von Tonx
Als Hermine zeitgleich mit Ron und Harry in den Hinterhof des Tropfenden Kessels appariert war (Neville war für die letzten Tage vor Hogwarts wieder zu seiner Großmutter zurückgekehrt und war außerdem zweimal durch den Appariertest gefallen), mussten die drei einige Momente warten, bis auch Ginny in Begleitung von Mrs. Weasley durch die Tür hinaus in den schäbigen Hof trat. Mrs. Weasleys Hochsteckfrisur wirkte etwas mitgenommen und Harry klopfte Ginny den übrigen Ruß ab, bevor er mit ein paar Berührungen seines Zauberstabes auf einzelne Steine der Mauer den Weg in die Winkelgasse öffnete.
Als sie in das rege Treiben der für die viel Zauberer viel zu schmalen Gasse traten, war Hermine erst einmal geblendet von dem grellen Sonnenlicht, dass die Straßen durchflutete und die vielen schwarzen Zaubererumhänge geheimnisvoll schimmern ließ. Ein Lächeln überstrich ihr Gesicht und ein Gefühl von Freiheit durchflutete sie, während sie bei Ron eingehakt zusammen mit Harry und Ginny die Gasse hinunterging. Nach einer Weile fiel ihr auf, dass Mrs. Weasley gar nicht mehr hinter ihnen lief.
“Hey, Ginny, wo ist denn eure Mutter?”, fragte sie irritiert. Auch Ron und Harry drehten sich verwundert um und sahen Ginny dann fragend an.
“Sie hat mir vorher gesagt, dass sie noch ein paar Sachen erledigen muss. Außerdem besorgt sie uns die Bücher und bringt sie dann nach Hause. Sie will sich so in einer Stunde mit uns bei Fred und George treffen”, antwortete Ginny etwas gelangweilt.
“Meine Güte! Ihr zwei müsst ihr ja wirklich zu schaffen machen”, meinte Harry lachend an Ron und Hermine gewandt. Hermine sah in fragend an, während Ron neben ihr nur verächtlich schnaubte.
“Naja”, erklärte Ginny heiter. “Normalerweise bekommen wir alle doch mindestens noch einen Kuss, eine Umarmung oder sonst etwas, bevor wir losgelassen werden.”
Hermine lachte und auch Ron musste schmunzeln. Das Gefühl wieder frei und ohne andauernde Wachsamkeit durch die Gegend zu ziehen war einfach zu schön, als das sie sich von Mrs. Weasley hätten die Laune verderben lassen, zumal sie ja auch gar nicht zugegen war.
Da sie noch zeit hatten bis sie sich in Freds und Georges Geschäft treffen würden, schlenderten sie gemütlich an den Geschäften vorbei und verweilten hie und dort etwas, um etwas Interessantes näher zu betrachten.
Sie kamen auch an Flourish & Blotts, dem Bücherladen in der Winkelgasse, vorbei. Hermine zögerte einen Moment, zog Ron dann aber kurzer Hand mit sich in das Geschäft hinein.
Die ihr so vertrauten Gerüche von neuen und älteren Büchern, Tinte und Pergament trat ihr in die Nase und für einen Moment blieb sie stehen und sog den Duft mit geschlossenen Augen tief ein.
„Weist du, manchmal glaube ich ja, du spinnst…“, murmelte Ron, der sich von ihrem Arm befreit hatte und sie aus einem kleinen Sicherheitsabstand grinsend musterte. Hermine versetzte ihm einen kleinen Stoß und strich dann langsam an den Regalen vorbei, auf denen sich massenhaft Bücher stapelten. Ab und zu blieb sie stehen und begutachtete ein Buch etwas näher, indem sie es herausnahm und es langsam durchblätterte oder sanft den Umschlag musterte und es dabei in ihren Händen hin und her wandte.
Nach ein paar Minuten, wie es ihr vorkam, tippte ihr jemand auf die Schulter.
“Hey, Erde an Hermine”, grinste sie Ron an, als sie beinahe ein Buch hatte fallen lassen.
“Ich hab dich dreimal angesprochen und du hast mich komplett ignoriert”, fügte er hinzu und setzte eine gespielt beleidigte Miene auf. Hermine wusste nichts darauf zu antworten und so lächelte sie ihn nur etwas verlegen an.
“Komm, wir haben Mum draußen getroffen. Wir wollen jetzt zu Fred und George”, sagte Ron und nahm sie bei der Hand um so schnell wie möglich das Geschäft zu verlassen, musste dann aber doch etwas stärker an Hermines Hand ziehen, da sie ihm nur widerwillig folgte.
“Deine Bücher kannst du auch per Eulenpost bestellen… Das geht doch sicher, oder?”, meinte Ron beiläufig und sie hatte keine Wahl als ihm wieder hinaus in das gleißende Sonnenlicht zu folgen. Dort trafen sie auf Harry, Ginny und Mrs. Weasley und sie machten sich auf den Weg zu Weasleys Zauberhafte Zauberscherze.
Vor dem Geschäft der Weasleyzwillinge häuften sich wie gewöhnlich die Menschenmassen und so waren sie heil froh, als Fred sie entdeckte und sie durch den Hintereingang hineinließ. Erst erinmal musste er sich natürlich einen Kuss von seiner Mutter geben lassen, bevor er seine Schwester und Hermine umarmte und Ron und Harry freundschaftlich auf die Schulter klopfte.
“Mensch Leute, seid ihr Voldi erledigt habt, boomt unser Geschäft!”, begrüßte sie nun auch George, der aus dem Geschäft zu ihnen nach hinten kam und sie zufrieden angrinste.
“Wo ist denn eigentlich unser Held der Stunde?”, fragten Fred und George wie so oft aus einem Munde.
“Bei seiner Gran”, antwortete Ron kurz angebunden und verschwand im Laden. Verwundert schauten sie ihm hinterher.
“Was hat dem denn den Zauberstab verknotet?”, fragte George belustigt.
“Höre ich da etwas Eifersucht?”, gluckste Fred vergnügt und zwinkerte Hermine zu. Diese warf ihm daraufhin einen mitleidigen Blick zu und folgte Ron in den Laden. Der war jedoch so voll, dass sie ihn erst gar nicht finden konnte.
“Hey, wie wär’s, wenn wir das Zeug bestellen?”, fragte sie Ron schnippisch, als sie ihn zwischen den vielen Kunden endlich ausgemacht und sich einen Weg durch die Menge gebahnt hatte. Doch sie fing sich nur einen etwas grimmigen Blick von ihm ein. Etwas verletzt beschloss sie ihn vorerst in Ruhe zu lassen und kehrte wieder zu den anderen in den Raum hinter der Theke zurück, musste sich dabei jedoch an den zwei Aushilfen vorbeiquetschen, die an den Kassen alle Hände voll zu tun hatten.
Als sie wieder zu der kleinen Gruppe gelangt war, bekam sie gerade noch mit, wie Fred und George ihrer Mutter versicherten am Abend zum Essen zu kommen, dann verließen sie das Geschäft auch wieder schon.
Draußen mussten sie noch kurze Zeit auf Ron warten, der einige Mühe hatte zur Tür zu gelangen. Hermine war immer noch leicht verärgert und so wartete sie auf Annäherungen seinerseits, die aber ausblieben und so apparierte sie , nachdem sie sich noch eine neue Feder zugelegt hatte, kurzerhand zurück in den Fuchsbau, hatte zuvor aber nur Harry und Ginny bescheid gegeben.
In ihrem Zimmer lieĂź sie sich dann genervt auf ihr Bett plumpsen, verlor sich dann aber rasch in den neuen SchulbĂĽchern, die Mrs. Weasley auf ihr bett gelegt hatte.
Als sie wieder von ihren Büchern aufsah, dämmerte es bereits. Hermine erhob sich und streckte sich erst einmal ausgiebig, da ihr von der komischen Sitzhaltung, in der sie die letzten Stunden verbracht hatte, ihre Gliedmaßen wieder mehr schmerzten.
Sie wollte gerade nach dem TĂĽrgriff greifen, um hinauszugehen und sich im Bad etwas zu trinken zu holen, als diese aufflog und Ron hereinkam, bei ihrem Anblick aber abrupt stehen blieb.
Hermine machte einen Schritt an ihm vorbei um die TĂĽr zu schlieĂźen und stellte sich dann wieder vor Ron. Er mied ihren Blick und fuhr sich mit seiner rechten Hand verlegen ĂĽber den Nacken.
“Ron, so geht das nicht”, seufzte Hermine nach ein paar Sekunden.
“Was?”, fragte er und sah sie unschuldig an, was ihm jedoch nur sehr schlecht gelang.
“Du kannst doch nicht ernsthaft auf Neville eifersüchtig sein…”, sagte sie und zog genervt eine Augenbraue hoch. Ron sagte nichts, sondern ging nur zum Fenster, wo er, die Hände in den Hosentaschen, stehen blieb und hinausstarrte.
Hermine schüttelte resignierend den Kopf, näherte sich ihm dann aber langsam bis sie nur noch Zentimeter entfernt hinter ihm stand.
“Warum sollte ich auch nur einen Augenblick an Neville denken, wenn ich jetzt endlich dich habe?”, hauchte sie ihm sanft ins Ohr und sie spürte wie er leicht erzitterte.
“Außerdem hat mir heute morgen jemand sehr enthusiastisch erklärt, er wolle nicht mehr von meiner Seite weichen…”, fügte sie flüsternd hinzu, als Ron immer noch keine Reaktion zeigte.
“Ich bin doch da”, grummelte er dann kaum verständlich, doch sie hatte schon gewusst, dass er etwas derartiges sagen würde und schlang schmunzelnd ihre Arme von hinten um seinen Bauch. Langsam drehte sich Ron um und legte seinerseits seine Arme schützend um Hermine herum.
“’schuldigung…”, murmelte er nach einiger Zeit, worauf sie ihn anlächelte und so liebevoll wie möglich in die Seite zwickte. Unerwarteterweise hob er sie dann aber hoch, schmiss sie aufs Bett und wollte sie küssen, doch Hermine wusste sich zu wehren und kitzelte ihn gerade, als die Tür aufflog und Tonks hereinkam. Sie stolperte aber sofort wieder rückwärts heraus, als sie die beiden lachend auf dem Bett rumtoben sah.
“Bleib ruhig hier”, rief Hermine, während sie Ron vom Bett schubste und immer noch glucksend aufstand.
“Man man, bei euch muss man ja echt klopfen in Zukunft”, sagte Tonks schmunzelnd und half Ron auf, der sich soeben den Kopf an einem Bettpfosten gestoßen hatte und sich nun leicht taumelnd auf Hermine stützte.
“Naja, wenn ihr hier fertig seid, kommt lieber runter zum Abendessen. Fred und George sind da und sicher sehr erpicht darauf an irgendjemandem einen ihrer neuen Artikel auszuprobieren. Also macht euch nicht zu auffällig”, meinte Tonks noch, bevor sie mit einem Zwinkern wieder aus dem Zimmer verschwand.
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