von Kissbabe
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm meinen Federkiel aus der Schublade und öffnete das Tintenfass. Ich tauchte die Feder in Tinte ein und schrieb zum ersten Mal in mein neues Tagebuch.
Sonntag, 11. August 1991
Liebe Diary,
heute schreibe ich Dir zum ersten Mal. Ich habe heute Geburtstag und hab deshalb nicht sehr viel Zeit zum Schreiben. In den nächsten Wochen werde ich aber bestimmt noch öfters die Gelegenheit dazu haben. Ich bin so froh, dass ich Dich zum Geburtstag geschenkt bekommen habe, das glaubst du gar nicht. Ich bin hier sonst nur von Jungs umgeben mit denen man sich einfach nicht wirklich unterhalten kann. Ron, Fred und George sind einfach nur komplette Idioten, Percy hat nichts anderes im Kopf außer Lernen, mein Dad ist den ganzen Tag arbeiten und mit meiner Mum kann man auch nicht über alles reden, sie ist schließlich meine MUTTER. Deshalb bin ich nun um so glücklicher Dich zu haben. Ich denke wir werden gut miteinander auskommen. Oder was meinst du? Wie dumm von mir. Du kannst mir natürlich nicht antworten.
Oh man, Mum nervt schon wieder. Ich muss jetzt runter zum Essen. Zur Feier des Tages ist die ganze Familie an einem Tisch versammelt! Tja, da muss ich durch, aber wenigsten gibt es mein Lieblingsessen und Dad kommt mal wieder was früher von der Arbeit. Das freut mich sehr. Ich schreib später weiter.
Ciao,
Ginny
Ich klappte das Buch zu und verschloss es schnell. Ich ging runter in die Küche und aß mein Lieblingsessen. Nach ca. 3 Stunde durfte ich dann endlich wieder zurück in mein Zimmer gehen. Natürlich schnappe ich mir wieder mein Tagebuch um weiter zu schreiben. „HARRY POTTER“, sagte ich und das Schloss klickte auf. Ich schlug wieder die Seite schon vorher beschriebene Seite auf und ... mich traf der Schlag! Das konnte doch nicht sein! Ich hatte es doch wieder richtig verschlossen und es versteckt. Und wie ist man an mein Passwort gekommen??? Auf der Seite, unter meinem ersten Eintrag, hatte jemand was geschrieben!
Liebe Ginny,
ich hoffe, es hat Dir geschmeckt! Wundere Dich jetzt bitte nicht, dass ich Dir antworte. Ich habe Dir ja gesagt, dass ich Dir „mit Rat und Tat zur Seite stehe“! Schließlich bin ich kein normales Tagebuch. Klar werden wir gut miteinander auskommen. Wir sind ja jetzt schon so was wie Schwestern. Ich werde Dir immer bei jeder Gelegenheit zuhören und Dir helfen wo ich kann. Du kannst immer auf mich zählen!
So, nun bin ich gespannt, was du so alles schreibst.
Deine Diary
Ich war erleichter, aber auch zugleich verwirrt! Es hatte also Niemand in mein Tagebuch geschrieben, sonder das Tagebuch selber hat mir geantwortet. Aber wie konnte das sein? Ist sowas überhaupt möglich? Anscheinend schon. Ich sehe es ja schließlich hier schwarz auf weiß!!! Ich nahm mir schnell wieder Feder und Tinte zur Hand und schrieb weiter.
Liebe Diary,
ich dachte, mich trifft der Schlag als ich gesehen habe, dass jemand anderes außer mir hier hereingeschrieben hat. Als ich dann allerdings gelesen habe, dass Du es bist, war ich wirklich erleichtert. Ich finde es richtig toll, dass Du mir zurück schreiben kannst. So können wir uns ja richtig unterhalten. Das wird ja immer besser!
So, aber nun zum Essen: es war schrecklich! Fred und George haben die ganze Zeit nur Mist gebaut. Sie haben mit Erbsen herumgeworfen und sich quer über den Tisch Kartoffelpüree in den Mund geworfen. Das ging natürlich so was von schief! Der Kartoffelbrei ist überall gelandet, nur nicht in ihrem Mund. Mum hat einen riesen Aufstand gemacht und die Zwei mit einem schwebenden Knüppel verdroschen. Das hat sei jedoch nicht davon abgehalten einfach weiter zu machen. Das einzigst lustige war, als Ron auf den Erbsen, die überall auf dem Boden herumlagen, ausgerutscht ist und mit dem Gesicht in den auf dem Boden verstreuten Kartoffelpüree gefallen ist. Typisch Ron! So was kann auch nur ihm passieren. Dass er immer so tollpatschig sein muss. So, ich bin ziemlich erledigt! War ein echt anstrengender Tag heute, aber auch ein schöner. Sobald es etwas interessantes zu berichten gibt, werde ich es Dir sofort schreiben.
Ciao,
Ginny
Als ich zu Ende geschrieben hatte, legte ich meine Feder zur Seite und verschloss das Tintenfass wieder. Ich bertachtete noch kurz meine vollgeschriebenen Seiten und wollte das Buch auch schon wieder verschließen, als plötzlich wie von Geisterhand Buchstaben und Sätze werschienen. Die Tinte floss einfach von irgendwo her aufs Papier. Sah total irre aus. Nach ca. zwei Minuten stand unter meinem Eintrag folgender kleiner Text:
Liebe Ginny,
es freut mich, dass Du einen schönen Geburtstag hattest. Hoffentlich wird der nächste auch so schön. Deine Brüder sind ja wirklich Chaoten! Aber mir erscheinen Fred und George ziemlich lustig. Mit ihnen kann man doch bestimmt eine Menge lustiges erleben.
Na, dann hoffe ich mal, dass Du mir bald wieder schreibst. Ich bin schon total gespannt auf Neuigkeiten.
Deine Diary
Voller Vorfreude auf meinen nächsten Tagebucheintrag, verschloss ich das Tagebuch wieder und versteckte es in meinen Schrank. Ich zog mir meinen Pyjama an, putze mir die Zähne, holt mir noch ein Glas Wasser und legt mich mit einem Buch ins Bett.
In den nächsten Wochen passierte nichts besonderes, was ich unbedingt in mein Tagebuch schreiben müsste. Ich ärgerte mich richtig, weil ich so gerne wieder mit Diary „sprechen“ wollte. Als es nun langsam aber sicher auf den 01. September zuging und der erste Schultag bei Ron anstand, fing meiner Mutter an wie wild durch Haus zu laufen und alles und Jeden genervt durch die Gegend schupste. Am letzten Tag vor der Abreise nach Hogwarts hatte ich dann endgültig genug. Ich verzog mich in mein Zimmer und entschloss mich Diary zu schreiben.
Samstag, 31. August 1991
Liebe Diary,
in den letzten Tagen gab es nicht viel zu berichten. Seit meinem Geburtstag war es ziemlich langweilig hier. Nun ist hier jedoch die Hölle los. Mum ist total aufgeregt, weil ja ihr kleines “Ronniespätzchen“ ab morgen auch nach Hogwarts geht. Alles geht hier drunter und drüber. Mum wuselt hier rum und fragt die Jungs alle zwei Minuten, ob sie denn auch alles eingepackt haben. Gerade ist sie sogar in MEIN Zimmer gekommen und hat gefragt, was ich denn morgen auf meinen Broten draufhaben möchte, wenn ich auf der Zugfahrt Hunger bekomme. Tzz, alle verrückt hier! Aber irgendwie beneide ich ja meine Geschwister. Ich will auch endlich nach Hogwarts! Aber ich muss wohl noch ein ganzes Jahr darauf warten. Echt ätzend! Wäre ich doch nur schon elf Jahre alt, dann bräuchte ich nicht mehr alleine in meinem Zimmer rumhängen, während die anderen weit weg in Hogwarts sind und sich amüsieren. Es ist sooooo doof, dass ich hier die Jüngste bin. Niemand nimmt mich ernst und alle behandeln mich wie ein kleines Kind, dabei bin ich jetzt schon viel erwachsener als Ron es je sein wird. Aber was will man machen. Man bleibt halt auf Ewig das „Küken“ der Familie.
Bin auf jeden Fall schon gespannt auf morgen. Ich habe letztens ein Gespräch zwischen meinen Eltern mitbekommen. Sie haben erzählt, dass in diesem Jahr der berühmte Harry Potter nach Hogwarts kommt! Man, stell dir das mal vor! Harry Potter auf der gleichen Schule wie meine Brüder und ich. Das ist ja so was von cool!!! Vielleicht habe ich ja Glück und kann morgen am Bahnhof einen kleinen Blick auf ihn erhaschen. Das wäre super. Ich schreibe Dir dann auf jeden Fall wie es war. Jetzt versuche ich meiner Mutter aus dem Weg zu gehen, damit sich mich nicht immer von einer Ecke in die andere rumschuppst. Oh man, Mütter...
Ciao,
Ginny
Wieder wartete ich gespannt auf eine Antwort von Diary. Sie ließ auch nicht lange auf sich warten.
Liebe Ginny,
na, bei Dir ist ja momentan echt Stress angesagt, was? Sei froh, dass DU diesen Stress erst nächstes Jahr hast. So kannst du dich noch ein ganzes Jahr auf die faule Haut legen und dich entspannen. Nach Hogwarts kommst du noch früh genug, glaube mir. Genieße es einfach die Jüngste zu sein. Wenn du nämlich was anstellen solltest, bekommen immer deine älteren Brüder den Ärger in die Schuhe geschoben. Ist doch toll, oder?
Die Sache mit dem berühmten Harry Potter musst Du mir auf jeden Fall erzählen. Hoffentlich schreibt Ron oder einer Deiner anderen Brüder mal zwischendurch, damit er erzählen kann wie Harry Potter so ist. Mal abgesehen davon, dass er sich überhaupt mit Deinem Bruder unterhalten will. Man weiß ja nie! Ich bin auch schon sehr gespannt darauf, wie Du Dich ab dem nächsten Jahr in Hogwarts schlagen wirst. Ich denke, Du packst das locker. Aber bis dahin, gibt es bestimmt noch einiges zu schreiben.
Deine Diary
Ein Schnunzeln konnt ich mir nicht verkneifen. Ich und was anstellen? Hm, eigentlich DIE Idee! Fred und Georg machen so viel Mist, dass man ihnen sowieso die Schuld geben wird. Könnte man sich ja noch mal überlegen. Ich verschloss und versteckte das Tagebuch wieder und verzog mich in den Garten. Weit weg von meiner nervigen Mutter.
Am nächsten Tag würde das Chaos immer schlimmer. Wir wachten alle um 9 Uhr auf, machten uns fertig, frühstückten und fuhren zum King's Cross Bahnhof. Als wir dort ankamen war es schon halb elf. Schnell suchten wir das Gleis 9 ¾ und schon ging es auch schon durch die Absperrung. Percy ging zuerst, dann Fred und George. Bevor jedoch Ron durchging, spach uns ein Junge an. Er hatte schwarzes Haar, war etwas kleiner als Ron und trug eine Brille und viel zu große, abgetragene Kleider.
„Entschuldigen Sie“, sagte der Junge zu meiner Mutter. „Hallo, mein Junge!“ sagte meine Mutter. „Das erste Mal nach Hogwarts? Ron ist auch neu.“ „Ja“, sagte er. „Die Sache ist die, ... ich weiß nicht wie ich...“ „... wie du zum Gleis kommen sollst? Keine Sorge. Du läufst einfach schnurstracks auf die Absperrung vor dem Bahnsteig für die Gleise neun und zehn zu. Halt nicht an und hab keine Angst, du könntest dagegen knallen, das ist sehr wichtig. Wenn du nervös bist, dann renn lieber ein bisschen. Nun geh, noch vor Ron.“ Ron trat einen Schritt zur Seite und der Junge tat wie ihm geheißen. Irgendwie süß, wie er da so hilflos stand. Er fuhr sich mit der Hand noch einmal kurz durch seine eh schon zerstrubbelten Haare, rannte dann auf die Absperrung zu und verschwand. Ron folgte ihn und dann gingen auch Mum und ich hindurch.
Auf der anderen Seite stand schon dampfend der Hogwarts-Express. Fred und George halfen dem Jungen gerade sein Gepäck in den Zug zu tragen und kamen dann auf uns zu um sich von uns zu verabschieden. Auch Percy kam nocheinmal schnell. Er trug schon bereits seinen Umhang mit dem Vertrauensschüler-Abzeichen drauf. Er gab Mum noch einen Kuss und verschwand dann auch schon wieder im vorderen Teil des Zuges. „Mum, weißt du noch, der schwarzhaarige Junge, der im Bahnhof neben uns stand, weißt du wer das ist? Das ist Harry Potter!“ Ich dachte ich hatte mich verhört! Der Junge war Harry Potter?! Ich zupfte meiner Mum wild am Ärmel. „Oh, Mum, kann ich in den Zug gehen und ihn sehen? Mum, bitte...“ „Du hast ihn schon gesehen, Ginny, und der arme Junge ist kein Tier, das man sich anguckt wie im Zoo. Ist er es wirklich, Fred? Woher weißt du das?“ „Ich hab ihn gefragt und hab auch seinen Narbe gesehen! Sie sieht aus wie ein Blitz.“ Ein Pfiff grellte über den Bahnsteig. Mum küsste Fred, George und Ron noch einmal und schickte sie dann in den Zug. Ich versuchte durch die Fenster des Zuges noch eimal einen Blick auch Harry Potter zu erhaschen, aber ich sah ihn leider nicht mehr. Sobald der Zug aus dem Bahnhof fuhr, machten Mum und ich uns auf den Weg nach Hause. Zu Hause angekommen rannte ich sofort auf mein Zimmer, um Diary von Harry Potter zu berichten.
Sonntag, 01. September 1991
Oh man, Diary!
Das glaubst du mir nie. Mum und ich sind eben vom Bahnhof zurückgekommen. Rate doch mal, wer uns dort angesprochen hat? Na? HARRY POTTER!!! Doch ehrlich! Also, zu diesem Zeitpunkt wussten wir natürlich noch nicht, dass er Harry Potter ist, aber wir haben es später herausgefunden. Er kam auf uns zu und fragte Mum wie man zum Gleis 9 ¾ kommt. Dann ist er mit uns zusammen durch die Absperrung gegangen, weil er nicht genau wusste, wie man durch geht. Voll süß!!! Naja, also er ist zuerst durch, dann Ron und dann Mum und ich. Nachdem wir dann alle am Zug waren haben Fred und George gesagt, dass dieser Junge Harry Potter ist. Ist das nicht toll? Oh man, wenn ich ihn mir doch nur besser angeschaut hätte. Aber ich glaube, das was ich gesehen habe, sah wirklich süß aus! Ich wünschte ich könnte ihn nochmal treffen. Aber das geht ja nicht. Er ist ja nun weit weg, in Hogwarts. Hoffentlich schreibt Ron oder Percy in welches Haus er gekommen ist. Würde mich ja echt interessieren.
Man, ich bin noch total durch den Wind!!!
Ciao,
Ginny
Fast sofort kam eine Anrwort von Diary.
Mensch Ginny,
das sind ja mal Neuigkeiten. Du hast echt Harry Potter getroffen? Ist ja echt der Hammer! Schade, dass Du ihn nicht länger gesehen hast oder sogar mit ihm gesprochen hast. Wäre ja noch cooler gewesen. Warten wir mal ab, was Ron oder Percy schreiben. Ich bin schon wirklich gespannt!!! Man, ich kann es wirklich noch nicht fassen. Schreib mir, sobald du was neues erfahren hast.
Deine Diary
Ich freute mich, dass Diary sich auch so über Harry Potter freute. Sie ist wirklich eine sehr, sehr gute Freundin für mich geworden. Wir teilen die gleichen Gedanken und Gefühle. Wirklch unglaublich. Nachdem das Tagebuch wieder sicher an seinem Platz war, legte ich mich auf mein Bett und träumte noch einmal von Harry Potter...
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