von Imobilus
22. Pakte
In dem kleinen Ort angekommen, suchte er sich erst einmal eine dunkle Ecke und vergrößerte die Ansicht der Londonkarte so weit, dass der Ort einigermaßen detailliert zu erkennen war. Dieser Zauber hatte die leidliche Angewohnheit das Bild zu verzerren und alles etwas unscharf werden zu lassen, aber Harry war zu dem Schluss gekommen, dass es für die kleineren Städte ausreichte. Außerdem wusste Harry wo Severus Snape wohnte. Er war in seiner Zeit nach dessen Tod hier gewesen. Als letzte Ehrung sozusagen.
Den Blick immer mal wieder auf die Karte richtend, führte ihn sein Weg tatsächlich direkt zu dessen Haus.
„Das hätte dir klar sein müssen“, murmelte er sich selbst zu. „Du ziehst solche Geschichten an wie das Licht die Motten. Als würde ein Fluch auf dir liegen.“
Harry schnaubte einmal kurz um dem Unmut über diesen Umstand Luft zu machen, dann konzentrierte er sich. Vorsichtig analysierte Harry die Schutzzauber und begann sie zu lösen. Keine einfache Aufgabe, denn schon hier zeigte sich die Brillanz seines einstigen und vielleicht auch zukünftigen Lehrers. Die Zauber waren stark miteinander verwoben und wiesen eine ungewöhnliche Konstellation auf. Außerdem waren es andere Zauber als jene, die Harry in seiner Zeit gebrochen hatte. Doch Harry hatte in der Zeit in der sie auf Voldemorts Vernichtung hingearbeitet hatten eine Menge gelernt, so dass der Schutz kein unüberwindbares Hindernis war.
Mit einem Zauber der die Tür einseitig durchsichtig machte ging Harry schließlich sicher, dass sich niemand im Flur aufhielt. Dann öffnete er das Schloss mit einem Alohomora und drückte sie vorsichtig auf.
Der kleine Flur war dunkel und unheimlich, wie auch in Harrys Erinnerung. Damals hatten Remus und er allerdings gleich für Licht gesorgt. Das wollte Harry diesesmal nicht riskieren. Doch kaum war die Tür zu hörte er ein Knistern und warf sich geistesgegenwärtig zu Boden.
Der grüne Lichtstrahl schlug über ihm in die Tür ein und hinterließ einen Brandfleck.
Harry war herumgewirbelt und hatte ebenfalls einen Fluch losgelassen, der jedoch problemlos geblockt und auch lautlos gekontert wurde. Snapes Finnesse: Leglimentik und wortlose Magie.
Harry konzentrierte sich und während er einem weiteren Fluch auswich entflammten die Fackeln an den Wänden.
Wie alle anderen wirkte auch Snape um einige Jahre jünger. Doch weder Frisur noch Kleidung unterschieden sich von dem was Harry gewohnt war.
„Lassen Sie den Unsinn Mr. Snape. Ich bin nur hier um mit Ihnen zu reden“, versuchte Harry es. Doch statt einer Antwort machte der Mann nur eine peitschende Bewegung mit seinem Zauberstab und Harry konnte der flammenden Peitsche gerade noch ausweichen.
Ab da kam Harry auch nicht mehr dazu ein Wort zu sagen. Flüche stoben ihm um die Ohren und er hatte Mühe sie zu blocken, ganz zu schweigen davon einen Treffer bei seinem Gegner zu laden. Zumindest bis Harry sein Wissen um den Grund dafür dazu benutzte endlich etwas dagegen zu tun.
Seine Leglimentik-Künste hatten im Endkampf gegen Voldemort gereicht, also dürften sie auch hier reichen. Zwar war gleichzeitige wortlose Magie anstrengend, aber er war stark genug, dass er seine Flüche nur murmeln musste.
So erreichte der Kampf schnell ein Niveau, das an Harrys Kampf gegen Voldemort heranreichte. Beide trugen sie nun Verletzungen davon und keiner von ihnen sparte mehr mit dunklen Flüchen. Snape sowieso nicht und Harry hatte auch irgendwann keine Lust mehr den Braven zu spielen.
Dem Zeitreisenden gelang es schließlich mit einem Trick Snape zu überwältigen. Er gab kurzfristig die Okklumentik auf und dachte an einen Schockzauber, während er im nächsten Moment das mentale Schild wieder aufbaute und einen dunklen Fluch wortlos sprach, der Snape fesseln würde und der nicht so zu blocken war wie der Schocker.
Unsanft landete Snape am Boden. Sein Stab war ihm aus der Hand gefallen. Dennoch versuchte er sich zu befreien. Wie eine Schlange wand er sich in dem Seil, das sich deswegen immer fester zog.
Harry nahm als erstes den Stab an sich, dann sorgte er dafür, dass das Seil Snape nicht erwürgte.
„Ich denke, ich habe hier eindeutig gewonnen“, stellte Harry fest und zog Snape auf die Füße. „Ich muss aber sagen, Sie waren ein würdiger Gegner.“
Der Mann starrte ihn nur hasserfüllt an, sprach aber kein Wort.
„Wir sollten uns setzen, ich habe nämlich mit Ihnen zu reden“, sagte Harry und schob seinen zukünftigen Lehrer in das kleine Wohnzimmer.
Eine Couch und zwei Sessel standen hier, alles in dunkler Farbe. Im Kamin knisterte ein Feuer und auf dem Tisch stand ein Glas Tee. Offenbar hatte er es doch nicht geschafft die Schutzzauber unbemerkt zu brechen.
Snape wurde auf einem Sessel platziert und Harry stellte mit einem Lähmzauber sicher, dass er auch auf diesem blieb.
„Ich weiß, dass Sie Mrs. Wright erpressen“, begann Harry, sich auf einem beschworenen Stuhl dem Mann gegenüber setzend. „Auch weiß ich, dass die Todesser ihren Vater entführt haben um dieser Erpressung Ausdruck zu verliehen. Und irgendwer von den Todessern hat auch Mrs. Wrights Bruder aus dem Weg geräumt, damit die das Geschäft übernehmen und eure Forderungen erfüllen kann.“
Harry beobachtete den Lehrer eingehend, doch nicht einmal ein Zucken war auf dem Gesicht des Mannes zu sehen. Snape schaute ihn weiterhin einfach nur grimmig und auch herausfordernd an.
„Ich will nur wissen, wo ihr Vater ist und wie groß die Sicherheitsvorkehrungen sind“, erklärte Harry.
„Sie sind sehr naiv, wenn Sie glauben ich würde Ihnen es erzählen, nur weil Sie mich überwältigt haben“, antwortete Snape mit einem spöttischen Unterton in der Stimme.
„Um ehrlich zu sein, Sie hätten mich überrascht, wenn Sie es mir einfach so gesagt hätten“, stellte Harry fest. „Außerdem wäre es in der Tat eindeutig klüger es mir zu erzählen. Es würde ganz sicher für Sie sprechen.“
„Und was dann? Verrotte ich in einem Kerker anstatt von euch Blutsverrätern ermordet zu werden?“, brummte Snape.
„Keines von beidem, Mr. Snape“, antwortete Harry ruhig. Er war schon während des Duells zu dem Schluss gekommen, dass er mit Folter bei Snape nichts erreichte. Der Mann war offenbar bereit, jetzt schon seinen eigenen Tod in Kauf zunehmen wenn es nicht anders ging. Hier war ein anderer Weg erforderlich. Ein Weg, von dem Harry nicht wusste ob er ihn meistern würde.
Er wusste nicht allzu viel über Snapes Beweggründe die Seite zu wechseln. Dieses Geheimnis hatte der Schulleiter mit ins Grab genommen. Allerdings hatte Remus Harry ein wenig über Snape erzählt und auch über das Verhältnis zu Harrys Mutter. Und wenn man das dazu nahm, was er aus der Nacht in der seine Eltern starben wusste, beschlich Harry eine gewisse Ahnung was die Gründe dafür gewesen sein könnten.
„Sie sind nicht wirklich aus Überzeugung ein Todesser geworden, Mr. Snape. Sie sind selbst nur halbblütig. Die Ideale der Todesser haben für Sie nicht wirklich eine Bedeutung. Sie wollten einfach nur dazu gehören. Sie wollten auch etwas erreichen. Jemand sein, zu dem die Menschen aufsehen, der beachtet wird“, sagte Harry, konnte aber keinerlei Regung in Snapes Gesichtszügen feststellen. Doch das war auch etwas das er von Snape kannte. Gefühle zu zeigen war für diesen Mann fremd. Für ihn galt der Grundsatz, Gefühle machten angreifbar, also durfte niemand sie sehen.
„Ihr Versuch ist aber nach hinten losgegangen. Sie haben das Spiel auf das Sie sich eingelassen haben verloren. Anstatt zu Ihnen aufzusehen, hat man Sie stehen lassen und nur noch verachtet. Man hat sich sogar Ihrem Feind zugewandt.“
„Ich hab keine Ahnung wovon Sie reden“, stellte Snape kühl fest. Harry glaubte allerdings eine Spur von Unsicherheit in seiner Stimme zu hören.
„Ich denke schon, dass Sie das wissen“, sagte Harry. „Und ich muss gestehen, Lily Evans ist wirklich eine sehr charmante und attraktive Frau.“
„Ich wüsste nicht was ich mit einem Schlammblut sollte“, brummte Snape.
„Sie sollten sie nicht so nennen, Mr. Snape“, stellte Harry fest. „Beim letzen Mal hat das ihre Freundschaft zerstört.“
Endlich bekam Harry eine kleine Reaktion. Für eine Sekunde weiteten sich Snapes Augen minimal, dann aber war die kalte Maske wieder da. „Sie haben doch gar keine Ahnung wovon Sie reden.“
Harry lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. „Da irren Sie sich, Sir. Ich denke, ich weiß ziemlich gut wovon ich rede und ich weiß noch eine ganze Menge mehr.“
Snape schnaubte verächtlich. „Wenn Sie so viel wüssten, hätten Sie mich schon lange festgenommen.“
„Sie missverstehen mich. Ich hab keine Ahnung was für schlimme Dinge Sie hier tun oder auch getan haben“, sagte Harry, hielt aber inne, einen Moment darüber nachdenkend ob er es wagen konnte so weit zu gehen. Und schließlich entschied er sich dafür. Er glaubte an die gute Seite in Snape.
„Wobei das doch nicht richtig ist. Ich weiß, dass Sie dem Dunklen Lord den Beginn einer Prophezeiung verraten haben die seinen Untergang bedeutet.“
Snapes Augen verengten sich minimal und entlockten Harry ein Lächeln. „Die Folgen davon dürften Ihnen allerdings nicht gefallen.
Der Dunkle Lord wird nämlich den kleinen Harry Potter als seinen Untergang auswählen und auch Ihr Flehen Lily zu verschonen wird nichts nützen. Sie wird ebenso wie James Potter sterben.“
„Das ist eine Lüge“, zischte Snape. „Das können Sie gar nicht wissen.“
„Doch ich kann, Sir“, sagte Harry. „Und ich kann Ihnen auch sagen, dass Ihr Lord sterben wird. Harry Potter wird ihn besiegen. Ihm wird das Unmögliche gelingen und den Todesfluch mit nichts weiter als einer Narbe auf der Stirn überleben.
Und Sie, Sie werden reumütig unter den Rockzipfel von Dumbledore kriechen und ihm die Treue schwören, weil Sie beide wissen, dass der Dunkle Lord nicht wirklich tot ist. Weil Sie wissen, dass er eines Tages zurück kommen wird und das nur Harry Potter ihn vernichten können wird.“
„Sie haben ja vollkommen den Verstand verloren. Niemand kann den Dunklen Lord bezwingen. Niemand.“
Harry seufzte auf. „Doch. Denn es gibt eine Macht an die der Dunkle Lord nicht glaubt. Die Macht, die Harry Potter besitzt und die er nicht kennt.“
„Und welche soll das sein?“, fragte Snape kalt.
Harry schlich ein versonnenes Lächeln aufs Gesicht. „Liebe, Severus. Harry Potter ist in der Lage zu lieben, obwohl er nie wirklich welche geschenkt bekommen wird. Er ist in der Lage einen Menschen bedingungslos zu lieben, während der Dunkle Lord dieses Gefühl als etwas Schwächliches ansieht. Wissen und Macht sind für ihn das einzig Wahre. Er vertraut keinem seiner Todesser und so sehr sie auch behaupten ihm nahe zu stehen, keiner tut es wirklich. Jeder von euch ist für ihn entbehrlich.“
Einen Moment lang sah Snape so aus als würde er es glauben, aber dann begann der Lehrer zu lachen. Es war aber kein freudiges Lachen, es war ein spöttisches. „Ihr Amerikaner habt wirklich einen genialen Sinn für Humor“, stellte er schließlich fest.
„Und wenn ich Ihnen einen Beweis liefe?“, fragte Harry. „Wenn ich Ihnen einen Beweis dafür liefere, dass es wahr ist was ich sage?“
„Wie wollen Sie das anstellen?“, fragte Snape.
Harry gab keine Antwort, sondern stand auf und richtete seinen Stab auf sich selbst. „Finite traformatium imensis.“ Laut und deutlich sprach er die Worte. Er wollte sicher gehen, dass Snape hörte wie er die Verwandlung auf sich selbst aufhob.
Selbst spürte Harry nichts von der Verwandlung und da sie auch nur sein Gesicht veränderte und nicht seinen Körperbau geschah auch sonst nichts weiter. Es war nur Snapes entsetztes Gesicht, das ihm verriet, dass es geklappt hatte.
Harry setzte sich wieder und sah Snape direkt an. „Ihr erster Gedanke ist, das sind Lilys Augen. Ihr zweiter dürfte unschöner sein, sehe ich doch ansonsten aus wie ein Zwilling von James.“
„Das ist unmöglich“, flüsterte Snape offenbar vollkommen aus der Fassung gebracht. Etwas, das Harry innerlich einen Moment lang genoss. Immerhin kannte er Snape nur absolut beherrscht.
„Es ist möglich“, sagte Harry. „Denn ich komme aus dem Jahr 1999 und ich bin der Sohn von James und Lily. Ich bin Harry Potter.“
Harry gab dem Mann einen Moment um das zu verdauen, dann fuhr er fort: „Meine Eltern werden 1981 sterben und Ihre Bitte an den Lord meine Mutter zu verschonen wird er nicht erfüllen.
Nicht, weil er es nicht will. Ihm ist meine Mutter egal. Sie ist eine Muggelgeborene. Sie hat für ihn keine Bedeutung. Sie stand ihm im Weg als er mich töten wollte, also hat er sie getötet. Allerdings hat er mit einem nicht gerechnet. Die Liebe.
Indem meine Mutter ihr Leben für mich gab, hat sie mich mit einem Schutz belegt der alles übersteigt was man beschwören kann. Ihre Liebe hat mich vor dem Todesfluch bewahrt. Er ist einfach an mir abgeprallt und hat den Dunklen Lord aus seinem Körper gerissen. Nur diese Narbe habe ich zurück behalten.“
Harry strich sich die Haare aus der Stirn um Snape sie zu zeigen. „Diese Narbe machte mich zu Legende und ich kam zu meinen Verwandten die alles Magische hassen. Sie kennen ja die Schwester meiner Mutter.
Nun, während ich dort lebte, sind Sie zu Professor Dumbledore gegangen. Reumütig vermute ich. Wie Sie es geschafft haben ihn davon zu überzeugen, weiß ich nicht. Das Geheimnis hat er mit ins Grab genommen. Für mich hieß es nur immer, er würde Ihnen vertrauen und Sie seien ihm treu und nicht dem Dunklen Lord.
Sie beide wussten wohl, dass er zurückkam. Dumbledore wusste es ganz sicher, weil er Tom Riddle besser kennt als wohl sonst jemand und Sie werden es auch geahnt haben. Also sind Sie dorthin gegangen, von wo Sie glauben nicht betrogen zu werden.
Was aber auch keine gute Wahl war. So edelmütig Dumbledore auch wirkt, seine Methoden sind nicht selten ziemlich gewöhnungsbedürftig und er wird auch Sie das ein oder andere Mal gegen Ihren Willen zu Dingen gezwungen haben, die Sie nicht wollten.
Spionage bei Voldemort ist das was ich kenne. Und unser Verhältnis ist auch nicht gerade das Beste gewesen. Ich erinnerte Sie wohl zu sehr an meine Eltern. An eine Frau, die Sie begehrt haben und einen Mann, der diese letztendlich bekommen hat weil Sie den falschen Weg eingeschlagen haben.“
Snape schwieg eisern und seine Miene war absolut ausdruckslos.
„Voldemort wird 1994 zurückkehren und die Welt mit einem grausamen Krieg überziehen. Ich werde ihn zwar wirklich besiegen, so wie es die Prophezeiung vorher sagt, wobei Sie mir dabei wirklich sehr helfen, doch ich werde auch alles verlieren. Meine Freunde und auch meine Verlobte.
Es wird furchtbar sein. Etwas, das ich niemandem gönne und es wird auch dann noch kein Ende finden. Der Dunkle Lord hat einen Sohn, der dieses Jahr noch gezeugt wird und er wird einen Weg finden, seinen Vater zurück zu holen und das Spiel geht erneut los. Ein Spiel bei dem ich verlieren werde.
Der einzige Weg diese ganze Katastrophe zu verhindern ist, Voldemort vor Halloween diesen Jahres zu vernichten.
Und dazu brauche ich Ihre Hilfe. Ein paar Informationen aus den Kreisen der Todesser. Was, ist mir egal: Namen, Pläne, Verstecke. Alles was Sie irgendwie weiter geben können.“
Snape sah ihn finster an. „Damit tausche ich nur eine Knechtschaft gegen eine andere. Warum sollte ich das tun nachdem Sie mir so freimütig alles über die Zukunft erzählt haben?“
Harry erhob sich betont langsam vom Stuhl. „Erstens, werde ich kaum jemandem von unserem Deal erzählen können. Mein Vater, der zufälligerweise auch mein Partner ist, würde mich für verrückt erklären. Der Orden des Phönix würde mir kein Wort glauben und Dumbledore würde mich wegsperren um jede weitere Veränderung in der Zeitlinie zu verhindern.
Zweitens ist meine Zeit hier begrenzt. Ich kehre am ersten November in meine Zeit zurück.
Das, zusammen mit dem ersten Punkt ergibt, dass Sie nur bis dahin einem anderen unterworfen wären und da ich beabsichtige Voldemort zu töten, wären Sie anschließend frei. Sie könnten tun und lassen was Sie wollten. Keine unfähigen Kinder, die die Kunst der Trankbrauerei nicht verstehen. Deine Gryffindors, die Ihnen auf die Nerven gehen. Sie wären schlichtweg frei.
Und drittens habe ich in den letzten ein einhalb Jahren mehr erlebt, als Sie sich vorstellen könnten. Der Tod meiner Freunde hat mir das Herz zerrissen. Meine Hemmschwelle zur dunklen Magie ist ziemlich weit unten und ich schwöre Ihnen bei allen Göttern, sollten Sie es wagen, auch nur ein Wort von der Zukunft gegenüber einem Todesser oder Voldemort selbst zu verlieren, werde ich es sein der Sie tötet und nicht Voldemort. Und ich garantiere Ihnen, es wird langsam gehen und qualvoll sein.“
Harrys Stimme war mit jedem Punkt fester geworden und hatte zum Ende hin einen eindeutig bedrohlichen Zug angenommen. Er hatte gelernt Dinge absolut ernst auszusprechen und ihnen den Anschein zu vermitteln es absolut ernst zu meinen. Deswegen spürte Snape auch die Magie die hinter dieser Drohung steckte und er zweifelte nicht an der Ehrlichkeit. Wenn jemand es schaffte den Dunklen Lord zu besiegen, wäre er nur ein Streichholz dagegen.
Dennoch brachte Snape den Mut auf, das Ganze noch einmal gründlich zu überdenken und zu hinterfragen. „Niemand erfährt von unserem Bund?“
„Wenn Sie den Mund gegenüber den Todessern halten, werde ich es auch niemandem sagen“, antwortete Harry.
„Und ich bin im November ein freier Mann?“
„Wenn Sie bis dahin nicht von irgendwem sonst erwischt werden oder man sie tötet, ja“, sagte Harry.
„Obwohl ich Ihre Eltern dem Tod ausgeliefert habe?“
Harry lachte auf. „Sie haben sie nur ganz nach oben auf die Abschussliste katapultiert, nichts weiter. Wir werden deswegen sicherlich nie Freunde werden, aber deswegen sind Sie nicht gleich gestorben.“
Snape runzelte die Stirn. Es gab offensichtlich noch einen Aspekt den man ihm verschweigen hatte.
„Nein, ich werde Ihnen sonst nichts erzählen. Ich weiß zwar, dass Sie sich beherrschen können, aber ein kleines Geheimnis muss ich auch behalten. Außerdem rechne ich mit dieser faschen Schlange ganz allein ab“, erklärte Harry. „Also, was ist, helfen Sie mir?“
„Geben Sie mir ein paar Tage Zeit. Es muss einiges geregelt werden, damit man mich nicht sofort verdächtigt.“
Harry nickte und machte den Mann los. Dann streckte er ihm die Hand entgegen. „Auf gute Zusammenarbeit.“
Einen Moment zögerte Snape, reichte dem jungen Mann aber dann die Hand, der sofort fest zupackte und dann irgendwas murmelte.
Ein Geflecht aus roten Linien schlang sich um ihre Hände und brannte sich in die Haut. Die Spuren verschwanden allerdings sofort wieder und Snape riss sich los.
„Was war das?“, fragte er schroff.
„Sir… wenn ich eines von Ihnen gelernt habe dann, dass man niemandem blind vertrauen sollte und ich habe Sie eigentlich nie wirklich ausstehen können. Erst nachdem sie mir geholfen haben, haben Sie sich meinen Respekt wirklich verdient.
Aber hier sind Sie ein vollkommen anderer Mensch, ein Todesser und es wäre dumm Ihnen ohne weiteres zu vertrauen. Also habe ich gerade dafür gesorgt, dass Sie niemandem von der Zukunft etwas berichten können, wenn dadurch die Möglichkeit besteht meine Pläne zu durchkreuzen oder gar mir zu schaden.“
Damit wandte Harry sich ab und wollte das Haus verlassen, doch an der Tür hielt Snape ihn noch mal auf.
„In welches Haus werden Sie kommen?“, fragte er von der Wohnzimmertür aus.
Harry drehte sich noch einmal um und antwortete, während sein Gesicht wieder die Züge von Henry Evans annahm. „Gryffindor.“
Dann zog er die Tür hinter sich zu und hörte daher nicht mehr wie Snape sagte. „In Slytherin wären Sie besser aufgehoben gewesen.“
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