
von E.Vasaio
Von nun an traf ich mich so oft es ging mit Lily und meinem Patenkind.
Wir achteten ganz genau darauf, dass uns niemand aus unserer Welt zusammen beobachten konnte.
Ich wollte weder Lily, noch Harry in Gefahr bringen, meistens gingen wir deshalb in Muggelparks spazieren. Man wird es kaum glauben, aber ich schob sogar Harry’s Kinderwagen und die Leute, die uns unterwegs begegneten hatten wohl den Eindruck als machten wir einen Familienausflug.
Der Kleine schien mich ehrlich gern zu haben und auch ich muss gestehen, dass ich ihn in mein Herz geschlossen hatte.
Wenn er mich mit seinen grünen Kulleraugen ansah, dann schmolz ich wie das sprichwörtliche Eis in der Sonne. Kunststück, hatte er doch die Augen seiner Mutter.
Mit Lily hatte ich ein sehr entspanntes freundschaftliches Verhältnis und meine anfängliche Verliebtheit aus der Schulzeit wandelte sich mehr und mehr in eine tiefe, brüderliche Liebe.
Fast konnte man glauben, wir lebten in einer heilen Welt, die Monate vergingen schleichend, ohne dass irgendetwas spektakuläres geschah.
Harry konnte nun schon krabbeln und stellte im Haus alles möglich an.
Schließlich war er ja ein Zaubererkind.
Lily war manchmal schier verzweifelt.
„Ach Sev,“ meinte sie eines Nachmittags, als ich mal wieder auf eine Tasse Tee vorbei geschaut hatte.
„Ich kann die Sachen gar nicht so schnell wegräumen, wie Harry sie wieder in den Fingern hat.“
„Tja,“ sagte ich schmunzelnd, „der wird bestimmt mal ein großer Zauberer, wenn er jetzt schon so begabt ist!“
„Oh, Mann, aus dir spricht mal wieder der stolze Patenonkel!“, meinte Lily amüsiert.
„Du bist schon fast schlimmer als James und Sirius zusammen, und das will schon was heißen!“
„Das kann gar nicht sein. Die beiden sind bestimmt noch viel schlimmer als ich!“, entgegnete ich gespielt ärgerlich. Lily musste lachen. „Also Sev, du bist wirklich unmöglich!“ Harry krabbelte auf mich zu, zog sich an meinem Hosenbein hoch und stand nun etwas wackelig auf seinen Füßen.
„Das kann jetzt aber ehrlich nicht wahr sein, oder?“, meinte Lily verblüfft.
„Das ist das 1. Mal, das er alleine steht. Wieso macht er solche Sachen eigentlich immer nur, wenn Du da bist?“ Ich grinste über das ganze Gesicht und antwortete: „Öhm, das wird mein guter Einfluss auf ihn sein. Sonst hat er ja nur noch einen schwerbeschäftigten Vater, der momentan zu wenig Zeit für ihn hat und außerdem noch einen anderen Patenonkel, der selbst nie erwachsen wird. Harry ist schließlich ein kluges Kind, der sucht sich sein Vorbild selber!“
„Mensch, eingebildet bist du gar nicht, oder?“ konnte Lily sich nicht verkneifen zu sagen.
„Du, Lily, ich hab mir überlegt, wenn Harry seinen 1. Geburtstag hat, dann werd ich ihm bei Gringotts ein Verlies einrichten. Ich will dann jeden Monat einen kleinen Betrag für seine Ausbildung hinterlegen. Ich bin mir sicher er wird es später noch weit bringen und ihr könnt schließlich nicht alles allein finanzieren.“
Lily sah mich erstaunt an. „Severus, weißt du, dass du ein Schatz bist? Wer sonst würde sich schon Gedanken um Harrys Ausbildung machen? Klar, James und ich haben schon mal drüber geredet, aber er ist in letzter Zeit wirklich viel im Einsatz. Und Sirius ist wahrscheinlich echt noch nicht so erwachsen, als dass er über solche Sachen nachdenkt!“
„Also, wär es dir recht, wenn ich es so handhabe?“, vergewisserte ich mich.
„Aber ja, mein Freund, mach das!“ Lily kam zu meinem Sessel, beugte sich zu mir runter und gab mir einen schwesterlichen Kuss auf meine Wange.
„Danke, du besorgter Patenonkel!“, sagte sie bewegt.
Ich fühlte mich ehrlich wohl in ihrer beider Gesellschaft. Fast kam es mir vor, als wäre es meine Familie.
Na, ja, so eine Art Familie war es ja wohl auch, zumindest für mich.
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