von Imobilus
Als James Potter zurückkam war er wesentlich besser gelaunt. Harrys Laune dagegen war ziemlich mies. Immerhin hatte er nicht nur eine, sondern zwei Stunden hier gesessen und so gut wie nichts getan.
„Und? Fertig?“, erkundigte James sich.
Harry schnaubte lediglich und warf einfach die Pergamentrolle auf den zweiten Schreibtisch, denn jede seiner Retourkutschen enthielt mindestens einmal das Wort „Dad“. Er war also auf dem besten Wege seine Tarnung auffliegen zu lassen und das schon am ersten Tag.
Sein Vater sah ihn kurz nachdenklich an und insgeheim wartete Harry nur auf eine Beschwerde. Aber die kam nicht. Stattdessen nahm sein Vater die Rolle in die Hand und überflog sie.
„Gut“, sagte er schließlich. „Und jetzt gehen wir ein wenig trainieren.“
Harry sah seinen Vater erstaunt an. „Trainieren? Ich glaube kaum das ich das nötig habe.“
James freundlicher Blick erstarrte und wurde missmutig. „Jeder hat Training nötig“, sagte er nur und ging voraus.
Harry erhob sich seufzend von seinem Stuhl und folgte seinem Vater in den Fahrstuhl. Er fuhr noch ein Stockwerk tiefer und ging dann zunächst in Richtung der Gerichtsräume. Doch keinen von ihnen betraten sie. Stattdessen nahm James einen schmalen Durchgang der daran vorbei führte und öffnete dann eine kaum zu sehende Tür.
Dahinter verbarg sich ein großer Raum, ausgelegt mit hellen weichen Matten. Er sah fast so aus wie der, in dem Harry die letzte Woche verbracht hatte.
„Also. Ich würde sagen wir fangen mit einem Trainingsduell an“, meinte James und legte den Aurorenumhang ab.
Harry dagegen konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass das hier real war. Sein Vater wollte sich mit ihm tatsächlich duellieren. Nicht dass er was dagegen gehabt hätte von seinem Vater unterrichtet zu werden, aber er konnte sich kaum vorstellen, dass es allzu viel gab was er noch nicht konnte. Außerdem war die Zeit hier eigentlich zu gefährlich um sich mit solchem Kleinkram abzugeben.
Aber sein Vater schien das anders zu sehen, denn er sah ihn auffordernd an. Also warf auch Harry seinen Umhang bei Seite und stellte sich ihm gegenüber auf.
Und kaum das er stand wurde er auch schon angegriffen und das Duell das entbrannte war hart. Harry war wirklich einen Moment lang überrascht wie einfallsreich sein Vater im Duell war, aber so langsam verstand er auch, wie es seinen Eltern gelungen sein musste drei mal Voldemort zu entkommen. Sein Vater hatte den dunklen Lord vermutlich ziemlich vorgeführt. Und wenn seine Mutter auch nur halb so klug war wie Remus es ihm vermittelt hatte, war Voldemort sicherlich stinksauer.
Und dann kam auch noch die Prophezeiung dazu. Das hatte sicherlich dem Fass den Boden ausgeschlagen. Deswegen hatten sie sterben müssen.
Was Harry aber auch noch bewusst wurde, er aber nicht ändern konnte, war seine eigene Hemmschwelle. Er konnte sich einfach nicht durchringen seinen Vater so anzugreifen, dass ihm womöglich etwas passieren würde.
Das war wohl auch der Grund, weshalb James Potter am Ende des Duells, nicht gerade begeistert dreinschaute und ihm einige Dinge beibringen wollte, die er für wichtig hielt im Laufe ihrer Zusammenarbeit.
„Fein. Aber ich geh trotzdem erst mal Mittag essen. Auf leeren Magen lernt es sich nämlich nicht“, erklärte Harry und ließ seinen Vater einfach stehen. Irgendwie vermittelte ihm sein Vater das Gefühl ein vollkommener Anfänger zu sein.
Streng genommen mochte das auch so sein, aber zählen tat das nicht. Mit seiner neuen Identität war um 7 Jahre älter als sein Vater und hatte theoretisch dementsprechend mehr Erfahrung.
„Du lässt es dir ja aber auch gefallen“, murmelte Harry sich selbst zu. Nur er konnte seinem Vater wohl kaum zeigen, was tatsächlich in ihm steckte. Dann würde er sehr viel mehr Aufmerksamkeit erregen als er gebrauchen konnte, es war also besser es einfach hinzunehmen und das Spiel mitzuspielen. So würde er hoffentlich am schnellsten das Vertrauen seines Vaters gewinnen.
Die nächsten Tage verliefen aber nicht viel anders, abgesehen davon, dass Harry auch einige Todesser befragen durfte oder seinem Vater bei Befragungen zusah. Einige von ihnen kannte Harry, auch wenn er sich nur mit sehr wenigen selbst duelliert hatte. Die meisten waren vom Rest des Ordens oder von den Auroren dingfest gemacht worden.
Dann wurde Harry natürlich auch von seinem Vater in der Aurorenabteilung herumgeführt und bekam einiges erklärt. So erfuhr Harry, dass der Chef des ersten Aufklärungskommandos für Todesserüberfälle Rufus Scimegour war. Allerdings fand Harry den Mann in dieser Zeit ebenso unsympathisch wie zu seiner Zeit. Der einzige Unterschied den er zwischen den beiden Versionen feststellen konnte war, dass der Jüngere noch nicht hinkte. Und Harry war dankbar dafür Moody als Boss zu haben. Der verstand ihn und Harry konnte ihn einigermaßen einschätzen. Hoffte er zumindest.
Sirius arbeitete für die magische Strafverfolgung. Die Abteilung die sich mit Leuten wie Mugundus Fletcher beschäftigen. Da die beiden Tüak allerdings ziemlich mit Fällen ausgelastet waren mussten auch sie sich mit den Anhängern Voldemorts befassen und galten intern als dritte Tüak.
Natürlich wollte sein Vater auch einiges über Amerika wissen, vor allem über die Vorgehensweisen und Handhabungen.
„Bei uns arbeitet man nicht wirklich in Zweierteams. Sicher hat jeder einen Partner mit dem er vorwiegend Fälle bearbeitet, aber offiziell sind wir in Gruppen von 5 oder sechs Leuten eingeteilt die sich mit zwei bis drei Fällen gleichzeitig beschäftigen. Jeder von uns hat zwar eine Grundausbildung in allen bereichen aber über kurz oder lang wird man dann doch ein Experte für ein Gebiet. Duellanten, Fluchbrecher, Wissenschaftler, Tränkebrauer. In aller Regel besteht ein Team aus je einem dieser Spezialisten.
Allerdings sind wir ähnlich strukturiert, wie ihr. Jede Gruppe hat einen Leiter und der ist einem Abteilungsleiter gegenüber verantwortlich und die Leiter wiederum dem Chef der Auroren und der unserem Minister“, berichtete Harry von seinem aus dem Buch angeeigneten Wissen.
„Es gibt aber auch noch diverse Sondereinsatztruppen. Auroren mit Sonderausbildung die vorwiegend allein arbeiten. Sie sind trainiert darauf sich in feindlichem Gebiet unauffällig zu bewegen, sich beim Feind einzuschleichen oder in Gruppen lautlos ein ganzes Gebäude einzunehmen. Was mir aber besonders auffällt, oder du mir noch nicht erzählt hast, wir beschäftigen auch Werwölfe und Vampire. Sie haben die gleichen Aufgaben wie wir, bekommen die gleiche Bezahlung, nur ihre Methoden sind ihren Fähigkeiten angepasst.
Deswegen auch mein Verdacht gegenüber Sirius Mitbewohner. Ich hab sehr wohl erkannt was er ist. “
James Potter nickte leicht. „Diese Regelung gibt es bei uns definitiv nicht. Werwölfe und Vampire gelten als gefährlich und sind strengen Regeln unterworfen, was ihren Lebensraum oder auch ihren Aufenthalt bei Vollmond angeht“, erklärte James Potter.
„Auch bei uns gibt es Gesetze dahingehend, Merlin bewahre uns vor dem Chaos das herrschen würde, wenn wir die nicht hätten, aber der Status als Auror gibt ihnen ein paar Freiheiten und ausgeweitete Möglichkeiten den Gesetzen nachzukommen. Und die Vorraussetzungen als Werwolf oder Vampir in diesen Dienst zu kommen ist nicht ganz so leicht, wie das jetzt klingen mag. Nicht jeder wird einfach so aufgenommen, er muss schon gewisse Vorraussetzungen mitbringen“, erklärte Harry. Das Thema hatte ihm ganz besonders gefallen.
„Remus würde das sicher gefallen“, stellte James Potter fest. „Welche Regeln habt ihr im Duell?“
Harry sah seinen Vater leicht nachdenklich an. „In einem Duell auf leben und tot? Da ist alles erlaubt was einem am Leben erhält. Wenn es sein muss, auch der Todesfluch.“
„O.k. Das ist bei uns nicht so einfach. Um Straffrei den Todesfluch anzuwenden zu dürfen, muss schon einiges zusammen kommen. Wie steht's mit schwarzer Magie? Wie weit liegen da eure Freiheiten?“
„Weit. Graue Magie gehört zur Grundausbildung, schwarze wird als Wahlmöglichkeit angeboten und es gibt meines Wissens nach nur wenige, die das nicht in Anspruch nehmen. Sicher wirft das kein gutes Licht auf einen Beamten, wenn man sofort zu diesen Mitteln greift, aber letztendlich ist es doch jedem selbst überlassen, wann er diese Flüche benutzt. Und ich hab nicht vor mich hier umbringen zu lassen.“
„Versuch sie nicht zu benutzen“, riet James ihm. „Unsere Regeln sind dahingehend bei weitem nicht so locker, auch wenn wir hier auch als Pflicht dunkle Flüche lernen, aber man macht keinen Hehl daraus, dass es eigentlich nicht gern gesehen wird, wenn man sie benutzt.“
Harry zuckte jedoch nur mit den Schultern. Er hatte in dieser Sache einen Standpunkt und von dem würde er nicht abrücken. Magie war Magie und nur der Sinn des Nutzens zählte. Einen Menschen zu töten, um hundert zu retten war in seinen Augen durchaus legitim geworden, auch wenn jeder andere das nur schwer nachvollziehen konnte.
Dann war ihre Mittagspause auch schon beendet ebenso das Thema auch wenn James Potter Harry noch mal wirklich eindringlich nahe legte, sich möglichst nur auf Magie zu beschränken die keinen Wirklichen Schaden anrichtete, oder auf Qual und Folter ausgelegt war.
Auch nach diesem Gespräch änderte sich für Harry jedoch erst mal nicht viel. Scheinbar war sein Vater darum bemüht ihm auch weiterhin einen Einblick in ihre Arbeitsweise zu geben und nicht in Konflikte zu ziehen. Den anderen Auroren entging das selbstverständlich nicht, und Harry bekam durchaus mit, dass sie Wetten darauf abschlossen, wie lang er sich so hinhalten lassen würde, bis er das Handtuch schmiss und James Potter wieder allein arbeitete.
Aber Harry schwor sich, dass er diesen Gefallen seinem Vater garantiert nicht tun würde, ob das nun wahr war oder nicht. Stattdessen gab er sich in den gemeinsamen Trainingsstunden alle Mühe seinen Vater davon zu überzeugen, dass er keinen Babysitter brauchte, auch ohne dunkle Magie. Doch das war offensichtlich leichter gedacht als getan.
Erst in den Abendstunden eines Tags Mitte Januar wurde sein Durchhaltevermögen belohnt. Eigentlich hatte Harry schon Feierabend, aber er wollte noch einige Berichte fertig schreiben da er am morgigen Tag frei hatte und diese Sachen nicht bis zum übernächsten liegen lassen wollte.
Plötzlich flog die Tür auf und eine über die Gänge hallende stimme rief alle Kampffähigen Auroren ins große Besprechungszimmer.
„Großeinsatz“, war James Erklärung auf Harrys fragenden Blick und beide eilten in den nicht weit entfernten Raum wo sie drei Minuten später erfuhren, dass es einen Angriff auf ein kleines Dorf Namens Fair Haven gab. Es lag in Schottland hatte etwa 500 Einwohner wovon etwa 50 Zauberer waren. Die Anzahl der Gegner war leider unbekannt da ein kleines Mädchen den Angriff gemeldet hatte.
Von Crouch wurden sie in Gruppen unterteilt die verschiedene Punkte zugewiesen bekamen wohin sie zu apparieren hatten und dann ging es auch schon los.
In kleinen Gruppen disapparierten sie aus einem geheimen, nur für diese Fälle geöffneten, Raum auf ihrer Etage und als Harry mit seinem Vater den Ort des Geschehens erreichte musste er erst mal Schlucken.
Tote Körper von Muggeln waren über eine breite Straße verteilt. Offensichtlich waren sie bei der Flucht ermordet morden. Feuer loderten und warfen schauriges Licht über die Straßen, der Gestank von verbranntem Fleisch und Holz lag in der Luft. In der Ferne hörte man gellende Schreie und begeisterte Anfeuerungen.
Harry kam die Galle hoch allein bei dem Gedanken daran, dass die Todesser hier irgendwo eine ihrer grausigen Partys veranstalteten, die auch er schon gesehen hatte. Und das was er 1994 auf der Weltmeisterschaft erlebt hatte, war harmlos dagegen das, was diese armen Menschen nun zu erleiden hatten. Der bloße Gedanke daran ließ in ihm eine gehörige Portion Wut aufsteigen.
„Noch können sie umkehren“, hörte er die Stimme seines Vaters neben, der ernst klang.
Harry sah auf und bemerkte dann fast schon eisig: „Halt mich ruhig für einen Waschlappen. Ich verkriech trotzdem nicht in einer Ecke und weine nach meiner Mutter, während diese Dreckskerle Unschuldige quälen. Ich werde diesen Bastarden zeigen wer hier die Fäden in der Hand hat.“
Damit rannte er los und folgte den anderen Auroren in Richtung der Schreie. Dass sein Vater ihm besorgt und auch irgendwie misstrauisch nachsah bemerkte er nicht.
Auf dem Schlachtfeld, welches sich zwei Straßen weiter auf einem großen freien Platz befand, war die Hölle los. Todesser, mindestens zwei Dutzend, duellierten sich mit Auroren, während Muggel mitten unter ihnen standen und um Hilfe schrieen. Teilweise waren sie verletzt oder knieten bei anderen Verletzten oder gar Toten.
Voldemorts Anhänger benutzen sie als Schutzschilde oder fluchten sie einfach über den Haufen wenn sie im Weg waren.
Besonders schwer machte es den Auroren, das die meisten Kollegen schon zu Hause waren, als der Alarm einging und übers Flohnetzwerk dauerte es länger alle zu informieren. Damit waren die magischen Gesetzeshüter hoffnungslos in der Unterzahl.
Harry stürzte sich in das Kampfgewusel und rettete einen fünfjährigen Jungen vor dem Fluch eines Todessers.
„Lauf weg“, rief er ihm noch zu während er sich darum bemühte den Angreifer in der schwarzen Kutte von sich fern zu halten. Dabei wurde Harry eines schnell klar. Auch wenn es in seiner Zeit geheißen hatte, das Voldemort schrecklicher geherrscht haben sollte denn je, konnte das kaum was mit der Grausamkeit seiner Überfälle zu tun gehabt haben. Denn dieser war nicht weniger brutal als die, die er miterlebt hatte.
Außerdem musste Harry sich doch mächtig anstrengen nicht zu sterben, so wie einige andere Auroren um ihn herum. Was allerdings bei vier Gegnern ihn selbst nicht sonderlich erschreckte. Auch er hatte irgendwo seine Grenzen und sich als übermächtig zu bezeichnen wagte Harry noch lange nicht, auch wenn er ein gewisses Potential durchaus sein eigenes nennen konnte.
Und als ihn ein schwarzmagischer Fluch am Bauch streifte hatte er endgültig die Nase voll sich an die Regeln zu halten. Die Todesser wurden immer mehr und sie benutzen Flüche die dermaßen weit hinter der Legalität lagen, dass es wirklich gefährlich war sich innerhalb der Regeln zu bewegen. Mit einem ebenfalls heftigen schwarzmagischen Fluch setzte er seinen Gegner außer Gefecht und sprach dann in einer kurzen Zeit der Ruhe die er hatte, den Gegenzauber über das was ihn grade verletzt hatte. Langsam und Schmerzhaft verätzte dieser Fluch nämlich die Haut und wenn er zu lang wirkte verlor man irgendwann vor Schmerzen das Bewusstsein und zog sich auch noch eine schwere Blutvergiftung zu.
Dann war er aber auch schon wieder in einen Kampf verwickelt mit zwei Gegnern, konnte aber trotzdem aus dem Augenwinkel beobachten wie sein Vater, umgeben von drei Todessern schreiend zu Boden ging und die Kollegen in der Nähe waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.
Mit einer kurzen wortlosen Bewegung seines Stabes, er benutzte dabei eine der Formeln die erst in 40 Jahren entdeckt werden würden, schickte der seine Gegner ins Land der Träume und knöpfte sich die Todesser vor die die Muße hatten seinen Vater zu foltern. Einer nach dem anderen ging zu Boden und noch zwei weitere mehr, die sich hatten einmischen wollen.
Harry hatte dabei selbst einige weitere Verletzungen einstecken müssen, aber daran hatte er sich im laufe der 1 ½ Jahre gewöhnt. Er störte sich nicht mehr an brennenden Wunden oder gar gebrochenen Knochen. Adrenalin war so ziemlich das beste Schmerzmittel das es für ihn ab.
Er kam aber nicht dazu seinem Vater wieder auf die Beine zu helfen, wurde er doch auf halbem Wege von jemandem abgefangen, den er nur zu gut kannte. Bellatrix Lestrange. Und die war, ohne die Verwirrung die Askaban bei ihr hinterlassen hatte, eine noch gefährlichere Gegnerin, wie er schnell erkennen musste. Sie verpasste ihm noch einige weitere Blessuren, ehe sie, zusammen mit allen anderen Todessern, das Weite suchte. Aber Harry hatte wenigstens die Genugtuung hatte auch ihr einiges zugefügt zu haben.
Für einen Moment hielt der Zeitreisende Inne um wieder zu Atem zu kommen, ehe er sich fasste und dann die Verwundeten mitversorgte. Für einen Mann, ganz in seiner Nähe, der Schrie wie am Spieß, konnte er aber nicht mehr viel tun. Der Fluch der den Kollegen getroffen hatte zerfraß ihn von innen und war sogar zu seiner Zeit noch unumkehrbar. Deswegen schockte er ihn, das einzige was er legal für ihn tun konnte, selbst wenn der Todesfluch wohl die wirkliche Erlösung für den armen Mann gewesen wäre.
Wie in Trance tat Harry für alle die er erreichte was er konnte. Was sonst um ihn herum geschah nahm er kaum noch wahr. Erst als Sirius ihn ansprach, kam er wieder richtig zu sich.
„Evans, Sie sollten sich versorgen lassen. Und sie sollten sich eine gute Erklärung für die Schwarze Magie einfallen, denn die wird man ganz sicher haben wollen.“
Harry sah seinen Paten grimmig an und zeigte dem dann die Fluchwunde an der linken Bauchseite. Sie war noch immer schwarz verfärbt und dunkles Blut sickerte aus ihr hervor. „Ich denke das reicht das als Erklärung, oder?“
Sirius war für einen Moment wohl völlig entsetzt, ehe er sagte: „Ins Mungo, sofort.“
Harry schnaubte. „Ich hab den Gegenfluch schon gesprochen, sonst würde ich kaum noch auf den Beinen sein und hier sind genug die es nötiger haben, sich einen Schmerztrank reinzuschütten. Ich halte eine Menge aus“, meinte Harry und half dann genau diesen Menschen weiter, allerdings sehr viel klarer im Kopf.
Erst mit den letzen Verwundeten reiste auch er ins magische Krankenhaus, um sich selbst versorgen zu lassen. Den Heiler erstaunte er wohl gleich zwei Mal. Zum einen damit, dass er es überhaupt allein ins Behandlungszimmer schaffte zum anderen damit, dass er keinen starken Schmerztrank haben wollte, allenfalls etwas Leichtes. Und das er gehen wollte, nachdem man ihn versorgt hatte.
Und da der Heiler nicht die Ruhe hatte mit ihm über so was zu diskutieren, musste er nur etwas unterschreiben, dass er auf eigenes Risiko ging. Er bekam noch einen Trank in die Hand gedrückt, der eine Blutvergiftung verhindern würde, dann konnte er verschwinden.
Und das ließ Harry sich nicht zwei Mal sagen. Auf dem Weg nach draußen, viel ihm dann auch sein Vater auf. Seine Kleider waren arg mitgenommen, er selbst bleich und ziemlich wackelig auf den Beinen, aber dennoch diskutierte auch er mit dem Heiler darüber zu gehen. Und derjenige der ihn behandelt hatte, hatte offensichtlich sehr wohl die Ruhe sich auf diese Diskussion einzulassen. Oder sein Vater hatte noch mehr abbekommen als er.
Aber egal wie es auch war, das sein Vater sich trotz allem auf den Beinen halten konnte, beruhigte ihn. Es war eine ziemliche Erleichterung zu wissen dass es ihm gut ging.
Sein erster Weg führte ihn, so leichtsinnig es auch war, ins Büro. Zu Hause würde er nur von Träumen heimgesucht werden an die er momentan nicht denken wollte. Noch nicht. Noch hatte er zu viel Angst vor seinen eigenen Dämonen, auch wenn er sich ihnen sicherlich heute Nacht würde stellen müssen. Aber jetzt nahm er sich die Freiheit auch einmal Feige zu sein, solang er noch einen Fluchtweg offen hatte.
Im Büro herrschte eine sehr gedrückte Stimmung. Einige Frauen lehnten sich gegen Wände und schluchzten, andere sahen ihn verzweifelt und flehend an. Doch Harry stand ganz und gar nicht der Sinn danach irgendwen zu trösten, ganz zu schweigen davon, dass er die meisten nach denen er gefragt wurde nicht mal kannte. Er wollte jetzt sich erst mal setzen und einen Tee haben, zur Beruhigung.
In seinem Büro erwartete ihn jedoch ein Schock mit dem er nicht gerechnet hatte. Kaum hatte er die Tür geöffnet, wirbelte ein roter Haarschopf zu ihm herum und für einen Moment hatte er wirklich geglaubt Ginny vor sich zu sehen.
Aber dann registrierte er das Weinen eines Kindes und erkannte seine eigenen grünen Augen in der Person gegenüber. Und sein erster Gedanke war, dass alle Recht gehabt hatten. Er hatte die Augen seiner Mutter.
„Was ist mit James?“, fragte sie mit zitternder Stimme und holte ihn aus seinen Gedanken. „Wo ist er?“
Harry verkniff sich das auf die Lippe beißen, weil er sich für einen Moment gewünscht hatte sie würde ihm um den Hals fallen vor Freude, dass er lebend wieder zurückgekommen war. Aber das war schlecht umsetzbar. Immerhin hatte sie ihn auf dem Arm, auch wenn er schrie wie am Spieß.
„Bitte, Sir. Ich bin James Frau“, erklärte sie leise, fast schon unter Tränen und langsam auf ihn zukommend.
Harry atmete erst mal durch und machte die Tür zu, um die Geräusche vom Flur auszusperren.
„James geht es gut, denke ich“, erklärte er dann, ihr entgegen gehend. „Er ist zwar im Krankenhaus, aber als ich ihn grade gesehen habe, hat er mit einem Heiler gestritten und ich würde meinen, dass das ein gutes Zeichen ist.“
Das Gesicht seiner Mutter hellte sich auf ehe sie tatsächlich anfing zu Weinen und ihm in die Arme fiel. „Merlin sein Dank“, schniefte sie dabei.
Harry zuckte unter dem Schmerz, den das in seinem eigenen geschundenen Körper auslöste etwas zusammen, aber das wurde sofort abgelöst von einem Gefühl der Hilflosigkeit. Dann fasste er sich aber, und legte er vorsichtig die Arme um seine Mutter und strich ihr sanft über den Rücken, so wie er es mit Ginny in dieser Situation auch getan hätte. Allerdings fand er diese ganze Situation schon seltsam. Er war immerhin ein Fremder für seine Mutter.
Außerdem hoffte er inständig, dass sein Vater das nicht falsch verstehen würde, sollte er sie so erwischen. Denn der Remus aus seiner Zeit hatte ihm erzählt, dass sein Vater durchaus eifersüchtig werden konnte und mit ihm dann nicht zu spaßen war. Seine Frau verteidigte er vor jedem wie ein Löwe.
„James wird sicher gleich herkommen, Mrs. Potter. Ganz bestimmt“, sagte er. „Ich kenne ihn zwar noch nicht lang, aber nachdem was ich von anderen gehört habe, lässt er sich so schnell nicht unter kriegen.“
„Ich weiß“, schniefte seine Mutter, sich von ihm lösend aber keinesfalls Abstand nehmend. „Aber Voldemort wird immer grausamer und… die Todesser werden immer grausamer.
Ich habe einfach Angst davor, dass er irgendwann nicht mehr zurück kommt und ich mit unserem Sohn ganz allein bin.“
Harry wusste nicht was er darauf sagen sollte. Allein der Gedanke daran was in nicht mal mehr 10 Monaten passieren würde wenn er nichts tat, trieb ihm die Tränen in die Augen.
„So schnell lass ich dich nicht allein, Lily. Und ich hab dir versprochen, dass ich mich nicht einfach mit Voldemort anlege“, kam es von der Tür her und im nächsten Moment lag seine Mutter auch schon in den Armen des Mannes zu dem sie gehörte. In denen seines Vaters.
Harry brauchte sich nicht umsehen, um dies genau zu wissen und er war dankbar für dessen Auftauchen. So konnte er sich ungesehen die Tränen aus den Augen wischen, ehe er sich umdrehte.
„Ist ja gut Liebes. Es ist alles OK. Es sind nur ein paar Kratzer“, sagte sein Vater und strich seiner Mutter dabei sanft über´s Haar.
Harry sah allerdings aus der Entfernung, dass sein Vater gerade schlichtweg gelogen hatte. Das rechte Bein belastete er fast nicht und er war immer noch bleich wie eine Leiche. Zudem schien er krampfhaft ein Zittern seiner rechten Hand zu unterdrücken.
„Was ist überhaupt passiert? Ich hab nur was von einem Großeinsatz gehört“, sagte Lily über das Weinen ihres Sohnes hinweg, der sich auch jetzt nicht beruhigen ließ. Und dem großen Harry ging das jetzt doch so langsam auf die Nerven.
„Es gab einen Überfall auf Fair Haven. Ziemlich blutig. Die Details erspar ich dir“, antwortete James und nahm dann das schreiende Kind auf den Arm. „Und was hat mein kleiner Sonnenschein? Daddy ist doch hier. Es gibt nichts warum du so weinen musst. Was soll denn der Onkel Henry von dir denken“, meinte er, doch das beruhigte das Kind nicht im mindesten.
Harry zuckte leicht zusammen unter der Nennung des Namens. „Wenn Onkel, dann Onkel Harry. Henry klingt einfach nur spießig“, sagte er und trat vorsichtig zu seinem Vater um sich selbst einmal genau anzusehen. Wer bekam schon mal so eine Gelegenheit.
„Du bist aber ein süßer Spatz“, murmelte er und streichelte vorsichtig die Wange des Kindes das daraufhin langsam ruhiger wurde und ihn aus großen geröteten blaugrünen Augen ansah.
„Er heißt auch Harry“, sagte sein Vater während seine Mutter scheinbar sprachlos geworden war.
„Darf ich mal“, fragte der erwachsene Harry und wurde von seinem Vater misstrauisch beäugt, was schon etwas wehtat. Aber dann bekam er sich selbst doch auf den Arm. Wohl auch weil die Kräfte seines Vaters langsam zu schwinden schienen und er leicht ins schwanken kam.
Ein seltsames Gefühl machte sich dann in dem erwachsenen Harry schon breit, denn sein kleines Ich musterte ihn aus großen Augen und fing dann kindlich an zu grinsen.
„Du scheinst mich ja zu mögen“, stellte Harry lächelnd fest, während er zugeben musste, dass er ganz schön schwer war mit sechs Monaten. Deswegen setzte er sich auch auf seinen Platz im Büro und das Kind vor sich auf den Schreibtisch.
Und auch James hatte sich schon gesetzt und Lily nutzte die Zeit ihren Mann etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Harry derweil spielte ein wenig mit sich, indem er sich selbst immer mal wieder auf die Nase stubbste oder auf die Wange. Und mit den knappen Sechs Monaten die er alt war, fand der kleine Harry das lustig und gluckste immer mal wieder vergnügt.
„Wie alt sind ihre Kinder?“ fragte Lily plötzlich und Harry sah auf.
„1 ½ Jahre ist mein kleiner“, antwortete Harry.
„Und sie haben keine Fotos hier?“ erkundigte sich James, auf dessen Schreibtisch ein Bild von seiner Familie stand.
Harry stockte kurz und sah dann erst mal sein kleines Ich an, das die Hand nach ihm ausstreckte. Leicht lächelnd nahm große Harry die und führte sie zu seiner Nase.
„Nachdem was ich hier gleich am ersten Tag erlebt habe, war mir das einfach zu riskant. Ich traue diesen Todessern alles zu. Auch Kontakte ins Ausland. Deswegen hab ich die erst gar nicht ausgepackt.“
James nickte und alle sahen sich dann um, als die Tür aufging. „Alles klar, Krone?“, erkundigte sich der reingekommene Sirius.
„Geht schon. Was ist mit dir?“, meinte der und Sirius grinste.
„Schrammen, Kratzer und ein paar gebrochene Rippen. Also das übliche“, meinte der und sah dann Harry an. „Und sie? Di haben sie ja ganz schön erwischt.“
„Alles ok… ein paar Stunden schlaf und ich bin wieder auf den Beinen“, sagte er.
Sirius nickte und kniete sich dann neben ihm während sein Blick auf dem Kleinen lag. „Und was macht mein Patenkind? Gehst du deinem Onkel etwa fremd?“
„Sieht so aus“, schmunzelte James. „Evans hat ihn nur gestreichelt und er hat aufgehört zu weinen.“
„So so“, machte Sirius und stubbste dem Baby auf die Nase. „Sollte ich etwa eifersüchtig werden?“
Der erwachsene Harry schmunzelte leicht, während sein kleines Selbst den Mann groß ansah. „Ich glaub er will sagen, Onkel Sirius, du hast einen Knall.“
Sirius fing an zu lachen und nahm den kleinen Harry dann auf den Arm. „So, so… einen Knall hab ich also, ja?“
„Dem stimme ich definitiv zu“, meinte Lily. „Und ich muss ihn dir jetzt entführen, es wird Zeit das er ins Bett kommt. Genau wie du James. Sonst sag ich Moody jetzt schon, dass du morgen nicht kommst.“
James seufzte auf. „Geh du schon mal vor zum Fahrstuhl. Ich komm gleich nach, versprochen. Ich will nur noch was mit Evans klären.“
Lily sah ihn kurz nachdenklich an, nickte dann aber. „Ich warte unten.“ Sirius und James tauschten auch noch ein paar Blicke aber dann folgte auch er mit dem Baby auf dem arm.
Als die Bürotür schließlich geschlossen war, sah James Harry einen Moment lang schweigend an ehe er sagte: „Du bist besser als du es zeigst.“
Harry verbot sich ein seufzen und zuckte stattdessen mit den Schultern. Es wäre ein Wunder gewesen, wenn seinem Vater das entgangen wäre. Nur gut, dass er sich für so einen Fall schon mal eine Ausrede überlegt hatte, war es doch zu erwarten gewesen, dass es irgendwann einmal passieren würde.
„Du zeigst mir wohl auch nicht, was du wirklich drauf hast, oder?“, konterte er.
James Potter schwieg, ehe er wirklich seufzte. Harry hatte, auch wenn es irgendwie dreist war, nicht damit gerechnet.
„Vertrauen ist in dieser Zeit schwer. Sehr schwer“, sagte James Potter dann. „Ich bin Voldemort schon zwei Mal entkommen und auch wenn ich mich bemühe das nicht so nah an mich ran zu lassen… ich bin vorsichtiger geworden. Definitiv. Ich hab eine Familie, und die geht mir über alles.“
Harry nickte leicht. Das konnte er verstehen und wenn er versuchte sich in die Situation seines Vaters hinein zu versetzten würde er wohl auch so denken. Und das sagte er ihm auch, allerdings nicht Wortwörtlich. Er schob seine angebliche Familie vor, die er in dieser Situation wohl auch so schützen wollen würde.
„Allerdings kommen wir so nicht weiter. Die Kollegen Wetten schon, wann ich das Handtuch werfe und Moody bitte, mich jemand anderem zuzuteilen.
Ich hab eigentlich nicht vorgehabt, dass zu tun, aber wenn wir beide keinen Konsens finden, finden, sehe ich keinen anderen Weg.“
„So so… Wetten also“, sagte James und Harry meinte ein gewisses Funkeln in den Augen seines Vaters zu sehen. Dann atmete James einmal durch.
„Na schön… du hast bewiesen, dass du auf dich aufpassen kannst und Moody wird es kaum zulassen, dass ich noch länger allein arbeite. Also sollst du deine Chance haben.“
Harry huschte ein leichtes Lächeln übers Gesicht, zumindest bis sein Vater ihn mit einem Blick ansah, der einem durchaus Schauer über den Rücken jagen konnte. „Ich gebe dir aber auch einen guten Rat: Fall mir nicht in den Rücken. Du hast mich noch nicht erlebt, wenn ich wirklich wütend bin.
Mir sind Voldemorts Überzeugungstaktiken durchaus bewusst und wenn du mein Vertrauen missbrauchen solltest, bekommen wir beide ein wirkliches Problem miteinander.“
Innerlich schluckte Harry leicht. Er spürte, dass sein Vater es ernst meinte. Todernst. Aber er hatte ja nicht vor ihm in den Rücken zu fallen. Bei Merlin, er wollte ihm das Leben retten und zwar dann wenn es wirklich drauf ankam.
„Ich werde dir nicht in den Rücken fallen, James. Darauf hast du mein Wort. Lass uns einfach noch mal von vorn anfangen. Und… wenn du mich Harry nennen könntest… dieses Evans ist irgendwie kindisch. Wir sind doch keine 13 mehr.“
James Potter musterte ihn noch einmal eingehend ehe er dann wieder leicht lächelte und nickte. „Einverstanden, Harry.“ Damit reichten sie sich die Hände und James fragte schmunzelnd: „Ist Ihre Frau auch so übertrieben führsorglich wie meine?“
„Ab und zu schon“, sagte Harry, darum bemüht keine Trauer durchklingen zu lassen.
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