von Imobilus
Auf dem Ordenstreffen war es hauptsächlich darum gegangen, was Voldemort noch plante, und wie der Orden sich in Zukunft verhalten würde, vor allem durch die wieder gewonnenen Kräfte. James und Sirius hatten sofort beschlossen, nach dem Ende der Ferien zurück in den Aurorendienst zu gehen. So hatten sie die nächsten vier Wochen noch Zeit, sich mit den Veränderungen der letzten 15 Jahre vertraut zu machen und James konnte auch noch Zeit mit Harry verbringen, bevor dieser zurück nach Hogwarts musste.
Harrys Beteuerung, dass der Orden und der Kampf gegen Voldemort wichtiger waren, hatten daran auch nichts geändert. Sirius hatte ihm, mit der Unterstützung von Remus, aber sofort klar gemacht, dass er allem voran das unumstößliche Recht darauf hatte, an sich zu denken und diese Zeit zu genießen. Außerdem gab es keinen besseren Lehrer als James. Er könnte also eine Menge lernen von seinem Vater und so würden sie beide etwas davon haben.
Und da es unhöflich war, einem Lehrer zu widersprechen und Harry tief im Innern auch nichts lieber täte, als auch die letzten drei Wochen der Ferien mit seinen Eltern zu verbringen, gab er nach.
Und so fand er sich auch am nächsten morgen im Trainingsanzug auf einem nahe gelegenen Waldweg wieder, neben seinem Vater her joggend. „Egal was man dir später erzählt, Fitness ist genau so wichtig wie das beherrschen des Handwerkzeugs. Mir hat es schon einige Male das Leben gerettet. Selbst wenn dein Gegner der bessere Duellant ist, mit der besseren Fitness kannst du ihn ausspielen und müde machen. Und dann hast du so gut wie gewonnen“, erklärte sein Vater ihm und er lauschte doch sehr erstaunt darüber. „Wer hat dir verraten, dass ich vor hatte, Auror zu werden?“
Auf dem Gesicht von James breitete sich ein schmunzeln aus. „Professor McGonagall erwähnte, dass du beabsichtigen würdest, die Familientradition fortzusetzen und Sirius hat mir dann gestern Abend, als wir uns verabschiedet haben, noch zugeflüstert, dass du Auror werden willst“, erklärte er.
„Familientradition?“, meinte Harry verwundert und fragte sich beiläufig, was er noch alles nicht wusste über seine Familie. „Schon mein Ururgroßvater war Auror. Zugegeben, damals sah dieser Beruf noch ganz anders aus, aber seit dem ist jeder Nachkomme Potters diesen Weg gegangen. Alle waren sie mit Leib und Seele dabei. Es liegt wohl im Blut, dass wir etwas Spannung im Leben brauchen. Ich könnte mir nicht vorstellen, irgendwo hinter einem Schreibtisch zu sitzen und nichts anderes zu tun, als Akten zu ordnen, oder Leute zu bedienen. Ich würde wahnsinnig werden“, erklärte James, wurde dann aber doch ernst, wie Harry erkennen musste.
„Aber nach all dem, was du durchmachen musstest und was uns noch bevorsteht, würde ich es verstehen wenn du die Nase voll hast vom kämpfen,. Ich bin der Letzte, der dir vorwirft, mit der Tradition zu brechen“, sagte er. Harry schnaubte aber nur. „Es wird nicht am Willen liegen. Ich werde nie im Leben ein O in Zaubertränke bekommen. Und das brauch ich damit Snape mich in seinen UTZ-Kurs lässt.“
„Ich würde da nicht so vorschnell urteilen. Albus hat eine Menge Einfluss auf Severus. Und Lily und du habt doch schon ein wenig geübt. Ich bin mir sicher, dass das schon werden wird, wenn du es wirklich willst“; grinste sein Vater irgendwie spitzbübisch und meinte dann: „Und nun komm. Wollen wir dich erstmal ins Schwitzen bringen.“
Harry kam nicht mehr dazu zu fragen, ob sein Vater mehr wusste als er, denn der legte jetzt ein Tempo vor, dem Harry nur mit mühe folgen konnte. Und nach nur einer halben Stunde konnte er einfach keinen Schritt mehr gehen. Er hatte so heftiges Seitenstechen, dass er kaum Luft bekam, und seine Sachen klebten wie Pflaster auf seiner Haut. Er hockte auf allen Vieren auf dem Waldboden und versuchte verzweifelt, wieder ein wenig Luft in seine Lungen zu bekommen. Sein Vater stand neben ihm, machte einige komische Verrenkungen, die Harry als Dehnübungen zu erkennen glaubte, und meinte: „Na Komm! Hoch mit dir! Ist nicht mehr weit bis nach Hause. Da wartet dann ein leckes Frühstück auf uns und ne heiße Dusche. Die würde ich übrigens ausgiebig nutzen. Sonst gibt das nen ordentlichen Muskelkater“, lachte er und zog Harry auf die Beine.
„Warte ab…. Bis wir… Quidditch spielen…“, keuchte Harry. „Dann mach… ich dich… fertig.“ „Das werden wir ja sehen.“ Und dann ging es weiter, allerdings etwas langsamer, und dennoch war Harry fix und fertig, als sie wieder zu Hause ankamen, wo seine Mutter schon in der Tür stand und wartete. Harry ging keuchend auf dem Rasen zu Boden. „Sieht nicht danach aus, als hättet ihr Spaß gehabt“, meinte Lily besorgt und sah ihn dabei nachdenklich an. „Ich dachte eigentlich immer, ich wäre ganz gut in Form“, stellte er fest und sah dann seinen Vater schmunzelnd an. Es war Harry egal, wie schweißtreibend dieses Training war, es war mit seinen Eltern zusammen. Nur das zählte. Außerdem hatte sein Vater Recht. Kondition war wichtig. Vor allem für den Kampf gegen Voldemort, der ihm bevorstand. Und in seinen Augen war sein Vater der beste Trainingspartner der Welt.
„Ich hab nie gesagt, dass du das nicht bist, Harry“, meinte James schmunzelnd. „Nur es geht noch etwas besser“, fügte er dann hinzu. „Verschiebt das Gespräch aufs Frühstück und macht euch erstmal frisch. Ich warte hinten im Garten“, schlug Lily vor und Harry stimmte dem zu. Er wollte unbedingt aus den nassgeschwitzten Sachen raus.
Nach einem angenehmen heißen Bad, merkte Harry so richtig, wie hungrig er war und der frische Toast ließ seinen Magen laut knurren, was seinem Vater ein leises Kichern entlockte. Der Frühstückstisch war reich gedeckt, mit Toast, Konfitüren und allem, was er auch aus Hogwarts kannte. Er machte es sich auf der Gartenbank bequem und nahm sich dann etwas von dem Rührei mit Schinken, aber auch ein Stück Toast mit Erdbeermarmelade durfte nicht fehlen. Dazu gab es eine große Tasse Tee.
Das Frühstück verlief recht schweigend, bis drei Eulen über ihre Köpfe hinweg flogen. Eine brachte den Tagespropheten, die beiden anderen hatten Briefe dabei, die an Harry adressiert waren. Zuerst fing Harry die Winzeule ein, über die sich besonders sein Vater sehr zu amüsieren schien. „Pig. Rons Eule“, erklärte Harry kurzerhand und band ihr den Brief vom Bein. Wild kreischend, voller Stolz scheinbar, flatterte sie wieder davon.
Die andere Eule, eine Schleiereule, hatte sich würdevoll auf der Rückenlehne der Bank niedergelassen und quittierte das Verhalten von Rons Eule mit Missachtung, bis Harry auch ihr den Brief abgenommen hatte. Und als wollte sie beweisen, wie sich eine richtige Posteule benahm, erhob sie sich nahezu lautlos und verschwand. Harry sah ihr noch einen Moment kopfschüttelnd nach, ehe er sich seinen Briefen zuwandte. Der eine trug wirklich Rons leicht krakelige Handschrift, der andere war mit dem Stempel des Ministeriums versehen.
Ein leises seufzen entwich Harry, als er den Brief des Ministeriums öffnete.
Ergebnis der Zaubergrad-Prüfungen
Bestanden mit den Noten: Nicht bestanden mit den Noten:
Ohnegleichen (O) Mies (M)
Erwartungen übertroffen (E) Schrecklich (S)
Annehmbar (A) Troll (T)
Harry James Potter hat folgende Noten erlangt:
Astronomie: A
Pflege magischer Geschöpfe: E
Zauberkunst: E
Verteidigung gegen die Dunklen Künste: O
Wahrsagen: M
Kräuterkunde: E
Geschichte der Zauberei: S
Zaubertränke: E
Verwandlung: E
Er überflog die Noten und musste sich gestehen, dass es gar nicht mal so schlecht war. In Zaubertränke hatte er sogar ein E bekommen. „Und?“, fragte seine Mutter lächelnd. Harry reichte ihr den Brief rüber und beobachtete sie und auch seinen Vater. „Geschichte durchgefallen?“, fragte er verwundert. „Bin in der Prüfung wegen einer Vision zusammengebrochen und hab dann so abgegeben“, meinte Harry schulterzuckend. „Und Wahrsagen?“, fragte Seine Mutter dann. „War noch nie mein Fall“, meinte Harry nur schulterzuckend und schlitzte dann Rons Brief auf, während sein Vater meinte: „Sieben ZAG's. Ist doch ne Menge.“ „Hab ich irgendwas davon gesagt, dass ich nicht stolz auf Harry bin?“, fragte seine Mutter neckend. „Nein, Schatz. Ich wollte nur zum Ausdruck bringen, dass ich stolz auf unsern Sohn bin“, meinte sein Vater sanft und ebenfalls amüsiert. Harry, der bisher einfach nur auf den Brief von Ron gesehen hatte, linste vorsichtig hoch und sah wie seine Eltern sich liebevoll küssten. „Ob sie sich wohl auch richtig Streiten können?“, fragte er sich bei dieser Beobachtung stumm, ehe er sich Rons Brief nun wirklich zuwandte.
HI Harry!
Haben heute unsere ZAG's bekommen. Ich hab sieben. Geschichte und Wahrsagen hab ich versaut, aber was soll’s. Brauchen wir eh nie wieder und wir sind die olle Trelawney los. Du glaubst gar nicht, wie sehr mich das freut.
Hermine ist aber der Hammer. Sie hat zehn ZAG's. Neun mal ein O und ein E in Verteidigung. Ich glaub sie ist echt enttäuscht darüber.
Hast du deine auch schon? Was haben deine Eltern gesagt?
Man ist das komisch. Deine Eltern. Sicher freu ich mich darüber, das schreiben zu können, vor allem für dich und dass du von den Dursleys wegkommst aber, irgendwie ist es schon seltsam. Erzähl doch mal, wie sie so sind? Oder hast du schon gefragt, wann wir vorbeikommen dürfen?
Mum hat zwar gesagt, ich soll dich das nicht fragen, aber… ich bin total neugierig.
Ich muss Schluss machen, Hermine will dir auch noch ein paar Zeilen schreiben.
Bye, und schreib zurück ja?
Hallo Harry,
Ron hat keine Ahnung. Ich bin nicht enttäuscht über das E in Verteidigung. Ich hab schon vorher gewusst, dass ich kein O bekomme. Und zehn ZAG's ist doch toll. Wie sind denn deine ausgefallen? Soweit ich weiß, werden sie alle zusammen verschickt. Deine müssten also auch bald kommen, wenn sie noch nicht da sind. Schreib uns, wenn du sie hast, ja?
Molly hat schon recht, wenn sie sagt, wir sollen dich nicht nerven mit dem Vorbei kommen. Du hast es dir alle Mal verdient, deine Ferien mit deinen Eltern in Ruhe zu verbringen. Es ergibt sich ganz sicher noch mal die Gelegenheit, dass wir dich besuchen kommen können.
Ich mach Schluss, Ginny möchte auch noch ein paar Zeilen schreiben. Meld dich, wenn deine ZAG's gekommen sind, ja?
Hi Harry,
die beiden haben ganz vergessen zu erwähnen, dass unsere Hogwartsbriefe gekommen sind. Ich bin Vertrauensschülerin, weißt du? Mum ist total stolz auf mich. Nur Fred und George machen ihre Witze darüber. Du kennst sie ja. Ich hoffe, du hast auch ganz viele ZAG's bekommen. Wenigstens hat Ron mehr als Fred und George zusammen. Ich weiß nicht was Mum sonst mit ihm gemacht hätte.
Ich soll dich von den anderen Fragen, ob wir uns zum Einkaufen in der Winkelgasse treffen, obwohl, ich würde dich auch gern mal in den Ferien besuchen kommen.
Schreib uns zurück Okay?
Alles Liebe
Ron, Hermine und Ginny.
Harry konnte nur schmunzeln über diesen Brief. Sie waren so typisch für jeden von ihnen. „Und? Gute Nachrichten?“, fragte seine Mum. „Kann man so sagen. Hermine hat zehn ZAG's. Neun davon mit O. Nur ein E in Verteidigung. Laut Ron ist sie wohl ziemlich enttäuscht darüber, will es aber nicht zugeben. Ron hat sieben. Ist auch in Wahrsagen und Geschichte durchgefallen. Und Ginny ist Vertrauensschülerin geworden. Und alle drei würden gern mal vorbeikommen“, erklärte Harry lächelnd. Lily warf kurz einen Blick zu James und der nickte. „Platz haben wir hier genug. Wenn du möchtest, spricht nichts dagegen. Wir müssen nur Sirius bescheid sagen, dass er sie einweiht. Aber da sie sicher eh alle im Grimmauldplatz sind, dürfte das ja nicht schwer werden“, erklärte er. „Klasse! Danke, Dad“, meinte Harry strahlend. Er war sich sehr wohl der Gefahr bewusst, die hier lauerte. Vor allem je mehr von dem Geheimnis über das Haus wussten, desto riskanter war es für diese, hier abgefangen und verschleppt zu werden.
„Dafür musst du dich nicht bedanken. Du sollst hier ja nicht wie ein Einsiedler leben und nach dem, was du schon erzählt hast, sind Ron und Hermine deine besten Freunde“, lächelte Harrys Vater. „Außerdem ist Hermine doch sehr klug. Und zusammen lernt es sich viel leichter als einzeln“, fügte Lily hinzu, was Harry noch mehr zum strahlen brachte.
„Wie wäre es, wenn du ihnen gleich mal schreibst, dass wir sie am Wochenende abholen kommen für den Rest der Ferien, wenn ihre Eltern damit einverstanden sind. Wir gehen dann auch mit euch in die Winkelgasse“, schlug James vor und Harry nickte begeistert ehe er in sein Zimmer flitzte, um den Brief zu schreiben, wurde aber unterbrochen von einer weiteren Eule, die an sein Fenster pickte.
Der Brief, den sie bei sich trug, war sein Hogwartsbrief, wie er schnell erkannte, aber er war schwerer als üblich, das war auch der Grund, warum Harry ihn sofort aufriss. Und zu seiner Verwunderung rutsche ein golden schimmerndes Q auf den Schreibtisch und ein dritter Brief, neben der Bücherliste und dem üblichen Schulbrief verkündete ihm, dass er zum Quidditchkapitän ernannt worden war. „Wow“, stöhnte Harry und ließ sich erstmal auf seinen Stuhl fallen, ehe er dann hastig zu schreiben begann.
Hi Ron, hi Hermine, hi Ginny.
Ich hab meine ZAG-Ergebnisse auch schon bekommen. Sieben Stück. Wahrsagen und Geschichte durchgefallen. Mum und Dad (Ich muss dir recht geben Ron, es ist irgendwie komisch das schreiben zu können) nehmen es gelassen. Sie freuen sich über die sieben.
Ich habe sie grade gefragt, ob ihr vorbei kommen dürft. Sie haben nichts dagegen. Wenn ihr wollt und Molly es erlaubt, dürft ihr bis zum Ende der Ferien hier bleiben. Wir gehen auch zusammen in die Winklegasse. Außerdem können wir zusammen auch ein bisschen lernen. Flüche und so. Dad hat mir schon ein paar richtig tolle gezeigt und ich muss gestehen. Zaubertränke brauen ohne Snape macht sogar spaß. Und Nein, Ron, ich bin nicht verrückt. Es stimmt wirklich. Mum ist eine klasse Lehrerin.
Vielleicht können wir auch zusammen Quidditch spielen. Dad hat es mir zumindest versprochen und wenn ihr mitmacht, macht es gleich noch mehr Spaß. Außerdem… ich habe grade meinen Hogwartsbrief bekommen. Ich bin Quidditchkapitän. Ist das nicht klasse?
Sagt bescheid, ob Molly einverstanden ist. Am besten vielleicht über Schnuffel. Das ist sicherer falls die Eulen abgefangen werden.
Bis bald (hoffentlich nächste Woche)
Harry
Schnell verstaute er den Brief im Umschlag und ging zu Hedwig an den Käfig, die ihn schon die ganze Zeit geduldig beobachtete. „Du weißt wohl schon, dass ich Arbeit für dich ab, was?“, meinte er leise amüsiert und ließ seine Eule auf seinen Arm klettern, wo er ihr den Brief ans Bein band. „Bring den zu Ron und Hermine. Sie sind sicher im Grimmauldplatz. Und sei vorsichtig“, meinte er sie kurz kraulend und dann aus dem Fenster lassend. Hedwig schuhute einmal und flatterte dann davon. Einen Moment lang sah Harry ihr noch nach, ehe er sich das Abzeichen schnappte und zurück an den Frühstückstisch ging, wo sein Vater grade die Zeitung las, mit einer ziemlich düsteren Miene.
Harry, das Abzeichen auf den Tisch legend, las über der Schulter seines Vaters hinweg ebenfalls darin, um zu ergründen, was dafür gesorgt hatte, dass die Stimmung so schnell so tief gesunken war. Und die Ursache war schnell gefunden. Es waren Muggel verschwunden, auf unerklärliche Weise und wohl nicht die erstens wie es hier stand.
„Woher hast du das denn?“, fragte Lily auf das in der Sonne noch mehr schimmernde Abzeichen deutend und riss somit sowohl Harrys als auch den Blick seines Vaters von der Zeitung. „Grade mit meinem Hogwartsbrief bekommen“, meinte er beiläufig, aber sehr wohl das Aufblitzen in den Augen seines Vaters bemerkend. „Eine große Aufgabe“, sagte er und klopfte Harry auf die Schulter. „Und? Hast du deinen Freunden bescheid gegeben?“, fragte Lily. „Ja. Hedwig ist auf dem Weg zu ihnen“, antwortete er und wandte sich dann an seinen Vater. „Meinst du, wir können zusammen hier Quidditch spielen? Ron und seine Geschwister sind echt gut.“
„Warum nicht? Platz dürfte hier genug sein. Und zur Not… in der Nähe ist eine große Lichtung. Mit ein paar Schutzzaubern versehen, dürfte dem nichts im Weg stehen. Und je mehr wir sind desto besser. Sirius dürfte leicht zu überreden sein, eine Partie mitzusielen und Remus auch. Und wenn Lily auch mitmacht könnten wir vier gegen vier spielen“, schlug James vor, fing sich aber gleich einen empörten Blick von Harrys Mutter ein. „Du weißt, dass ich und Besen auf Kriegsfuß stehen. Ich werde ganz sicher keinen Besen besteigen.“ Harry musste darüber leicht schmunzeln.. „Hermine wird auch nur schwer zu überzeugen sein. Sie sieht dem ganzen auch lieber vom Boden aus zu. Und drei gegen drei geht auch, wenn Mum nicht möchte.“
„O.K. Können wir dann ja sehen. Vielleicht machen die Damen ja doch mit. Reicht ja wenn sie auf die Tore aufpassen“, kommentierte James und fing sich einen leichten Hieb von Harrys Mutter ein. „Hör auf, dich über mich lustig zu machen, erzähl mir lieber, was du gleich vorhast.“
„Sirius kommt gleich vorbei. Moody hat ihm ein paar Bücher ausgeliehen mit den neusten Flüchen“, antwortete er ihr, einen Tee trinkend. „Dann verschannst ihr euch also im Keller?“, fragte Lily nach und Harrys Vater nickte. „Es gibt ne Menge neu entwickelter Angriffszauber und den Auroren ist die Verwendung grauer Magie erlaubt worden. Diese Entwicklung gefällt mir zwar ganz und gar nicht, aber was man beherrscht, muss man ja nicht verwenden“, meinte James mit ziemlichem Ernst in der Stimme. Harry dagegen war hellhörig geworden. Es gab noch was anderes als weiße und schwarze Magie? Und mächtige Angriffszauber klang richtig spannend und vor allem nützlich.
„Darf ich euch zusehen?“, fragte er deshalb auch sofort nach. „Zusehen? Ich hatte eigentlich gedacht, dass du mitmachst. Je besser du dich selbst verteidigen kannst, desto ruhiger können deine Mum und ich schlafen.“ Harry huschte ein warmes Lächeln übers Gesicht. Es gab tatsächlich jemanden, der sich Sorgen um ihn machte. Etwas, das er bisher nur von Ron oder Hermine erlebt hatte, oder von Sirius. Es war irgendwie ein sehr angenehmer Gedanke, bei dem ihm sehr warm ums Herz wurde.
„Ich wollte euch nicht stören“, erklärte er dann aber, warum er nur nach zusehen gefragt hatte. „Ihr wollt doch so schnell wie möglich, auf den neusten Stand kommen.“ Sein Vater zog verwundert eine Augenbraue hoch, ehe sich ein herzliches Schmunzeln auf seinem Gesicht ausbreitete. „Diese Bescheidenheit musst du von deiner Mum haben, aber du störst uns ganz sicher nicht.“ Harry rang sich ebenfalls zu einem Lächeln durch. „Wenn du meinst.“ Sein Vater nickte daraufhin nur und eine Stunde später fand Harry sich, zusammen mit Sirius und seinem Vater, im Trainingsraum wieder.
Die Flüche, die sein Vater und sein Pate erlernten, waren ziemlich kompliziert, aber dennoch schaffte Harry den ein oder anderen schon nach dem dritten Versuch. Es kostete ihn aber einiges an Konzentration. Und er musste gestehen, er war auch lange nicht so gut wie sein Vater. Doch der beruhigte ihn und meinte, das wäre alles reine Übungssache. Er sollte sich da nicht so viele Gedanken machen.
Den Nachmittag verbrachte Harry dann doch lieber mit seiner Mutter, die ihn weiter in die Kunst des Brauens einweihte und während der Ruhephase des Zaubertranks ein wenig mit ihm tanzte. Darin machte er sich mittlerweile richtig gut, wie Lily behauptete.
In etwa der gleichen Weise verging auch die ganze nächste Woche. Morgens ging Harry meistens mit James joggen und den Vormittag über lernte er zusammen mit seinem Vater ein paar Flüche. Mit seiner Mutter machte er nachmittags verschiedene Dinge. Entweder brauten sie Tränke, oder sie brachten den Garten von Hand wieder in Ordnung und an einem Tag fuhren sie sogar einkaufen. Sein Vater begleitete sie dabei nicht. Er war der Meinung, dass Harry als Schutz für Lily durchaus ausreichen würde. Außerdem gab es keinerlei Hinweise darauf, dass in der Nähe Todesser aktiv waren.
Am Freitag Vormittag war Harry leicht nervös, weil er nicht wusste, wie seine Freunde sein zu Hause finden würden. Die erwarteten ihn schon sehnsüchtig im Flur des Grimmauldplatzes und sowohl Hermine als auch Ginny gratulieren ihm noch mal ganz herzlich dazu, dass er Kapitän geworden war.
„Geht das auch wirklich in Ordnung, dass die drei mitkommen? Ihr müsst euch doch sicher erst noch an einander gewöhnen, auch wenn Harry ein total lieber Junge ist. 15 Jahre ist eine lange Zeit und…“, begann Molly aber besorgt, nachdem sie Harry und seine Eltern ebenfalls begrüßt hatte. „Mum“, ging Ron dazwischen, fing sich jedoch sofort einen bösen Blick seiner Mutter ein. „Das geht völlig in Ordnung, Molly. Wirklich. So lang brauchten wir gar nicht, um uns aneinander zu gewöhnen. Ich hab kaum das Gefühl, dass ich wirklich 15 Jahre Tod war“, griff Harrys Mutter jedoch sofort ein und James nickte zustimmend. „Außerdem verstehen sich die vier doch super, wenn ich das richtig verstanden habe. Lassen wir den Kindern also die Freude“, fügte er noch hinzu und schrumpfte dann das Gepäck, um es einzustecken.
„Der Besuch in der Winkelgasse ist für nächste Woche geplant. Remus und Sirius begleiten uns, ebenso wie Alastor und Tonks“, erklärte er dann. „Arthur wollte auch mitkommen und Bill, der im Laufe des Tages kommt, wird sicher auch mitgehen“, meinte Molly. „Dann haben wir alle mal genug Begleitschutz“, schmunzelte Harry. „Nimm das nicht zu Locker. Mum flippt aus“, flüsterte Ginny und Harry sah sie verwundert an.
„Ginerva!“ fauchte dann aber schon Molly dazwischen. „Es ist die Sache von Harrys Eltern ihm klar zu machen wie ernst die Lage ist. Aber wenn du dir dessen nicht bewusst bist, bleibst du hier“, fauchte Molly plötzlich, so dass selbst Harrys Vater verwundert aufsah. „Beruhig dich, Molly. Harry weiß sehr gut wie ernst die Lage ist. Aber sich davon auffressen zu lassen bringt nichts. Das ist etwas, was wir gelernt haben, sonst wären wir schon vor unserem Tod wahnsinnig geworden“, griff Lily ein und James kramte derweil in seinem Umhang und zog einen Zettel hervor. „Hier. Gut durchlesen und merken“, verkündete er, nun doch leicht angespannt wirkend. „Fidelius, hab ich Recht?“, fragte Hermine. „Sonst bin ich so gut wie Tod. Du erinnerst dich wer es ursprünglich mal gewesen ist?“, meinte Harry. Hermine nickte nur und reichte dann Harrys Vater den Zettel zurück, nachdem alle einen Blick darauf geworfen hatten.
Molly verabschiedete ihre Kinder dann herzlich, aber auch mit mahnenden Worten sich ja anständig zu benehmen und gute Manieren zu zeigen. Letzteres war wahrscheinlich für Ron allein bestimmt denn Ginny benahm sich immer, soweit Harry sich erinnern konnte.
Dann ging es direkt zu Harry nach Hause, wo er eine kleine Hausführung machte und Ron erstmal so richtig staunte. Vor allem als er Harrys Zimmer betrat. Dort war für ihn ein Bett aufgebaut worden, während die Mädchen das Gästezimmer bekamen.
Die Bibliothek betrat Harry wohlwissendlich als letztes und wie erwartet geriet Hermine hier übermäßig ins staunen. „Harry!“, keuchte sie, als er die Tür öffnete und Ron stöhnte auf. „Das ist… Wahnsinn. Meinst du, ich darf hier mich umsehen?“, fragte Hermine aber sofort, Rons Reaktion scheinbar vollkommen ignorierend. „Ich denke schon. Wir können Dad heute Abend ja mal Fragen, oder Mum, wenn wir sie sehen“, meinte Harry und führte sie dann raus in den Garten, wo sie sich im Schatten der Hecke niederließen und erzählten, was in der letzen Woche im Grimmauldplatz passiert war.
Nach dem Abendessen machten es sich dann die vier Freunde im Wohnzimmer gemütlich, da Harry Ron und Ginny versprochen hatte, den Fernseher vorzuführen. Hermine dagegen bestaunte die Familienbilder, die hier standen. „Deine Eltern waren ein wunderbares, Hochzeitspaar“, meinte sie und wandte sich dann zu ihm um. „Man kann gar nicht glauben, dass sie sich mal gehasst haben.“ Harry schmunzelte. „Wenn ich sie mir so ansehe kann ich mir das auch einfach nicht vorstellen.“
Von der Tür her erklang ein zweistimmiges Lachen und Harry sah sich um. Seine Muter stand dort mit einem Tablett voller Limonade und James stand hinter seiner Frau. „Ich muss dir gestehen, ich konnte es mir auch eine Zeit lang nicht erklären“, gestand Lily dann und stellte das Tablett auf den Tisch.
„Aber für mich war James damals einfach ein unausstehlicher reinblütiger Macho, der es nur darauf abgesehen hatte, bewundert zu werden. Und das mit allen Mitteln. Seine Streiche gegen die Slytherins waren kindisch, seine ewigen Streitereien mit Severus wegen Kleinigkeiten idiotisch. Und als er dann angefangen hat, mit mir flirten zu wollen, oder mir zu imponieren, war ich einfach nur genervt von ihm. Außerdem war ich der Meinung, dass er genau wie Sirius nur eines von mir wollte. Er war der Traum von vielen Mädchen aus unserem Jahrgang und dem darunter. Und ich habe mir geschworen, dass ich niemals zu seinen Eroberungen gehören würde. Erst meine Freundin Susann hat mir in der sechsten den Kopf gewaschen, nachdem ich mich mal wieder tierisch über James aufgeregt hatte. Dabei hatte er mich nur nach Hogsmeade eingeladen.
Erst durch Susann ist mir klar geworden, dass ich in Wirklichkeit wie die anderen einfach nur verknallt in ihn war. Und das bis über beide Ohren.“
Harrys Vater hatte sich während dieser Erzählung in einen Sessel gesetzt und zog nun schmunzelnd Lily auf seinen Schoß. „Ja, ja. Susann. Nach diesem eindringlichen Gespräch kam Lily dann tatsächlich zu mir und hat mich ziemlich zerknirscht gefragt, ob meine Einladung noch stehen würde. Ich war davon doch sehr überrascht. Immerhin hatte sie mir vorher bei der Abfuhr fast eine Ohrfeige verpasst. Aber da ich mir diese Chance nun wirklich nicht entgehen lassen wollte, hab ich Lily natürlich nicht abblitzen lassen und so sind wir dann das erste Mal zusammen ausgegangen“, erzähle Harrys Vater weiter, dem, wie Harry feststellte, alle gebannt zuhörten.
„Und ich hab erkannt, dass James gar nicht so ein Macho ist. Er ist zwar Reinblütig, aber sieht Muggelgeborene nicht als etwas Unwürdiges und ich hab seine Qualitäten als Gentelman kennen gelernt. Wenn er wollte, konnte er nämlich schon auf Hogwarts richtig süß sein. Nur das haben die wenigsten mitbekommen. Wir haben das immer geheim gehalten. Und je besser ich die Rumtreiber kennen gelernt habe, desto besser wurde auch meine Meinung über sie.“
„Wahre Liebe“, flüsterte Hermine andächtig und auch Ginny schien ins Schwärmen zu geraten, während Ron die Augen verdrehte und Harry wandte sich schnell an seinen Vater, damit er nicht noch anfing zu lachen. „Wann gehst du Morgen früh los?“
„Gegen sieben. Wolltest du denn wieder mit?“, antwortete er, sich das Glas von Harrys Mutter stibitzend, um einen Schluck daraus zu nehmen. „Eigentlich schon. Es macht mittlerweile richtig Spaß“, schmunzelte Harry. „Dann komm ich rauf und weck dich. Wollen deine Freunde vielleicht auch mitkommen?“, fragte James die anderen ansehend. „Wohin denn?“, fragte Hermine, deutlich besorgt. „Wir gehen morgen um sieben joggen“, meinte Harry und biss sich auf die Lippe, um nicht loszulachen bei Rons Miene, die den Eindruck erweckte, als hätte man ihm grade gesagt, dass es kein Festessen mehr auf Hogwarts geben würde. „So früh?“, fragte er zweifelnd. „Du musst nicht mitkommen, Ron. Du kannst auch ruhig weiterschlafen“, meinte Harry. „Ich komm gern mit, wenn ich darf. Ich wollte das schon immer mal machen“, erklärte Hermine begeistert und auch Ginny schien dem ganz und gar nicht abgeneigt zu sein. „Ich komm auch mit. So wichtig ist schlafen nun auch nicht“, sagte Ron, was Harry sehr wunderte, denn sonst ging seinem Freund doch auch nichts übers Schlafen, außer Essen und Quidditch vielleicht. „Wenn das so ist, solltet ihr vielleicht alle schlafen gehen. Ich weck euch dann morgen um sieben“, meinte James mit einem Blick auf die Uhr die, wie Harry feststellte, als er dem Blick folgte, bereits halb elf zeigte. „Irrtum, Liebling. Du weckst die Jungs. Ich geh die Mädchen wecken“, korrigierte Harrys Mutter schmunzelnd.
„Dann werd ich dich aber zuerst wecken müssen“, schmunzelte James und Lily lächelte zärtlich. „Wir werden ja morgen sehen, wer wen aus dem Bett werfen muss“, grinste sie verschmitzt und Harry wurde dieses offene Geflirrte seiner Eltern nun doch zu peinlich. Zumindest vor seinen Freunden. Seine Eltern sahen zwar nicht aus als seien sie erst 20. Aber sie benahmen sich eindeutig so.
„Lasst uns zu Bett gehen. Sonst sind wir es, die morgen früh nicht aus den Federn kommen“, meinte er deswegen schnell und seine Freunde stimmten ihm ausnahmslos alle sofort zu.
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