von E.Vasaio
Die nächsten beiden Tage waren die Hölle für mich.
Ich war Schuld, das Lily und James sterben mussten.
Ich war Schuld, dass Harry jetzt Vollwaise war.
Ich glaubte wahnsinnig zu werden.
Meine Gedanken kreisten ständig darum.
Ich konnte nur ruhig schlafen, wenn mir Madame Pomfrey ihren Schlummertrunk für traumlosen Schlaf einflöste.
Ansonsten quälten mich schreckliche Albträume.
Ich konnte auch nichts mehr essen.
Ich lag noch immer auf der Krankenstation und hatte jedweden Lebensmut verloren.
Ich wollte am liebsten sterben.
Warum hatte mich Voldemort nicht auch gleich umgebracht?
Ich wollte nicht mehr denken, ich starrte zur Zimmerdecke, Tränen brannten in meinen Augen, doch ich konnte nicht mehr weinen.
Plötzlich zuckte ich zusammen, Dumbledore stand vor meinem Bett.
„Severus, so geht dass nicht mehr weiter mit Dir!“, sagte er streng.
„Ach ja, und warum nicht?“, fragte ich herausfordernd.
„Was hat denn mein Leben noch für einen Sinn?“
„Hör auf, Dich selbst zu bemitleiden!“
„Also, dass denken Sie! Aber wie soll ich denn mit meiner Schuld weiterleben? Können Sie mir das verraten?“, schrie ich aufgebracht.
„Severus, denk an Harry, Du bist sein Pate!“
„Er hat doch Sirius,“ sagte ich unwirsch.
„Sirius sitzt in Askaban,“ erwiderte Dumbledore ernst.
Ich sah ihn entgeistert an. „Was....wie.....warum?“, fragte ich bestürzt.
„Er war der Geheimniswahrer der Potters! So wie es scheint hat er sie an den Dunklen Lord verraten!“
„Sirius?“, ich schüttelte den Kopf.
Ich konnte es nicht glauben, James bester Freund sollte ein Verräter sein?
„Peter Pettigrew hat ihn auf offener Straße getroffen und ihm nahegelegt, dass er sich stellen soll.
Sirius hat nur irre gelacht und Peter, sowie noch einige Muggel mit, in die Luft gesprengt.
Man hat nur noch den kleinen Finger von Peter gefunden! Wir haben diese Schilderung von einigen Überlebenden bekommen und sie anschließend mit dem Gedächtniszauber belegt.“, schilderte mir Dumbledore. Hass stieg in mir hoch, Sirius, der tolle, treue Freund, hatte James und Lily Voldemort ausgeliefert!
Er konnte Gott danken, dass er in Askaban saĂź, sonst wĂĽrde ich ihn auf der Stelle umbringen!
„Severus, die Beerdigung von James und Lily findet morgen statt,“ fuhr Dumbledore nun mit leiser Stimme fort.
„Ich dachte mir, Du würdest gern daran teilnehmen.“
Ich nickte traurig.
Ja, diesen letzten Dienst wollte ich ihnen erweisen.
„Ich bitte Dich noch um einen Gefallen, Severus.“
„Ja?“, fragte ich mit rauher Stimme.
„Iß etwas, sonst klappst Du uns noch auf dem Friedhof morgen um.“, Dumbledore sah mich tadelnd an.
„Ich versuch es,“ erwiderte ich zögernd.
„So, jetzt muss ich mich noch um einige wichtige Dinge kümmern,“ sprach er und verschwand.
Madame Pomfrey kam wie aufs Stichwort mit einem Tablett herein, stellte es auf meinem Nachttisch ab und sagte autoritär: „So, die Suppe essen Sie jetzt bis zum letzten Tropfen auf, haben wir uns verstanden?!“
Ich verzog das Gesicht zu einer Art Grinsen und löffelte nun brav den Teller aus.
Am nächsten Morgen durfte ich die Krankenstation wieder verlassen.
Noch etwas schwach auf den Beinen begab ich mich zu meinen Räumlichkeiten.
Ich duschte und zog mir anschlieĂźend frische Kleidung an.
Da ich ja eh immer schwarz trug, war ich fĂĽr die Beerdigung schon passend gekleidet.
AnschlieĂźend begab ich mich in die GroĂźe Halle zum FrĂĽhstĂĽck.
Dumbledore lächelte mir aufmunternd entgegen.
Ich nahm meinen Platz ein und aĂź sogar mit einigermaĂźem Appetit meinen Toast auf.
Danach ging ich zu Dumbledore.
Ich räusperte mich: „Professor, ähm, wann und wo findet denn die Beerdigung statt?“
„Auf dem Friedhof von Godric’s Hollow in ca. 1 Stunde!“, teilte er mir mit.
„Professor Mc Gonagall, Hagrid und ich werden Dich begleiten, wir treffen uns dann gleich vor dem Portal!“
„Ist gut,“ nickte ich beklommen.
Es war ein grauer Novembermorgen, Godric’s Hollow lag unter Nebelschwaden versteckt, als wir in dem kleinen Wäldchen apparierten.
Ohne uns zu unterhalten setzten wir unseren Weg zum Friedhof fort.
Es waren nur wenige Leute anwesend.
Darunter Remus Lupin, dem die Tränen übers Gesicht liefen und meine Cousine Petunia, dann einige der Auroren aus dem Ministerium und wir vier.
Wir begaben uns in die Kirche, und der Leiter der Aurorenabteilung hielt die Trauerrede.
Er sprach darüber, dass James und Lily sehr begabte Auroren waren, die sich mutig gegen den Dunklen Lord gestellt hätten. Sie würden in Harry weiterleben.....usw. Ich nahm das alles gar nicht richtig wahr.
Als er geendet hatte schnäuzte sich Hagrid neben mir geräuschvoll in sein riesiges Taschentuch.
AnschlieĂźend gingen wir auf den Friedhof.
Eine Abordnung der Auroren ließ die beiden Särge zu dem Grab schweben.
Nun wurden sie nebeneinander in die Erde hinabgesenkt. Wir traten einzeln vor und warfen eine kleine Schaufel voll Erde darauf.
Ich widerstand dem Drang mich gleich mit ins Grab zu stĂĽrzen und stellte mich wieder neben Dumbledore.
Nur langsam drang es in meinen Verstand – Lily und James waren tot – jetzt war es endgültig!
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