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Fanfiction

Nach der Schlacht von Hogwarts - Ein Neuanfang, ein geplantes und ein ungeplantes Begräbnis

von Krabbentaucher

„Warum muß ich denn schon wieder zurück nach Hogwarts?“ fragte Ginny während des Abendessens.
„Weil Du nur für Freds Beerdigung freibekommen hast, darum! Du mußt vor Beginn der Nachtruhe wieder im Gryffindor-Schlafsaal sein, vergiß das nicht!“ kommandierte Mrs Weasley.
„Aber wenn morgen Remus und Tonks...“
„Keine Widerrede!“
„Kommen McGonagall und ein paar andere Lehrer...?“
„Ginny, ja, McGonagall und ein paar andere Lehrer kommen morgen zur Beerdigung“, sagte Mrs Weasley ärgerlich, „Remus war nun mal ein Kollege von ihnen, nicht wahr? Aber sie kommen eben in der Mittagszeit, damit kein Unterricht ausfällt – dafür verzichten sie auf das Mittagessen. Und jetzt ist Schluß.“
Ginny funkelte ihre Mutter böse an, sagte aber nichts mehr. Harry ergriff das Wort: „Mrs Weasley, darf ich Ginny nachher vor den Schloßgründen absetzen?“
Mrs Weasley guckte Harry verdutzt an.
„Ja, natürlich... aber nur, wenn es Dir nicht zu viel Mühe macht...“
Harry kam zu dem Schluß, daß Mrs Weasley nichts davon mitbekommen hatte, daß er und Ginny vor einem Jahr zueinandergekommen waren. Er hatte aber auch keine Ahnung, wie er ihr es jetzt beibringen sollte. Darum griff er zu einer Ausrede – etwas, in dem er in den letzten Jahren eine gewisse Routine erlangt hatte: „Ich würde gerne noch einmal einen Blick auf das Schloß werfen, und da dachte ich, die Gelegenheit wäre günstig...“
Ginny sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen amüsiert an.
„Der Tagesprophet überschlägt sich mit Berichten über die Schlacht und so weiter“, nahm Mr Weasley den Faden auf, den Ginny vorhin unterbrochen hatte, „hast Du ihn schon gelesen, Harry? Vom Unerwünschten Nummer 1 zum Auserwählten und Erlöser.“
„Ich habe noch gar nichts gelesen“, brummte Harry, dem der Tagesprophet allmählich richtig zuwider war, „in den letzten Jahren habe ich mich meistens geärgert, wenn ich ihn gelesen habe. Bin mal gespannt, wann die wieder damit kommen, wie unausgeglichen ich bin und so weiter – das war ja deren Lieblingsthema seit dem Trimagischen Turnier...“
Mr Weasley schmunzelte.
„Heute ist Rita Skeeter im Ministerium herumgelaufen. Sie hat nach Dir gefragt. Es würde mich nicht wundern, wenn demnächst eine Biographie über Dich rauskäme.“
Harry stöhnte: „Ich kann's mir vorstellen: Leben und Lügen des Harry Potter. Wenn sie Onkel Vernon interviewt, dann gute Nacht. Der einzige Trost ist, daß er sie achtkantig rauswerfen würde, ohne auch nur ein Wort mit ihr zu sprechen.“
Harry sah auf die Uhr – jene angeschlagene Uhr, die von Prewetts stammte, und die er zu seinem 17. Geburtstag bekommen hatte. Dann sah er zu Ginny.
„Du, wir müssen langsam aufbrechen, es ist schon viertel vor acht durch.“
„Ach komm, noch ein bißchen...“
„Nein, Du weißt doch, vom Tor zum Schloß und dann in den Gryffindorturm ist es ein langer Weg. Und ich vermute mal, bei Mr Filch hat die Festtagsstimmung längst ihr Ende gefunden. Und außerdem – ähm – will ich Dich ja noch – ähm – für den Rest des Schuljahres verabschieden.“
Ginny lächelte.
„Wenn Du das so sagst... gut, laß uns apparieren.“

Sie verließen den Fuchsbau, nachdem sich Harry eine Jacke übergezogen und hatte. Es war noch hell, und in der Gegend von Hogwarts würde es noch heller sein, da es weiter nördlich lag. Harry nahm Ginny am Arm und apparierte genau vor das Tor mit den geflügelten Ebern. Dahinter erhob sich majestätisch das vieltürmige Schloß. Dessen Fassade war an einigen Stellen notdürftig ausgebessert, die Spuren der Schlacht waren aber noch deutlich zu sehen. Es regnete. Harry wandte den Blick wieder ab und sah Ginny in die Augen.
„Also, Ginny...“, setzte er an.
Ginny erwiderte Harrys Blick, packte ihn bei den Oberarmen und zog ihn zu sich heran. Er spürte ihre Lippen auf seinen. Die Regentropfen fielen auf sie herab, doch davon merkten sie nichts.
„Ich glaube, es regnet...“ nuschelte Ginny, als sie für einen kurzen Augeblick ihre Lippen von Harrys löste.
„Tatsächlich?“ nuschelte er zurück und zog Ginny wieder zu sich heran. Er fühlte nur, wie in seinem Inneren die Sonne aufging.
Schließlich wurde es ihnen aber doch zu kalt und naß – was kein Wunder war, denn ihre Haare waren durchnäßt und das Wasser war ihnen am Nacken den Rücken hinuntergelaufen.
„Also, ich wünsche Dir dann gute Nacht“, sagte Ginny.
„Ich Dir auch“, sagte Harry, „und vielleicht fliegen wir erst Anfang Juli, dann könnte ich Dich vom Hogwarts-Express abholen.“
„Das wäre schön“, sagte Ginny, „ich würde gerne mitkommen, aber Mom erlaubt das nie.“
„Ja, Deine Mom haben wir wohl auch noch nicht überzeugt, was die ganze Reise angeht, fürchte ich...“
„Einfach machen, Harry, einfach machen“, sagte Ginny.
Sie lächelten sich noch einmal zu, gaben sich einen letzten Kuß und verabschiedeten sich. Ginny ging durch das Tür mit den geflügelten Ebern, Harry apparierte zurück zum Fuchsbau.

Harry schlief am nächsten Morgen etwas länger, so daß er Mr Weasley und Percy verpaßte. Mrs Weasley befaßte sich mit der Wäsche. Es war schließlich erst der vierte Tag nach dem Ende von Lord Voldemort, da dauerte es noch etwas, bis Ordnung ins Leben der Mitglieder des Ordens des Phönix kam. So saß Harry mit Hermione, Ron und George am Frühstückstisch und aß etwas Rührei.
„Und Du willst allein apparieren?“ fragte Ron.
„Ja, habe ich doch schon gesagt“, beharrte Harry.
„Ron, das mußt Du verstehen“, belehrte ihn Hermione, „Harry ist Teds Pate. Er will ihn erst einmal allein kennenlernen. Wir kommen ja nach heute Mittag, wenn... Remus und Tonks... beerdigt werden.“
Sie schwiegen betreten. Das war nun die dritte Beerdigung in zwei Tagen, noch dazu eine Doppelbeerdigung. Sie machte erst so richtig deutlich, was der Sieg über die dunkle Seite gekostet hatte.
„Da fällt mir ein“, hub Hermione erneut zu sprechen an, wobei sie ihr altbekanntes hermionehaftes Gesicht aufsetzte, „Ihr dürft ja eigentlich nicht apparieren – schließlich habt Ihr Eure Apparierprüfung noch nicht abgelegt.“
Ron machte große Augen.
„Ich glaube es nicht. Da apparieren wir das ganze Jahr quer durch Großbritannien, sogar punktgenau auf die oberste Stufe von Grimmauldplatz zwölf, und jetzt kommst Du und...“
„Ich meine ja nur – es sollte nunmal so sein...“
„Im Sommer ist das Zaubereiministerium Du-weißt-schon-wem in die Hände gefallen, wir mußten untertauchen, am Samstagmorgen ist Du-weißt-schon-wer gefallen, Kingsley modelt den Laden gerade um – und Du kommst jetzt mit irgendwelchen magischen Verkehrsregeln?“ fragte Ron aufgebracht.
„Denkt einfach dran, es nachzuholen, ja?“
Harry wunderte sich wieder einmal darüber, an was Hermione so alles denken konnte. Aber er würde auf der Beerdigung Kingsley sehen und ihn darauf ansprechen. Ron und er konnten apparieren, das hatten sie hinreichend bewiesen. Jetzt mußten sie das nur noch vor einem Ministeriumszauberer machen, dann wäre die Sache erledigt – wenn Rons Nerven nicht wieder flattern.
„Willst Du in die Zeitung gucken?“ fragte George und deutete auf die morgendliche Ausgabe des Tagespropheten, die Mr Weasley und Percy während des Frühstücks auseinandergenommen hatten.
„Nein, keine Lust.“
„Schätze, da steht wieder was über Dich drin.“
„Deswegen ja eben.“
Harry versetzte der Zeitung einen bösen Blick und biß in ein Würstchen.

Eine Stunde später war der Tisch abgeräumt. Harry verabschiedete sich von den anderen und ging in den Garten. Er holte noch einmal tief Luft. Als er das letzte Mal bei Andromeda Tonks war, lebte Ted Tonks noch. Damals war er mit Hagrid in den Schlamm vor dem Haus gestürzt, nachdem der Beiwagen des Motorrades abgebrochen war und Voldemort – ganz ohne Besen – neben ihm herflog. Es war damals ein verlustreicher Abend: Hedwig wurde von einem Todesfluch getroffen, Harrys Rennbesen der Spitzenklasse war hinuntergefallen, Moody war ums Leben gekommen, ohne daß seine Leiche gefunden werden konnte. Später konnte Harry nur sein magisches Auge retten und hatte eines Morgens still und leise ein kleine Beerdigung veranstaltet. Einen Augenblick dachte Harry daran, was wohl der Muggel gedacht hat, der den Feuerblitz am nächsten Morgen in seinem Garten gefunden hat.
Dann versuchte sich Harry auf Haus der Tonks zu konzentrieren, was nicht einfach war, denn er hatte es damals von außen kaum wahrgenommen. Außerdem kam ihm eine weitere Erinnerung dazwischen: Er hatte Andromeda Tonks mit „Du!“ angeherrscht, weil sie ihrer Schwester Bellatrix so ähnlich sah. Dann hatte er zu wenig Zeit gehabt, sich zu entschuldigen. Harry sinnierte kurz darüber, daß sein Weg zum Sieg über Voldemort über eine Riesenmenge zerbrochenen Porzellans führte.
„Harry? Ist was nicht in Ordnung?“ fragte Hermione.
„Wir dachten, Du wolltest zu Deinem Patenkind apparieren“, sagte Ron.
Harry riß sich von seinen Gedanken los.
„Ja – ähm – ich mache das jetzt. Ich konnte mich nur nicht richtig konzentrieren.“
Er stellte sich noch einmal den dunklen Garten vor und drehte sich.

Das Haus der Familie Tonks war klein und stand in einem großen Garten, dessen größter Teil von einem verwilderten Gemüsebeet eingenommen wurde. Offenbar hatten die Besitzer in der Zeit von Voldemorts Herrschaft etwas besseres zu tun, als Gemüse und Kräuter anzubauen. Hier irgendwo mußten Harry und Hagrid damals abgestürzt sein.
Harry ging auf das Haus zu und klopfte an der Tür. Er hörte Schritten von innen näher kommen.
„Wer ist da?“
„Harry Potter.“
„Moment.“
Die Tür wurde geöffnet. Harry stand einer Frau gegenüber, die Bellatrix Lestrange auf den ersten Blick verblüffend ähnlich sah – allerdings waren die Augenlider nicht so schwer.
„Guten Tag, Mrs Tonks.“
„Guten Tag, Harry. Komm rein.“
„Ähm, ich wollte mich noch einmal entschuldigen wegen – ähm – letztem Mal.“
„Du hast mich für Bellatrix gehalten, ja?“
„Ja...“
„Das passiert hin und wieder. Denk Dir nichts dabei, ist schon in Ordnung. Dank Molly wird das jetzt seltener passieren, denke ich.“
Harry erinnerte sich, daß Andromeda Tonks und Bellatrix Lestrange Schwestern waren. Er guckte etwas betreten und wußte nicht, was er sagen sollte. Mrs Tonks schien zu ahnen, was in Harry vorging.
„Ich trauere nicht um meine Schwester. Es ist besser so. Und jetzt komm bitte herein.“
Harry betrat den Flur und dann das Wohnzimmer. Hier war er zwar schon einmal, aber das war zehn Monate her. Und im Wohnzimmer hatte sich eine Änderung ergeben. Das Kinderbett hatte damals nicht dort gestanden. Mrs Tonks ging hin, beugte sich darüber und hob einen Säugling hoch.
„Dein Patenkind, Harry.“
Harry nahm Ted Lupin in die Hände. Mrs Tonks zeigte Harry, wie er Ted zu halten hatte. Ted war erwacht und gluckste. Seine Augen waren braun, soweit man das jetzt schon sehen konnte, seine Haare blond mit einem Stich ins Bläulich-Grüne. Harry hielt zum ersten Mal in seinem Leben ein Baby in den Armen und war zuerst noch ein wenig befangen. Doch dann durchströmte ihn ein Gefühl, das die dunklen Wolken nahezu vertrieb, die seit dem Tod so vieler Menschen über seinem Gemüt lag. In Harrys Armen lag ein neuer Mensch. Kein unwiderrufliches Ende, sondern ein kleines Menschenbündel mit unendlichen Möglichkeiten – und nicht zu zuletzt das, was von Tonks und Lupin geblieben war. Harry setzt sich auf das Sofa, auf dem er vor zehn Monaten nach dem Absturz erwacht war. Viel machen konnte er mit dem nicht einmal zwei Monate alten Säugling nicht, aber er spürte, wie sehr er es genoß, das Kind einfach nur in seinen Armen zu halten. Plötzlich wurde es sehr unruhig und fing an, zu schreien. Mrs Tonks kam und hielt die Hand gegen Teds Hinterteil.
„Oh – da müssen wir wohl die Windeln wechseln.“
Sie nahm Ted an sich und trug ihn in den Schlafraum, von dem aus Harry einst per Portschlüssel zum Fuchsbau aufgebrochen war. Dort legte sie Ted auf eine Wickelkommode, die damals noch nicht dort gestanden hatte.
„Kann ich das versuchen?“ fragte Harry.
„Guck am besten erstmal zu“, beschied ihm Mrs Tonks.
Sie säuberte Ted und wickelte ihn neu. Dabei erklärte sie Harry, was zu tun war.
„Gibt es dafür auch einen Zauber?“ wollte er wissen.
„Sicher, aber der direkte Kontakt ist für ein so kleines Wesen wichtig.“
„Ich muß das alles ja lernen, weil...“
Mrs Tonks sah Harry etwas besorgt an.
„Hast Du vor, Ted mitzunehmen? Minerva hat mir sowas gesagt, daß Du diese Sachen immer sehr ernst nimmst, also auch die Patenschaft, meine ich.“
„Naja, ich wollte noch mit Hermione nach Australien, ihre Eltern suchen. Und dann wollte ich noch mein siebtes Jahr nachholen. Aber als Pate...“
„Wenn Du nichts dagegen hast, Harry, behalte ich Ted bei mir. Weißt Du, ich habe meinen Mann verloren. Den mußte ich heimlich bei Nacht und Nebel begraben – immerhin in einem Familiengrab, das groß genug ist, um auch Dora und Remus darin zu beerdigen. Ich habe also alles verloren: Meinen Mann, meine Tochter und meinen Schwiegersohn. Geblieben ist mir Ted.“
„In Ordnung“, sagte Harry, „ich wäre wohl auch ein wenig damit überfordert. Aber ich würde ihn schon gerne hin und wieder sehen.“
„Das ist kein Problem.“

Harry hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit verging. Plötzlich war es Mittag und sie brachen zur Beerdigung auf. Harry ließ es sich nicht nehmen, Ted auf den Arm zu nehmen. Als sie auf dem Friedhof ankamen, sahen Hermione und Ron Harry und kamen zu ihm.
„Ist der niedlich!“ rief Hermione entzückt aus.
„Und noch so klein“, bemerkte Ron.
Auch viele andere wurden durch das Kind von dem ernsten Anlaß abgelenkt, wegen dem man sich hier versammelt hatte. Harry erkannte, daß zahlreiche Ordensmitglieder versammelt waren – und McGonagall, Sprout und Flitwick, also die Hauslehrer, die damals im Schuljahr 1993/1994 mit Remus zusammengearbeitet hatten. Außerdem war Kingsley da. Harry erkannte auch den Zeremonienmeister von gestern Vormittag.
Dieses Mal war offensichtlich keine Zeremonie in einer Kirche oder einem anderen Versammlungsraum geplant, denn die Trauergemeinde versammelte sich am offenen Grab, über dem bereits zwei Särge schwebten. Es war aber noch ein wenig Zeit bis zur Zeremonie. Harry ging deshalb ein wenig herum. Und er traf auf Hestia Jones.
„Hallo, Harry!“
„Hallo, Hestia!“
„Na – wie geht es?“
„Ach, es waren anstrengende Tage, Harry“, sagte Hestia Jones, „gestern haben wir Deine Verwandten nach Hause gebracht.“
„Oh – die Dursleys?“
„Ja. Und sie waren nicht gerade erfreut, als sie wieder zu Hause waren. Irgendwer hatte nämlich das Haus durchwühlt, vermutlich die Todesser. Wahrscheinlich sind die Dursleys jetzt noch am Aufräumen. Dein Zimmer haben die Todesser übrigens ganz besonders genau gefilzt. Du hattest wohl nicht alle Zaubersachen mitgenommen?“
„Ähm – nein...“
„Dein Onkel hat jedenfalls etwas von 'herkommen und Müll wegräumen' gesagt. Ich glaube, er will, daß Du kommst...“
Harry stöhnte. Als er damals Ende Juli den Ligusterweg Nummer vier verließ, ist er davon ausgegangen, daß er nie wieder dorthin zurückkehren würde.
„Naja, Dein Onkel ist ziemlich anstrengend, das muß ich sagen. Dädalus ist ja normalerweise eine Frohnatur, die nichts aus dem Takt bringt, aber bei Deinem Onkel war das anders.“
Harry wurde jetzt neugierig. Das letzte, was er von den Dursleys gesehen hatte, war deren Auto, das den Ligusterweg hinunterfuhr. Hestia Jones deutete Harrys Gesichtsausdruck richtig und erzählte weiter.
„Wir beide waren ja zum Schutz Deiner Verwandten abgestellt. Mit Deiner Tante hatten wir keine Probleme, die hat nicht viel gesagt. Aber Dein Onkel... Alle Nase lang hat der gefragt, wie weit wir sind, ob Du-weißt-schon-wer endlich weg ist und so weiter. Hat sich aufgeführt wie unser Vorgesetzter. Wir haben ihm natürlich Muggelzeitungen zu lesen gegeben, aber er hat auch den Tagespropheten – naja – angeguckt, könnte man sagen. Ich weiß noch: Als das mit dem 'Unerwünschtem Nummer eins' aufkam und die Sache mit Snape zur Sprache kam, da hat Deine Tante ganz komisch reagiert. Sie hatte entsetzt geguckt, als ich ihr gesagt hatte, daß Snape Dumbledore umgebracht hatte. 'Hab ja gewußt, daß aus dem nichts anständiges wird', hat sie gemurmelt. Ich kann mir keinen Reim drauf machen.“
Aber Harry konnte es. Er wußte, daß Tante Petunia „diesen Snape-Jungen“ aus Kindertagen kannte.
„Dein Cousin ist übrigens ein ganz merkwürdiger Typ“, setzte Hestia Jones ihren Bericht fort. „er kann sich wohl nicht richtig ausdrücken, was seine Gefühle angeht. Hat eigentlich kaum etwas gesagt. Aber er hat möglichst keine Sendung von 'Potterwatch' verpaßt.“
Harry war zugleich erstaunt und merkwürdig gerührt. Dudley schien damals nicht nur das gemeint zu haben, was er gesagt hatte – sondern ein wenig mehr. Doch dann wurde Harry aus seinen Gedanken gerissen. Die Beisetzung fing an.

Der Zeremonienmeister fing an, über Lupin und Tonks zu reden. Er ging auch auf Ted ein, der nicht nur der Überlebende dieser Kleinfamilie war, sondern auch ein Zeichen des Lebens und des Neuanfangs. Harry stellte fest, daß der Zeremonienmeister nicht einfach ein Schema runterrasselte, sondern sich auf die jeweiligen Toten einstellte. Die Würdigung des Paares unterschied sich jedenfalls von der Freds. Sogar Tonks' Tollpatschigkeit kam drin vor. Harry erinnerte sich, daß er Tonks damals, als er sie kennenlernte, zuerst hörte, bevor er sie sah. Sie hatte in der Küche einen Teller zu Boden geworfen. Und auch Lupins Zeit als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste kam nicht zu kurz. In der Tat – Lupin war der beste der Lehrer dieses Faches. Harry versetzte der Gedanke ein Stich, daß mit Lupin der letzte der vier Freunde aus der Schulzeit in Hogwarts verstorben war. Wurmschwanz war zwar nicht zu bemitleiden, aber ein merkwürdiges Gefühl war es doch – gerade so, als seien sie alle durch James Potters Tod dazu verdammt gewesen, kein glückliches und langes Leben auf diese Welt führen zu dürfen.

Schließlich sanken die Särge in die Grube, die Erde verschloß sie und der Grabstein erhielt eine neue Inschrift mit den Namen Nymphadora und Remus Lupin. Die Trauergäste erhoben sich. Die Hogwartslehrer disapparierten, um ihre Nachmittagsstunden zu geben. Harry stieß auf Kingsley.
„Oh – Kingsley. Immer noch viel zu tun, nicht wahr? Habe ich von Mr Weasley gehört.“
„Ja“, sagte Kingsley, „so ein Ministerium säubert sich nicht von allein. Ähm – Harry? Du denkst daran, daß wir noch den Premierminister der Muggel aufsuchen wollten?“
„Ja, wann denn?“
„In ein paar Tagen, denke ich. Mal sehen: Wir haben jetzt Dienstag – ich glaube, diese Woche wird das nichts mehr. Nächste Woche wahrscheinlich. Ich schicke Dir eine Eule.“
Harry erinnerte sich, daß er Kingsley auf die Appariergenehmigung ansprechen wollte.
„Ron und ich, wir müßten noch unsere Apparierprüfung ablegen. Wann wäre das möglich? Oder müssen wir uns irgendwie anmelden?“
„Kein Problem, ich schicke morgen jemanden zum Fuchsbau.“
„Danke. Ähm – Kingsley, was passiert eigentlich mit Voldemort und den getöteten Todessern?“
„Da haben wir noch keine Lösung“, gab Kingsley zu. „vorerst haben wir sie eingelegt. Die lagern unten in der Mysteriumsabteilung. Bisher haben sich jedenfalls keine Familienangehörigen gemeldet, die die Leichen herausverlangt haben. Andromeda will mit Bellatrix zum Beispiel nichts zu tun haben.“
„Und Snape? Ist der inzwischen gefunden worden?“
„Ja, natürlich. Der wird übrigens heute beerdigt, in dem Grab seiner Familie in Coventry. Keine Grabrede oder so. Ich glaube nicht, daß jemand kommt.“
Harry schwankte innerlich ein wenig. Er hatte Snape nie gemocht, und das war noch untertrieben. Aber er fand, daß es, wenn man Snapes zentrale Rolle im Kampf gegen Voldemort in Betracht zog, eine einfach unwürdige Art war, ihn unter die Erde zu bringen.
„Wäre es möglich, wenn ich dabei wäre?“
Die Worte waren aus Harry herausgerutscht, ohne daß er beschlossen hatte, sie zu sagen. Ron und Hermione guckten ihn erstaunt an. Auch Kingsley hob die Augenbrauen.
„Ja.... sicher.... Mr Jones hier wird gleich dorthin apparieren. Du kannst mit ihm gehen, wenn Du willst.“
Harry guckte auf Ron und Hermione. Ihre Gesichter waren verwirrt, aber sie nickten leicht.
„Ja, würde ich gerne“, sagte Harry, „aber ich weiß nicht, ob Ted schon alt genug ist für Seit-an-Seit-apparieren.“
„Kein Problem, Harry“, sagte Mrs Tonks, die sich die ganze Zeit in der Nähe ihres Enkels aufgehalten hatte, „ich nehme ihn wieder mit nach Hause. Er scheint unruhig zu werden, und das heißt... es ist mal wieder ein Windelwechsel nötig.“
Harry übergab Mrs Tonks das Baby, die sich mit schnellen Schritten auf den Weg nach Hause machte. Harry wandte sich wieder seinen Freunden zu. Kingsley hatte inzwischen Mr Jones herbeigewunken und ihm erklärt, daß er mit drei Personen reisen würde.
„Oh – Mr Potter, welche Ehre“, stammelte Mr Jones.

Nachdem sie auf dem Friedhof in Coventry appariert waren, warteten Harry, Hermione und Ron am offenen Grab darauf, daß Mr Jones mit dem Sarg ankam. Sie mußten nicht lange warten. Mr Jones hatte offenbar dafür gesorgt, daß sich kein Muggel in der Nähe aufhielt. Er hielt den Zauberstab erhoben und ließ den Sarg mit Snapes sterblichen Überresten vor sich herschweben. Ansonsten war niemand da. Harry und seine Freunde sahen schweigend zu, wie Mr Jones den Sarg in die Grube hinabschweben ließ.
„Soll ich...?“ fragte Mr Jones unsicher und deutete auf den Erdhaufen neben dem Grab.
„Moment noch“, bat Harry.
Er ließ die Beerdigungen Revue passieren, die er im vergangenen Jahr gezwungen war, anzusehen. Festlich, ja pompös war Dumbledores Beisetzung, unprätentiös war die Beerdigung von Moodys letztem Überbleibsel. Jede Zeremonie war auf ihre Weise ergreifend, aber Snapes Beerdigung fand Harry einfach nur deprimierend. Es war schon eine Ironie, daß nur die drei Schüler gekommen waren, die Snape am wenigsten gemocht hatte – von Neville vielleicht abgesehen.
„Er hatte den einsamsten und undankbarsten Job“, sagte Harry mit etwas krächzender Stimme, „er war immer Dumbledores Mann, aber eben nur sein Mann.“
Harry sah sich nach seinen Freunden um. Beide hörten ihm mit betretenen Gesichtern zu und schwiegen. Deshalb fuhr Harry fort: „Er war nicht wirklich im Orden. Er hatte seine einsame Rolle. Er wurde vom Orden verfolgt, weil sie dachten, er sei ganz und gar Voldemorts Agent und ein Verräter. Die Todesser wissen jetzt, welche Rolle er hatte, und in ihren Augen ist er ein Verräter – natürlich. Dank hatte er von niemandem zu erwarten, aber ich hoffe, daß ihm jetzt nach dem Tod wenigstens Gerechtigkeit widerfährt. Und das alles hat er nur aus einem Grund getan: Liebe. Ich hätte nie gedacht, daß dieser Mann so etwas empfinden könnte. Dabei war seine Liebe zu meiner Mutter tiefer als das, was die meisten aufbringen können. Und ich bedauere, ihn jemals als Feigling beschimpft zu haben – er war einer der tapfersten Menschen, die ich kennengelernt habe.“
Harry holte noch einmal tief Luft.
„Ich will nicht den Snape in Erinnerung behalten, der uns mit seinen Ungerechtigkeiten tyrannisiert hat, sondern den Snape, der tapfer und selbstlos war. Der tyrannische Lehrer ist tot – der selbstlose Held soll in der Erinnerung weiterleben.“
Harry hatte aufgehört zu reden und wartete, ob irgendein Kommentar, eine Entgegnung oder etwas dergleichen kam. Doch alle schwiegen nur. Dann hob Mr Jones fragend den Kopf und Harry nickte. Mit einem Schwung seines Zauberstabes schloß Mr Jones das Grab, mit einem weiteren Schwung legte sich der Grabstein darüber und mit dem dritten Schwung erschien unter den Namen „Eileen Snape geborene Prince“ und „Tobias Snape“ der Name ihres einzigen Sohnes - „Severus Snape“.
Mr Jones nickte den dreien noch einmal zum Abschied zu, drehte sich und verschwand mit einem „plopp“.
„Wollen wir dann auch apparieren?“ fragte Ron.
„Moment, laßt uns ein wenig den Weg hier runtergehen“, murmelte Harry.
Schweigend setzten sie sich in Marsch und gingen die Grabreihen entlang, Severus Snapes letzte Ruhestätte hinter sich lassend.
„Das war eine schöne Grabrede, Harry“, sagte Hermione leise.
„Ich habe doch nicht...“
„Doch, hast Du.“
Sie erreichten einen abgelegenen Ort auf dem Friedhof, von dem aus sie zum Fuchsbau apparieren konnten. Als sie sich bereitmachten, sagte Ron: „Mensch, wer hätte das gedacht – daß ausgerechnet Harry derjenige sein würde, der die Grabrede auf Snape halten würde.“


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