von Imobilus
Der dumpfe Glockenschlag der Standuhr im Foyer holte Harry zurück in die Wirklichkeit und nach und nach verhallten acht Schläge in den Hallen der Villa.
Unter einem leisen Stöhnen erhob sich der schwarzhaarige vom Boden und humpelte zu der roten Ledercouch vor dem Kamin. Er hatte nicht die Hoffnung eine Lungenentzündung würde ihm nachträglich doch noch seinen Wunsch nach ewigen Frieden erfüllen. Also war es auch überflüssig sich eine einzufangen, da sie ihn nur noch weiter einschränken würde. Deswegen wickelte er sich auch in eine Wolldecke, ehe er sich eine einigermaßen bequeme Position auf dem Sofa suchte.
Diese erst mal gefunden, schweifte sein Blick durch den Raum.
Über dem Kamin hing ein Muggelportrait seiner Großeltern. Links und Rechts davon standen zwei große Bücherregale die voll beladen waren. Schon einige Exemplare aus dieser Sammlung hatten ihm gute Dienste geleistet.
Vor dem Kamin lag ein weißer flauschiger Teppich. Darauf standen der große dunkle Couchtisch und die weinrote Ledergarnitur.
Zielsicher fanden die grünen Augen jene Buchtitel, die ihm eine große Hilfe gewesen waren in den letzten Monaten: Bücher über Schutzzauber, Bücher über Verteidigung und Angriffszauber aller Stärken. Dann waren da noch alte Bücher, die seit Generationen im Besitz seiner Familie waren: Ritualmagie, Runenmagie, Opfermagie und diverse andere, teilweise sehr seltene Einzelstücke, von denen eines Harry den Schüssel zum Sieg gezeigt hatte.
Schlussendlich gab es da auch noch Verwandlungsbücher, die seinem Vater gehört hatten und Bücher über Zauberkunst, da dies das Lieblingsgebiet seines Großvaters gewesen war.
Die Bücher über Medimagie und Zaubertränke hatten seiner Mutter gehört und die über Kräuter und Pflanzen der Magischen Welt seiner Großmutter. Im Grunde hatte Harry hier von allen Gebieten der Zauberei Bücher. Und von jedem einzelnen versuchte er nun den Titel genau zu entziffern.
Nicht weil er etwas suchte, er wollte sich lediglich beschäftigen um nicht einzuschlafen. Denn mit dem Schlaf kamen die Träume und Träume wurden bei Harry zu Alpträumen die immer damit endeten, dass er schweißgebadet aufwachte.
Die Geschehnisse des Krieges verfolgten ihn umbarmherzig. Vor allem seit er Voldemort vernichtet hatte. Es war als hätte das einen Stein ins Rollen gebracht.
Zu Harrys Leidwesen half seine Methode nicht lang. Immer schwerer wurden seine Augenlider und schließlich schlief er ein und erwachte Stunden später unter einem Aufschrei und mit dem Bild von Ginnys totem Köper vor Augen.
Er saß aufrecht auf dem Sofa und rang nach Atem, während sein Herz so schnell schlug als wollte es aus seiner Brust springen. Zudem schmerzen seine lädierten Rippen heftig. Es kostete ihn einiges an Mühe sich wieder zu beruhigen. Doch diese Ruhe währte nur Sekunden.
Aus dem Augenwinkel heraus nahm Harry eine Bewegung im fast gänzlich dunklen Wohnzimmer war. Mehr aus einem Reflex heraus, als aus einer bewussten Handlung, wollte er nach seinem Zauberstab greifen, der auf dem Tisch lag, fasste aber gänzlich ins Leere.
Erst war er darüber etwas erschrocken, aber dann fasse er sich und nahm den Fremden nun direkt in Augenschein.
„Wer sind Sie und wie kommen Sie hier rein?“, fragte er scharf und setze sich, jeden Schmerzlaut unterdrückend, richtig auf die Couch.
„Ich bin jemand dem du vertrauen kannst“, war die heiser klingende Antwort, die Harry vermuten ließ, dass er es mit einer älteren Person zu tun hatte.
„Und warum nehmen Sie mir dann meinen Zauberstab weg?“, fragte er weiter und versuchte etwas Genaueres zu erkennen, was sich wegen den erloschenen Weihnachtsbaumkerzen und dem fast erloschenen Kamin, als sehr schwer herausstellte.
„Weil ich keinen Wert darauf lege von dir durch die Verandatür geflucht zu werden“, war die Antwort und dann flammte der Kronleuchter unter der Decke auf.
Nachdem er sich an das Licht gewöhnt hatte, nahm Harry sein Gegenüber genauer in Augenschein.
Es war ein alter Mann: kurze graue Haare, ein faltiges Gesicht auf dem eine Narbe quer über die linke Wange lief.
Er trug einen dunklen Umhang, eine schwarze Hose und ein cremefarbenes Hemd und alles wirkte sehr neu. Die linke Hand, die seltsam verkrümmt wirkte und an der der Mittelfinger fehlte, ruhte auf einem Handstock mit silbernem runden Griff. In der rechten Hand hielt der Fremde den Zauberstab.
„Und wie kommen Sie hier rein?“, fragte Harry seinen Zauberstab nicht aus den Augen lassend.
Der alte Mann schmunzelte leicht. „Ich komme durch die Tür. Wie jeder andere Mensch auch.“
„Es ist unmöglich hier reinzukommen“, sagte Harry schlicht.
„Nicht, wenn man den Aufbau der Zauber kennt wie seine Westentasche. Und du kennst dieses Haus noch nicht so gut wie ich. Unsere Vorfahren haben hier einige nette Spielereien eingebaut. Außerdem ist niemand unfehlbar. Es gibt durchaus noch Wege hier herein, wenn man die Macht dazu hat und den Willen“, kommentierte der alte Mann diese Aussage.
Harry wollte schon losplatzen und fragen was Unsere Vorfahren zu bedeuten hatte, als ihm plötzlich sein Zauberstab zugeworfen wurde. Dabei entdeckte er den Sigelring am Ringfinger der rechten Hand. Ein Siegel das er sehr gut kannte: ein königlicher Greif mit gespannten Flügeln. Es war das Wappen der Potters.
Langsam sah er auf und traf auf ein verschmitztes Lächeln und zwei belustigt funkelnde grüne Augen von denen das linke mit einem Grauschleier getrübt wurde. Wie von selbst passierte ihm das, was er an anderen so hasste. Sein Blick wanderte zu der Stirn des anderen wo er die feine blitzförmige Narbe erkannte.„Wie ist das möglich?“, flüsterte er leise, da er nicht wirklich glauben konnte, dass er gerade sich selbst gegenüber saß.
„Na komm Harry“, meinte der alte Mann. „Wir sind doch nicht dumm. Denk mal ein bisschen nach, dann kommst du sicher drauf wie es sein kann das ich dir jetzt gegenüber sitze. Oder sollte ich sagen ich mir selbst?“
„Eine… Zeitreise… aber warum? Und wieso kommst du hier her? Es ist doch eine der wichtigsten Regeln darauf zu achten nicht gesehen zu werden. Vor allem nicht von seinem Selbst“, fragte der junge Harry nach einem Moment des tatsächlichen Nachdenkens.
„Seit wann halten wir uns an Regeln? Haben wir doch damals auch nicht, als wir Sirius gerettet haben. Außerdem werden dir die Antworten auf das warum auch erklären wieso ich zu dir komme“, antwortete der alte Harry.
Der Junge sah kurz auf seinen Zauberstab und legte ihn schließlich zur Seite. Er wollte seinem alten Ich erst einmal zuhören. Er konnte ja immer noch entscheiden ob er diesem Mann glaubte oder nicht. „Dann erzähl mal, was mich in dem Alter noch dazu bringt, Regeln zu brechen bei denen ich mich selbst umbringen könnte.“
Der alte Harry erhob sich mühsam aus der Couch und trat ein paar Schritte weg vom Kamin, während er leicht schmunzelte. „In dem Alter… wenn ich nicht wüsste, dass ich aussehe wie Dumbledore kurz vor seinem Tod würde ich das jetzt als Beleidigung auffassen, denn auch wenn du es nicht glaubst, ich bin erst 68 Jahre.“
„68? Das ist doch wohl ein Witz“, schnaubte Harry. „Ich bin ein Zauberer. Mit 60 müsste ich aussehen wie ein Muggel mit 30.“
„Das mag unter normalen Umständen so sein, aber wenn du einen Trank bekommst der deinen Köper schneller altern lässt, passiert so etwas. Und genau das wird dir nächstes Jahr passieren“, meinte der Ältere etwas leiser.
Harry runzelte die Stirn und rieb sich geistesabwesend seinen verletzten Arm. „Wer sollte denn so einen Scheiß machen und warum?“, fragte er irritiert.
„Um sich zu rächen“, war die Antwort. „Und wer ist auch ganz einfach. Voldemorts Sohn.“
Harry hatte schon angesetzt zu wiedersprechen, da er sich absolut nicht vorstellen konnte, dass eine Kreatur wie Voldemort Kinder hatte, als sein älteres Ich plötzlich unter einem stöhnen zu Boden sackte und den linken Arm in den Bauch presste.
„Bei Merlin“, keuchte der jüngere und war so schnell er konnte bei dem alten Mann. „Was ist los? Was fehlt Ihnen?“
„Umhang… Ein Trank… blau“, keuchte der Mann schmerzverzerrt.
Harry nickte nur und wühlte schnell die Umhangtaschen durch und fand dabei mehrere Phiolen mit verschiedenfarbigen Tränken. Vorsichtig flößte er dem Mann den gemeinten ein und konnte dann beobachten wie dessen Gesicht sich langsam entspannte, die Hand aber auf dem Bauch liegen blieb.
„Was… was fehlt Ihnen?“, fragte er besorgt.
„Mein Körper ist 164 Jahre alt und ich bin eine ganze Weile recht sorglos mit ihm und der Tatsache dass ich schneller altere umgegangen“, erklärte er leise. „Und das bekomme ich jetzt zu spüren.“
Harry schluckte leicht und half seinem älteren Ich dann so gut er konnte wieder auf die Beine und zur Couch.„Das heißt Sie sind krank?“, erkundigte er sich vorsichtig.
„Es abzustreiten wäre eine Lüge“, flüsterte der alte Mann den Kopf nach hinten legend.
„Kann… kann ich irgendwas tun?“
„Mir zuhören“, antwortete er. „Ich bin hier, weil Voldemort einen Sohn hat, der etwa ein Jahr jünger ist als du es bist. Und er ist stinksauer, dass du seinen Vater getötet hast ehe er ihn kennen lernen konnte.
Er wird alles daran setzen um dich in die Finger zu bekommen und sich an dir zu rächen.
Der Trank der einen schneller altern lässt ist seine eigene Entwicklung. Ebenso wie er mit einem selbstentwickelten Zauber in einigen Jahren seinen Vater wiedererwecken wird“, erklärte der alte Harry matt.
„Voldemort wiedererwecken? Das ist unmöglich. Von ihm ist nichts mehr übrig als ein Haufen Knochen. Ich hab alle Horkruxe vernichtet. Es gibt ihn nicht mehr“, sagte der Junge Harry fest.
Der alte Harry schnaubte. „Genau das hab ich auch damals gedacht als ich davon erfuhr. Bis ich ein Jahr später die Gelegenheit bekam mich kurz mit ihm zu duellieren.
Er wird mächtiger sein als er es je war. Er wird seinen Sohn töten und dessen Macht in sich aufzunehmen und dessen Wissen. Und er wird dir das Leben so richtig zur Hölle machen. Du wirst keine ruhige Minute mehr haben. Die Welt wird erneut mit Krieg überzogen werden, der über Jahrzehnte andauern wird.“
Harry schluckte. Das waren wirklich schaurige Aussichten. „Dann bist du hergekommen um Voldemorts Sohn aufzuhalten?“
„Das wird nicht gehen. Ich habe das schon versucht“, sagte der Alte, was Harry mit einem verwunderten Blick quittierte.
„Ich benutze einen alten, vergessenen Trank um durch die Zeit zu reisen. Dadurch kann ich die Dauer meines Aufenthaltes in der Vergangenheit bestimmen. Als ich ihn entdeckte waren es genau 24 Stunden. Aber mit etwas Hilfe ist es mir gelungen diese Zeitspanne vollkommen variabel zu machen“, erklärte der alte Harry. „Ich bin vor Wochen schon einmal für einen Tag an den Punkt gegangen, wo ich entführt werde und diesen Trank bekomme.
Aber Voldemorts Sohn ist eine harte Nuss. Er ist mächtig und kann nicht auf dem selben Weg besiegt werden wie sein Vater.
Alles was es mir gebracht hat ist ein kaputtes Bein und eine verstümmelte Hand sowie einen Aufschub der Vergiftung um zwei Monate. Was aber leider nicht viel ist, wenn man bedenkt das der Tank mich dreimal so schnell altern lässt als es üblich ist.“
„Dann müssen wir Voldemorts Körper vernichten. Verbrennen wir die Knochen zu Asche und verstreuen die in alle Himmelsrichtungen“, meinte Harry spontan. „Der Minister schuldet mir noch einen verdammt großen Gefallen.“
„Gute Idee, wird nur auch nicht funktionieren. Noch steckt zu viel Restmagie in dem Körper und sein Sohn wird ihn sich holen ehe die so weit abgeklungen ist, dass man ihn gefahrlos verbrennen kann“, bemerkte der alte Harry. „Es gibt nur einen Weg diese Zukunft zu verhindern. Sein Sohn darf gar nicht erst gezeugt werden.“
„Was?“ platze der junge Harry raus, da er glaubte das gerade falsch verstanden zu haben. „Sie wollen verhindern, dass dieses Baby gezeugt wird? Wie wollen Sie das machen? Und überhaupt, wieso kommen Sie dann in diese Zeit? Sie haben doch gerade gesagt, dass er ein Jahr jünger ist als ich.“
„Beruhig dich“, sagte der alte Harry. „Du hast ja Recht. Es ist eigentlich die falsche Zeit. Aber ich habe nicht mehr lange zu leben und wenn ich sterbe ehe ich die Zeugung dieses Kindes verhindern kann, ist die Welt verloren. Und noch eine Chance bekomme ich nicht, denn tote Körper werden nicht in ihre Zeit zurückgeführt. Aber du bist gesund und hast damit die weitaus besseren Chancen. Du darfst dich nur nicht umbringen lassen“, sagte der Ältere Mann sich wieder richtig hinsetzend.
„Nicht mehr lang zu leben?“ fragte Harry entsetzt, fasste sich dann aber. „Aber warum ich? Ich meine…. Warum das Ich aus dieser Zeit? Warum sind Sie nicht zu einem späteren Ich gegangen? Einem Ich das sich von dem Kampf erholt hat?“, fragte er schließlich.
„Das Harry, ist etwas das du nicht zu wissen brauchst. Wenn du deinen Auftrag erledigt hast, wird sich alles geändert haben und das was mir passiert ist, warum ich bald sterben werde, wird nie eintreten“, erklärte der alte Harry aufmunternd.
Wirklich gefallen tat Harry das nicht, aber er kannte seine eigene Sturheit und würde wohl selbst auch nichts aus sich rausbekommen. „Und wie hast du dir das vorgestellt? Was soll ich in der Vergangenheit tun?“, fragte die junge Ausgabe von Harry, da ihm nicht ganz wohl bei der Vorstellung war eine Frau töten zu müssen, nur damit sie mit Voldemort kein Kind zeugte.
„Nur das was du schon vor drei Wochen getan hast. Voldemort vernichten. Alle Horkruxe sind da wo du sie bereits gefunden hast, bis auf die Nagini. Sie ist kein Horkrux. Sie ist noch nicht einmal sein Haustier. Er lernt sie erst in Albanien kennen, wenn er sich da in die Tiere einnistet. Und sie würde erst nach seiner Auferstehung 1995 zu einem Teil seiner Seele werden. Aber das ist ja eher ein Vorteil als ein Nachteil“, sagte der alte Harry und nahm einen Schluck aus einem Flachmann, der in der Innentasche seiner Robe versteckt gewesen war.
„Verstehe“, sagte der junge Harry und ließ sich das noch einmal genau durch den Kopf gehen. Schwer konnte es nicht werden. Er wusste wo die Horkruxe waren. Allerdings sickerte langsam noch etwas anderes in seinen Verstand.
„Moment mal“, meinte er. „Wenn ich nach 1980 zurückkehre und Voldemort töte, ändere ich doch die ganze Zeitlinie. Er würde meine Eltern niemals angreifen, er würde nie versuchen mich zu töten. Ich würde nie auserwählt werden!“
Der alte Harry lachte heißer auf. „Seit wann sind wir denn so begeistert davon der Junge-der-lebt zu sein?“
„Ich bin davon nicht begeistert, aber … aber das dürften wir doch nicht. Wir würden das Schicksal von so vielen Menschen verändern. Deswegen sind Zeitreisen doch eigentlich verboten“, sagte der junge Harry leise.
„Sicher würde es viele Schicksale verändern. Molly Weasleys Cousins überleben vermutlich, Nevilles Eltern werden nie in den Wahnsinn gefoltert, Sirius müsste nie nach Askaban, Remus würde nie sein Rudel verlieren und auch wir werden bei unseren Eltern bleiben und wenn alles glatt geht, ein ruhiges Familienleben führen dürfen. Keine Dursleys, keine Schikane der Nachbarn, von den anderen Familien die niemanden verlieren ganz abgesehen.“, meinte der Alte und stand dann wieder auf.
„Natürlich wirst du andere Familien zerstören. Draco Malfoy wird seinen Vater wohl nie wirklich kennen lernen, wenn du ihn überführen oder gar töten musst um an das Tagebuch rann zu kommen. Aber ich bezweifele das dies ein großer Verlust für die Zeit sein wird.
Und wenn dir das nicht reicht, sieh dir einfach mal das hier an. Dann wirst du verstehen warum ich diese Veränderung gern in Kauf nehme.“
Dann schwang der alte Harry seinen Zauberstab und das Wohnzimmer verwandelte sich in de Winkelgasse.
Menschen eilten durch sie hindurch. Niemand hielt sich lange an den Auslegwaren auf. Dann… ganz plötzlich tauchen dutzende von Todessern auf. Panik brach aus… alle liefen schreiend durcheinander. Blitze zuckten umher… Kinder schrieen nach ihren Müttern, Mütter nach ihren Kindern. Menschen wurden getroffen, nicht selten von Todesflüchen. Und die Auroren die sich offensichtlich hier versteckt gehalten hatten waren machtlos. Zu viele Menschen starben, während am Ende eines grausamen Kampfes nur zwei Todesser verhaftet werden konnten.
„Verdammte Scheiße!“, hörte Harry plötzlich jemanden Fluchen. Und die Fensterscheibe von Florish und Blotts zerbarst in tausend Teile.
„Hey Potter, nun reiß dich mal zusammen. Wir haben doch zwei“, rief jemand von woanders und dann sah Harry es. Er selbst, etwa Mitte 30 nagelte einen andern Auroren an die Wand. „Ja zwei haben wir Higgins. Und wir haben 3 Dutzend tote Passanten und 7 tote Kollegen. Und das obwohl wir vorbereitet waren. Das ist nichts, aber auch gar nichts worauf man stolz sein sollte.“
Dann wurde es kurzzeitig dunkel um Harry. Das nächste was er erkennen konnte war ein Friedhof. Und sofort stiegen ihm Tränen in die Augen. Es war ein magischer Freihof. Hier hatten sie alle Opfer der letzten Jahre begraben. Ron und seine Brüder, Hermine und ihre Eltern… und auch die anderen waren hier beigesetzt worden.
Schnell erkannte Harry sich selbst. Etwa 40 Jahre mit einem Strauß Blumen in der Hand. Er stand vor Ginnys Grab, als es plötzlich mehrere Apparationslaute gab. In Sekunden war er von 5 Todessern umstellt die ihn auch sofort angriffen.
Die Blumen waren schon beim ersten Geräusch auf dem Grab gelandet und der Kampf der hier nun tobte war zerstörerisch. Flüche schlugen in die Marmorsteine ein und rissen sie auseinander.
Sein Ich war hinter eine große Eiche geflohen und ging von dort auf die Todesser los. Aber es sah gar nicht gut aus. Er wurde immer mehr eingekreist und Harry glaubte schon seine eigene Entführung mit ansehen zu müssen. Doch dann tauchten endlich mehrere Auroren auf und der Kampf nahm eine Wendung, auch wenn offensichtlich drei der 5 Auroren starben und nur ein Todesser zu Boden ging, schien das zu reichen, um die Angreifer in die Flucht zu schlagen.
„Potter?“, rief einer der Auroren nachdem sich alles etwas beruhigt hatte. Der Gemeinte trat taumelnd hinter dem Baum hervor und sagte: „Hier“, ehe er jetzt deutlich blutend in sich zusammensackte.
Wieder wurde es dunkel und dann standen sie auf einer schmutzigen und verlassenen Straße. Harry musste zweimal hinsehen um zu erkennen, dass es die Winkelgasse war.
Der Himmel war, wie auch die beiden Male zuvor, grau und wolkenverhangen. Die Schaufenster vieler Läden waren jetzt zugenagelt, nur hier und da standen noch ein paar Körbe draußen.
Wirklich viel los war hier auch nicht. Die wenigen Menschen, die aus einem Geschäft kamen, schienen es mehr als eilig zu haben.
Plötzlich tauchte vor ihnen ein alter Mann mit hochgeschlagenem Kragen auf. Er schien sich kurz umzusehen und verschwand dann in der Apotheke. Und während er drin war, erschienen sechs Todesser in der Gasse und bauten sich um die Tür auf.
Eine Frau, die gerade die Apotheke verließ wurde, genau wie das Kind das sie auf dem Arm trug, von einem grünen Blitz getroffen, ehe sie auch nur einen Laut von sich geben konnte.
Es dauerte nur wenige Minuten da trat auch der alte Mann wieder aus der Apotheke und verharrte. Es schien als würde er einen Moment die junge Frau und ihr Kind ansehen, ehe er den Kopf hob und sich umsah. „Wer von euch war das?“, fragte er ruhig.
„Das geht dich einen Scheiß an Potter. Ergib dich wenn es dir nicht auf der Stelle genau so ergehen soll“, blaffte einer der Todesser.
„Einfallspinsel“, hörte Harry sein älteres Ich neben sich sagen und konnte dann beobachten wie er, scheinbar schon an die 80 Jahre alt, die Stufen hinabstieg. Im nächsten Moment aber ging schon einer der Todesser von einem giftgrünen Blitz getroffen zu Boden.
Ab da ging alles ziemlich schnell. Die andern fünf Todesser gingen auf ihn los. Viele Flüche trafen ihr Ziel, einige davon waren verdammt unangenehm, wenn Harry die Blitze richtig erkannte, aber sein altes Ich schien sich nicht im mindesten daran zu stören. Er wirbelte umher und erledigte einen Todesser nach dem anderen.
Aber nicht einmal als der letzte Todesser am Boden lag und auch der alte Harry aus dieser Erinnerung blutend und schwer atmend am Boden kniete kam ihm jemand zu Hilfe.
Zwar sah die Apothekerin kurz raus, aber alles was die sonst noch tat war die Tür zuschlagen und ihren Laden ebenfalls zu schließen.
Dann war auf einmal das Wohnzimmer wieder da. „Das ist innerhalb von 10 Jahren passiert“, erklärte sein altes Ich. „Willst du noch mehr sehen oder verstehst du jetzt warum ich denke, dass diese drastische Änderung der Zeitlinie notwendig ist.“
„Ich hab genug gesehen“, sagte Harry leise, tief erschüttert von dieser Kaltschnäuzigkeit. „Wie braut man den Trank mit dem ich in der Zeit zurück reisen kann?“
Der alte Harry zog zwei Phiolen hervor und reichte sie weiter. „Erst einmal nimmst du die hier und schläfst dich richtig aus, sonst wird das nie was. Und morgen reden wir dann über die Details.“
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