von Xaveria
Und die Worte waren ausgesprochen, bevor sie sie aufhalten konnte. „Ich habe Sie berührt.“
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Severus Snape hatte das Schlimmste, was die Zauberwelt – oder jede andere Welt – darbieten konnte ertragen. Im Laufe seines Lebens hatte er sich darauf trainiert nichts zu offenbaren, weder Vergnügen, noch Schmerz, Angst, Hoffnung oder Verzweiflung. Alles konnte ausgenutzt, gegen ihn verwendet werden; All das war geschehen.
Es war am schlimmsten, wenn sie seine Hoffnung benutzt hatten.
Ja, er hatte sogar so viel wie die Frau, die vor ihm saß, ertragen, auch wenn sie von all dem nichts wusste.
Er hatte die Schläge erduldet, die man durchhalten musste, wenn man ein ehrenhaftes, großzügiges, sogar barmherziges Schweigen bewahren musste.
Die Perfektion von Severus Snapes Fassade hatte sich das letzte Jahrhundert nur durch die Geringfügigkeit des Dunklen Lords, Dumbledores unerträglicher Heiterkeit und Ronald Weasleys offenen Mutes, angepasst.
Die vier Säulen von Hermine Grangers Arbeit in den Dunklen Künsten.
Keiner Wunder, dass ihre Arbeit makellos war.
Reizend.
Aber dennoch...
Die Frau, die vor ihm saß, war wirklich gefährlich und für einen langen Moment herrschte Schweigen in der Bibliothek.
Sie konnte nichts in seinem Gesicht lesen – ein Nichts, das vollkommen war.
Ein Nichts, hinter dem sicherlich ihre Geschichte und die Geschichte der Welt mit erfahrenen Bewegungen und tadelloser Konzentration analysiert, bewertet, abgewogen und kombiniert wurde.
Sie wartete geduldig, ob er vor Wut brodeln oder ob eine Axt fallen würde, das wusste sie nicht, noch schien es ihr seltsamerweise etwas auszumachen.
„Mich berührt“, sagte er schließlich.
Sie nickte und weigerte sich seinen Blick zu treffen. „Es ist das einzig Neue, was ich seit... seit damals getan habe.“ Ihr Blick reiste zum Fenster, hindurch, über das blendende Sonnenlicht, wo es auf den Schnee fiel. Durch das blendende Licht konnte sie kaum den Wald ausmachen.
Er folgte ihrem Blick und konnte nichts außer den Wald und die sich darin verborgene Dunkelheit erkennen.
„Hermine“, begann er flüsternd. „Wie haben Sie Ihren Zauberstab zerbrochen?“
Sie drehte sich nicht zu ihm um. „Ich bin gefallen.“
Mit leiser, sogar sanfter Stimme, drängte er „Die Wahrheit, wenn ich bitten darf.“
Ihr Gesicht noch immer dem Fenster zugewandt, schaute sie schließlich zurück zu ihm. „Das ist die Wahrheit. Ich bin gefallen. Von...“ Sie verstummte und schaute zurück in das Licht. Es schien über das alte Glas zu flattern. „Es ist eine verdammte Metapher“, murmelte sie mit der Verzweiflung, die ein lebenslanges Unterrichten mit sich brachte.
Er sagte nichts.
„Ich habe ihn selbst zerbrochen.“ Ihre Stimme war beinahe ein blutleeres Flüstern, „wie Sie sehr wohl wissen.“ Die Kälte stieg von den Fenstern empor und auf seltsame Weise fand sie sich zu ihnen hingezogen, um ihre Wange gegen das kalte Glas in der blendenden Sonne zu drücken.
Sie rührte sich nicht, nur ihre Augen schlossen sich. Sie konnte noch immer das Licht durch ihre Augenlider sehen - das blendende Licht als ein Nachbild, welches sich von grün langsam zu rot wandelte.
Aber der rote Schein wuchs, wurde dann zu hell und sie blinzelte und richtete ihren Blick zurück auf den Mann, der noch immer gegenüber von ihr saß.
Sie saßen im Schatten, das Licht zwischen ihnen und der Schatten schien von der gewölbten Decke hinabzusteigen, sich zu sammeln, zu fallen und in ihren Augen konnten er ihren Scham und ihren Neid erkennen.
Und er war zutiefst und ungemein verunsichert.
Nicht von ihrem Neid; Nein, das verstand er.
Sondern, weil ihre Antwort, dass sie ihn berührt hatte, wahr war.
Interessant.
„Wie haben Sie all die Zeit über überlebt?“, fragte sie flüsternd, nicht sicher, woher diese Frage kam.
Seine Augen wanderten kurz zur Seite, bevor er antwortete. „Gewisse Versuchungen können am besten widerstanden werden, wenn man alleine bleibt.“
„Die Dunklen Künste?“, fragte sie nach und drehte sich wieder zu ihm um.
Er neigte seinen Kopf, als er zustimmte. „Unter anderem. Erfahrung verbiegt die Versuchung für jeden von uns etwas anders.“
„Jeden von uns?“ Hermines Verstand fing die Wörter auf und ihre Folgen innerhalb der Gruppe, für die sie ihr Leben gegen die Niederlage eingetauscht hatte, doch mit Mühe hielt sie ihre Stimme ruhig und fragte nur: „Anders? Wie?“
„Mit Ihrem ersten Vorstoß in die Dunklen Künste haben Sie die unberührte Vollkommenheit einer menschlichen Seele zerstört, Hermine. Können Sie sich untergeordnetere Flüche vorstellen, die jetzt Ihr Verlangen befriedigen würden?“
„Verlangen?!“, protestierte sie, aber er redete weiter.
„Nein, Sie haben sich instinktiv abgesondert gehalten. Eine weitere Seele zu berühren, würde eine zu große Versuchung für Sie bedeuten; Sie würden, zwangsläufig, denke ich, versuchen sie zu zerstören.“
„Folglich lieber 'alleine bleiben'.“ Sie prüfte sein Gesicht.
Er nickte, erwiderte ihren Blick, beobachtete sie dabei, wie sie sich für den nächsten Zug entschied.
Ihr Gewandt raschelte, als sie sich etwas näher zum Tisch lehnte. „Dennoch haben Sie gestern Abend gesagt, dass ich nicht hätte allein sein dürfen.“
„Vorbereitung ist nicht dasselbe wie das Nachspiel, Professor“, sagte er leise. „Und wenn ich Ihren zufälligen Plan vor der Schlacht gekannt hätte, dann hätte ich es für Sie getan.“ Oder versucht, erwiderte sein Verstand.
Sie sträubte sich. „Sie hätten nicht gewusst wie.“
Sie ist stolz darauf... „Ich versichere Ihnen, ich kann Anweisungen befolgen, wenn es meine Zwecke erfüllt.“
Reflexartig zog sich Hermines Bauch zusammen und sie konnte den Unglaube nicht aus ihrer Stimme verbannen. „Sie hätten zugelassen, dass ich es Ihnen beibringe?“
Zum ersten Mal seit ein paar Momenten kehrte die dunkle Belustigung in Severus Augen zurück. „Es ist weitaus wünschenswerter Anweisungen von einer Schülerin zu erhalten, als zuzulassen, dass irgendein Schüler solch ein Grauen begehen muss.“
„'Zulassen'?“, schoss sie zurück und beugte sich noch weiter nach vorne. „Als ob Sie mich hätten aufhalten können.“
Er kam ihrer Bewegung gleich, legte einen Arm auf den Tisch. „Täuschen Sie sich nicht, Hermine, ich hätte es tun können.“
Kühl zog sie eine Augenbraue hoch.
Jetzt. „Ich habe es getan, Hermine.“
Hermine blinzelte und runzelte dann mit der Stirn. „Sie haben was?“
Er hielt kurz inne und sagte dann lediglich: „Slughorn.“ Er lehnte sich zurück um eine etwas zwanglosere Position einzunehmen.
Jegliche Farbe wich aus Hermines Gesicht. „Erklären Sie sich, Snape.“
„Fast in dem Moment seines Todes haben Sie seine Seele zerstört.“
Hermine starrte auf den Raum zwischen ihnen.
„In Ihrem Schlaf, denke ich.“
In ihrem Kopf fegte eine Wirbelwind von halb erinnernden Bildern – kalt...Bäume... die Nacht... die Nacht von... Nein!... und der Mond... Ron... sein zugewandtes Gesicht.... „... und du wirst es wieder tun... bald...“ - und das Fundament des Schlosses schien zu schwanken, die Wände der Bibliothek neigten sich in einem verrückten, seltsamen Winkel - ... Rons totes Lächeln leer im Mondlicht... „Du weißt, dass du es willst...“ -
„Nein!“, schrie sie laut, zupackende Hände umklammerten den Tisch. „Nein!“
Als er sah, wie ihr Blick den Fokus verlor, zuckten Severus Hände und unbewusst berührte er den Tisch, etwas von dem Schwindel, der sie übermannte, kennend, als das Wort „Feigling“ verboten in seinen Ohren hallte, als ob es von dem plötzlichen Taumel von Hermines Verstehen von der Basis seiner Erinnerungen losgeschüttelt wurde.
Er zwang seinen Kopf sich zu beruhigen und ihren Frieden zu finden.
In dem Echo ihres Schrei, da spürte er mehr als dass er die entfernte Flucht durch den Kamin aus dem Büro der Bibliothekarin hörte.
Als das Hallen schließlich verstummte, hatte ihr Blick noch immer nicht seine Klarheit zurückgewonnen. „Atme, Hermine“, flüsterte er.
Erneut schloss sie ihre Augen, spürte wie sich die Tischkante an ihren Fingernägel absplitterten.
Atme? Wer hat das gesagt? Atme... Also gut. Ich sollte mich darauf konzentrieren, dachte sie, als sie mit ihrem Daumen eine grobe Spur in die Tischoberfläche rieb.
Als sich ihre Atmung wieder normalisiert hatte, lag die Trägheit ihrer Augen schwer in seiner Brust.
„Fast?“, sagte sie schließlich so, als ob sie durch eine Wand hindurch sprechen würde.
„Fast was?“, fragte er nach und versuchte sehr ruhig zu bleiben.
„Sie sagten 'Fast in dem Moment seines Todes'“ Ihr Mund bewegte sich merkwürdig, als ob der Geschmack der Sprache neu für sie war.
„Ah... ja“, bestätigte Severus vorsichtig, als ob sie explodieren würde, wenn seine Stimme zu nahe nachhallen würde. „Als Sie...“
Sie schloss ihre Augen und nickte.
Severus kam ihrem unausgesprochenen Wunsch nach und unterließ es die Worte auszusprechen, die ihr Verbrechen benennen würden. „Er war noch nicht ganz tot gewesen.“
Der Schatten in ihren Augen wurde noch dunkler, ihre Stimme noch hohler. „Und woher wissen Sie das?“
Ihre Resignation war fast mehr als er ertragen konnte. Wieder schien von der Decke das Wort „Feigling“ hinunter geflüstert zu werden, mit dem lang verstorbenen Geruch des Feuers in Hagrids Hütte, dem Heulen eines Tieres, welches in den Flammen gefangen gewesen war. „Poppy hatte mich augenblicklich gerufen.“
„Also habe ich ihn mit einer zerstörten Seele am Leben gelassen?“
„Ja und nein. Er wird nie mehr reden können...“ Severus zögerte, schaute auf das Pergament vor ihr. „Sein Körper könnte bereits angefangen haben zu verwesen.“
Hermines Mund öffnete sich leicht und sie drückte sich vom Tisch zurück. Ihre Stimme war dünn, angespannt. „Weiß er es? Ist er bei Bewusstsein?“, verlangte sie zu wissen. „Severus, kann er es fühlen?“
„Ich hoffe es wirklich nicht, Hermine.“
„Wie können wir es herausfinden... uns sicher sein?“, keuchte sie, jedes Wort vom Schock abgehakt.
„Das können wir nicht. Wir könnten ihn fragen, aber er kann jetzt nicht mehr sprechen, um die Frage zu beantworten, selbst wenn er die Antwort wüsste.“ Er starrte eingehend auf das Pergament vor sich, außer Stande – er, der Dumbledore in die Augen gesehen hatte, bis sein Körper verdreht über die Brüstung gefallen war, war er außer Stande Hermine Granger anzusehen.
Er schluckte. „Dafür gibt es einfach keine Worte, Hermine.“
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Der winzige Geist saß ausdruckslos vor Hermines Spiegel, ihr Haar offen, lang, gewellt, spiegelte ein leichtes blaues Schimmern von einem schon längst nicht mehr warmen Feuer wieder, das nur noch eine Spur von richtigen Flammen trug.
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Hermines Verstand webte die dünnen, zerbrechlichen Gedankenstränge zu einem feinen, unwirklichen Tuch und nach etwas suchend, wo sie es anbringen konnte, fragte sie: „Wenn ich... das Horace in meinem Schlaf angetan habe, was hat mich aufgehalten? Warum habe ich es nicht noch einmal versucht?“
„Ich habe auf keines davon eine Antwort, Hermine. Aber Sie können beruhigt sein, Sie können ihn jetzt nicht berühren.“
Sie sah für einen Moment verwirrt aus, aber erinnerte sich dann an seine früheren Worte. Ihr Blick füllte sich mit einer undefinierbaren Wärme – Hoffnung, Angst, Mut und Schuld, alle kämpften auf ihrem durchsichtigen Gesichtszug gegeneinander, sie starrte ihn fassungslos an. „Severus. Was haben Sie getan?“
„Ich habe das Stück der Seele, das Sie erschaffen haben, genommen und wieder in seinen Körper zurückgelegt.“
„In seinen Körper?“
Seine Stimme brach in der Luft. „Besser das als der Bettpfosten, Hermine, mit Poppy lediglich ein paar Zentimeter entfernt von mir stehend! Sie ist keine Metaphysikerin, aber ich versichere Ihnen, sie ist weder dumm noch blind. Der gleiche Diagnostikzauber, der ihr sagt, dass Horace sowohl lebendig als auch tot ist, würde zweifelsohne zeigen, dass der Bettpfosten plötzlich lebendiger war, als noch vor dem Moment, bevor ich das Zimmer betreten hatte!“ Seine Nasenflügel flatterten leicht und obwohl sein Gesicht ernst blieb, so konnte Hermine doch irgendwie eine Spur von Trauer um seine Augen herum erkennen.
Leicht überwältigt fragte sie: „Woher wussten Sie wie?“
„Ihre -“, begann er, aber sie hatte bereits ihre eigene Frage beantwortet.
„Meine Nachforschungen, natürlich.“ Schwach und geschlagen sackte sie in ihrem Stuhl zusammen, untersuchte sich selbst in der Erwartung Abscheu zu finden.
Was sie getan hatte war zu viel; Jedes Mal, wenn sie nach einem Weg griff, das zu benennen, was sie fühlte, schien sich das Schloss unter ihr zu entfernen, ließ sie mit der Frage zurück, wie die Bücher mit einer so seltsamen Gravitation unter ihnen vernünftig in ihren Regalen stehen bleiben konnten.
Ihre Erinnerung griff wieder nach etwas Festen und sie konnte nur eine ihrer fallenden Gefühle mit absoluter Sicherheit benennen.
Dankbarkeit.
Ihr Blick suchte den seinen und traf in ihm eine eisige Wärme, eine glitzernde Helligkeit, die keinerlei Licht reflektierte.
Ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern, formte die Worte: „Warum, Severus?“
Er sah sie einen Moment zu lange an, bevor er leicht rutschte und bemerkte. „Es war die Handlung eines Augenblickes. Instinkt.“ Er hielt inne. „Loyalität, vielleicht.“
„Für...“
Mit einem Ellenbogen auf den Tisch gelehnt, die Finger an seine Lippen gelegt, zögerte er abermals, bevor er andeutete: „Vielleicht für mich als Kind.“
„Vielleicht“, warf sie zurück.
Es war eine Flucht und beide wussten es.
„Begleichen Sie Ihre Schulden immer mit sich selbst, Severus?“, atmete sie aus und richtete sich etwas in ihrem Stuhl auf, ihre Haarsträhne fiel unbeachtet gegen ihren Hals.
Seine Finger hielten in seiner Bewegung inne.
„Nun, ich muss es irgendwie wieder rückgängig machen“, sagte sie etwas angeregt nach ihrer Feder greifend.
Er ließ seine Hand auf den Tisch fallen. „Es kann nicht mehr rückgängig gemacht werden.“
Als sie ihre Feder in die Tinte tauchte, wischte sie das Unmögliche mit der anderen Hand fort. „Dann sollte ich es beheben.“
Seine Position auf dem Stuhl so verändernd, dass er seine Beine vor sich ausstrecken konnte, fragte er: „Wissen Sie wie?“
„Nicht auf Anhieb, nein.“ Ein seltsam schiefes Lächeln zeichnete Hermines Gesicht. „Aber wann hat mich das jemals aufgehalten?“
Er wusste, dass es nur eine Sache gab, die getan werden musste, und sie hatte sie bisher noch nicht erkannt.
Er beobachtete, wie sie ihre Feder langsam drehte, bereit um zu schreiben, um ihre Gedanken zu organisieren, aber sie griff nicht nach einen der Bände oder Rollen, die ordentlich neben ihr lagen.
Sie drehte die Feder erst in die eine Richtung, dann in die andere, drei Mal.
Dann stoppte es.
„Sie haben es gesehen.“
Ihr Blick starr auf die Spitze ihrer Feder gerichtet, nickte sie. Der Winkel der Sonnenstrahlen hat sich verändert und die Staubpartikel über ihnen funkelten nicht mehr.
„Sind Sie bereit es zu tun?“
„Ihn zu töten, meinen Sie?“
„Ja.“
Sie saß schweigend da.
Für eine sehr lange Zeit.
Dann legte sie ihre Feder nieder und nickte.
Er beugte sich nach vorne, eine unverkennbare Dringlichkeit lag in seiner Stimme. „Sie müssen dafür noch weiter in die Dunkelheit vorstoßen.“
„Ich sollte es nicht mit Magie tun, Severus.“
„Ah... Hermine, Sie können einen Horkrux nicht umkehren, indem Sie ihn mit einem Kissen ersticken.“
„Oh... nein, natürlich nicht.“ In den Schatten, die tiefer zwischen ihnen wurden, als die Sonnenstrahlen in einem anderen Winkel durch das Fenster fielen, vergrub Hermine ihren Kopf in ihren Händen.
„Dann sind Sie entschlossen?“, fragte er.
Ihr Kopf schoss nach oben und ihr Blick blitzte durch das trübe Licht. „Besser als zu erlauben, dass Sie es für mich tun“, sagte sie.
Seine Hände flogen zu der Tischkante zurück. „Hermine – Ich bin mir nicht sicher, ob Sie verstehen, was das bedeutet.“
„Ich bin mir sicher, dass ich es nicht verstehe, aber...“
„Und trotzdem sind Sie bereit? Sie müssen verstehen, dass das hier anders sein wird, Hermine. Sie werden die Dunkelheit umarmen müssen – nicht mit den Reflexen eines Kindes, das dabei zusieht, wie die Welt um es herum stirbt, sondern bewusst. Als eine Entscheidung.“
Ihr Kopf lag wieder in ihren Händen, aber sie nickte.
Die Feder nehmend, fuhr er mit einem Finger über ihren Rand. „Können Sie sich noch daran erinnern“, begann er, „was für ein Gefühl Sie hatten, bevor Sie den Zauber gesprochen haben?“
Durch ihre fallenden Haare, beobachtete sie seine Finger und schüttelte ihren Kopf, als sie sich aufrichtete. „Nein. Ich... ich könnte es, denke ich, wenn ich es versuche, aber nein.“
„Das ist nicht nötig“, sagte er mühelos. „Es wäre ganz nützlich gewesen, aber nur als eine Ausgangsbasis. Im günstigsten Fall sind meine Erinnerungen an diese Nacht verworren.“ Er drückte die Spitze der Feder in seinen Finger und beobachtete die Delle, die sie zurückließ, nur um die Bewegung erneut auszuführen, als ob er das Ergebnis eines komplizierten Experimentes überprüfen wollte. „Selbst wenn Sie das Verlangen aufbieten ihn zu töten, Hermine – und es gibt keinerlei Zweifel, dass dies alles ist, was getan werden kann – wird Sie der Zauber so zerbrochen, so verlangend, so leer... wie...“ Er konnte den Satz nicht beenden und legte die Feder nieder. „Sind Sie bereit Askaban zu riskieren? Um es wieder richtig zu machen?“
In einem Nachhall einer Hermine, die ihre Freunde erkannt hätten, hob sie ihr Kinn und erklärte: „Es sieht wohl so aus, als ob ich keine Wahl hätte.“
Er suchte in ihrem Gesicht, nicht sicher, nach was, suchte nach dem, von dem er annahm, dass er es sogar bewundern würde – und in ihrer außergewöhnlichen Ruhe fand er Angst, Reue und Entschlossenheit. Kein Zögern, nicht im Geringsten, aber da war noch etwas...
Erleichterung.
Und auf einmal wusste er, dass es für sie beide keine Rettung mehr gab.
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