von Nerventod
danke für die kommis... ihr seid die besten *knuddel
Am nächsten Morgen saß Harry am Ende der Couch, hatte seine Knie unter sein Kinn gezogen und seine Arme fest um seine Brust geschlungen. Severus seufzte, als er sich auf seinen eigenen Platz setzte. Die Luft war dick von der Verwirrung, der Wut, dem Schmerz und der Angst des Jungen. Das würde schwer werden. Aber er musste es schaffen, dass der Junge verstand, ehe es zu spät war.
"Es wird schwer sein das zu hören, Harry, aber ich muss wissen, dass du mir zuhörst.", sagte Severus ernst. "Ich möchte, dass du in mein Gesicht schaust. Wenn du eine Minute brauchst, schau weg und ich werde warten, bis du bereit bist fortzufahren. Verstanden?"
Harry nickte angespannt, machte aber keine Anstalten zu reden.
"In Ordnung." Er hielt sein Gesicht ausdruckslos und sachlich, als er die schmerzerfüllten grünen Augen mit seinen eigenen festhielt. "Die meisten Leute sehen Vergewaltigung als eine gewalttätige und schmerzhafte Sache. Und oft es ist das auch. Aber manchmal ist es das nicht. Harry, du hast nichts Falsches getan. Dein Körper hat reagiert…" Harry schaute weg und saß für ein paar Minuten zitternd dar, ehe er seine Augen zurück zu denen seines Lehrers richtete. Severus fuhr ruhig fort. "Du hast auf natürliche Weise reagiert, doch egal, was dein Körper dir gesagt hat, du wusstest, dass es falsch war. Du hast nicht verdient, auf solche Art behandelt zu werden. Es war falsch und es hat dich verletzt, egal, was dein Körper gesagt hat."
"Aber Kat… sie hat es gemocht…", sagte Harry heißer.
"Kat… Sie ist aus deiner reinen physischen Reaktion geboren worden.", sagte Severus vorsichtig. "Du hast sie von dem Wissen, das du nicht wolltest, abgetrennt, so dass sie nicht verstand, dass es eine Vergewaltigung war. Sie hat allein existiert, um zu fühlen und das ist es, was sie tat. Harry, es ist auch nicht ihr Fehler. Es ist nicht schlecht, dass es sich gut angefühlt hat. Aber es ist schlecht, dass du gezwungen wurdest solche Dinge so früh zu fühlen und als du noch nicht bereit dafür warst. Eines Tages wirst du die Liebe finden und diese Gefühle, die Kat genießt, wirst du auch genießen wollen."
"Nein.", sagte Harry harsch und seine Augen brannten vor Wut.
"Ja.", sagte Severus sanft. "Ich weiß, dass du jung bist und es jetzt einfach nur schrecklich erscheint, aber du wirst jemanden lieben und jemand wird dich auf diese spezielle Art lieben."
"Nein." Dieses Mal lag Verzweiflung in Harrys Stimme.
"Ja.", sagte Severus wieder. "Was dir passiert ist, war schrecklich. Es war nicht dein Fehler."
"Doch.", sagte Harry müde. "Ich war dumm. Ich hab ihn mich massieren lassen und mich eincremen lassen. "
"Wen?"
Harry zuckte steif mit seinen Schultern. "Ich kann mich nicht erinnern."
Severus war sich nicht sicher, ob Harry log oder nicht. Auf der einen Seite hatte der Junge ihn bisher noch nicht angelogen und Kat konnte sehr wohl diese Informationen zurückhalten, doch auf der anderen Seite konnte Harry es geheim halten, weil er sich schämte. In jedem Fall wusste Severus, dass er Harry helfen musste diese Scham loszulassen. Nicht er musste sich schämen.
"Wer immer es war, hat von Anfang an geplant dir weh zu tun, Harry. Sie haben geplant dich angreifbar zu machen. Sie haben geplant dich zu betäuben, damit du hilflos und verwirrt wärst. Sie hatten absichtlich deine Unschuld und Unwissenheit ausgenutzt, um zu bekommen, was sie wollten. Es war komplett ihr Fehler. Glaubst du ehrlich, dass du es hättest schaffen sollen, dich gegen eine solche Attacke zu wehren? Du hast zu Recht nichts von solchen niederen Intentionen gewusst."
Harry weinte jetzt leicht, doch seine grünen Augen verließen nie die von Severus, so dass er fort fuhr.
"Ich werde dich nie anlügen, Harry. Und ich schwöre, dass du nichts Falsches getan hast. Du bist nicht dafür verantwortlich. Man konnte von dir nicht erwarten, zu wissen, wie man sich gegen eine solche Tat wehrt. Es war nichts falsch an dir oder deiner Reaktion. Es war natürlich und nicht dein Fehler."
"Aber… ich habe… es gemocht.", schniefte er und wischte sich seine Nase mit seinem Ärmel ab. "Was stimmt nicht mit mir?"
"Alles stimmt mit dir.", sagte Severus ernst und erlaubte, dass ein leichtes Funkeln in seine Augen trat. "Und du hast es nicht gemocht. Du wolltest, dass es aufhört. Du konntest es so wenig ertragen, dass du alles weg geschoben und Kat kreiert hast… Sag mir… Was würdest du einem Mann sagen, der unter dem Imperio stand und gezwungen war, Freude dabei zu fühlen, während er Unschuldige ermordete hat?"
"Dass es nicht wirklich er war.", antwortete Harrys schwer. "Aber das war wirklich ich. Kat ist ich."
"Es warst du, ja. Aber es war nur dein Körper, der sich gut gefühlt hat. Dein Geist hat es niemals gemocht, als du es ertragen musstest. Harry, dein Körper ist ein komplexes System, aber er kann nicht für sich selbst denken. Er sagte dir, wenn er verletzt ist, indem er dir erzählt, dass es weht tut. Es sagt auch, dass Dinge sich gut anfühlen, wenn du etwas tust, das gut für ihn ist. Jedes einzelne lebende Wesen hat den inneren Drang sich fortzupflanzen. Das ist gut. Es sorgt dafür, dass die Spezies am Leben bleibt. Der Mann, der dir wehgetan hat, hat diesen Instinkt aktiviert, so dass dein Körper sagte, dass es gut ist. Aber du wusstest es besser und das machte es so schmerzhaft. Du hast nichts Falsches getan.", wiederholte Severus, der wusste, er müsste das immer und immer wieder sagen, ehe Harry ihm glaubte.
"Ich möchte nicht mehr länger darüber reden.", sagte Harry sanft, als er aufstand.
"Was willst du tun?", fragte Severus, der sitzen blieb.
"Ich gehe ein bisschen spielen und dann zurück in mein Zimmer. Vielleicht schlafen." Harry wollte seinen Professor nicht ansehen. "Bin ich von den Lektionen entschuldigt?"
"Das bist du. Aber nur für einen oder zwei Tage.", nickte Severus. "Du kannst das nicht dein Leben beenden lassen."
"Ja, Sir." Harry rannte praktisch aus dem Raum.
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Harry spielte für einige Stunden, ehe er in sein Zimmer rannte und die Türe zuschlug. Er wusste nicht, was er tun sollte. Er fühlte sich so verloren, so wütend, so schmutzig. Er wollte mit Sachen um sich werfen und sich selbst wehtun. Er wollte weinen und wegrennen. Es war zum Verrücktwerden. Er fühlte den Druck hinter seinen Augen und wusste, dass er Chaos bei den anderen Persönlichkeiten verursachte, doch er machte gehässiger Weise weiter. Es war sowieso ihre Schuld! Wenn Kat nicht geboren worden wäre, hätte er einen Weg gefunden, um dort wegzukommen!
Von dieser Idee eingenommen, rannte er zu seinem Tagebuch und riss es wütend auf. Warum seid ihr nicht herausgekommen und habt ihn gestoppt!? Ich dachte, ihr wärt entstanden, um mich zu beschützen! Du hättest es aus einem Kilometer Entfernung kommen sehen müssen, Silas! Und, Gabriel, ich dachte du wärst tapfer und stark!
Ich bin intelligent., antwortete Silas ruhig. Harry konnte das daran sehen, wie langsam und gleichmäßig seine Schrift war. Aber ich weiß nur das, was ich durch dich gesehen habe und was ich gelernt habe. Ich versichere dir, Kindesmissbrauch war nie dabei. Ich hätte mehr getan, um dich zu warnen, hätte ich es gewusst.
Es tut mir wirklich Leid, Harry., schrieb Gabriel schludrig, was ein Beweis seiner Schuld war. Ich wollte es stoppen, aber du warst benommen und draußen und wir können dich nicht dazu zwingen, hinein zu kommen. Und dann ist Kat entstanden und wir sind stark, wenn uns unsere speziellen Situationen hinaus rufen. Wir konnten sie nicht stoppen. Wir konnten es nicht stoppen. Wir wollten es. Es tut mir Leid.
Leid! Es tut euch Leid!, wütete Harry auf dem Papier zu seinen nutzlosen Persönlichkeiten. Warum seid ihr nicht danach herausgekommen und habt dem Bastard, wer auch immer es ist, in den Hintern getreten? Warum habt ihr es niemanden erzählt und es nicht aufgehalten?
Wir konnten den kranken Arsch nicht angreifen, weil du ihn gemieden hast, weil wir ihn gemieden haben. Abgesehen davon wollte ich nicht erlauben, dass du wegen eines Angriffs auf einen Lehrer hinausgeworfen worden wärst, denn dann wären wir zurück zu den Dursleys geschickt worden, erklärte Silas. Und wir wollten es jemanden erzählen, konnten uns aber nicht einigen, wem. Wir vertrauen nicht den gleichen Leuten und Gabriel wollte es mich nicht Professor Snape erzählen lassen.
Und er wollte mich nicht zu Dumbledore oder McGonagall gehen lassen. Er hat sich geweigert!, schrieb Gabriel ärgerlich.
Haltet die Klappe! Alle beide! Es interessiert mich nicht, wem ihr vertraut oder wem nicht! Denn in diesem Moment vertraue ich keinem von EUCH! Harry schlug das Tagebuch zu und warf es durch den Raum, ehe er weinend auf dem Bett zusammenbrach. Er hasste es zu weinen und das schien alles zu sein, was er in letzter Zeit tat. Und er hasste seine dummen Persönlichkeiten!
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Snape aß an diesem Abend alleine. Er machte sich Sorgen um Harry, wusste es aber besser, als hinaufzugehen und die Anwesenheit des Jungen bei den Mahlzeiten zu verlangen. Er würde dem Kind ein paar Tage geben, bevor er verlangte, dass sie mit ihrer Routine fortfuhren. Harry die Zeit zu geben, um mit seinem neuen Wissen klar zu kommen, war eine Sache; ihm zu erlauben, das Problem zu meiden und zu erlauben, dass es sich verfestigte, war eine andere.
Zu seinem Wort stehend, ließ er es zu, dass Harry sich für zwei Tage in seinem Raum versteckte. Der Junge kam nie hinaus, nicht einmal, um Klavier zu spielen, doch Omi versicherte ihm, dass er zumindest einmal am Tag aß. Severus würde Harry nur noch einen weiteren Tag geben. Danach müsste er der Welt wieder gegenübertreten. Doch es stellte sich heraus, dass Severus den Jungen nicht aus seinem Raum ziehen musste. Am dritten Morgen von Harrys Isolation, erschien Omi, verrückt vor Sorge, in Severus' Schlafzimmer.
"Meister! Der junge Harry macht sauber! Ich hab ihm gesagt, dass er aufhören sollte, aber er hat nicht geantwortet und mich noch nicht einmal angeschaut!"
"Ich werde mich darum kümmern.", versprach Severus und eilte zu dem Zimmer des Jungen. Die Türe war nicht geschlossen, also klopfte er. Keine Antwort. Er klopfte wieder und drückte sie dann auf. Harry war an dem Fenster und wünschte mit einem seiner eigenen Shirts daran hinauf und hinunter. Er drehte sich um, als Severus näher kam und lächelte scheu zu ihm hinauf, während er seine Hände vor sich zusammengefaltet hatte.
"Harry, was…" Severus stoppte, als er bemerkte, dass die Augen des Jungen auf seinen Mund fielen. Als er aufhörte zu reden, schaute der Junge neugierig zurück in seine Augen.
"Hallo.", sagte Harry mit einer hohen, freundlichen Stimme. Die Silben waren leicht akzentuiert, als ob es schwer war zu sprechen.
Severus verstand, was passiert war. "Rose. Wie geht es dir?"
Der Junge runzelte die Stirn vor Konzentration und sagte: "Gu.“ Da sie taub war, wusste sie nicht, wie sie das ?t' am Ende sprechen sollte. Sie lächelte hinauf zu Severus, in der Hoffnung, dass sie das Richtige getan hatte. Und als Severus nickte, lächelte sie mit einer solchen Freude, dass Severus beinahe zurück gelächelt hätte. Omi kam mit einem ?plopp' in den Raum. Rose schaute nicht in die Richtung, da sie die Ankunft des Elfen nicht gehört hatte. Severus erinnerte sich daran, dass ihm gesagt wurde, dass Rose sehr empathisch war, doch vielleicht konnte sie nicht die Gefühle eines Elfen spüren. Also hatte sie keine Ahnung davon, wenn Omi in der Nähe war, wogegen sie Severus' Ankunft gefühlt hatte und sich von selbst von dem Fenster weggedreht hatte.
"Ich möchte nicht, dass du sauber machst.", sagte Severus und beobachtete, wie Rose auf seinen Mund starrte. "Komm mit mir."
"Ja.", sagte Rose mit einem Lächeln, in dem Wunsch ihn zu erfreuen.
Severus nickte und drehte sich herum, so dass sie seine Lippen nicht sehen konnte. "Omi. Geh und zeige dich selbst nicht gegenüber Harry, ehe ich etwas anderes sage."
"Ja, Meister." piepste der Elf verwirrt, gehorchte aber, indem er mit einem weiteren ?plopp' verschwand.
Severus lief aus dem Raum und Harry/Rose folgte einen Schritt dahinter. Er brachte sie zu dem Esszimmer. Rose schaute sich verwundert um. Severus zog einen Stuhl hervor und sie schaute auf ihn, ehe sie sich bückte und begann ihn abzubürsten. Severus stoppte sie, indem er eine Hand auf ihre Schulter legte. Sie schaute schnell auf und Verwirrung stand in ihrem Gesicht.
"Nein. Mach nicht sauber. Ich möchte, dass du dich dorthin setzt und wartest, bis ich zurückkomme."
"Danke.", sagte sie und setzte sich.
Severus gab ihr darauf hin ein kleines Lächeln und sie strahlte ihn glücklich an. Er drehte sich mit einem Seufzen herum. Er ging in die Küche. Omi war dort und sah sehr unglücklich aus. Er erklärte, dass Harry im Moment nur krank war und er sich keine Sorgen machen sollte. Es würde ihm bald besser gehen. Der Elf nickte und fragte, was er tun sollte.
Er fragte nach etwas Gutem zu essen, da Harry nicht besonders gut gegessen hatte und der Elf versprach, dass das Essen bald da wäre. Severus nickte und kehrte in das Esszimmer zurück. Rose saß, wo er sie verlassen hatte. Sie saß aufrecht und sehr damenhaft. Ihre Knie waren zusammen und zu einer Seite gerichtet und ihr Fuß ging leicht unter den Stuhl. Ihre Hände ruhten gefaltet auf ihrem Schoß.
"Das Essen wird in ein paar Minuten von selbst auf dem Tisch erscheinen. Erschreck dich nicht."
Rose lächelte und nickte.
"Wenn es ankommt, möchte ich, dass du isst.", fuhr Severus fort. Es war sehr schwer Harry so untypisch für ihn handeln zu sehen. Er hatte keine lange Zeit mit einer von Harrys Persönlichkeiten verbracht, abgesehen vielleicht von Silas, doch Silas' Benehmen schien nicht komisch in Harrys Körper. Bei Rose war das definitiv nicht so. Er musste kämpfen, um nicht von ihm/ihr weg zu sehen. Er wusste, dass Rose es nicht verstehen könnte, wenn er es tat.
Harrys/Rose wartete geduldig und ihre Augen verließen niemals die Nähe von Severus' Mund, für den Fall dass der Mann etwas sagen würde. Sie wollte es nicht verpassen. Plötzlich erschienen Teller und Essen auf dem Tisch. Da waren ein Schlüssel mit grünen Bohnen, eine Servierplatte mit Steak, einem Steakmesser und einer Serviergabel, Kartoffelbrei und eine Schüssel mit Bratensoße. Sie lächelte entzückt und fragte: "Darf ich?"
Severus nickte, da er wusste, dass es das Mädchen glücklich machen würde. Rose begann dann ihm zu servieren. Sie legte eine gute Portion von allem auf seinen Teller. Severus war überrascht, als sie sich fertig zurücklehnte. Die grünen Bohnen schauten alle in dieselbe Richtung und lagen kunstvoll halb auf dem Steak, während die Kartoffeln einen perfekten Kreis aus Bratensoße in sich hatten.
"Sehr schön.", lobte er.
"Danke.", sagte das Mädchen freudig und tat ein paar Dinge auf ihren Teller.
"Iss mehr, bitte.", ermahnte Severus. "Es ist eine Menge hier und ich möchte es nicht wegwerfen. Iss so viel du kannst."
"Danke.", antwortete Rose. Sie tat genauso viel auf ihren Teller, wie sie es bei Severus getan hatte und nicht einen Krümel mehr.
Severus seufzte, sagte aber nichts, obwohl er wusste, dass Harry normalerweise viel mehr aß, als er konnte. Severus konnte die Jahre, in denen er nicht genug zu essen bekommen hatte, nicht wieder wettmachen und er war auch kein heranwachsender Junge. Sie aßen still. Nicht, dass Rose irgendwie hätte reden können. Severus verzog sein Gesicht und fragte sich, wie lange sie draußen sein würde.
Sie war immer noch da, als sie das Essen beendet hatten und so versuchte er etwas zu finden, was sie tun konnte. Nicht kochen oder sauber machen, sonst würde Omi sterben. Das ließ nur noch Gartenarbeit übrig. "Komm."
Sie stand auf und folgte ihm schnell. Er nahm sie mit hinunter in den Keller. Er hatte viele Kräuter, die dort an einer Wand unter einem Teil der Decke wuchsen, der so verzaubert war, dass er freundliches Sonnenlicht spendete. Sie waren für Zaubertränke. Harry/Rose schaute neugierig zu ihm hinüber.
"Möchtest du mir dabei helfen, mich um meine Kräuter und Zutaten zu kümmern?", fragte er.
Rose nickte mit einem strahlenden, glücklichen Lächeln, bevor sie hinüber ging und begann. Sie war sehr vorsichtig mit den Pflanzen und ihre Hände waren geschickt und sicher. Severus sah zu, um sicherzugehen, dass sie okay war, bevor er hinüber zu einem Kessel ging. Er könnte genauso gut die Zeit nutzen, um einen Trank zu machen. Er hatte sowieso nur noch wenige Beruhigungstränke. Sie arbeiteten für einige Stunden friedlich beieinander. Severus war beinahe verwirrt, als er ein lautes: "Wo sind wir?" hörte.
"Im Keller. Mein privates Zaubertränkelabor.", antwortete Severus gleichgültig, nicht sicher, mit wem er redete.
"Das hätte ich mir denken können.", starrte ihn der Junge an. "Ich wette, du kannst es nicht ertragen, zu lange von den Kerkern entfernt zu sein."
"Was möchtest du, Gabriel? Es gibt hier nichts zu kämpfen.", antwortete Severus mit einem Funkeln.
"Aber vielleicht denkt Harry, dass es so ist.", antwortete Gabriel und ging vorwärts, bis er herausfordernd direkt vor dem Mann stand. "Wir gehen jetzt."
"Wohin geht Ihr?", schnarrte Severus, als der Junge an ihm vorbei zu den Stufen ging.
"Wir brauchen dich nicht. Du bist keine Hilfe. Du machst die Dinge nur schlimmer und ich wette, du tust das aus Absicht!"
"Du kannst nicht gehen.", grinste Severus. "Die Türen und Fenster sind so verzaubert, dich drinnen zu halten."
"Dann muss ich nur die Sperre brechen, oder?", lächelte Gabriel gefährlich.
Das war die ganze Warnung, die Severus bekam, bevor er sich vor Zaubern, die viel höher waren, als ein Zweitklässler sie wissen sollte, duckte. Er fluchte, als er schnell die Treppen hinauf rannte. Es gab zu viele explosive Dinge hier unten in dem Labor. Er musste in das Duellierzimmer im zweiten Stock kommen. Doch Gabriel spielte nicht mit und es war schwer zu manövrieren. Was wirklich verwirrend war, da Harry nur dreizehn war.
Vorhänge explodierten in einem Flammenmeer, als Gabriel versuchte, seinen Professor anzuzünden. Severus schoss Fesselflüche zurück, doch der Jugendliche duckte sich einfach und sprang zurück auf seine Füße und feuerte Fluch nach Fluch, als er näher zu dem Professor lief. Severus errichtete ein Schild und jagte die Treppen hinauf. Gabriel war klug und zielte auf die Stufen selber, wissend dass der Lehrer nicht mehr angreifbar war. Es gab ein ohrenbetäubendes Krachen und die Treppe begann unter Severus' Füßen zu erzittern und zu zerfallen. Er fluchte und warf sich selbst zitternd auf den zweiten Flur.
"Brillanter Zug.", schnarrte er zu dem Jungen hinunter. "Wie willst du mich jetzt erreichen? Ich kann warten, wie du weißt."
Gabriel antwortete nicht. Stattdessen richtete er den Zauberstab auf seine eigenen Füße und ließ sich selbst hinauf und über das Geländer des zweiten Stockes schweben. Severus fluchte wieder und rannte in das Duellierzimmer. Als sie dort waren holte er alles hervor. Er nutzte jeden Zauber, den er kannte, der seinen Gegner fesseln, verwirren, umwerfen oder erblinden lassen würde, genau so wie jedes Schild aus seinem Arsenal.
Gabriel war gut. Er war flink und schnell, entschlossen und konzentriert. Die Zauber, die er sprach, waren unglaublich. Er konnte zur selben Zeit mehr als vier Zauber aktivieren, ohne dass sie an Stärke verloren. Doch auch wenn sein Wissen von offensiven und defensiven Zaubern überraschend war, war es noch immer begrenzt. Severus vermutete, dass es nicht über dem eines Fünftklässlers oder so lag. Doch das Kind wusste, wie es die Zauber nutzen musste, die es beherrschte, und wusste, wie man augenblicklich improvisieren konnte. Severus konnte wirklich den erfahrenen Kämpfer in dieser Persönlichkeit sehen.
Nach etwa einer Stunde im Duell, wurde Severus von hinten mit einem Pertificus Totalus getroffen, den Gabriel von einem Spiegel hatte abprallen lassen. Severus war geschockt. Warum hatte er nicht daran gedacht? Seine Magie begann sofort den Zauber, der ihn bewegungslos hielt, zu essen. Er würde in ein paar Sekunden frei sein, sein Kopf und sein Gesicht waren bereits frei von dem Fluch, doch das war nicht schnell genug. Er starrte hinauf zu Gabriels Zauberstab und sah Triumph, aber keine Fröhlichkeit in den ernsten grünen Augen.
"Auf Wiedersehen, Professor."
Der Mund des Jugendlichen öffnete sich wieder, um einen weiteren Fluch zu sagen, einen von denen sich Severus sicher war, dass er sein Leben beenden würde, so dass Harry das Haus verlassen konnte. Doch bevor er sprechen konnte vernebelten sich die grünen Augen und Gabriels Haltung veränderte sich in die entspannte Bereitschaft einer wachsamen Katze. Es war Silas. Severus hielt die Erleichterung aus seinem Gesicht und starrte hart hinauf zu dem Jugendlichen.
Silas' Mund zeigte ein schiefes, halbes Lächeln. "Ich bin wirklich erstaunt. Ich hatte keine Ahnung, dass Gabriel so weit kommen würde."
"Nimm den Zauber von mir.", funkelte Severus mit seinem furchterregensten Blick.
"Warum sollte ich Energie damit verschwenden?", fragte Silas seidig. "Wenn ich mich nicht irre, bist du dabei von selbst frei zu brechen."
Severus tat genau das und stand auf, wobei er ihn immer noch anfunkelte, doch Silas schaute ruhig in seine dunklen Augen. Um von diesen smaragdgrünen Blick wegzukommen und sein Temperament wieder einzubekommen, ehe er etwas tat, was er später bereute, drehte sich Severus weg, um sich selbst den Dreck abzuklopfen. Er drehte sich zurück, als er sich wieder unter Kontrolle hatte. Silas grinste.
"Was geht hier vor, Balg?", fragte er.
"Was? Kein Dankeschön, dass ich dein Leben gerettet habe?", spottete Silas verletzt und missbilligend.
"Ich bin nicht in der Stimmung für Spielchen.", schnarrte Severus.
"Könnte ich mich getäuscht haben?"
"Silas, ich werde dich nicht noch einmal warnen."
Der Jugendliche nahm einen tiefen Atemzug und wurde ernst. "Harry hat etwa zwei Tage damit verbracht wütend zu sein, zu schlafen und nachzudenken. Er ist übrigens sehr wütend auf uns. Dann hat er einfach aufgegeben. Er war des emotionalen Hin und Hers müde. Gabriel und ich haben die anderen bei der Stange gehalten, doch all dieser Stress forderte wirklich einiges von uns. Als Harry freiwillig zurücktrat… voilà ! Du hast uns für einige Stunden. Für uns ist es sowieso gut. Wir sind wirklich beinahe verrückt geworden.
"Und Gabriels Zeit war einfach um?", spottete Severus.
"Nein, aber er war lange genug draußen gewesen und ich konnte mich anstrengen und ihn ersetzen. Es war nicht so, dass Sie eine Situation waren, die ihn verankerte."
"Du konntest nicht früher dazwischen gehen?", fragte Severus eisig.
"Warum hätte ich das tun sollen? Gabriel musste Dampf ablassen.", zuckte Silas unbekümmert mit seinen Schultern.
"Also müssen Kat, Boy und Dämon immer noch herauskommen?", fragte er in dem Versuch das Thema zu wechseln, damit er dieses Balg nicht erwürgte.
"Nein. Kat kam zuerst heraus. Sie hatte ein schönes langes Bad. Dann kam Rose, die die Aufmerksamkeit von Omi dadurch erregt hatte, dass sie das Bad sauber machte und dann in unserem Raum anfing. Boy muss nicht hinauskommen, weil er schon herausgekommen war, um Harry zu helfen, als er das erste Mal bemerkt hatte, was passiert war, um Kat zu erzeugen. Und Dämon… nun, er ist definitiv ruhelos, aber wir möchten nicht, dass er herauskommt. Niemals. Er wird sich hinlegen und wieder schlafen, wenn der Druck in Harry nachlässt. Jetzt. Wenn du mich entschuldigt, ich denke, du hast ein Haus zu reparieren und ich habe Bücher, die ich gerne durchsehen würde."
Severus schaute finster, als der Junge aus dem Zimmer ging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Als er sich sicher war, dass er dem Jungen genug Zeit gegeben hatte, um zu der Bibliothek zu kommen, ging er hinunter in die Halle, um damit zu beginnen den Schaden, den Gabriel verursacht hatte, zu reparieren. Es war nicht so viel. Der kleine Teufel hatte gut gezielt. Seinen Kopf schüttelnd, rief Severus nach Omi und sie gingen an die Arbeit.
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"Danke, Merlin.", seufzte Severus, als er für das Frühstück die Treppen hinunterging und Musik seine Ohren erreichte. Am meisten Tonleitern, doch manchmal riskierte es Harry eine Melodie zu kreieren, ehe er zurück zu den Tonleitern glitt. Das war ein großes Zeichen, dass Harry bereit war, sich nicht mehr zu verstecken. Obwohl Severus wusste, dass das nicht unbedingt bedeutete, dass der Junge nicht versuchen würde sich zu verstecken, wenn die Dinge wieder aufgenommen würden.
"Willkommen zurück, Mister Potter.", schnarrte er.
Harry schaute verwirrt auf. Er hatte nicht gehört, dass Snape hereingekommen war und er hatte nicht bemerkt, wie spät es geworden war. Dann bemerkte er, wie ihn sein Professor genannt hatte und runzelte die Stirn. "Stimmt irgendetwas nicht?", fragte er ängstlich.
"Nein.", antwortete Severus und setzte sich neben den Jungen auf die Klavierbank. "Ich habe den Schaden repariert, also ist alles gut. Dieses Mal."
"Schaden?", blinzelte Harry und verspannte sich dann. "Jemand kam heraus, Sir?"
"Ja. Alle außer Dämon und Boy."
Harry schaute hinunter zu seinen gefalteten Händen. "Was ist passiert?"
"Hmmm…“, schnarrte Severus einfach. "Kat hat ein Bad genommen. Furchtbar. Und dann hat Rose versucht das ganze Haus zu säubern. Das hat den armen Omi einen kleinen Schock verpasst. Er fühlte sich bestraft. Er dachte wahrscheinlich, dass du versuchst, seinen Job zu übernehmen."
Harry schaute zu diesem Zeitpunkt auf und versuchte ganz klar nicht zu lachen.
Zufrieden mit sich selbst, fuhr Severus fort: "Rose lies sich ablenken, indem ich sie sich um meine Zaubertrankzutaten kümmern ließ, um Omi davon abzuhalten, irgendetwas zu zerschmettern. Dann hat sich Gabriel ein wenig unterdrückt gefühlt und entschieden zu versuchen mich in ein Duell zu ziehen. Er natürlich war todernst und dachte, dass es Zeit wäre zu gehen. Vorhänge wurden durch Feuer hingerichtet und die Treppe fiel tragischer Weise durch einen Zauber, den ich nicht abfangen konnte. Die Wände behielten ihre Ehre und blieben stehen und ertrugen ihre Beulen bemerkenswert. Ich habe eine Verletzung von einem Spiegel erhalten und musste mir von Silas eine Lektion anhören, weil ich gegen den ?Schwachkopf' Gabriel verloren habe. Dann hat er mich einfach verlassen, um in die Bibliothek zu gehen, für eine interessantere Konversation. Ein eher ereignisreicher Tag, nicht?"
"Ja, Sir.", sagte Harry und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Er begann laut zu lachen. "Ich wünschte, ich hätte das sehen können."
"Welchen Teil?", verschränkte Severus seine Arme und funkelte ihn an. "Ich hoffe, du redest über Omis ängstlichen Zustand und nicht darüber, wie ich am Ende deines Zauberstabes als Geisel gehalten wurde."
"Natürlich, Professor.", versicherte Harry dem Mann lachend.
"Gut. Und es heißt Severus, Harry. Ich kann mit ?Sir' gerade noch so leben, aber Professor ist, wo ich die Linie ziehe."
"Ja, Severus.", grinste Harry frech.
"Komm zum Frühstück.", ordnete Severus ernst an. "Und du wirst heute Nachmittag zu deinen Lektionen und dem Training zurückkehren."
"Ja, Sir.", antwortete Harry einfach, immer noch lächelnd.
Harry aß drei Portionen des herzhaften Frühstücks. Severus sagte nichts dazu, aß aber seine normale Portion so langsam, dass sie um dieselbe Zeit fertig waren. Harry war sehr entschlossen, sich bei dem kleinen Elf zu entschuldigen, doch Omi war genauso entschlossen das nicht anzunehmen. Es war skandalös, dass so ein wundervoller Zauberer sich entschuldigen sollte, wenn er nichts Falsches getan hatte. So erschien und verschwand er in Rekordzeit. Zuerst frustriert, entspannte sich Harrys schließlich und lachte nur noch über das Benehmen des Elfen.
Die Stimmung wurde schnell ernst, als sie das Esszimmer verließen und für ihre tägliche Therapie zu dem Salon gingen. Harry war nervös, doch Snapes Ruhe war ansteckend. Als er sich auf seinen Lieblingsplatz auf der Couch setzte, zappelte er noch nicht einmal herum. Er war wirklich bereit dieser Sache gegenüberzutreten. Er war es leid zu weinen und wollte darüber hinwegkommen, denn es ständig über sich schweben zu haben, machte ihn komplett verrückt.
"Ich nehme an, du fühlst dich besser? ", begann Severus.
"Ja. Ich möchte das verstehen und akzeptieren. Ich bin es leid in meinem Raum zu sitzen und alles in mir zu verschließen.", sagte Harry und biss sich auf seine Lippe. "Aber ich scheine keinen Fortschritt zu machen. Ich habe über alles nachgedacht, was du gesagt hast. Und ich verstehe es. Wirklich, das tue ich. Aber es ändert überhaupt nicht, wie ich mich über Kat oder einen anderen fühle."
"Das ist verständlich, Harry.", versicherte ihm Severus. "Das ist nichts, wo du aufwachst und sagen kannst ?ich bin darüber hinweg' und dann einfach mit einem Lächeln weitermachen kannst."
"Was soll ich dann tun?"
"Du tust exakt das, was du tust. Du erkennst das Problem und trittst ihm jeden Tag gegenüber, während du dein Leben fortführst. Du wirst schließlich erkennen, dass das nicht das Ende von dir ist oder von allen von euch. Dann wirst du fühlen, was du bereits weißt. Und hoffentlich wird Kat dann nicht mehr sein, außer als arbeitender, gesunder Teil von Harry."
"Das klingt gut.", sagte Harry.
"Hast du immer noch Alpträume?"
"Ja. Aber es ist immer und immer wieder derselbe.", schauderte Harry und schlang seine Arme um seine Brust. "Ich erinnere mich an nichts Neues oder sehe wer… mir das angetan hat."
"Es wird kommen.", wischte Severus das beiseite. "Wir werden sehen, wie oft diese Alpträume auftauchen, aber sie beeinflussen offensichtlich, wie viel Schlaf du in der Nacht bekommst. Diese Träume sind gut, denn sie werden dir helfen mit dem klar zu kommen, was passiert ist, doch ich möchte dich nicht erschöpfen. Wenn es notwendig wird, habe ich einen Traumlosschlaftrank."
"Danke, Sir.", sagte Harry sanft, als seine Arme sich langsam lösten.
Severus nickte. "Du hast Schwierigkeiten mit den anderen Persönlichkeiten?"
"Woher weißt du das?"
"Ich glaube, Silas hat so etwas erwähnt."
"Oh." Harry begann herum zu zappeln. "Ich war wirklich böse auf sie. Ich habe ihnen Vorwürfe für das gemacht, was passiert ist. Ich habe gesagt, sie hätten mich davor beschützen müssen oder hinterher jemanden davon erzählen müssen, da ich es nicht konnte. Ich weiß, dass das dumm ist, weil ich mir nur selbst Vorwürfe mache, und ich weiß, dass sie nichts tun konnten, weil sie nicht wussten, was zu tun war. Sie sind ich und auch jetzt weiß ich noch immer nicht, was ich tun soll. Abgesehen davon hilft es nicht wütend auf sie zu sein."
"Also bist du nicht wütend?", fragte Severus mit einer hochgezogenen Augenbraue.
"Ich bin wütend.", sagte Harry grimmig. "Ich bin wütend auf denjenigen, der das getan hat. Aber es war nicht Silas' oder Gabriels Fehler. Es ist auch nicht Kats Fehler, obwohl ich sie immer noch nicht leiden kann."
"Trotzdem ist das ein Fortschritt.", lächelte Severus.
"Ich vermute."
"Wie lange hast du diesen Morgen gespielt?"
"Etwa drei Stunden.", zuckte Harry mit seinen Schultern.
"Ich verstehe.", stand Severus auf. "Dann denke ich, wir sollten direkt an die Lektionen gehen. Ich habe einen Test für dich vorbereitet."
Harry stöhnte, als er seinem Professor folgte, doch da war ein kleines Lächeln, das seine Mundwinkel anhob
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In dieser Nacht - nach einem langen Tag - schlug Harrys sein Tagebuch auf und schrieb. Hast du wirklich dem Professor in einem Duell besiegt?
Ja, antwortete Gabriel. War auch schwer. Der Bastard kann sich bewegen, wenn er will.
Du magst ihn nicht, oder?, runzelte Harry die Stirn.
Er ist in Ordnung. Gabriel schrieb das letzte Wort sehr langsam, um zu zeigen, wie zurückhaltend er damit war, dem Mann so viel zuzugestehen.
Hör nicht auf ihn, schrieb Silas. Er ist ein Schwachkopf. Professor Snape hat nichts anderes getan, als uns zu helfen. Er ist ehrlich und hält uns geheim.
Das denkst du. Du weißt das nicht sicher, schrieb Gabriel zurück. Er könnte es, nach allem was wir wissen, dem Direktor gesagt haben.
Aber das hat er nicht., schrieb Silas mit Nachdruck.
Woher weißt du das?
Okay, lasst uns nicht mit einem Streit Papier verschwenden, ging Harry dazwischen.
Gut, schrieb Gabriel ernst. Harry vermutete, dass er beleidigt war.
Also bist du nicht länger wütend auf uns?, fragte Silas beiläufig.
Nicht wirklich, zuckte Harry mit den Schultern.
Gut, schrieb Gabriel.
Warum hast du dich eigentlich mit dem Professor duelliert?
Ich wollte hier raus. Ich musste mich bewegen, konnte nicht mehr still sitzen. Ich konnte an nichts anderes denken, als frei zu sein und er stand im Weg. Abgesehen davon kann die ganze Arbeit nicht helfen.
Nicht schnell genug, meinst du, zogen sich Silas Buchstaben auf die Seite. Nicht einmal du kannst so doof sein nicht zu sehen, dass er Harry hilft.
Ja. Gut. Nicht schnell genug.
Nun, wir stecken fest, schrieb Harry heiter. Ich habe nicht gedacht, dass du derjenige warst, der sich aus dem Kampf zurückgezogen hat, Gabriel. Und ich dachte Silas wäre zynisch und vertraut nicht.
Nein. Ich bin eher vorsichtig, schrieb Silas faul. Ich finde keinen Vorteil darin, das, was wir hier haben, hinter uns zu lassen. Wir haben Feinde. Lass uns nicht in ihre Hände rennen. Wir sind sicher hier. Für jetzt. Severus hat uns noch nicht betrogen und wir sollten ihn dementsprechend behandeln. Wobei ich damit nicht sage, dass wir nicht vorbereitet sein sollten, wenn er sich gegen uns wendet.
Und ich renne nicht weg, verteidigte sich Gabriel. Ich wollte vielleicht gehen, aber ich bin nirgendwo hin gegangen. Ich wollte nur Dampf ablassen, wie Silas gesagt hat. Ich hätte ihn fertig machen und entkommen können, aber ich habe stattdessen Silas übernehmen lassen. Das beweist es.
Fertig machen?, fragte Harry besorgt.
Er hat keine Probleme gehabt uns bis zu diesem Punkt abzuwehren, erklärte Silas. Ich würde auch Probleme haben, wenn ich in eine Ecke gedrängt wäre, obwohl ich uns zu aller erst nicht in eine solche Ecke bringen würde. Gabriel hat schon einmal getötet. Der Basilisk, erinnerst du dich?
Ja. Aber das war keine Person. Da ist ein großer Unterschied., erwiderte Harry.
Das ist es, stimmte Gabriel zu. Ich gehe nicht los und töte Menschen, Harry. Aber ich würde töten, wenn ich damit unser Leben beschützen könnte. Ich würde zuerst alles in meiner Macht stehende tun, um einen anderen Weg zu finden und ich würde mich auch selbst in Gefahr bringen, um Unschuldige zu beschützen, aber ich ziehe es vor das zu vermeiden, auch wenn Silas mir nicht glaubt.
Du hast Recht. Das tue ich nicht.
Nun, okay, ich nehme es an. Er machte eine Pause, um zu gähnen. Ich gehe schlafen. Gute Nacht, Jungs. Harry schloss das Tagebuch und legte es auf den Nachttisch. Mit einem geflüsterten Wort ging das Licht aus und er wurde in einer angenehmen Dunkelheit zurückgelassen. Er rollte sich unter der dicken Decke zusammen und ließ sich von der Wärme in den Schlaf führen. Er hoffte, er würde nicht wieder träumen.
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Harry stand zitternd da. Sein Körper schmerzte von all den Würfen, die Severus an ihm demonstriert hatte. Er konnte nicht viele selber, wegen seiner, im Vergleich zu Severus, geringen Größe, aber es war gut für ihn, sie zu lernen. Harry schüttelte seinen Kopf und verzog sein Gesicht. Eher gut dafür Schmerzen zu erzeugen. Er seufzte und trat vor, so dass Snape seine Arme um seine Brust schlingen konnte und seine Arme an der Seite festhielt. Harry reagierte darauf, indem er schlaff wurde und Snape löste seinen Griff, um ihn auf angenehmerer Weise festzuhalten. Der Harry explodierte in Bewegung, warf Severus um und war frei, sobald er zurücktrat.
"Sehr gut!", stand Severus auf und reichte nach den Schultern des Jungen.
Harry duckte sich und rollte davon, da er wusste, dass sie noch nicht fertig waren. Er lächelte bei Snapes anerkennendem Gesicht. Sie arbeiteten für zwei weitere Stunden an anderen Bewegungen und beendeten das Training mit fünfzehn Minuten Faustkampf. Beide schwitzten und waren außer Atem, ehe Snape das tägliche Training beendete. Harry war wirklich froh, dass er diese Lektionen nur zweimal die Woche hatte. Snape versprach, dass er sie mehr genießen würde, wenn er besser wurde, doch bis dahin würde er sie nur tolerieren, weil Gabriel sie liebte und zusah, indem er ihnen sozusagen über die Schulter schaute.
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Am Klavier sitzend, erkundeten seine Finger die Töne, indem er jede Sekunde auf eine Taste drückte. Es klang wie langsamer, trommelnder Regen. Es war etwas in diesen Tönen, die niemals versagten ihn in seinem Inneren zu berühren. Er lächelte, als er auf die Tasten tippte. Langsam konnte eine Melodie gehört werden. Der Regen von Tönen begann härter zu fallen und die Melodie war sicher und stetig. Harry beugte seinen Kopf über die Tasten und seine Hände tanzten zu dem langsamen Lied.
Unbekannt für ihn war Brahms Schlaflied, etwas, was seine Mutter für ihn gespielt hatte, wenn er bei Nacht ruhelos war. Ein leichtes Lächeln umspielte seinen Mund, als er langsam mit dem Takt mitschwang. Bei geschlossenen Augen erfüllte der sanfte Klang, den er erzeugte, sein Herz und seine Seele. Das Klavier sang zu ihm. Kat war erregt vor Freude und wollte hinaus. Harrys Hände fielen und laute und unkoordinierte Töne brachten die Melodie zu einem schmerzhaften Halt. Der Raum wurde langsam still, als das harsche Geräusch in der Luft verschwand. Nein. Er wollte sie nicht draußen haben.
Harry ließ seine Hände gewaltig auf die Tasten drücken. Er dachte an sie und fühlte sich betrogen und unverstanden. Es war egal, wie viele Sitzungen er mit Snape hatte. Er würde nicht und könnte nicht akzeptieren, dass sie ein rechtmäßiges Stück von ihm war. Und auch wenn sie es war, war es eine gute Befreiung. Er brauchte sie nicht und das, was sie ihm anbot. Er lebte gut, ohne dass sie ein Teil von ihm war.
Mutige, scharfe Musik marschierte Gehorsam aus seinen Händen und löschte sogar die Erinnerung an das schöne Schlaflied.
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Snape hatte Harry an dem Vortrag, an dem ihm erlaubt war zu versuchen, sie zu zaubern, jeden der drei Schildzauber erforschen lassen. Es hatte nur drei Tage gedauert, um den leichtesten, das Abblockschild, zu meistern. Harry hatte mindestens ein Dutzend Mal Tectussitum gesagt, während er seinen Zauberstab scharf über seinen Körper schwang, ehe der Schild hielt und Snapes Attacke abblockte. Er blockte nur einen einzigen Zauber ab und er war von dem zweiten Schildzauber umgeworfen worden, den Snape gesprochen hatte, um sicherzugehen, dass Harry sich an die Schwäche des Abblockschildes erinnerte. Alles in allem war er einfach zu sprechen und aufrechtzuerhalten, er war aber nur ein kleiner Schutz. Trotzdem konnte er immer noch nützlich sein.
Es hatte acht Tage gedauert, um das Absorbtionsschild dazu zu bekommen, für ihn zu arbeiten. Er hätte es vielleicht schneller geschafft, hatte aber drei Tage verloren, um damit klar zu kommen, was Kat hervorgerufen hatte. Der Spruch war Tectum Haurio und das Schild würde die Kraft aus dem Angriffszauber absorbieren und zu dem, der angriff, zurückschicken. Seine Dauer war verschieden; Severus konnte ihn für etwa fünf Minuten aufrechterhalten, doch Harry schaffte es nur fast zwei Minuten. Es leitete die Magie des Sprechers nicht ab, doch man brauchte eine große Konzentration, um ihn aufrechtzuerhalten oder der Zauber würde verschwinden.
Heute war der neunte Tag des Trainings des letzten und schwersten allgemeinen Schildes und Harry war sich sicher, dass er es heute schaffen würde. Er hatte es wirklich satt, von Snape umgeworfen zu werden. Zum sechsten Mal an diesem Tag, rief er „Tectum Repercutio“. Eine Kuppel aus blauem Licht umschloss ihn und Severus feuerte einen Zauber ab. Der Schild zerbrach und Harry wurde auf seinen Rücken geschleudert. Wieder.
Er stand schnell auf und zauberte erneut den Schild. Severus sprach einen Fluch aus und diesmal blitzte Harrys Schild weiß auf. Es blieb aufrecht und schleuderte den Zauber zurück zu Snape. Sein Lehrer duckte sich und rollte aus dem Weg, während er jedes Mal mehr Zauber auf Harrys schoss. Harry begann zu schwitzen und seine Hände zitterten, doch seine Augen blitzten vor Zufriedenheit und Triumph auf. Er hatte es getan! Doch er konnte es nur für sechzig Sekunden halten, ehe er zitternd zusammenbrach. Severus rauschte zu ihm hinüber und ließ ihn einen Stärkungstrank trinken. Er lächelte schwach, als ihm auf die Füße geholfen wurde.
"Du hast das gut gemacht. Lass es uns noch einmal probieren, ehe wir Mittagessen."
"Das klingt gut für mich.", stimmte Harry zu und ignorierte seine Erschöpfung. Wie Snape und Silas sagen würden, seine Feinde würden nicht warten, bis er sich hundertprozentig gut fühlte, ehe sie angriffen. Harry konnte nur seinen Kopf über die Paranoia der beiden schütteln, doch er musste etwas tun, um sie wenigstens für eine kleine Weile los zu werden.
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"Ich bin mir nicht sicher, dass es noch viel zu sagen gibt.", seufzte Harry, als er sich auf die Couch gegenüber von Severus setzte.
Über die letzten paar Wochen war er seinen Albträumen gegenübergetreten und die versetzten ihn nicht mehr in Panikattacken und kamen auch nicht mehr jede Nacht. Er hatte sogar akzeptiert, dass das, was passiert war, nicht sein Fehler war. Er schämte sich immer noch ein wenig, dass er erlaubt hatte, dass es passierte, aber erkannte, dass er nicht die Fähigkeiten oder das Wissen hatte es zu verhindern. Er machte nicht einmal Kat Vorwürfe, doch er konnte immer noch nicht akzeptieren, wofür sie stand. Er konnte es nicht verstehen und ehrlich nicht glauben, dass er sie zurück brauchte. Seine Therapie mit Snape hatte ihm sehr geholfen und er war weit vorangekommen, doch er konnte scheinbar nicht den nächsten Schritt gehen und sie absorbieren.
"Ich stimme zu.", nickte Severus. "Du hast es wirklich sehr gut gemacht, Harry. Aber ich konnte dir nicht das geben, was du brauchst, um voll darüber hinwegzukommen, was passiert ist."
"Also das war's?", senkte Harry seinen Kopf und starrte auf seine Hände. Er war überrascht, wie sehr es ihn störte, dass Snape aufgab. "Bin ich ein hoffnungsloser Fall?"
"Nicht ganz. Ich habe lediglich gesagt, dass du zu diesem Zeitpunkt etwas anderes brauchst, als das, was ich dir geben kann.", versicherte ihm Severus. "Ich muss nach Hogwarts zurückkehren. In muss Dinge vorbereiten. Die Schule startet in weniger als einer Woche."
"Also bleibe ich hier? Denkst du, allein zu sein wird mir helfen?", fragte Harry zweifelnd und schaute in das Gesicht seines Lehrers.
"Nein. Ich denke eigentlich nicht, dass es das wird.", lächelte Snape grimmig. "Also habe ich eine bessere Lösung gefunden. Du wirst im Tropfenden Kessel in der Winkelgasse bleiben. Der Eigentümer schuldet mir einige Gefallen und hat bewiesen, dass er Geheimnisse bewahren kann."
"W-was?" Harry war geschockt.
"Hmmm… ja… du wirst dich an meine Regeln halten, wenn du dorthin gehst.", funkelte Severus den Jungen an. Er wollte ganz klar ausdrücken, wie ernst es ihm war, dass Harry gehorchte. "Alle von euch werden sich an meine Regeln halten oder ihr werdet die Konsequenzen tragen."
"Ja, Sir. ", quiekte Harry ängstlich.
Severus nickte zufrieden. "Du wirst in dem Tropfenden Kessel bleiben und in deinem Zimmer sein, bevor die Sonne untergeht. Du wirst es nicht verlassen, ehe die Sonne aufgeht. Während des Tages kannst du in die Winkelgasse gehen, aber du wirst nicht in irgendeine Seitenstraße gehen oder in die Mugglewelt. Du wirst niemanden in dein Zimmer einladen."
"Wie ist das mit meinen Freunden?", fragte Harry.
Er klang gleichgültig und nicht verlangend. Bei dem Ton wusste Severus, dass Harry traurig sein würde, wenn es ihm verboten war, er aber nicht gegen seine Regeln handeln würde. Das war es, was ihn einlenken ließ. "Deine Freunde aus Hogwarts dürfen hinauf kommen, aber niemand anderes."
"Danke.", lächelte Harry.
Severus ignorierte ihn. "Hast du verstanden und gibst mir dein Wort, diesen Anweisungen zu folgen?"
"Ja.", nickte Harry ernst.
"Was ist mit Silas und Gabriel? Ich würde gern auch ihr Wort haben.", sagte Severus. Er hasste es, die Persönlichkeiten als einzelne Personen zu behandeln, aber das war wichtig.
"Ja. Sicher.", duckte Gabriel mit seinen Schultern.
"Das werde ich.", schnarrte Silas und schlug respektlos mit seinen Fingern. "Aber sag mir, gibt es dort irgendeine Bedrohung, die wir beachten sollten?"
Severus schaute auf das Kind vor ihm. Das unordentliche schwarze Haar, die zeitweise Durchtriebenheit und der gerissene, smaragdgrüne Blick, der dünne Körper; es gab nichts, das etwas über die unglaubliche Stärke des Jungen, oder dessen Zerbrechlichkeit aussagte. Tatsächlich war Harrys Narbe nun beinahe durch sein Haar verborgen, das ein paar Zentimeter gewachsen war. Er war sich sicher, dass der Junge es bald abschneiden würde, da er sich immer mehr ärgerte, dass er es aus seinen Augen streichen musste. Es war etwas schwierig sich daran zu erinnern, warum dieses Kind so besonders war, doch es gab Zeiten wie diese in denen es allzu klar wurde.
"Ja. Lass Harry zurückkommen."
Silas nickte und in einer Sekunde blinzelte ihn Harry an. "Haben sie es versprochen?"
"Das haben sie. Aber Silas hat eine Frage gestellt, von der ich möchte, dass auch du die Antwort hörst. Er hat gefragt, ob eine spezifische Bedrohung der Grund für meine Forderung war dich vorzusehen. Die Antwort ist „Ja“. Ein Mann ist aus Azkaban entkommen, dem britischen, härtesten und schrecklichsten Zauberergefängnisses. Der Entflohene ist Sirius Black. Er war einst Voldemorts rechte Hand, wurde aber an dem Tag gefangen genommen, nachdem Voldemort aus der Öffentlichkeit verschwunden ist. Er hat deinen Namen wieder und wieder wiederholt, ehe er entkommen ist. Das ist der Grund, zu glauben, dass er hinter dir her ist. Das ist der Grund, warum du vorsichtig in der Winkelgasse sein musst."
"Ich verstehe, Sir.", sagte Harrys sanft. "Aber wenn es so gefährlich ist, warum lässt du mich dann gehen?"
"Weil es eine lange Zeit dauern wird, ehe du nicht mehr in Gefahr bist. Du kannst nicht weg gesperrt werden, habe ich erkannt. Außerdem wird die Winkelgasse rege und voller Hexen und Zauberer sein, die dir helfen können. Du wirst drinnen sein, wenn es dunkel ist und Tom, der Eigentümer, würde nach dir sehen." Severus griff in seine Robe und zog ein Armband heraus. "Du wirst mich damit rufen können, sollte es notwendig sein, indem du es zerbricht. Ich habe dir sehr defensive Zauber beigebracht und du hast die drei Grundschilde gemeistert und du kennst genug Nahkampf, damit du entfliehen kannst. Ich glaube, dass die Risiken der Situation von deinen Fähigkeiten ausgeglichen werden, solange du dich an die Regeln hältst."
Harry betastete das dünne silberne Armband, dass Snape um sein Handgelenk gelegt hatte. Es war nicht fest, aber es war auch nicht zu lose, um zu baumeln. Er mochte es und lächelte dankbar zu seinem Lehrer hinauf. Jetzt, wo er sich dem gegenüber stellte, diesen Ort zu verlassen und nach Hogwarts zurückzukehren, erkannte er erst, wie sehr er das hier vermissen würde.
"Danke, Pro- ich meine, Severus. Für alles, was du für mich getan hast.", sagte er und schaute dem Mann vor ihm in die Augen. "Du hast mir wirklich geholfen, und ich weiß nicht, wie ich das jemals zurückzahlen soll."
"Ich brauche deinen Dank nicht.", stand Severus auf und Harry tat dasselbe. "Zumindest nicht jetzt. Wenn du alles überstanden hast und stark und komplett vor mir stehst, dann werden wir vielleicht an eine Art des Ausgleichs denken. Geh und pack deine Sachen. Wir werden in einer Stunde gehen."
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