von Imobilus
13. Ein weiterer Schritt zum Sieg
Harry war am nächsten Morgen etwas später als üblich im Aurorenbüro erschienen. Irgendwie hatte ihm diese seltsame Heilung, die Harry sich tatsächlich nicht erklären konnte, ziemlich mitgenommen. Er hatte tatsächlich verschlafen. Allerdings empfand der Gryffindor das nicht unbedingt als schlimm. Nach dem was gestern passiert war, sollte das jeder im Büro verstehen. Außerdem war der Mörder gestellt und erst seit zwei Stunden wieder wach, aber sicherlich noch etwas mitgenommen. Immerhin versetzte der Fluch den Getroffenen für 24 Stunden ins Koma, wo er seine schlimmsten Taten noch einmal erleben musste. Es war wie der Dementoreneffekt, nur nicht einfach so zu beenden, denn es gab keinen Gegenfluch. Eigentlich existierte dieser Fluch noch nicht einmal in dieser Zeit.
Voldemort selbst hatte ihn Anfang 1997 entwickelt und Harry hatte ihn auch schon am eigenen Leib zu spüren bekommen. Wochenlang hatten ihn die Alpträume noch weiter gequält. Allerdings hatte er auch irgendwie die Kraft daraus geschöpft weiter zu machen und Voldemort in die Hölle zu schicken.
Außerdem war dieser Fluch bei dem was Cane erwartete eher eine Wohltat. Denn im Gegensatz zu dem Fluch tauchten Dementoren immer wieder auf und stürzten einen in diese Erinnerungen und nach allem was man sagte, hinterließ das von mal zu mal mehr Hilflosigkeit. Vor allem aber wohl Hoffnungslosigkeit.
„Entschuldige die Verspätung James, ich…“, begann Harry während er sein Büro betrat, stockte aber, da es leer war. Es lag sogar noch genau so da, wie er es gestern verlassen hatte, also war sein Vater wohl auch noch nicht da gewesen.
Also brühte Harry sich erst einmal einen Tee aus heißem beschworenem Wasser und den Teebeuteln aus seinem Schreibtisch auf und begann seinen Bericht über den gestrigen Angriff zu verfassen. Groß anstrengen brauchte er sich dafür nicht. Einmal angefangen kam er gar nicht so schnell hinterher mit dem Schreiben, wie die Erinnerungen sich vor seinem inneren Auge abspielten.
Er war gerade mit dem zweiten Korrekturlesen fertig, als sein Vater hereinkam und ihn etwas matt klingend begrüßte.
„Guten Morgen. Wie geht’s?“
„Ziemlich gerädert, aber ich werde es überstehen“, meinte James Potter und setzte sich. „Ich war gerade bei Sirius. Er ist wieder wach und ich soll dir seinen Dank ausrichten.“
Harry winkte ab, innerlich mehr als erleichtert das Sirius wohl das schlimmste überstanden hatte. „Wie geht’s ihm?“
„Den Umständen entsprechend. Er ist noch etwas groggy wegen dem hohen Blutverlust und es wird noch ein paar Tage dauern bis er wieder fit ist, aber er wird es überstehen.“
„Er soll sich auf jeden Fall richtig ausruhen. Nicht dass er zusammenbricht, weil er denkt wir brauchen ihn hier.“
James sah seinen Kollegen leicht verwundert an. Sie hatten eigentlich nur bei diesem Fall jetzt mit Sirius zusammengearbeitet und selbst dabei war Evans nicht wirklich viel mit Sirius in Kontakt gewesen. Aber dennoch traf die Aussage des Mannes den Nagel auf den Kopf. Denn genau das hatte er zu seinem Freund gesagt. Er sollte sich nicht eher wieder ins Ministerium wagen, bis er nicht wieder ganz bei Kräften war. Sie würden die paar Tage auch ohne ihn zu Recht kommen.
Sicher war das zum größten Teil nur Spaß gewesen, denn jeder war irgendwie entbehrlich. Aber Sirius war jemand der gern viel riskierte, auch auf Kosten seiner Gesundheit und er hatte auch das starke Bedürfnis zu beweisen, dass er auf der richtigen Seite stand. James wollte seinen Freund und den Paten seines Sohnes einfach vor Leichtsinnigkeiten abhalten.
„Wird er nicht machen, dafür habe ich schon gesorgt“, sagte James dennoch zu seinem Partner, geistig eine Notiz für diese Begebenheit anlegend. Sie war zu seltsam, um übergangen zu werden. Und nicht nur das war merkwürdig. Auch Sirius Erinnerungen an die Geschehnisse waren verwirrend. Erst waren da fast unerträgliche Schmerzen gewesen und der Kampf gegen die Ohnmacht, dann hatte ihn eine angenehme Wärme eingehüllt, die tief in ihm etwas berührt hatte. Sirius hatte sie, so seltsam das auch klang, als Liebe bezeichnet. Tiefe Zuneigung hatte er gespürt.
„Wir sollten uns Cane vornehmen. Den Schock dürfte er inzwischen überwunden haben und wenn nicht, um so besser für uns. Vielleicht bekommen wir so mehr aus ihm raus“, schlug Harry vor und holte seinen Vater damit aus seinen Gedanken.
Der stimmte dem sofort zu, da er diesen Fall lieber gestern als heute zu den Akten legen wollte, um wieder zu den normalen Arbeitszeiten zurück zu kehren und damit wieder mehr Zeit für seinen Sohn zu haben.
So verbrachten sie die nächsten zwei Stunden in einem Verhörraum im Kerker des Ministeriums. Cane war jedoch mehr bei Verstand als Harry es erwartet hatte und noch einmal überraschte der Todesser sie damit, dass er seine Taten nicht einmal leugnete. Er prahlte sogar noch damit, wie Stolz sein Herr auf ihn gewesen war, dass er bald der erste Untersekretär werden würde nachdem er seine Konkurrenz auf die Anweisung seines Herren erledigt hatte. Er war sich sogar sicher, dass ihn das in den innersten Kreis hätte aufgestiegen lassen und er allein wegen dieser Position auch bald den Platz des engsten Vertrauten an der Seite des Lords inne gehabt hätte.
Harry konnte darüber nur den Kopf schütteln. Dass so viel Naivität noch nicht wehtat, war ein Wunder. Voldemort und vertrauen in einem Satz zu erwähnen, kam damit gleich einen Drachen als harmlos zu bezeichnen. Etwas das sich gegenseitig ausschloss. Voldemort vertraute niemandem, nur sich selbst. Andererseits sahen seine Anhänger das nicht. Zumindest nicht die absolut treu ergebenen Todesser. Diejenigen die es begriffen, lebten nicht lange genug, um andere zu überzeugen oder sich weit genug in Sicherheit zu bringen.
Schließlich und endlich hatte man ein schönes umfangreiches Geständnis von Cane, dass zu Harrys Leidwesen jedoch keinen der anderen auf den Fotos belastete. Für diese Treffen gab es durchweg plausible Erklärungen, zumindest für jemanden der nicht den Hauch einer Ahnung davon hatte, dass es sich bei allen abgebildeten tatsächlich um Toddesser handelte.
Deswegen brodelte Harrys Wut auch unterschwellig und er würde sonst was für ein Fläschchen Veritaserum geben, damit er es Cane in den Hals kippen konnte und der mit der ganzen Wahrheit auspackte. Aber für solche Maßnahmen brauchte man sehr eindeutige Hinweise auf eine Lüge und selbst dann war es fraglich ob man die Genehmigung bekam.
Und diese Genehmigung bekam Harry ganz sicher nicht. Denn wie erwartet gaben die anderen in Verdacht geratenen die gleiche Story wieder, die Cane erzählt hatte. Geschäftsessen, zufällige Bekannte und in Peters Fall der Versuch ihn auf die Seite der Todesser zu ziehen, da er viel von magischen Pflanzen verstand, die als Zutaten für Zaubertränke geeignet waren, man jedoch hier kaum züchten konnte.
Harry hatte wahrlich Mühe ruhig zu bleiben, als Pettigrew seinem Vater erklärte, dass er davon ihm gegenüber nichts erwähnt hatte, um ihn nicht zu beunruhigen. Harry musste sogar das Verhörzimmer ein paar Minuten verlassen, damit seine Magie sich nicht selbstständig machte. Es machte ihn einfach fuchsteufelswild, dass ihnen nach diesen Befragungen keine Hinweise in die Hände gefallen waren, die irgendwelche Ermittlungen rechtfertigten. Denn damit blieb ihnen nichts anderes übrig, als ihren Abschlussbericht zu schreiben und den Fall dann an die Gamottverwaltung zu geben. Die würden dann alles Weitere entscheiden.
So wie die Lage stand, würde Cane für den Rest seines Lebens in Askaban landen, wenn man ihn wegen dem lebensgefährlichen Angriff auf Sirius zum Kuss des Dementoren verurteilte.
Harry war das jedoch ziemlich egal. Cane war dingefest gemacht und er um eine Chance gebracht Peter an die Wand zu nageln. Der einzige Erfolg war wohl, dass sein Vater nicht mehr ganz so vertrauensselig gegenüber dem Rattenanimagus wirkte.
Doch das musste warten. Harry wollte sich erst einal dem Ring widmen, ehe er erneut nach einem Weg suchte, sich Peter vorzuknöpfen. Möglichst allein. Denn die Dinge, die Harry dem Rattenanimagus zu sagen hatten, waren nicht für die Ohren fremder bestimmt.
Zwei Tage nach der Festnahme von Cane machte Harry sich auf den Weg nach Little Hangleton. Er hatte inzwischen eine konkrete Vorstellung davon, was sein größter Feind getan haben könnte und was dagegen zu unternehmen war und je eher er diesen Horkrux aus dem Weg räumte, desto besser für ihn. Immerhin hatte er noch drei vor sich, alle waren sie nicht einfach zu erreichen und der März war fast zu Ende. Zwar war seine Zeit hier erst in gut 7 Monaten um, aber die nächsten drei Horkruxe waren um einiges schwerer zu erreichen oder auch nur zu finden. Das bedurfte so einiges an Vorbereitung und wer wusste schon, was noch alles passieren sollte.
Aus der kleinen Seitenstraße bei seinem Wohnhaus disapparierte Harry in die Nähe von Little Hangleton. Wie auch beim letzen Mal wollte Harry möglichst keine Beobachter und das war dieses Mal wohl noch wichtiger, denn zwei so starke magische Felder in kurzer Zeit dicht beieinander würde das Ministerium sicher aufmerksam machen. Doch aus schon erwähnten Gründen konnte und wollte Harry nicht auf einen anderen Horkrux ausweichen.
Da der Zeitreisende morgen Früh nicht allzu spät im Büro auftauchen wollte, machte er sich dann auf direktem Weg zur Hütte. Für ihn war klar, dass ihn das hier wieder ziemlich mitnehmen würde und er wollte seinem Vater das nicht unbedingt erklären müssen.
Der fast volle Mond stand hoch am Himmel und innerlich regte sich Mitleid gegenüber Remus, der in einigen Tagen wieder durch die Hölle gehen würde. Doch Harry konnte ihm nicht helfen. Auch wenn er in den letzten Jahren geschickter darin geworden war Tränke zu brauen, der Wolfsbanntrank war um einige Nummern zu hoch für ihn. Das wusste er auch ohne es auch nur einmal getestet zu haben.
Das Gefühl beobachtet zu werden riss Harry aus den Gedanken und ließ ihn seine Umgebung genauer beobachten. Doch hinter ihm war niemand und auch in der Umgebung war keiner zu sehen.
„Du bist nervös Harry“, murmelte er, dennoch ließ das Gefühl nicht nach. Es war wie ein Instinkt der in ihm Alarm schlug. Also machte er erst einen Bogen um die Hütte und spazierte durch das nächtliche Dorf. Hinter einem Eckhaus bog er scharf ab und lauschte auf Schritte, wartete darauf, dass jemand an ihm vorbei ging, doch nichts dergleichen geschah.
Dennoch disapparierte Harry aus einer Nische in der Nähe an seinen Ausgangspunkt und startete seinen Weg von neuem und nach einem konzentrierten Lauschen auf seine Gefühle, diesmal ohne einen Verfolger.
Also ging er nun zielstrebig auf das Haus zu und hob dort seine Schutzzauber auf, um dann die Tür unter einem knarren zu öffnen. Kurz atmete Harry durch, ehe er selbst eintrat und dann seine Tarnzauber die er auf den Ring gelegt hatte. Er lag nach wie vor in der Schatulle die in der Wandaussparung ruhte.
Kurz betrachtete Harry das hässliche Schmuckstück noch einmal, ehe er mit seinem selbst zusammengebastelten Zauber ans Werk ging. Es dauerte einen Moment bis der Ring während Harrys Worten begann zu leuchten und zu zittern. Unbeirrt sprach Harry weiter, auch wenn er sich auf alles gefasst machte. Er folgte gerade einfach seinen Gefühlen, die ihn hoffentlich rechtzeitig warnten, wenn er sich doch verrechnet haben sollte.
Doch es geschah nichts Außergewöhnliches. Bei den letzten Worten des Zeitreisenden zerbrach lediglich der Ringteil des Schmuckstücks und es stieg dunkler Rauch auf, der sich aber schnell verflüchtigte. Der Stein war dabei aus der Fassung gefallen.
„Das war der Fluch“, stellte Harry nach einer kurzen Kontrolle fest und griff selbstsicher nach dem Stein. Wie erwartet geschah nichts weiter, außer dass Harry prickeln dunkler Magie spürte, die von der Verwandlung in einen Horkrux ausging. Das Gefühl hatte er bei jedem der Horkruxe gehabt und er würde diesem nun ein Ende setzten. Doch das war in diesem Fall nicht ganz so leicht, denn der Ring war der kleinste der Horkruxe. Einen Sprengzauber aus sicherer Entfernung war da nicht so einfach und wie Dumbledore ihn in seiner Zeit vernichtet hatte, wusste Harry nicht.
„Na gut… auf in die letzte Runde“, machte Harry sich Mut und er legte den Stein in die Mitte des größeren Raumes der einmal Küche und Wohnzimmer gewesen war. Dann nahm er Abstand, hob den Stab, den Fluch schon auf den Lippen, doch ein Knacken vor der Tür herumfahren.
Mit gerunzelter Stirn starrte Harry auf die Tür und lauschte angestrengt, den Zauberstab in einer Angriffsposition und auch einen Angriffsfluch auf den Lippen. Doch es gab kein weiteres Geräusch und niemand trat in die Tür. Dennoch trat Harry vorsichtig und auf alles gefasst nach draußen und sah sich um. Doch niemand war in der Nähe. Nur der aufkommende Sturm ließ Zweige der Bäume knacken. Harry seufzte leise und ging wieder ins Haus. Er musste sich wirklich mehr in den Griff bekommen.
So abgelenkt hörte er auch nicht das erleichterte Aufatmen der Person, die sich unter einem Tarnumhang versteckt dicht an die Wand gedrückt hatte. Denn Remus Lupin war keineswegs scharf darauf, sich mit diesem Mann zu duellieren, auch wenn er nur gehört hatte wie der sich gegen Voldemort geschlagen und auch diesen Spion fertig gemacht hatte. Ganz zu schweigen von Sirius Rettung. Da musste einfach eine Menge Magie dahinter steckte und er war wirklich noch nicht Lebensmüde geworden.
Vorsichtig, darauf achtend nicht noch einmal ein Geräusch zu machen, drehte er erneut so, dass er den anderen durch die Tür sehen konnte. Und was er sah, war unbegreiflich für ihn.
Harry hatte sich gegenüber einem kleinen schwarzen Stein aufgebaut, der in etwa zwei Metern Entfernung auf dem Boden lag. Wäre der Vollmond nicht so nahe, hätte der Werwolf ihn wohl nicht mal gesehen. Ein blauschimmerndes Schild schützte ihn, wobei Remus nicht sagen konnte, was genau das für ein Schild sein sollte. Dann hob der Fremde aus Amerika seinen Zauberstab und rief: „Divecxarium!“
Unter einem lauten Knall zersprang der Stein in Millionen Teile. Es sah sogar so aus als würde er zu Staub zermahlen und eine schwarzdurchsichtige Wolke waberte hoch und wurde zu einer schattenhaften Gestalt. Genau wie vor einigen Wochen schon einmal.
Harry seufzte erleichtert auf und wandte sich zum gehen, doch kaum aus der Tür getreten, hatte er dann auf einmal das Gefühl jemand sei ganz in seiner Nähe. Doch er konnte absolut keinen entdecken und der Versuch Magie zu erspüren scheiterte an der schwarzen Magie, die von der Vernichtung des Horkrux freigesetzt hatte. Ebenso brachte ein umfangreicher Enttarnungszauber niemanden zu Tage, der hier nicht hätte sein sollen.
„Du wirst paranoid“, stellte Harry deswegen fest. „Gewöhn dir das besser schnell wieder ab, sonst endest du noch so wie Moody.“
Dann apparierte er nach Hause und ließ einen verwirrten und geschockten Remus zurück. Zum einen geschockt von dieser Macht, zum anderen verwundert über diese Worte. Seit wann war Alastor Moody bitte Paranoid? Ok… der Auror war vorsichtig, aber sicher nicht paranoid. Und dann war da wieder dieser Geruch. Er war ihm diesmal noch deutlicher in die Nase gestiegen und noch immer konnte er ihn nicht zuordnen. Es war wirklich zum verrückt werden. Er würde auf jeden Fall vorsichtig bleiben und diesen Mann so gut es ging im Auge behalten, wenn sonst niemand dazu Zeit hatte. Irgendwann würde der Orden schon hinter sein Geheimnis kommen.
Wie auch bei der letzen Vernichtung fühlte Harry sich am nächsten Morgen ausgelaugt. Dass er dieses Mal zumindest bis sieben Uhr hatte schlafen können, half da nur bedingt. Aber es half ja alles nichts, er musste zur Arbeit. Schließlich gab es genug zu tun. Denn die Todesser verhielten sich keinesfalls ruhig und es war sicherlich schon mal gut mit der Suche nach der Brosche zu beginnen, denn die stand als nächstes auf Harrys Plan und sein Status als Auror würde ihm da sicherlich weiter helfen, denn das Internet gab es in dieser Zeit faktisch noch gar nicht.
Aber vielleicht brauchte er das alles auch nicht. Nur weil in seiner Zeit die Brosche nicht mehr in diesem Kinderheim gewesen war, musste das nicht auch auf diese Zeit zutreffen. Sie hatten sich nie darüber informiert, wann man die Brosche gefunden und ans Museum verkauft hatte. Also war es wohl doch zunächst unverfänglicher und einfacher noch einmal im Kinderheim nachzusehen.
In diesen Gedanken tief versunken trat Harry aus dem Aufzug des Ministeriums, der ihn in die Aurorenabteilung gebracht hatte und stieß promt mit jemandem zusammen. Bücher und Akten landeten klatschend auf dem Boden, irgendwas zerbrach, nur die Person hatte Harry gerade noch festhalten können.
Es war eine junge Frau. Braune Haare, graubraune Augen und feine Gesichtszüge. Harry hatte sie noch nie hier gesehen. Definitiv.
„Verzeihung. Ich habe nicht aufgepasst“, entschuldigte er sich sofort und ließ die Frau wieder los nachdem er sich sicher war, dass sie nicht zu Boden gehen würde.
„Das ist doch nicht Ihre Schuld. Ich war so in Gedanken… Ihnen ist doch nichts passiert? Sie sind so blass.“
Harry, der sich gerade nach den Akten gebückt hatte, lächelte leicht und sah zu ihr hoch. „Mir ist nichts passiert. Ich habe nur schlecht geschlafen“, erklärte er und fügte mit einem Zauberstab die Kaffeetasse wieder zusammen und entfernte sogar den ausgelaufenen Inhalt von den Papieren. Dann raffte er das alles wieder zusammen und reichte sie der Frau. „So, alles wieder wie neu.“
„Danke“, sagte die Frau verlegen lächelnd. „Darf ich Sie dafür später zu einem Kaffee einladen, Mr….?“
Beinahe hätte er Harry Potter gesagt, konnte sich aber gerade noch beherrschen. „Evans. Henry Evans.“
„Clara. Clara Brown. Ich arbeite bei den Artefaktkundlern. Sie sind der neue Kollege von James Potter, nicht war? Der Mann aus Amerika?“
„Ja der bin ich und ich fürchte, ich muss jetzt auch weiter. Unsere Fälle lösen sich leider nicht von allein“, sagte Harry bewusst abweisend werdend. Er hatte kein Interesse an ein Date.
Doch die Frau war offensichtlich hartnäckig. „Und der Kaffee?“
Harry, schon einige Schritte entfernt, seufzte und sah sich um. Einige Kollegen beobachteten ihn, nicht wenige grinsten dabei. „Passt es Ihnen gegen eins? Dann mache ich Mittag“, fragte er schließlich. Zu viel Aufmerksamkeit konnte er nicht gebrauchen und auch wenn es für ihn nur eine Traumfrau gab, er wäre dumm Clara Brown als unattraktiv zu betitelten.
„Ein Uhr ist perfekt. Ich hole Sie ab.“ Damit verschwand sie im Aufzug und Harry zischte auf dem Weg zu seinem Vater einen ziemlich schmierig grinsenden Kollegen an: „Hast du nichts besseres zu tun als zu gaffen?“
Allerdings grinste auch sein Vater übers ganze Gesicht. Denn der hatte das alles aus der Bürotür beobachtet und das nervte Harry irgendwie noch mehr. Deswegen bekam der auch gleich ein Fett weg. Denn zu dieser ungewollten Verabredung kamen die Erinnerungen an seine Ginny, die hier noch nicht einmal auf der Welt war. Molly war erst im fünften Monat schwanger.
„Hey, nun krieg dich doch mal ein. Clara ist eine der begehrtesten Frauen in dieser Etage. Fast jeder hat schon versucht mit ihr zu flirten und soweit ich weiß, hat sie nur sehr selten mehr als einen Kaffee mit den Kollegen getrunken, geschweige denn von sich aus, jemanden angesprochen.“
„Und sie ist wohl noch nicht abgeblitzt bei einem Kerl?“, mutmaßte Harry missmutig sich einen Tee aufbrühend.
„Du bist deiner Frau also absolut treu? Nicht einmal hinterher schauen?“, fragte James.
„Bist du Lily treu?“, hielt Harry dagegen.
James seufzte. „Lily und ich… das kannst du nicht vergleichen. Das ist etwas ganz besonderes.“
Harry sah seinen Vater lange schweigend an. Er konnte die Liebe aus diesen Worten praktisch spüren. Die Liebe, die er auch für Ginny empfand. Merlin… hoffentlich veränderte er die Zeitlinie nicht so sehr, dass sie nie zusammenkommen würden. Ok… er würde sich nicht daran erinnern, aber… jetzt konnte er daran denken und das tat weh. Schnell fing Harry sich wieder. Jetzt vor seinem Vater einen Nervenzusammenbruch zu bekommen, war sicherlich nicht das passendste.
„Für mich ist auch meine Ehe etwas sehr besonderes und ich würde sie um nichts in der Welt mit einem Seitensprung riskieren“, sagte Harry ruhig.
„Ich rede doch nicht von einem Seitensprung. Oder wird deine Frau schon eifersüchtig, wenn du mit einer anderen Frau einen Kaffee trinkst?
In der Beziehung vertraut Lily mir absolut. Sie weiß, dass ich niemals fremdgehen würde, egal wie sehr ich auch mit einer anderen Frau flirte. Sie würde allenfalls wissen wollen, was das soll“, erklärte James.
Harry verkniff sich ein seufzten, wünschte sich aber sehnlichst das Thema zu wechseln. „Nein, meine Frau ist auch nicht so eifersüchtig. Ich habe auch schon von Berufswegen mit Frauen geflirtet.“
„Also. Dann zier dich nicht und sieh das hier als Flirt von Berufswegen an. Die Artefaktkundler sind nämlich ein ziemlich verschlossenes Völkchen, das uns unter Umständen mal behilflich sein könnte. Und wenn sie doch zu weit geht, kannst du sie immer noch wieder auf Distanz schieben“, schlug James vor und Harry nickte um dieses Thema abzuschließen.
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