von S_ACD
Ich mag dieses Kaptiel nicht... trotzdem viel SpaĂź. xD
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Fred verfrachtet den immer noch versteinerten Zauberer ins Hinterzimmer, nachdem wir uns auf offener StraĂźe einig geworden sind, dass wir ihn nicht kennen.
Währenddessen erkläre ich den Mädchen, die das ganze Spektakel mehr neugierig als erschrocken durchs Fenster verfolgt haben, dass es sich bei der ganzen Sache nur um einen verschollenen Verwandten aus Brasilien handelt, der sich selbst für unglaublich witzig hält und versichere ihnen, dass diese Art der Begrüßung in unserer Familie mehr als üblich ist.
Die ganze Geschichte ist mehr als seicht (Percy zum Beispiel wäre ganz bestimmt nicht drauf reingefallen – und das nicht nur, weil er weiß, dass wir keine Verwandten in Brasilien haben…), aber letzten Endes scheinen sie überzeugt.
Was wahrscheinlich größtenteils daran liegt, dass keine von ihnen älter ist als zehn und nicht an meinem ansonsten wirklich unglaublichen Talent zu lügen.
Als ich sie endlich allesamt losgeworden bin, wartet Fred schon ungeduldig.
„Das war ja wohl die mieseste Ausrede, die dir jemals eingefallen ist!“, legt er los, kaum dass ich das Schild „Aufgrund von internen Angelegenheiten, die Sie absolut nichts angehen, vorübergehend geschlossen“ im Schaufenster platziert habe,
„Ehrlich, George… Brasilien?“
Ich ignoriere ihn, sehe mich stattdessen nach meinem Zauberstab um und stecke ihn zurĂĽck in meinen Umhang, nachdem ich ihn in irgendeinem Regalfach entdeckt habe.
„Ich bin ganz furchtbar enttäuscht von dir“, entrüstet er sich weiter und diesmal kann zumindest ich ihm deutlich anhören, dass er mich bloß auf den Arm nimmt,
„Und dafür hab’ ich all die Jahre mit dir geübt?“
„Jahh“, gebe ich zurück, „Du hast mir die besten Jahre deines Lebens geopfert, Bruderherz… wie oft willst du mir das eigentlich noch vorhalten?“
Er steigt sofort ein. „Meine gesamte Jugend! Die Blüte meiner Jahre! Und du weißt es nicht mal zu würdigen…!“
„Weißt du, Fred“, ich wende mich unserem Opfer zu – früher oder später müssen wir ja weitermachen, „Irgendjemand, der mehr Ahnung davon hat als ich, würde dir zweifellos sagen, dass du ein beinahe schon zwanghaftes Bedürfnis danach hast, dein Leben mit künstlicher Dramatik zu füllen.“
Er breitet die Arme aus. „Was soll man machen“, sagt er, „Nobody’s perfect.“
Ich grinse und richte meinen Zauberstab auf unseren Gast, der stumm und steif wie ein Brett in der nächstbesten Ecke lehnt. „Schön, dass du’s endlich einsiehst. “
Mit diesen Worten hebe ich den Fluch auf.
Es ist fast, als hätte man einen Knallrümpfigen Kröter losgelassen.
„WAS FÄLLT IHNEN EIGENTLICH EIN?!“, kreischt er los, seine Stimme ist hoch und dünn und schnappt vor lauter Wut fast über, „WAS ERLAUBEN SIE SICH? WIR SIND HIER NICHT BEI DEN WILDEN! DIESES BENEHMEN IST VOLLKOMMEN INAKZEPTABEL-“
Während er sich lautstark über uns herzieht, haben wir Gelegenheit, ihn genauer unter die Lupe zu nehmen. Seine Nase ist ungewöhnlich spitz, aber das ist auch schon das einzige ungewöhnliche Merkmal. Er sieht richtig langweilig aus.
„-WERDE IHNEN MAL WAS SAGEN: ICH MUSS MIR DAS NICHT BIETEN LASSEN!“
Er schnappt wütend nach Luft (ich gehe jede Wette ein, wenn sein Gesicht nicht gerade vor lauter Wut tomatenrot anläuft, ist er ungesund blass) und Fred nutzt die Gelegenheit, um ihm in vollkommen unbeeindrucktem Tonfall ins Wort zu fallen.
„Ebenfalls sehr erfreut, Ihre Bekanntschaft zu machen, Sir. Allerdings-“
„-würden wir es begrüßen, wenn Sie hier nicht so ’nen Aufstand machen würden. Das-“
„-ist überflüssig-“
„-nervtötend-“
„-und ganz allgemein schlecht fürs Trommelfell.“
„Wie war ihr Name noch mal?“
Ganz offensichtlich hat es ihm erst mal die Sprache verschlagen.
Sein Blick wandert von einem Gesicht zum anderen und es ist klar, dass er nach Unterschieden sucht. Ich muss ob seiner verdatterten Miene grinsen, weiĂź ohne hinzusehen, dass Fred es mir gleichtut und grinse gleich doppelt so breit, weil ich weiĂź, dass wir auch daran nicht im Geringsten zu unterscheiden sind.
Zwar gibt es einen Unterschied, aber unsere Haare sind mittlerweile wieder lang genug, um mein fehlendes Ohr vollkommen zu verdecken. (Aus irgendeinem Grund schien Fred diese Tatsache immer wichtiger zu sein als mir selber.)
Schließlich hat der Zauberer seine Fassung wieder gewonnen, aber das Geschrei geht nicht noch mal von vorne los. Stattdessen überlegt er einen Moment lang, beginnt dann, in den Tiefen seines Umhangs zu kramen und fördert schließlich ein Kärtchen zu Tage, das er mit gewichtiger Miene Fred (der näher dran steht als ich) überreicht.
Mein Zwillingsbruder wirft einen Blick darauf, runzelt die Stirn, hebt den Kopf, sieht mich an, verzieht das Gesicht, wirft noch einen Blick auf das Kärtchen, schüttelt den Kopf und sieht wieder mich an.
„George… guck dir das an.“
Er streckt die Hand aus. Ich schnappe mir das Kärtchen und nehme es selber unter die Lupe. Alt und vergilbt, aber der Druck an und für sich ist keine schlechte Qualität.
Es dauert ein paar Sekunden, bis ich die geschwungene Schrift entziffern kann, aber dann runzle ich die Stirn: Thredder’s tolle Scherzartikel
Ganz ehrlich? Der Name klingt einfach nur lahm.
Fred und ich wechseln einen Blick.
Langweilig und lahm.
Der Zauberer hat immer noch kein Wort gesagt, aber er sieht erwartungsvoll zwischen uns beiden hin und her.
„O~kay“, mache ich gedehnt und entschlüssle den Namen, der ganz unten auf die Karte gedruckt ist, „Mister… ähm… Walbert Thredder… dann also… willkommen unter Kollegen.“
Er schüttelt den Kopf. „Nein.“
Fred zieht eine Augenbraue hoch. „Schön“, sagt er ungerührt, „Dann eben kein willkommen unter Kollegen.“
„Nein“, wiederholt Thredder nachdrücklich, „Nicht Walbert Thredder. Das war mein Vater. Ich bin Willibert Thredder.“
Offenbar ist er der Meinung, dass damit alles gesagt ist.
Fred und ich wechseln noch einen Blick. Also…?
Nach ein paar Sekunden Schweigen zuckt mein Bruder gleichgültig die Achseln. „Und…?“
„Ich leite das Geschäft jetzt.“
Punkt. Schön langsam beginnt seine Art zu reden, mir gewaltig auf die Nerven zu gehen.
„Und…?“, hake ich nach.
„Sie müssen wissen, mein Vater ist vor kurzem verstorben.“
„Beileid“, sagen wir gleichzeitig. Dann herrscht wieder Stille.
Ich kann förmlich spüren, dass Fred mindestens so genervt ist wie ich.
„Und…?“
Das kam schon wieder gleichzeitig.
„Warum schnüffeln Sie dann-“
„-in unserem Laden rum, wenn Sie sowieso-“
„-’nen eigenen haben?“
Sein Gesicht verdĂĽstert sich.
„Wie ich gedacht habe“, murmelt er und mit einem Mal klingt er aufgebracht, „…Sie haben absolut keine Ahnung. Eigentlich sind Sie vollkommen unwürdig.“
Sein Kopf fährt in die Höhe – er nimmt erst mich, dann Fred mit gefährlich funkelnden Augen ins Visier. „Sie nehmen das ganze hier nicht ernst!“
„Äh…“, macht Fred nicht besonders intelligent, „Sorry, ich hab’ den Faden verloren… wir nehmen was nicht ernst?“
„Alles“, faucht Thredder zurück, „Das alles hier! Sie haben absolut keine Ahnung… führen sich auf wie die Tiere… machen aus allem einen dummen Witz…“
Er scheint abzugleiten und murmelt leise vor sich hin.
„Das hier ist kein Witz!“, zischt er plötzlich und klingt dabei so aggressiv, dass Fred (der immer noch näher dran steht) unwillkürlich ein Stück zurückzuckt.
Ich starre den seltsamen Zauberer entgeistert an.
„Also, Sir“, sagt Fred und alleine an seiner Stimme kann ich heraushören, dass seine Augen schmal geworden sind, „Sie sind hier in ’nem Scherzartikelladen. Wir wissen ja nicht, was sie erwartet haben, aber wenn Sie ’ne Bande alter, ernsthafter Männer mit weißen Rauschebärten haben wollten, dann sind Sie echt im falschen Gebäude!“
Ich nicke zustimmend, „Und nur, um künftige Missverständnisse aus dem Weg zu räumen, Sir… wir nehmen hier prinzipiell nichts ernst.“
„Yep“, sagt Fred, „Außerdem-“
Weiter kommt er nicht.
Von einer Sekunde auf die andere hat Thredder seinen Zauberstab in der Hand und macht ganz ernsthaft Anstalten, auf Fred loszugehen.
Ein roter Lichtblitz, es knallt gewaltig und erst, als Thredder quer durch den Raum fliegt und mit dem Kopf gegen das Treppengeländer schlägt, wird mir klar, dass ich ebenfalls meinen Zauberstab in der Hand halte.
„ …woah“, macht Fred leise und ist doch tatsächlich ein bisschen blass um die Nasenspitze, „Klasse Reflexe.“
„Danke“, ich stecke meinen Zauberstab wieder weg, „Ich meine, nichts, was ich nicht vorher schon gewusst hätte, aber trotzdem danke.“
Niemand verflucht meinen Zwillingsbruder. Zumindest nicht, solange ich daneben stehe.
„Tze“, sagt er und klingt dabei schon wieder normal, „Bescheiden ist er auch noch.“
„Ich hab’s dir doch vorhin schon gesagt“, ich zwinkere ihm vielsagend zu, „Im Gegensatz zu dir kann ich vernünftig zielen.“
Er zieht eine Grimasse und geht vor dem jetzt wirklich leblosen Zauberer in die Knie.
„Ja, Opa.“
Ich verdrehe die Augen. „Lebt er wenigstens noch?“
Fred streckt die Hand aus. „Ich nehme es mal stark an“, sagt er nach ein paar Sekunden, „Es sei denn, Tote haben seit neuestem Puls und Atmung.“
„Na ja“, sage ich, „Wer weiß, vielleicht-“
Aber diesmal bin ich derjenige, der den Satz nicht zu Ende bringt.
„Fred? George?“
Wir fahren beide so heftig zusammen, als hätte uns irgendjemand mit Eiswasser übergossen.
„Jungs?“ „Hallo?“
Stimmen. Stimmen, die nur allzu bekannt klingen…
„Mum-“, flüstert Fred entsetzt.
„-und der ganze Rest“, ergänze ich, nicht minder entsetzt.
„Scheiße“, fauchen wir gleichzeitig.
Fred wirft einen raschen Blick zur Tür – glücklicherweise war einer von uns beiden schlau genug, sie zu schließen.
„Jungs?“ Die Stimmen aus dem Verkaufsraum nähern sich hörbar.
„Was machen die hier?“, zischt Fred.
Ich ziehe schuldbewusst die Schultern hoch. Das hatte ich total vergessen.
„Uns einladen.“
„Einladen wozu?“
„Zur Hochzeit.“
„Was für ’ne Hoch- oh.“
„Genau.“
„Du wusstest das?“
„Hab’s vergessen.“
„Idiot!“
„Selber Idiot!“
Leute, jetzt mal ehrlich… Ich liebe unsere Mutter und ich liebe unsere Geschwister… und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auch den ganzen Rest irgendwie liebe… Harry, Hermine Granger und so weiter… aber es gibt ein paar Dinge, von denen sie alle wirklich absolut nichts wissen müssen.
Eins von diesen Dingen ist zum Beispiel die Art und Weise, auf die Fred und ich in der sechsten Klasse dieses Aphrodisiakum getestet haben, dass dann doch nie auf den Markt kam. Ein anderes ist vielleicht, welches Ende dieser Hamster, den Ginny vor Ewigkeiten mal hatte, wirklich gefunden hat. (Es war jedenfalls nicht ganz so friedlich und schmerzlos, wie hinterher alle dachten.)
Und wieder ein anderes ist ganz eindeutig, völlig aus dem Kontext mit einem Bewusstlosen im Hinterzimmer unseres Ladens ertappt zu werden.
Das könnte man nämlich ganz eventuell ein ganz klein wenig missverstehen. (Vor allem, wo Mum, Percy und Hermine sowieso die ganze Zeit der Meinung sind, wir würden bis zum Hals in illegalen Machenschaften stecken.)
„Hey, Leute? Irgendjemand da?“
„Okay, okay, tut mir leid“, flüstere ich, „Ich hab’s echt vergessen.“
Fred winkt ab. „Scheißegal“, flüstert er zurück, „Konstruktive Vorschläge?“
„Zeit“, murmle ich, „Wir brauchen Zeit.“
„Yep“, er überlegt einen Moment, „Willst du oder soll ich?“
„Meine Schuld“, erwidere ich, „Also meine Aufgabe.“
„Schön“, kommandiert er, „Dann Abmarsch. Ich lass mir hier inzwischen was einfallen.“
Lautlos husche ich zur Tür. „Du hast fünf Minuten.“
„George!“, zischt es hinter mir und ich drehe mich noch mal um. „Was?“
„Warum zum Teufel haben wir eigentlich keine Visitenkarten?!“
~-~-~-~
Ich komme gerade noch rechtzeitig, um Ron am öffnen der Tür zu hindern, indem ich sie meinerseits aufreiße, meinem kleinen damit Bruder beinahe einen Herzinfarkt verpasse und in den Verkaufsraum schlüpfe, ohne irgendjemand einen nennenswerten Blick ins Hinterzimmer werfen zu lassen.
Dann wäge ich unauffällig den Schaden ab.
Ron, Hermine, Mum, Harry und Ginny… na, ganz toll.
Ganz groĂźe Klasse.
Bis auf Ron und vielleicht auch noch Harry sind die alle schwer hinters Licht zu fĂĽhren.
„Äh… Morgen!“, ich strahle sie an, „Seid ihr nicht ’n bisschen früh dran?“
„Ach, weißt du, Fred… George…“, Mum kraust die Stirn und überlegt einen Augenblick, „…Schatz, wir waren noch bei Gringotts und das ging überraschend schnell, also… hier sind wir.“
„Hab’ ich bemerkt…“, ich platziere mich vor der Türklinke, weil Ron bereits wieder Anstalten macht, die Tür zu öffnen, „Richtiger Massenauflauf. Wie kommen wir denn zu der Ehre?“
Erst jetzt bemerke ich, dass Harry einen Arm um Ginnys Taille gelegt hat und mein Grinsen wird unmerklich breiter. „Heiratet gar noch jemand?“
Sie laufen doch tatsächlich alle beide rosa an und Hermine hilft ihnen lachend aus der Patsche.
„Tut mir ja leid, dich enttäuschen zu müssen, aber vorerst ist mal jemand anderes an der Reihe.“ Sie wirft Ron einen warmen Blick zu, was dieser nicht einmal mitbekommen zu scheint. „Genau“, murmelt Harry an Stelle seines besten Freundes verlegen in seinen nicht vorhandenen Bart und Ginny grinst.
Ich hebe die Hände. „Na schön, na schön… ist ja herrlich, das junge Glück, wirklich herzallerliebst und- Was soll das werden, wenn’s fertig ist?“
Ron zuckt zusammen und läuft rot an.
„Na ja…“, murmelt er verlegen und zuckt mit den Schultern, „Wollte nur… ich meine… wollte nur eure Wohnung sehen. Die ist doch da irgendwo… hinten?“
„Oben“, korrigiere ich ihn, „Klar, ihr könnt euch gleich wie zuhause fühlen, dauert bloß noch ’ne Sekunde…“
Mum und Hermine runzeln beide die Stirn und für einen Moment bin ich geschockt, wie ähnlich sie sich dabei sehen.
„Warum denn?“, fragt Mum und ihre Stimme hat diesen argwöhnischen Tonfall, bei dem höchste Vorsicht geboten ist, „Wir sind doch alle so neugierig… ich will schon seit Ewigkeiten mal sehen, wie meine Söhne wohnen!“
„Stimmt“, meldet sich Ginny zu Wort, „Ihr habt mir schon vor ’nem Jahr versprochen, dass ich mir die Wohnung ansehen darf.“
„Könnt ihr auch, ist überhaupt kein Problem, ihr alle könnt euch unsere Wohnung ansehen, bis ihr schwarz werdet“, mein strahlendes Lächeln bleibt, wo es ist, aber gleichzeitig überlege ich fieberhaft, „Es ist nur… es gibt… ein klitzekleines, technisches Problem…“
„Ein technisches Problem“, wiederholt Hermine skeptisch und ich bin zumindest dankbar dafür, dass Ron sich mittlerweile an ihre Seite verzogen hat und jetzt dabei ist, ihre Finger ineinander zu verhaken – vielleicht lenkt das dieses lebende Lexikon ja ab.
Weit gefehlt.
„Was für ein technisches Problem?“, fragt sie erneut und fünf Paar Augen sind erwartungsvoll auf mich gerichtet.
„Die Sache ist die…“, wenn mir nicht sofort irgendwas einfällt, verrate ich mich alleine dadurch, dass ich so lange brauche (Außerdem habe ich für einen Tag genug schlechte Ausreden geliefert!), also verschränke ich die Arme im Nacken, hole tief Luft und sage das erste, was mir in den Sinn kommt, „ …ein Tragbarer Sumpf ist ausgelaufen.“
„Öh…“, macht Ron, „ …was?“
„Ein Tragbarere Sumpf“, wiederhole ich wie selbstverständlich und lasse mich von Mums immer noch misstrauischen Blicken nicht beeindrucken – darauf wartet sie nämlich nur. „Hatte wohl irgendeinen Defekt. Fred behebt das Debakel grade.“
Zur Bestätigung klopfe ich gegen die Tür, einerseits, um den Wahrheitsgehalt meiner Geschichte unter Beweis zu stellen, andererseits, um meinem Zwillingsbruder klar zu machen, dass er sich nicht ewig Zeit lassen kann.
„Fred?“
Er antwortet fast augenblicklich und seine Stimme ist eine wahre Ausgeburt an Unschuld.
„Ja?“
„Wie kommst du mit dem Sumpf voran?“
Er springt augenblicklich darauf an. „Gar nicht mal so übel.“
„Die Überschwemmung einigermaßen im Griff?“
Diesmal dauert es ein paar Sekunden, bis er antwortet.
„Einigermaßen.“
Was im Klartext bedeutet, dass er noch ein paar Minuten braucht.
„Alles klar“, flöte ich durch die Tür, „Du kriegst das doch hin, oder?“
„Aber natürlich, Bruderherz.“
„Seht ihr?“, ich wende mich wieder der Meute vor mir zu und überfliege blitzschnell die Gesichtsausdrücke, „Alles in bester Ordnung!“
Ginny und Harry gucken amüsiert, Ron verwirrt, Hermine zumindest ansatzweise überzeugt und Mum… ist immer noch misstrauisch.
Wir brauchen dringend einen Themenwechsel.
„Und…?“, frage ich freimütig, „Wart ihr abgesehen von Gringotts sonst noch irgendwo?“
„Noch nicht“, antwortet Harry, „Aber wir gucken nachher vielleicht noch bei Madam Malkins vorbei…“
Ich nicke grinsend und verfluche gleichzeitig meinen Fehlschlag.
Aus dem Hinterzimmer kommt ein dumpfes Geräusch, das beinahe so klingt, als wäre irgendetwas auf dem Boden gelandet und dann ein unterdrückter Fluch.
Mein Lächeln wird noch breiter.
Ein hieb- und stichfestes Thema muss her, aber ganz schnell.
Plötzlich habe ich den rettenden Gedanken… das kann gar nicht schiefgehen!
„Also, Hermine“, sage ich fröhlich, „Erzähl doch mal. Habt ihr schon ’nen Ring?“
Ihr Gesicht beginnt zu leuchten und Rons Ohren laufen rot an, aber diesmal ist es ein enthusiastisches Glühen. Sogar Mums Gesichtsausdruck verklärt sich für einen Moment.
Volltreffer!
„Hier“, haucht Hermine, streckt die Hand aus und seltsamerweise recken alle die Hälse, obwohl sie den Ring sicher schon hundert Mal gesehen haben – aber das haben Verlobungsringe irgendwie so an sich.
Ich nehme ihre Hand galant in meine eigene, lasse mir dabei so viel Zeit wie möglich und mustere das silberne Schmuckstück eingehend.
Billig war das nicht. Der Stein sieht nicht nach einem Diamanten aus, auch nicht nach irgendeinem Edelstein, den ich sonst jemals gesehen hätte (ich habe den starken Verdacht, dass Bill in seiner Funktion als Gringotts-Fluchbrecher dem guten Ron hier ein bisschen unter die Arme gegriffen hat), aber er ist unbestreitbar hübsch.
Ich gebe einen beeindruckten Pfiff von mir.
„Nicht übel…“, ich grinse schief, „Wen hast du denn dafür umgebracht, Ronnie-Spätzchen?“
Das Rot seiner Ohren breitet sich ĂĽber sein Gesicht bis zu seinem Hals aus.
„Niemanden.“
„Wirklich nicht?“, mein Grinsen wird breiter, „Komm schon, Ron, mir kannst du’s doch sagen…“
„Niemanden!“
Er schreit beinahe und Ginny kichert. „Komm schon, lass ihn.“
Ich küsse Hermine abschließend die Hand (sie läuft ebenfalls leicht rosa an und Rons Gesicht wird dunkelrot), lasse sie dann los und zwinkere ihr zu.
„Keine Panik, wenn wir jemals rausfinden sollten, wer hierfür dran glauben musste, bist du die erste, die es erfährt.“
„George!“, ruft Mum und schafft es trotz der Lautstärke nicht ganz, richtig entrüstet zu klingen, „Du bist wirklich unmöglich!“
Ich deute eine Verbeugung an.
„Danke vielmals, Mutter.“
„Was denn?“, ertönt eine Stimme hinter mir und bei ihrem Klang fällt mir eine ganze Gebirgskette vom Herzen, „Und ich kriege keine Komplimente?“
„Du bist genau so unmöglich“, brummt Ron sofort, „Können wir jetzt endlich in die Wohnung?“
„Aber sicher doch, aber gerne doch“, Fred stößt die Tür zum Hinterzimmer weit auf und zieht mich zur Seite, „Immer rein in die gute Stube. Einfach grade aus, die Treppe rauf.“
Wir strahlen um die Wette und während Fred vorausgeht, sehe mich so unauffällig wie möglich um.
„George“, ruft er über seine Schulter, „Vergiss nicht, die Tür zuzumachen!“
„Ist das nicht egal?“, höre ich Harry noch fragen, dann entdecke ich in der hintersten Ecke ein graues, unförmiges Bündel, das nicht im geringsten menschlich aussieht.
Okay…? Aber Fred wird schon gewusst haben, was er tut.
Und im Augenblick kann ich ihn ja schlecht fragen.
Ich schließe die Tür zum Hinterzimmer und will gerade der Meute die Treppe hinauffolgen, als sich das Bündel plötzlich bewegt.
Einen Herzschlag lang stehe ich wie angewurzelt, dann bewegt sich das BĂĽndel wieder, ich runzle die Stirn, das BĂĽndel erhebt sich und mir schieĂźt augenblicklich ein Gedanke durch den Kopf:
Aberforth Dumbledore, verurteilt wegen unziemlicher Zauberei an einer Ziege.
Ebendieses Tier kommt nämlich im Moment direkt vor meinen Augen wieder auf die Beine: Eine kleine, unauffällig blassgraue Ziege, mit beinahe ungewöhnlich spitzem Bart…
Heilige ScheiĂźe!
„George?“, kommt eine Stimme von oben und ich erkenne Ginny, „Wo bleibst du denn?“
„Ja, George“, das ist eindeutig Fred, „Wo bleibst du denn?“
„Komme!“, rufe ich schwach zurück und werfe der Ziege, die inzwischen leicht benommen im Raum herumtorkelt, einen letzten Blick zu.
Man kann ĂĽber Fred ja sagen, was man will, aber eins muss man ihm lassen.
Er ist unbestreitbar kreativ.
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PS: Danke fĂĽr die Kommentare - ich LIEBE euch. *.*
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