von Imobilus
Lautlos fiel der Schnee vom dunklen Himmel. Alles war ruhig und friedlich. In den Häusern des kleinen Dorfes flackerten Kerzen oder Lichterketten an bunt geschmückten Weihnachtsbäumen. Wenn man genau hinhörte, konnte man sogar hier und da Kinderstimmen hören, die fröhlich Weihnachtslieder sangen oder begeistert mit ihren Geschenken spielten.
Auch im Wohnzimmer eines etwas abgelegenen Hauses flackerten Kerzen auf einem riesigen, in rot und gold geschmückten Weihnachtsbaum unter dem einige Schachteln und Päckchen lagen. Aber alle waren sie noch fein-säuberlich in Geschenkpapier gepackt und es gab hier auch keine lärmenden Kinder oder gemütlich zusammensitzende Erwachsene.
Der einzige Bewohner der Villa am Dorfrand von Goderic's Hollow saß, nur mit einem Pyjama bekleidet, vor den Türen die auf die Veranda führten und lehnte sich mit der Stirn gegen die kalte Scheibe. Smaragdgrüne Augen starrten nach draußen ohne irgendetwas zu fokussieren. Sie sahen ins Nichts. Das gleiche Nichts, das der junge Mann mit den schwarzen verstrubbelten Haaren auch in seinem Inneren fühlte. Der linke Arm ruhte in einer Schlinge und war in einen dicken Verband gehüllt, ebenso wie die Brust und das rechte Bein.
Die Verletzungen rührten von einem Kampf her, der nun schon drei Wochen zurück lag. Vor drei Wochen hatte Harry Potter, der Junge-der-überlebte, sich das siebte und letzte Stück von Voldemorts Seele geholt und so den Krieg, der seit fast 1 ½ Jahren tobte beendet. Aber der Preis war hoch gewesen. Viel zu hoch.
Als er kurz nach dem Ende seines sechsten Jahres mit der Suche nach den Horkruxen begonnen hatte, waren seine Freunde noch an seiner Seite gewesen und hatten sich auch nicht davon abhalten lassen ihm zu helfen.
Beim Aufräumen im Grimmauldplatz war Hermine zufällig auf die Geburtsurkunde von Sirius Bruder Regulus gestoßen und so hatten sie herausgefunden, dass dessen vollständiger Name Regulus Arcturus Black gewesen war: R.A.B.
Sofort hatte Harry das falsche Medallion hervorgeholt und dann war es ihm wie Schuppen von den Augen gefallen. Er hatte das Ding schon mal gesehen. Und zwar beim ersten Aufräumen zusammen mit Sirius.
Die drei Freunde hatten das ganze Haus auf den Kopf gestellt und schließlich war Harry klar geworden, dass Mundungus Flechter das Medallion gestohlen haben musste. Es gab keine andere Erklärung dafür, dass es nicht zu finden war. Also hatte Harry den Orden um Hilfe gebeten Mundungus ausfindig zu machen. Zunächst hatte der sich jedoch geweigert. Erst als Harry ihnen sehr wage erzählte, was Dumbledore ihm im letzten Schuljahr anvertraut hatte, waren sie bereit gewesen ihn zu unterstützen.
Aber irgendwie hatte auch Voldemort herausgefunden, was Harry suchte und vor allem warum. Der einzige Punkt, in dem Harry sich sicher war, war dass der Mörder seiner Eltern sich die Informationen nicht aus seinem Geist geholt hatte. Aber woher er sie bekommen hatte sollte er nie herausfinden.
Als der Orden Mundungus stellte, tauchten auch die Todesser auf und es kam zu einem haarsträubenden Duell. Das Medallion wechselte mehrmals den Besitzer zwischen beiden Parteien und am Ende zerstörte irgendwer es direkt in Rons Händen, der es erst kurz zuvor von Harry aufgefangen hatte.
Zwei Wochen lang kämpfte Harrys Freund mit dem Tod und verlor letztendlich. Voldemort hatte den Horkrux mit irgendeinem Fluch belegt, ähnlich dem, der Dumbledores Hand hatte absterben lassen. Ohne Snapes Hilfe hatte Ron einfach keine Chance gehabt.
Harry war davon tief betroffen und zog sich zurück. Er wollte seine Freunde nicht mehr um sich haben. Aber weder Hermine noch Ginny ließen sich von seinen Wutausbrüchen und Rauswürfen beeindrucken. Am Ende war es dann Rons Schwester die ihn mit einem Wutausbruch, einer schallenden Ohrfeige und einem darauffolgenden Kuss wieder zur Vernunft brachte.
So suchten sie dann gemeinsam weiter nach Helga Hufflepuffs Becher. Harry war durch den Hinweis Dumbledores drauf gekommen, die Gegenden abzusuchen die Voldemort kannte und zu denen er einen Bezug hatte.
Das Tagebuch hatte er seinem wohl treuesten Diener Lucius Malfoy anvertraut, das Medallion hatten Dumbledore und er in der Höhle gefunden, zu der das Kinderheim immer ins Sommerlager gefahren war und den Ring hatte Dumbledore im Haus der Gaunts gefunden.
Harry fielen spontan zwei Orte ein, an denen der Kelch versteckt sein konnte. Das alte Kinderheim oder das Haus von Voldemorts Vater in Little Hangleton.
Da er keine Ahnung hatte wo das Kinderheim war, versuchten sie es zunächst in dem leer stehenden Haus der Familie Riddle und hatten Glück. Im Keller des Hauses wurden sie nach stundenlanger Suche fündig. Hermine hatte einen ziemlich gut gesicherten Raum gefunden und zu Harrys großer Erleichterung gab es hier kein Gift oder etwas das man trinken musste, ehe man den Gegenstand an sich nehmen konnte. Allerdings löste das Aufnehmen des Bechers ein Beben aus und Harry schaffte es gerade noch Ginny zu sich zu ziehen und mit ihr aus dem in sich zusammenfallenden Haus zu fliehen.
Zu seinem Entsetzen aber hatte Hermine es nicht mehr geschafft. Es war für ihn wohl der schwerste Gang seines Lebens, den Eltern seiner Freundin das Geschehen zu erklären und in der Zeit danach ließ er nur noch Ginny und Remus Lupin an sich heran. Und dies auch nur, weil sie beide ziemlich stur waren.
Der Werwolf hatte sich eine ganze Weile versteckt weil Greyback schon nach Dumbledores Rod darauf gekommen war, dass er wohl für den Orden arbeitete und daher nun sein Leben in Gefahr war. Aber nachdem er von diesem zweiten Schicksalsschlag in Harrys engstem Umfeld erfahren hatte, hatte ihn nichts mehr in seinem Versteck gehalten.
Gemeinsam mit dem Orden hatte Harry dann beschlossen sich zunächst dem letzten und unbekannten Horkrux zu widmen. An Nagini war wesentlich schwerer heran zu kommen, da sie sich immer irgendwie in der Nähe Voldemorts aufhielt.
So stellten sie das alte und verlassene Kinderheim auf den Kopf, in dem Voldemort gelebt hatte. Allerdings wurden sie dort nicht fündig. Zumindest nicht, was einen Gegenstand von einem der Gründer anging.
Dafür trafen sie auf Voldemort und seine Anhänger und Harry musste sich zum ersten Mal ohne Hilfe eines Beschützers dem dunklen Lord stellen, da der Orden von den Anhängern in Schach gehalten wurde und nicht wenige von Harrys Mitstreitern verloren dabei ihr Leben. Darunter waren auch Bill und Charlie Weasley.
Auch Harry musste eine Menge einstecken, denn Voldemort wollte ihn in seiner Wut über Harrys Taten, nicht einfach nur töten. Er wollte ihn quälen und leiden sehen. Doch dieser Plan ging nicht auf.
Severus Snape trat in Erscheinung und lenkte die Aufmerksamkeit auf sich, indem er Voldemort den toten Körper von Nagini vor die Füße warf und seine Tarnung als Spion für den Orden auffliegen ließ. Die Hinrichtung die Snape dafür über sich ergehen lassen musste war grausam. Aber Harrys Einstellung zu Snape änderte sich wieder um 180 Grad.
Er konnte ihn einfach nicht mehr hassen, aus welchen Gründen auch immer. Er war eher stolz auf den Mann und empfand auch Mitleid für ihn, weil er so viel hatte ertragen müssen. Das war auch der Grund warum der dem Brief seines einstigen Zaubertranklehrers Glauben schenkte.
In diesem bekam Harry nämlich mitgeteilt, dass es sich bei dem letzten Horkrux um eine Brosche handelte die einst Rowena Ravenclaw gehört hatte. Sie war in den Händen der Muggel und befand sich nun einem Museum.
Nach einigem Suchen fand der Orden dann heraus, dass leider genau die Ausstellung, zu der das Stück zählte, sich auf einer Wanderausstellung befand, sich zur Zeit in Australien gastierte und erst in 6 Monaten wieder zurückkommen sollte.
So lange wollte Harry aber nicht warten. So lange konnten sie auch nicht warten, da anzunehmen war, dass Voldemort seinen letzten Horkrux wieder an sich bringen wollte, um ihn zu schützen.
Also flogen sie auf Muggelwegen nach Australien. Dies war vor allem für Remus einfacher. Die australische Regierung brauchte sonst Monate, um Werwölfen ein Visum zu erteilen. Und Remus selbst wollte nur sehr ungern Harry allein lassen.
Das an sich bringen des Horkruxes wurde zu einem Krimi wie Harry ihn nur aus dem Fernsehen kannte. Ganz in Schwarz gehüllt brachen sie mitten in der Nacht in das Museum ein und tauschten die Brosche gegen einen verwandelten Stein aus.
Doch die Freude über dieses Gelingen währte nicht lange, denn auf dem Hof des Museums wurden sie von Todessern erwartet und in dem ungleichen Kampf opferte Ginny ihr Leben für Harry und belegte den Jungen so erneut mit einem mächtigen Liebesschutz.
Harry brannte dieser Verlust in der Seele und er gönnte sich in den folgenden Wochen kaum Ruhe. Er trainierte wie ein Besessener. Er wollte Voldemort töten. Er wollte es aus tiefstem Herzen, um ihn für all das zahlen zu lassen, was er ihm angetan hatte. Er wollte den Tod seiner Eltern und seiner Freunde rächen. Der einzige der ihn wirklich vorbehaltlos dabei unterstützte war Remus. Zwar versuchte auch der Werwolf dafür zu sorgen, dass Harry sein Temperament im Zaum hielt, aber er zeigte ihm auch, dass er hinter ihm stand. Schließlich kam es drei Wochen vor Weihnachten zur finalen Schlacht.
Harry wusste, dass Voldemort ihn suchte. Also war es nicht schwer dafür zu sorgen, dass er ihn fand. Als Schauplatz hatte er sich Hogwarts ausgesucht. Das Gelände war groß, bot einen gewissen Schutz und es war der Ort an dem für Voldemort das Leben in der magischen Welt so richtig begonnen hatte und genau dort wollte Harry es auch beenden.
Er hatte aber nicht nur den Orden hinter sich, sondern auch alle Auroren die das Ministerium irgendwie entbehren konnte.
Der Kampf war jedoch grausam. Voldemort fuhr alles auf was er zu bieten hatte: Dementoren, Inferi, Riesen und mehrere Dutzend Todesser.
Neben den vielen Auroren die Harry sterben sah und die ihn nur noch entschlossener werden ließen diesen Krieg so schnell wie möglich zu beenden, musste er auch zusehen wie Arthur Weasley bei dem Versuch starb Fred und George das Leben zu retten. Die Zwillinge verloren ihr Leben jedoch kurze Zeit später im Kampf gegen Lucius Malfoy, der seinerseits von Harry ohne lang zu zögern erledigt wurde.
Nicht nur er war es, der durch Harrys eigene Hand das Zeitliche segnete. Auch Bellatrix Lestrange fand durch seine Hand den Tod, nachdem diese ihm auch seine letzte Verbindung zu seinen Eltern genommen hatte. Remus war von ihr getötet worden, nachdem der den Tod seiner geliebten Tonks gerächt hatte, indem er ihren Mann ermordete.
Auch ein anderer Kandidat auf Harrys persönlicher Todesliste starb. Aber nicht durch seinen Fluch. Peter Pettigrew rettete Harry das Leben, indem er den Todesfluch von Rabastan Lestrange abfing.
Nach über einer Stunde wilden Duells traf Harry auf seinen Erzfeind, der offensichtlich schon auf ihn gewartet hatte. Und die beiden Kontrahenten schenkten sich rein gar nichts. Sie stachelten sich gegenseitig an. Voldemort protze mit seiner Magie, aber Harry ließ sich nicht beeindrucken. Er zählte auf die Magie die er in sich trug. Die Fähigkeit die er Voldemort voraushatte. Er konnte Liebe empfinden und er hatte mehr als genug Menschen verloren die er geliebt hatte. Aber dennoch war das Duell knapp. Sehr knapp. Harry hatte in einem letzen verzweifelten Versuch all seine Gefühle für andere zusammengekratzt und dann einen Fluch gesprochen der diese Gefühle wie einen Fluch auf Voldemort hetzte. Und gegen den hatte der dunkle Lord nichts in der Hand. Es hatte ihn zu Grunde gehen lassen. Auch Harry war zusammengebrochen, hatte ihn dieser Fluch doch seiner ganzen Kraft beraubt.
Tief im Inneren hatte Harry sogar gehofft er würde dies nicht überleben. Doch dieser Wunsch wurde ihm verwehrt.
Drei Wochen hatte er im St. Mungos verbracht und sich dann auf eigenen Wunsch entlassen. Molly hatte sich dann in den letzen Tagen um ihn gekümmert. Doch auch sie hatte er am Weihnachtsmorgen vor die Tür gesetzt. Er hatte ihre Bemutterung einfach nicht mehr ertragen. Sicher hatte er Verständnis dafür. Sie hatte ihre ganze Familie verloren: ihre Kinder, ihren Mann. Aber es war einfach zu viel gewesen. Harry konnte keinen Schritt im Haus seiner Eltern tun, ohne dass sie sofort bei ihm gewesen war.
Und jetzt war das Grundstück und das Haus mit so vielen Schutzzaubern belegt, dass nicht mal mehr eine Wanze hier herein kam. Nichts und niemand würde das Haus betreten oder verlassen können solange er das nicht wollte. Und so schnell würde er keinen mehr hier haben wollen. Er wollte nur seine Ruhe haben. Er wollte allein sein. So allein, wie er sich auch tief im Inneren fühlte.
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