von E.Vasaio
„Severus, Professor Lockhart möchte für die Schüler einen Duellierclub einführen.
Er hat mich um meine Erlaubnis gebeten.“
Ich schnaubte entrĂĽstet.
„Ich finde die Idee wirklich gut.
Unsere Schüler sollten sich Angreifern gegenüber verteidigen können.“
„Aber Lockhart ist doch wirklich nicht der Richtige dafür, Direktor!
Dieser unfähige Stümper!
Darf ich Sie daran erinnern, was er damals mit Harry angestellt hat?“, antwortete ich ärgerlich.
„Wenn der das leitet wird das Ganze in einem großen Chaos enden!
Und was sollen wir dann den Eltern erzählen, wenn sich Ihre Kinder ernsthaft verletzen?“
„Na, na Severus, so schlimm wird’s schon nicht werden,“ meinte Dumbledore schmunzelnd.
„Darum hab ich ihm ja Dich als Assistenten vorgeschlagen.“
„WAAAAS?“, rief ich entsetzt.
„Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein!“
„Doch, mein vollkommener!
Nun beruhig Dich mal wieder, mein Junge.
Ich werde die Schüler doch nicht ohne Deinen Schutz den „Künsten“ Lockharts aussetzen, schließlich bist Du einer der fähigsten Zauberer auf diesem Gebiet.“
Ich knirschte mit den Zähnen.
„Also ehrlich, Professor, ich hab nicht die geringste Lust dabei mitzumachen und für Lockhart den Affen zu spielen!“
„Sei nicht so bockig Severus, ich hab ihm schon zugesagt und ich bestehe darauf, dass Du dabei bist!“
Das konnte doch alles nicht wahr sein!
Ich warf Dumbledore einen empörten Blick zu.
„Sie haben schon zugesagt?
Ohne mich vorher zu fragen?“, meine Stimme wurde immer lauter.
„Ja, hab ich und Du wirst Dich jetzt abregen und dabei mitmachen.
Richte Dich darauf ein.
Nächsten Donnerstagabend findet das erste Treffen statt. Ich dulde keine Wiederrede, das ist ein Befehl!“, erwiderte er im gefährlich ruhigem Ton.
Na, toll! Sein Blick sagte mir, dass er auf keine weitere Diskussion eingehen wĂĽrde!
WĂĽtend stĂĽrmte ich aus seinem BĂĽro und rannte die Wendeltreppe hinunter.
Mit wehendem Umhang eilte ich in meine Wohnung und knallte die TĂĽr hinter mir zu.
Wie konnte er so was nur von mir verlangen?
Schon bei dem Gedanken an diesen eitlen Pfau drehte sich mir der Magen um.
Grimmig ballte ich meine Fäuste!
Na, warte, der konnte sich auf was gefasst machen.
Ich wollte dafĂĽr sorgen, dass der Duellierclub fĂĽr Professor Lockhart keine weitere BĂĽhne fĂĽr sein aufgeplustertes Ego wurde.
Eine Woche später machte ich mich etwas angespannt gegen acht Uhr auf den Weg in die Große Halle. Mittlerweile war ich doch neugierig, wie viel Schüler der Einladung zum Duellierclub folgten.
Wussten die ĂĽberhaupt wer das Ganze leiten wĂĽrde?
In dem kleinen Vorraum dessen TĂĽr direkt zu den Lehrertischen fĂĽhrte, traf ich auf Lockhart.
„Ah, guten Abend Severus! Gut dass Sie pünktlich sind“, begrüßte er mich.
Ich antwortete ihm mit einem Schnauben.
Er sah jetzt etwas unsicher zu mir und meinte dann:
„Na, dann lassen wir die Schüler mal nicht mehr länger warten.“
Er öffnete die Tür und mir blieb nichts anderes übrig als hinter ihm die Halle zu betreten.
Ich war nun doch ziemlich ĂĽberrascht, dass so viele SchĂĽler anwesend waren.
Lockhart begab sich nun in die Mitte des Raumes.
Die Haustische waren an die Seiten gerückt worden und auf so geschaffene Fläche waren dicke Matten auf dem Boden verteilt.
Mit einer Armbewegung gebot er nun Ruhe.
„Kommt näher, hier herüber! Können mich alle sehen? Könnt ihr mich alle hören? Sehr schön!“
Klar konnte man ihn sehen! Er trug einen prachtvollen pflaumenblauen Umhang, was mich schon wieder an einen Pfau erinnerte.
„Nun, Professor Dumbledore hat mir die Erlaubnis erteilt, diesen kleinen Duellierclub zu gründen und euch auszubilden für den Fall, dass ihr euch verteidigen müsst, wie ich selbst es in zahllosen Fällen getan habe – die Einzelheiten lest ihr bitte in meinen Veröffentlichungen nach.“
Er konnte es nicht lassen!
Ärgerlich presste ich meine Lippen aufeinander.
„Ich möchte euch meinen Assistenten Professor Snape vorstellen“, sagte Lockhart weiter und ließ ein breites Lächeln aufblitzen.
„Er hat mir anvertraut, dass er selbst ein klein wenig vom Duell versteht....“
Wann sollte das denn gewesen sein?
Ich konnte mich nicht daran erinnern.
„.....und sich freundlicherweise bereit erklärt, mir anfangs bei einer kleinen Vorführung zu helfen.“
Ich wĂĽrde ihm schon helfen, darauf konnte er sich gefasst machen, dachte ich grimmig.
„Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertranklehrer unversehrt wieder, keine Angst!“, fuhr er fort.
FĂĽr seine Unversehrtheit konnte ich ihm nicht garantieren.
Ein Blick zu Harry und seinen Freunden sagte mir, dass sie wahrscheinlich froh wären, wenn Lockhart mich erledigen würde.
Ich seufzte innerlich verzweifelt auf.
Ja, ich hatte es geschafft, Harry verabscheute mich von Herzen!
Ich straffte meine Schultern, am besten ich brachte es schnell hinter mich.
Ich begab mich zu Lockhart in die Mitte des Ăśbungsplatzes.
Wir verbeugten uns zu einander, d.h. Lockhart verbeugte sich, ich ruckte nur gereizt mit dem Kopf.
Dann hoben wir unsere Zauberstäbe wie Schwerter in die Höhe.
„Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstäbe in der herkömmlichen Kampfstellung“, erklärte Lockhart der schweigenden Menge. „Ich zähle bis drei und dann sprechen wir unsere ersten Zauberflüche. Natürlich hat keiner von uns die Absicht zu töten.“ Ich war ich mir da nicht so ganz sicher – aber ich hatte ja Dumbledore versprochen mich zurück zu halten. „Eins – zwei – drei - ,“ zählte Lockhart. Wir schwangen beide unsere Zauberstäbe über die Schultern und ich rief: „Expelliarmus!“ Lockhart riss es von den Füßen, er flog rücklings über die Matten, knallte gegen die Wand, rutschte an ihr herunter und blieb, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Boden liegen. Ich musste mich schon sehr bemühen weiterhin ernst und gleichgültig stehen zu bleiben! Draco Malfoy und einige andere Slytherins johlten, und am liebsten hätte ich mitgemacht! Das war eine Genugtuung, ich hatte es diesem selbstgefälligen Fatzke ordentlich gezeigt! Lockhart rappelte sich schwankend auf, sein Wellenhaar stand spitz in die Höhe.
„Nun, ihr habt’s gesehen!,“ sagte er atemlos und tapste zurück zu mir. „Das war ein Entwaffnungszauber – wie ihr seht, hab ich meinen Zauberstab verloren – ah, danke, Miss Brown – ja, trefflich Idee, ihnen das zu zeigen, Professor Snape, aber verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dies sage, es war recht offensichtlich, was Sie vorhatten,“ Klar, der hatte doch null Durchblick gehabt! „und ich hätte es verhindert, wenn ich nur gewollt hätte....“ Ich glaubte ihm auf’s Wort! „ – allerdings meinte ich, es sei lehrreich, wenn die Schüler es sehen würden....“
Mein Gesicht nahm einen mörderischen Ausdruck an. Wenn er jetzt noch so was von sich gab, dann ging ich ihm an die Gurgel! „Genug der Vorführung! Ich komme jetzt und stelle euch alle zu Paaren zusammen – Professor Snape, wenn Sie mir helfen würden....“ Aha, doch kalte Füsse bekommen, was? Also gingen wir durch die Menge und stellten die Schüler paarweise zusammen. Ich erreichte vor Lockhart Harry und Ron. „Zeit, das Traumpaar zu trennen“, höhnte ich. „Weasley, du gehst zu Finnigan, Potter....“ Harry bewegte sich automatisch in Richtung Hermine Granger. „Das kommt nicht in Frage“, sagte ich kalt lächelnd. „Mr Malfoy, kommen Sie hier herüber. Schauen wir mal, was Sie aus dem berühmten Potter machen. Und Sie Ms Granger – Sie gehen mit Ms Bulstrode zusammen.“ So, ich hatte also nun 2 Mal Gryffindor gegen Slytherin aufgestellt. Malfoy schritt eitel grinsend herbei. „Stellt euch zum Partner gewandt auf!“, rief Lockhart inzwischen wieder in der Mitte des Raumes. „Verbeugt euch! Zauberstäbe bereit! Ich zähle bis drei, dann sprecht ihr eure Zauberflüche und entwaffnet den Gegner – nur entwaffnen – wir wollen keine Unfälle!“ Genau, und ihn nicht als Heilzauberer! „Eins - ... zwei - ...... drei - ......“
Harry schwang den Zauberstab über die Schulter, doch Malfoy war schneller – sein Fluch traf Harry hart am Kopf und er stolperte. Nun rief Harry: „Rictusempra!“ Ein silberner Strahl traf Malfoy in den Magen und er knickte keuchend ein. „Ich sagte, nur entwaffnen!“, rief Lockhart aufgebracht über die Köpfe der kämpfenden Menge. Nun belegte Harry Draco mit einem Kitzelfluch und Malfoy revanchierte sich mit einem „Tarantallegra!“
„Aufhören! Aufhören!“, schrie Lockhart. Jetzt war es wohl an der Zeit, das ich die Sache in die Hand nahm. „Finite Incantatem!“, rief ich. Grünlicher Rauch hing über dem „Schlachtfeld“. Die Schüler lagen mehr oder weniger mitgenommen auf den Matten oder an den Wänden. „Ich denke, ich zeige euch lieber, wie ihr feindseligen Zauber abblocken könnt“, sagte Lockhart etwas verwirrt. Er sah rasch zu mir hinüber. „Ich brauche zwei Freiwillige – Longbottom und Finch-Fletchley, wie wär’s mit ihnen .....?“
„Eine schlechte Idee, Professor Lockhart“, mischte ich mich ein. „Longbottom richtet mit den einfachsten Zaubersprüchen Verheerungen an, da können wir das, was von Finch-Fletchley übrig bleibt, in einer Streichholzschachtel hoch ins Krankenquartier schicken.“ Longbottoms rundes Gesicht färbte sich rot. „Wie wär’s mit Malfoy und Potter?“, schlug ich mit einem schiefem Grinsen meine beiden Lieblingsschüler vor. „Glänzende Idee!“, sagte Lockhart und bat die beiden in die Mitte. „Nun Harry, wenn Draco seinen Zauberstab auf Sie richtet, tun Sie dies.“ Er hob seinen eigenen Zauberstab, versuchte eine komplizierte Schlängelbewegung und ließ ihn fallen. Ich konnte mir ein hämisches Grinsen nicht verkneifen. „Uuups – mein Zauberstab ist ein wenig überhitzt.....“ Ich trat zu Malfoy , beugte mich hinunter und flüsterte ihm ins Ohr: „Professor Lockhart’s Geist scheint eher überhitzt zu sein.“ Malfoy grinste nun ebenfalls. „Professor, könnten Sie mir diese Abwehrbewegung noch einmal zeigen.“, hörte ich nun Harry sagen. „Angst, Potter?“, murmelte Malfoy so leise zu Harry, dass es außer mir sonst keiner hören konnte. „Hättest du wohl gerne?“, antwortete Harry ihm aus dem Mundwinkel. Lockhart patschte Harry fröhlich auf die Schulter: „Machen Sie einfach meine Bewegung nach, Harry!“ „Wie, ich soll meinen Zauberstab fallen lassen?“ Ich musste mich beherrschen um nicht laut los zu prusten. Doch Lockhart schien ihm nicht zugehört zu haben.
„Drei – zwei – eins – los!“ rief er. Malfoy hob rasch seinen Zauberstab und bellte: „Serpensortia!“ Die Spitze seines Zauberstabs explodierte. Ich sah Harrys entsetzt aufgerissene Augen, als eine lange schwarze Schlange daraus hervorschoss, schwer auf den Boden zwischen ihnen klatschte und sich bereit zum Biss aufrichtete. Schreiend wichen die umstehenden Schüler zurück. „Nicht bewegen Potter“, sagte ich ruhig. „Ich schaff sie fort...“
„Erlauben Sie“, mischte sich Lockhart ein. Drohend schwang er seinen Zauberstab gegen die Schlange und es gab einen lauten Knall; die Schlange hob sich, anstatt zu verschwinden ca. 4 Meter in die Luft und fiel dann mit einem lauten Geräusch zurück auf den Boden. Rasend vor Wut und erregt zischend glitt sie direkt auf Justin Finch-Fletchley zu und richtet sich abermals mit gebleckten Giftzähnen auf. Ich wollte erneut einschreiten, als Harry sich plötzlich auf die Schlange zubewegte. Hatte er den Verstand verloren? Das war mehr als gefährlich! Auf einmal drang ein lautes Zischen aus seinem Mund und die Schlange sackte, friedlich wie ein dicker, schwarzer Gartenschlauch zu Boden und richtete ihre Augen auf Harry. Er sah zu Justin auf und grinste ihn an. „Was treibst du da eigentlich für ein Spiel?“, schrie Justin Harry wütend an, drehte sich um und stürmte aus der Halle. Ich trat vor, wedelte mit meinem Zauberstab und die Schlange löste sich in ein Wölkchen aus schwarzem Staub auf. Ich musterte Harry mit einem scharfen Blick. Was war dass denn eben? Wieso konnte er Parsel? Er war doch ein Gryffindor! Nur wenige Zauberer beherrschten die Schlangensprache und die stammten samt und sonders aus Slytherin. Der letzte der das konnte, war soviel ich wusste, der Dunkle Lord! Unter den Schülern hob nun ein betretenes Murmeln an. Ron Weasley griff nach Harrys Arm und gemeinsam mit Hermine Granger führten sie den verstörten wirkenden Harry aus der Halle. Ich war ebenso verwirrt. Harry war ein Parselmund! Floss in seinen Adern etwa Blut von Salazar Slytherin? Das konnte doch nicht möglich sein, oder doch?
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