von FeuerflĂŒgel
Harry erwachte schweiĂgebadet. Der Traum war so real gewesen... Angst schnĂŒrte ihm die Kehle zu... Er wusste jetzt, dass es keine Leiche gewesen war, sondern jemand, der schwer verletzt gewesen war. Warum ausgerechnet...?
Schnell rannte die Treppen hinab. Dort sah alles normal aus, Mrs. Weasley machte das FrĂŒhstĂŒck und es sah alles friedlich aus. Doch... Dort saĂ eine ziemlich zermĂŒrbt wirkende Tonks.
âHallo.â sagte Harry vorsichtig.
âOh, Hi.â sagte sie mit ungewohnt hoher Stimme.
âAch komm schon, meine Liebe, ihm wird schon nichts passiert sein.â Harry hatte ein komisches GefĂŒhl in der Magengegend. Wie sollte er es nur sagen?
âIch... Ich ... Wie geht es denn Professor Lupin?â fragte er leise. Tonks sah ĂŒberrascht auf. Sie wusste genau, dass Harry etwas wusste. Doch er war sich nicht sicher... Wenn es wieder nicht stimmte, wie bei Sirius damals?
âWas weiĂt du, Harry?â fragte sie alarmiert.
â.I...I... Hab ich ihn gesehen.â Tonks sprang plötzlich auf, packte Harry fest an den Schultern und schĂŒttelte ihn.
âWas?! Wo, wo ist er?! Was ist mit ihm?!â Harry machte sie von ihr los und antwortete:
âIch glaube, er ist schwer verletzt. Verschleppt von... Einem AnhĂ€nger Voldemorts. Aber ich kann mich ja auch irren. Bestimmt irre ich mich.â
âDu lĂŒgst. Er ist nicht verschleppt worden. Ganz bestimmt nicht. Du lĂŒgst.â
âNein, ich-â
âWas ist denn hier los?â fragte Ron, als er mit Hermine in die KĂŒche kam. Plötzlich krachte es laut und ein Mann kam ĂŒber den Hof geschritten, betrat das Haus.
âWir hegen die starke BefĂŒrchtung, dass er verschleppt wurde. Wir wissen aber nicht wohin und durch wen.â sagte er kurz angebunden, âAber wir suchen weiter.â dann lief er wieder nach DrauĂen und apparierte. Stille. Und dann...
âWoher hast du das gewusst?â fragte Tonks leise.
âIch... Ist doch egal. Er ist in einem Sumpf.â
âKennst du den Sumpf?â
âNein, nur wie ich ungefĂ€hr hinkomme.â
âWir mĂŒssen sofort los. Wenn er stirbt, dann...â Tonks brach ab und TrĂ€nen rannen ihr ĂŒber das Gesicht.
âWir kommen auch mit. Wir machen uns schnell fertig.â sagte Hermine und rannte schnell wieder nach oben.
Eine halbe Stunde spÀter waren Moody, Tonks, Kingsley Shaklebolt, Harry, Ron und Hermine, jeweils mit einem Besen unter dem Arm auf dem Hof versammelt.
âFĂŒhr uns hin, Potter.â knurrte Moody. Alle stiegen auf ihre Besen auf und stieĂen sich vom Boden ab.
Sie flogen nun schon zwei Stunden, doch das Ziel schien immer noch nicht in Sicht zu kommen. Plötzlich sahen sie in der Ferne eine dunkle Wolke auf sie zukommen. Wenn es ĂŒberhaupt eine Wolke war....
Sie kam immer schneller auf sie zu und nach einigen Sekunden schrie Hermine entsetzt auf.
âHarpyien!â Es waren Hunderte. Was sollten sie nur tun?
âHarry, Hermine, Ron! Runter, in die WĂ€lder! Harry, du weiĂt schon wo hin!â brĂŒllte Tonks und die Drei gehorchten, stĂŒrzten in den unter ihnen liegenden Wald. Ein paar Harpyien hatten sie jedoch entdeckt und stĂŒrzten ihnen hinterher. Harry drehte sich auf seinem Besen um, zielte und schoss eine der dunklen Wesen ab, so wie es Moody und Lupin ihm gezeigt hatten. Die Harpyie stĂŒrzte ins nĂ€chste GebĂŒsch und blieb liegen. Harry raste weiter.
âWir mĂŒssen in den See!â brĂŒllte Harry.
âWo ist hier bitte ein See?!â Harry holte seinen Zauberstab heraus, legte ihn auf die HandflĂ€che und er schlug in eine Richtung aus.
âDort hin!â schon stĂŒrzte die nĂ€chste Harpyie nach unten.
âSchnell! Ich halte sie schon auf! Los!â Harry deutete gerade mit seinem Zauberstab auf eines der Viecher, die auf einmal in Flammen aufging und verbrannte. So schnell sie konnten flogen sie weiter. Kaum fĂŒnf Sekunden spĂ€ter kam der See in Sicht und Hermine und Ron lieĂen sich in das glasklare Wasser mitsamt Besen hineinfallen. Gerade raste eine Harpyie auf sie zu, als sie plötzlich innehielt und laut kreischend wieder nach oben flog. Sie hasste Wasser! Sie waren in Sicherheit! Hermine atmete erleichtert aus, als Harry auch neben ihnen im Wasser landete.
âSchnell, wir mĂŒssen tauchen!â er zauberte sich, Ron und Hermine eine Luftblase an den Kopf und zog seine Freunde (inklusive Besen) in die Tiefe.
Es war etwas dĂŒster, doch sie konnten relativ viel erkennen. Plötzlich entdeckte Harry eine kleine Höhle, sie schwammen hinein und warteten. Es wurde langsam dunkel, als sie wieder aus dem Wasser kamen. Doch es war niemand da. Eigentlich hatte Harry mit den Anderen abgemacht, dass sie sich hier treffen wĂŒrden. Doch niemand war da. Totenstille. Sie suchten eine Stunde lang, doch sie waren alle verschwunden.
âZumindest haben wir keine Leichen gefunden, oder?â sagte Hermine. Harry nickte. Vielleicht hatten sie fliehen mĂŒssen.
âWir können nicht mehr warten, Harry. Wir mĂŒssen weiter, wenn wir Lupin retten wollen.2 sagte Ron und wieder nickte Harry.
âNa dann los.â Sie flogen kaum mehr eine halbe Stunde, als sie eine groĂe SumpfflĂ€che entdeckten.
âDort?â fragte Ron ernst.
âJa. Wir mĂŒssen ihn finden.â Harry hatte ein komisches GefĂŒhl dabei. Irgendwie hatte er das GefĂŒhl, in eine Falle getappt zu sein.
Sanft landeten sie auf dem durchweichten Boden.
âUĂ€h.â sagte Ron, als er mit seinem FuĂ in ein kleines Schlammloch getreten war. Es war fast dunkel und so mussten sie im sanften DĂ€mmerlicht den Sumpf durchqueren. Es gab hier allen Anschein nach keine anderen Lebewesen auĂer ihnen selbst, was natĂŒrlich auch an dem schwachen Licht liegen konnte.
Plötzlich nahm Hermine leises Gezischel aus hohem Gras an der rechten Seite des Pfades wahr.
âHarry, hör mal. Ist das eine Schlange?â Harry horchte und nickte dann.
âJa. Es ist aber nicht irgendeine Schlange. Es ist Nagini.â
Und tatsĂ€chlich schlĂ€ngelte kaum drei Sekunden spĂ€ter eine Riesenschlange aus dem GebĂŒsch hervor.
âWo ist Lupin?â
âWen meinsssst du?â
âDu weiĂt ganz genau, wen ich meine.â
âHmm... Ich glaube, mein Meissssster hat mal etwasssss erwĂ€hnt... Ja... Der issssst aber nicht hier. Im Hauptquartier vom Phönixorden wĂŒrde ich mal sagen.â zischte sie und sah ihn komisch an. Wenn es wirklich eine Falle sein sollte, hatte Nagini wahrscheinlich nichts davon gewusst...
Plötzlich stĂŒrzte sich Nagini auf Ron. Harry blieb das Herz stehen. Doch noch bevor die Schlange Ron verletzen konnte hatte Hermine sie auch schon auĂer Gefecht gesetzt. Jedenfalls schien es so...
âPuh, das war knapp. Gott sei Dank lebe ich noch...â sagte Ron, dem der Schreck noch immer tief in den Knochen saĂ.
âWie wĂ€re es mit âDanke Hermine, wie nett von dirâ oder so, hĂ€?â sagte Hermine gereizt und drehte sich beleidigt um.
âJa, ja. Sei doch nicht gleich beleidigt. Danke schön....â
âAlso ich-â doch Harry verstummte jĂ€h, als er bemerkte, dass Nagini wieder verschwunden war. Wie hatte sie das nur gemacht? Sie war schlieĂlich eine Schlange und keine Hexe...
âWo ist das verdammte Mistvieh?â fragte Ron mit einem Blick, als hĂ€tte er Mist unter der Nase.
âWeg. Sie ist nicht mehr da, das siehst du doch, Ron.â
Es war inzwischen dunkel geworden, doch sie hatten Lupin noch immer nicht gefunden.
âBist du dir sicher, dass Lupin hier ist, Harry? Ich mir nicht. Stell dir doch mal vor, dass... Es wieder eine Falle sein könnte...â sagte Hermine leise zu Harry. Er blieb stehen. Harry wusste das selbst. Auch er glaubte inzwischen nicht mehr daran, dass Lupin hier war. Nur... Was, wenn er doch hier war? Wiederstreitende GefĂŒhle erfĂŒllten Harry. Doch er kam am Ende seines Schweigemomentes zu dem Schluss, dass er das Leben seines Lehrers nicht aufs Spiel setzen durfte, auch wenn ihn diese ganze Geschichte schmerzlich an Sirius erinnerte... Und an die Schuld...
âHarry, das damals war nie deine Schuld. Das weiĂt du auch. Sirius... Ist nicht deinetwegen gestorben.â sagte Hermine und sah ihn traurig an. Mal wieder schien Hermine seine Gedanken lesen zu können. Harry nickte.
âJa, aber... Es... Ist auch mit meine Schuld.â Hermine legte ihre Hand beruhigend auf seine.
âKomm, suchen wir weiter.â Sie gingen Ron hinterher, doch Hermine lieĂ seine Hand nicht los. Plötzlich drehte sich Ron um und starrte auf die ineinander verschlungenen HĂ€nde. Er begutachtete sie misstrauisch.
âSagt mal... Was macht ihr da schon wieder?â
âIch...â
âWir...â
âIch habe ihn getröstet. Ganz wie das Freunde so machen.â
âUnd deshalb musst du seine Hand halten?â Ron schien noch immer nicht ganz zufrieden gestellt zu sein. Hermine seufzte und gab ihrem Freund einen Kuss auf die Wange.
âSei doch nicht so eifersĂŒchtig, Ron.â
Sie schlugen ihr Lager an einer trockenen Stelle, einer Art Insel, mitten im Sumpf auf. Sie waren alle mĂŒde, deshalb krochen sie auch bald in das kleine Zelt, um schlafen zu gehen.
Es war vielleicht vier Uhr morgens, als Hermine von ein paar energischen Stimmen aufgeweckt wurde. Es waren Harry und Ron.
âLĂŒg mich verdammt noch mal nicht an!â Das war Ron.
âI... Ich lĂŒge dich nicht an. Es ist die Wahrheit. AuĂerdem wĂŒrde ich nie-â
âHa! Das glaubst du vielleicht. Was empfindest du fĂŒr sie?â Harry schluckte.
âNichts.â
âAch so ist das? Dann willst du mir Hermine ausspannen, nur aus reinem SpaĂ an der Freude oder wie?!â
âIch will sie dir nicht-â
âDoch, das willst du. Ich weiĂ es ganz genau, wie du sie ansiehst, wie sie dich ansieht. Ich bin nicht blind, weiĂt du.â Harry schwieg. Er liebte Hermine, ja, das stimmte, aber... Er wĂŒrde NIEMALS Ron irgendwen AUSSPANNEN...
âDas mich mein bester Freund so enttĂ€uscht...â
âJETZT HĂR MIR MAL GANZ GENAU ZU: ICH WĂRDE DIR NIEMALS HERMINE WEGNEHMEN, VERSTANDEN?! NA GUT, ES KANN JA SEIN, DASS ICH SIE LIEBE, ABER GERADE WEIL DU MEIN BESTER FREUND BIST, HABE ICH ES IHR NIE GESAGT! UND AUĂERDEM LIEBT SIE DICH! WAS WILLST DU MEHR?!â schrie Harry Ron an. Hermines Herz schlug schneller. Er liebte sie? Dann empfand er doch mehr, als sie vor kurzer Zeit noch gedacht hatte...
âNoch eine LĂŒge! Dein heldenhaftes Getue kotzt mich an. WeiĂt du was, ich komme auch ganz gut ohne dich zurecht. Du kannst gerne abhauen. Mir macht es nichts aus! Dann kann ich wenigstens allein mit Hermine sein!â Ron wusste spĂ€ter nicht mehr, warum er das gesagt hatte. Er wusste ja nicht einmal wirklich, wie seine GefĂŒhle gegenĂŒber Hermine wirklich waren...
âPass mal auf. Wenn ich könnte, wĂŒrde ich meine GefĂŒhle gegenĂŒber Hermine einfach abstellen, aber ich kann nicht... Ich habe wirklich gedacht, dass du mir glauben wĂŒrdest.â Harry hatte ihm soeben das Herz ausgeschĂŒttet und was machte Ron... Er trat diesen Vertrauensbeweis mit FĂŒĂen... Harry wurde wĂŒtend, âWeiĂt du was?! Ich suche einfach allein weiter. Wenn du mich nicht mehr sehen willst, na dann bitte schön! TschĂŒss!â
âWas... Alleine?â fragte Ron leise. Keine Antwort. Harry drehte sich um, nahm seine Tasche und verschwand im Nebel. Was hatte er getan? Wie hatte er nur so eifersĂŒchtig sein können? Er war sich ja nicht mal mehr sicher, ob er Hermine ĂŒberhaupt so sehr liebte... Er mochte sie, ja, keine Frage, aber... Da war ein anderes MĂ€dchen... Dieses kribbeln... Es war viel intensivier als es bei Hermine jemals gewesen war...
Jetzt hielt es Hermine nicht mehr aus. Sie stĂŒrzte aus dem Zelt und verpasste Ron eine saftige Ohrfeige.
âDu... Du... Wie kannst du nur?! Wie kannst du Harry einfach gehen lassen?! Es ist GEFĂHRLICH hier! Was, wenn es eine Falle ist?!â
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