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Fanfiction

No Loyalty in the Moonlight - Tal der Schatten

von Xaveria

 
 
Es war schon unangenehm genug gewesen, auch ohne seine blutende Hand.
 
 
Vier dunkel gekleidete Figuren gingen ihre eigenen Wege die Treppe hinunter.
 
In dem niedrigen Treppenhaus hallten ihre Schritte laut. Hermine vernahm jeden Schritt als eine einfache Frage, gesprochen in das Schweigen.
 
Nicht ein Schritt beantwortete eine davon.
 
Außerhalb der Zeit.
 
„Wenden Sie sich nach links und dann weiter den Korridor hinunter“, erklärte Severus Shriver und Billings, welche die unterste Stufe erreicht hatten.
 
Hermine hielt inne, um auf Severus zu warten, damit er mit ihr aufschließen konnte. In einem Flüstern, leise genug, dass es in den Echos verschwand, sagte sie: „Sie wollen mich heute Abend verhaften. Billings ist ein Auror.“
 
Severus warf ihr einen fragenden Blick zu. „Kein Unsäglicher?“
 
„Seine Noten waren zu schlecht.“
 
Nickend verstaute er diese Information.
 
Als sie aus dem Treppenhaus trat, sah Hermine, dass sich die Fackeln nur dann entflammten, wenn die Zauberer des Ministeriums sich ihnen näherten, erloschen, wenn sie sie passiert hatten. Sie und Severus folgten, eingehüllt im Schatten.
 
Als eine Fackel zischend links neben seinem Ohr erlosch, zuckte Billings zusammen.
 
Hermine schielte zu Severus hinüber. Sein Blick, vor dunkler Belustigung tanzend, blieb starr auf Shriver fixiert.
 
Mit dem endlosen Korridor vor ihr, jede Fackel auflodernd und erlöschend, schienen ihre Schatten sie voranzutreiben, winkend, einladend, spürte Hermine irgendwie das sichere und absolute Gewicht der massiven steinernen Gewölbe des Schlosses, spürte sie es irgendwie über ihr – Stockwerke höher – aufsteigen.
 
Endlich leuchtete die letzte Fackel auf, offenbarte die Tür zu Slughorns Gemächern. „Ab hier geht’s nicht weiter“, flüsterte Severus und ließ die letzte Fackel leuchten.
 
Die Zauberer des Ministeriums hielten an und drehten sich zu ihnen um.
 
Als Severus und Hermine an der letzten Fackel vorbeigingen, fielen ihre Schritte zusammen, ihre Schatten zogen sich bis zu den Gesichtern der Zauberer.
 
Shrivers Lippen kräuselten sich. „Ein wenig dramatisch hier mit den Fackeln, Snape. Andererseits haben Sie schon immer die Dunkelheit bevorzugt.“ Er bewegte seinen Mund, als ob er den Geschmack von etwas genießen würde.
 
Severus ausdrucksloser Blick fuhr zu Shrivers Zauberstab. „Das Wort, welches Sie anscheinend vergessen haben, ist Lumos.“
 
Die Nasenflügel des Unsäglichen flatterten einmal, aber er erwiderte nichts, sein Mund noch immer in Bewegung.
 
„Sir?“, fragte Billings flüsternd mit einem Nicken zur Tür. „Eigentlich darf uns nur der Schulleiter erlauben, irgendwelche privaten Gemächer zu betreten oder zu verlassen.“
 
Die ungesunde Bewegung seines Gesichtes stoppte. Shriver legte seine Stirn in Falten, und schaute dann zu Hermine. „Die Professorin muss ausreichen.“
 
„Sir?“, wiederholte Billings.
 
„Klopfen Sie einfach an, Billings“, befahl Hermine leise.
 
Er gehorchte.
 
Sie hörten alle Poppys gedämpftes „Kommen Sie herein“ und Billings hielt für die anderen die Tür auf. „Ich befürchte, Sie müssen draußen warten, Mr. Snape“, sagte er. „Das Prozedere.“
 
Im Fackelschein lächelte Shriver – ein langsames, öliges Lächeln. Seine Augen funkelten triumphierend und erneut erblickte Severus seinen Hunger.
 
Er riskierte es. Den Unsäglichen streifend, betrat Severus den Raum, sein Mantel kräuselte sich, als er sich elegant umdrehte, sein Blick bohrte sich in Shrivers Rücken.
 
Sich zwischen Hermine und Severus wiederfindend, stand Shriver vollkommen regungslos dar.
 
„Ich denke, Sie würden sich wohler fühlen, wenn Sie nicht zwischen uns stehen müssten, Mr. Shriver“, flüsterte Hermine. „Ich gebe Ihnen mein Wort, ich werde Sie nicht von hinten verhexen.“
 
„Ihr Wort?“, schnaubte Shriver.
 
„Ich habe solch ein Versprechen nicht gegeben“, beobachtete Severus hinter ihm.
 
Mit einem finsteren Blick drehte sich Shriver abrupt in dem Raum um.
 
Hermine folgte, ein kleiner Schatten im Fackelschein.
 
Billings schloss die Tür hinter ihr.
 
Das Klirren des einrastenden Riegels hallte durch den leeren Korridor.
 
---
 
 
Billings leises Klopfen hatte Poppys stumme Nachtwache gestört. Sie hatte eine Störung erwartet, entweder von Severus oder dem Ministerium, aber als Severus den Raum betrat, nur um lautlos zurückzuschnellen, schnappte Poppy nach Luft.
 
Sie wurde daran erinnert, dass sie ihn nie bei einem Duell gesehen hatte, aber erkannte, dass sie es bald tun würde.
 
Severus wich zurück, um einem älteren Zauberer Eintritt zu gewähren, gefolgt von Hermine.
 
Alle drei zerplatzen bald vor roher Anspannung, ziemlich gereizt, um nach einer Entschuldigung zu suchen, den Zauberstab zu ziehen.
 
Nicht während meiner Wache, dachte Poppy und war augenblicklich auf den Beinen. „Ich gehe davon aus, dass mir das einer von Ihnen erklären wird.“
 
Billings und Shriver holten beide Luft, um zu sprechen, aber Severus Stimme glitt seidig durch die Schatten. „Madam Pomfrey, entschuldigen Sie die Störung – und die Art und Weise.“
 
Von seinem Ton aus bemaß Poppy, wo er die Schuld suchte.
 
„Ja?“, wandte sich Poppy an Shriver und strich ihre Robe glatt. Ihre Hand glitt über die Tasche, in der Minervas Ring lag und sie spürte etwas – einen Funken, etwas Warmes - sie war sich nicht sicher, was es war, aber sie wusste, was es bedeutete: Das Schloss hatte einen neuen Schulleiter gewählt und diese Person befand sich in der Nähe. Ihr Blick flog instinktiv zu Severus. Würde das nicht neuen Wind in das Ministerium bringen? Nun denn, mit ihnen hier am herumschnüffeln… war es wohl das Beste erst einmal nichts zu sagen.
 
Als Shriver vortrat, blieb Billings bei der Tür stehen und versperrte somit gekonnt jeglichen Fluchtweg. „Madam Pomfrey“, begann Shriver, „Sie sind, wie ich vermute, die Heilerin an dieser Schule?“
 
„Natürlich bin ich das.“
 
Shrivers Blick glitt hinüber zu der Gestalt von Horace Slughorn. „Sagen Sie, Madam, ist es Ihre gewöhnliche Ausübung neben denen, die bereits verstorben sind, Nachtwache zu halten?“
 
Poppy schnaubte leise.
 
„Eine Antwort, wenn Sie so freundlich wären.“
 
„Wenn dies eine formelle Befragung ist, Mr…“
 
„Shriver“, bot Hermine leise an. „Er war der Leiter der Gruppe, die sich mit uns nach Godric's Hollow befasst hat.“
 
Poppy warf Hermine einen erschrockenen Blick zu, bevor sie sich an den Unsäglichen wandte. „Mr. Shriver, dann also. Wenn dies eine formelle Befragung ist, was ist dann der Grund?“
 
„Könnten Sie uns bitte die Umstände um den Tod der Schulleiterin Minerva McGonagalls herum beschreiben?“
 
Poppys Hand fuhr über ihre Tasche. Wieder dieser Funken von etwas. „Sie hatte seit Jahren ein schwaches Herz gehabt – wie ich es bereits offiziell unter Eid verfasst habe.“
 
„Ich spreche von ihrem tatsächlichen Tod, Madam, nicht von ihrem Zustand.“ Ein herablassendes Lächeln. „Gab es da irgendwelche…hm…ungewöhnlichen Zustände?”
 
Etwas an die Art und Weise wie er “ungewöhnlich” sagte, ließen Poppys Nackenhaare sich aufrichten. „Ungewöhnlich?“, wiederholte sie frostig. „Das einzige Ungewöhnliche daran war, dass es so lange hat auf sich warten lassen.“
 
Von Shrivers Gesicht ging pure Skepsis aus und wieder das herablassende Lächeln.
 
Poppy sträubte sich. „Wenn dies der Grund ist, warum sie gekommen sind, dann befürchte ich, dass Sie ihre Zeit verschwendet haben.“ Etwas in ihrer Stimme fügte ein „Und meine“ hinzu.
 
„Madam Abbott hat uns ziemlich ausführlich über den Verdacht von Anwendung der Dunklen Künste an dieser Schule informiert.“
 
„Die Dunklen Künste?“ Poppy vertraute ihren Augen nicht mehr. Sie kam um das Bett herum, stellte sich zwischen Shriver und ihrem Patienten. „Die Dunklen Künste waren nicht ein Teil von dem Tod der Schulleiterin, Mr. Shriver. Da bin ich mir ganz sicher.“
 
Als sich die Heilerin in den Vordergrund stellte, erwiderte Severus die Bewegung. Einen halben Schritt brachte ihn näher an Hermine, ließ für sie beide genug Raum zur Gegenwehr. Ein kleines Flattern in Shrivers Blick offenbarte, dass seine Bewegung nicht unbemerkt geblieben war.
 
„Ihre Sicherheit ist genau der Grund, wieso ich Sie, natürlich nur mit Ihrem Einverständnis, auf Spuren von Dunkler Magie hin untersuchen muss; insbesondere den Imperius-Fluch.“
 
„Zweifeln Sie meine professionelle Beurteilung an?“
 
„Natürlich nicht, Madam“, antwortete Shriver abschätzig, als er nach seinen Zauberstab griff. „Aber wenn es den Verdacht auf einen Verstoß gibt, dann befindet es das Ministerium für das Beste, wenn wir uns absolut sicher sind.“
 
Poppy konnte nicht länger ihren Blick kontrollieren, welcher von Severus – eine Säule voller angesammelter Anspannung – zu Hermine – seltsam klein, schon fast unsichtbar im Schatten – raste. Die Heilerin versuchte sich zu sammeln. „Wollen Sie mir damit sagen, dass Sie aufgrund eines vollkommen normalen Todes – einer der erwartet gewesen war – mitten in der Nacht aus London gekommen sind, um Ihre schillernden Erkennungszauber an einem Ort der Ruhe herumzuwerfen?“ Poppy schnaubte. „Äußerst…fadenscheinig.“
 
Billings verlagerte unsicher sein Gewicht.
 
Shriver hob lediglich seinen Zauberstab. „Wenn Sie dann soweit sind?“
 
Poppy spürte, wie die Luft aus ihren Lungen gestoßen wurde. Was für ein fieser Kerl, der… Entschlossen war Professor Granger zu vernichten, Unrecht oder nicht… „Sie werden es mit oder ohne meine Erlaubnis tun, nicht wahr?“
 
„Es ist nur für Ihre eigene Sicherheit und Ihren Seelenfrieden, Madam.“
 
„Beide waren in einem bedeutend besseren Zustand, bevor Sie eingetroffen sind.“
 
Als Shriver keine Anzeichen machte, seinen Zauberstab zu senken, öffnete sie ihre Arme. „Dann machen Sie schon, aber beeilen Sie sich zumindest.“
 
Der Unsägliche konzentrierte sich und begann eine leise Beschwörung. Ein dicker Strahl aus dickflüssigem Rauch strömte aus der Stabspitze.
 
Sehr wohl wissend, was Shrivers Zauber offenbaren würde, zog Severus einen Vorteil aus der momentanen Ablenkung des Mannes und schielte hinüber zu Hermine.
 
Sie stand irgendwie alleine in dem zunehmend stickigen Zimmer, schien unberührt von der dichten Luft und dem dicken Rauch.
 
Als ob sie seinen Blick auf sich spürte, drehte sie leicht ihren Kopf in seine Richtung und nickte knapp, als ob sie sagen wollte: „Ich bin bereit.“
 
Es kommt. Auch wenn sie es nicht sehen konnte, erwiderte er das Nicken.
 
Der Rauch stieg von Shrivers Zauberstab auf, eine einzige gewaltige Säule, die sich in vier wellenförmige Stränge trennte. Jeder Strang wickelte sich auf, bereit zuzuschlagen.
 
Shriver fuhr mit seinen Zauberstab hoch. Ein rauchiger Strang schoss fast faul um den Unsäglichen selbst, wickelte sich langsam um seinen Hals. Auf eine knappe Geste hin, verschwand der Strang.
 
Zwei der Stränge schossen geradewegs auf Hermine und Severus zu, umrundeten ihre Hälse und tauchten ihre Gesichter in ein gespenstisches Leuchten.
 
Der vierte jedoch schwebte unsicher über Horace Slughorn. Langsam legte sich der Mantel des Rauchs, verflachte und legte sich wie eine Hülle über seine Gestalt.
 
Niemand wagte zu atmen, als Shriver an Poppy vorbeirauschte, um neben dem Bett stehen zu bleiben. Zweimal fuhr der Unsägliche mit seinen Zauberstab über die ehemalige Gestalt des Professors, jedes Mal zögerte er über seinem Herzen, wo der verwelkte Blumenstängel lag, der der stille Tribut des winzigen Geistes gewesen war.
 
Letztendlich runzelte Shriver seine Stirn und richtete seinen Zauberstab direkt auf Slughorns Brust, murmelte eine kurze, schroffe Beschwörung, eine Beschwörung, die nur einen Zweck diente: einen Horkrux zu identifizieren.
 
Plötzlich richtete sich Billings auf.
 
Shriver drehte sich zu Hermine um, sein Gesicht eine anzügliche Maske des Triumphes, seine Stimme schien die Winde von Askaban zu tragen. „Also.“
 
Hermine hob ihr Kinn und antwortete nicht, ihr Blick funkelte in einer wachsenden Herausforderung.
 
„Diese verwelkte Blume dort ist ein Horkrux, Heilerin“, sagte Shriver knapp, ohne seinen Blick von Hermine zu nehmen.
 
Hermines Blick war reserviert, aber dahinter fühlte Severus eher, als dass er das Ausmaß jahrelangen unterdrückten Wartens erkennen konnte, nur ein Warten.
 
Geben Sie ihr einen Vorwand, Sie Bastard.
 
„Ein Horkrux?“ Poppys Stimme zitterte, aber sie stand entschlossen an dem Bett. „Das ist unmöglich. Der Professor wurde nicht umgebracht – er ist eines natürlichen Todes gestorben.“
 
„Ein weiteres schwaches Herz?“, hauchte Shriver, seine Augen funkelten, als er Hermine anstarrte. „Eine ziemliche Epidemie von ‚natürlichen Todesursachen‘, Heilerin. Das haben Sie auch eidlich festgehalten, nicht wahr?“
 
Poppy ereiferte sich, aber es gab kein Irrtum in seinem Ton: keine Dokumente waren für Horace Slughorn ausgefüllt worden und er wusste es.
 
Severus ging dazwischen. „Wie Ihre beiden Kollegen ohne jeglichen Zweifel von Minervas Portrait erfahren werden, können sowohl die ehemalige Schulleiterin und ich bezeugen, dass Horace Slughorn nicht umgebracht wurde.“
 
„Ihre Aussage ist natürlich ohne Tadel, was, Snape?“
 
Weder Severus noch Poppy entging die Tatsache, dass die Stimme des Unsäglichen sich verdickt hatte, heiser wurde, seitdem er den Horkrux entdeckt hatte. Severus verlagerte sich vorsichtig.
 
Billings hustete. „Entschuldigen Sie, Sir, aber…“
 
„Verhafteten Sie sie“, befahl Shriver knapp.
 
„Welche?“, fragte Billings.
 
„Die mit der Schlinge aus Rauch um ihren Hals. Die, die mit den Dunklen Künsten befleckt ist.”
 
Billings machte sich bereit, aber ging nicht zu Hermine hinüber. „Natürlich, Sir, aber ich muss den genauen Anklagegrund wissen.“
 
„Mord.“
 
„-ier wurde kein Mord begannen“, sagte der Blutige Baron, der mit Neville und dem winzigen Geist durch die Wand geflogen kam. „Wie alle Geister bezeugen können. Die Unverzeihlichen Flüche werden in den Knochen des Schlosses aufgezeichnet.“ Er schnaubte geringschätzig. „Dies hier ist eine Schule.“
 
Shriver hatte nicht bemerkt, dass Hermine ihre Augen aufgerissen hatte – immens weit – noch hatte er die Tränen gesehen, die über ihr Gesicht liefen, als sie zum ersten Mal seit über zwanzig Jahren in das Gesicht von Neville Longbottom blickte. „Die Aussage von Geistern ist problematisch“, bemerkte Shriver regungslos, „da sie ihre Aussage nicht unterzeichnen können.“
 
„Ich kann es“, entgegnete der Baron. „Die Kleine hier ebenso.“
 
„Neville?“ Hermines Stimme hallte in dem kleinen Zimmer. „Neville?“
 
„Billings!“, bellte Shriver. „Verhafteten Sie sie auf der Stelle.“
 
„Hi, Hermine“, winkte Neville.
 
„NEVILLE!“, Hermine flog an Billings vorbei, die rauchenden Stränge um ihren Hals, die sie als Dunkel gebrandmarkt hatte, schwebten vergessen von ihrem Hals. Sie öffnete ihre Arme, aber hielt dann inne. „Ich - oh, Neville“, sagte sie, ihre Stimme erstickt von Tränen. „Ich habe gedacht, ich hätte dich verloren.“
 
„Nun, irgendwie hast du das auch“, sagte Neville, sein Gesicht erhellt von einem kleinen Lächeln. „Für eine Weile zumindest.“
 
Hermine spürte ein leichtes Ziehen an ihrem Ärmel und blickte hinab, um ein kleines, offenes Gesicht zu sehen, welches schüchtern unter einer Decke von durchsichtigem Haar zu ihr aufschaute.
 
„Hallo“, sagte Hermine.
 
Der winzige Geist winkte.
 
Hinüber zu Neville schielend, kniete sich Hermine hin. „Du kannst mit fester Materie interagieren?“
 
Ein verwirrter Blick zeichnete das Gesicht des kleinen Geistes.
 
„Du kannst schreiben - und an meinem Ärmel ziehen?“
 
Der kleine Geist nickte.
 
„Dann… wenn es dir nicht allzu viel ausmacht, könntest du dann Neville etwas von mir geben?“
 
Ein schüchternes, vertrauendes Lächeln erschien auf dem Gesicht des kleinen Geistes und sie nickte.
 
Hermine öffnete ihre Arme und der winzige Geist flog hinein, umarmte sie innig, fror die Tränen auf ihren Wangen ein.
 
Dann schoss der kleine Geist zu Neville und umarmte ihn mit solch einer Kraft, dass sie beide nach hinten gestoßen wurden.
 
Dann errötete sie leicht, ihre Form verschwamm, als sie schweigend zu kichern begann.
 
Neville fuhr durch ihre Haare. „Ist schon okay. Ich hab’s verstanden.“
 
Sie errötete noch mehr, ihre gesamte Form nahm die violette Farbe der Lieblingstinte der Professorin an, ein einziger Tropfen, verdünnt durch zweiundzwanzig Jahre voller Tränen.
 
Shriver räusperte sich. „Wie rührend. Nichtsdestotrotz-“
 
Hermine ignorierte ihn, ihr Blick war erstaunt auf Neville gerichtet. Sein Gesicht war von der Überzeugung gefüllt, die er immer getragen hatte – dass sie einen cleveren Weg durch die Schwierigkeiten, die sich vor ihr auftun mochten, planen würde.
 
Aber Hermine plante nicht. Sich aufrichtend, sagte sie einfach: „Es tut mir leid, dass ich dich nicht retten konnte, Neville.“
 
„Nun“, begann er, „ich denke, du hattest etwas wichtigeres zu tun, oder?“
 
Hermine nickte langsam.
 
„Und was immer es gewesen war, es hat funktioniert – und natürlich hatte es das, denn du hast es dir ausgedacht.“
 
„Nicht nur ich“, sagte sie, aber der Hauch eines Lächeln, der einst die Freude über ihre eigene Intelligenz offenbart hätte, kreuzte ihr Gesicht und Neville erkannte es.
 
„Vielleicht nicht nur du, aber ich weiß, dass es deine Idee gewesen ist“, erwiderte er sanft.
 
„Ron hatte auch etwas damit zu tun, Neville.“ Sie konnte seinen Blick nicht treffen.
 
„Und es hat euch beide einen immensen Preis gekostet, nicht wahr?“
 
Sie blickte auf und sah in Nevilles Augen, was sie nie gehofft hatte dort wiederzusehen.
 
Vertrauen.
 
Er lächelte traurig.
 
Mit einem letzten erstaunten Blick richtete sie sich auf und wandte sich an den Unsäglichen. Ihre leise Stimme fegte wie Seide auf Stein. „Sollen wir es jetzt tun, Shriver?“
 
„Billings, nehmen Sie sie in Gewahrsam“, befahl er.
 
Billings schritt nach vorne, sein Zauberstab war auf ihren Hals gerichtet. „Professor-“
 
„Ihren Namen, Billings“, bellte Shriver.
 
„Entschuldigung – Hermine Granger, im Namen des Zaubereiministeriums verhafte ich Sie wegen…“ Er schielte zu Shriver. „Ich weiß noch immer nicht den-“
 
„Begehung eines unsäglichen Verbrechens“, lieferte er die Antwort.
 
„Sie hat solch ein Verbrechen nicht begannen!“, fand Poppy schließlich ihre Stimme wieder. „Sie haben gesehen, dass ich nicht unter dem Imperius-Fluch stand und Horace Slughorns Tod wurde durch eine schleichende Krankheit verschuldet – hier wurde kein Mord begannen!“
 
„Billings!“, befahl Shriver, während sich sein Gesicht verdüsterte.
 
„Wie dumm.“ Hermines Stimme glitt nach Hause in die Dunkelheit und ihre Augen funkelten mit Erinnerungen an Rons Seele im Mondlicht. „Wie außerordentlich dumm von Ihnen, erneut mein Schweigen vorauszusetzen.“
 
„Raus“, befahl Shriver Billings.
 
„Sir?“
 
„Sofort.“
 
Der Auror verschwand, schloss die Tür leise hinter sich.
 
Hermine blickte noch immer Shriver an. „Sie überraschen mich, Shriver.“
 
„Warum?“
 
„Dass Sie den gleichen Fehler wie Voldemort begehen. Mich zu unterschätzen war das, was ihn umgebracht hat. Lustig, dass Sie, Sie, obwohl Sie wissen, zu was ich im Stande bin, genau denselben Fehler begehen.“ Hermines Mundwinkel zuckten spöttisch. Sie deutete mit ihren Kopf auf die Tür, die Billings gerade geschlossen hatte. „Der junge Auror könnte für Sie zum Problem werden, würde ich sagen.“
 
„Er wird das tun, was ihm befohlen wird.“
 
„Vielleicht.“ Sie schürzte ihre Lippen. „Aber die Sache, die die Menschen bei Hufflepuffs übersehen ist die, dass sie nicht immer folgsam sind. Geben Sie ihnen einen Grund, ihre Loyalität in Frage zu stellen und…“ Sie ließ die Worte in der Luft hängen. „Nein. Für diese Art von Blindheit wird jedes Mal ein Gryffindor ausgesucht.“
 
„Sie wussten, dass er ein Auror war.“
 
Ihr Schulterzucken war trügerisch leicht. „Nur ein ‚Bestanden‘ in seiner Arithmantik UTZ-Prüfung. Nicht einmal annähernd genug für die Unsäglichen. Nein, Mr. Shriver. An meinen Erinnerungen ist nichts auszusetzen. Nicht mehr.”
 
 


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