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Fanfiction

Weasleys’ Wizard Wheezes - Die ruhigen Tage sind vorbei! - Eine Frage der Perspektive

von S_ACD

Merkt ihr was...? Es ist Samstag.

Einmal pĂĽnktlich, YEAH!
Ich komme mir so erwachsen und zuverlässig vor...

Furchtbar ungewohntes GefĂĽhl. xD


~-~-~-~


Sterne. Alles ist voller Sterne
Die Vöglein zwitschern, in der Luft liegt ein lieblicher Rosenduft und hoch, hoch oben am sternenbedeckten Himmelszelt dreht ein einsamer Gnom mit neongrünen Flügelchen seine Runden. Ich blinzle überrascht. Was zum…?
Ich schwebe.

Ich schwebe mitten in der Luft, ganz ohne Besen, zwischen lauter kleinen gelben-

Halt.
Halt, halt, halt, halt.

Das… hatten wir doch schon mal.
Irgendwann. Irgendwie.

Langsam.

Alles tut weh und mein Mund fĂĽhlt sich seltsam trocken an.
Ich blinzle – zumindest versuche ich es – und es sticht, es sticht hundsgemein.
Ich versuche es noch mal und der dunkelblaue Nachthimmel lichtet sich diesmal immerhin so weit, um mir klarwerden zu lassen, dass es mein Kopf ist, der dermaĂźen bescheuert wehtut.

Der dritte Versuch wird ein Erfolg. Ich zwinkere ein paar Mal, das Nachthimmelblau verzieht sich und- ich sehe rot.

Nicht doch schon wieder…!

Ich schlucke, es fühlt sich hart und unangenehm an… dann wird das Bild vor meinen Augen mit einem Mal scharf und ich zucke alarmiert zusammen.
„Woah, FRED!“

Diesmal bin ich – sehr zu meiner Genugtuung – jedoch nicht der einzige, der einen Beinahe-Herzinfarkt verpasst bekommt. Mein Zwillingsbruder zuckt so heftig zurück, dass er mit dem Kopf gegen die dahinterliegende Wand stößt.

„Merlin!“, faucht er, kaum dass er sich von seinem Schreck erholt hat (Ohne angeben zu wollen, aber das geht bei uns beiden normalerweise ziemlich schnell – ich schätze mal, so was kann man trainieren…),
„Kannst du das denn nicht ein bisschen auffälliger machen?“

„Ungh“, mache ich, setze mich mit einiger Mühe auf und reibe mir die Stirn, ohne auf seinen ohnehin nicht ernst gemeinten Vorwurf einzugehen,
„Ich glaube, ich hab’n Déjà-vu.“

„Glaub ich auch“, erwidert er knurrig und reibt sich ebenfalls mit einer Hand den Hinterkopf (Allerdings ist das eher als eine Geste der Solidarität aufzufassen, denn als echte Schmerzen. Ich weiß noch, als wir fünf waren, hab ich mir den Knöchel verstaucht und Fred ist solange mitgehinkt, bis der Heilzauber Wirkung zeigte – und das hat immerhin einen halben Tag lang gedauert!), „Übrigens bist du ein Idiot.“

„Mhm.“ Mir ist nicht nach Kabbeleien zumute. Dafür ist mir zu schwindelig.
Er wiederholt es mit Nachdruck: „Ein Idiot.“
Ich will zustimmend nicken und bereue den Versuch sofort.

„Ein absolut inkompetenter, unfähiger, bekloppter-“
„Fred“, murmle ich besänftigend, weil mir der beunruhigend hohe Grad an Besorgnis in seiner Stimme keineswegs entgangen ist, „Tu mir ’nen Gefallen und halt die Klappe, ja?“

Er knurrt wieder, aber wenigstens ist er still. Das allerdings auch nur fĂĽr zehn Sekunden.

„Geht’s dir wenigstens gut?“
Ich mach gar nicht erst den Versucht zu nicken.
„Ja. Nein. Keine Ahnung. Eher nicht.“

Jetzt nickt er und gibt sich Mühe, dabei selbstgefällig auszusehen.
„Geschieht dir recht.“
Wie gesagt, er gibt sich Mühe… aber so ganz kriegt er es nicht hin. Zumindest nicht so gut, als dass er mir damit was vormachen könnte.

„Fred.“ Ich verdrehe die Augen und bin erleichtert, als das Schwindelgefühl nicht schlimmer wird, „Ich lebe noch, klar? Keine große Sache.“

„Schon klar, schon klar“, er macht eine wegwerfende Handbewegung und murmelt dann erheblich leiser „…du hast geblutet.“

Ich manövriere mich mit so wenigen Bewegungen wie möglich in den Schneidersitz, um meinem Kopf nicht noch mehr Munition gegen seinen Besitzer in die Hand zu geben.
„Ach, echt?“

Deswegen macht er hier so ’nen Aufstand?

Er hat meine Gedanken anscheinend erraten (Kunststück – er hat ja auch bloß einundzwanzig Jahre Übung…) und zeigt schweigend auf einen rot-braunen Fleck ein paar Fuß entfernt.

Einen ziemlich groĂźen rot-braunen Fleck. Einen Moment lang bin ich sprachlos.
Heilige ScheiĂźe! Das kann doch nicht alles mein Blut sein!

„Merlin“, entfährt es mir und kann dabei nicht verhindern, dass meine Stimme ein wenig beeindruckt klingt, „Is’ ja wohl nicht möglich!“

„Sehr wohl möglich“, antwortet er ungewohnt reserviert, „Und du bist WIRKLICH der allergrößte Vollidiot, den ich kenne, Georgie.“

Wir tauschen einen raschen Blick, er sieht weg und ich kapiere auch so, was er mir damit sagen will. Die Situation war bestimmt nicht witzig…

„Okay“, räume ich ein, den Tonfall versöhnlich und (wie ich hoffe) nicht allzu liebevoll zugleich, „Kann man gelten lassen.“
Er wirft mir einen mürrischen Blick zu, wird dann aber – Merlin sei’s gedankt – wieder etwas weniger ernst und auf mein „Und…? Wo steckt unser herzallerliebster neuer Freund?“ deutet er wortlos, dafür aber breit grinsend über seine Schulter.

Hinter der altersschwachen Holztheke am Ende des Ladens ragen ein Paar alte, ausgelatschte Stiefel hervor.

Ich ziehe anerkennend eine Augenbraue hoch und grinse zurĂĽck.
„Hmm… mein lieber Fred, ich habe fast den Eindruck, du warst ein wenig zu übereifrig.“

„Tjaaa“, macht er gedehnt und diesmal klingt seine Stimme weder besorgt noch fürsorglich, sondern einfach nur mehr wunderbar selbstgefällig, „Ob Sie’s glauben oder nicht, Sir… ich hatte auch mehr als genügend Motivation…“


~-~-~-~


Nach einer Weile ist das Pochen in meinem Kopf zwar auf ein erträgliches Level gesunken, dafür aber fühlt sich mein Magen einigermaßen flau an bei dem Gedanken, dass Fred Erste-Hilfe-Zauber geleistet hat.

Ich meine… ich liebe meinen Bruder. Das hab ich durchaus schon mal erwähnt, oder?
Und ich habe auch größten Respekt vor seinen magischen und geistigen Fähigkeiten. (Auch wenn sich letztere ab und an hart an der Grenze zur Unzurechnungsfähigkeit bewegen…) Den allergrößten Respekt.

Aber ich weiĂź, wie toll er in Heil- und Hilfezaubern ist.
Und um es höflich auszudrücken… er ist grottenschlecht. Schön, ich muss hier nicht unbedingt meine Klappe aufreißen, schließlich bin ich genauso schlecht.
Dieser nette, pflichtbewusste Teil des Unterrichts hat uns beide nämlich nie sonderlich interessiert.

Da war der Teil, in dem es um Explosionen, Verwandlungen und unappetitliche Wunden und Furunkel ging, weitaus interessanter.

Das nötigste haben wir uns zwar gemerkt (Sachen wie das Stillen von Blutungen, augenblicklicher Wunderverschluss und das Schienen von gebrochenen Knochen – gut, das Zeug konnten wir in der Praxis schließlich auch gebrauchen), aber dass Fred aus dem Stegreif an einer Fluchwunde herumzaubert, ist nicht unbedingt das, was ich einen beruhigenden Gedanken nennen würde.

Schon gar nicht, wenn ICH derjenige bin, an dem mein Zwillingsbruder seine Möchtegern-Fähigkeiten als Heiler ausprobiert.

„Bruderherz“, ich mache den wackeligen Versuch, auf die Beine zu kommen und stelle gleich darauf fest, dass ich es vorläufig lieber sein lasse, „Einer von uns beiden hat nicht zufällig was von den Aufpäppel-Tränke eingesteckt, oder?“

Fred, der gerade dabei ist, sich durch diverse geschäftliche Unterlagen zu wühlen, die er in irgendeiner Schublade gefunden hat, sieht neugierig auf.
„Ne“, sagt er ungerührt, „Wieso? Blutet es wieder?“
„Nein.“
„Ach.“

Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Bist du jetzt etwa enttäuscht?“
Er grinst bösartig. „Was denkst du denn?“
„Oho… beantworten wir jetzt etwa jede Frage mit ’ner Gegenfrage?“
„Keine Ahnung, tun wir das?“
„Das fragst du mich?“
„Siehst du hier sonst noch irgendwen?“
„Siehst DU hier denn noch irgendwen?“
„Denkst du, du bist witzig?“
„Bin ich denn nicht witzig?“
„Willst du darauf echt ’ne ehrliche Antwort?“
„Kommt drauf an… wirst du dann ausfällig?“
„Soll ich denn ausfällig werden?“

Ich muss mir hart auf die Unterlippe beiĂźen, um nicht loszulachen.
„Meine Fresse, ja! Sei mein Ritter in goldener Rüstung, Fred, und wirf mir schmutzige Schimpfworte an den Kopf. Ich bitte dich auf Knien darum!“

Er gibt ein ersticktes Geräusch von sich und verschwindet nicht besonders elegant hinter seinem Pergamentberg. Es dauert etliche Sekunden, bis er sich wieder genug eingekriegt hat, um gefahrlos antworten zu können.

„Mein Fräulein, wenn’s dir schon wieder gut genug geht, um derart prächtigen Schwachsinn von dir zu geben, dann kannst du dich ruhig auch ein bisschen nützlich machen.“

„Ich bin die moralische Unterstützung, Freddie! Ich mache mich schon die ganze Zeit nützlich – sag mir jetzt bitte nicht, dass du von meinen heldenhaften Bemühung nichts mitgekriegt hast!“

Er legt den Kopf schief und runzelt die Stirn in gespielter Konzentration.
„Neeeein“, macht er nach einem Augenblick gedehnt, „Tut mir leid, absolut gar nichts mitgekriegt.“

Ich zucke mit den Schultern. „Schön. Mein Problem ist es ja nicht.“

„Doch“, gibt er zurück und ich höre an seinem Tonfall, dass er wieder einmal mitten in der Unterhaltung das Thema gewechselt hat (Damit scheint der Rest der Weltbevölkerung seltsamerweise ständig Probleme zu haben – mitunter wird sogar behauptet, unsere Gespräche seien verwirrend und unmöglich nachzuvollziehen), „Doch, das ist es. Hier ist nämlich nichts Brauchbares. Überhaupt nichts!“

Im Gegensatz zur restlichen Weltbevölkerung ist mir natürlich klar, dass er von den Geschäftspapieren redet, in denen er sich die vergangene Viertelstunde vergraben hat – auf der heldenhaften Suche nach dem Motiv für den rätselhaften, unbegründeten Hass, den Thredder Junior gegen uns hegt.

(Zumindest sind wir uns darin einig, dass sein Hass auf uns unbegründet ist. Immerhin haben wir, bevor er eines schönen Tages überraschend in unserem Laden stand, nie auch nur ein Haar gekrümmt.)

„Gar nichts?“, hake ich nach. Nicht, weil ich Freds Urteilskraft misstrauen würde, aber auf die Art und Weise kommt man ins Diskutieren und dabei hat dann meistens einer von uns beiden die Erleuchtung.

„Nada“, antwortet er und fegt mit einer weit ausholenden, geschmeidigen Bewegung den ganzen Stapel vom Tresen, ohne dabei auch nur im Geringsten schuldbewusst auszusehen, „Null.“

Die Pergamentrollen flattern herum und suchen sich dann mithilfe der Schwerkraft ihren Platz auf dem FuĂźboden. Eine ziemlich neu aussehende Kassenbilanz landet direkt in meinem SchoĂź. Ich betrachte sie nachdenklich.

Besonders viel hat das Scherzartikelladen-Söhnchen im vergangenen Monat ja nicht verdient.

„Fred“, sage ich langsam und streiche das Pergament glatt, „Ich glaube, wir denken zu kompliziert.“

Er sitzt mittlerweile auf dem freigewordenen Tresen, lässt die Beine baumeln und zuckt auf meine Erläuterung hin nur unbeeindruckt mit den Schultern. „Soll vorkommen.“
Ich grinse, lasse mich aber nicht von meinem aktuellen Gedankegang abbringen.
„Was ist, wenn er einfach nur pleite ist?“

Er überlegt einen Moment, dann sieht er plötzlich auf. „Du meinst…?“
„Yep.“
„Und wir sind…?“
„Yep.“
„Weil wir…?“
„Jawohl, Bruderherz.“

Fred seufzt so tief, als wäre er ein armer alter Mann, der sämtliches Leid des Planeten auf seinen Schultern tragen muss. „Grausame, kalte Welt!“

Ein paar Sekunden lang herrscht Schweigen.
„Ich schätze mal-“
„-wir haben rausgekriegt, weswegen wir hergekommen sind.“

Er lässt sich langsam von der Theke gleiten und zieht seinen Zauberstab.
„Wie geht’s deinem Kopf?“
„Schwer zu sagen…“, ich komme etwas schwankend und unter Zuhilfenahme des nächstbesten Regalbretts auf die Beine und verziehe gespielt nachdenklich das Gesicht,
„Kann sein, dass mein Gewissen einen Knacks bekommen hat.“

Er grinst breit. „Ich dachte, das hätte sich schon vor Jahren zusammen mit deinem Schuldbewusstsein verabschiedet?“

Ich wage einen vorsichtigen Schritt, gehe in Gedanken die UCKAS durch und komme zu dem Schluss, dass ich bis auf meinen Gleichgewichtssinn einigermaßen wiederhergestellt bin. „Du solltest nicht immer von dir auf andere schließen, Freddie.“

„Warum nicht?“ Er schnippt mit dem Zauberstab gegen die unscheinbare Tür in der hintersten Ladenecke und ich bin mir ziemlich sicher, dass Thredder beim nächsten Versuch, sie zu öffnen, sein blaues Wunder erleben wird, „Immerhin ist meine brillante Wenigkeit das Vorbild und Idol aller zukünftigen Hogwarts-Schülergenerationen.“

„Hättest du wohl gerne“, gebe ich zurück, „Als ich das letzte Mal nachgesehen habe, warst nicht du sondern immer noch ich das.“
Er schüttelt betrübt den Kopf. „Armer George… ein einziger Treffer am Kopf und schon fängt er an zu halluzinieren!“

„Ich und Halluzinationen? Ausgemachter Schwachsinn- Augenblick!“, ich sehe mich mit großen Augen um, „Wo kommt dieses grüne Licht auf einmal her? Fred? Warum wachsen dir plötzlich Hörnern?“

Sein Grinsen wird gefährlich breit. „Natürliche Konsequenz, würde ich mal sagen.“
„Einbildung ist auch eine Art von Bildung, Bruderherz.“
„Tsee…“, er wirft sich in Pose, „Ich wette, das sagst du nur, weil ich mit meinen neuen Hörnern so verteufelt gut aussehe.“
„Lackaffe. Wir sehen immer gut aus.“
„Sagt er das auch noch ohne rot zu werden! Schon mal was von Bescheidenheit gehört?“
„Nah… die sind wir doch schon vor Ewigkeiten zusammen mit unserer Zurückhaltung losgeworden.“

„Ach ja…“, sein Gesicht verklärt sich. „Da hast du recht.“
„Sag mir was, das ich noch nicht weiß.“
„Ich dir sagen? Ja, seid Ihr denn nicht allwissend, oh allmächtiger und weiser Fordge?“

Ich tue so, als müsste ich überlegen. „Doch“, räume ich nach ein paar Sekunden ein, „Wohl wahr. Du kannst mir stattdessen aber gerne Komplimente für mein blendendes Aussehen machen.“

In seinen Augen funkelt es begeistert. Dialoge, die in diese Richtung (also weit unter die Gürtellinie) zielen, liebt er nämlich. Ich übrigens auch.

„George, mein Augenstern! Du Sinn meines ganzen Daseins! Du bist die Luft in meinen Lungen, der Kürbissaft in meinem Glas, die Butter auf meinem Brot und der Höhepunkt meines ganzen Tages.“
Mein Grinsen wird dreckig. „Höhepunkt, DAS glaub ich dir sofort.“
„Mein Herr, Sie haben ganz eindeutig eine lebhafte Fantasie.“
„Du sagst das, als ob es was Schlechtes wäre…“

„Nicht doch“, mein Bruder gibt dem leblosen Körper hinter der Theke einen leichten Stups mit dem Fuß, um sich zu vergewissern, das der reglose Zustand noch eine Weile andauern wird, „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass sich das für gewisse Aktivitäten als ziemlich amüsant erweisen könnte…“
Mein Grinsen wird breiter und noch eine Spur dreckiger. „Lust das zu testen?“

Mittlerweile bin ich der Ladentheke nah genug gekommen, um mich darauf abstützen zu können und erhasche dabei endlich auch einen Blick auf den bewegungslosen Feind.
Meine Fresse! Da hat Fred aber ordentlich zugelangt.

Ich bin mir nicht einmal sicher, ob Thredder in nächster Zukunft vor lauter farbenfrohen Furunkeln und Geschwüren überhaupt die Augen wird öffnen können.

„Ich bin mir nicht ganz sicher“, Freds Stimme hat diesen leisen, verdammt unanständigen Tonfall, als er antwortet „…ob du mich in deinem angeschlagenen Zustand unbedingt herausfordern solltest, Bruderherz.“

Ich erwidere seinen Blick vollkommen ungerührt. (Immerhin weiß ich ziemlich genau, wie Fred klingt, wenn er mir wirklich gefährlich werden kann.) „Angeschlagen hin oder her, mit jemandem wie dir werde ich allemal noch fertig.“

„Das bringt mich auf einen Gedanken…“, er legt sinnierend den Kopf in den Nacken, „Fällt das eigentlich unter Eigenlob, wenn ich dir Komplimente mache, Georgie?“

Noch bevor ich mir eine Antwort einfallen lassen kann, die dem Niveau, die unsere Unterhaltung inzwischen hat, auch nur annährend gerecht würde, erinnert mich mein Kopf unsanft daran, dass es schön langsam Zeit dazu wird, sich aus dem Staub zu machen.


~-~-~-~


„Weg da.“
„Du bischt imme’ schoo hetschlich…“
„Und bist immer dort wo dich absolut niemand brauchen kann!“

Ich dränge Fred vom Waschbecken weg und versuche, einen prüfenden Blick in den Spiegel zu werfen. Unser magisch erweitertes Badezimmer ist mittlerweile zwar groß genug, um uns beide gleichzeitig beherbergen zu können, aber das heißt nicht automatisch, dass wir uns nicht mehr die ganze Zeit gegenseitig im Weg stehen.

DafĂĽr kann das Badezimmer nichts, das war schon immer so.

Er schubst mich unsanft zur Seite und spuckt Zahnpastaschaum ins Waschbecken.
„Und? Ich hab ja auch keine Verwendung für dich und du bist trotzdem da!“

Ich ignoriere ihn und angle mir stattdessen ein Handtuch, um meine Haare trocken zu rubbeln. Fred wischt unterdessen energisch mit einer Hand ĂĽber den beschlagenen Badezimmerspiegel.

„Hör auf damit“, grummle ich, „Das verschmiert!“
„Unser Hausmütterchen!“, gibt er zurück, bevor er sich die Zahnbürste wieder in den Mund schiebt, „’ör eben auf, schtädnig scho heisch su duschen…“
„Ich dusche nicht zu heiß“, erwidere ich hoheitsvoll, „Und jetzt mach Platz!“

Innerlich wappne ich mich bereits seit Minuten gegen die Schlacht, die unmittelbar nach dem Badezimmerkampf folgen wird – immerhin teilen wir uns ja immer noch mein Bett und wenn wir jetzt schon dermaßen in Fahrt sind… die heutige Nacht wird hitzig werden, das ist so sicher wie das Amen im Gebet.

„Üb’igensch“, reißt mich die Stimme meines (im Moment ganz und gar ungeliebten) Zwillingsbruders aus meinen unheilvollen Gedanken, „Wi’ müschen morgen da’an denggen…“, er spuckt geräuschvoll aus, „…den Laden rechtzeitig zu Mittag dichtzumachen.“

Einen Augenblick lang sehe ich ihn verwirrt an. „Hä?“
Er rollt mit den Augen. „Florish & Blotts?“, hakt er nach, „Harrys Biographie? Klingelt da irgendwas?“

„Oh“, mache ich nicht besonders intelligent, obwohl ich inzwischen kapiert habe, wovon er redet, „Klar. Alles klar.“

Die Buchpräsentation. Das magische Kulturereignis des Monats.

Harry Potters Biographie. Verfasst von Fred und George Weasley, binnen drei Wochen wahrer Schwerstarbeit. Harry hat uns groĂźzĂĽgigerweise die Exklusivrechte ĂĽberlassen.
(Als das bekannt wurde kamen damals übrigens gleich sage und schreibe zehn wütende Heuler und eine Interviewanfrage von Rita Kimmkorn ins Haus geflattert…)

Mein Handtuch landet achtlos in der Ecke und Freds Zahnbürste genauso achtlos im Waschbecken. Ich greife nach der Türschnalle. „Übrigens, Bruderherz?“

Er ist noch damit beschäftigt, sich sein altes, ausgeleiertes T-Shirt über den Kopf zu ziehen und klingt dementsprechend dumpf. „Was?“

„Nur damit das klar ist, heute liege ich oben!“

Erst dann fällt mir auf, dass Ginny (die uns auch den Rest des Tages überaus erfolgreich ignoriert hat) mit einem Glas Milch in der Hand mitten im Vorzimmer steht.
Auf meine Bemerkung hin wirft sie mir einen mehr als seltsamen Blick zu, nur um dann genauso wĂĽrdevoll wie lautlos zu verschwinden.


~-~-~-~


BĂĽcher.

Alles ist voller BĂĽcher. Besser gesagt, alles ist voll mit einem einzigen Buch.
Von jeder Ecke des Raums grinst mir unzählige Male Harrys Gesicht entgegen.
(Er sieht auf dem Coverfoto etwas belämmert aus, aber das wird wohl daran liegen, dass wir eines schönen Tages blitzschnell und ohne Vorwarnung hinter der nächstbesten Ecke hervorgesprungen sind, um ihn zu fotografieren – Fred war der Meinung, auf diese Weise würde das Foto authentischer wirken…)

Ich stehe schon seit gut zehn Minuten mit diesem unsäglichen Verkäufer, der ununterbrochen auf mich einredet, neben einer der beiden kunstvoll aufgeschichteten Bücherpyramiden.

(Früher hätten Fred und ich so ein Ding ohne lang nachzudenken mit einem gut platzierten Feuerwerkskörper zum Einsturz gebracht – aber die Zeiten ändern sich. Heute sind wir Geschäftsleute und darüber hinaus auch noch erwachsen… urgh.)

Schon nach den ersten zwanzig Sekunden habe ich auf Autopilot geschalten und quittiere seinen unermĂĽdlichen Redefluss nur hin und wieder mit einem Nicken und zustimmenden Lauten. Es scheint ihn nicht im Geringsten zu kĂĽmmern.

Heute Morgen haben wir unsere Sippschaft per Flohfeuer darĂĽber informiert, dass Ginny sich inzwischen bei uns gemeldet hat, dass sie am Leben ist und dass es ihr gesundheitlich eigentlich ganz gut geht. Aus GrĂĽnden der Diskretion haben wir natĂĽrlich ein paar Details weggelassen.
(Details wie zum Beispiel die vollkommen unwichtige Tatsache, dass sich unsere kleine Schwester gleich unter unserem Dach einquartiert hat…)

Die Weasley-Familie hat stattdessen die beruhigende Gewissheit bekommen, dass sich ihr jĂĽngstes Mitglied zwecks Spontanurlaubs wohlauf und quicklebendig in Amsterdam befindet.

Nicht gerade unsere beste Story, zugegeben- aber dafür haben wir sie umso glaubwürdiger rübergebracht. (Ich glaube, der einzige, der sie uns nicht zumindest ansatzweise abgekauft hat, war Percy…)

Ich werfe einen Blick hinüber zu Fred, der sich am anderen Ende des Raums immer noch mit einer unscheinbaren Hexe im grünen Tweedkostüm unterhält. Aus irgendeinem Grund gibt er sich besondere Mühe, charmant zu sein und ich zermartere mir zum x-ten Mal das Hirn darüber, wo ich diese Frau schon mal gesehen haben könnte.

Sie kommt mir nämlich verdammt bekannt vor.

„George, darf ich dir jemanden vorstellen…?“
Seine Stimme ist wie ein Rettungsranker in einem Meer von endlosem Geschwafel und natürlich nutze ich die Gelegenheit, um mich mit einer Entschuldigung elegant aus der Affäre zu ziehen.

Aus der Nähe sieht die Hexe noch unscheinbarer aus. Sie ist im mittleren Alter (bei einer Frau spricht man da wohl von den „besten Jahren“), das grüne Tweedkostüm ist noch geschmackloser als anfangs angenommen und ich bin mir jetzt so gut wie sicher, dass ich sie irgendwoher kenne.

„Also, Bruderherz“, sagt Fred mit alarmierend zuckersüßer Stimme, macht eine galante Handbewegung und die Hexe lächelt leicht, „Die neue Geschäftsführerin von Florish & Blotts, eben erst hergezogen aus dem wunderschönen Wales – Willhemina Thredder.“

Sie streckt mir die Hand entgegen und ich lächle so strahlend wie möglich.
„Es ist mir eine Ehre, Ihre Bekanntschaft zu machen, Madame.“

Dann werfe ich Fred, dessen Lächeln mindestens so aufgesetzt ist wie meins, einen raschen Blick zu und habe den Bruchteil einer Sekunde später die Gewissheit, dass wir beide exakt das gleiche denken:

Na, DAS hat uns grade noch gefehlt…


~-~-~-~

Übrigens... das war das längste Kapitel - ever.
Bis jetzt zumindest.


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Daniel ist total nett. Er ist klasse. Er spielte mir gute Musik vor. Ich hatte immer noch Beatles gehört bis ich hierher kam. Er ist sehr leidenschaftlich. Für sein Alter hat er einen guten Geschmack.
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