von E.Vasaio
Am nächsten Morgen war meine Laune dementsprechend schlecht.
Heute hatte ich auch noch in der letzten Stunde Unterricht bei den Erstklässlern, das hieß, dass ich Harry wiedersehen würde.
Mit gemischten Gefühlen stürmte ich in den Kerker und ließ die Tür hinter mir zuknallen.
Diesen Auftritt hatte ich mir in den letzten Jahren so angewöhnt und die Schüler sahen ängstlich zu mir hin. Ich erklärte die Erstklässlern was sie alles bei mir lernen könnten, wenn sie den Unterricht aufmerksam folgen würden.
Zu meinem Ärger sah ich, wie Harry irgendwas mit seiner Feder auf ein Pergament schrieb und blaffte ihn an.
„Mister Potter, da du es ja nicht für notwendig hälst aufzupassen, kannst du mir vielleicht folgendes verraten: Was bekomme ich, wenn ich einem Wermutaufguss geriebene Affodillwurzel hinzufüge?“
„Ich weiß nicht, Sir“, sagte Harry.
„Tja, Ruhm ist eben nicht alles“, entfuhr es mir.
Was war eigentlich mit mir los, warum war ich nur so eklig zu meinem Patensohn?
„Versuchen wir’s noch mal, Potter. Wo würdst du suchen, wenn du mir einen Bezoar beschaffen müsstest?“
„Ich weiß nicht, Sir“
„Du dachtest sicher, es wäre nicht nötig ein Buch aufzuschlagen, bevor du herkommst, nicht wahr, Potter?“, ich spie seinen Nachnamen förmlich aus.
Harry hielt meinem Blick stand.
Oh, diese Augen!
Ich musste mich zusammen reißen und stellte erneut eine Frage an ihn: „Was ist der Unterschied zwischen Eisenhut und Wolfswurz, Potter?“
„Ich weiß nicht,“ kam erneut leise von Harry.
„Zu deiner Information, Potter, Affodill und Wermut ergeben einen Schlaftrank. Ein Bezoar ist ein Stein aus dem Magen eine Ziege und rettet einen vor den meisten Giften. Eisenhut und Wolfswurz ist die Bezeichnung für ein und dieselbe Pflanze.
Und warum schreibt das niemand von Euch auf? Gryffindor wird ein Punkt abgezogen, wegen dir, Potter.“
Nach dem Unterricht eilte ich in mein Zimmer.
Verwirrt ließ ich mich in einen Sessel fallen.
Was um Himmels Willen war nur in mich gefahren?
Klar, ich war der miesepetrige Zaubertränkemeister, aber musste ich Harry so ungerecht abkanzeln?
Mir wurde klar, dass ich nicht anders konnte, ansonsten würde ich meine mühsam aufgebaute Beherrschung verlieren.
Ich musste mir nur ganz fest einreden, dass ich James vor mir hatte und nicht meinen Patensohn.
Als ich heute in Harrys Augen blickte musste ich meinen ganzen Willen aufbringen um ihn nicht in meine Arme zu nehmen!
Das war ja die reinste Folter! Zuerst sah ich ihn 10 Jahre nicht überhaupt nicht und konnte ihn nur in Gedanken in den Arm nehmen und jetzt sah ich ihn fast jeden Tag, durfte aber nicht zeigen, dass er mir nicht gleichgültig war.
Es war wahrscheinlich besser für mich und Harry, wenn ich ihn dazu brachte mich zu verabscheuen.
Ich grinste sarkastisch, wenn Harry wüsste, dass ich für den Tod seiner Eltern mitverantwortlich war würde er mich wahrscheinlich eh hassen.
Die Unterrichtsstunden mit Harry wurden also von nun an für uns beide zur Qual.
Ich behandelte ihn ungerecht, zynisch und sarkastisch und zog Gryffindor wegen ihm Punkte ab wo es nur ging. Harry sah mich immer öfter mit böse funkelnden Augen an.
Gut so, sollte er mich verabscheuen, dann fiel es mir leichter meine Gefühle im Zaum zu halten.
Abends saß ich meist vor Harrys Fotoalbum und hing den alten Zeiten nach, als Harry noch „Sev-us“ zu mir sagte und mich anlächelte.
Es war alles so ungerecht! Harry hatte keine Eltern mehr und ich durfte ihm nicht sagen, daß ich sein Pate bin!
Und an allem war Voldemort schuld!
Hass stieg in mir hoch!
Ich wollte ihn zu Fall bringen, schwor ich mir, und wenn es das letzte war, dass ich in dieser Welt tun würde.
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