von Imobilus
24. Das Ende einer Reise?
Während Harry sich auf den Trank konzentrierte, versuchte Sirius Dorcas Meadowes davon zu überzeugen ihnen zu helfen. Sie hatten im Nachhinein befunden, dass es nicht gut wäre, würde sich die Unsägliche länger als für einen Guten-Morgen-Gruß nötig mit James unterhalten. Sicherlich schien auch Sirius unter Beobachtung zu stehen. Von ihm war allerdings bereits bekannt, dass er ein Auge auf die Unsägliche geworfen hatte. So tarnte er diese Kontaktaufnahme einfach als intensiven Flirtversuch.
James weihte unterdessen Frank Longbottom ein. Er würde den Befreiungstrupp verstärken und da er am unverdächtigsten war, fiel ihm auch die Aufgabe zu die Umgebung des Verstecks unter die Lupe zu nehmen und heraus zu finden was sie erwarten würde. Das war allerdings nicht sonderlich viel.
Das Versteck war ein abgelegener verlassener Bauernhof etwas außerhalb eines walisischen Dorfes. Es gab ein paar einfache Schutzzauber die darauf schließen ließen, dass die Todesser entweder gnadenlos dumm oder sich ihrer Sache sehr sicher waren. Es würde kein Problem darstellen die Zauber schnell aufzuheben. Das Überwältigen der Gegner würde der schwerere Teil dieser Mission werden. Doch auch Frank war, genau wie Harrys Vater, der Meinung, dass es noch gefährlicher sein würde noch mehr Leute einzuweihen. Außerdem hatte Frank auf seinen Beobachtungen nie mehr als vier Todesser zu sehen bekommen und auch Überprüfungszauber hatte ergeben, dass insgesamt nur fünf Personen in dem Haus waren und eine davon war die Geisel.
Am Tag der Durchführung der Rettung war Harry sehr nervös. Die ganze Nacht hatte er von Fehlschlägen in allen Variationen geträumt. Der Todesser war kein einfacher Gegner, schon bei seiner Verhaftung konnte einiges schief gehen. Dann war da der Trank, von dem Harry sich zwar sicher war, dass er ihn korrekt hergestellt hatte, den Todesser allerdings dazu zu bringen ihn zu trinken war eine ganz andere Geschichte. Nur ohne Trank würde der Mann sicherlich kaum reden. Auch ihre Befreiungsaktion war ein Risikofaktor. Sie mussten die Todesser alle beschäftigen, damit keiner von ihnen die Geisel wegbrachte oder gar tötete. Auch ihre eigenen Flüche durften den Mann nicht verletzten.
Wie auf heißen Kohlen saß Harry in seinem Büro. Sein Vater und Frank waren schon am Bauernhof und behielten da alles im Auge. Harry wartete nur noch auf Sirius und den Gefangenen, damit er ihm das Wahrheitsserum unterschieben konnte. Liebend gern hätte Harry dazu Veritaserum benutzt. Im Gegensatz zu dem Zeug was er verwenden wollte, war es geruchs-, geschmacks- und farblos. Man konnte es in jedes Getränk schütten. Außerdem war es unberechenbar.
Sein Serum dagegen war am Besten für Tee geeignet. Darin fiel die goldgelbe Farbe nicht auf. Allerdings war es nicht ganz so stark wie Veritaserum und nicht absolut sicher. Doch es war einfacher und schneller herzustellen und mit etwas Geschick im Verhör ausreichend. Hoffentlich.
Nur dazu musste Sirius erst einmal zurückkommen. Eigentlich war er schon lange überfällig. Eine einfache Verhaftung konnte nicht so lange dauern wenn alles glatt lief. Der Typ sollte Sirius besser nichts getan haben, anderenfalls würde Harry für nichts mehr garantieren können.
Unruhig rutschte Harry auf seinem Stuhl hin und her. Was in der Akte stand die vor ihm auf dem Tisch lag, konnte er nicht sagen. Er hatte den ersten Satz zwar gut und gerne schon hundertmal gelesen, aber um ihn zu verstehen reichte es nicht.
Als sich ein Stück Pergament unter die Tür durchquetschte, zuckte Harry heftig zusammen, griff es aber ebenso schnell aus der Luft und breitete es aus.
Es war die erlösende Nachricht. Sirius war zurück. Der Todesser hatte sich zwar gewehrt, war aber nur leicht verletzt und vernehmungsfähig. Sie waren im Verhörraum zwei.
Nun hieß es sich zusammennehmen und nicht sofort losstürmen. Harry hatte bei Sirius Aufbruch in allen Verhörräumen die Temperatur gnadenlos hochgeschraubt, damit etwas zu trinken auch wirklich erwünscht war und angenommen wurde. Allerdings würde das keinen Sinn haben, wenn er sofort damit ankam. Nein, er wartete noch zehn Minuten, dann machte er einen Tee fertig und hielt den erstbesten Neuling an, damit er ihn in den Verhörraum brachte, unverzüglich.
Nachdem dies geschehen war, machte Harry sich auch auf den Weg zu dem Bauernhof. Sirius würde seinem Vater über den Zwei-Wege-Spiegel mitteilen, wenn sie Erfolg gehabt hatten.
Doch auch das sollte sich noch hinziehen. Die drei Auroren hockten währenddessen im Gebüsch und unterhielten sich flüsternd. Natürlich war dieser Überfall das Thema und zu Harrys Leidwesen auch Gefahrenquellen.
„Was habt ihr euch eigentlich ausgedacht was wir machen wenn er der Unnennbare auftaucht?“, erkundigte sich Frank beiläufig und sein Vater meinte: „Hör auf mit dem Mist. Sollte er auftauchen sind wir praktisch erledigt. Daran will ich lieber gar nicht denken.“
„Also Rückzug?“, fragte Frank.
„Auf jeden Fall“, stimmte James Potter zu, doch Harry schüttelte den Kopf.
„Wenn er auftaucht übernehme ich ihn. Ihr kümmert euch um die anderen Todesser und die Geisel.“
Beide Auroren schienen für einen Moment entsetzt, ehe Harrys Vater mit mühsam gedämpfter Stimme sagte: „Bist du vollkommen übergeschnappt? Du weißt doch was letztes Mal passiert ist.“
„Ja. Ich habe mich ablenken lassen. Das wird mir kein zweites Mal passieren. Außerdem muss ich ihn ja nicht überwältigen, sondern nur beschäftigen und das sollte ich hinbekommen“, erklärte Harry. „Mrs. Wright wird keinem von uns je wieder vertrauen wenn wir das hier vermasseln. Also ziehen wir es durch. Egal wer uns da drinnen erwartet.“
„Du bist absolut verrückt“, stellte Frank fest.
„Das fasst wohl alles zusammen was man mir sonst schon vorgeworfen hat“, sagte Harry. „Aber ich bin noch am Leben und kann inzwischen behaupten meistens zu wissen was ich tue.“
„Nur ich habe meine Zweifel, dass du es jetzt auch weißt“, sagte James Potter, doch eine weitere Diskussion wurde von Sirius Nachricht unterbrochen. Der Todesser hatte ausgepackt ohne wirklich großen Widerstand zu leisten.
„Na dann“, sagte Harry und erhob sich vom Waldboden. „Nehmen wir den Laden hoch.“
Das sollte aber leichter gesagt sein als getan, nachdem sie die Schutzzauber überwunden hatten. Denn durch irgendeinen anderen versteckten Zauber hatten sich ihre Desillusionszauber aufgelöst und sie waren entdeckt worden ehe sie nahe genug an den Todessern dran waren, um sie schnell und ohne großen Kampf zu schocken.
Aber in genau so einem steckten sie nun. Ein Duell auf Leben und Tod, denn Harry kannte die heute anwesenden Todesser: Rabastan, Rudolphus und Bellatrix Lestrange. Der vierte dagegen war ihm vollkommen unbekannt. Doch das war auch vollkommen unwichtig, denn der ging gerade von Frank geschockt zu Boden, der sich gleichzeitig auch noch mit Rabastan angelegt hatte.
Für Harry stand derweil fest, dass das Schicksal sich scheinbar nicht entscheiden konnte, ob sie nun Freunde sein wollten oder Feinde. Einmal lief alles vollkommen glatt und es tauchten keinerlei Probleme auf und zwei Tage später steckte er bis zum Hals fest. So auch jetzt. Erst diese verfluchte Brosche, dann Remus Freundin und nun auch noch Bellatrix Lestrange. Denn diese hatte sich ihn als Duellgegner ausgesucht und demonstrierte dem Zeitreisenden gerade, dass sie auch ohne Haft in Askaban sehr gefährlich war.
Trotz reisfester Kleidung hatte Harry schon einige Wunden davon getragen, ganz zu schweigen davon, dass ihre Künste in schwarzer Magie nicht zu verachten waren. Alles was noch fehlte war eine ordentliche Portion Macht, dann würde dieses Duell den Charakter des finalen Kampfes mit Voldemort bekommen.
Flüche schlugen krachend in die Wände des alten Hauses, Steine und Holz splitterten. Andere wiederum wurden geblockt oder brachten magische Schilde zum Knistern.
Auch Harry sparte nicht mit seinem Wissen aus dem dunklen Bereich der Magie. Er mochte Lestrange in seiner Zeit vielleicht getötet haben, doch seine Wut auf die Frau war ungebrochen. Sie würde ihm alles nehmen was ihm neben seinen Eltern etwas bedeutete. Sie würde zuerst Sirius und später auch Remus töten. Das konnte, würde und wollte Harry nicht zulassen.
Au dem Augenwinkel heraus sah Harry wie Frank zu Boden ging und musste im nächsten Moment einem Fluch von Rudolphus ausweichen.
„Der gehört mir. Kümmere dich um Potter!“, schrie Bellatrix und nahm Harry noch mehr in die Zange, während nun sein Vater auch in Bedrängnis geriet. Ein Umstand der Harrys Wut noch weiter anstachelte und ein angenehmes Kribbeln in seiner Brust verursachte.
Lesranges Grinsen wurde aber nur noch breiter. Sie schien wirklich Freude daran zu haben sich mit einem mächtigen Gegner zu duellieren, denn auch ihre Flüche wurden aggressiver und kamen nur noch aus dem Bereich der dunklen Magie.
Hinter Harry wurde James Potter gerade entwaffnet, schaffte, es aber einem Fluch auszuweichen und den Stab von Frank Longbottom in die Finger zu bekommen. Harry reichte es aber entgültig. Er musste dieses Spiel beenden ehe ein Unglück geschah. Also sammelte er sich und legte seine ganze Kraft in den nächsten Fluch. Es war ihm schon einmal gelungen ihr Schild zu zerfetzen. Damals allerdings war er gepackt von einer unbändigen Wut auf Remus sinnlosen Tod und hatte einen mächtigen dunklen Fluch verwendet.
Das verkniff er sich jetzt. Doch auch sein Schockzauber riss die Frau von den Füßen und warf sie hart gegen die nächste Wand. Regungslos sackte sie daran zu Boden und Harry wandte sich augenblicklich zu seinem Vater um und jagte Rabastan ebenfalls einen Fluch auf den Hals der ihn gnadenlos überraschte und von den Füßen ins Land der Träume riss.
Rudolphus war danach eine Kleinigkeit. Ihnen beiden war er hoffnungslos unterlegen und so ging er auch kurz danach ohnmächtig zu Boden.
„Alles klar?“, fragte Harry seinem Vater die Hand reichend um ihn auf die Füße zu ziehen.
„Ein paar angeknackste Rippen. Nichts was nicht wieder in Ordnung kommt. Was ist mit dir?“, antwortete James Potter.
„Nichts was mich umhaut“, sagte Harry und trat zu Frank um ihn kurz zu untersuchen. Doch er war nur ohnmächtig. Etwas, das Harry mit einem knappen Enervate wieder in Ordnung brachte.
„Was…?“, murmelte Frank und setze sich mühsam auf.
„Sie haben dich k.o. geschlagen. Aber keine Sorge, wir haben sie geschnappt. Die Frau wird aber wohl erst einmal einen Heiler brauchen“, sagte Harry dem Mann aufhelfend.
„Bellatrix braucht keinen Heiler mehr“, kam es von James und Harry sah sich um. Reichlich Blut bedeckte inzwischen den Boden um ihren Kopf und dabei kam ihm der Gedanke, dass der Avada wirklich die sauberste Lösung war, als sonst irgendeine Art jemanden umzubringen.
Beim letzen Mal war es auch ein Duell auf Leben und Tod gewesen. Nur damals hatte auch um Harry herum der letzte Kampf getobt und er hatte hinterher niemandem Rechenschaft darüber ablegen müssen wer durch seine Hand auf welche Weise ums Leben gekommen war. Niemand hatte ihn gefragt, wen, außer Voldemort, er noch auf dem Gewissen hatte. Alle waren sie nur erleichtert gewesen, dass es endlich vorüber war.
Vorsichtig kniete Harry sich neben die Frau und tastete nach ihrer Halsschlagader. Er musste es selbst überprüfen und es war ihm egal wie seltsam das für die beiden Männer mit rein magischer Erziehung aussehen musste. Finden konnte Harry nichts. Sie war eindeutig tot.
Einen Moment schloss Harry die Augen, aber nicht weil er irgendwie verzweifelt war. Vielmehr weil sich bei ihm nicht mal ein Hauch von Bedauern einstellte. Es war ihm egal, dass Lestrage tot war. Zwar hatte er geplant sie, ihren Mann und ihren Schwager nach Askaban zu bringen, so wie es in seiner Zeit auch gewesen war. Doch er bedauerte nicht, dass sie durch seinen Fluch gestorben war und irgendwie machte ihm das Angst.
Doch darüber konnte er jetzt nicht nachdenken. Also riss er sich zusammen und sah hoch zu seinem Vater, der ihn, ebenso wie Frank Longbottom besorgt beobachtete. „Wir sollten uns endlich um Mr. Wright kümmern. Er muss sicher ins St. Mungo und dann sollten wir ihn und seine Tochter in Sicherheit bringen.“
Die beiden Auroren warfen sich kurz einen Blick zu der so ziemlich alles sagen konnte. Dann sagte Harry Vater: „Gut. Mach du das.
Wir bringen die Gefangenen in die Kerker und ich gehe anschließend Remus alarmieren.
Frank kann in der Zeit mit ein paar Kollegen herkommen, die hier aufräumen. Sieh zu dass du schnell wieder im Ministerium bist, um deinen Bericht zu schreiben.“
Harry nickte nur.
Mr. Wright war augenscheinlich in einem furchtbaren Zustand. Er konnte sich kaum allein auf den Beinen halten, hatte viele Blutergüsse und vermutlich auch einige Knochenbrüche. Dennoch lag seine einzige Sorge bei seinen Kindern und es fiel Harry nicht leicht dem Mann erklären zu müssen, dass sein Sohn nicht mehr am Leben war.
Zwanzig Minuten später tauchten Remus und Mrs. Wright im Krankenhaus auf und die junge Frau war sichtlich überglücklich ihren Vater in den Arm nehmen zu können. Remus dagegen wirkte etwas genickt.
„Alles klar?“, fragte Harry zu ihm tretend.
Remus sah ihn kurz an und lächelte dann. „Ja. Alles o.k. Wenn wir hier raus sind, gehst du besser ins Ministerium und schreibst deinen Bericht. Bei Todesfällen hat Crouch die lieber gestern als heute auf seinem Schreibtisch.“
Harry musterte ihn einen Moment lang ehe er nickte. Es war irgendwie verständlich, dass man ihm nicht sagen würde, wo die beiden versteckt werden sollten. Jeder Mitwisser war ein potentielles Risiko.
Eine weitere halbe Stunde später war die befreite Geisel versorgt und Harry stellte nur die nötigsten Fragen. Er brauchte eine kurze Zusammenfassung darüber, wie es zu der Entführung gekommen war und was man ihm alles angetan hatte. Dann begleitete er Vater, Tochter und Remus noch hinaus, wo es dann Letzterer übernahm zu erklären, dass er sie in Sicherheit bringen würde. Harry beschränkte sich lediglich darauf zu bestätigen, dass dies alles so seine Richtigkeit hatte.
Wenig später war Harry dann im Ministerium, wo es sich offensichtlich bereits herum gesprochen hatte was geschehen war. Darüber frustriert stellte Harry fest, dass das Ministerium schlimmer war als Hogwarts, wenn es um Klatsch ging. Wie er so etwas hasste. Deswegen zog er sich auch schnell in sein Büro zurück, brühte sich einen Tee auf und begann mit seinem Bericht. Währendessen musste er aber immer wieder darüber nachdenken, wie gleichgültig ihm dieser Tod war und warum das so war.
Lag es an seiner Erfahrung die er bereits mit Lestrange gemacht hatte? Lag es daran was sie ihm in seiner Zeit angetan hatte? Oder lag es vielleicht doch an der dunklen Magie? War er ihr doch nicht so gewachsen wie er es gern wäre?
Letzteres ließ sich beheben. Er musste sie nur weniger benutzen, am besten gar nicht mehr. Lag es aber an Lestrange und seiner Vergangenheit mit ihr, dürfte so etwas nicht wieder geschehen. Viele Todesser hatten ihm zwar wehgetan, aber der einzig andere, der in seinen Augen noch eine harte Strafe verdient hatte war hier ein Baby. Gerade mal ein Jahr alt. Er konnte Draco Malfoy noch nicht dafür bestrafen, dass er Ginny auf dem Gewissen hatte.
Das Zuklappen der Bürotür ließ Harry aufsehen. Sein Vater und sein Pate waren herein gekommen und Sirius musterte ihn nachdenklich. „Hör auf dich zu grämen“, sagte er schließlich. „Bellas Tod ist tragisch, aber auch nicht wirklich ein Verlust.“
Harry konnte im ersten Moment nicht anderes als die Stirn zu runzeln. Er war gerade zu tief in den Gedanken an seine Ginny versunken und der Erkenntnis, dass sie noch gar nicht lebte. Erst in zwei Monaten würde sie das Licht der Welt erblicken.
„Bellatrix Lestrange ist eine geborene Black. Sie war meine Cousine“, sagte Sirius und setze sich auf seinen Schreibtisch. „Sie hat das Gesetz der Reinblütigkeit immer treu befolgt und diesen Lestrange geheiratet. Ich bezweifele aber, dass sie ihn wirklich geliebt hat, sonst hätten die beiden schon längst Kinder. Alles was Bella je wirklich geliebt hat, war schwarze Magie und sie war verrückt nach Voldemort. Er verkörperte für sie die lebendig gewordene schwarze Magie. Sie hätte alles für ihn getan. Es ist also kein großer Verlust. Außerdem war es ein Unfall. Du kannst nichts dafür.“
„Ich weiß“, sagte Harry und wünschte sich, dass das alles hier vorbei war. Dass er seinen Auftrag erledigt hatte und zurück in seiner Zeit war. Dann müsste er sich mit diesem ganzen Mist nicht mehr herum schlagen. Er müsste sich keine Gedanken mehr darüber machen, welches Handeln seinerseits was für Konsequenzen nach sich zog und welche Menschen noch durch seine Hand sterben würden. Er würde sich nicht mehr daran erinnern können, was er alles getan hatte und danach sehnte er sich: einfach vergessen.
Harry seufzte einmal tief und riss sich dann zusammen. Nicht mehr ganz ein halbes Jahr. Knappe 5 Monate noch und sein Wunsch würde sich erfüllen. Er hatte schon so viel durchgestanden, das würde er auch durchstehen.
„Ich bringe Moody schnell meinen Bericht. Ist deiner schon fertig James?“, fragte Harry.
„Noch nicht. Aber gib ihn ruhig schon ab. Crouch rutscht sicher schon nervös auf seinem Sessel herum, um zu erfahren was geschehen ist. Es ist ein Wunder, dass er noch nicht hier war um uns persönlich auszuquetschen“, sagte sein Vater.
Der Rest des Tages verging dann ruhig. Kein Wunder, Moody hatte ihm den Rest des Tages frei gegeben. Er musste wohl ziemlich erbärmlich aussehen, aber gut. So kam wenigstens keiner auf dumme Gedanken. Zumindest dachte er das, doch es war schon geschehen.
James Potter, Sirius Black und Alastor Moody diskutierten eine halbe Stunde nachdem Harry verschwunden war auf einem Spaziergang darüber, was mit dem Kollegen aus Amerika nicht stimmen könnte.
War sein Verhalten wieder einmal auf etwas aus seiner Vergangenheit zurück zu führen? Immerhin war das schon vorher passiert und von Dorcas wusste der Orden inzwischen, dass die Unsäglichen ihn als psychisch labil einstuften. Er war in ihren Augen sogar ein gefährlicher Gegner. Allerdings hatte Crouch sich aus Amerika wohl eine Bestätigung geben lassen, dass Evans geistig völlig gesund war, egal wie viel er schon erlebt hatte. Deswegen würde er auch nicht überwacht, zumindest soweit es Dorcas wusste.
Dann gab es aber auch die Möglichkeit, dass es etwas mit Voldemort zu tun hatte. Evans war möglicherweise ein Anhänger, der nun einen schwerwiegenden Fehler begangen hatte und sich nun vor seinem Herren fürchtete. Denn für den war Bellatrix Lestrange irgendwie etwas Besonderes gewesen, soweit sie das wussten. Vermutlich weil sie ähnlich verrückt war wie er.
Harry hatte es sich zu Hause inzwischen gemütlich gemacht und vertrieb seine trüben Gedanken damit, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Er plante seine nächsten Ausflüge, um schnellstmöglich diese Brosche zu finden, wurde dann aber von der Klingel an der Haustür unterbrochen. Schnell verstaute Harry die Unterlagen wieder in der Küche und sah dann nach wer ihn besuchte.
„Mr. Lupin“, stellte er überrascht fest und ließ den Mann dann herein kommen.
„Ich will Sie nicht lange belästigen, Sir. Ich möchte nur meine restlichen Kleider abholen, wenn es gerade nicht stört“, sagte Lupin, was Harry sofort misstrauisch machte und erfolgreich jeden trüben Gedanken aus seinem Kopf wischte.
„Sie belästigen mich doch nicht“, sagte Harry. „Außerdem sind es Ihre Sachen. Aber wollen wir nicht erst einen Tee trinken?“
Remus lächelte gequält, nahm die Einladung aber an und im Gespräch fand Harry dann heraus, dass Mr. Wright herausgefunden hatte, dass er der Werwolf war der sich an seine Tochter heran gemacht hatte und er hatte Remus deutlich gesagt was er davon hielt. Nämlich gar nichts. Folglich hatte Remus das Weite gesucht, auch wenn Stephanie Wright ihren Vater zu Recht gewiesen und Remus gebeten hatte zu bleiben.
„Und wo wollen Sie jetzt hin?“, fragte Harry besorgt. Remus schien diese Zurückweisung doch ziemlich mitgenommen zu haben, obwohl er Harry einmal erzählt hatte, dass er damit klar kam. Er hatte gesagt, dass er sich daran gewöhnt hatte und durch den Orden gab es genug Menschen die ihn durchaus respektierten.
„Das weiß ich noch nicht so genau. Aber irgendwo finde ich schon etwas Günstiges“, erklärte Remus nachdenklich.
„Ist Sirius etwa sauer, weil Sie nichts von ihrer Freundin gesagt haben?“, erkundigte Harry sich, das allerdings nicht wirklich ernst meinend. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Sirius deswegen sauer war. Wenn doch, würde er sich seinen Paten aber wohl mal zur Brust nehmen. Irgendwie.
„Nein“, sagte Remus. „Er hat mich sogar gefragt ob ich nicht wieder einziehen will. Aber, ach ich will Sie damit nicht belasten. Sie haben genug einige Sorgen.“
„Mr. Lupin, ich beschäftige mich lieber mit den Sorgen anderer als mit meinen eigenen, denn das führt im Moment zu keiner Lösung. Also, wo liegt das Problem.“
Remus seufzte. „Ich hätte ständig das Gefühl, dass sie mir misstrauen. Das will ich vermeiden, denn sie tun es nicht. Außerdem wird es wohl an der Zeit, dass ich endlich etwas Eigenes finde.“
Harry nickte leicht: „Aber denken Sie, dass eine Hotel oder so was das Richtige ist?“
„Eine Wohnung kann ich mir beim besten Willen nicht leisen. Das wird auch so schon haarig solange ich keine Arbeit habe“, erklärte Remus.
„Bleiben Sie doch hier, bis Sie Arbeit haben“, schlug Harry spontan vor und wurde dafür mit einem verwunderten Blick von Lupin bedacht.
„Sie wissen, dass ich nichts gegen Ihresgleichen habe und ich denke wir beide werden gut miteinander auskommen. Außerdem bin ich praktisch den ganzen Tag bei der Arbeit. Es wäre beinahe so als würden Sie allein leben und dennoch haben Sie den Vorteil den höchsten Schutz des Ministeriums genießen zu können, zusätzlich zu meinen eigenen Schutzzaubern. Hier kommt niemand herein, der es nicht auch soll“, erklärte Harry.
„Ich bin mir da nicht sicher ob das eine gute Idee ist. Sie könnten ziemlich ins Licht der Todesser rücken. Voldemort hat großes Interesse daran Werwölfe auf seine Seite zu ziehen“, bemerkte Remus.
„Ich denke, ich kann kaum noch mehr in den Fokus von diesem Tyrannen geraten, nachdem ich mich mit ihm angelegt habe. Außerdem haben Sie gerade noch einen Grund genannt, warum Sie hier bleiben sollten. Hier kommt kein Todesser an Sie heran um Sie zu beeinflussen“, antwortete Harry.
„Aber das Ministerium wird das kaum dulden“, sagte Remus.
„Ihre Regierung bekommt von mir Geld für diese Wohnung. Ich habe sie also praktisch gemietet. Also ist es auch meine Sache wem ich das zweite Schlafzimmer anbiete. Und wenn Mr. Crouch damit ein Problem hat, werde ich ihm erzählen, was ich davon halte, wie diese Regierung mit Werwölfen umgeht. Denn bei uns kommt kaum ein Werwolf auf die Idee so einem Verrückten wie Voldemort zu folgen, denn er könnte ihnen nichts bieten was sie nicht auch von unserer Regierung bekommen können“, erklärte Harry und ließ deutlich hören, dass er es ernst meinte.
Remus seufzte tief. Es war nicht so, dass er hier nicht einziehen wollte. Ganz im Gegenteil, er war für dieses Angebot wirklich dankbar, denn er war schlichtweg abgebrannt. Keinen einzigen Knut hatte er mehr.
Zudem fand er dieses Angebot überaus interessant, weil er so vielleicht endlich heraus bekam, woher dieser Geruch ihm so bekannt vorkam. Vor allem wenn er sich hier einmal alleine umsehen konnte. Dennoch sträubte er sich dagegen und Schuld daran war Dumbledore.
Der hatte nämlich deutlich gemacht, dass er von Remus Verhalten enttäuscht war und Zweifel an seiner Loyalität hatte. Denn auf Vertrauen basierte die ganze Arbeit des Ordens. Er wollte Remus so zu einem Vertrauensbeweis zwingen.
Einen Beweis, den weder James noch Sirius von ihm verlangt hatten. Beide hatten ihm gesagt, dass sie ihm nach wie vor vertrauten und er einfach nur kommen musste wenn er Probleme hatten. Egal wann und egal womit. Es gäbe nichts weswegen er sich schämen musste.
Jetzt rang Remus mit seinem Gewissen. Gab er Dumbledores Willen nach und damit auch seiner eigenen Neugier,
oder seinem Stolz sich nicht einschüchtern zu lassen. Schon gar nicht von einem alten Mann der vielleicht der Einzige war vor dem Voldemort sich fürchtete, aber deswegen nicht glauben musste, dass jeder sich alles gefallen ließ.
Schließlich gab Remus aber doch nach. Die Alternative wäre gar keinen Schlafplatz zu haben oder sich irgendwo im Wald zu anderen Werwölfen zu verkriechen. Werwölfe, die ihn nicht respektieren würden weil man ihm ansah, dass er unter Menschen aufgewachsen war und sich darum bemühte wie sie zu leben.
Harry war darüber erleichtert und genoss die nächsten Tage trotz der vielen Arbeit. Immerhin musste er sich keine Sorgen darum machen wo Remus untergekommen war. Denn Harry war sich inzwischen ziemlich sicher, dass sich nicht mehr alles so entwickeln würde wie er es kannte. Dennoch blieb sein Ziel das gleiche: Voldemort vernichten und seine Familie retten. Egal was noch kommen würde.
Das Problem war nur, dass er diese verdammte Brosche noch immer nicht gefunden hatte. Zwar war die Anzahl der Kinderheime aus den Dreißigern klein, aber die Gebäude dafür groß und jeder Raum wollte durchsucht werden. Keines konnte Harry ausschließen, denn die Umgebung des Heims hätte sich in den letzen Jahrzehnten verändern können, ebenso wie man das Heim hätte umbauen können und das alles nachzuforschen würde ebensoviel zeit in Anspruch nehmen wie die Gebäude einfach zu durchsuchen.
Und dann war da auch noch seine Arbeit die er nicht vernachlässigen durfte. Deswegen saß er auch heute, am Freitagnachmittag, im Büro und studierte Akten eines alten Falls. Allerdings konnte er sich nicht so richtig konzentrieren. Er hatte permanent das Gefühl beobachtet zu werden. Gerade so, als wäre er nicht allein im Büro. Doch weit und breit war niemand da.
Sein Vater war nebenan bei Sirius, soweit er das mitbekommen hatte wurde sein Geburtstag geplant. Oder besser der Geburtstag seines kleinen Ichs. Seine fiktive Identität hatte erst einige Zeit später Geburtstag.
Harry schmiss missmutig die Akte hin und brühte sich einen Tee auf. Wütend darüber, weil er sich selbst offensichtlich nervös machte. Der herrliche Duft von frischem Earl Grey war wirklich etwas Beruhigendes. Da konnte er Remus nur immer wieder Recht geben.
Sich wieder in die Akte vertiefend genoss Harry die Tasse und konnte regelrecht spüren wie er sich entspannte. Mit jedem Schluck wurde er ruhiger und irgendwie müder. Seine Muskeln wurden schwer und ständig fielen im die Augen zu.
„Na? Wie weit bist du?“, erkundigte sich sein Vater als er rein kam.
„Fast fertig“, sagte Harry die Akte auf den Tisch legend und sich die Augen reibend. Das war nicht normal. Und warum wurde ihm auf einmal so flau im Magen?
„Harry? Alles in Ordnung? Du bist ziemlich blass?“, fragte James.
„Ich, ich weiß nicht“, sagte Harry beschließend ins Bad zu gehen. Ein Blick in den Spiegel und etwas Wasser, das brauchte er jetzt. Doch kaum auf den Beinen musste er sich gestehen, dass er kaum so weit kommen würde. Er hatte eindeutig Pudding in den Knien und das Büro begann sich zu drehen.
„Bei Merlin, Harry!“, rief sein Vater, doch seine Reaktion kam zu spät. Harry landete unsanft auf dem Boden. Aus der Übelkeit waren richtige Krämpfe geworden und es fiel ihm schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Verstand wurde träge und er hatte das Gefühl irgendwer hatte ihm Bleigewichte an die Arme gehängt.
Eine Erlösung versprechende Dunkelheit begann ihn zu sich zu locken und Harry brauchte alle Kraft ihr zu wiederstehen. Sein Vater redete ihm zu, sagte auch immer wieder, dass er nicht ohnmächtig werden sollte, doch das war nicht so einfach.
Die Dunkelheit umfing ihn immer mehr. Dann erregte aber eine Bewegung kurzzeitig seine Aufmerksamkeit und er glaubte im ersten Moment, dass er nun auch noch eine Sinnestäuschung hatte.
Doch es passte zu seinem Gefühl nicht allein zu sein. Peter Pettigrew war im Büro. Er war geradewegs aus dem Boden gewachsen und packte, nach seinem kurzen Blick zu seinem Vater, irgendetwas in dessen Schreibtisch, ehe er sich praktisch wieder in Luft auflöste. Harry kam nicht mehr dazu, irgendetwas zu seinem Vater zu sagen. Gnadenlos wurde er von der Dunkelheit in die Tiefe gezogen. Er spürte nicht einmal mehr wie sein Vater ihm eine Ohrfeige gab um genau das zu verhindern.
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