von Nerventod
vielen dank an alle, die einen kommi hinterlassen haben… ich habe mich sehr darüber gefreut… ich wünsche euch allen einen guten rutsch ins neue jahr…
knuddels
nerventod
40. Ernte, was du gesät hast
Am nächsten Morgen erwachte Harry mit einem Stöhnen. Er rieb sich seinen Kopf, schaute sich um und war nur milde überrascht, dass er sich auf Severus` Couch wiederfand. Seine Okklumentik-Schilde waren noch immer unten und er konnte noch immer das Beruhigungsmittel und die Gefühle seines Mentors vom Schlafzimmer aus spüren. Glücklicherweise konnte er Dank der starken Schutzzauber, die Severus um seine Räume herum errichtet hatte, keinen anderen aus der Schule spüren.
Mit einem Zauber stellte Harry fest, dass es erst 05:00 Uhr morgens war. Er drehte sich auf die Seite und begann seinen Geist zu verschließen. Es war schwer. Als Gabriel, hatte er sich nicht wirklich darum gekümmert, seinen Geist zu verschließen. Als Harry fand er es schwer, aber notwendig. Sich einen blauen Himmel mit Wattewölkchen vorzustellen, um damit seinen Geist zu schützen, funktionierte nicht mehr so gut, wie zuvor. Mit einem Schnaufen öffnete er seine Augen. Wenn er es nicht schaffte, seinen Geist zu verschließen, bevor der Unterricht begann, würde das sehr unangenehm werden.
Dein Vorstellungsbild passt nicht mehr zu dir, sagte Silas und Harry konnte an seiner Stimme erkennen, dass er sich sehr amüsierte. Versuch dir etwas anderes vorzustellen.
Du bist doch gut in sowas; kannst du dir nicht was für uns beide aussuchen? schmollte Harry.
Nein. Jetzt halt den Mund und such dir ein besseres Bild, schimpfte Silas.
Ja, ja. Harry schloss seine Augen wieder. Er mochte die Idee mit dem Himmel noch immer, aber wahrscheinlich passten die Wattewölkchen nicht mehr dazu, wie er sich fühlte. Er brauchte etwas Aufregenderes… Das Bild von rauchigen, grauen Wolken kam ihm in den Sinn und er ließ sie in seinem Kopf zusammenbrauen. Er konnten den Regen riechen, den sie in sich trugen, konnte den leichten Niesel spüren, als er seinen Geist vor der Außenwelt in ihnen versteckte. Ein Sommerregen. Perfekt. Er grinste und öffnete seine Augen.
Nicht schlecht, gab Silas zu.
Danke, Sy. Ich habe gespürt, dass du geholfen hast.
Nur ein wenig. Du hältst sie dort ganz alleine, entgegnete Silas.
Trotzdem… Wie schlimm sieht es bei dir aus? Es ist wirklich ärgerlich, dass ich nicht hineinkommen und mich von Angesicht zu Angesicht mit dir unterhalten kann, schnaufte Harry.
Hier ist fast alles wieder gut und du weißt, warum der Wirt nicht nach außen sehen kann, wenn er hier drinnen ist.
Ich weiß. Harry stand auf und ging zu Severus` Schreibtisch. Er zog ein Stück Papier zu sich, nahm sich eine Feder und begann zu schreiben. Sirius würde schon böse genug sein, weil er so lange gebraucht hatte, um sich bei ihm zu melden. Er bemerkte, dass er grinste, als er seinen Kampf bis ins kleinste Detail beschrieb. Er ließ aus, zu erwähnen, wie er den anderen geholfen hatte. Er wollte nicht, dass es jemand erfuhr, falls Dumble-duck den Brief abfing.
Du bist hoffnungslos, sagte Silas genervt.
Halt den Mund, grinste Harry. Der Drache hat eine Menge Spaß gemacht. Es wäre noch besser gewesen, wenn ich keine Kopfschmerzen gehabt hätte.
Wie ist es jetzt?
Es tut immer noch weh, aber nicht so schlimm wie gestern.
Gut, grummelte Silas. Wir müssen diese Krone so schnell wie möglich abbekommen.
Ich weiß.
„Wem schreibst du?“, fragte Severus, der gerade komplett angezogen das Zimmer betrat.
Harry drehte sich um, lächelte ihn an und ließ seine Schilde ein wenig sinken, damit ein wenig von dessen Gefühlen spüren konnte. Entschlossenheit und Sorge drangen zu ihm. „Sirius, wegen der ersten Aufgabe. Ich habe es ihn versprochen und ich möchte nicht, dass er sich Sorgen macht, dass ich gestorben bin, oder sowas.“
Severus funkelte ihn irritiert an. „Komm frühstücken.“
„Ja, Sir.“ Harry unterschrieb mit seinem Namen und faltete seinen Brief zusammen, bevor er seinem Lehrer an dem kleinen Tisch Gesellschaft leistete. „Kein Wunder, dass du nicht in der Großen Halle isst und uns alle nur anfunkelst. Du frühstückst beizeiten.“
„Das Benehmen der Schüler am Frühstückstisch ist ein guter Indikator für eventuelle Streiche später. Die meisten sind kaum wach, aber wenn einige aufgeregt oder aufgedreht sind, ist das ein sicheres Zeichen, dass sie etwas Dummes vorhaben“, antwortete Severus beiläufig und nippte an seinem Tee.
Harry lachte und sie aßen in Ruhe weiter. Severus las die Zeitung, während er aß und Harry genoss einfach die Anwesenheit seines Lehrers. Als sie fertig waren, war er nicht davon überrascht, als sein Lehrer ihn zurück zur Couch führte. Er lächelte amüsiert und fühlte sich so, als wäre er wieder zu Hause.
„Haben sich deine Gefühle wegen der Erinnerungen, die Rose in sich getragen hat, geändert?“, fragte Severus, während er sich in seinen Sessel setzte.
„Ja und nein“, zuckte Harry mit den Schultern. „Ich fühle mich so wie immer, ein wenig verwirrt über die verschiedenen Gefühle, die die Erinnerungen heraufbeschworen haben, aber ich bin auch wütend auf meine Tante. Und das konnte ich vorher nicht. Es tut natürlich immer noch weh und ich schäme mich deswegen, aber im Großen und Ganzen möchte ich einfach nur darüber hinwegkommen. Ich kann nie vergessen, wie ich behandelt worden bin und was mir diese Behandlung angetan hatte, aber… Ich möchte nicht mehr daran denken. Im Moment passiert eine Menge und ich bin viel zu beschäftigt damit an diese Dinge zu denken.“
„Das ist überraschend erwachsen“, sagte Severus neckisch.
Harry lachte und zuckte mit den Schultern. „Ich schätze schon.“
„Möchtest du trainieren?“, zog Severus fragend eine Augenbraue nach oben.
„Das würde ich gerne.“ Harry stand auf und folgte seinem Lehrer in einem nahegelegenen Klassenraum, den Severus für ihre Lerneinheiten in Verteidigung geräumt hatte.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Severus kämpfte vorsichtig mit seinem Schützling und ihre Dolche sprühten Funken, wenn sie einander trafen. Harry hatte nichts von seinen Fähigkeiten als Kämpfer verloren, aber die Intensität, mit der handelte, war anders. Wo Gabriel in jeden Kampf mit dem Willen zu gewinnen hinein gegangen war, als wäre es ein richtiger Kampf, besaß Harry nicht diese Intensität. Er nutzte nicht alle seine Taktiken, denn sein Ziel hatte sich von dem einfachen Gewinnen dazu geändert, alles zu lernen, was er konnte. Er ignorierte eine Möglichkeit, um einen neuen Zug zu üben, der ihm beigebracht worden war, wohingegen Gabriel jede Möglichkeit nutzte, egal was war.
Severus war über diese Veränderung erfreut, den Harry würde so schneller lernen als Gabriel es geschafft hätte. Dennoch hoffte er, dass Harry in einem wirklichen Kampf Gabriels Intensität und seine instinktive Aggression nutzen würde. Jeder Zweifel oder zu viel Planungen in einen Kampf konnte ihn sein Leben kosten. Mit der Verschmelzung hatte sich zu dem etwas anderes geändert. Harry wollte gelobt werden. Gabriel war zufrieden damit, zu gewinnen, und brauchte nichts weiter von irgendjemand anderen. Aber Harrys Gesicht erstrahlte, wenn Severus bemerkte, dass er etwas gut gemacht hatte.
Er müsste nach weiteren Konsequenzen der Verschmelzung Ausschau halten, aber alles in allem hatte er das Gefühl, dass es für Harry emotionale Gesundheit eine gute Sache gewesen war. Wie er in seine Vergangenheit sah, war sicher viel stärker und gesünder. Und er hatte seine Unsicherheit darüber verloren, dass er der Wirt war und nicht der Kern. Er fühlte sich wohl, mit dem der er war und das beinhaltete seine sanftere, liebende Seite anzuerkennen.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
„Kannst du das für mich abschicken?“, fragte Harry und hielt Severus seinen Brief an Sirius entgegen. „Ich muss in die Große Halle und habe keine Zeit noch bei der Eulerei vorbeizugehen.“
„Wenn es sein muss“, nahm Severus den Brief mit einem vernichtenden Blick entgegen.
Harry lächelte ihn stolz an und eilte dann die Gänge in Richtung der Großen Halle davon. Als er zum Tisch der Gryffindors kam, wollten alle wissen, wo er am Abend zuvor gewesen war. Silas flüsterte ihm eine Geschichte zu, die er sich ausgedacht hatte und Harry errötete. Das ist peinlich!
Aber es wird funktionieren, sagte Silas selbstgefällig.
„Dumbledore wollte mit mir über das Turnier sprechen und ich bin irgendwie in seinem Büro eingeschlafen.“
„Oh, Harry, war der Drachen zu viel für dich?“, neckte einer der Zwillinge.
„Halt den Mund, Fred“, schubste Lee Jordan ihn. „Du wärst doch Drachenfutter gewesen, wenn du an seiner Stelle gewesen wärst.“
„Man, das ist nicht nett“, schmollte George an Stelle seines Bruders, der zu beschäftigt damit war, am Boden zu liegen und zu lachen.
„Hast du schon nachgesehen, was in dem Ei ist?“, fragte Ron.
„Nein. Ich habe es aber hier.“ Harry zog es aus seiner Tasche und alle am Tisch lehnten sich zu ihm, um besser sehen zu können. Einige stellten sich sogar auf ihre Sitzplätze.
„Mach es auf, Harry!“, rief ein Siebtklässler.
„Ja, mach es auf!“
Harry tat es und ein Schreien ertönte in der Halle. Jeder zuckte zurück und hielt sich seine Hände über seine Ohren. Harry schloss es schnell wieder. Es war wieder still und die Schüler der anderen Häuser drehten sich zu ihnen und funkelten sie an. Sogar die Lehrer schauten stirnrunzelnd zu ihnen.
„Was, denkst du, war das?“, fragte Hermine, als die Anwesenden in der Halle sich wieder ihrem Essen widmeten und sie ignorierten.
„Ich habe keine Ahnung“, schüttelte Seamus seinen Kopf. „Aber es war schrecklich.“
„Vielleicht war das eine Banshee.“ Dean wurde blass, als er darüber nachdachte.
„Mister Potter, ich hoffe Sie bringen das Ei vor dem Unterricht in ihrem Schlafsaal“, sagte McGonagall die hinter sie getreten war. „Vergessen Sie nicht, dass Sie allein an diesem Hinweis arbeiten sollen.“
„Ja, Ma'am“, lächelte Harry sie an. Sie schnaufte, bevor sie davon ging.
„Ich sehe euch später im Unterricht!“, sagte Harry zu seinen Freunden und eilte aus der Halle.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Harry schaute sich erstaunt um, als er zu Bewusstsein kam und bereits in Zauberkunst saß. Sy? Was hast du gemacht?
Ich musste mich um etwas kümmern, antwortete die Slytherin-Persönlichkeit, aber mehr wollte er nicht sagen.
Harry lächelte und richtete seine Aufmerksamkeit zurück zu Professor Flitwicks Vortrag. Er wusste, dass es vermutlich etwas mit Schlange zu tun hatten und er wollte ihn nicht nach mehr Informationen drängen. Abgesehen davon lernten sie gerade etwas über Wärmezauber und auch wenn er bereits wusste, wie das funktionierte, war es lustig, seine Klassenkameraden zu beobachten. Seamus hatte bereits seine Tasse Tee zum Explodieren gebracht und Hermine korrigierte Ron. Er lächelte und half Neville, als dessen Zauberstab zu rauchen begann und er ihn in Panik fallen ließ.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
In dieser Nacht schlichen sich Silas und Neville hinunter in die Kerker. Severus hatte ihnen während des Abendessens unauffällig mitgeteilt, dass sie hinunter kommen sollten. Es war spät; die Gryffindors hatten Harry damit aufgehalten, dass sie mit ihm über die zweite Aufgabe, den Unterricht und die fremden Schüler reden wollten. Sie klopften an und Severus ließ sie hinein. Remus war dort und die Jungen setzten sich zu ihm. Er lächelte müde. Der Vollmond stand kurz bevor.
„Wir müssen über Wege sprechen, wie wir uns vor den verschiedenen Bedrohungen, die kürzlich vor uns aufgetaucht sind, schützen können“, begann Severus. „Im Moment ist die größte Bedrohung Dumbledore.“
„Da stimme ich dir zu“, knurrte Remus.
Severus schnaubte angewidert. „Dumbledore ist mit dem Turnier und den politischen Ablenkungen der fremden Schulen beschäftigt. Unglücklicherweise ist er nicht beschäftigt genug. Deshalb schlage ich vor, eine dritte Ablenkung zu schaffen, indem wir die Minister von Deutschland und Frankreich dazu bringen, Hogwarts Ärger zu machen, weil wir zwei Champions haben.“
! (A/N: Jemand hat darauf hingewiesen, dass Viktor aus Bulgarien kommt, ein Bulgare ist und im bulgarischen Quidditch-Team spielt, aber lasst uns einfach sagen, dass Durmstrang eine deutsche Schule ist. Viktor hat ein Stipendium, um dort hinzugehen. Das wird später wichtig werden.)
„Aber das hätten sie schon längst tun können, warum sollten sie jetzt damit anfangen?“, runzelte Remus die Stirn.
„Das waren fünf Wochen. Politisch gesehen ist das nicht viel Zeit“, widersprach Severus.
„Wie bekommen wir die Minister dazu, sich zu beschweren?“, fragte Silas.
„Das wird nicht schwierig werden. Ich habe meine Möglichkeiten, aber damit das bestmöglich funktioniert, muss Harry so tun, als hätte er seinen Namen in den Kelch geworfen. Wenn Harry weiterhin sagt, dass er es nicht war, werden die Minister darüber nachdenken müssen, wer es getan hat und sie müssten dann zugeben, dass sich die Todesser organisieren oder sogar anerkennen, dass Voldemorts zurück sein könnte und das ist etwas, auf dass keiner von ihnen vorbereitet ist. Deshalb werden sie es vermeiden, die Sache mit dem vierten Champions anzugehen.“
„Ich verstehe“, funkelte Silas ihn unglücklich an. „Wir haben am Samstag ein Interview mit Miss Silverwood. Wir werden unsere Geschichte dann ändern.“
„Gut“, nickte Severus.
„Ich habe eine Frage…“, sagte Neville. „Was ist mit Harrys Animagus-Gestalt? Kann er sich, jetzt wo er und Gabriel eins sind, immer noch in einem Puma und in einen Hirsch verwandeln?“
„Wahrscheinlich nicht“, antwortete Silas. „Rose hatte keine Animagusform. Es gab nur Harrys und deshalb denke ich, dass es noch immer nur ein Tier für Harry gibt.“
„Und du warst nur eine Schlange, obwohl du auch Kätzchen bist“, schnarrte Severus.
Silas funkelte ihn an, während Remus und Neville ihn mit großen Augen anschauten. Severus` Gesicht blieb ausdruckslos, doch Silas konnte erkennen, dass der Mann mit sich zufrieden. Manchmal war er einfach so stur! Er konnte es einfach nicht sein lassen, seine Ansicht zu äußern, dass Silas sich seinen schrecklichen Erinnerungen stellen musste. Aber wenn Severus dachte, dass er seine Meinung nur deshalb ändern würde, weil er die Tatsache, dass Silas und nicht Harry sich mit dem sexuellem Missbrauch auseinander setzen musste, Neville und Remus erzählte, hatte er sich getäuscht.
„Ja“, sagte er einfach, während er die anderen kalt anschaute. Doch diese Aussage sprach Bände und schnell wurde das Thema gewechselt.
„Nun, du hast den Animagus-Trank gebraut und es ist noch etwas übrig. Es sollte jetzt noch nicht schlecht geworden sein, so dass du ihn dieses Wochenende nehmen kannst, wenn du willst“, schlug Remus vor. Seine Augen waren golden und egal wie sehr er versuchte ruhig zu erscheinen, war sich Silas dessen bewusst, dass der Mann am Rande eines Wutanfalls stand.
„Wie kommt der Übertragungszauber voran?“, fragte Neville in den verzweifelten Versuch, die wachsende Anspannung in den Raum zu beruhigen.
„Wir haben fast alles, was wir brauchen, aber es fehlt immer noch etwas“, seufzte Remus und fuhr sich mit einer Hand grob durch sein Haar. Seine Augen funkelten nicht mehr so sehr und seine Schultern entspannten sich. Er nickte Severus einmal zu und der dunkeläugige Mann stand auf.
„Ich glaube, wir werden bald alles zusammen haben“, sagte Severus entschlossen. Seine Hände hatte er hinter seinem Rücken gefaltet und die Jungen erkannten das als Zeichen, dass er nicht aufgeben würde und ein Fehlschlag keine Option war. „Ich denke nicht, dass wir heute Nacht noch viel tun können. Ihr beide solltet meditieren und dann zurück in euren Schlafsaal gehen.“
„Ja, Sir“, stand Neville auf und setzte sich vor das Feuer. Silas erhob sich elegant von der Couch und setzte sich ihm gegenüber. Sie schlossen beide ihre Augen und begannen ihren Geist zu leeren.
Severus und Remus gingen in das Büro. Dort holten sie alles hervor, das sie zuvor sorgsam versteckt hatten und arbeiteten weiter daran, den Zauber, den Dumbledore gesprochen hatte, aufheben zu können.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Am nächsten Nachmittag fiel Harry drei Meter tief über das Gelände einer Treppe. Er landete zusammengekauert und sprang sofort auf. Seine Augen waren groß vor Panik und Sorge und sein Atem ging schnell, während er durch die Gänge rannte. Es war Donnerstag. Und jeden Donnerstag hatte Neville von Mittag bis zum Abendessen seinen Unterricht mit Rowena. Harry war von allen zu abgelenkt gewesen und wenn er Neville nach dem Unterricht gefragt hatte, hatte er nie nach Details verlangt. Schuldgefühle stiegen auf, die der Welle von purer Verzweiflung entsprach, von der er wusste, dass sie von Neville ausging.
Er schlitterte um eine Ecke und kam zu dem Jungenklo im ersten Stockwerk. Zu dieser Zeit des Tages war es komplett leer, genauso wie die es umgebenden Klassenzimmer. Harry riss die Tür auf und stand keuchend da, als er sah, wie sein Bruder in einer Ecke saß und wie dessen einer Arm in seinen Schoss blutig war und er in der anderen Hand eine Rasierklinge hielt.
„Nev…“ Harry musste schlucken. In ging langsam und leise vorwärts und kniete sich einen halben Meter entfernt von Neville vor diesem hin. „Was ist los, Bruder?“
Tränen füllten Nevilles schmerzerfüllte braune Augen und er führte sanft die Klinge über seine Haut. Harry biss sich auf seine Lippe, rührte sich aber nicht, ihn aufzuhalten. Er konnte Nevilles aufsteigende Emotionen spüren, und dass sich sein Freund noch tiefer schnitt, war das Letzte, was er wollte. Sie saßen still beieinander. Ab und zu schauten sie sich an, ein anderes Mal schauten sie weg.
Endlich erschauderte Neville, als würde er zu sich kommen. Er schaute hinunter auf seinen Arm, als würde er ihn zum ersten Mal sehen. Verzweiflung und Enttäuschung gingen von ihm aus, doch auch eine schmerzhafte Abwehr, die ihm den Mut gab, Harry gerade heraus gegenüberzutreten. „Es tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast. Es geht mir jetzt gut.“
„Nein, das tut es nicht“, widersprach Harry sanft. „Es tut mir so leid, Nev. Ich hätte merken müssen, dass es wieder schlimmer wird. Ich…“ Er schaute hinunter und wrang verzweifelt seine Hände. „Es scheint, als könnte ich dir kein guter Bruder sein.“
„Hör auf damit“, sagte Neville scharf. Er stand auf und begann damit, seinen Arm abzuwaschen. Dann murmelte er einen Heil- und einen Verschwindezauber. Die hatte er noch nie versaut. „Das hat nichts mit dir zu tun.“
„Es tut mir leid.“ Harry wusste nicht, was er sagen sollte. Er wusste nicht, was er tun konnte, um es besser zu machen. „Bitte… Bitte, Neville… Schieb mich nicht weg. Rede mit mir. Ich bin jetzt hier.“
Neville seufzte und drehte sich herum. Alle Beweise von dem, was er getan hatte, waren fort. „Ich weiß nicht, ob ich es erklären kann.“
„Versuch es“, flüsterte Harry, der sich fast an den Tränen verschluckte, die er Neville nicht zeigen wollte.
„Das kann ich nicht. Geh…“ müde versteckte er sein Gesicht in seinen Händen. „Geh einfach, Harry.“
Harry lachte und dieses Geräusch ließ Neville aufschauen. „Genau das hast du letztes Jahr zu mir gesagt. Erinnerst du dich? Ich habe dich dabei erwischt, wie du dich umbringen wolltest, nach dem Fiasko mit Sirius, wo du die Passwörter verloren hast. Du hast mir gesagt, dass ich gehen soll, aber ich konnte es nicht. Und ich kann es auch jetzt nicht.“ Er stand auf und hielt ihm seine Hand hin. Er wagte es nicht, ihn wirklich zu berühren, doch er bot seine Unterstützung an. „Bitte, du musst es mir erzählen oder ich kann es nicht verstehen.“
„Harry…“, schüttelte Neville seinen Kopf. Er trete ihm den Rücken zu und lehnte sich gegen die Wand, während er zu weinen begann.
Harry wusste, dass Neville nicht wollte, dass er ihn anfasste oder tröstete, aber er wollte ihn auch nicht allein lassen. Seine Gefühle waren aufgewühlt und verzweifelt und so tat er das Einzige, was er konnte. Er gab ihm Raum und presste seinen Rücken an die Wand, um ihn so mitzuteilen, dass er hier war. Während er wartete, fragte er sich wütend, wie er Neville Schmerz hatte übersehen können. War er so zerrissen wegen seines Elemente-Unterrichts, oder war es etwas anderes? Er war so wütend auf sich selbst, dass er schreien wollte.
„Es ist… die Erde in mir…“ sagte Neville schließlich. Seine Stimme klang verloren und brüchig. „Ich habe sie so lange von mir weggedrückt, weil… dieses riesige Loch in mir… mich verschlucken wollte.“ Er seufzte und glitt an der Wand nach unten. Harry setzte sich neben ihn und drückte sanft ihre Schultern zusammen. „Und nun… nun muss ich es bemerken. Ich muss… in ihm arbeiten und… es ist zu schwer, Harry. Es ist so schwer, sich in dieses… Bewusstsein, das zu viel größer ist als ich… größer sogar als die Magie selbst… hinein fallen zu lassen… und dann wird von mir erwartet, wieder hinaus zu klettern.“
Er lachte, doch es klang gebrochen. „Es ist… nichts, was ich beschreiben kann. Ich vermute, es ist wie sterben. Jedes Mal wenn ich dazu gezwungen bin, diesen Ort zu verlassen, gebe ich das Wertvollste in der Welt auf. Aber wenn ich dann wieder bei Verstand und ich wieder ich selbst bin, dann ist es wieder nur dieses riesige Loch. Ich muss zurückkommen und das ist wie Sterben. Es dauert Tage… Tage, um die Nachwirkungen komplett abzuschütteln und dann ist wieder Donnerstag…“ Er ließ seinen Kopf hängen und zog so sehr an seinem Haar, dass Harry sich sicher war, er würde etwas davon herausreißen. „Das Schneiden… Es hilft mir die Trennung zu beschleunigen. Ich denke, es macht mich wieder… menschlich. Es leert meinen Geist und packt mich wieder zurück in meinen Körper und es hilft mir dabei, mich ein wenig weiter von dem Rande des Abgrunds zu entfernen.“
„Neville.“ Harry nahm seinen Arm und drückte ihn, um ihm all seine Sorge zu vermitteln. „Gibt es nichts, was wir tun können? Rowena hat nichts gesagt, um es leichter zu machen? Es kann nicht richtig sein, das ist so… schrecklich für dich ist!“
„Ich weiß es nicht“, seufzte Neville und ließ seine Hände sinken. Er drehte sich zu Harry, schaute ihn an und lächelte schwach. „Sie sagt, dass es mit der Zeit besser wird. Ich vermute, ich muss mich einfach daran gewöhnen.“
„Hast du ihr gesagt, wie schwer es ist?“, fragte Harry nach.
„Nicht in so vielen Worten, aber sie verfolgt meine Fortschritte und sie weiß, dass ich zu kämpfen habe.“ Er zog sich zurück. „Sieh mal, Harry… ich… ich weiß, du meinst gut und du bist wirklich wie ein Bruder für mich… aber ich denke nicht, dass du mir helfen kannst. Es tut mir leid, dass du es überhaupt herausgefunden hast. Rowena hat Recht. Mit der Zeit wird das besser werden.“ Er stand auf und Harry konnte nur hilflos zu ihm hinauf schauen. Neville hatte sich emotional komplett von ihm zurückgezogen. „Ich bin müde. Ich gehe ins Bett. Erzähle nicht…“ Neville senkte seinen Kopf und presste seine Hände zu Fäusten zusammen. „Bitte, erzähle Remus nicht, dass du mich gefunden und gesehen hast, wie ich mich schneide. Er… Er denkt, dass es mir besser geht und ich damit aufgehört habe. Ich würde es wirklich zu schätzen wissen, wenn du gar nichts erzählst.“
„Aber Nev…“
„Bitte, Harry. Das ist alles, was ich verlange.“
„In Ordnung“, gab Harry nach. Er hasste es, aber er hatte das Gefühl, als hätte er keine andere Wahl. Wenn Neville sich keinem mehr anvertraute, war das schlimmste, was er tun konnte, sein Vertrauen zu missbrauchen, so dass er sich keinem mehr zuwenden konnte. „Ich werde es ihm nicht erzählen, aber wirst du mir später mehr davon erzählen?“
„Sicher“, lächelte Neville müde und ließ ihn allein in dem Klo zurück.
Harry saß wie betäubt da. Seine erste Reaktion war, dass er zu Severus gehen wollte, aber er war sich ziemlich sicher, dass das keine gute Idee wäre. Severus würde es einfach Remus erzählen und damit würde er indirekt sein Versprechen brechen. Er würde Neville verletzen und der würde aufhören, ihm zu vertrauen und das wollte Harry nicht. Aber er musste etwas tun! Neville litt! Er musste Hilfe holen!
„Guten Abend, Harry.“
Harry schrie vor Schreck auf und sprang gut 30 cm in die Luft. Er wirbelte herum und funkelte das kleine, lächelnde Phantom an. „Rowena! Du hast mich erschreckt! Mach das nächste Mal ein paar Geräusche!“
„Tut mir leid.“ Das Phantom hatte den Anstand zu erröten. „Ich wollte nur so dringend mit dir reden. Ich habe gehört, was Neville dir gesagt hat. Ich habe ein Auge auf ihn gehalten. Ich wusste, dass er sich wieder schneidet, aber er hatte nie gesagt, was los war. Deshalb habe ich nicht gewusst, was ihn zurückhält und er war nie bereit dazu, sich mir ganz zu öffnen. Ich habe darauf gewartet, dass er zusammenbricht und es jemanden erzählt und nun, wo er es getan hat…“
„Whoa! Beruhige dich. Ich kann dich kaum verstehen“, sagte Harry beruhigend. „Weißt du, es ist komisch. Ich kann von dir keine Gefühle spüren.“
„Nun, ich bin nicht wirklich hier. Das ist nicht mein Körper, das Schloss Hogwarts ist mein wahrer Körper und dies hier ist meine Projektion. Ich denke, meine Gefühle sind zu dünn und nicht einmal du kannst sie spüren.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Darum geht es nicht! Es geht um Neville.“
„Denkst du, du kannst ihm helfen?“, fragte Harry hoffnungsvoll, mit leuchtenden Augen.
Rowena runzelte die Stirn und nahm sich eine Strähne ihre Haare, um darauf herumzukauen. Das war ein sicheres Zeichen von Stress. Normalerweise war sie sehr ruhig und gesammelt und auch logisch. „Ich bin mir nicht sicher. Das Problem ist, dass Neville der erste Elemente-Zauber in beinahe 200 Jahren ist. Zumindest ist er der erste, dem ich begegnet bin oder von dem ich gehört habe. In der alten Zeit wurden Elemente-Zauberer sehr geschätzt und ihnen wurde beigebracht, ihre Gabe zu umarmen. Sie wurden in jungen Jahren mit viel Liebe und Unterstützung von anderen aufgezogen, die die gleiche Gabe hatten.
„Neville ist sehr, sehr stark in seiner Elemente-Magie. Ich weiß nicht, ob das daran liegt, dass er sie so lange zurückgewiesen hat und es sich aus diesem Grund in ihm konzentriert hat, aber ich weiß, dass das der Grund für seine Probleme ist. Er fürchtet es und fühlte sich damit nicht wohl. Die Erde nimmt ihn in Besitz, weil das der einzige Weg ist. Er entspannt sich nicht und lässt sie ihn nicht sanft berühren. Er zwingt sie dazu ihn zu überwältigen, damit er ausgebildet werden kann. Und sie möchte verzweifelt herausgelassen werden, Harry.“
„Hat der Druck überhaupt nachgelassen, seit du mit ihm arbeitest?“, fragte Harry verzweifelt.
„Es ist so, als würde ein Haus auf ihm liegen und wir haben gerade einmal das Dach entfernt“, sagte sie und kaute nervöser auf ihrem Haar herum.
„Also nicht viel.“ Harry nahm seine Brille ab und rieb sich seine Augen. „Was können wir tun?“
„Ich weiß es nicht!“, jammerte das Phantom beinahe. „Alles was ich tun kann, ist ihm beizubringen, wie er seine Magie nutzen kann. Die Erde ruft ihn. Er kann das nicht ignorieren. Er will nicht einmal an seiner Animagus-Gestalt arbeiten, jetzt wo er weiß, dass er ein Baum ist. Ich kann es nicht schaffen, dass er es weniger fürchtet; ich weiß noch nicht einmal, wie es ist. Ich bin schließlich keine Elemente-Hexe. Ich habe sie nur studiert. Er braucht jemanden von seiner Art! Oder er könnte sich zerstören!“
„Was meinst du?“, schnappte Harry.
„Elemente-Magie ist schwierig. Sie ist wichtig und anders als die meiste Magie, die Zauberer und Hexen nutzen. Sie hat Kraft, einen eigenen Willen, aber sie ist nicht menschlich, hat keine menschlichen Motive oder ein Bewusstsein. Aber sie ist etwas, eine Präsenz, und Neville könnte sich in ihr verlieren. Jedes Mal, wenn wir üben, machte er sich fertig. Ich habe Angst, dass er einfach loslässt und nie wieder zu sich selbst findet. Er könnte für uns verloren sein und dann würde sein Körper sterben.“
„Nein!“, schüttelte Harry sie hart. „Ich werde ihn nicht sterben lassen! Du sagst, er braucht Hilfe von jemand anderen. Gibt es eine Möglichkeit, wie wir einen anderen Elemente-Zauberer finden können? Es muss einen Weg geben!“
„Den gibt es nicht“, legte Rowena ihre Arme um den aufgelösten Jungen. „Es tut mir leid, Harry. Ich hätte es bereits selbst getan, wenn es einen Weg geben würde, aber es gibt keinen. Abgesehen davon, eine Anzeige aufzugeben und zu hoffen, dass sich jemand meldet, der es ernst meint. Es gibt keinen Zauberspruch der einen Elemente-Zauberer oder eine Elemente-Hexe aufspüren kann. Ihre Magie ist einfach zu verschieden von unserer.“
„Aber Neville ist einer.“ Harry schaute verzweifelt zu ihr hinauf. „Vielleicht könnte er einen Zauber bewirken.“
„Wenn es so einen Zauberspruch gibt, dann weiß ich nichts davon“, schüttelte sie bedauernd ihren Kopf. „Und selbst wenn es einen geben würde, ist Neville nicht in der Lage Erd-Zauber zu sprechen. Er kann sich in seiner Erde keine Magie vorstellen und sie auch schon gar nicht formen.“
„Es muss etwas geben…“ Harry zog sich zurück und begann auf und ab zu gehen. „Wie ist es, wenn wir es wegsperren, so wie er es vor seinem Unterricht gemacht hat? Seine Magie würde dadurch schwach werden, aber er würde Leben und es würde ihm gut gehen. Er war diesen Sommer glücklich.“
„Das mag für kurze Zeit funktionieren, Harry, aber seine Magie wird sich nicht für immer verleugnen lassen. Was würde passieren, wenn du deine Magie absolut und komplett verleugnen und wie ein Muggel leben würdest? Der Tag wurde kommen, an dem du bedroht werden oder du deine Geduld verlieren würdest und sie würde explodieren und dabei dich und höchstwahrscheinlich andere töten“, erwiderte sie sanft.
„Aber wir könnten es auf Eis legen, bis wir eine Möglichkeit haben, ihm zu helfen damit umzugehen“, fuhr Harry stur fort.
Rowena schüttelte traurig ihren Kopf. „Das hätte früher funktioniert, doch nun da er sich geöffnet hat und die Erdmagie gespürt hat, gibt es kein Zurück mehr. Er ist jetzt erwacht, Harry. Ich denke nicht, dass es etwas gibt, mit dem er es wieder verschließen könnte, sonst hätte er es schon längst getan.“
„Du kannst mir nicht sagen, dass es das gewesen ist!“, schrie er. „Du musst etwas tun! Das ist deine Schuld!“
„Ich weiß“, sagte sie mit Tränen in ihren blauen Augen. „Und es tut mir so leid.“
„Es ist nicht ihre Schuld.“
Harry wirbelte herum und sah, wie Salazar dort an der Wand lehnte. Die Jugendliche hatte angewiderte braune Augen und sein dickes schwarzes Haar hatte er in seinem Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Harry funkelte ihn an und der Slytherin funkelte zurück.
„Sie wollte nur helfen. Sie hat nicht gewusst, dass er so kaputt war.“
„Er ist nicht kaputt!“, schrie Harry.
„Doch, das ist der“, sagte Salazar gnadenlos. „Er war schon kaputt, lange bevor Rowena überhaupt auf der Bildfläche erschienen ist, also lass es nicht an ihr aus, dass er dabei ist, sich selbst zu zerstören.“
„Salazar Castle! “, schimpfte Rowena wütend. „Zeig ein wenig Mitgefühl und Manieren! Harry und Neville machen schwere Zeiten durch und verdienen von dir mehr Rücksicht!“ Sie verschränkte ihre Arme und Harry musste an Hermine denken. „Ich weiß, dass ich nicht der Grund für alle Schwierigkeiten dieses Jungen bin, aber ich war nicht gerade hilfreich, als ich ihm etwas gezeigt habe, für was er nicht bereit war. Ich habe falsch geurteilt und dafür trage ich die Verantwortung.
„Ich war so fasziniert davon, dass er ein Elemente-Zauberer war, dass ich seinen emotionalen Zustand nicht vollkommen berücksichtigt habe. Ich habe auch nicht daran gedacht, dass die meisten Elemente-Zauber mit ihrer Kraft aufwachsen und Neville ist vierzehn. Ich habe einen schweren Fehler gemacht und habe dabei geholfen, einen der Schüler zu verletzen. Es obliegt mir nun alles zu tun, was ich kann, und all die anderen Phantome müssen dabei helfen. Wir sind Hogwarts und wir dürfen die Schüler nie verletzen. Wir schulden Neville Wiedergutmachung.“
„Da stimme ich dir zu“, sagte Salazar dunkel und verschränkte nun seine Arme.
„Ich stimme dir auch zu.“ Ein zweiter Junge erschien neben dem schwarzhaarigen Teenager. Er trug ein Löwen-Abzeichen und sah müde aus, aber er wurde schnell ganz munter. Er hatte mittelbraunes Haar und haselnussbraune Augen. Er hat dichte Augenbrauen und dünne Lippen. Er war gute sechs Zentimeter größer als Salazar und gute zwölf Zentimeter größer als Rowena. Er hatte kein lächelndes Gesicht. Tatsächlich schien er eher der sehr ernste und grimmige Typ zu sein. So wie Percy, aber nicht auf diese Bücherwurm-Art. Godric sah so aus, als würde er jeden Moment los springen.
„Auch ich stimme zu“, sagte Helga, als sie sich neben Godric materialisierte. Sie war die kleinste der Gruppe, etwa ein Meter fünfzig groß. Ihr langes, goldenes Haar war wieder zu langen Ratenschwänzen gebunden und ihre hellblauen Augen schienen vor Freude. Harry wartete nur darauf, dass sie begann zu kichern.
„Gut“, nickte Rowena ernst. „Also, was werden wir wegen Neville tun?“
„Hallo Harry!“, winkte Helga ihm zu. „Wie fühlst du dich?“
„Es wird mir besser gehen, wenn es auch Neville besser geht“, sagte Harry grimmig.
„Wie geht es den Kopf?“, lächelte Salazar wissend.
„Besser“, rollte Harry mit den Augen.
„Wir brauchen einen Plan, Leute“, unterbrach Godric. „Rowena, was sind unsere Optionen? Ich hab keine Ahnung, mit was wir es zu tun haben.“
„Ich bin mir nicht sicher, was wir für Optionen haben. Das Ziel ist, Neville dazu zu bringen, dass er ehrlich und ernsthaft seine Erd-Magie akzeptiert. Außerdem müssen wir es schaffen, dass er sie kontrollieren kann. Sie übernimmt vollkommen. Kannst du die Schutzzauber so manipulieren, dass sie die letzte… hm… halbe Stunde hier noch mal abspielen?“
Godric nickte und machte eine Gesten seiner Hand. Geisterabbilder erschienen und Harry sah still zu. Er betete, dass einer der anderen eine Idee haben würde, wie man Neville helfen könnte. Allein der Gedanke daran, ihn zu verlieren, verknotete ihm den Magen und schnürte ihm den Hals zu. Die Bilder verschwanden und die Phantome standen nachdenklich da.
„Armer Neville“, seufzte Helga. „Rowena hat Recht. Er braucht einen Mentor, der weiß, was er durchmacht.“
„Das ist nicht möglich“, erwiderte Salazar. Er klang gelangweilt und Harry funkelte ihn an.
„Was ist mit dem zweitbesten Kandidaten?“, fragte Godric ernst. „Er braucht jemanden, der auf ein großes Maß an Magie zurückgreifen kann, der sie aber auch gut beherrschen kann.“
„Dumbledore?“, äußerte Harry seine Vermutung. „Auf keinen Fall! Dieser Bastard geht nicht in die NÄHE von Neville!“
„Das könnte sein Leben retten“, erwiderte Godric.
„Dumbledore mag mit dir spielen“, funkelte Salazar ihn an. „Aber er wird nicht mit Neville spielen. Was würde ihm das bringen?“
„Nein“, sagte Harry ernst und nicht einen Muskel bewegte sich dabei.
„In Ordnung. Dann brauchen wir jemanden, der ebenso mächtig ist.“ Godric ignorierte ihren Streit. „Würde das überhaupt funktionieren? Ich weiß, dass Elemente-Magie nicht so ist wie normale Magie.“
„Aber alles ist besser als nichts“, seufzte Rowena. „Es könnte helfen.“
„Ich weiß wer! Merlin! Er war sehr mächtig!“, schlug Helga glücklich vor.
„Merlin ist tot, Blondie“, schnarrte Salazar.
„Wir könnten mit seinem Geist reden“, lächelte sie. Sie schien nicht im Geringsten beleidigt zu sein.
„Jemand, der in Frieden tot ist herbeizurufen, ist keine leichte Aufgabe.“ Rowena kaute wieder auf ihrem Haar. „Es wäre gefährlich, benötigt Zeit und muss gründlich erforscht werden. Aber wenn wir das tun, könnten wir genauso gut einen Elemente-Zauberer herbeirufen, obwohl ich mir nicht sicher bin, dass das funktionieren würde. Sie könnten Schwierigkeiten haben, überhaupt zu begreifen, dass sie tot sind. Also können wir das nicht tun. Aber wir könnten jemanden herbeirufen, von dem er wissen, dass er mit einem Elemente-Magier befreundet war. Ich könnte das nachschlagen.“
„Keine Überraschung“, murmelte Salazar.
„Ist das unsere einzige Option?“, wollte Harry wissen.
„Im Moment schon“, nickte Godric. „Wir müssen natürlich weiter darüber nachdenken.“
„Ich denke, ich sollte es Snape und Lupin erzählen“, bot Helga hilfsbereit an. „Das ist wirklich ernst. Das ist nichts, was du von ihnen fern halten darfst. Lupin liebt Neville sehr. Er würde aus ganzem Herzen bei ihm sein wollen. Und Snape liebt dich, Harry. Er möchte es erfahren, wenn dich etwas so sehr beeinflusst. Und ich denke, er sorgt sich auch um Neville.“
„Ich habe ihm gesagt, dass ich es nicht erzählen werde“, widersprach Harry verärgert.
„Harry, Schatz.“ Helga ging zu ihm hinüber und schlang beschützend ihre Arme um ihn. „Neville stirbt. Lupin muss das wissen. Wie würdest du dich fühlen, wenn man dir so etwas vorenthalten würde?“
„Schrecklich und wütend“, gab er zu.
„Erzähl es ihnen“, streichelte sie seinen Kopf und lächelte, bevor sie sich wieder zurückzog. „Sie werden dir und ihm helfen.“
„In Ordnung. Ich werde es ihnen erzählen“, gab Harry nach. Seine Augen brannten, als er realisierte, wie gefährlich die Situation war.
„So kannst du nicht zu ihnen gehen“, lächelte sie. „Hier, ich mache dir eine Tür, durch die du direkt in Professor Snapes Räume gelangst.“
„Das kannst du tun?“, fragte Harry überrascht.
„Sicher. Ich habe dieses Schloss entworfen und ich habe die Zauber entwickelt, die in seiner Entstehung gebraucht wurden. Zauberarchitektur ist meine Spezialität.“ Sie klatschte in ihre Hände und die Steine in der Wand verschmolzen. „Ich baue noch immer an diesem Ort. Jeden Sommer mache ich ein paar Veränderungen.“
„Und sie liebt es, mit den Treppen zu spielen“, funkelte Salazar sie an.
„Beeinflusst das nicht die Schutzzauber?“, runzelte Harry die Stirn.
„Durchschnittliche Schutzzauber, vielleicht“, zog Godric eine Augenbraue nach oben. „Meine Schutzzauber wachsen und bewegen sich. Eine einfache Veränderung des Designs der Schule bricht sie nicht.“
„Oh.“ Harry wusste nicht direkt, was er dazu sagen sollte.
„Du kannst gehen. Alles ist fertig“, führte Helga ihn zur Tür. „Und wir werden über das Problem nachdenken und dir Bescheid geben, wenn uns etwas einfällt, was hilfreich sein wird.“
„Vielen Dank“, sagte er und verbeugte sich ein wenig.
Sie lächelte und winkte ihm zu. Harry schaute ein weiteres Mal zu den anderen Phantomen, ehe er sich umdrehte und verschwand. Er spazierte geradewegs in Severus` Wohnzimmer und war davon sehr beeindruckt. Er drehte sich wieder herum, und sah, dass die Tür bereits verschwand. Er konnte dem nur zusehen und staunen.
„Würdest du mir sagen, warum meine Wand schmilzt?“, schnarrte Severus hinter ihm.
„Sie schmilzt nicht wirklich. Sie wird nun wieder so, wie sie war, bevor Helga dort eine Tür hat erscheinen lassen.“ Er straffte sich und drehte sich zu seinem Lehrer. „Severus, etwas Schreckliches passiert mit Neville und Hogwarts hat das Gefühl, dass sie ihm etwas schuldig sind und deshalb sind sie alle wach und werden uns ohne eine Gegenleistung helfen, denn er stirbt!“
Als er das letzte sagte, klang das wie ein Wimmern und Severus schritt schnell durch den Raum und umarmte ihn. „Erzähl mir, was passiert ist.“
Harry erzählte ihm alles und brach bei in Tränen aus. Severus hörte genau zu und sein Gesichtsausdruck wurde grimmiger und grimmiger. Am Ende befahl er Harry, sich zu beruhigen und tief zu atmen, während er aufstand und einem Beruhigungstrank holte. Harry tat, was er gesagt hatte, schaffte es aber kaum. Er hatte das Gefühl, aus der Haut zu fahren, so sehr ängstigte er sich um Neville.
Sy?
Ich bin hier. Ich weiß nur nicht, was ich sagen soll, gab Silas zu.
Du bist der Kluge! Sicher kannst du dir etwas einfallen lassen.
Nicht auf die Schnelle, schnappte Silas.
Tut mir Leid. Harry ließ den Kopf hängen.
Nein. Ich bin einfach nur genauso bestürzt, wie du. Neville ist wichtig für dich und das macht ihn auch wichtig für mich. Ich mag ihm nicht so nahe stehen wie du, aber ich will auch nicht sehen, wie er verletzt wird. Bei so vielen Menschen, die entschlossen sind, ihm zu helfen, bin ich mir sicher, dass uns etwas einfallen wird.
Ja, lächelte Harry schwach.
Severus kam zurück und gab ihm die Phiole. Harry trank sie widerstandslos. „Ich bin froh, dass du zu mir gekommen bist. Du hast das Richtige getan.“
Harry nicht erschöpft.
„Ich werde das mit Lupin bereden. Du kannst jetzt nichts tun. Geh zurück in den Turm und schlafe. Nimm etwas von dem Traumlostrank, wenn es sein muss.“
„Ja, Sir.“
„Rede mit Neville, aber bedränge ihn nicht. Und sage ihm nichts davon, dass die Phantome für ihn kämpfen werden. Nicht, bevor wir nicht sicher sind, was wir tun können.“
„Okay“, nickte Harry und stand auf.
„Wir treffen uns wieder am Samstag. Komm zum Astronomieturm und bring Neville mit. Vielleicht schaffen wir es, dass er es für eine Weile vergessen kann.“
„Der Animagustrank?“, vermutete Harry.
„Ja. Ich weiß, dass er neugierig ist, was deine neue Gestalt ist“, lächelte Severus gefährlich.
„Sind wir das nicht alle?“, lachte Harry.
„Gute Nacht, Harry.“
„Gute Nacht, Severus. Danke.“
Harry lächelte erneut und machte sich dann auf seinen Weg aus den Kerkern. Es war spät, aber es war noch nicht nach der Ausgangssperre. Ron, Hermine und die Zwillinge waren da und fragten, wohin er verschwunden wäre. Er lächelte und mied die Fragen. Er sagte, dass er einfach herumgelaufen wäre, um über den Hinweis nachzudenken. Hermine sagte ihm sofort, dass er in die Bibliothek gehen und dort Nachforschungen anstellen sollte. Die Jungen neckten sie, bis sie es gut sein ließ und sie redeten, bis es Zeit war, ins Bett zu gehen. Harry war froh, dass Ron wieder sein Freund war. Er hat ihn vermisst, aber er war nicht Neville und Harry konnte nicht aufhören, an seinem Bruder zu denken.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Der Samstagmorgen kam und Silas machte sich auf den Weg hinunter zum Quidditchfeld. Es war kalt und der Frost am Boden machte es unmöglich, dass seine Kleidung sauber blieb. Dennoch schritt er ruhig und selbstsicher voran. Es war windig, aber nicht zu sehr und es waren keine Wolken am Himmel. Die Zuschauerränge und das Feld waren wie erwartet frei. Es war früh und Quidditch war für das Turnier abgesagt worden. Dennoch war jemand in den Zuschauerrängen und Silas näherte sich ihr mit einem höflichen Gesichtsausdruck, den er (glaubt es oder nicht) in der Nacht zuvor geübt hatte.
„Miss Silverwood“, sagte Silas sanft und küsste ihre Hand.
Die Frau war in ihren späten Zwanzigern, ein paar Jahre jünger als Kimmkorn. Sie hatte dunkelgoldenes, honigfarbenes Haar und große braune Augen, die sie eher dumm wirken ließen. Auf der anderen Seite war ihre Kleidung geschneidert und eng anliegend. Sie zeigten ihren Körper und ließen sie dennoch noch kultiviert wirken. Sie sprachen sehr zu ihren Gunsten.
„Mister Potter, vielen Dank, dass Sie mich eingeladen haben“, lächelte sie und Silas war mit seiner Wahl sehr zufrieden. Ja, diese Frau würde Kimmkorn vor Eifersucht die Wände hoch treiben.
„Nein, ich danke Ihnen, für die Gelegenheit, einiges klarstellen zu können.“ Er setzte sich neben sie und versuchte so unschuldig und entschlossen auszusehen, wie er konnte. „Ich werde Ihnen, und damit der Hexenwoche, die Exklusivrechte für alle meine Interviews während des Turniers geben. Ich werde Ihnen detailliert erzählen, was hinter den Kulissen und mit mir passiert. Ich werde Ihnen sogar die Wahrheit sagen. Wenn die Leute aus meinem Leben eine Geschichte machen wollen, bevorzuge ich es, dass sie wahr ist und nicht so ein Schmutz, wie ihn diese Kimmkorn geschrieben hat!“
„Ich bin vollkommen auf Ihrer Seite, Mister Potter“, schmeichelte ihm Silverwood.
„Harry“, lächelte er so freundlich, wie er konnte. „Sie können mich Harry nennen.“
„Danke, Harry“, strahlte sie ihn an und zeigte ihm ihre perfekt weißen Zähne.
„Ich hoffe nur, dass wenn… wenn ich über ein Thema nicht sprechen möchte, Sie mir erlauben werden, von etwas anderem zu reden und darauf warten, bis ich mich wohler dabei fühlen, auf das Thema zurück zu kommen.“ Silas begann sein Schauspiel zu genießen. Silverwood lehnte sich zu ihm und nickte mit so viel falschem Verständnis, wie sie aufbringen konnte. Sie aß ihm aus der Hand. „Danke. Kimmkorn hat das nicht verstanden. Sie hat mich angegriffen, als ich nicht… als ich nicht über meine Eltern reden wollte. Direktor Dumbledore musste uns auseinander bringen!“
„Das ist schrecklich, Harry!“, keuchte Silverwood. „Ich würde dir das nie antun!“
„Das habe ich mir gedacht“, lächelte Silas strahlend. „Sie sind viel netter als Kimmkorn.“
„Also… Warum hast du deinen Namen in den Feuerkelch getan? Oder kannst du mir das nicht sagen?“, fragte sie freundlich und streichelte sein Knie.
„Ich habe ihn nicht hinein getan.“ Beschämt senkte Silas seinen Kopf. „Aber ich habe einen Siebtklässler gebeten, es für mich zu tun. Ich werde seinen Namen nicht sagen. Ich möchte nicht, dass er in Schwierigkeiten kommt.“
„Das verstehe ich vollkommen.“
„Ich… Ich möchte einfach niemanden enttäuschen. Das hat nichts mit meinen Eltern zu tun. Ich kenne sie nicht einmal! Aber… In meinem zweiten Jahr war ein Basilisk in den Rohren der Schule unterwegs. Davon wussten natürlich niemand etwas. Sie dachten, jemand würde die Schule angreifen. Einige Schüler wurden verletzt und ich habe dabei geholfen, den Basilisk zu finden und zu entfernen. Die Schwester meines besten Freundes war verletzt worden und ich musste etwas tun. Die Lehrer haben uns gesagt, dass wir das nicht tun sollten, weil das nicht sicher war, aber wir haben nicht darauf gehört. Wir wären beinahe gestorben, aber wir haben die Schwester meines Freundes gerettet und den Basilisk herausgelockt, damit man sich um ihn kümmern konnte. Und deswegen ist die Schule nicht geschlossen worden!
„Und dann, letztes Jahr, als dieser Black hinter mir her war und mit den Dementoren, wegen denen ich immer wieder ohnmächtig wurde. Ich habe es gehasst, dass ich so schwach war und dass alle über mich gesprochen haben… Wissen Sie, Black war zweimal in der Schule und hat mich beinahe gekriegt. Er hat beinahe den gleichen Freund, den ich schon erwähnt habe, umgebracht, aber dann hat er aufgehört, nachdem er die Ratte meines Freundes gestohlen hat. Ich habe gesehen, wie sich die Ratte in einem Mann verwandelt hat, dem ein Finger gefehlt hat und Black hat mich angeschaut und gesagt, dass das der wirkliche Verräter war und ist verschwunden.“
„Nein!“, keuchte Silverwood und glühte vor Erregung bei der Geschichte, die er ihr in die Hand gab.
„Ja“, nickte Silas ernst. „Deshalb… erwarten irgendwie alle von mir, dass ich solche Stunts mache. Verrückte Männer und Basilisken und das alles. Ich konnte doch nicht nicht versuchen, in das Turnier zu kommen. Was hätten dann alle gedacht? Aber ich habe nicht wirklich geglaubt, dass man mich auswählen würde. Ich dachte, ich könnte dann einfach sagen, dass ich es versucht hatte und dass man mir nicht vorwerfen konnte, dass ich nicht ausgewählt worden war, aber das wurde ich. Ich konnte es kaum glauben! Ich hatte keine Ahnung, in was ich mich da hinein geritten habe.
„Und Cedric ist auch ausgewählt worden. Er ist ein Siebtklässler aus Huffelpuff. Er ist beliebt und sieht gut aus; ich denke, er verdient es, teilzunehmen. Ich weiß nicht, warum ich auch ausgewählt wurde. Ich meine, soll es nicht nur drei Champions geben? Viktor Krum ist der beste Sucher der Welt! Und Fleur Delacour ist sehr klug und hübsch. Ich weiß nicht, wie ich mich je mit ihnen messen soll. Es war reines Glück, das ich mich in der ersten Aufgabe so gut angestellt habe. Ich hätte getötet werden können!“
Er fuhr damit fort, die erste Aufgabe zu beschreiben und hob die gefährlichen Aspekte hervor. Silverwood schrieb alles auf. Sie blickte ihn mit großen, hungrigen Augen an und zwinkerte nicht einmal, während er sie in eine Waffe gegen Kimmkorn und Dumbledore verwandelte. Und als sie ihre Sachen zusammen packte, versprach er ihr, wieder am Samstag vor der zweiten Aufgabe und am Sonntag danach, mit ihr zu reden. Er lächelte zufrieden, als er wieder zurück zur Schule ging. Endlich lief es.
~o~o~o~o~o~o~o~o~o~o~
Nach dem Interview kam Harry beim Frühstück wieder zu sich. Er aß schnell und versprach dann Ron und Hermine am Abend ein wenig Zeit mit ihnen zu verbringen, er habe aber am Vormittag und Nachmittag etwas anderes zu tun. Sie waren nicht gerade glücklich darüber, stimmten aber zu, nachdem Harry sie angefleht hatte. Nachdem er endlich frei war, ging Harry aus der Großen Halle hinauf zum Astronomieturm. Seine Lehrer waren bereits da, genauso wie Neville. Sein Bruder sah blass und abwesend aus, aber er schaffte es zu lächeln, als Harry hereinkam. Remus sah angespannt und elend aus, aber er hielt sein Versprechen Severus gegenüber, dass er nicht mit Neville über das, was passiert war, reden würde.
„Bist du bereit?“, fragte Severus ruhig.
„Ja“, nickte Harry und lächelte. „Werdet ihr mit dem Werwolf zu Recht kommen?“
„Wir sind vorbereitet“, nickte Severus und gab ihm eine Phiole, in der sein Trank war.
„Warum hast du das alles aufgehoben?“, fragte Harry neugierig. „Woher wusstest du, dass ich es wieder brauchen würde?“
„Ich habe es nicht gewusst“, erwiderte dieser mit einem gefährlichen Lächeln. „Ich kann es einfach nur nicht ertragen, einen Zaubertrank zu verschwenden.“
Neville und Remus lachten und Harry grinste. Er hätte das wissen müssen. Kopfschüttelnd öffnete er die Phiole und trank den Zaubertrank. Die schleimige, bittere Flüssigkeit schmeckte nicht besser als letztes Mal, und er verzog sein Gesicht so sehr, dass Neville erneut kicherte. Harry lächelte ihn an und plötzlich verschwand die Welt und wandelte sich in einen neuen Anblick.
Die drei sahen erwartungsvoll zu, als Harry neue Gestalt enthüllt wurde. Binnen einer Minute stand ein junger Hengst vor ihnen. Er hatte dunkle Augen, braunes Fell mit weißen Flecken und einem Diamant auf seiner Stirn. Er hatte eine lange braune Mähne und warf seinen Kopf mit einem Wiehern zurück. Er galoppierte in dem Raum herum und seine Hufen klangen auf dem Steinfußboden wieder. Sein Körper war schlank und muskulös, offensichtlich genau richtig für Schnelligkeit. Er war wunderschön.
„Du bist prachtvoll, Harry“, lächelte Remus und hielt ihm seine Hand hin. Der junge Hengst kam hinüber und stupste sie sanft an. Dann drehte er seinen Kopf herum und leckte an Nevilles Haar. Der Gryffindor lachte und berührte die samtene Wange ehrfürchtig. Severus sah all dem still zu. Bald verschwand der Hengst und eine zusammengerollte Kobra nahm seinen Platz ein. Sie stellte sich auf. Dies war noch immer eine beeindruckende und wundervolle Kreatur.
„Kommt“, begann Severus die anderen aus dem Raum zu führen. „Als nächstes kommt die verwundete Taube und danach der Werwolf. Wir müssen für keinen von ihnen anwesend sein.“
Remus und Neville gingen widerwillig. Sie wollten Harry nicht zurücklassen, wenn er sie brauchte, aber sie wussten, dass sie der Taube nicht helfen konnte und sie sie mit ihrer Anwesenheit nur aufregen würde. Severus drehte sich herum, um die Tür zu schließen, und die Schlange nickte ihm einmal zu. Severus neigte zur Antwort seinen Kopf und verschloss dann die Tür.
„Ein Hengst ist so ähnlich wie ein Hirsch“, sagte Remus, während sie warteten. „Ich frage mich, was der Unterschied ist.“
„Wahrscheinlich eine Menge“, erwiderte Neville nachdenklich. „Ein Pferd ist definitiv viel selbstsicherer als ein Hirsch und weniger schreckhaft.“
„Richtig.“ Severus sah zu dem Jungen und mochte nicht die Aura der Krankheit, die um ihn herum war. „Und was repräsentiert eine Eiche? Du hast deinen Aufsatz nicht abgegeben, als Harry das getan hat, auch wenn ich weiß, dass Harry denkt, dass du es getan hast.“
„Ich…“ Neville errötete und seine Augen zeigten Panik. „Ich hatte einfach nicht die Zeit zu verstehen, wie eine Pflanze das Tier eines Menschen repräsentieren kann.“
„Animagus bedeutet nicht Tier“, sagte Severus mit überraschend ruhiger Stimme. „Anima ist Lateinisch und bedeutet Seele. Magus bedeutet Magie. Es bedeutet also die Repräsentation deiner Seele und deiner Magie auf die einfachste Art und Weise. Tiere sind mehr mit dem Lebenszirkel und den menschlichen Gefühlen wie Moral und der Persönlichkeit an sich verbunden. Deshalb verwandeln sich die meisten Zauberer und Hexen in Tiere. Dein Fall ist einzigartig, aber nicht unmöglich. Ich schlage vor, du strengst dich mehr an, das zu verstehen, was Deine Animagus-Gestalt dir offenbart.“
„Ja, Sir“, senkte Neville seinen Kopf. Remus brannte förmlich darauf, etwas zu sagen, doch Severus` finsterer Blick traf ihn und er fügte sich kampflos.
„Harry wird wieder Nachforschungen anstellen müssen. Wenn er seinem Bericht über die Symbologie des Pferdes einreicht, kannst du vielleicht deinen über die Eiche einreichen.“
„Ja, Sir“, sagte Neville erneut und dieses Mal klang er resigniert.
„Es wird nicht so schlimm werden, Neville“, ermunterte ihn Remus. „Ich kann dir helfen, wenn du möchtest. Ich denke, dass eine Eiche ein sehr guter Baum ist und ich wette mit dir, dass er eine große Bedeutung hat.“
Neville lächelte ihn an und nickte. „Danke.“
„Es ist mir eine Freude, Neville. Ich habe nicht annähernd so viel Zeit mit dir verbracht, wie ich es gewollt habe, mit der Schule und dem Turnier, die so viel Zeit erfordern. Es wird nett“, sagte Remus ernst. Seine Augen schienen mit Liebe und Sorge.
„Ja. Ja, das wird es“, stimmte Neville zu und sie setzten sich, um zu warten. Sie fühlten sich besser.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel