Könnten wir vielleicht damit aufhören?“ fragte Charles peinlich berührt und Nicole stimmte ihm schweigend zu. Sie bemerkte wie seine Augen ständig zwischen dem Schlossportal und etwas hinter ihrem Kopf hin und her zuckten. Aus einem Reflex heraus wollte sie seine Hand nehmen, um ihn zu beruhigen. Etwas hielt sie zurück. Noch immer war Professor Sprout nicht aufgetaucht und ihre Mitschüler aus den anderen Häusern hatten sich bereits an einem sonnigen Fleck nicht weit entfernt niedergelassen. Sie jedoch standen immer noch im Schatten des Schlosses, da die Sonne noch nicht hoch genug stand, um an diese bestimmte Stelle zu scheinen.
„Vorhin aus Eifersucht nicht frühstücken und jetzt sowas“ meinte Francis, „Oder macht es dich allgemein nervös, wenn man über Körperkontakt spricht.“
„Eifersüchtig? Wohl kaum, das ist ein irrationales und ziemlich bescheuertes Gefühl.“
Derek verdrehte die Augen und Nathan schlug sich tatsächlich die Hand vor die Stirn.
„Tatsächlich?“ Francis zog nur eine Augenbraue hoch und Nicole schwante Übles. Seine nächste Bewegung bestätige ihre Vermutung nur. Der Arm, in den Nicole sich eingehakt hatte, bewegte sich, bis ihre Hände ineinander lagen und sofort drehte Francis sie so, dass sie sich direkt anblickten.
Ohne zu zögern, legte sich seine andere Hand an ihre Wange, sein Daumen ganz sanft ihr Kinn anhebend und dann beugte er sich vor. Seine Augen wanderten immer wieder zwischen Nicole und Charlie hin und her. Letzterer schluckte schwer und nach einem letzten vielsagenden Blick küssten die beiden ehemaligen Verlobten sich. Es war so ziemlich das Gegenteil des gestrigen Tages- in jeder Hinsicht. Es war äußert merkwürdig für sie, einen ihrer besten Freunde zu küssen, auch wenn es nicht wirklich schlecht war. Nur merkwürdig und etwas unangenehm.
Es dauerte nicht lange, da trat Nicole jedoch zurück, einfach weil die Absurdität und etwas anderes in ihr unerträglich wurden. Sie sah Charlie kurz an, ihr Herz pochte und ein Schmerz durchfuhr sie als sie den Ausdruck in seinen Augen als Enttäuschung erkannte.
„Aha“ meinte er tonlos, „Ich verstehe.“
„Sei jetzt bloß kein Vollpfosten“ grummelte Phil, „Er wollte dir doch nur beweisen, dass du eifersüchtig bist. Also wirklich- wie wäre es, wenn ihr zwei euch heute Abend bei einem Tee in eurem Arbeitszimmer trefft und die ganze Sache mit kühlem Kopf und ohne nervige Zuschauer besprecht. Wir können euch zu etwas raten, aber entscheiden müsst ihr euch selbst. Bis dahin: Kein Mumpitz!“
Alle Anwesenden nickten zustimmend und ließen sich nun ebenfalls unter einem Baum in der Nähe nieder, da ihre Lehrerin noch immer keine Anstalten machte, zu erscheinen. Derek begann alsbald ein Gespräch über das bevorstehende Schuljahr und fragte die Slytherins, was sie später einmal vorhatten.
„Irgendetwas im Ministerium“ meinte Francis schulterzuckend, „Kommt darauf an, wer meine Qualifikationen am besten gebrauchen kann. Und, was mir tatsächlich am meisten Spaß macht.“
„Phil?“
„Vermutlich werde ich mit Cassandra zusammenarbeiten. Was sie vorhat, kann ich nicht genau sagen, aber meine Hilfe wird sie brauchen.“
„Die beiden sind ein gutes Team“ ergänzte Nicole, „Keiner weiß wirklich, was sie alles so fabrizieren, aber sie tun es.“
„Was ist mit dir? Dein Schnitt wird dich in viele Firmen bringen.“
„Am liebsten etwas Internationales- eventuell Magisches Recht. Aber erstmal lass auch ich mich überraschen. Vielleicht eröffnet sich ja etwas, was man ohne Studie des Arbeitsmarktes gar nicht kannte.“
„Bei mir ist es schon ziemlich fest- lange zu warten, kann ich mir nicht wirklich leisten. Ich gehe nach Südwesteuropa- dort haben sie einige der bekanntesten magischen Kräutergärten, die sich mit der Zucht und Verbreitung wichtiger Heilpflanzen beschäftigen. Nachdem meine ZAGs da waren, habe ich denen bereits einen Besuch abgestattet und sie halten eine Stell für mich offen“ erwiderte Derek stolz.
„Bei mir ist es ähnlich“ meinte Nate, „Zuerst werde ich eine Runde Work and Travel machen und dann bei Pottages einsteigen. Die suchen dringend neue Mitarbeiter und mit ein wenig Auslandserfahrung sind meine Chancen gleich doppelt so hoch.“
Nicole fühlte sich ein wenig schlecht. Sie alle hatten bereits einen genauen Plan, was sie machen wollten und hatten sich bereits um ihre Stelle gekümmert, während sie sich um die Zeit zwischen ihrem Abschluss und dem Job keinerlei Sorgen machen musste.
„Du machst sicherlich etwas mit magischen Geschöpfen, oder?“ fragte Phil an Charlie gewandt, der nickte, ein begeistertes Glimmen in seinen braunen Augen.
„Richtig, am liebsten wären mir noch immer Drachen, aber irgendetwas anderes Gefährliches täte es auch.“
„Drachen gibt es aber innerhalb Großbritanniens doch nicht mehr, oder?“
„Das stimmt, aber es gibt ein paar Reservate auf dem Kontinent verteilt- oder auch in Amerika, aber mit dem Akzent käme ich nicht klar.“
„Muss man dafür etwas Besonderes studieren oder ist es ein reiner Ausbildungsberuf?“ fragte die Schulsprecherin nach, sich ein wenig aufsetzend, um ihren Kollegen ansehen zu können.
„Eher eine Ausbildung, aber mit viel Theorie in den ersten Jahren. Es dauert alleine eineinhalb Jahre, bis man zu den Drachen darf und man muss viele Prüfungen ablegen, während man dort ist. Es gibt aber nach zwei Monaten ein dreiwöchiges Praktikum im tatsächlichen Reservat, um diejenigen, die nicht wirklich für den Beruf gemacht sind, heraus zu sortieren.“
„Bist du denn für den Beruf gemacht?“
„Ich hoffe doch sehr- klar ist es sehr gefährlich, aber es ist so interessant, mit Drachen zu arbeiten und gleichzeitig Artenschutz zu betreiben. Angst habe ich nicht, aber Respekt. Meine Mutter ist nicht wirklich begeistert, meine Geschwister schon, vor allem Ginny. Dad meinte, dass jeder, der es in unserem Haus bis zur Volljährigkeit schafft ohne durchzudrehen, alles hinbekommt, was er sich vornimmt“ Charlie lehnte sich gegen den Boden, die Arme hinter dem Kopf verschränkt. Nicole stimmte in das Lachen der Gruppe mit ein und zupfte gleichzeitig einen losen Faden aus dem Saum ihres Umhangs. Warum wanderten ihre Augen immer so häufig zu Charles Gesicht zurück?
In seinen Augen konnte sie die Spiegelung der Wolken und des Himmels sehen. Gleich nach diesem Gedanken hinterfragte sie, woher diese gefühlsduseligen, kitschig-romantischen Gedanken stammen mochten.
„Noch jemand einen Tee?“ fragte Nate und reichte einige Tassen weiter. Charlie setzte sich nun auf, die Augenbrauen zusammengezogen.
Während der nächsten Stunde würdigte er Nicole keines Blickes und schien insgesamt unkonzentrierter als gewöhnlich. Nicole versuchte sich im Gegenzug, noch mehr auf die vor ihnen liegenden Aufgaben zu fokussieren, doch ein eigenartiges Gefühl in ihrem Hals verhinderte manchmal, dass sie auch nur ein Wort heraus brachte. Was ging in ihr vor?
„Vielleicht habe ich doch eine Allergie“ meinte sie auf dem Rückweg zum Schloss zu Francis (Phil hatte einen Termin- mit Cassandra) und wischte sich mit der Innenseite ihres Umhangs über die Augen, die merkwürdig brannten, „Äußerst unangenehm. Hoffentlich hat Pomfrey etwas dagegen.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher…“
„Hör auf mit diesen dummen Theorien.“
Francis wandte sich ihr zu, einen Arm sanft mit seiner Hand berührend: „Wovor hast du Angst?“
Er ließ ihr keine Zeit, zu antworten: „Du willst Weasley nicht enttäuschen, seine Meinung interessiert dich mehr als die des restlichen Schlosses zusammen. Du hast Angst davor, dass er dich nicht so sympathisch findet wie du ihn- dass er von dir genervt ist. Du möchtest deine Zeit mit ihm verbringen und was, wenn er das nicht will? Der Gedanke reißt dich auseinander, sticht dir ins Herz und schnürt dir den Hals zu. Obwohl du an etwas anderes denkst, kommen die Gedanken immer wieder zu ihm zurück. Du versuchst es auszuschließen, aber es widerspricht all den Gesetzen, die du dir so sorgfältig um deine Denkmuster aufgebaut hast.“
Mit einem Mal konnte Nicole den Schmerz, den greifbaren, physischen Schmerz in Francis‘ Stimme hören. Sie sah den Zwiespalt in seinen Augen.
Ohne weiter darüber nachzudenken trat sie zwischen seine Arme und schloss ihre eigenen um seinen Oberkörper, den Kopf gegen seine Schulter lehnend. Es dauerte einen Moment, bis er reagierte. Doch dann legten sich auch seine Arme um sie, seine Hände fanden ihre Hüfte, und seine Stirn schmiegte sich gegen ihre Haare.
Die erste heiße Träne fiel von seinen Wimpern auf ihre Wange und ein Schaudern durchfuhr den Slytherin, ehe er sie noch enger an sich zog.
„Shhh“ beruhigte Nicole ihn, ihre Hände strichen sanft über seinen breiten Rücken, „Du hättest es mir sagen können, das weißt du“ flüsterte sie.
„Und damit unsere Freundschaft für immer in peinliche, unerträgliche Stille verwandeln? So tief bin ich nicht gesunken- du bist mir zu wichtig dafür.“
„All diese Dinge…“
„Habe ich zu hundert Prozent ernst gemeint. Du bist die wundervollste Hexe, die ich je kennen gelernt habe. Aber ich…ich sehe auch, dass du nicht das Gleiche für mich empfinden kannst. Nur, weil du deine Gefühle nicht verstehst, heißt das nicht, dass du sie nicht hast. Sie haben jemanden namens Charles Weasley gefunden und egal wie sehr ich ihn auch als Person respektiere, kann ich ihn doch nur hassen, weil er es ist, der dein Herz gewonnen hat. Darf ich dir zu etwas raten, bevor wir so tun können, als wäre das hier nie passiert?“
„Deine Entscheidung.“
„Bau dir keine Mauer- du musst den Riss darin finden und sie niederreißen. Alles andere macht dich nur noch mehr kaputt und wird so viel schmerzvoller als alles, was du dir ausmalst. Es ist nicht nur ein gebrochenes Herz, es ist ein gebrochenes Herz gefangen in einem Eisenkäfig. Nur war dieser Eisenkäfig einst mit Gold überzogen und nun, da das weg ist, fängt er an zu Rosten und zeigt seine Stacheln. Es scheint, als wäre das Herz noch ganz, doch in Wirklichkeit, wird es nur von dem Käfig zusammengepresst in einem verzweifelten Versuch, eine heile Welt zu kreieren.“
„Versprochen.“
Francis trat aus der Umarmung hervor, die roten Augen kurz abwischend und dann mit seinem Zauberstab in ihren Ausgangszustand zurückführend. Als wäre nie etwas geschehen- so wie Slytherins stets mit solch emotionalen Momenten umgegangen waren. Das Lächeln auf seinem hübschen Gesicht hatte noch nie so falsch ausgesehen, und hatte Nicole noch nie solche Schmerzen bereitet.
„Wirst du es schaffen?“
„Ich weiß es nicht- mit der Zeit wird es besser, so viel ist mir klar.“
„Du musst mir dann auch etwas versprechen.“
„Für dich alles, meine Liebe“ er rang sich zu einem echten Lächeln durch.
„Werde wirklich glücklich. Verbittert zu sein…“ sie ließ den Satz in der Luft enden, kurz in Richtung des Sees starrend, nicht wirklich mit den Worten ausgestattet, um ihren Gedanken Ausdruck zu verleihen.
„Ich verstehe. Das dürfte machbar sein.“ Er strich eine Strähne hinter ihr Ohr und seine Hand verweilte dort für eine Sekunde.
„Komm, wir sollten uns beeilen. Unterricht und so.“
+++
Nach der letzten Stunde verabschiedete sich Nicole von ihren Freunden und schritt die Treppen zum Gryffindor- Gemeinschaftsraum hinauf, um Charlie ausfindig zu machen. Die anderen hatten Recht damit, dass sie sich schnellst möglichst aussprechen sollten, um jegliche Peinlichkeit zu verhindern.
Sie konnten ihre Lehrer nicht enttäuschen.
„Wissen Sie, ob Mr Charles Weasley bereits im Gemeinschaftsraum ist?“ fragte sie das Portrait der Fetten Dame mit einem höflichen Lächeln und deutete auf ihr Schulsprecherabzeichen, „Wir haben ein paar Aspekte zu besprechen.“
„Er war vorhin hier, um seinen Besen abzuholen. Vermutlich ist er auf dem Quidditch-Feld. Er hatte schon immer einen schrecklichen Sinn für Verantwortung.“
„Dankeschön“ erwiderte Nicole ehrlich, machte auf dem Absatz kehrt und ging gemächlich zurück nach unten. Es war nicht ihre Art, zu hetzen und das würde sie jetzt nicht wegen einem Jungen ändern.
‚Mann- er ist ein Mann, kein Junge‘ korrigierte sie sich selbst und brachte die nächsten Minuten damit zu, über die genaue Bezeichnung nachzudenken und mit sich selbst zu philosophieren. Das Schlossportal öffnete sich vor ihr und niemand anderes als Charles Weasley eintrat, einer Gruppe von Zweitklässlern die schwere Tür aufhaltend. Jetzt, wo sie sich mit ihm konfrontiert sah, sortierte Nicole erneut aktiv ihre Gedanken und richtete sich auf. Ihre Ehrziehung erlaubte es ihr, auf völlig unkonzentrierten Situationen, unangenehm geradezu, mit professioneller Haltung und Ruhe zu reagieren. Es war wichtig, sich auf Partys mit der gebührenden Würde zu bewegen.
„Charles, die Aufgaben der Schulsprecher warten nicht.“
„Oh, habe ich wohl kurzfristig verdrängt. ‘Tschuldigung.“
„Solange es nicht allzu oft vorkommt.“
„Ich treffe dich gleich in der Bibliothek?“
„Oder wir benutzen das Zimmer der Schulsprecher- es könnte eine Einweihung gebrauchen, wie ich vermute.“
„Kümmerst du dich jetzt schon um die Gefühle von nicht benutzten Klassenzimmern?“ Charlie grinste und Nicole konnte ein leises Lachen nicht verhindern.
„Natürlich, es ist meine wichtigste Aufgabe dieses Jahr. Ich habe es übrigens auf dem Weg runter gefunden, eines der Gemälde hat mich angesprochen.“
„Doch kein Klassenzimmer, also.“
„Scheinbar nicht, aber ich weiß nicht, wie es sich im Inneren verhält.“
Charlie schulterte erneut seinen alten Besen und schloss die restlichen Stufen zu ihr auf. Nach einem Moment bot er ihr unvermutet seinen Ellenbogen an, in den sie sich mit einer hochgezogenen Augenbraue einhakte.
„Diesen Trick habe ich mir von deinen Slytherins abgeschaut- jeder macht das bei jedem Mädchen, mit dem er unterwegs ist. Und das, obwohl sie definitiv nicht zusammen sind. Dad macht es auch bei Mum manchmal.“
„Bei uns gehört es zur Etikette, wenn man so will ein Reflex. Manchen Frauen, oder Damen, imponiert das natürlich.“
„Ich habe jedoch das Gefühl, dass viele es falsch verstehen werden. Vermutlich muss ich es mir für Cassandra, Phil und dich reservieren.“
„Phil?“
„Er würde es nicht falsch verstehen.“
Nicole lachte und nickte: „Definitiv nicht, aber andere mit Sicherheit. Hier sind wir- das hier ist der Schulsprecher dieses Jahres, Professor.“
Der ältere Herr mit einer kunstvollen Robe, seine dunkle Haut in wundervollem Kontrast zum Wüstensand in seinem Hintergrund, nickte und mit einer Verbeugung schwang das Portrait zur Seite und offenbarte den Blick auf einen strikt funktionellen Raum. Im Zentrum war ein breiter Tisch mit abgerundeten Ecken platziert und ein Großteil der Wände war mit vollen Bücherregalen bedeckt. Der obligatorische Kamin fand sich natürlich auch, nebst einigen schmalen Fenstern.
Charlie ließ seine Sachen auf einen der gepolsterten Ohrensessel, die um den Tisch herumstanden. Von der Decke, neben den schwebenden Kerzen, hingen die Banner aller vier Häuser herab.
„Irgendwie hatte ich etwas anderes erwartet“ kommentierte Charlie und Nicole wandte sich von den Bücherrücken ab, trat an den Tisch und stützte sich ein wenig darauf.
„Hör zu, Charlie. Wir sollten ein paar Sachen klären, sonst wird unsere Zukunft für uns unglaublich anstrengend, unangenehm und peinlich. Egal, wie sehr sich jemand von uns vielleicht dagegen sträuben würde, zwischen uns herrscht unbestreitbar etwas wie Chemie. Wir müssen uns jetzt ein paar Fragen stellen.“
„Du willst also weiterhin den durchdachten Ansatz wählen und deine Gefühle ausblenden?“
„Im Gegenteil. Mir wurde heute klar gemacht, dass Gefühle genau das sind, was ich möchte. Aber…aber ich bin nicht stark genug, um eine Fehlentscheidung zu verkraften. Etwas, was sich verstecken lässt, lässt sich einfacher reparieren.“
Nicole hob ihren Blick und sah ihren Kollegen mit verschränkten Armen vor dem Kamin stehen, seine roten Haare wirkten noch intensiver, noch feuriger, im Flackern der Flammen. Seine braunen Augen wirkten unruhig, doch sie konnte selbst aus diesem ungünstigen Blickwinkel die stählerne Kälte darin erkennen.
„Ich habe mir vorgenommen, niemals eine Person auszunutzen. Und auf genau das würde es hinauslaufen, wenn wir jetzt eine Beziehung anfingen. Du musst erst einmal mit dir selber ehrlich sein und wirklich Leben“ er erwiderte ihren Blick unvermutet, „Ich könnte dich in die Arme nehmen und dir sagen, dass alles gut wird. Ich kann dir in die Augen sehen und sagen, dass die Schmerzen verschwinden. Aber ich kann deine Gefühle und Ängste nicht wegnehmen, solange du sie nicht kennst. Du musst den ersten Schritt selber machen. Ansonsten wird uns das hier beide zerstören und ich will diese Freundschaft, dieses wunderschöne Gefühl von Schmetterlingen, nicht verlieren.“
„Ich verstehe“ antwortete Nicole und zugleich spürte sie etwas in sich zerspringen, ihr Herz zog sich zusammen und Tränen brannten in ihren Augenwinkeln. Von einer Sekunde auf die andere war ihr, als wäre ein Schleier von ihrem Inneren gelüftet, als würde sie aus einem tiefen See auftauchen. Wie eine Welle brachen eintausend Eindrücke und Gedanken über ihr zusammen, sie konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten.
Es war das erste Mal seit ihrer Kindheit, seit zehn Jahren, dass sie wirklich weinte. Ihre linke Hand löste sich von der polierten Tischplatte und sie presste sie gegen ihren Mund, versuchte mit allen Mitteln diese unglaublichen Schmerzen wieder in ihr Gefängnis zurückzudrängen.
Die Welt verschwamm vor ihren Augen, jeder Muskel in ihrem Körper zitterte, und sie verlor das Gleichgewicht. Ohne ihre übliche Eleganz sank sie auf den kalten Steinboden, eine Hand noch immer die Tischkante umklammernd, als wäre es ihr Anker. Es interessierte Nicole nicht, dass sie aussehen musste wie ein Waschbär. Es interessierte Nicole nicht, dass Charles sie in diesem Augenblick anstarrte, als hätte er noch nie etwas Schöneres gesehen.
Sie hatte nicht erahnt, dass das Einreißen dieser Mauer, von der Francis gesprochen hatte, so unglaublich schmerzhaft werden würde. Sie konnte nicht aufhören, ihr Herz schmerzte einfach weiter und es schien eher schlimmer als besser zu werden.
Charlie ließ sich neben sie sinken und legte einen seiner muskulösen Arme um sie, zog sie in eine umständliche Umarmung. Seine Hand strich ihr sanft, beruhigend, über den Rücken.
„Shhhh, Nicole. Es wird einfacher, versprochen“ flüsterte er, strich ihr über die Wange. Wie ein Beruhigungszauber entspannte seine bloße Nähe Nicole. Die Tränen ließen nach und ihr Herz schmerzte nicht mehr, sondern pochte mit einem stetigen (schneller als gewöhnlichen) Schlag.
„Wir bleiben Freunde, das sollte klar sein“ meinte Nicole leise, ein unauffälliges Lächeln, „Das hier möchte ich nicht vermissen. Du bist mir wichtig geworden, in diesen wenigen Tagen.“
„Manchmal braucht es nicht mehr“ erwiderte Charlie, „Du bist mir also nicht böse?“
„Warum denn? Selbstfindung war schon längst überfällig und das Letzte, was ich will, ist, dich zu verletzen.“
„Bereit für Arbeit?“
„Immer. Ich bin eine Slytherin und gut erzogen, erzogen dazu, stets für alles vorbereitet zu sein.“
„Willst du dich wieder einschließen?“
„Nein, aber ich finde, dass ein gewisser Grad an Professionalität nicht schadet“ erläuterte Nicole und erhob sich, ihr natürlicher Schwung zurück in der Bewegung. Sie gönnte sich einen Moment, um tief durchzuatmen. Die Krawatte wurde gerichtet, der Staub vom Umhang geklopft und Nicole drehte sich schwungvoll zu Charlie um, der mit offenem Mund noch immer auf dem Boden saß.
„Du meinst das ernst“
„Natürlich. Hopp, hopp. Wir haben das Halloween- Fest und die Weihnachtsdekorationen zu planen. Außerdem wären die Siebtklässler sicher enttäuscht, wenn wir ihnen nicht ein paar Partys geben, neben den Quidditch-Feiern.“
„Dann lass uns anfangen.“
Nicole ließ sich auf einem der Stühle nieder und zog ein Pergament und eine Feder hervor, um ihr Treffen zu protokollieren.
„Was glaubst du, würde den Erstklässlern am besten gefallen? Wir müssen sie richtig umhauen mit Halloween, sie sollen mal sehen, was wir so alles draufhaben.“
„Wie wäre es mit einem Spalier aus verzauberten Rüstungen in die Eingangshalle, wenn sie ihr Visier aufklappen, ist dahinter ein Kürbis.“
„Außerdem noch Schwärme von Fledermäusen in ein paar der Korridore, vor allem im Kerker. Vielleicht finden wir noch ein paar Möglichkeiten, Kerzen zu verhexen.“
„Spinnenweben sollten klar sein. Was ist mit den Geistern?“
„Normalerweise würden sie erst abends ihre kleine Vorstellung geben, und sie sind nicht wirklich gruselig.“
„Warum eigentlich gruselig“ warf Nicole mit einem leichten Grinsen in die Diskussion, „Halloween, wie du dich erinnern solltest, kommt ja durch Samhain. Vielleicht sollten wir das einfach aufgreifen. Früher hat meine Familie immer ein Lagerfeuer veranstaltet und meine Großeltern haben verzauberte Steine darum gelegt, die angeblich das nächste Jahr für die jeweilige Person vorhersagen und gleichzeitig beschützen.“
„Aber wir können das wohl schlecht für jeden Schüler von Hogwarts machen“ meinte Charlie skeptisch, „Für die Siebtklässler alleine, wäre doch nicht schlecht? Es würde etwas Besonderes aus unserem letzten Jahr hier machen, die Häuser ein wenig vereinen.“
„Ich würde sagen, das kommt auf unsere Liste. Außerdem können wir dann auch getrost Feuerwhiskey ausschenken und ein paar magische Feuerwerke organisieren.“
„Für die ab der dritten Klasse brauchen wir keinen Süßkram bereitstellen, es ist ja Hogsmeade Wochenende. Aber ein bisschen was für die unteren Stufen sollten wir vielleicht machen, beim Mittagessen einfach ein paar zusätzliche Kürbisse mit Sachen aus dem Honigtopf aufstellen.“
„Gut. Was ist mit Weihnachten?“
„Wir müssten wissen, was wir an Dekorationen haben. Die großen Bäume werden die Lehrer vermutlich wieder übernehmen.“
„Dann bleiben für uns Flure und Gemeinschaftsräume. Nur bloß keine Mistelzweige, das ist meine einzige Bedingung.“
Charlie lachte mit einem Nicken: „Da sind wir uns einig. Ich weiß nicht, was Dumbledore besessen hat, das zu erlauben.“
„Es ist Dumbledore, er hat vielleicht sogar die Idee gehabt.“


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