von Imobilus
10. Probleme oder Ende
Nachdem auch die Wissenschaftskollegen am Tatort angekommen waren apparierten Harry und James ins Ministerium wo der Zeitreisende seinem Vater genau die Aussagen der Nachbarn schilderte du trotz des Ernstes der Situation war sein Vater amüsiert über die Vermutungen bezüglich Simons Beruf.
„Bei Geheimnissen sind Muggel eben sehr erfinderisch“, meinte Harry schulterzuckend. „Ich denke wir sollten versuchen diese Frauen zu finden. Vielleicht haben sie irgendetwas damit zu tun oder können uns wenigstens weiter helfen.“
James Potter nickte: „Auch seine Kollegen müssen wir befragen. Eventuell wissen die auch etwas über die Frauen.“
„Was ist überhaupt mit Simon selbst? Hat er Familie? Wen müssen wir informieren? Wer kann uns etwas über ihn erzählen?“ fragte Harry dann, natürlich schon an die Ministerin denkend.
„Wir besorgen uns gleich mal Bagnolds Personalakte geben. Da sollte dann auch eine Notfalladresse drin liegen.“
Harry nickte leicht. „Hast du eigentlich irgendetwas im Haus gefunden?“
„Nichts wirklich außergewöhnliches, abgesehen davon, dass es ziemlich muggelhaft war. Aber wenn seine Freundin eine Nichtmagische ist, kann ich das nachvollziehen“, antwortete James und anschließend gingen sie zu der vorher geholten Adresse aus der Personalakte. Dort erwarteten sie Bagnolds Eltern, die aber, zu Harrys Erleichterung schon von der Ministerin informiert worden waren. Todesnachrichten zu überbringen war absolut nicht seine Sache.
Viel erfahren konnten sich bei Simons Eltern nicht. Seine Mutter, Clara Bagnold, stand vollkommen unter Schock und war völlig neben sich. Harrys sanfte und mitfühlende Versuche etwas in Erfahrung zu bringen waren ebenso erfolglos wie die von James oder Mr. Bagnold.
Also mussten die beiden Auroren mit dem vorlieb nehmen was dieser ihnen berichten konnte. Leider war das wahrlich nicht viel, da er oft und lange auf Geschäftsreise für einen Zaubertrankzutatengroßhandel war.
Allerdings kannte er den Namen von Simons Freundin oder zumindest von einer: Alisha Mathews. Das Paar war erst seit drei Wochen zusammen gewesen und der Tote hatte sie Ende des Monats eigentlich mit zum Familienessen bringen wollen, wenn seine Mutter Geburtstag hatte. Daher wusste Mr. Bagnold auch leider nicht mehr über die Frau.
Das war aber in Harrys Augen schon mal ein guter Anfang. Mit der Bitte sich zu melden wenn es Mrs. Bagnold besser ging, verließen die beiden Auroren dann auch das Haus und kehrten ins Ministerium zurück wo sie zum einen den Auftrag gaben, etwas über diese Frau rauszufinden aber auch um dessen Kollegen einmal zu befragen. Sowohl vorgesetzte, als auch Untergebene.
Letztere hatten keinerlei Beschwerden über ihn. Er war zwar ein strenger Chef gewesen, aber bei Problemen hatte er immer ein offenes Ohr parat, egal ob es um private Probleme ging oder berufliche.
Seine Kollegen, also die anderen Abteilungsleiter, beschrieben ihn als einen ehrgeizigen Mann, der wusste was er wollte und konnte. Aber er spielte nie unfair oder machte andere schlecht um einen Vorteil zu erlangen.
Sein Vorgesetzter berichtete dagegen von einigen Ungereimtheiten in der Abteilung. Es ging um gefälschte oder verschwundene Unterlagen, versäumte Termine die nicht gemeldet worden waren und gefälschte Unterschriften. Weil das bei allen Sachbearbeitern vorgekommen war und keiner von ihnen dafür eine Erklärung hatte, war es bisher nicht gelungen den Schuldigen zu finden. Doch Simon war davon überzeugt dicht an ihm dran zu sein. Mehr wusste der Leiter der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe jedoch auch nicht. Sie waren noch nicht weiter in ihren Besprechungen gekommen.
Also machten sich die beiden Auroren dann daran, dass Büro ihres Opfers zu durchsuchen. Ein sehr leichtes Unterfangen, war es doch ein absolutes Vorzeigebüro vor. Die Akten lagen ordentlich gestapelt in einer Ecke. Akkurat sortiert lagen drei Federn neben einem Tintenfass und unbeschriebenem Pergament.
In einem Ablagekorb ruhten die eingegangenen Memos, der Terminkalender war feinsäuberlich in Druckbuchstaben beschriftet.
Und auch die Schubladen mit verschiedenen Formularen sahen aus, wie gerade eben erst eingeräumt.
„Ein richtiger Spießer“, stellte James fest.
„Wohl eher einer an dem wir uns ein Beispiel nehmen sollten“, korrigierte Harry und warf einen Blick in einen Stapel Akten die er in einem Schrank gefunden hatte. Besonders auffällig waren hierbei die herausragenden Stücke Pergament, die auf den ersten Blick als Lesezeichen dienten. Nach einem zweiten Blick erkannte Harry aber, dass sie offensichtlich fragwürdige oder gefälschte Dokumente markierten. Zumindest waren auf den Streifen solche Hinweise notiert.
„Das sieht nach den internen Unstimmigkeiten aus“, stellte James fest. „Nehmen wir sie mit in unser Büro.“
Harry nickte nur und beschwor einen Karton herauf. Dort hinein wanderten auch die Memos und die ungeöffnete Post.
In ihrem Büro erwartete sie dann schon Elphias Margis um seine Aussage zu machen. Er hatte es zu Hause einfach nicht mehr ausgehalten. Die Bilder gingen ihm einfach nicht aus dem Kopf. Er wollte das alles einfach nur hinter sich bringen.
Für die beiden Auroren war diese Entscheidung ein erfolg. Margis konnte ihnen eine perfekte Erklärung für die Frage liefern, was es mit vielen angeblichen Freundinnen auf sich hatte. Alisha Mathews war ein Metamorphmagus. Es gab ganz sicher nur eine Freundin. Doch Margis konnte ihnen nicht sagen wo die Frau wohnte oder arbeitete. In der Beziehung war Simon recht schweigsam gewesen.
Dennoch, es ersparte ihnen die Suche nach anderen Frauen, was Harry als durchaus positiv empfand.
Negativ war für ihn dagegen die Durchsicht der Akten. Er fand einfach keinen Hinweis auf einen möglichen Täter. Er fand nicht einmal den Grund für diese Manipulationen. Also mussten sie in alle Richtungen weiter ermitteln.
Etwas das sich als sehr schwer rausstellte. Selbst nach einer Woche waren sie kaum einen Schritt weiter und Harry wurde zusehens frustrierter.
Alisha Mathews war wie vom Erdboden verschluckt und auch eine zweite gründliche Hausdurchsuchung bei Simon Bagnold hatte ihnen keine neuen Erkenntnisse gebracht. Harry hatte sogar mitten in der Nacht noch einmal allein alles genau abgesucht ohne etwas zu finden. Kein geheimer Raum, nicht einmal ein geheimes Versteck und auch Simons Mutter konnte ihnen nicht weiterhelfen, weder in Sachen Mathews noch was diese Fälle betraf und zu allem Überfluss verweigerte Crouch ihnen die Genehmigung die Ministerin zu befragen.
Das war aber nicht alles was Harry die Laune richtig verhagelte. Er hatte kaum eine Minute Zeit gefunden seinen eigenen Problemen nachzugehen. Jeden Tag machten sein Vater und er Überstunden bis tief in die Nacht. Selbst die Mittagspausen ließen sie größtenteils ausfallen. Dafür hatte sich aber Lily Potter ein Herz gefasst und versorgte alle beide mit dem Nötigsten. Etwas das Harry jedes Mal warm ums Herz werden ließ, auch wenn ihm auffiel, dass sein junges selbst nie dabei war. Mal war es Peter der aufpasste, dann kochte Harry innerlich vor Wut, oder sie waren auf Sirius getroffen der sein Patenkind so richtig durch knuddeln wollte.
Etwas bedauern tat Harry das schon, aber das Schicksal wollte ihm das offenbar nicht gönnen.
Allerdings heute, einem Freitag Mitte Februar, hatte Harry die Schnauze voll. Gestrichen voll. Nicht von der Sache um sein kleines Ich, es ging um den Fall. „Ich brauch eine Pause. Ich muss den Kopf frei bekommen, sonst dreh ich durch. Vielleicht kommt mir auf einem Spaziergang eine Idee“, sagte Harry und wartete nicht auf eine Antwort seines Vaters sondern verließ ohne weiteres ihr Büro.
Sein Ziel war die Nockturngasse und dort eine der Buchhandlungen die er schon vor einigen Tagen in den späten Abendstunden ausgekundschaftet hatte. Natürlich hatte er sein Aurorenabzeichen vom Umhang verschwinden lassen und die Kapuze verdeckte sein Gesicht zum größten Teil.
Im Laden herrschte gedämpftes Licht. Der Verkäufer oder auch Ladeninhaber, das wusste Harry nicht so genau, war klein, dick und kahlköpfig. Er verhandelte gerade mit einem anderen großgewachsenen Kunden, der anscheinend gar nicht mit dem Peis einverstanden zu sein schien.
Harry ließ sich davon aber nicht weiter beeindrucken. Er versuchte nicht einmal heraus zu finden, wer hier grade ein Buch kaufte. Vielmehr nutzte er die Abgelenktheit des Verkäufers dazu sich die Bücher mit alten Flüchen in Ruhe durchzublättern. Doch schnell merkte er, dass seine Suche schwerer werden würde als angenommen. Die Anzahl der Bücher war schier unglaublich.
Fast eine Stunde suchte er unter dem Blick des dann doch aufmerksam gewordenen Verkäufers, der ihm zwei Mal seine Hilfe anbot. Doch Harry war nicht gewillt Preis zu geben was er suchte. Er wollte sich allein durch den Berg an Büchern wühlen und auf sein Glück hoffen. Doch irgendwann gab er erst einmal auf. Er durfte nicht zu viel Aufmerksamkeit erregen.
Als er gerade nach draußen treten wollte fiel ihm ein junger Mann auf, der eine Frau fest bei den Armen packte und irgendwas sehr eindringlich zu ihr sagte.
Sie schüttelte daraufhin fast schon verzweifelt den Kopf und senkte dann den Blick.
Harry überlegte schon wie er eingreifen konnte, als er erkannte, dass es sich bei dem Mann um Remus handelte. Die Frau hatte er allerdings noch nie gesehen. Sie war etwa so groß wie er und hatte dunkle Haare. Mehr konnte Harry nicht erkennen.
Irgendetwas schien die beiden dann aber zu stören, denn sie sahen sich erschrocken um und trennten sich dann recht schnell. Remus eilte die Straße nach links weiter, die Frau verschwand in einen schmalen Durchgang direkt hinter ihnen.
Leicht verwirrt darüber schüttelte Harry den Kopf und machte sich wieder auf den Weg in die Winkelgasse. Er würde dort einen Kaffee trinken und sich dann überlegen was er seinem Vater erzählte.
Doch als er die Nockturngasse verlassen hatte, entdeckte er jemanden den er hier nicht so erwartet hatte. Die Zaubereiministerin stand an einem Schaufenster einer Buchhandlung. Neben ihr ein 11-jähriger Junge und um sie herum einige Männer die alles beobachteten. Harry steckte sein Aurorenabzeichen wieder an und atmete tief durch. Das war seine Chance.
Souverän trat er auf die Ministerin zu, blieb aber schon von sich aus auf Höhe der Leibwächter stehen. „Frau Minister.“
Mit einem leicht verwunderten Blick drehte die Frau sich um. „Mr. Evans“, sagte sie dann und sah sich um. „Ganz allein?“
„Ja…. Wir brauchten eine Pause um nicht irgendwelche Hinweise zu übersehen“, antwortete Harry.
Der Junge sah kurz auf zu der Ministerin. „Geht es um Onkel Simon?“
„Ja Maike. Es geht um Onkel Simon“, sagte die Frau sanft und bat dann einen ihrer Leibwächter mit dem Kleinen ein paar Süßigkeiten kaufen zu gehen. „Mein Enkel“, bemerkte sie und bat ihn dann einen Bericht abzugeben.
Und Harry tat das, auch wenn es ihm nicht leicht fiel. „Gibt es etwas das wir noch nicht wissen, Frau Minister? Irgendeine Kleinigkeit?“, fragte er schließlich.
„Nun… es war eigentlich noch nicht offiziell, aber Peter Mayen, mein Untersekretär, geht in Pension und Simon hatte gute Chancen auf diesen Posten. Jedoch kam auch David Cane in Frage dafür. Mr. Mayen und ich wollten nächste Woche entscheiden wer der geeignetere Nachfolger ist“, sagte sie und Harry nickte verstehend während gleichzeitig die Alarmglocken schrillten. Er hatte den Namen David Cane schon einmal gehört, jedoch in seiner Zeit, doch es musste schon etwas her sein. Er konnte sich beim besten Willen nicht an den Zusammenhang erinnern.
„Wer wusste von den möglichen Kandidaten?“
„Mr. Mayen und ich… aber es ist nicht auszuschließen, dass es auch jemand anderes aus der Führungsetage mitbekommen hat. Wir haben uns oft über die Neubesetzung unterhalten und auch bei uns laufen genug Leute rum“, meinte sie und musterte Harry. „Denken Sie das hängt zusammen?“
„Es ist ein neuer Anhaltspunkt. Vielleicht bringt uns das auf die richtige Fährte. Dieser David Cane, was macht er genau?“
„Er ist Leiter der Flohnetzwerkaufsicht. Fleißig, aufgeschlossen, aufmerksam und gründlich. Ebenso wie Simon es war“, erklärte die Ministerin.
„Gut… danke dass Sie sich die Zeit genommen haben, Frau Minister.“
„Ich will, dass dieser Mord aufgeklärt wird, Mr. Evans. Wenn also noch irgendwie Fragen auftauchen, zögern Sie nicht zu mir zu kommen“, erklärte die Frau und ging dann zu ihrem Enkelkind hinüber, das bereits wartete.
Harry nickte nur noch leicht und verschwand dann wieder ins Büro, wo er seinem Vater von diesem Treffen berichtete.
„Und du sprichst sie einfach so an?“ fragte der perplex.
„Sicher, sie ist doch ein Inferius“, meinte Harry. „Und ich finde diese Sache eine gute Spur. Der Posten des ersten Untersekretärs ist eine ideale Informationsquelle für Voldemort. Besser kann er es doch fast gar nicht haben. Und wenn er die Ministerin aus dem Weg haben wollte, wäre das auch eine gute Position.“
Das waren die Dinge über die Harry sich schon auf dem Weg hier heraus Gedanken gemacht hatte. Die Gründe die ihm eingefallen waren, warum Simon hatte sterben müssen, vor dem Hintergrund dieser Beförderung.
„Harry hör auf. Wenn das wahr ist… Merlin da mag ich gar nicht darüber nachdenken“, stöhnte James.
„Ich auch nicht, aber dass ist eine Möglichkeit die wir in Betracht ziehen müssen. Je eher wir also mehr über diesen Cane heraus finden, desto besser ist es.
Und wir sollten mit der Ministerin reden. Sie muss die Pensionierung von Mayen verschieben. Solange er noch im Amt ist kann Cane da nicht rein. Und wenn er wirklich ein Todesser ist und diese nicht ganz doof sind, werden sie Mayen leben lassen. Selbst denen sollte klar sein, dass wir auch dieses Motiv prüfen. Spätestens nach einem zweiten Mord“, meinte Harry.
James seufzte, musste aber gestehen, dass die Worte Hand und Fuß hatten. Harry konnte sich erschreckend gut in die Todesser hineinversetzten. Aber uch er wäre sicher ziemlich schnell auf diese gar nicht so unmögliche Erklärung gekommen. Also konnte man das als Indiz für Harrys nicht ganz weiße Weste abhacken, nach denen er immer suchte und Ausschau hielt.
Ja, James versuchte herauszufinden was mit Harry los war. Die Vorsicht und Angst um seine Familie war Neugier gewichen. Lily hatte vor zwei Tagen fast eine Stunde allein mit Harry hier im Büro verbracht und sich sehr angeregt mit ihm unterhalten. Außerdem war seiner Frau war nichts aufgefallen, außer dass Harry sie ab und an mit traurigem Blick angesehen hatte. Das wollte einfach nicht in James Kopf rein. Keinem klar denkenden Todesser würde es Leid tun Lily zu töten. Keinem von diesen Dreckskerlen und auch Lily hatte eine Art Verbundenheit gespürt. Je mehr Zeit sie mit Harry verbracht hatte desto weniger hatte sie ihm misstrauen können. Hier konnte also irgendwas nicht mit rechten Dingen zugehen.
Harry besuchte die Ministerin noch am selben Tag und berichtete ihr von den Vermutungen die er angestellt hatte. Sie war darüber zum einen entsetzt, zum anderen konnte sie das aber auch sehr gut nachvollziehen und sicherte Harry auch zu Mayen noch nicht zu pensionieren bis die Ermittlungen Cane entweder entlasteten oder der Täter gefasst war. Auch Cane sollte erfahren, dass die Entscheidung sich wegen dem Mord an seinen Mitstreiter noch verzögern würde.
Die nächsten Tage verbrachten Harry und James dann damit, Canes Umfeld genau unter die Lupe zu nehmen. Vor allem Harry prüfte alles doppelt und dreifach, da ihm wieder eingefallen war, dass er den Namen in den Akten zu einem Todesserprozess gelesen hatte. Und zwar im Zusammenhang mit der Aufdeckung anderer Todesser. Er wusste aber nicht mehr, wer Cane verraten hatte oder weswegen dieser dann angeklagt worden war. Einige Male hatte der Zeitreisende sich schon dafür verflucht, dass er nicht daran gedacht hatte solche Berichte mitzunehmen oder nachzuschlagen welche Todesser damals alle für das Ministerium tätig gewesen waren. Die meisten die er kannte hatten eher weniger mit der Regierung zu tun, abgesehen davon, dass sie diese bestachen.
Doch zunächst blieb jede Ermittlung erfolglos. Cane war augenscheinlich so sauber wie die Laken in einem Muggelkrankenhaus. Zu sauber, befanden sowohl Harry als auf sein Vater. Deswegen beschlossen sie auch ihn mit Hilfe von Sirius und Frank zu beschatten. Eine andere Möglichkeit war ihnen nicht eingefallen.
Während einer Mittagspause Ende Februar machte Harry mal wieder einen Abstecher in die Bücherläden der Nokturngasse. In den vergangenen Tagen hatte er immer wieder die Möglichkeit gehabt diese einzuschieben und zumindest ein oder zwei Bücher zu studieren. Das war auch heute der Fall. Zumindest hatte er sich vorgenommen zwei Bücher durchzugehen die sehr vielversprechend aussahen. Doch eine andere Beobachtung fand er dann doch interessanter.
Er stand nahe dem Schaufenster und ging gerade das Buch durch als ihm eine Bewegung draußen auffiel. Wie von selbst hob er den Kopf um zumindest einen kurzen Blick zu riskieren und abzuschätzen, ob vielleicht eine Bedrohung vorlag. Dann jedoch konnte er seinen Blick kaum noch lösen.
Draußen stand Remus und begrüßte gerade eine junge Frau mit dunklen Haaren und weichen Gesichtszügen sehr herzlich. Es war die Selbe Frau die Harry neulich schon mal hatte beobachten können und sie schienen sich doch sehr gut zu verstehen. Wer es war, wusste Harry nicht. Remus hatte nie eine Frau in seinem leben erwähnt, geschweige denn gab es Fotos von ihr.
Eine ganze Zeit beobachtete Harry die beiden, vorgeblich in dem Buch lesend. Zu gern hätte er erfahren worum es bei diesem Gespräch ging. Vor allem als es auf einmal eindringlicher wurde und Remus die Frau sogar an beiden Armen packte und auf sie einredete.
Dann musste es irgendein Geräusch oder so etwas von links gegeben haben, denn alle beide sahen sie sich um. Remus ging sogar zwei Schritte in die Richtung und das nutzte die Frau um in die Gegenrichtung zu entkommen. Auch Remus schien es für besser zu halten zu gehen und tauchte in eine schmale Gasse ab, die hinter ihm in die Dunkelheit verschwand.
Harrys Neugierde war nun endgültig geweckt. Er stellte das Buch zurück ins Regal und verließ den Laden um sich dann in die Richtung zu wenden aus der etwas gekommen sein musste. Und lange musste er auch nicht suchen. Ein großer schwarzer Hund verwandelte sich gerade in Sirius zurück und sein Vater war auch nicht weit weg, hatte ihn aber gesehen. Seine Warnung: „Schnuffel aus“, kam jedoch zu spät.
Harry war für einen Moment verblüfft. So lang hatte sein Pate diesen Namen schon? Das hatte er nie erwähnt und dann grinste er leicht. Das Schicksal meinte es offensichtlich doch gut mit ihm. Zumindest hatte er jetzt etwas gegen Sirius in der Hand. Immerhin hatte er sich tatsächlich bereits das Animagiverzeichnis angesehen und konnte so ganz genau wissen, dass Sirius nicht registriert war.
„Was tust du denn hier, Harry?“, lenkte ihn sein Vater jedoch erst einmal ab.
„Was suchen. Und ihr?“, meinte Harry locker.
„Wir stellen ein paar Nachforschungen an“, antwortete Sirius ziemlich selbstsicher.
„Nachforschungen. Du schnüffelst, und das im wahrsten Sinne des Wortes, deinem Mitbewohner hinterher?“ bemerkte Harry.
Alle beide schwiegen einen Moment, ehe James seufzte. „Das siehst du falsch. Remus ist der Lockvogel. Wir wollen diese Frau und es gab keinen anderen Weg an sie heran zu kommen.“
„Aha. Ihr bezieht Zivilisten mit ein“, stellte Harry fest, glaubte aber kein Wort, ahnte er doch was hier tatsächlich vor sich ging und Remus tat ihm Leid. Richtig Leid. Sehr gern hätte er den beiden die Wahrheit um die Ohren gehauen und ihnen ins Gesicht gesagt, dass Peter der Verräter war und Remus so unschuldig wie ein Neugeborenes war. Doch das würde mehr Fragen aufwerfen als er bereit war zu beantworten. Allerdings rief es ihm auch wieder in Erinnerung, dass er Peter auffliegen lassen wollte. Und dazu brauchte er Beweise.
„Remus ist nur sehr streng genommen ein Zivilist. Er weiß aber sehr genau auf was er sich da eingelassen hat und kann sich sehr gut allein verteidigen. Darafu haben wir beide Wert gelegt als wir ihn gefragt haben, ob er uns hilft. Zugegebenermaßen inoffiziell“, erklärte James.
„Ich werde schon keinem etwas verraten. Das leben lehrt einen schließlich, das manchmal die ungewöhnlichsten Maßnahmen die erfolgreichsten sind“, sagte Harry.
„Sehr schön… wie wäre es denn, wenn du uns daher auch mal genau verrätst was du suchst? Offiziell kann das ja wohl auch nicht sein, oder?“ erkundigte Sirius sich und brachte Harry zum einen zum lachen, aber gleichzeitig auch ein eine vertrackte Lage. Er hatte sich zwar alle möglichen Ausreden einfallen lassen wenn er als Auror erkannt wurde, aber er hatte nicht damit gerechnet Auroren zu begegnen, schon gar nicht seinem Vater oder seinem Paten. Denn denen konnte er kaum weiß machen, dass er für einen Fall recherchierte.
„Harry?“, meinte James und der Angesprochene nahm deutlich das Misstrauen war.
„Also… das ist… etwas kompliziert“, sagte Harry ausweichend.
„Dann solltest du vielleicht anfangen es zu erklären“, sagte Sirius und aus irgendeinem Grund fühlte Harry sich ziemlich in die Ecke gedrängt. Denn alle beide, wie sie hier vor ihm standen, sahen ihn erwartungsvoll an. Der ehemalige Gryffindor wurde das Gefühl nicht los, dass er eine Ausrede brauchte die auch vor Albus Dumbledore Bestand haben würde. O.k., er hatte den Vorteil dem Schulleiter nicht ins Gesicht lügen zu müssen, doch das hier war nicht wirklich leichter. Schon gar nicht so vollkommen unvorbereitet.
„Ich suche nach einem Fluch“, sagte Harry dann. „Einem Fluch von dem ich nur die Auswirkungen kenne.“ Es war gewagt, verdammt gewagt, aber ihm kam einfach keine bessere Idee, als den beiden zum Teil reinen Wein einzuschenken.
„Und was ist das für ein Fluch?“, fragte James. „Und warum willst du das wissen?“
„Ich… lasst uns woanders hingehen. Irgendwohin wo die Wände keine Ohren haben“, meinte Harry dann sich daran erinnernd, dass sie mitten in der dunklen Einkaufsstraße der Zauberwelt standen und er im Begriff war, eine vollkommen fremde Frau und ihren Sohn in Lebensgefahr zu bringen.
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