von Selina Malfoy
„Hogwarts ist ein richtiges Geisterschloss geworden.“ bemerkte Hermine, als sie sich im ungewohnt leeren Gemeinschaftsraum der Gryffindors umsah.
Sie saß mit Harry und Ron, der über die Nachricht, dass Tonks sie von jetzt an unterrichten würde, völlig vergessen hatte, dass er ja eigentlich wütend auf sie war, in den gemütlichen Ohrensesseln vor dem großen Kamin. Ginny saß auf dem Boden und hatte ihren Kopf auf Harrys Knie gelegt.
Sein guter Vorsatz sich zu ihrer eigenen Sicherheit von ihr fern zu halten, hatte sich genau solange gehalten, bis sie auf Bills Hochzeit in ihrem tannengrünen Brautjungfernkleid vor ihm gestanden hatte. Sie hatten den ganzen Abend getanzt und noch vor Mitternacht war alles wieder beim Alten gewesen.
Dean, Seamus und Neville saßen mit Parvati und Lavender an einem Tisch am Fenster und spielten Karten. Die anderen hatten sich eigentlich zu Harry, Ron und den Mädchen setzen wollen, aber Lavender hatte nur entschieden den Kopf geschüttelt und Hermine aus feuchten Augen einen hasserfüllten Blick zugeworfen. Offensichtlich hatten die Ferien und ein Krieg nicht gereicht, damit sie Hermine verzieh, welche Rolle sie angeblich bei ihrer Trennung von Ron gespielt hatte.
Ansonsten saßen noch vereinzelte kleine Grüppchen von Zweit- und Drittklässlern im Gemeinschaftsraum und eine Gruppe von kaum mehr als einer Handvoll Erstklässlern hatte sich in respektvollem Abstand an einen Tisch gedrängt hatte und gab sich alle Mühe bloß nicht aufzufallen.
Ein paar Eltern sahen ihre Kinder in diesen Zeiten also noch immer lieber in Hogwarts altehrwürdigen Mauern, aber der Vorfall vor den Ferien hatte die meisten davon überzeugt, dass ihre Kinder nur bei ihnen zuhause vor der Bedrohung durch die Todesser sicher waren.
„Ist euch aufgefallen, dass in diesem Jahr kaum neue Slytherins gekommen sind?“ fragte Ginny, setzte sich auf und streckte sich mit einem wohligen Seufzen. „Überhaupt war ihr ganzer Tisch ziemlich leergefegt. So hätte es von mir aus die letzten fünf Jahre schon sein können.“
„Definitiv.“ erwiderte Ron und zog die Stirn kraus. „Trotzdem waren es für meinen Geschmack noch viel zu viele. Wenn es nach mir gehen würde, dann hätte ich keinen von diesen Nachwuchstodessern hierher gelassen, nach allem was passiert ist. Wer weiß wie viele von ihnen in den Ferien Malfoys leuchtendem Vorbild gefolgt sind. Apropos Todesser, Hermine- wo war eigentlich dein neuer Freund? Ich habe ihn gar nicht beim Abendessen gesehen.“
„Witzig, Ronald.“ Hermine strafte ihn mit einem strengen Blick und versetzte ihm einen Klaps in den Nacken. „Malfoy ist wahrscheinlich noch im Krankenflügel. Professor McGonagall hat sich zwar gestern um ihn gekümmert, aber ich bin sicher, dass Pompfy auch noch einen Blick auf ihn werfen wollte.“ „Wer hat ihn eigentlich so schlimm zugerichtet?“ fragte Ron grinsend und rieb sich den Nacken. „Ich werde ihm eine Dankeskarte schreiben.“
Hermine wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als das Porträt am Eingang aufschwang und eine aufgeregte Zweitklässlerin namens Abigail Weatherby hereingestürmt kam. „Wo ist Hermine Granger?“
„Ich bin hier.“ Hermine stand auf. Sie konnte das plötzliche Gefühl von Beklemmung nicht unterdrücken, als sie sah wie gehetzt das etwa zwölfjährige Mädchen war. „Was ist denn los?“
„Professor McGonagall will dich so… sofort im Krankenflügel sehen.“ stammelte die Kleine, die jetzt ziemlich verstört vor ihr stand und aussah, als würde sie sich am Liebsten in Luft auflösen. Trotzdem spie sie die letzten Worte förmlich aus: „Es geht um diesen Malfoy.“
„Was soll sie denn im Krankenflügel?“ fragte Ron verächtlich. „Soll sich einer von seinen Todesser-Freunden zu ihm ans Bett setzen und Händchen halten.“
„Ich glaube das wäre keine gute Idee.“ widersprach Abigail schüchtern. „Er war ja schon… in seinem Haus, als… Er ist jetzt wieder im Krankenflügel… die Slytherin haben ihn...“ Ihre Stimme nahm einen flehenden Unterton an. „Bitte geh schon… Ich glaube Professor McGonagall wusste nicht wen sie sonst rufen sollte.“
Ron wollte noch einmal widersprechen, doch Hermine bedeutete ihm mit einer knappen Geste es nicht zu tun. „Ist schon gut. Ich gehe.“
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