von Selina Malfoy
Geliebte Leserschaft,
lang, lang ist's her *schäm*
Ich habe keine Ahnung womit ich so liebe und treue Leser verdiene, die mich nach all der Zeit noch so lieb bitten weiter zu schreiben...
Ich hatte so gehofft, dass ich endlich gescheit zum Schreiben komme, wenn ich erstmal mit dem Studium fertig bin und diese elende Lernerei ein Ende hat - nur um dann festzustellen, dass das Arbeitsleben noch viel gnadenloser mit mir umspringt^^
Ich werde euch nicht damit beleidigen, dass ich verspreche ganz bald wieder zu posten, aber ich verspreche, dass ich immer weiterschreiben werde, solange ich so liebe Leser habe, die mir so rührend die Treue halten.
Und wer weiß? Vielleicht komme ich ja noch in diesem Jahrzehnt zu einem Ende =D
Ihr seid die Allerbesten!
*flausch*
Eure Sel <3
---------------------------------------------------------------------------------
Mit Ron zu tanzen war angenehm - trotz aller Unbeholfenheit und einiger Tritte auf ihre Zehen. Sich von ihm küssen zu lassen war angenehm. Es war ganz und gar angenehm mit ihm zusammen zu sein - wie ein Sonntagnachmittag, den man gemütlich in seinem Garten verbrachte oder auf dem Sofa vertrödelte.
„Du bist die Schönste hier...“, murmelte er verlegen in ihr Haar und Hermine konnte nicht anders, als zu lächeln – das erste ehrliche Lächeln seit Tagen.
„Findest du nicht, dass du Dean und Seamus damit ein bisschen Unrecht tust?“, fragte sie unschuldig und mit einem Seitenblick auf ihre beiden Klassenkameraden, die sich für die Party in Mädchenuniformen gepresst hatten, die bedenklich an Schultern und Brust spannten.
„Nein, finde ich nicht.“ Ron folgte ihrem Blick und schauderte theatralisch. „Vielleicht, wenn sie sich die Beine wenigstens bis zum Knie rasiert hätten, aber so…“ Seine Augen funkelten belustigt, als er sie ansah. Er fuhr mit seiner Hand über die Spitze der weißen Flügel, die sie, als rasch improvisiertes Engelskostüm, an einem weißen Sommerkleid befestigt hatte. „Du bist ohne Konkurrenz.“
„Und du übertreibst maßlos.“, erwiderte Hermine mit einem leisen Lachen und lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter. „Bist du sehr enttäuscht, dass dein großer Auftritt viel kleiner ausgefallen ist, als du gedacht hast?“
In der Tat hatte keiner von ihnen beiden mit der regelrechten Gleichmütigkeit gerechnet, die ihrem gemeinsamen Erscheinen und sogar dem ersten zaghaften Kuss auf den Mund entgegengebracht worden war. Mittlerweile waren vereinzelt ein paar Leute auf sie zugekommen und hatten - unter herzlichen Schulterklopfern und verschwörerischem Zwinkern - versichert, dass es „auch höchste Zeit gewesen war, dass das mit ihnen endlich was wird“, aber der Massenauflauf, vor dem Hermine sich am Morgen noch so gefürchtet hatte, war zu ihrer Erleichterung ausgeblieben.
„Ach was! Ginny hat das völlig falsch verstanden. Ich bin nicht bloß hier, um mit dir anzugeben!“, versicherte Ron hastig und selbst ohne hinzusehen, hätte sie um jeden Einsatz gewettet, dass er gerade vor Scham hochrote Ohren bekommen hatte.
„Ist schon gut, Ronald.“ Sie machte sich mit einem Schmunzeln von ihm los. „Ich finde schön, dass du heute mit mir herkommen wolltest – also so richtig als Paar und so. Wir haben uns alle einen Abend wie diesen mehr als verdient.“
Tatsächlich war Hermine sich sicher, dass die wenigsten ihrer Klassenkameraden seit dem letzten Quidditchsieg im Frühjahr noch einen Grund zum Feiern gehabt hatten.
Sie sah sich um, als Ron ihre Hand nahm und sie sich gemeinsam zu Harry, Ginny und Neville gesellten, die es sich an einem Tisch beim Kamin gemütlich gemacht hatten. Parvati und Lavender – und ein paar Jungs, die sich nicht schnell genug hatten rausreden können – hatten sich wirklich Mühe gegeben und den großen Gemeinschaftsraum mit Unmengen von gruseligen Girlanden, Papierskeletten, künstlichen Spinnweben und ausgehöhlten Kürbisköpfen geschmückt, in denen Kerzen flackerten. Von irgendwoher erklang Musik von einer Band, die sie nicht kannte und egal wohin sie schaute, sah sie nur fröhliche Gesichter. Sie entdeckte sogar ein paar Erst- und Zweitklässler, die sich verstohlen in den dunklen Treppenaufgängen zu den Schlafsälen herumdrückten, aus Angst die „Großen“ würden sie postwendend ins Bett schicken, falls sie sie erwischten.
Sie warf ihnen ein aufmunterndes Lächeln zu, das zu einem unterdrückten Kichern wurde, als ein paar Jungs erschrocken die Augen aufrissen und dann hastig im Dunkeln und vermutlich die Treppe hinauf verschwanden. Ihr Vergnügen blieb ihr allerdings im nächsten Moment fast im Hals stecken, als ihr klar wurde, dass sie gar nicht der Grund dafür gewesen war, sondern Draco, der hinter ihnen die Treppe heruntergekommen war und jetzt betont desinteressiert im Durchgang lehnte.
Sein Blick wanderte langsam durch den Raum, um dann wie selbstverständlich an ihr hängen zu bleiben. Ob die Andeutung eines spöttischen Lächelns dabei ihrem Kostüm oder Ron galt, der neben ihr stand und besitzergreifend einen Arm um ihre Taille gelegt hatte, konnte sie nicht sagen. Was sie sagen konnte war, dass ihr Herz den ganzen Abend über nicht ein einziges Mal so wild in ihrer Brust geschlagen hatte, wie in dem Moment als sich ihre Blicke trafen.
„Was will der denn hier?“, murrte Ron und riss sie damit so unvermittelt aus ihren Gedanken, dass sie beinahe erschrocken zusammengezuckt wäre. Er beugte sich zu ihr hinunter, um ihr einen sanften Kuss auf die Wange zu geben und Hermine war sicher, dass er Draco dabei keine Sekunde aus den Augen ließ - genau wie sie selbst.
Doch er quittierte Rons unbeholfene Demonstration seiner Besitzansprüche lediglich mit einem abschätzigen Schnauben und verließ dann, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, den Gemeinschaftsraum durch das Porträtloch.
„Ich hoffe Filch erwischt ihn draußen.“ Ron verstärkte unbewusst seinen Griff um ihre Taille. „Würde ihm recht geschehen, jetzt wo niemand mehr da ist, um ihm die Strafe zu ersparen.“
Hermine nickte nur schweigend. Das ehrliche Lächeln war ihr fürs Erste gründlich vergangen.
~*~
Drei Stunden später ließ Hermine sich mit einem tiefen Seufzen in einen der Sessel vor dem Kamin fallen. Die Party war lange vorbei und alle anderen schliefen entweder schon tief und fest oder lagen oben in ihren Betten und tuschelten leise miteinander. Ihr war leider weder nach Schlaf noch nach Tratschen besonders zumute gewesen. Also hatte sie nur ihre Flügel hochgebracht und war dann mit der fadenscheinigen Ausrede, dass sie etwas vergessen hatte, wieder runter in den Gemeinschaftsraum gegangen, wo sie das zu so später Stunde einzig Naheliegende getan hatte – sie hatte aufgeräumt.
Girlanden, Papierskelette und Spinnweben warteten nun, fein säuberlich in kleinen Schachteln verpackt, auf das nächste Jahr, benutztes Geschirr und dreckige Gläser standen abholbereit auf einem kleinen Rollwagen beim Porträtloch und die Kürbisköpfe hatte sie in zwei Säcken auf den Korridor gestellt, damit sie irgendwer am nächsten Morgen zum Kompost bringen konnte.
Ein paar Sachen hatte sie sogar per Hand und ohne Magie erledigt, zwar nichts Anstrengendes, wie die Säcke raus zu tragen - wozu konnte sie schließlich „Wutschen und Wedeln“? – trotzdem war sie frustriert, als der Gemeinschaftsraum am Ende wunderbar sauber, sie aber immer noch kein Bisschen müde war.
Sie fühlte sich seltsam rastlos - als stünde sie ganz allein im Auge eines Sturms. Alles war ruhig und bis hin zum Blau des Himmels einfach perfekt, doch sie wusste genau, dass sie ein tosendes Chaos erwartete, wenn sie sich einen einzigen Schritt aus dieser trügerischen Idylle herauswagte. Sie schloss die Augen und das Chaos bekam ein Gesicht, in dessen Blick sich der Sturm und das Grau des Himmels spiegelten. Sie riss die Augen wieder auf. „Verdammt!“
Als ihr klar wurde, dass auch das hypnotische Spiel des knisternden Kaminfeuers nicht in der Lage war, sie zu beruhigen und ihre Gedanken wieder in geordnete Bahnen zu lenken, überlegte sie, dass vielleicht etwas Bewegung helfen würde. Sie hatte in letzter Zeit gegen so viele Regeln verstoßen – egal ob nun gegen ihre eigenen oder die anderer – was machte da noch ein kleiner nächtlicher Streifzug durchs Schloss, um den Kopf frei zu kriegen?
Die fette Dame grunzte verschlafen, als sie versuchte sich aus dem Gemeinschaftsraum zu schleichen. „Bist du immer noch nicht im Bett? Wo willst du denn so spät noch hin, Liebes?“
Hermine zählte innerlich von fünf rückwärts und zwang sich dann zu einem unschuldigen Lächeln. „Ich wollte noch mal kurz ins Bad der Vertrauensschüler. Ich weiß, es ist eigentlich schon zu spät, aber ich werde mich beeilen. Versprochen.“
„Ist schon gut. Geh nur, Liebes.“ Die fette Dame zwinkerte verschwörerisch. Sie hatte noch nie ein großes Geheimnis daraus gemacht, dass sie unter all den Schülern, die sie Tag für Tag nach dem Passwort fragte, so ihre Lieblinge hatte – ganz besonders nicht den besagten Lieblingen gegenüber. „Aber pass gut auf dich auf. Nicht das Mister Filch dich beim Rumstromern erwischt. Und Malfoy, der kleine Mistkerl, ist auch noch nicht wieder da.“
„Ich weiß. Dankeschön...“, erwiderte Hermine brav, auch wenn all das für sie nichts Neues war. Filch schlich immerhin schon seit Jahr und Tag jede Nacht durchs Schloss, auf der Suche nach ungehorsamen Schülern, die er bestrafen konnte. Und sie hatte sich in den vergangenen drei Stunden so oft dabei ertappt, wie sie verstohlen zum Porträtloch spähte, dass sie ganz bestimmt gesehen hätte, wenn Draco irgendwann zurückgekommen wäre.
Die fette Dame flötete noch ein fröhliches „Gern geschehen, Liebes!“, und Hermine machte sich auf den Weg. Noch bevor sie um die erste Ecke verschwunden war, ertönte hinter ihr schon wieder lautes, monotones Schnarchen.
~*~
Zehn Minuten später wusste Hermine, dass sie eindeutig nicht der Typ war, ziellos umherzustreifen. Es verstärkte ihre Unruhe nur, anstatt sie, wie erhofft, zu lindern. Es schien, als gäbe es nichts, um die Gedanken zu vertreiben, die ihr seit Tagen den Schlaf und ganz allmählich auch den Verstand raubten.
Sie blieb an einem Fenster stehen, von dem aus man bei Tag einen wundervollen Ausblick über die grünen Hügel und den Fluss hatte. Alles was sie jetzt sah, war die tiefe Schwärze einer bedeckten Neumondnacht und ihr eigenes Spiegelbild – blass und abgespannt, mit dunklen Ringen unter den Augen. Sie hatte keine Ahnung, was Ron an diesem Abend Schönes an ihr hatte finden können. Sie lehnte ihre Stirn mit geschlossenen Augen gegen die kühle Scheibe und atmete tief durch.
Der Fenstersims war kalt unter ihren Händen und durch den schmalen Spalt zwischen den geschlossenen Fensterflügeln strömte frische, klare Nachtluft herein. Der Winter war nicht mehr weit, vielleicht würde es in dieser Nacht schon den ersten Frost geben. Erst in diesem Augenblick wurde ihr bewusst, wie sehr sie in ihrem dünnen Kleid fror. Wahrscheinlich war es das Beste, wenn sie zurückging und endlich versuchte zu schlafen. Sie hob den Blick - und fuhr mit einem erstickten Aufschrei herum, als sie im Spiegelbild des schwarzen Fensters Draco sah, der mit undurchdringlicher Miene hinter ihr stand und sie beobachtete. „Hey, Granger.“
Für einen kurzen Moment huschte der Hauch eines Schmunzelns über sein Gesicht, doch ansonsten schien er genauso angespannt und übernächtigt zu sein wie sie. „Ist es nicht etwas spät, um noch allein durchs Schloss zu wandern?“
„Das fragt mich genau der Richtige.“, erwiderte sie schroff und legte unbewusst eine Hand über ihr wild klopfendes Herz. Dabei versuchte sie die boshafte, kleine Stimme zu ignorieren, die ihr zuflüsterte, dass nicht der Schreck allein daran schuld war. „Wo warst du denn die ganze Zeit? Es ist über drei Stunden her, dass du verschwunden bist.“
Hermine bereute die Frage noch bevor sie ihr ganz über die Lippen gekommen war. Sie wusste doch, wo und mit wem Draco die letzte Nacht verbracht hatte – und nach allem was passiert war, zweifelte sie nicht eine Sekunde daran, dass es diese Nacht genauso gewesen war. Wollte sie es wirklich noch aus seinem Mund hören?
„Wenn man dir so zuhört, könnte man fast meinen, du wärst besorgt um mich.“ Es verletzte sie zu hören, mit welcher Teilnahmslosigkeit er ihr die Worte entgegen warf, mit denen am Morgen alles angefangen hatte.
Hatte sie sich geirrt? War das, was am Morgen passiert war, nur ihre Einbildung gewesen? Oder war es doch ein Spiel für ihn? Ein Zeitvertreib? Machte es ihm Freude zuzusehen, wie ihr Leben vor seinen Augen zu einem Scherbenhaufen zerfiel? Das Atmen fiel ihr plötzlich schwer und sie merkte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen.
„Weißt du was? Vergiss, dass ich gefragt habe. Wir... Wir sollten beide nicht hier sein. Ich weiß nicht mal, was ich... Vergiss es einfach.“ Sie wusste, dass sie stammelte, dass ihre Stimme bei jedem Wort nach Tränen klang und sie wollte nur noch weg und ihn endlich für immer aus ihrem Leben streichen. Doch Draco hatte anscheinend nicht vor, es ihr leicht zu machen und hielt sie fest, bevor sie die Gelegenheit hatte, ihn einfach stehen zu lassen. „Warte.“
Sein Griff um ihr Handgelenk war nicht stark genug, um ihr weh zu tun, aber er reichte aus, sie aufzuhalten. „Du weinst schon wieder.“ Seine Stimme war ungewohnt sanft und in diesem Augenblick war für Hermine klar, dass er wirklich versuchte sie unwiederbringlich in den Wahnsinn zu treiben. Mit Erfolg.
Mit einem Schlag war jeder Gedanke an Tränen wie weggewischt und für einen kleinen Moment brachte sie wieder kein Wort heraus. Sie starrte ihn nur ungläubig an, während ihr das Herz bis zum Hals schlug. „Was...?“
„Du weinst schon wieder.“, wiederholte er ruhig. Sein Blick war so durchdringend, dass ihr schwindelig wurde, also schlug sie die Augen nieder und starrte stattdessen auf das gestickte Wappen von Slytherin auf seiner Uniform. Es kam ihr in dieser Sekunde vor wie eine Warnung – ein erhobener Zeigefinger, der sie daran erinnern wollte, mit wem sie es zu tun hatte. Warum hatte sie das Gefühl, dass es für Warnungen zu spät war?
Das Blut rauschte in ihren Ohren und als er weiter sprach, klang seine Stimme seltsam fern: „Ich weiß selbst nicht mal warum, aber ich versuche dich zu verstehen, Granger... Du hast hier doch alles was du willst. Du bist in Hogwarts, bei deinen Freunden und in Sicherheit. Jeder ist völlig aus dem Häuschen wegen Weasley und dir – du aber nicht. Du isst nicht, du schläfst nicht und du weinst die ganze Zeit.“ Er ließ ihr Handgelenk los. „Was willst du denn noch?“
„Was ich will…?“ Seine Frage traf Hermine weniger hart, als die Flut von Antworten, die ihr noch in derselben Sekunde durch den Kopf schossen. „Ich will...“ Sie wollte so viel. Sie wollte zu viel auf einmal.
Sie wollte nachts wieder die Augen schließen können, ohne Angst vor dem nächsten Tag und seinen Katastrophen zu haben. Sie wollte sich nicht mehr zwischen Draco und ihren Freunden zerreißen müssen. Im Grunde wollte sie, dass alles so war wie früher. Fast alles. Sie war es leid sich selbst zu belügen. Sie war nicht mehr Dieselbe und auch ihre Gefühle hatten sich geändert. Sie wollte, dass das, was sie für Ron empfand, wieder so unerschütterlich war wie früher. Sie liebte ihn nach wie vor und der bloße Gedanke daran ihm wehzutun, brach ihr das Herz. Aber sie hatte etwas in Draco gesehen und mehr noch als alles andere, wollte sie den Beweis, dass sie sich nicht getäuscht hatte – dass er sie nicht getäuscht hatte. „Ich will es wissen.“
Dracos Augen wurden weit, als sie einen Schritt auf ihn zu machte, doch schon im nächsten Moment hatte er sich wieder gefasst und sie war nicht mehr sicher, ob ihre überreizten Nerven ihr nicht bloß einen Streich gespielt hatten. „Ich weiß nicht, wovon du redest…“
„Heute Morgen hast du mich gefragt, ob ich wissen will, was du letzte Nacht getan hast, nachdem ich weg war. Ich habe zwar gesagt, dass ich es nicht wissen will, aber das war gelogen.“ In ihrem Kopf drehte sich alles und bevor sie wusste, wie ihr geschah, hatte sie zaghaft ihre Hand ausgestreckt und über das Wappen auf seiner Brust gelegt. Sie konnte fühlen, wie darunter sein Herz schlug – hart und viel zu schnell, genau wie ihres. „Sag es mir...“ Unter ihrer Hand spürte sie, wie er für einen Augenblick zitternd den Atem anhielt und hob ihren Blick. War es nur das Zwielicht der Fackeln oder doch etwas anderes, das seine Augen so dunkel scheinen ließ?
„Granger...“ Er schien darum zu kämpfen, die richtigen Worte zu finden und sie war schon überzeugt, dass er ihr eine Antwort schuldig bleiben würde, als er plötzlich mit einem einzigen langen Schritt die Distanz zwischen ihnen schloss.
In der Kälte des Korridors kam Hermine die Wärme seines Körpers noch greifbarer vor, als am Morgen. Wie konnte jemand, der aussah wie eine Skulptur aus Schnee und Eis, eine solche Wärme verströmen? Sie ertappte sich bei dem Wunsch, sich in ihr zu verlieren, bis auch der letzte Rest frühwinterlicher Kälte aus ihrem Körper vertrieben war. Abgestoßen von ihren eigenen Gedanken, wollte sie zurückweichen, doch für jeden Schritt, den sie zurück machte, tat er einen Schritt nach vorn und bald spürte sie in ihrem Rücken den kalten, rauen Stein des Fenstersimses. Sie zuckte zusammen, als er eine Hand hob, um ihr ein paar wirre Haare aus dem Gesicht zu streichen. Genau wie am Morgen beugte er sich langsam zu ihr hinunter, bis seine Lippen fast ihr Ohr berührten. Als seine andere Hand federleicht ihren nackten Arm hinauf glitt, stockte ihr hörbar der Atem. „Ich bin gegangen ohne zurückzusehen.“, flüsterte er mit rauer Stimme. „Und das solltest du auch tun...“
„Draco…“ Sie wusste, dass er Recht hatte. Achtzehn Jahre, in denen sie gelernt hatte, sich allein auf ihren Verstand zu verlassen, sagten ihr, dass er Recht hatte. Sechs Jahre, in denen sie gelernt hatte, Draco Malfoy und all das, wofür er stand, zu hassen, sagten ihr, dass er Recht hatte. Sechs Jahre eines achtzehnjährigen Lebens. Sie hatte ihn ein Drittel ihres Lebens gehasst und trotzdem hatte es ihn kaum drei Monate gekostet dieses Leben und alles, was sie zu wissen geglaubt hatte, in seinen Grundfesten zu erschüttern, bis sie nicht mehr wusste, was richtig und was falsch war.
Ihr Verstand rannte, so wie er es ihr gesagt hatte, doch ihre Füße schienen an Ort und Stelle verwurzelt zu sein. Ihr Verstand stieß ihn von sich, doch irgendwie fanden ihre Hände den Weg zum gestärkten Kragen seines Umhangs – Slytheringrün auf Schwarz.
Irgendwie fanden sie ihren Weg hinauf, bis sie erst die feinen Härchen in seinem Nacken und dann den sanften Flaum auf seinen Wangen unter ihren Fingerspitzen spürte. Sein Atem strich warm über ihr Gesicht, als sie den Kopf wandte und ihre Lippen auf seine presste.
Und ihr Verstand schwieg...
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.