von Tonx
Eigentlich hatte Hermine keine große Lust gehabt nach unten zu gehen und wieder den prüfenden Blicken von Mrs. Weasley ausgesetzt zu sein, aber es half wohl nichts, obwohl selbst Ron äußerte, dass er eigentlich zum Abendessen wollte. Doch Hermine war sich sicher, dass sie seinen Magen hatte knurren hören und so folgte sie ihm schmunzelnd in die Küche hinunter, wo alle anderen schon sehnsüchtig auf ihre Ankunft warteten, um endlich anfangen zu können.
Auch wenn Mrs. Weasley in letzter Zeit etwas anstrengend für Hermine war, Kochen konnte sie klasse. Das konnte Hermine nicht leugnen und als sie ihr dies freundlich mitteilte, bekam sie sogar ein warmes Lächelns geschenkt.
“Ron, Ginny, Harry, Hermine, habt ihr schon alles gepackt? Ich will morgen keine Verzögerungen haben!“, ließ Mrs. Weasley verlauten, als die fröhliche Gesellschaft auch den Nachtisch verdrückt hatte. Hermine und die anderen nickten, wobei sie sich fast sicher war, dass bei ihr oben im Zimmer noch Kleider von Ron herumlagen.
“Ich schlage trotzdem vor, dass ihr noch einmal alles kontrolliert und dann ins Bett geht. Ich werde euch morgen persönlich um sieben wecken”, fügte Mrs. Weasley mit Nachdruck hinzu und Hermine musste grinsen, da sie ahnte, warum sie betont hatte, dass sie sie am nächsten Morgen persönlich wecken werde.
“Hast du nicht gesagt, dass du schon alles gepackt hast?”, fragte Hermine Ron, als sie wieder oben in ihrem Zimmer angelangt waren und sah ihn vorwurfsvoll grinsend an.
“Gesagt habe ich überhaupt nichts”, protestierte Ron und drehte sich um zu ihr, piekste sie dann aber in die Seite, als er ihren Gesichtsausdruck gesehen hatte.
“Unsere armen Kinder”, grummelte Ron, während er gedankenverloren in seinem Koffer herumwühlte. Hermines Herz machte einen kleinen Hüpfer und sie konnte nicht anders als zu Ron hinüber zu gehen und ihn von hinten zu umarmen.
“Hey, mal langsam”, sagte dieser etwas überrascht und wandte sich zu ihr um. “Alles in Ordnung?”
Hermine antwortete jedoch nicht, sondern küsste ihn und ließ ihre Hand langsam unter sein T-Shirt wandern. Sie spürte, wie er eine Gänsehaut bekam und zog es ihm lächelnd aus.
“Ich muss noch packen”, murmelte Ron etwas hilflos, während sie Top auszog, machte aber keine Anstalten sich wieder seinem Koffer zu widmen.
“Ich lasse dir zehn Minuten…”, meinte sie schmunzelnd, als sie Rons Gesichtsausdruck sah. “Solange gehe ich duschen.”
“Sehr witzig. “Wenn du duschen gehst, wird mich nichts mehr in diesem Zimmer halten.”, antwortete Ron daraufhin und wollte Hermine zu sich ziehen, doch sie war schneller und entwischte ihm flink durch die Tür.
“Was ihr wieder macht…”, lachte plötzlich jemand und Hermine sah in Ginnys braune Augen. “Pass lieber auf, dass Mum dich nicht wieder so sieht…”
“Mist, kannst du mir schnell ein Oberteil leihen bitte?”, fragte sie Ginny daraufhin.
“Geh doch einfach wieder ins Zimmer und hol dir eines”, sagte diese belustigt.
“Ich glaube nicht, dass ich dann noch zum Duschen komme”, grinste Hermine und Ginny schüttelte amüsiert den Kopf, bedeutete Hermine dann aber ihr zu folgen.
Mit einem schlabbrigen Pulli gekleidet ging sie dann ins Bad, erschrak aber etwas, als sie die Tür öffnete und Ron hinter der Tür hervorsprang.
“Ohman, musstest du mich so erschrecken?”, keuchte sie und spürte ihren schnellen Herzschlag. “Und überhaupt, du hast doch sicher noch nicht gepackt, oder?”
“Doch, ich bin zu Hochform aufgelaufen, weil der Preis gut war”, zwinkerte Ron ihr zu und streifte sein Shirt ab.
“So so, der Preis”, meinte Hermine lächelnd und zog sich ebenfalls aus, um sich dann von hinten an Ron zu schmiegen, der vor der Dusch stand.
“Passen wir da überhaupt zu zweit rein?”, fragte er skeptisch, was Hermine lachen ließ.
“Ich denke nicht, dass wir besonders viel Platz brauchen werden…”, flüsterte sie ihm schnippisch ins Ohr und zwängte sich an ihm vorbei in die Kabine hinein. Ron lief etwas rot an folgte ihr nervös grinsend in die Dusche, wo Hermine schon das Wasser aufgedreht hatte. Sie genoss Rons Nähe und fühlte, wie das kühle Wasser sie erfrischte. Obwohl sie müde war, hätte sie ewig mit Ron duschen können, doch als sie beide bereits schrumpelige Finger hatten, siegte die Vernunft und sie drehte das Wasser ab. Ron angelte sich mit seinen langen Armen ein Handtuch, dass außerhalb der Kabine hing und trocknete sie sanft ab.
Im Zimmer wollte Ron sich zu Hermine ins Bett legen, doch sie wandte besorgt ein, dass sie jetzt, wo Neville weg war, lieber in getrennten Betten schlafen sollten, besonders wo Mrs. Weasley sie morgen doch persönlich wecken wollte und so erhob er sich widerwillig von ihrem Bett und trottete hinüber auf die andere Seite des Zimmers, wo ein weitere stand.
“Und zieh dir wenigstens ‘ne Hose an”, murmelte Hermine nach einer Weile schlaftrunken. Sie lag schon mit einem dünnen Nachthemd im Bett, während Ron immer noch ihr gegenüber auf dem Bett saß und sie mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck ansah.
“Was’n los?”, fragte sie schließlich und hob ihren Kopf etwas, um Ron besser sehen zu können, doch er antwortete nicht gleich.
“Nichts”, flüsterte er dann und das letzte, was Hermine von ihm sah, bevor sie einschlief, war ein Lächeln.
Am nächsten Morgen war es einmal an Ron, Hermine aus dem Bett zu schmeißen. Sie hatte erstaunlich gut und fest geschlafen und so fiel es ihr schwer in dem gleißenden Licht der Morgensonne die Augen zu öffnen. Doch als ihr allmählich klar wurde, dass sie heute endlich mit Harry, Ginny und Ron nach Hogwarts zurückkehren würde, belebte es ihre Lebensgeister ein wenig und sie war so schnell fertig zum Frühstück, dass Ron sie stirnrunzelnd ansah, während er noch mit seinem T-Shirt kämpfte, dass er letztendlich falsch herum anhatte. Hermine zauberte es mit einem Wink ihres Zauberstabes richtig herum und ließ die Koffer vor sich herschweben, als sie zusammen die Treppe hinunter zum Frühstück liefen.
Im Eingang des Fuchsbaus stapelten sich bereits Harrys und Ginnys Gepäck und dauerte es kurz, bis sie und Ron es geschafft hatten, ihre Koffer und Krummbeins Korb so zu verstauen, dass man überhaupt noch zur Tür kam.
“Wo ist Krummbein eigentlich”, wollte Ron wissen, als es ihnen endlich gelungen war, seinen Korb so auf Harrys Koffer zu platzieren, dass er nicht dauernd drohte herunterzufallen.
“Ich glaube er ist für die Nacht nach draußen gegangen. Aber er weiß, dass wir heute losfahren und er wird sicher bald kommen”, antwortete sie ihm, worauf Ron verächtlich schnaubte und sich von ihr einen etwas garstigen Blick einfing.
Beim Frühstück verlief dann jedoch wieder alles friedlich und Hermine, Harry, Ginny und Ron waren bester Laune und freuten sich, als sie endlich, ungewöhnlicherweise sogar völlig stressfrei, den Fuchsbau verließen. Harry hatte scheinbar zwei gewöhnliche Muggeltaxis bestellt und, wie erwartet, waren die beiden Fahrer äußerst irritiert von ihren merkwürdigen Kunden und deren komischen Gepäck, doch sagten sie nichts.
Als sie die Koffer und Tiere samt Käfigen und Körben (Krummbein war inzwischen aufgetaucht) am Bahnhof Kingscross ausgeladen hatten und vor dem Durchgang zum Gleis neun dreiviertel standen, war es erst halb elf, wie Hermine überrascht feststellte.
“Naja, vielleicht bekommen wir dann endlich mal ein Abteil für uns, dass wir uns sogar aussuchen können”, meinte Harry lachend, als Hermine hatte verlauten lassen, dass es noch so früh war.
“Da ist was dran”, lachte Ron und schob den Wagen, auf dem Hermines und sein Gepäck gestapelt war durch die Absperrung und verschwand kurz darauf ebenfalls, dicht gefolgt von den anderen.
Das Gleis war so leer, wie sie es lange nicht erlebt hatten und so brachten sie erst einmal ihr Gepäck in den Zug. Sie wurden auf der Suche nach einem freien Abteil sofort fündig und nachdem sie ihr Gepäck verstaut hatten, gingen sie wieder hinaus aufs Gleis, um sich von Mrs. Weasley zu verabschieden.
“An Weihnachten sehen wir uns wieder”, schluchzte sie, als sie Ron in den Arm nahm, der keine große Begeisterung darüber zeigte.
“Ja, das ist Ronnys letztes Jahr”, flötete Ginny mit zuckersüßer Stimme und Hermine und Harry mussten lachen. Nachdem Mrs. Weasley Ginny und Harry umarmt hatte, bekam auch die überraschte Hermine eine kleine Umarmung und nach einem warmen Lächeln ihrerseits, machten sie sich wieder auf den Weg in ihr Abteil, da sich das Gleis allmählich füllte.
Dort mussten sie erst einmal das Fenster öffnen, da die immer heißer werdende Sonne den kleinen Raum aufgeheizt hatte und man das Gefühl hatte auf der Stelle zu zerschmelzen.
“Ron, wir müssen nachher auf den Gängen patrouillieren”, sagte Hermine, nachdem sie beim Losfahren des Zuges noch einmal Mrs. Weasley gewunken hatten.
“Hm”, brummte Ron, der den Kopf gegen das Fenster gelehnt hatte und vor sich hindöste.
“Weist du, was mich wundert?”, meinte er dann nach einiger Zeit, hob den Kopf und setzte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck auf.
“Was denn?”, wollte Ginny interessiert wissen, die auf Harrys Schoß lag und sich von ihm durch die Haare streicheln ließ.
“Warum sie dich nicht zur Schülersprecherin gemacht haben…”, fuhr er dann fort und sah die anderen ungläubig an.
“Bist du dir sicher, dass in dem Brief von Hogwarts nichts anderes dabei war?”, fragte Harry interessiert und sah Hermine erwartungsvoll an.
“Ähm, ich habe da nicht so genau nachgeschaut, glaube ich…”, antwortete sie etwas verlegen und fing an in ihrem Koffer herum zu wühlen.
“Ah, da ist er ja”, stieß sie nach einiger Zeit des Suchens erfreut aus und ließ sich samt des Briefes wieder in den Sitz sinken. Sie wollte den Brief gerade öffnen, da riss Ron ihn ihr aus der Hand und tat es selbst. Als er ihn umstülpte, kullerte ein goldener Anstecker in seinen Schoß.
“Aha!”, rief er und begutachtete den kleinen Gegenstand etwas näher. “Jap, eindeutig Schulsprecher!”
Er, Harry und Ginny grinsten Hermine an, der der Unterkiefer nach unten geklappt war.
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