von Tonx
Von der Dusche doch sehr erfrischt, ließ sich Hermine unten in der Küche des Fuchsbaus neben Ron in einen Stuhl plumpsen, sorgfältig darauf bedacht Mrs. Weasleys Blick zu meiden. Dies war nicht allzu schwierig, da auch sie ihrerseits weder Hermine noch Ron eines Blickes würdigte, was Ginny ebenfalls aufgefallen zu sein schien, denn sie folgte ihrer Mutter mit einem kritischen Blick, während diese durch die Küche wuselte und hier und dort etwas herumwerkelte.
“Wart ihr etwa schon wieder… äh… im Garten?”, flüsterte Ginny amüsiert und schaute erst Ron und dann Hermine fragend an.
“Nein”, zischte Hermine etwas angespannt. “Später…”
Ginny grinste, sparte sich aber weitere Fragen und widmete sich wieder ihrem Marmeladentoast. Auch Hermine griff nach einem und angelte sich gerade den Käse, als Harry den Raum betrat und sich gegenüber von ihr und Ron neben Ginny setzte.
“Sag mal, habt ihr ne Ahnung, was mit Neville los ist?”, fragte er in die Runde, nachdem er Ginny einen Guten- Morgen- Kuss gegeben hatte und sie für kurze Zeit die Blicke nicht voneinander hatten abwenden können.
“Was soll denn sein?”, wollte Ron interessiert wissen und legte seinen Toast auf den Teller. Hermine räusperte sich verlegen und kniff die Lippen zusammen, worauf ihr Ron einen kritischen Blick zuwarf.
“Naja, als ich nach meinem… Traum… etwas neben der Kappe war, bin ich aufgestanden und mir war nicht klar, dass ich… nur Unterwäsche anhatte. Neville war da noch im Zimmer… und… äh… ja…”, stotterte sie herum.
“Und jetzt ist er etwas verwirrt?”, schmatzte Harry schmunzelnd und beendete damit Hermines Gedankengang.
“Wahrscheinlich…”, murmelte Hermine und seufzte. Alle, auch Tonks, die sich soeben zu ihnen an den Tisch gesellt hatte, lachten. Alle, bis auf Ron, der zerknirscht seinen Toast anstarrte, der immer noch vor ihm auf dem Teller lag.
“Hey, hast du etwa Angst, er könnte dir Konkurrenz machen?”, stachelte Hermine Ron weiter, als sie seinen Blick bemerkt hatte. Dieser erwiderte nichts, krallte sich nur seinen Toast und verschwand ohne ein weiteres Wort in Richtung Garten.
Hermine verdrehte etwas genervt die Augen, erhob sich seufzend und folgte Ron. Als sie in die noch kühle Sommerluft hinaustrat, amtete sie erst einmal tief ein und schloss für kurze Zeit die Augen. Es fühlte sich angenehm an, wie der Duft der Blumen, der sie umgab, sie erfrischte und so blieb sie noch einen Moment so stehen, nicht um sich herum wahrnehmend, außer den Geruch, der ihre Nase umspielte. Plötzlich bekam sie Angst, auch wenn sie nicht wusste vor was und öffnete abrupt die Augen. Hektisch sah sie sich um, doch sie konnte niemanden entdecken.
Sie überlegte, dass es sich wohl immer noch um die Überbleibsel ihrer Alpträume handelte und etwas beruhigter lief sie weiter in den Garten hinein, warf aber ab und zu nervöse Blicke über die Schulter.
Mitten im Garten blieb sie dann stehen und hielt nach Ron Ausschau, konnte ihn aber nirgendwo entdecken. Sie grübelte gerade darüber nach, wo er am ehesten sein könnte, als Neville hinter dem Busch hervorgeschlendert kam, der sich hinter Hermine leicht im lauen Sommerwind bewegte. Erschrocken fuhr sie herum, doch Neville würdigte sie keines Blickes und lief unbeirrt weiter.
Vor Schreck immer noch bleich, versuchte sie ihm hinterher zu rufen, ob er Ron irgendwo gesehen hatte, aber kein Laut wollte ihrer Kehle entweichen. Als sie sich noch über ihre eigene Schreckhaftigkeit in letzter Zeit ärgerte, tippte ihr jemand von hinten auf die Schulter und wieder fuhr sie panisch herum.
“Hilfe, du bist ja ganz weiß!”, sagte Ron, der seinen Ärger bei Hermines Anblick sofort vergessen hatte. “Geht es dir wirklich gut?”
Ohne genau zu wissen, warum, umarmte sie ihn und klammerte ihre Arme so fest es ging um seine Brust. Ron war sichtlich ĂĽberrascht, doch er legte schĂĽtzend seine Arme um sie herum und streichelte ihr ĂĽber die lockigen Haare.
“Was ist denn los?”, fragte er sie nach einiger Zeit so sanft wie möglich. “Habe ich dich so erschreckt?”
Hermine gluckste kurz, drückte ihr Gesicht dann aber noch fester in seine Brust. Erschrocken stellte er fest, dass heiße, feuchte Tränen sein T-Shirt tränkten und er fasste sie vorsichtig an beiden Schultern, um sie von sich weg zuschieben. Forschend sah er sie an, doch Hermine wandte ihre verquollenen Augen ab.
“Was - ist - los?”, wollte Ron nun endlich von ihr wissen und in seiner Stimme lag eine Bestimmtheit, die Hermine so noch nie wirklich von ihm gehört hatte.
Da sie immer noch schluchzte, zuckte sie nur mit den Schultern. Sie konnte es sich wirklich nicht erklären. Der einzige Ort, an dem sie sich in letzter Zeit sicher fühlte und keine Angst hatte, war bei Ron und nachdem diese Hermine heute schon dreimal überfallen hatte, war sie einfach nur unglaublich froh gewesen, ihn bei sich zu haben.
Aber konnte sie ihm das so sagen? WĂĽrde er es ĂĽberhaupt verstehen?
Plötzlich spürte sie seine Hand an ihrem Kinn und er hob langsam ihr Gesicht, so dass sie ihn ansehen musste. Hermine sah seinen besorgten Blick und war etwas unsicher, ob nicht vielleicht auch eine Spur Angst in ihnen lag.
“Ist es wegen den Träumen?”, hakte er weiter nach und sah sie eindringlich an.
“Auch”, krächzte sie und nickte mit dem Kopf.
“Auch? Was ist denn noch?”
Hilflos zuckte Hermine mit den Schultern und erneut flossen Tränen aus ihren Augen. Ron zog sie daraufhin kurz entschlossen näher zu sich heran und küsste sie. Dann wischte er mit seiner linken Hand vorsichtig ihre Tränen von den Wangen.
“Später?”, fragte er sie und lächelte unsicher. Hermine nickte dankbar und ließ sich von ihm an die Hand nehmen. Schweigend liefen sie noch eine Weile durch den Garten, wobei das Gezwitscher der Vögel immer seltener von Hermines Schluchzen unterbrochen wurde, bis sie sich schließlich unter ihrem Lieblungsbaum ins Gras setzten.
Ron lehnte sich an den verknorpelten Stamm der alten Eiche, streckte seine Beine aus und legte seine Hand hinter den Kopf. Hermine setzte sich erst neben ihn, legte sich nach einiger Zeit dann aber auf seinen Oberschenkel, woraufhin Ron den einen Arm hinter seinem Kopf wegnahm und begann in ihren Haaren herumzuspielen.
“Ich liebe deine Haare, weist du das?”, sagte er nach ein paar Augenblicken fast flüsternd. Hermine lächelte leicht und schloss genüsslich die Augen.
So lagen sie eine Weile im Schatten des Baumes, während die Sonne sich am Himmel immer weiter hob und stärker wurde.
“Weist du wirklich nicht, was los ist?”, fragte Ron sie nach einer Weile nachdenklich. Hermine öffnete ihre Augen, blieb aber auf seinem Schoß liegen und spürte die beruhigende Wärme seines Körpers.
“Ich habe Angst”, hauchte sie nach einigen Momenten des Zögerns und krallte ihre rechte Hand, die nahe ihrem Gesicht auf Rons Bein lag, fester in dieses hinein.
“Vor was?” Er klang nicht fordernd, eher besorgt, was Hermine dazu veranlasste weiter zusprechen.
“Ich weiß es nicht. Es überkommt mich in letzter Zeit so oft. Ich… ich kann nichts dagegen tun…” Ron sagte nichts.
“Vielleicht sind es einfach die Überbleibsel meiner.. Träume, weist du?”, fügte sie nach einer kleinen Pause hinzu. Wieder gab er keinen Laut von sich. Konnte sie jetzt wirklich das sagen, was sie sagen wollte? Es klang schon sehr kitschig, aber es war die Wahrheit.
“Aber, wenn du da bist, habe ich keine Angst mehr”, flüsterte sie dann und hoffte gleichzeitig, dass es nicht zu lächerlich geklungen hatte.
Sie hörte Ron seufzen und wandte ihren Kopf nach ihm um. Zu ihrer Überraschung lächelte er milde.
“Na, dann kann man dem ja ein Ende setzen”, meinte er nach einer kurzen Zeit, während der sie sich nur angesehen hatten, grinsend.
“Na, ich weiche jetzt nicht mehr von deiner Seite”, setzte er auf Hermines fragenden Blick glucksend hinzu. Jetzt musste auch sie lachen.
Gerade wollte sie sich zu ihm vorbeugen um ihn zu küssen, das murmelte Ron warnend “Vorsicht, Mum”, woraufhin Hermine erschrocken herumfuhr und sich bei dem Anblick der herbeieilenden Mrs. Weasley schnell neben Ron setzte und versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen.
“Ach, hier seid ihr”, sagte Mrs. Weasley leicht schnaufend, als sie endlich bei ihnen angelangt war und lächelte sie, so freundlich wie es ihr möglich war, an, was auf Hermine trotzdem noch etwas kühl wirkte.
“Ich wollte euch nur bescheid sagen, dass wir in einer halben Stunde zusammen in die Winkelgasse gehen. Ihr könnt apparieren, wenn ihr wollte. Ginny und ich werden mit Flohpulver reisen.”
“Okay, danke Mum”, antwortete ihr Ron, aber sie hatte sich schon wieder umgedreht und stakste durch den Garten davon in Richtung des Hauses.
“Ohman”, murmelte Hermine und ließ ihr Gesicht in Rons Schoß fallen.
“Keine Angst, die wird sich schon noch entspannen”, wollte Ron sie beruhigen, doch auch er klang nicht ganz überzeugt von dem, was er sagte.
Wenn Du Lob, Anmerkungen, Kritik etc. über dieses Kapitel loswerden möchtest, kannst Du einen Kommentar verfassen.
Zurück zur Übersicht - Weiter zum nächsten Kapitel