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Fanfiction

Weasleys’ Wizard Wheezes - Die ruhigen Tage sind vorbei! - Wer Wind sät...

von S_ACD

Ich muss mich entschuldigen.
"Das nächste Kapitel wird 'ne Weile dauern" war ja wohl die Untertreibung des Jahres. Es war nicht böse gemeint, ehrlich.
Ich dachte wirklich, ich würde über die Weihnachtsfeiertage zum Schreiben kommen - das Problem war bloß, ich habe meine Umwelt unterschätzt.

Großes Dankeschön im Vorraus an alle, denen das Warten nicht zu langweilig geworden ist. ^^°
Guten Morgen, Leute, der Winterschlaf ist vorbei.

Auf die Plätze, fertig, los geht's!


~-~-~-~


Ich halte mich grundsätzlich für einen anspruchslosen Menschen.

Tue ich wirklich.
Ich stelle keine hohen AnsprĂĽche. Meistens.
Wenn man mit sechs Geschwistern aufwächst, seine Privatsphäre mit allen Mitteln verteidigen und mit Zähen und Klauen um die Dinge kämpfen muss, die man wirklich haben will, dann härtet einen das ab. Das macht zäh.

Zugegeben… im Kampf um die Dinge, die ich wirklich haben wollte – den letzten Schokofrosch zum Beispiel oder um Bills alten Besen, der uns zur freien Verfügung stand, nachdem er zum sechzehnten Geburtstag endlich einen neuen gekriegt hatte – stand ich eigentlich niemals alleine da.

Es verbessert die Siegeschancen ganz ungemein, wenn es in einer Prügelei einer gegen zwei steht… wenn es jemanden gibt, der sich an Percys Fußknöchel klammert, während man selber versucht, ihm zumindest ein paar Haarbüschel vom Kopf zu rupfen, bevor er einen von seinem Rücken runtergekriegt hat.

Wie gesagt, ich halte mich grundsätzlich für einen anspruchslosen Menschen.
Ich bin so einiges gewohnt.

Ich meine, hey!
Immerhin bin ich mit Percy Weasley verwandt. Da lernt man irgendwie automatisch, schnell zu rennen.
AuĂźerdem ich bin mit Mum verwandt. Da lernt man quasi automatisch, perfekt zu lĂĽgen.
Und dann bin ich ja auch mit Fred verwandt. Da lernt man so gut wie automatisch… ich würde mal sagen, noch ’nen Tick schneller zu rennen.

Ich bin ein genügsamer Mensch. Ein Mensch, der nicht wegen der kleinsten Kleinigkeit das Handtuch wirft und zu heulen anfängt.

…

Was aber leider absolut gar nichts an der Tatsache ändert, dass mir im Moment absolut danach zumute ist, mich in der nächsten Ecke zu verkriechen und zu heulen.
Oder zumindest meinen Kopf gegen die Wand zu schlagen, bis ich den hässlichen kleinen Gnom mit seinen Sternchen wieder vor meinen Augen tanzen sehe.

Nun wird man sich wohl fragen – was ist der Grund für diesen unwahrscheinlich intensiven Grad an Verzweiflung?

Formulieren wir’s mal höflich, knapp und präzise:
Ich bin nass bis auf die Knochen, meine Finger und diverse andere Körperteile wie zum Beispiel mein Ohr sind so klamm, dass ich sie kaum noch spüre (von meiner Nase wollen wir gar nicht erst anfangen) kurzum, mir ist saukalt, ich habe Hunger, es ist dunkel, mein Schädel brummt (was wahrscheinlich daran liegt, dass ich meinen Kopf vor gut einer Viertelstunde aus lauter Wurt tatsächlich gegen die nächstbeste Hauswand gedonnert habe), Fred steckt irgendwo und ich bin die ganze verdammte Winkelgasse mittlerweile dreimal durch, ohne auch nur den Schatten eines Schattens einer Ziege gesehen zu haben.

Schön, wir wollen mal fair bleiben. Eigentlich ist es ja ein Ziegenbock.
Tatsache ist jedenfalls, besagtes Säugetier ist weit und breit nicht zu sehen.

Stattdessen gießt es wie aus Kübeln. Und damit meine ich kein hübsches harmloses Herbst-November-Nebel-Gewitter sondern ein waschechtes Hogwarts-pechschwarzer-Himmel-Erstklässler-fahren-über-den-See-Gewitter.

Es schĂĽttet nicht, es gieĂźt. Und zwar eimerweise Wasser. Pausenlos.
Ich frage mich ganz ernsthaft, warum ich noch nicht ertrunken bin.

Ein paar Besserwisser werden an dieser Stelle vielleicht anzumerken haben, dass ich doch ein Zauberer bin. Kein ganz fertig ausgebildeter zwar, aber wir mĂĽssen an dieser Stelle ja nicht pingelig werden.

Wisst ihr was, Leute? So schlau wie ihr bin ich schon lange.

Vor gut eineinhalb Stunden hatte ich durchaus die Idee, den Impervius-Zauber anzuwenden, um meine Klamotten wasserabweisend zu machen.
Was auch glänzend funktioniert hat… bis auf die nicht ganz unbedeutende Tatsache, dass ich mir dann von einer Sekunde auf die andere vorkam wie ein lebender Springbrunnen.

Das war nervtötend.
Ziemlich nervtötend.

So nervtötend, dass der gute George Weasley fünf Minuten später das Handtuch geworfen und den Zauber wieder aufgehoben hat.
Vor allem deswegen, weil er außer dem ohrenbetäubend munteren Plätschern – das er, so ganz nebenbei, selber verursacht hat – überhaupt nichts mehr hören konnte.

Und jetzt stehe ich hier, inmitten der Möchtegern-Niagarafälle, meinen Zauberstab in der Hand, der mir nicht mal lichttechnisch gesehen besonders viel nützt und bin auch nach zwei Stunden absolut ziegenlos.
Ziegenbocklos, pardon.

Schöne Pleite.

Entnervt lehne ich mich gegen die nächstbeste Hauswand, ignoriere die kriechende Kälte und wische mir eine tropfende Strähne aus den Augen.

Eigentlich bin ich nicht verzweifelt. Eigentlich bin ich viel mehr genervt.
Angenervt. Wahnsinnig angenervt.
So angenervt, dass ich heulen könnte.
Diese eiskalte Lächerlichkeit schimpft sich März?
Verdammt noch mal, wir haben FrĂĽhling!

Oh Mann, da haben wir’s. Ich werde weich.

Was mache ich ĂĽberhaupt noch hier?
Das Vernünftigste wäre zweifellos, auf dem Absatz kehrtzumachen und den strategischen Rückzug anzutreten. Ich bin ansonsten ja nicht unbedingt das, was man einen vernünftigen Menschen nennen würde, aber… zurück in den Laden, das hätte schon was.
Dort, wo es warm ist und hell… und trocken…

Aber das kann ich nicht bringen.
Immerhin läuft Fred hier auch noch irgendwo in der Nähe herum und ich kann mich schließlich nicht so einfach ohne ihn verziehen.
Das wäre… unsportlich. Und einfach nicht fair.

Er wĂĽrde sich ja auch nicht ins Trockene retten, bevor er sich nicht zumindest sicher ist, dass ich ihm hinterher getrottet komme.

Also schön, neues Ziel. Streicht die Ziege… wollte sagen den Bock von der Liste, los geht’s mit der Suche nach meinem Zwillingsbruder.

Ich drehe mich um, schlurfe ziellos ein paar Schritte vor mich hin und fange dann an zu laufen – so schnell das bei dem sagenhaften Wasserwiderstand eben geht.
Weg vom Tropfenden Kessel und weg von Gringotts.
Von diesem Ende der Winkelgasse komme ich schlieĂźlich grade, da kann Fred also nicht stecken.

Ich halte kurz innen, wische mir wieder ein paar Strähnen aus den Augen (die für zwei Sekunden nass an meiner Stirn kleben bleiben, bevor sie wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückrutschen) stolpere weiter, verfluche den unebenen Boden und strecke den Arm mit dem Zauberstab weit von mir – was auch keine nennenswerte Verbesserung bringt.

„FRED!“, brülle ich gegen das unbarmherzige Rauschen, „ICH HAB KEINE LUST MEHR!“

Keine Reaktion.
Nicht, dass ich sofort eine erwartet hätte.
Regen kann ja so verdammt viel lauter sein, als man es ihm zutraut.

Als ich noch mal tief Luft hole, verschlucke ich mich tatsächlich am Regenwasser und dann muss ich husten, als würde ich seit fünfzig Jahren unter akutem Asthma leiden.
Schließlich sind meine Atemwege wieder frei, ich mache noch ein paar Schritte vorwärts und stutze dann. Nokturngasse…

War das nur Einbildung oder war da eben ein Geräusch durch den Regen zu hören?
Ich runzle die Stirn und spitze die Ohren.

Da war doch was…

„HEY!“, ich mache noch einen Schritt nach vorn, „FRED, WENN DU DAS BIST, DANN KANN ICH NUR SAG- Urgh!“

Ich bin vollkommen unvorbereitet.
Mit einem Mal knallt etwas Hartes erst gegen meine Schulter, dann volle Kanne in meinen Magen. Es ist stockdunkel und ich kann nichts sehen, taumle zurĂĽck, stolpere ĂĽber irgendeine Unebenheit und komme aus dem Gleichgewicht.

Wir haben definitiv zu viel Schwung drauf, denn anstatt mich zu bremsen verliert der groĂźe Unbekannte jetzt ebenfalls die Balance.
Ich schlinge die Arme um seine Taille und reiße ihn (nicht ohne Genugtuung – schließlich weiß ich noch nicht, ob ich hier Freund oder Feind vor mir habe) mit zu Boden.
Wie du mir, so ich dir, Freundchen!

„Woah!“

Es klingt wunderbar zweistimmig und im Bruchteil einer Sekunde – sogar noch bevor wir in einem Gewirr aus Armen und Beinen auf dem Pflaster aufschlagen – wird mir klar, dass ich das „Feind“ von meiner Liste streichen kann.
Der Attentäter kann zwar mitunter durchaus so was wie mein schlimmster Alptraum sein, aber auf jeden Fall ist er ein Alptraum, ohne den ich nicht mal annähernd lebensfähig wäre.

„Ungh“, grunzt es unter mir, „Meine Fresse, George, hast du zugenommen?“
„Nicht dass ich wüsste“, gebe ich zurück, während ich versuche, mich aufzurappeln.

„Au!“, heult Fred dramatisch auf, als ich mich mit einer Hand abstützen will und zu spät feststelle, dass der dunkle Fleck kein Straßenpflaster sondern eines seiner Körperteile ist, „Pass doch auf, hier liegt ’n Verletzter.“

„Hilfe“, sage ich grinsend, „Es spricht…“
„Tsaa… muss es ja wohl. Du brichst ihm hier nämlich grade mindestens ’n paar Rippen!“
„Und es tut mir nicht mal leid.“

„Herzloser Bastard“, säuselt er, als er mich von sich runterschubst und aus seinem Mund klingt es beinahe wie ein Kompliment – wahrscheinlich ist es das auch.

Etwas schwankend komme ich wieder auf die Beine.
Fred streckt mir hoheitsvoll die Hand entgegen.
Ich ignorier sie geflissentlich, packe ihn stattdessen am Kragen seines Umhangs und hieve ihn höchst unelegant zurück auf meine Augenhöhe.
Er gibt ein unwilliges Geräusch von sich.

Und hat es dann mit einem Mal sehr eilig.
„Los, George, schlag keine Wurzeln.“

Oha. Sein Kommandoton. Ich gucke leicht irritiert.
„Warum?“

Er packt mich doch tatsächlich am Handgelenk, um mich hinter sich herzuziehen.
„Merlin! Muss man dir eigentlich alles zweimal sagen?“
Ich falle fast automatisch in sein Tempo und wir traben in gewohntem Gleichschritt dahin.
Irgendwas ist los.

„Wen hast du umgebracht?“
Mein Tonfall ist beiläufig und gespielt uninteressiert.
Er wirft mir einen raschen Blick zu und das Grinsen auf seinem Gesicht ist so absolut kriminell, dass er eigentlich allein dafĂĽr schon in Askaban landen mĂĽsste.

Einen Sekundenbruchteil lang frage ich mich wieder, wie es wohl wäre, wenn tatsächlich irgendjemand seinetwegen ins Gras gebissen hätte. Was würde ich tun?

„Hey, George, ich hab Marcus Flint unter die Erde gebracht. War’n Unfall, ich hatte eigentlich nicht geplant, dass er über den Klippenrand hinausfliegt. Wollte ihn bloß schocken. Aber dieser Idiot hatte nicht mal ’nen anständigen Abwehrzauber drauf…“
Schulterzucken. Abfälliges Grinsen.
„Ich glaub’ es wäre besser, wenn ich abhauen würde. Flüchten und so, du verstehst? Einfach abhauen, das Land verlassen… kommst du mit?“


Ich glaube, eigentlich sollte es mir Angst machen, dass ich die Antwort auf diese oder ähnliche Fragen genauso sicher weiß wie mein Geburtsdatum oder meine Schuhgröße.

„Fred, du IDIOT! Bist du komplett bescheuert? Diesmal hast du echt Scheiße gebaut! Kapiert?! Richtige S-c-h-e-i-ß-e.“ Ich seufze. „Was soll’s, gehen wir. Aber ich such’ mir das Land aus, klar?“

Ich weiß jedenfalls, dass mir die Vorstellung an solche Szenarien keine Angst macht. Ganz im Gegenteil. Und ich nehme mal stark an, dass das moralisch gesehen nicht ganz in Ordnung geht, aber… bei diesem Gedanken fühle ich mich stark.
Irgendwie unbesiegbar.

Nicht, weil ich unbedingt irgendjemanden tot sehen möchte, sonder einfach… deshalb.
Weil es letztendlich, egal was auch passiert, immer auf Fred und mich hinauslaufen wird.
Immer. Selbst wenn nebenbei die ganze Welt zum Teufel geht.

Seine Stimme holt mich in die Gegenwart zurĂĽck.

„Keine Toten, bloß Verletzte.“
„Ach wirklich?“
„Täuschen mich meine Ohren, mein lieber George, oder klang das gerade enttäuscht?“

Ich will zu einer Antwort ansetzten, als hinter uns plötzlich ein dumpfer Knall ertönt.
Dann noch einer. Und noch einer.
Fred beschleunigt seine Schritte, während ich einen raschen Blick über meine Schulter werfe und durch den Regen ein beunruhigend gelb-rotes Flackern wahrnehme.
Außerdem bilde ich mir ein, Stimmen gehört zu haben.

Undeutlich zwar, und auch ein ganzes Stück entfernt, aber dann wieder doch nicht weit genug, um uns nicht einholen zu können, sollten sie es ernsthaft darauf anlegen.
„Fred?“, frage ich nachdrücklich und halte sein Tempo ohne Schwierigkeiten mit.

Er blinzelt mit Unschuldsmiene zurück, aber der Griff um mein Handgelenk verstärkt sich.
Ich fĂĽhle, wie ich ungeduldig werde.
Mein Problem ist nicht, dass er irgendwas angestellt hat. Mein Problem ist auch nicht, dass wir in Schwierigkeiten stecken – falls das tatsächlich der Fall sein sollte.

Mein Problem ist einzig und alleine, dass ich nicht weiĂź worum es geht.

Selbstverständlich bekommt er das mit.
„Okay“, räumt er ein, ohne auch nur eine Spur langsamer zu werden und ich halte problemlos Schritt – mittlerweile rennen wir beinahe, „Es könnte durchaus sein, dass ich ein paar Leutchen verärgert habe.“
„In der Nokturngasse?“
„Nein, im Zaubereiministerium… natürlich in der Nokturngasse!“

Der rätselhafte Nebel um unsere Flucht lichtet sich ein Stück weit…
Nokturngasse, das ist ungut.

„Ich beginne, unsere rekordverdächtige Geschwindigkeit zu begreifen, Freddie.“
Er grinst breit. „Wusste ich’s doch. Du bist also nicht ganz so dämlich wie wir aussehen.“
„Exakt“, ich grinse zurück, „Du bist so dämlich wie wir aussehen.“

„Tse…“, kontert er, „Ich hab immerhin noch beide Ohren.“
„Aber dafür bin ich brillant.“
„Toll, aber ich bin älter.“
Ich hüstle undezent. „Gut und schön, aber ich hab den längeren-“

Er lacht so heftig los, dass er beinahe hinfällt.
„Laden“, prustet er dann und hat recht damit – wir sind angekommen.

Die Tür ist ordnungsgemäß verschlossen. Eins muss man Ron lassen – wenn er auch sonst nicht unbedingt zu den hellsten Lebewesen auf dieser Erde gehört, er führt immerhin aus, was man ihm aufträgt.

Wir flĂĽchten ins Hinterzimmer, ohne das Licht im Verkaufsraum auch nur anzumachen.
Angenehme Wärme schlägt uns entgegen.
Meine Finger und Wangen beginnen unangenehm zu kribbeln.

„Du bist klatschnass“, motzt mein Zwillingsbruder, als ich mich auf den nächstbesten Kartonstapel fallen lasse, „Sei so gut und tropf irgendwo anders hin.“

Ich mustere ihn mit hochgezogenen Augenbrauen. Er ist mindestens so durchweicht wie ich. AuĂźerdem sind seine Lippen blau angelaufen.
„Deine Lippen sind blau…“, fährt er wie auf Kommando fort und ich muss schmunzeln, „…wehe du erfrierst.“

„Weißt du…“, sage ich, „Ich hör’ mir nicht unbedingt Vorbehalte von einem Typen an, der selber zittert wie’n ganzer Espenwald und nebenbei mit dem Wasser aus seinen Klamotten gerade unseren Treppenabsatz überschwemmt.“

Er sieht sich gespielt misstrauisch um und grinst mich dann unschuldig an.
„Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, von wem du sprichst.“


~-~-~-~


Eine gute Viertelstunde später fühle ich mich trocken, aufgewärmt und alles in allem ziemlich zufrieden.
Die Minimuffs sind in ihrem Käfig, der Käfig ist in der Abstellkammer, mein Zimmer ist wieder frei und ich krame in der Küche nach den übriggebliebenen Frühstücksmuffins.

„Geht’s vielleicht noch ’ne Spur langsamer?“, kommt Freds ungeduldige Stimme von draußen.
„Keine Ahnung“, rufe ich zurück und werde endlich fündig, „Ich bin schon so ziemlich am Limit, aber wenn du drauf bestehst kann ich’s ja mal in Zeitlupe versuchen!“
Sein Schnauben ist in der ganzen Wohnung zu hören.

Ich verdrehe dich Augen und angle mir einen Auberginemuffin, springe auf, überlege es mir anders und nehme gleich das ganze Körbchen mit.
Fred sitzt auf dem Klumpen, der unseren ehemaligen Labortisch darstellt und wippt bereits ungeduldig mit dem FuĂź.

Wie sich herausgestellt hat, war seine Suche nach unserem neuen vierbeinigen Freund auch nicht von Erfolg gekrönt, dafür war er allerdings in irgendeinen heruntergekommenen Laden in der Nokturngasse geplatzt, weil er dachte, er hätte durch die Tür ein ziegenhaftes Meckern vernommen.
Leider war das, wie sich kurz darauf herausstellte, ein Irrtum und das ziegenhafte Meckern bloß die Stimme eines alten schottischen Zauberers, dem die Aktion meines Zwillingsbruders gerade irgendein illegales Geschäft mit zwei finster dreinblickenden Kobolden versaut hatte.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr einem eine solche Störung die Laune vermiesen kann.

Immerhin hatten sie uns nicht mehr zu fassen gekriegt und Fred hatte hoch und heilig beteuert, dass er so schnell wieder abgehauen war, dass sie ihn in dem Dämmerlicht, das in dem Laden geherrscht hatte, sowieso nicht richtig gesehen, geschweige denn erkannt hatten.

„Okay“, nuschele ich mit vollem Mund, „Wie getsch jescht weidder?“

„Tjaaa“, macht er gedehnt, „Die Sache ist doch die… wenn wir das kleine Debakel in diesem malerischen Seitengässchen mal außen vor lassen-“
„-was wir auch tun werden, weil es ganz allein deine Schuld ist und mit dem eigentlichen Problem rein gar nichts zu tun hat-“
„-läuft es ganz unkompliziert auf diesen Willibert Thredder hinaus.“

Ich ziehe die inzwischen wieder getrocknete Visitenkarte aus meinem Umhang und drehe sie nachdenklich zwischen zwei Fingern. „Da steht ’ne Adresse.“

Wir tauschen einen vielsagenden Blick.

Wozu lange drum herum reden, wenn es auch schneller und einfacher geht?
Wörter sind was für Waschlappen.

„Also dann, Sir“, Freds Augen glitzern gefährlich, „Ich weiß zwar nicht, was Walbert Thredders Prachtsöhnchen von uns wollte, aber… dieser Arsch hat immerhin versucht, mir ’nen Fluch auf den Hals zu jagen.“

Ich mustere unsere zahlreichen Regale mit verschiedenen, teilweise alles andere als ungefährlichen Reagenzien.
„Ich schätze mal…“, sage ich langsam und merke, wie sich ein Grinsen auf mein Gesicht schleicht, von dem ich weiß, dass es nicht eine Spur weniger kriminell aussieht als Freds,
„…das bedeutet Krieg.“

Und im nächsten Moment erzittert auch schon das ganze Gebäude in seinen Grundfesten, als es magisch verstärkt an unsere Türe klopft.


~-~-~-~


Fred durchquert den Verkaufsraum mit groĂźen Schritten, den Zauberstab in der Hand.
Ich bleibe ein StĂĽck zurĂĽck, nur fĂĽr den Fall, dass der Besucher die TĂĽr wegsprengen will oder vorhat, gleich mit einem Schockzauber loszulegen.
In diesem Fall wäre es nämlich zweifellos besser, wenn nur einer von uns beiden ohnmächtig in der Ecke landet.

Ich sehe wie Fred tief Luft holt (klar macht er auf lässig, aber ich kenne ihn schließlich besser – um ganze Welten besser), sie langsam wieder ausstößt – sein Rücken ist gespannt wie eine Sprungfeder – und dann… öffnet er mit einem Ruck die Tür.

Ich weiĂź nicht genau, was ich erwartet habe.
Thredder vielleicht, wutschnaubend und Zauberstab schwingend.
Den schottischen Zauberer aus der Nokturngasse, ebenso wutschnaubend und ebenso Zauberstab schwingend.
Eine Horde Kobolde, zauberstablos und mit gebleckten Zähnen.
Oder ein Haufen Auroren vom Ministerium, die uns wegen unziemlicher Zauberei oder Freiheitsberaubung oder sonst irgendeinem Vergehen verhaften wollen.
Meinetwegen auch Lee Jordan, der plötzlich aus dem Schatten hervorspringt und „Überraschung!“ brüllt.

Keine Ahnung, was ich erwartet habe… aber mit dem tatsächlichen Sachverhalt habe ich wirklich nicht gerechnet.
An dem ĂĽberraschten Keuchen, das Fred von sich gibt, kann ich ablesen, dass er genauso perplex ist wie ich.

Wir hatten beide nicht damit gerechnet, unsere tropfnasse kleine Schwester auf der Türschwelle stehen zu sehen. Ein paar lange, durch die Nässe beinahe dunkelbraune Haarsträhnen fallen ihr ins Gesicht, aber anders als Fred, der damit noch durchgeknallter aussieht, als er ohnehin schon ist, wirkt es bei Ginny bloß zart und zerbrechlich.

Sie hat sich einen alten, abgenutzten Rucksack über die Schulter geworfen, der, obwohl sie nicht länger als ein, zwei Minuten im Regen gestanden sein kann, genauso durchweicht ist wie ihre Klamotten.

Ihre Stimme ist leise und eine Spur heiser und alleine das reicht aus, um mir ein flaues GefĂĽhl im Magen zu verpassen.

Ginny klingt einmal mehr und einmal weniger nett. Manchmal klingt sie sĂĽĂź und manchmal klingt sie sauer und ganz selten schnurrt sie auch, aber sie spricht nicht leise. Niemals. Wenn sie etwas sagt, dann klingt das deutlich und selbstbewusst.

DafĂĽr haben wir schon gesorgt. FĂĽr irgendwas mĂĽssen BrĂĽder ja schlieĂźlich gut sein.

Aber jetzt hört sie sich bloß an, als würde sie sich am liebsten irgendwo verkriechen und als sie den Mund aufmacht, habe ich den mehr als deutlichen Verdacht, dass ihre Wangen nicht nur vom Regen so nass sind.

„Kann ich… kann ich für’n paar Tage hier bleiben?“


~-~-~-~


Wie Artemis vollkommen richtig angemerkt hat - es handelt sich selbstverständlich nicht um eine Ziege sondern um ein Bock.
So begabt Fred auch sein mag, eine komplette Geschlechtsumwandlung traue ich ihm dann doch nicht zu. Danke fĂĽr den Hinweis. ^^


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