von Nerventod
Titel: Broken Mind, Fractured Soul
Author: SensiblyTainted
Übersetzung: Nerventod
Beta: Deedochan
Disclaimer: Harry Potter und alle damit zusammenhängenden Charaktere gehören JK Rowling. Ich verdiene damit kein Geld.
Da ist mehr in Harry Potter, als das Auge sehen kann. Für die meisten der Zaubererwelt ist er der Retter; derjenige, der den Dunklen Lord besiegt hat. Andere sehen ihn als eine Berühmtheit, einen Star, dem man folgte, um ihn zu rühmen. Ein paar hassten ihn als ihren Feind, ihren Untergang. Ein paar Leute sahen einen heranwachsenden Jugendlichen, wenn sie Harry Potter ansahen. Ein paar andere sahen einen Freund. Jeder sah etwas anderes, wenn sie denjenigen ansahen, der die Blitznarbe trug. Es ist irgendein Wunder, dass Harry in seinem Inneren genauso geteilt ist, wie von außen?
Lasst mich am Anfang beginnen und die Illusion weg heben, um die Wahrheit der Geschichte, die ihr alle gehört habt, zu enthüllen. Hört zu und ich werde enthüllen, was wirklich hinter diesen smaragdgrünen Augen passiert war und euch die richtige Geschichte, hinter dem jungen verwaisten Zauberer, der dazu bestimmt war uns alle zu retten, zu erzählen.
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Godric’s Hollow war ein wunderschönes Zuhause voll von warmem Holz und weichen roten und goldenen Möbeln. Es erinnerte die meisten Leute an sanftes Feuer und Herbstlaub, glückliche Dinge. Es war Halloween. Lächelnd schaute James auf die Zaubererfotos, die sie während des Nachmittags gemacht hatten. Er und Lily hatten sich als Piraten verkleidet und Harry trug das Kostüm eines Kätzchens. Sie hatten gespielt, gelacht und hatten eine wundervolle Zeit.
"Ich mag dieses.", grinste James mit vergnügten, warmen, braunen Augen, als er hinüber zu seiner Frau schaute.
Lily nahm das Bild und lachte. Auf ihm wiegte sie Harry. Das Baby lag auf seinem Rücken und hatte beide Arme nach oben gestreckt, um nach einer Halloween-Luftschlange zu schlagen, mit denen sie das Esszimmer dekoriert hatte. Sie konnte beinahe das wundervolle Lachen ihres Sohnes hören, als der Junge auf dem Bild lächelte und versuchte die wackelnde Luftschlange zu greifen.
"Ich denke immer noch, dass dieses das Beste ist." Lily nahm das, wo James am Tisch saß und einen Bissen von etwas, was aussah wie Pudding, halb zu seinem Mund geführt hatte, als ganz plötzlich eine handvoll Kartoffelbrei in das Bild geflogen kam und direkt über James' rechtem Auge landete.
"Er hat ein gutes Zielvermögen, oder?", lächelte James stolz.
"Nur, um dir zu zeigen, dass du einem Kind an Halloween keine Süßigkeiten verweigern kannst." Sie küsste ihn warm und seine großen Hände fuhren in ihr langes, rotes Haar. "Ich werde ihn in sein Bett bringen. Ich bin gleich wieder unten."
"Beeil dich besser.", antwortet James heiser und sah zu, wie seine junge Frau den Raum verließ.
Sie warf ihm noch einen Kuss über ihre Schulter zu und brachte ihr Baby nach oben zu dem Kinderzimmer. Harry bewegte sich nicht, als seine Mutter ihn sanft in sein Bettchen legte oder als sie seiner weichen Baumwolldecken um ihn schlang. Lily beobachtete für ein paar Momente, wie ihr Sohn friedlich schlief, bevor sie sich hinunter beugte und einen warmen Kuss auf sein schwarzes, seidiges Haar setzte.
Sich versteifend, richtete sie sich auf und verkrampfte sich. Irgendetwas war falsch. Lily schlich hinüber zu der Kinderzimmertür. Sie konnte hören, wie Flüche abgefeuert wurden, Lachen und dann Stille. Ihre grünen Augen weiteten sich. Irgendwie waren sie gefunden worden und ihrer Schutzzauber waren ohne, dass sie es merkten, weggenommen worden! Panisch warf sie die Türe zu und verschloss sie, ehe sie hinüber zu dem Bettchen rauschte. Harry Potter wurde durch ihre schnellen Bewegungen wach und begann zu weinen.
Lily beruhigte ihn und schwang ihren Zauberstab um ihn, als sie leise etwas murmelte. Eine Minute, zwei. Sie war beinahe fertig. Die Kinderzimmertür wurde aufgerissen, Schreie drangen in den Raum und brachten Harry dazu lauter zu weinen. Der Dunkle Lord lachte mit erfreuten, rot scheinenden Augen. Lily drückte Harry an sich und funkelte hinter ihren Tränen, als sie hörte, wie James gefoltert wurde.
"Ich dachte, dein hoch geschätzter Ehemann würde einen besseren Kampf liefern. Meine treuen Anhänger hatten ihn nach nur zehn Minuten im Griff."
"Wie viele sind unten?", spie sie. "Fünfzig?"
Er lachte. "Nein. Es sind zweiundzwanzig. Vielleicht habe ich es übertrieben? Ich hoffe, es gibt genug von ihm, um damit umzugehen. Sie wollen alle ein wenig Spaß haben."
"Bastard. Du wirst nicht gewinnen. Du wirst zu Fall gebracht.", versprach Lily. Die Schreie ihres Ehemanns stoppten unheilvoll, sobald sie fertig gesprochen hatte.
"Crucio.", fauchte Voldemort.
Er sah zu und lächelte süß, als die Frau in schreiender Qual erschütterte, sich aber immer noch weigerte ihr Kind loszulassen. Die Schreie des Jungen wurden verzweifelter, die grünen Augen wild vor Angst, als seine Mutter ihn drückte und schüttelte. Er schwang seinen Zauberstab und der Schmerz hörte auf; ließ sie keuchend und über ihr Baby gekauert zurück.
"Ich fühle mich großzügig. Ich lasse dich am Leben, so dass du von meiner Macht erzählen kannst. Geh. Renn zu deinem Meister. Ich bin sicher, Albus wird dich trösten. Fort mit Dir."
"Nein.", sagte Lily, noch immer vor Schmerz zitternd. "Ich werde dich Harry nicht töten lassen."
"Der junge wird heute Nacht sterben. Du musst nicht mit ihm sterben. Geh, närrische Frau. Du kannst immer mehr haben.", schnurrte er und trat näher an sie heran.
"Nein! Bitte!", schluchzte Lily nun. Der Schmerz in ihrem Körper wurde von dem Schock in ihrem Geist verschlungen. "Nicht Harry!"
"Avada Kedavra.", sagte Voldemort beinahe träge und die Frau fiel tot zur Seite. Das Kind lag neben ihr, noch immer von ihren schlaffen Armen umschlungen.
Der Dunkle Lord schnaubte und hob seinen Zauberstab. Harry war still geworden, seine Augen waren groß und ängstlich. Der Dunkle Lord wiederholte die Worte des Todes und grün vergiftetes Licht schoss durch die Luft. Zur gleichen Zeit, aktivierte sich der Todeszauber den Lily nur ein paar Sekunden, bevor der Dunkle Lord das Zimmer betrat, beendet hatte. Das weiß des Opferzaubers fügte sich mit dem blauen Zauber, der reflexartig von dem mächtigen Zaubererkind kam, zusammen. Grün krachte mit einer großen Erschütterung auf die zwei anderen Zauber und wurde zurück auf den Sprecher geschleudert, der gewaltvoll aus seinem Körper gerissen wurde.
Doch einen Teil des Grünen war durch den weißen und blauen Schild gedrungen und hatte den Kopf des Kindes berührt und ihn geschnitten. Der unschuldige Junge schrie vor Schmerz, der schlimmer war, als es der Körper wissen konnte, da sich diese heimtückische Dunkelheit in ihm niederließ und sich mit seiner Seele verband. Harry ließ diesen Teil von sich zurück und trennte ihn von seinem Bewusstsein, teilte ein Stück seiner eigenen Seele ab, um ihn zu distanzieren.
Als Godric’s Hollow von der Explosion der Macht in seinen Wänden zerstört wurde, lag Harry bewusstlos in den Armen seiner toten Mutter. Tief in sich vereinigte sich die widerliche Dunkelheit mit dem Teil der zurückgewiesenen Seele und wurde etwas Neues, etwas Anderes. Es war klein, verglichen mit dem Rest von Harrys Geist, und wurde deshalb in einem tiefen Schlummer in seinem Unterbewusstsein weg gesperrt.
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Petunia Dursley war bestürzt, als sie den schlafenden Waisen vor ihrer Türe fand. Aber sie war eine Mutter und konnte das Kind nicht zurückweisen, auch wenn es von ihrer Schwester kam, die sie hasste. Vernon akzeptierte ihre Entscheidung und sie beide stimmten überein, dass das Kind nicht mit der Verrücktheit seiner Eltern verdorben war. Petunia war immerhin rein geblieben, trotz ihrer verdorbenen Familie. Es könnte sich herausstellen, dass es bei Harry dasselbe war.
So behandelte Petunia Harry für über zwei Jahre tolerant. Sie gab ihrem Sohn ihre Aufmerksamkeit zuerst, doch Harry wollte gefüttert werden und ein zweites Bettchen wurde in Dudleys Raum gestellt. Sie badete beide Jungen und gab ihnen Spielzeuge. Zumeist überließ sie Harry sich selbst, während sie mit ihren Sohn spielte, doch sie versuchte nicht aktiv Harry weh zu tun.
Das grünäugige Kind war fröhlich und glücklich. Der Mangel an Aufmerksamkeit schien ihn nicht zu stören und er spielte glücklich allein. Es gab einige Tage, an denen er weinend nach seiner Mutter und seinem Vater fragte, doch Petunia erklärte ihm geduldig, dass seine Eltern tot waren. Als die Zeit verging, wurden diese Tage der Tränen weniger und weniger, als Harry begann zu verstehen, dass seine Eltern nie zurückkommen würden.
Die widerwillige Akzeptanz der Dursley wurde allerdings zerstört, als Harry vier Jahre alt war. Der Tag hatte schon schlecht begonnen. Dudley hatte an diesem Morgen wegen jedem kleinen Bisschen einen Wutanfall. Petunia war mit ihrem Latein am Ende. Zur Schlafenszeit war sie erschöpft. Dudley schrie, da er nicht schlafen wollte, doch zum ersten Mal ignorierte Petunia ihn. Harry sah von seinem Bettchen aus zu, wie Dudley seinen Lieblingsteddy vor Wut aus seinem Bettchen warf. Dann schrie der junge und weinte lauter als jemals zuvor.
Egal, wie müde Petunia war, sie konnte Dudley nicht ignorieren, wenn er so aufgeregt und unglücklich war. Sie seufzte tief, ehe sie zurück zu dem Kinderzimmer ging. Sie öffnete die Tür, gerade, als sich Dudley Schreie in Lachen verwandelte. Sein Teddy schwebte in der Luft und fiel langsam in die Arme des blonden Hosenmatzes. Petunias Augen blitzten zu Harry und sahen, dass der Junge in tiefer Konzentration war. Erleichterung durchflutete sie. Gott sei Dank war es nicht Dudley, der das tat. Doch ihrer Erleichterung wurde schnell von Angst und Wut verschluckt.
Sie rauschte hinüber und schlug Harry fest ins Gesicht. "Du kleiner Freak! Wage es dir nicht, Dudley mit dieser ekelhaften Verrücktheit zu verderben!"
Harry begann aufgrund der Schmerzen von ihrem Schlag und ihrer kreischenden Stimme, die seinen Ohren wehtat, zu weinen. Petunia wurde noch wütender, durch die Angst des Kindes und zog ihn aus dem Bettchen. Harrys Schreie verschärften sich, als seine Schulter ausgerenkt wurde. Über Harrys Widerwertigkeit und Verrücktheit hysterisch schreiend, suchte sie das Haus verzweifelt nach einem Platz ab, wo sie ihn hin tun konnte. Dann sah sie den Schrank unter der Treppe. Petunia zog ihn auf, schleuderte den Jungen hinein und sperrte ihn sorgsam ab.
Als Vernon diesen Abend nach Hause kam, fand er alle Dinge, die sie für Harry hatten, brennend in der Ecke des Gartens vor. Er war geschockt und dann ärgerlich, als seine schluchzende Frau ihm erzählte, was an diesem Tag passiert war. Harry lag schlafend in dem Schrank, erschöpft von der Magie, die er, in der Verzweiflung den Schmerz aufhören zu lassen, aufgebracht hatte, um sich selbst zu heilen. Er wachte nicht auf, als der Schrank aufgerissen wurde, machte seine Augen aber müde auf, als Vernon ihn an seinen Haaren riss und aus den Schrank zog.
"Junge! Ich werde dich lehren, kein Freak in diesem Haus zu sein, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!" Und er peitschte ihn mit seinem Gürtel aus.
Der Hosenmatz schrie, als er ihn traf und einen roten Striemen zurückließ. Der Gürtel schlug mehr als ein Dutzend Mal zu und peitschte seinen Rücken, seine Seiten, seine Beine und einmal sein Gesicht. Der Schmerz und die Angst wurden zu viel und er warf sein Bewusstsein fort und ließ all seinen Schmerz, seine Angst und seine Reue zurück.
"Es tut mir Leid, Onkel!", schluchzte der neu kreierte Teil. "Entschuldigung! Bin artig! Ich werde artig sein!"
"Verdammt richtig, das wirst du, Junge! Oder ich werde dich aus diesem Haus werfen und dich in der Gosse sterben lassen!", wütete Vernon und warf ihn zurück in den dunklen Schrank.
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Als Harry am nächsten Tag im Schrank aufwachte, erinnerte er sich nicht daran, dass Vernon nach Hause gekommen war. Diese Erinnerungen wurden von dem neuen Jungen, Boy, behalten. Während der folgenden Monate bekam er nicht viel zu essen und wurde oft herausgeholt, um dafür bestraft zu werden, dass er ein Freak war. Boy kam heraus, um zu kriechen und sich zu unterwerfen. Er schrie und flehte um Gnade und Vergebung, die er nie erhalten würde.
Harry erinnerte sich nie an das, was Boy passierte. Er erinnerte sich nicht daran, für zwei Wochen jede Nacht mit dem Gürtel geschlagen zu werden. Er erinnerte sich nicht daran, dass Petunia ihn alle paar Tage heraus zog, um ihn den Gestank seines ängstlichen Schweißes und Urins mit einem Schlauch abzuspritzen. Manchmal konnte Harry seine Blase nicht halten, bis es Zeit war, als sie ihn herausließen, um das Badezimmer zu benutzen.
Was Harry während dieser Zeit bewusst war, war, dass ihm gesagt wurde, er sollte seinen Schrank sauber machen. Er brauchte den ganzen Tag, ohne fürs Essen oder Trinken aufzuhören, dafür, um das Gepäck und Gerümpel heraus zu wuchten, was darin gelagert worden war. Aber er fand auch alte Spielsachen und er versteckte sie glücklich, damit er etwas zu spielen hatte, während er weggesperrt war.
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Die Dinge änderten sich nicht zu Weihnachten seines fünften Jahres. Petunia entschied, dass er auch zu etwas gut sein konnte. Sie marschierte zu dem Schrank und riss ihn auf. Harry hatte sie kommen gehört und so hatte er schon die Kinderbücher versteckt, die er Dudley in den Müll werfen gesehen hatte.
"Junge, komm raus und hilf mir.", funkelte sie ihn an.
"Ja, Tante Petunia.", antwortete Harry, als er heraus kletterte, um zu tun, was ihm gesagt wurde.
"Du kannst mir so nicht helfen, Idiot! Geh Dich waschen und zwar schnell!"
Harry rauschte ins Badezimmer. Zwanzig Minuten später war eine der Schmutz und Staub von seiner Haut gewaschen. Es gab kein Zeichen des Missbrauchs. Ehe Boy sich zurückzog, um zu schlafen, nutzte er immer Magie, um sich selbst zu heilen, so dass Harry keine Schmerzen hatte. Petunia funkelte bei diesem Beweis, dass der Junge noch immer diese widerliche Macht benutzte, entschied sich aber, nichts dazu zu sagen. In Wirklichkeit war es gut für sie, dass das Kind nie so schrecklich gekennzeichnet war.
"Geh dort rüber und rühre den Kuchenteig um."
"Okay.", lächelte Harry glücklich und beeilte sich zu tun, was sie gesagt hatte.
Doch diese Fröhlichkeit wurde schnell getötet. Petunia sagte immer irgendetwas Verletzendes, bevor sie ihm eine neue Aufgabe gab. Sie sagte ihm, dass seine Eltern böse waren und das der Grund war, warum er auch so wertlos war. Sie sagte ihm, dass er ein Freak war und niemand ihn deswegen lieben würde. Als er begann zu weinen, schlug sie ihn fest.
"Wag es Dir nicht, zu weinen! Es ist deine eigene Schuld, du wertloses, kleines Gör!", kreischte sie ihn an.
Wieder mit etwas konfrontiert, mit dem er nicht umgehen konnte, tat Harry, was er gelernt hatte zu tun. Sein neuisoliertes Stück seines Geistes wurde zurückgelassen und wurde von Petunia gelehrt, zu kochen und sauber zu machen. Später brachte sie ihm auch noch Gartenarbeit bei. Allein beeinflusst von Harrys Tante, entschied die Persönlichkeit, dass sie auch ein Mädchen war. Als die neue Persönlichkeit erkannte, dass Petunia der Name einer Blume war, lächelte sie und nahm den Namen Rose für sich selbst, so dass sie wie die Frau sein konnte, zu der sie aufschaute und flehte, sie zu erfreuen und von ihr geliebt zu werden.
Rose kam heraus, wann immer Petunia in der Küche oder im Garten Hilfe brauchte. Sie las all die Etikette-Bücher, die Petunia ihr in die Hand gab. Wenn Petunia die Nachbarinnen bei sich hatte, servierte Rose ihnen mit einem freundlichen und süßen Lächeln. Sie sprach selten und die einzigen Dinge, die sie jemals sagte, waren ‚Darf ich?’, ‚Danke’ und ‚Hallo’.
Auch, wenn einer der Frauen versuchte mit ihr zu reden und sie in eine Konversation zu ziehen, nickte Rose nur oder schüttelte ihren Kopf. Aber das war nicht so, weil sie unhöflich sein wollte. Rose war nicht wie die anderen Persönlichkeiten. Sie hatte ein Handicap. Sie war taub. Das einzige, was ihn leitete, war ihr unheimliche Fähigkeit zu wissen, was die Leute um sie herum fühlten und das erlaubte ihr, ihre Bedürfnisse korrekt zu vermuten. Und der einzige Weg, auf dem es ihr möglich war zu lernen und Petunia zu gehorchen war, weil sie von den Lippen lesen konnte.
Aber ihr Handicap war mehr ein Segen, als eine Behinderung, da es ihr einen Schutz gegen die verletzenden Worte ihrer Tante gab und es ihr dadurch möglich war, zu Lächeln und höflich zu servieren, was essentiell war. Hätte sie sich auf andere Art verhalten, wäre sie bestraft worden und dazu gezwungen zurückzutreten und Boy herauskommen zu lassen, um damit umzugehen.
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So wuchs Harry in dem Glauben auf, dass seine Familie ihn vernachlässigte und ignorierte, ihn wegsperrte und ihm selten etwas zu Essen gab. In Wahrheit frühstückte Rose jeden Tag und saß mit Petunia zusammen zum Tee. Doch ihr geteilter Körper blieb dürr, da die meiste Energie von Boy gebraucht wurde, wenn Vernon heimkam und dampf ablassen musste. Harry hatte sehr wenige Erinnerungen davon zu Hause außerhalb des Schrankes zu sein, aber er war sich immer während der Schule bewusst.
Harry liebte die Schule. Er liebte es, im hellen zu sein und um Menschen herum, die ihm Aufmerksamkeit gaben. Dudley war eine Klasse über ihm und er konnte glücklich und verspielt und klug sein, ohne Angst zu haben, dafür bestraft zu werden. Der Spielplatz war eine andere Sache und so fand Harry oft einen Grund mit den Lehrern drinnen zu bleiben, um zu vermeiden, dass ihm sein größerer und älterer Cousin wehtat.
Er war der klügste Junge in der Klasse; er hatte sich vor der Grundschule selbst beigebracht zu Lesen und sog alles andere in sich auf, wie ein hungriger Schwamm. Als er hörte, dass davon gesprochen wurde, ihn heraufzustufen, begann Harry schnell seinen Fortschritt zu verbergen und falsche Antworten zu geben. Die Lehrer fragten ihn, was los war, doch er sagte nur, dass er den neuen Stoff nicht gelernt hatte, während ihm der alte Stoff von seiner Tante und seinem Onkel beigebracht wurde. Sie akzeptierten das und es wurde nicht weiter davon geredet ihn heraufzustufen. Harry entspannte sich; sehr froh darüber, dass er nicht gezwungen war in dieselbe Klasse gehen zu müssen, wie Dudley.
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Und so wuchsen Harry und Rose nebeneinander auf. Aber Boy schien nicht zu altern oder erwachsen zu werden. Er blieb ein hilfloses, fünfjähriges Kind, gefangen in einer Welt nie endender Bestrafungen und Schmerzen. Sich dessen nicht bewusst, war Harry ziemlich glücklich. Doch das veränderte sich langsam, als sich Harrys achter Geburtstag näherte.
Harry sah zu, wie Dudley, wegen seines schlechten Verhaltens und seinem gewalttätigen Temperament, Nachsitzen und Elternkonferenzen mit seinen Lehrern bekam. Er sollte nicht wissen, für was Dudley bestraft wurde, doch er hatte auf den Konferenzen spioniert und gehört, was die Lehrer über seinen Cousin gesagt hatten. Das machte ihn nachdenklich.
Er wusste, dass Dudley böse war. Petunia und Vernon waren schnell dabei, ihm den richtigen Weg sich zu benehmen zu erklären und Harry versuchte wirklich sehr, ihnen zu gehorchen. Aber Dudley brach all diese Regeln und wurde dafür belohnt. Zu Hause schrie der Junge und schlug seine Eltern und sie schimpften nur leicht mir ihm, während sie ihm gaben, was er verlangte. Petunia und Vernon kämpften mit den Lehrern und sagten, dass sie mit dem falsch lagen, was sie über Dudley sagten.
Zum ersten Mal in seinem Leben begann er wütend zu werden. Er begann zu erkennen, dass es nicht fair oder richtig war in einen Schrank eingesperrt zu werden und begann Dudley zu hassen, weil er den Strafen für sein schlechtes Benehmen entging, dafür, dass sich um ihn gesorgt und er verehrt wurde, obwohl er es nicht verdiente. Er hasste seinen Cousin dafür, dass er geliebt wurde, wenn er vernachlässigt wurde. Vernon sah den neuen Blick in Harrys Augen und schlug zu.
„Wag es Dir nicht, uns so anzusehen, Junge! Du Freak!“, bellte er, während er Harry mit seinen Fäusten und Füßen zu Boden schlug. Rippen brachen, beide von Harrys Unterarmen knickten um, sein Jochbein brach, seine Augen nahmen Schaden und seine Schienbeine splitterten. Boy heulte vor Qual auf, zu sehr in Schmerz, um zu schreien, dass es ihm Leid tat; dass er es nicht wieder tun würde. Schließlich konnte auch Boy nicht mehr damit umgehen und wurde gewalttätig in die Bewusstlosigkeit getrieben.
Harry wachte für drei Tage nicht mehr auf. Als er es tat war er geheilt, doch nicht einmal Boys Heilmagie konnte das empfindliche Gewebe in seinen Augen heilen und er würde deswegen immer eine Brille brauchen. Er erinnerte sich nicht daran wütend auf Dudley gewesen zu sein. Und er fühlte nie wieder Hass oder tiefen Ärger darüber, wie er behandelt wurde. Stattdessen wurden diese dunklen Emotionen weggesperrt. Die Dunkelheit schlief tief in Harry, tiefer als Boy oder Rose, wuchs und begann langsam stärker zu werden.
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Jahre später saß Harry in seinem Schrank. Müde von der Dunkelheit, hielt er seinen Kopf ruhig, um aufmerksam zu hören. Petunia war in der Küche und tat wer weiß was und Dudley war im Wohnzimmer und spielte Videospiele. Vernon war immer noch auf Arbeit. Sich sicher fühlend, öffnete Harry vorsichtig die Tür des Schrankes, um ein wenig Licht herein zu lassen. Dann drehte er sich zurück und deckte den Stapel von zerbrochenen Spielzeug und Büchern auf, den er unter den Dielenbrettern seines Bettes versteckt hatte.
Entschieden nahm er sich ein paar zerfleischter Armeemänner und setzte sich so, dass er sie auf dem Brett ausbreiten konnte. Er setzte vorsichtig sieben auf die eine Seite und fünf auf die andere. Er bewegte sie vorsichtig und stellte sich selber als Anführer der kleineren Schwadron vor:
Er schaute über das glückliche Terrain und zurück hinunter auf den Bericht, den einer seiner Scouts ihm gegeben hatte. Die Anzahl des Feindes war sieben und sie waren verteilt in einem Halbkreis um seine Truppen herum. Es würde schwierig werden, aber er wusste, er könnte seine Männer zu der anderen Seite bringen. Er ordnete zwei ab, um die Lockvogel zu spielen und Harry führte seine Truppe durch die Kluft, stand dann auf und ließ sein Team sie in den Rücken schießen. Harry grinste und riss triumphierend seine Arme hoch. Sieg!
Post fiel auf den Boden im Wohnzimmer, und schneller als gedacht hatte Harry seine Spielsachen zurück unter das Bett getan und die Tür geschlossen, als seine Tante vorbeiging, um die Post zu holen. "Dudley! Deine Testresultate von der Schule sind da!", rief sie aufgeregt.
Dudley ging immer zur Sommerschule. Der fette, blonde Junge war immer gut in seine Hausaufgaben, doch seine Tests waren hundsmiserabel. Einigen Unterricht bestand er, anderen nicht. Seine Eltern und die Schule waren zu der Überzeugung gekommen, dass der Junge Prüfungsangst hatte und dass das der Grund für die Diskrepanz in den Noten war. Dudley benutzte das später als Ausrede für alles. Harry erinnerte sich daran, was sein Cousin seinen Direktor und seinen Eltern gesagt hatte:
"Ich weiß alle Antworten, wirklich! Ich lerne wirklich hart und bekomme für meine Hausaufgaben immer Einser. Aber, wenn ich vor einem Test Sitze, ist alles weg. Es tut mir wirklich Leid!"
Harry schnaubte. Sein Cousin war immer dumm. Der Grund dafür, dass seine Hausaufgaben perfekt waren, war, dass er sie Harry für sich machen ließ. Er schüttelte seinen Kopf und seufzte. Es war nicht so, dass es ihn wirklich störte. Petunia ließ ihn nach der Schule außerhalb des Schrankes bleiben, damit er seine Hausaufgaben machen konnte und so störte ihn die extra Arbeit nicht. Außerdem war er gelangweilt von dem, was er in seinem Unterricht lernte und Dudleys Arbeit war schwerer. Nicht sehr viel, aber es war genug.
"Dudley-kins! Schau! Du hast ein C!", schrieb Petunias hohe Stimme stolz. "Oh, ich bin so stolz auf Dich, Dudley! Warum gehen wir morgen nicht einkaufen, um das zu feiern?"
"Ich möchte eine neue Jacke. Und da gibt es dieses neue Spiel, das Piers und ich spielen möchten."
Harry seufzte und ging zu seinen Tagträumen zurück. Sein Kopf schnappte herum, als sich die Tür öffnete und seine Tante ihm befahl, mit dem Abendessen zu beginnen. Rose krabbelte heraus und schenkte ihrer Tante ein süßes Lächeln, bevor sie in die Küche eilte. Sie zog sich ihre Schürze an und band sie geschickt hinter ihrem Rücken zusammen, ehe sie zu dem Kühlschrank ging.
Petunia sah, wie der kleine Junge sein wildes schwarzes Haar aus seinen Augen strich und sich daran machte das Abendessen zuzubereiten. Seine schmalen Hände schnitten das Gemüse fein und begannen die Sauce zu machen, während das Fleisch im Ofen war. Sie runzelte die Stirn. Da war einfach etwas anders an dem jungen, wenn er kochte. Die Art, wie er sich bewegte, sein Lächeln; es war nicht dasselbe, als wenn er sich für die Schule fertig machte, oder seine Hausaufgaben machte. Ihren Kopf schüttelnd, ging sie ins Wohnzimmer. Es war nicht so, dass es sie wirklich kümmerte.
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Am nächsten Tag faltete Rose die Wäsche, während ihre Familie das frühstückte, was sie gekocht hatte. Sie fühlte ihre Zufriedenheit und lächelte glücklich. Aus ihren Augenwinkeln sah sie einen dicken Brief durch den Briefschlitz gleiten. Sie wusste, es war Sonntag. Post kam nicht am Sonntag. Das hieß, dass es wichtig sein musste.
"Soll ich?", fragte sie. Sie konnte sich nicht selber hören, aber ihre Stimme war weicher und höher als Harrys. Petunia runzelte die Stirn und, ihre Verwirrung spüren, deutete das Mädchen zur Eingangstür.
Was ist es?, las Rose von den geschürzten Lippen ihrer Tante.
Rose war sich sicher, dass sie nur 'Soll ich?', 'Danke' und 'Hallo' korrekt sagen konnte. Sie versuchte aber, Post zu sagen. Sie konzentrierte sich auf ihre Lippen und bewegte sie auf diese Art, wie sie wusste, dass sie sich bewegen sollten, doch ihre Stimme formte das Wort 'Poss'. Vernons Ärger wuchs sofort, da er dachte, dass Harry seiner Frau ärgerte. Er warf seine Gabel auf den Tisch. Rose konnte es nicht hören, doch sie drehte sich zu ihm und schaute ihn mit großen Augen an, da sie die wachsenden Emotionen gefühlt hatte.
"Geh es holen.", schnappte Petunia. Rose hörte es nicht und sah nicht, dass ihre Tante redete, ihre Aufmerksamkeit lag auf ihrem gewalttätigen Onkel.
Vernon wurde rot. Bist du taub! Hör auf deine Tante, bevor ich die Arroganz aus dir heraus Prügel, Junge!
Rose drehte schnell ihren Kopf, um zu ihrer Tante zu sehen. Stirnrunzelnd wiederholte Petunia den Befehl und sah zu, als Harry zögerlich aus dem Raum ging. Vernon saß murmelnd da und Dudley grinste sich ins Fäustchen. Er liebte es, wenn seine Eltern auf Harry herumhakten. Es machte so viel Spaß dem zuzusehen.
Rose hob den Umschlag auf und war geschockt, als sie sah, was darauf stand. Harry Potter, der Schrank unter der Treppe. Sie wusste, wer Harry und Boy waren, dachte aber nicht so viel über sie nach. Es war nicht so, dass sie einen von ihnen getroffen hatte. Aber sie war sich nicht sicher, was sie tun sollte und so zog sie sich zurück. Harry indes schaute neugierig hinunter auf den Umschlag. Er las die Adresse und keuchte. Er war für ihn! Er hatte noch nie zuvor einen Brief bekommen und es war Sonntag, also musste es wirklich wichtig sein.
Grinsend machte er sich daran ihn zu öffnen, als das Bellen seines Onkels ihn dazu brachte, ihn sinken zu lassen. "Was dauert da so lange, Junge!"
Harry konnte nur vermuten, dass sein Onkel ihn geweckt hatte, um zu bekommen, was immer durch den Briefschlitz gekommen war und er schläfrig gehorcht hatte und erst jetzt aufgewacht war. Aber er wollte seinem Onkel nicht den Brief geben. Er wusste, wenn er es tat, würde er niemals sehen, was darin war und es war seiner. So warf er den Umschlag in den Schrank, als er an ihm vorbei zur Küche ging und ließ seinen Kopf unterwürfig gesenkt.
"Es tut mir Leid, Onkel. Es war nichts da."
Vernon wurde rot und sprang aus seinen Stuhl. Er riss Kopf vor Entsetzen herum und Boy kam hervor gerauscht. Er kauerte sich zusammen und verdeckte seinen Kopf mit seinen Händen, als er sich über seine Knie beugte. Er wiederholte immer wieder, dass es ihm Leid tat und dass er es nie wieder tun würde. Vernon fluchte und schrie, als er das terrorisierte Kind schlug.
"Vernon, Du wirst zu spät kommen. Du hast dieses Meeting, das der Manager für heute Morgen angesetzt hat, erinnerst Du Dich?", sagte Petunia nach ein paar Minuten gleichgültig.
"Ich werde zurückkommen, Junge!", knurrte er und stampfte hinüber, um Petunia auf die Wange zu küssen, bevor es sich sein Anzugjacke griff und aus dem Haus stürmte.
"Geh in den Schrank." Petunia richtete ihre Nase nach oben, da sie den ekelhaften, blutenden Jungen nicht sehen wollte.
"Ja, Tante. Es tut mir Leid. So Leid.", wimmerte Boy und krabbelte in den Schrank und brach darin zusammen. Hilflos weinend, pulsierte eine Magie sanft durch ihn, linderte den scharfen Schmerz und erlaubte ihm zurück zu driften.
Harry öffnete seine Augen. Er war im Schrank. Mit einem breiten Lächeln drehte er sich herum und suchte nach dem Umschlag. Seine Finger berührten ihn und er horchte angestrengt. Er konnte Petunia oder Dudley nicht hören. Vorsichtig schob er die Schranktür auf und öffnete den Brief. Er hatte gerade die erste Zeile gelesen, als die Tür komplett aufgezogen wurde. Dudley stand dort mit einem gemeinen Grinsen. Er hatte gewollt, dass Harry heraus kam um mit ihm ‚Harry Jagen’ zu spielen, war aber noch mehr erfreut, herauszufinden, dass Harry etwas tat, was er nicht sollte.
"Mum!", schrie er mit voller Kraft. "Der Freak hat einen Brief! Er hat Dad angelogen!"
Petunia kam aus dem Garten herein und stürmte zu dem Schrank. Ihr Sohn blockierte die kleine Tür und sah so aus, als würde er kämpfen. Er kämpfte mit Harry um den Brief, doch Harry wollte dieses Mal nicht aufgeben. Seine Wut wurde weggeblendet, als sie sich formte; ließ ihn nur mild verärgert, verzweifelt und frustriert zurück.
"Dudley, lass los!", schrie er und versuchte seinen ausgeleierten Ärmel aus dem verschwitzten Griff seines Cousins zu winden. "Er gehört mir. Lass mich ihn lesen, bitte!"
"Beweg Dich, Dudley!", ordnete Petunia an und Dudley ging sofort beiseite. Sie reichte hinein und zog einen sich windenden Harry aus dem Schrank. "Was tust Du, Junge? Denkst Du, es ist lustig anderer Leute Post zu lesen?"
"Nein!", stritt Harry ab und umklammerte noch immer den offenen Brief. "Er war an mich adressiert, siehst Du?"
Sie las den Briefumschlag und erstarrte. Sie kannte diese Handschrift. Sie war auf dem Brief gewesen, mit dem Harrys Korb zurückgelassen wurde. Erblassend, riss sie förmlich den Brief aus der Hand des Jungen und gab ihm eine heftige Ohrfeige. Boy wimmerte und kauerte sich vor ihren Füßen zusammen und weinte, als er um Vergebung flehte. Schreiend schlug sie ihn, mit allem, was ihr möglich war und verursachte durch ihre langen Fingernägel blutende Wunden.
"Geh in Deinen Schrank!", schrie sie. "Ich werde Vernon sich um Dich kümmern lassen!"
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Harry schmollte und zeichnete in dem dunklen Schrank. Warum hatte sie den Brief genommen und ihn wieder hier hinein gesperrt? Es war seiner. Er sollte die Möglichkeit haben ihn zu lesen. Vielleicht hatte sie die Stücke weggeworfen. Nachts könnte er heraus schleichen und sie suchen. Es würde nicht lange dauern, sie zusammen zu setzen und die Nachricht zu lesen. Vor Erwartung lächelnd, wartete er darauf, dass die Nacht kam und fragte sich, wer ihm geschrieben hatte.
Harry schlich sich in dieser Nacht hinaus, doch da waren keine Stücke im Müll. Petunia hatte sie verbrannt. Enttäuscht kroch er zurück in seinen Schrank, doch am Morgen kamen mehrere Briefe an. Jeden Tag erinnerte er sich daran mehr zu sehen und versuchte heimlich einen in seinen Schrank zu bringen, doch sein Onkel stoppte ihn immer und warf ihn in seinen Schrank, wo er für den Rest des Tages bleiben musste.
Was wirklich passierte war, dass Vernon Boy bewusstlos schlug, ehe er ihn schlaff und gebrochen in den dunklen Lagerraum warf, wusste Harry nicht. Petunia wurde hysterisch und Dudley lachte nicht länger, sondern wurde immer ängstlicher, als sein Vater mehr und mehr wütender wurde. Schließlich schnappte Vernon über und sagte ihnen, dass sie zu einer Ferienwohnung am Ozean fahren würden.
"Keine verdammten Briefe oder Vögel werden uns dort finden!", schwor er.
Harry wurde während der Reise meistens ignoriert und war dankbar dafür. Er war müde und vermutete, dass die Sorge um die Briefe ihn während der Nacht schlecht schlafen ließen. In Wirklichkeit lag seine Müdigkeit an dem enormen Energieverbrauch, den Boy nutzte, um sie beide am Leben zu erhalten.
Es dauerte beinahe zehn Stunden, um dahin zu kommen, wo sie hin wollten und Vernon hatte nicht einmal angehalten. Nicht einmal, als Petunia sagte, dass sie auf die Toilette musste. Harry war geschockt. Normalerweise tat Vernon alles, um seine ‚Pet’ glücklich zu machen. Er fragte sich dunkel, was genau sie so verzweifelt versuchten vor ihm zu verstecken. Was konnte in diesen Briefen stehen?
Diese Gedanken plagten Harry und er konnte diese Nacht nicht schlafen. Der Sturm, der draußen wütete, half ihm auch nicht gerade und er starrte launisch an die Decke der auseinander fallenden Hütte, in die Vernon sie alle gesteckt hatte. Er war der Erste, der spürte, wie der Boden wankte und er rollte sich auf seinen Bauch und Aufregung rannte durch seine Venen, als er zu der Eingangstür sah. Irgendetwas kam. Aber wie? Die Hütte war auf einer Insel, von der Küste entfernt. Der Hausbesitzer hatte gesagt, dass es keine anderen Boote, abgesehen von dem, was sie benutzt hatten, gab, um hier her zu kommen.
Trotz dem, was möglich war und was nicht, erschütterte die Tür unter Kraft, die von wo auch immer herkam. Dudley sprang schreiend von der Couch, auf der er gezwungen war zu schlafen. Die Person, die klopfte, ignorierte Vernon, der drohte bewaffnet zu sein und schlug einfach die Tür aus seinen Angeln.
Jeder wurde still, als Hagrid die Tür zurück in den Türrahmen stellte und sich selbst vorstellte. Harry starrte verwundert den großen Mann, der einfach die Dursleys beleidigte und ein verknotetes Gewehr in die Ecke des Raumes warf. Das zerbeulte quadratische Paket, das ihm mit einem breiten Grinsen überreicht wurde, war genug für ihn, um ihn aus dem Schock zu reißen. Zitternd reichten seine blassen Hände danach und nahmen es.
"Das ist für mich?", wisperte er, überwältigt von zu vielen Gefühlen, die er nicht identifizierten konnte. "Heute ist wirklich mein Geburtstag?"
"Natürlich ist er das.", sagte Hagrid schroff. "Kennst Du Deinen eigenen Geburtstag nicht?"
Harry schüttelte stumm seinen Kopf. Er war zu beschäftigt damit das Geschenk aufzumachen, um zu bemerken, dass der Riese einen mörderischen Blick zu seiner Familie warf. Drinnen war ein Schokoladenkuchen mit der Aufschrift ‚Happy Birthday Harry’. Er schaute in das Gesicht des Riesen und lächelte.
"Danke, uhmm… Hagrid. Aber… darf ich fragen… wer Du bist?"
"Das ist richtig. Ich habe Dir nichts erzählt, außer meinem Namen.", strahlte Hagrid den kleinen Jungen an. "Ich bin der Hüter der Schlüssel und Ländereien von Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei."
Was folgte, war die Wahrheit über Harrys Vergangenheit. Dass seine Eltern, Lily und James Potter, von Voldemort ermordet worden waren und Harry der Einzige war, der überlebt hatte. Der Dunkle Lord war nach dieser Nacht nie wieder gesehen worden. Harry stand still da und nahm die Informationen in sich auf und erkannte, warum seine Tante und sein Onkel ihn die ganze Zeit in dem Schrank versteckt hatten und ihn so grob behandelten. Nur, wie Hagrid Vernon ärgerte, als er Dudley einen Schweineschwanz gab, brachte ihn zu einem schwachen Lächeln.
Harry war immer noch in einem Dunstschleier, als er am nächsten Tag mit Hagrid nach London und in die Winkelgasse ging. Er hatte nicht einmal zu träumen gewagt, dass ihm so etwas Wundervolles passieren konnte. Doch seine gute Laune verschwand, als er den Tropfenden Kessel betrat und jeder begann ihn anzustarren und über ihn zu murmeln. Er mochte diese ganze, auf ihn gerichtete Aufmerksamkeit nicht. Mochte nicht die erwartenden, beinahe hungrigen Blicke, die ihm die Leute in dem Raum und überall in der Winkelgasse zuwarfen.
Bei Madam Malkins, traf er einen blonden Jungen, der auch nach Hogwarts gehen würde. Harry sprach wenig, versuchte aber so viel Informationen zu erhalten, wie er bekommen konnte, wenn er den Jungen am Reden hielt. Es war hart zu verstecken, wie viel er nicht wusste, doch als das Anpassen vorbei war, war Harry zu der Einsicht gekommen, dass die Zauberer keine Einheit waren, dass es verschiedene Fraktionen gab, wie in der realen Welt und dass ein Sport namens Quidditch sehr populär war. Er war eher erfreut, wie viel er in nur ein paar Minuten gelernt hatte. Er lernte noch mehr interessante Dinge, während er seinen Zauberstab bekam.
Er verbrachte den nächsten Monat bei den Dursleys und dachte über das nach, was er in seinen Schulbüchern gelesen hatte. Petunia und Vernon ließen ihn die meiste Zeit allein, brachten ihn sogar in Dudleys zweites Zimmer und sperrten ihn dort, bis zum Beginn der Schule, ein. Sie gingen nicht einmal darauf ein, dass Hedwig ein- und ausflog, wie sie wollte. Dudley hatte jetzt solche Angst vor Harry, dass er sich nicht einmal beklagte, als er gezwungen wurde sein zweites Zimmer aufzugeben. Doch das änderte sich am Tag vor der Schule. Vernon stampfte die Treppen hinauf und sperrte die Tür auf. Harry saß unbewegt auf seinem Bett, als sein Onkel eintrat.
"Ich warne Dich, Junge.", sagte er langsam mit absichtlicher Bosheit. Harry starrte ihn mit großen Augen an. Boy spannte sich innen an und bereitete sich darauf vor, zu übernehmen. Vernon brachte sein Gesicht auf gleiche Höhe wie Harrys und griff ihn an dem weiten Kragen. "Du redest mit einem der Freaks über irgendjemanden von uns und Du wirst es bereuen. Habe ich mich klar ausgedrückt? Nicht ein verdammtes Wort, Junge. Nicht eins."
"Ja, Onkel Vernon.", wisperte Harry ängstlich. In seinen Erinnerungen hatte er seinen Onkel nie so furchterregend gesehen. Vernon grunzte, wich zurück und griff nach seinem Gürtel. Boy zwang Harry zurück und nahm seinen Platz ein.
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