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Fanfiction

Weasleys’ Wizard Wheezes - Die ruhigen Tage sind vorbei! - In vino veritas

von S_ACD

Nächste Kapitel für lange, lange Zeit.
Der Inhalt?
Tja. Man betrinkt sich.
Man redet. Man führt tiefgründige Gespräche.

Und man ist verheiratet... oder auch nicht.



~-~-~-~

„Seamus Finnegan?“
„Dean Thomas.“
„Was? Komm schon…“
„Na schön, na schön… Neville?“
„Nein.“
„Warum nicht?“
„Das wäre zu einfach.“
„Zu einfach? Fred, wir sind im Urlaub!“
„Das Verbrechen macht keinen Urlaub, mein verehrter Sir, merken Sie sich das.“
„Bla, bla, bla… Oliver?“
„Hmm…“
„Obwohl…“
„Du hast Recht, das wäre… hm.“
„Harry.“
„Nein.“
„Weil?“
„Sieger gegen Du-weißt-schon-wen, neuer Leiter der Aurorenabteilung im Ministerium, Rons bester Freund, unser Startkapitalgeber und außerdem Trauzeuge, was bedeutet, dass er morgen zumindest einigermaßen fit sein muss.“
„Okay, das… ist eine beeindruckende Menge an Argumenten.“
„Danke.“
„War kein Kompliment.“
„Trotzdem danke.“

„Tse.“ Ich werfe einen raschen Blick in mein Glas, stelle fest, dass es weitgehend leer ist und angle mir das von Fred. Er schiebt mir die Schale mit Erdnüssen hinterher, runzelt die Stirn und wirft einen misstrauischen Blick hinein.

Ich tue es ihm gleich. Urgs…
„Okay, lieber nicht.“ Er zieht sie wieder weg und stellt sie ein Stück außerhalb meiner Reichweite hinter eine Vase mit vertrocknetem Grünzeug. (Zumindest nehme ich an, dass die verdörrten Stängel mal grün gewesen sind.)

Ich leere das Glas und lasse meine Augen quer durch den Raum schweifen. An der halb offenen Tür zum Hinterzimmer des Tropfenden Kessels, in deren Spalt Seamus Finnegan gerade dabei ist, lauthals lachend mit seinem Stuhl umzukippen, bleibt mein Blick hängen.

„Finnegan“, sage ich entschlossen, „Ich bin definitiv für Finnegan.“

Fred stützt das Kinn auf die Handfläche und folgt meinem Blick.
„Weiß nicht“, murmelt er, „Ist der nicht zu schlau für so was?“
„Keine Ahnung“, gebe ich zurück, „Aber im Moment ist er vor allem eines, nämlich zu betrunken für irgendwas anderes.“

Einen Moment lang kommt Harrys dunkler, zerzauster Haarschopf ins Bild.
Seamus lacht immer noch und von irgendjemand Rothaarigem wird ihm eine helfende Hand entgegengestreckt.
Er nimmt sie, sein Kopf kippt nach rechts und unsere Augen treffen sich.

In der nächsten Sekunde wird sein Gesicht aschfahl.

Sollte mich wahrscheinlich beunruhigen, wenn uns das nicht schon öfters passiert wäre.
Keine Ahnung warum, aber aus irgendeinem Grund finden es eine Menge Menschen alarmierend, wenn sie aufsehen und feststellen mĂĽssen, dass Fred und ich sie im Visier haben.

Tja. Ein weiterer Beweis dafür, dass wir auch dann sehr bedrohlich wirken können, wenn wir es gar nicht bewusst darauf anlegen.

Den Bruchteil einer Sekunde – länger brauchen wir nicht, um kerzengerade auf den Barhockern zu sitzen und in die komplett entgegengesetzte Richtung zu schauen.
In dem schmutzigen Spiegel hinter der Bar erkennt man zwischen zahlreichen Alkoholflaschen etliche Köpfe, die plötzlich durch den Türspalt zu uns herüberspähen.

Amateure.

Da sind Fred und ich ja schon dabei, so zu tun, als wären wir in ein anregendes Gespräch über weiß der Teufel was vertieft, bevor die noch überhaupt von ihren Stühlen aufgestanden sind!

„Scheiße“, lächelt Fred vor sich hin und wedelt mit der Hand, als versuche er, mir irgendwas Interessantes klar zu machen, „Du hättest nicht so hinstarren sollen.“
„Ich?“, gebe ich zurück und verziehe das Gesicht zu einem Grinsen, das absolut nicht zu meinem Tonfall passt, „Ich dachte schon, deine Augäpfel springen gleich aus ihren Höhlen, so wie du geglotzt hast.“

„Tse“, er verdreht die Augen und schiebt unsere leeren Gläser ebenfalls Richtung Vase, „Kannst du denn nicht wenigstens einmal zugeben, dass-“

Ich versteife mich unmerklich und er bricht augenblicklich ab. Im Gegensatz zu ihm habe ich den verschmierten Spiegel nämlich im Auge behalten.

„Na, Gentlemen“, auf unsere Schultern legt sich jeweils eine bleischwere Hand, „So allein?“

„Aaach was“, Fred dreht sich mit strahlendem Lächeln zu unserem Ältesten um, „Du kennst mich doch – ich bin niemals alleine.“
Er legt Bill einen Arm um die Schultern, zieht ihn auf Augenhöhe herunter und senkt seine Stimme zu seinem verschwörerischen Flüstern.

„Weißt du“, er deutet auf mich, „Egal was ich mache, diesen Typen da werde ich einfach nicht los. Ehrlich, das ist richtig unheimlich!“

Bill grinst zwar, lässt sich aber nicht beirren und ich stelle zum wiederholten Male fest, dass er bei weitem zu viel Alkohol verträgt.

„Wo wir schon mal beim Thema sind“, er schubst Freds Arm von seinen Schultern und nimmt uns stattdessen beide in die Mangel (Auf brüderliche Art und Weise in die Mangel. Soll heißen, irgendwie schon… liebevoll, aber doch unnachgiebig genug, um einem klarzumachen, dass man sich jetzt besser nicht bewegt, wenn man kein Fan von unangenehmen Konsequenzen ist.), „Der gute Seamus findet euch beide übrigens auch unheimlich.“

„Tatsächlich?“, sage ich und die Unschuld in meiner Stimme ist so überzeugend, dass ich sie mir beinahe selber glaube, „Nicht möglich!“
„Völlig unmöglich, um genau zu sein“, ergänzt Fred und zieht dann reflexartig die Schultern hoch, als Bill irgendwas mit seinem Nacken anstellt, das wohl nur große Brüder können.

„Ah ja“, grinst Bill, „Unmöglich, ich seh’ schon. Ihr könnt euch also nicht erklären, warum Seamus von einer Sekunde auf die andere das Gefühl hat, um sein Leben fürchten zu müssen?“

„Paranoia?“, versuche ich und jaule dann beinahe auf, als Bill den Trick mit dem Nacken auch bei mir durchzieht.

„Besoffen?“, fügt Fred hastig hinzu und ich habe sekundenlang das Gefühl, dass er mein stummes Aufjaulen gehört hat, „Mal ehrlich, hat er nicht erst vorhin Stein und Bein geschworen, dass er neulich beim Staatsballett Victor Krum auf der Bühne gesehen hat?“

Der Griff um unsere Nacken lockert sich etwas und als wir aufsehen, grinst Bill gefährlich auf uns herab.
„Ihr kriegt bloß eine Warnung“, er richtet sich auf, „Eine einzige, klar? Wehe, ihr baut heute irgendwelchen Mist. Ron heiratet morgen und er ist jetzt schon vollkommen durch den Wind.“

Wir heben synchron die Hände.
„Klar“, sagt Fred.
„Glasklar“, sage ich.

Bill mustert uns misstrauisch. „Na schön“, sagt er, „Und? Habt ihr vor, noch ewig hier draußen sitzen zu bleiben?“


~-~-~-~


„… und dann“, Neville fuchtelt mit den Händen herum, „… dreht er sich doch tatsächlich um und sagt ‚Miss… das ist kein Hippogreif, das ist ein Rhinozeros!’“

Schweigen im Walde.

„Ähh“, meldet sich Harry nach ein paar Sekunden zu Wort und seine Stimme klingt nicht mehr allzu sattelfest, „War’s das?“

Neville nickt enthusiastisch und scheint die verständnislosen, teilweise bereits glasigen Blicke, die auf ihn gerichtet sind, nicht zu bemerken.
Fred und ich beginnen laut zu klatschen und ich kann spüren, wie Dean Thomas unter dem Tisch zusammenzuckt und unwillig vor sich hinmurmelt, bevor er sich geräuschvoll umdreht, um weiterzuschlafen.

„Spitzen-Witz“, sage ich fröhlich.
„Ehrlich, ganz große Klasse“, sagt Fred genauso fröhlich.

Verglichen mit allen anderen Anwesenden hier im Raum sind wir beide verhältnismäßig ziemlich nüchtern. Nicht, weil wir gegen ein ordentliches Besäufnis etwas einzuwenden hätten – Merlin behüte, ganz im Gegenteil – sonder vielmehr deswegen, weil es sich der Unterhaltung halber heute Nacht sicher lohnt, bei Bewusstsein zu bleiben.

Es ist übrigens gar nicht so einfach, auf einem Polterabend zwischen einem Haufen postpubertärer männlicher Zeitgenossen nüchtern zu bleiben – man bedenke bloß die ganzen beschränkten Trinkspiele und die ewig kreisenden Flaschen mit dubiosem Inhalt, die in Rekordzeit geleert werden müssen.
Dass wir – kompletter Gegensatz zum Rest – trotzdem noch einigermaßen ansprechbar sind und nicht wie Dean Thomas schon seit gut einer halben Stunde unter dem Tisch herumliegen, haben wir einem recht einfachen, im dritten Schuljahr ersonnenen Trick zu verdanken:

Wir teilen.
Jede Glas, jedes Getränk, jede Flasche. Alles.

Im Klartext bedeutet das, dass wir alle beide jeweils nur halb so viel intus haben wie der ganze grölende Rest.
Bei uns verliert man sowieso bald den Überblick – von wegen Zwillinge und so weiter.

„Iiiiiiich“, Seamus Finnegan streckt einen schwankenden Zeigefinger in unserer Richtung, „Iiiiich… ich glaub ich seh’ doppelt.“
Neville scheint das ziemlich lustig zu finden.

Ich sehe mich um.
Bill hängt grinsend mit verschränkten Armen über der Tischplatte und ist der einzige, bei dem ich nicht sagen kann, wie betrunken er tatsächlich ist.

In der Ecke ist Oliver Wood gerade dabei, Charlie nuschelnd seine neue, innovative Strategie zur Verwirrung des Gegners zu erklären und ich bin mir nicht ganz sicher, ob unser Zweitältester den Kopf bloß gegen die Wand gelehnt hat, um ihm besser zuhören zu können – das leise Schnarchen lässt einen ganz anderen Verdacht aufkommen.

Harry starrt mit gerunzelter Stirn und deutlichen Konzentrationsschwierigkeiten um sich.
Ehrlich gesagt habe ich ihn noch nie so blau erlebt.
„Moment mal, Leudde, Moooment…“, er hebt den Kopf von der Tischplatte, „Wo… wo is’ eigentlich Ron abgeblieben…?“

Er wird glatt überhört. Ich drehe mich auf meinem Stuhl um tausche einen raschen Blick mit Fred.
„Toilette“, ist alles, was er sagt und ich bin schon im Begriff, aufzustehen.

Auf dem Weg zur Herrentoilette sehe ich mich so grĂĽndlich im Schankraum des Tropfenden Kessels um (der fĂĽr diese Uhrzeit ĂĽbrigens immer noch verdammt gut besucht ist), dass ich gegen eine Tischkante renne und beinahe ĂĽber meine eigenen FĂĽĂźe stolpere.

Fred packt mich an der Schulter, um genau das zu verhindern.
„Woah“, murmelt er leise, „Mach deine Tanzschritte später.“

Ich bin zwar nicht wirklich betrunken – kein Vergleich zu unseren lieben Mitfeiernden – aber bei weitem nicht mehr nüchtern genug, um mir eine schlagfertige Antwort einfallen zu lassen.
Zumindest nicht dann, wenn ich mit Fred rede. Da habe ich schlieĂźlich keinen Ruf zu verlieren.

Er stößt die Tür zur Toilette ein bisschen zu schwungvoll auf, stolpert hinein und fängt sich am Waschbecken. Ich lasse unterdessen einen prüfenden Blick durch den Raum schweifen.
Leer, leer, alles leer…

Kein Ron.

„Scheiße“, knurrt Fred und spricht mir damit aus der Seele, „Was zum… Wo steckt der Blödmann denn jetzt schon wieder?“

Ich zucke mit den Schultern und stelle nicht zum ersten Mal in meinem Leben fest, dass es seltsam ist, Freds Spiegelbild zu sehen – einfach deshalb, weil ich immer sekundenlang verwundert darüber bin, dass sich das Ding nicht bewegt, wenn ich das tue.

Bevor ich aber zu einer richtigen Antwort ansetzen kann, wird die TĂĽr noch schwungvoller aufgestoĂźen als vorhin und ich stolpere reflexartig ein paar Schritte zurĂĽck, weil ich immerhin noch nahe genug dran stehe, um den Luftzug zu spĂĽren, als das Holz haarscharf an meinem Gesicht vorbeisaust, ohne mir das Nasenbein zu brechen.

„Scheiße!“

„Ups“, kommt es von der Tür, während Fred unseren ältesten Bruder finster anstarrt, „Verdammt, tut mir leid.“

„Nichts passiert“, gebe ich missmutig zurück, „Hast du’s so eilig?“

„Eigentlich schon“, Bill schließt die Tür hinter sich, „Ron ist weg.“

Wir reagieren gleichzeitig. „Was du nicht sagst.“

„Oha“, er zieht amüsiert eine Augenbraue hoch, „Hab ich’s doch gewusst, dass ihr beiden nicht halb so hinüber seid wie der Rest der Bande.“

Fred verdreht die Augen und stellt sich neben mich. „Glückwunsch, du Genie.“

Bill hebt die Hände als klares Zeichen dafür, dass er in friedlicher Absicht kommt und seufzt. „Euch ist schon klar, dass wir – übrigens die einzigen, die noch problemlos geradeaus laufen können – unseren Bräutigam wieder auftreiben müssen, oder?“

Wir nicken. „Vollkommen klar.“

„Also dann“, er stützt die Arme in die Seiten, „Ich schlage vor, wir teilen uns auf.“


~-~-~-~


Die kalte, frische Luft schlägt mir entgegen, als ich zur Tür hinaus auf die unebenen Pflastersteine stolpere. Scheiß-Straße, ehrlich mal.
Wenigstens trägt die Kälte dazu bei, den angenehmen Nebel in meinem Kopf ein wenig aufzuklaren.

Ich stütze mich an der Hauswand ab, schließe sekundenlang die Augen und halte wie erstarrt inne, als ich sich wieder öffne.

„Ron!“

Er sitzt zusammengesunken neben der abgewetzten HolztĂĽr und hat den Kopf auf die Knie gelegt. Auf meinen Ausruf hin hebt er ihn langsam und starrt mich einen Augenblick lang verwirrt an. Dann huscht Erkennen ĂĽber sein Gesicht.

„Fred?“

„George“, korrigiere ich ihn und lasse mich, weil mir hinsetzen im Moment als ziemlich gute Idee erscheint, neben ihn auf den feuchten Untergrund fallen, „Was ist los, Kumpel? Ist dir schlecht?“

Ich frage das, weil ich in der Dunkelheit nur erahnen kann, wie grün sein Gesicht ist und es ja außerdem einen Grund dafür geben muss, weshalb er mitten in der Nacht draußen auf der eiskalten Straße hockt, während drinnen im Warmen sein Junggesellenabschied gefeiert wird.

Sekundenlang herrscht Schweigen.

„Ich krieg das nicht hin.“
Seine Stimme klingt ungewöhnlich ernst – nicht nur zu ernst für diese Art von Abend, sondern überhaupt viel zu ernst für seine Verhältnisse – und das beunruhigt mich.
Vor allem, weil er kein bisschen betrunken wirkt.

„Ähh…“, mache ich und versuche, mir meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen,
„Was?“

„Ich krieg das nicht hin“, wiederholt er dumpf und umschlingt seine Knie mit den Armen, „Schluss, aus. Das geht nicht. Das…“
Er bricht ab.
„Ich werde heiraten“, murmelt er schließlich dumpf, „Scheiße, ich werde morgen heiraten.“

Irgendwas in seiner Stimme hält mich von einer Antwort à la „Also, Kumpel, wenn du das erst jetzt mitkriegt, dann ist dir sowieso nicht mehr zu helfen…“ ab.
Stattdessen entscheide ich mich fĂĽr aufmerksames Schweigen.

„Das ist…“, er wirft in einem plötzlichen Anflug von Verzweiflung die Arme in die Luft, „Ich krieg das nie im Leben hin!“

Ich kann einfach nicht anders.
„Aber, aber, Ron! Das ist nicht halb so schwer wie’s aussieht. Du bleibst einfach vorne stehen, lächelst und sagst das ‚Ja, ich will’ möglichst an der passenden Stelle.“

Er hält inne und dreht den Kopf in meine Richtung, aber es ist zu finster, um seinen Gesichtsausdruck sehen zu können.
„Halt die Klappe“, faucht er feindselig, „Halt bloß die Klappe! Warum rede ich überhaupt mit dir? War ja klar, dass du das nicht kapierst!“

Ich setze mich ein StĂĽck aufrechter hin und funkle ihn herausfordernd an (was er natĂĽrlich nicht sehen kann), aber meine Haltung spiegelt sich in meinem Tonfall wieder.
„Was soll das jetzt wieder heißen, hah?“

„Du…“, die Feindseligkeit ist aus seiner Stimme verschwunden und er lehnt die Stirn wieder gegen die Knie, „Ach, vergiss es.“

„Ron.“

„Ernsthaft, du… du verstehst das nicht. Wie auch? Ich meine-“

Ich seufze leise. Jetzt ist wohl der passende Zeitpunkt, um ein bisschen nett zu unserem zweitliebsten Opfer nach Percy zu sein.
„Ron, schon klar… du heiratest morgen. Ich will nicht sagen, dass ich weiß, wie das ist, aber… Mann, ich kann verstehen, dass du deswegen n’bisschen durch den Wind bist. Ehrlich. Das ist… keine Ahnung, ich schätze mal, da würde jeder Panik schieben.“

Er sagt gar nichts, aber ich lasse mich nicht beirren.

„Mal im Ernst, ich wette, dass ich eins zu eins genauso hier sitzen würde, wenn ich morgen vor dem Altar auftauchen müsste.“

Seine Stimme klingt dumpf. „Würdest du nicht.“

„Aber klar doch, ich-“

„Würdest du nicht“, wiederholt er trocken, „Ich sag dir, was du an meiner Stelle machen würdest – du würdest zu Fred rennen, ihr würdet euer Zwillings-Ding durchziehen und in fünf Minuten wäre die ganze Sache vom Tisch.“

Ich habe schon den Mund aufgemacht, um ihm zu widersprechen, als mir dämmert, dass er gar nicht mal so Unrecht hat.

„Ähm…“, mache ich nicht besonders intelligent, „Na ja, weißt du…“

„Das war schon immer so“, murmelt er missmutig und ich habe das ungute Gefühl, dass wir gerade dabei sind, vom eigentlichen Thema (seiner akuten Hochzeitspanik) abzukommen, „Seit ich mich dran erinnern kann. Hast du eigentlich ’ne Ahnung, wie das ist? Ich war immer der Vollidiot, der alleine rumstehen musste. Bill hatte Charlie, Percy seine blöden Bücher, Ginny hatte uns sowieso alle in der Tasche und du… tja, eben du und Fred.“

Okay, diese Unterhaltung ist dabei, einen ganz und gar unguten Verlauf zu nehmen.

„Ron“, sage ich bestimmt und frage mich gleichzeitig, ob er für diese Art von Unterhaltung nicht vielleicht an den absolut falschen Bruder geraten ist, „Darum geht’s doch jetzt gar nicht.“

„Ich weiß“, brummt er, „Es ist nur… es… es geht gar nicht so sehr um die Hochzeit…“

Er lässt den Satz hoffnungsvoll in der Luft hängen und ich versuche ehrlich, mich zu konzentrieren. Mag ja sein, dass wir uns immer über ihn lustig gemacht und ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit aufgezogen haben, aber auf der Weasely-Leiter stehe ich immer noch ein paar Stufe über ihm, was bedeutet, dass ich zuständig bin, wenn er mal ernsthaft in Schwierigkeiten steckt.

So macht man das in Familien.

Blöd nur, dass ich keinen blassen Schimmer habe, was er meint.
Wo steckt Fred, wenn man ihn mal braucht?
„Nicht um die Hochzeit“, hake ich nach „Sondern…?“

Er hebt die Schultern und seufzt abgrundtief. „Das Problem ist nicht das Heiraten, sondern viel mehr… na ja, das Verheiratet-sein.“

Oha.
Na gut, schön. Das sehe ich ein.
Aber er ist definitiv an den falschen Bruder geraten. Ich meine, klar, ich verstehe sein Problem, aber… wie soll ausgerechnet ich ihm da weiterhelfen können?

Ich bin schlieĂźlich nicht verheiratet.

Einen Augenblick lang spiele ich mit dem Gedanken, einfach ganz laut nach Bill zu brĂĽllen. Der wĂĽrde wenigstens wissen, wovon er redet.

Ron beendet diese Idee, bevor ich sie in die Tat umsetzen kann.
„Wie…“, er zupft an seinem Ärmel herum, „Wie kriegt ihr das eigentlich hin?“

Ich starre ihn an. „Wie kriegt wer was hin?“

Zwar kann ich es nicht sehen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Augen verdreht. „Na ihr beide“, sagt er genervt, „Du und Fred.“

Es dauert ein paar Sekunden, bis mein Gehirn so richtig kapiert hat, wovon er redet.
„Ron“, sage ich dann langsam, „Dir ist schon klar, dass Fred und ich nicht verheiratet sind, oder?“
„Ja, aber-“
„Gut.“

„Merlin“, knurrt er, „Halt die Klappe, so meine ich das doch gar nicht.“
„Und was meinst du dann?“

„Na ja, also…“, das Zupfen wird stärker, „Ich meine, ihr… ihr steckt doch dauernd zusammen.“

Jetzt bin ich an der Reihe mit Augenverdrehen.
„Was du nicht sagst, du Genie.“

Aber diesmal lässt er sich davon nicht beeindrucken. „Eben“, sagt er hastig, „Ich meine, ihr wohnt zusammen und ihr… ihr teilt euch sogar das Bett.“

Irgendwie habe ich plötzlich das Gefühl, mich – uns – verteidigen zu müssen.
„Nicht immer“, werfe ich ein, „Klar? Nur ab und zu. Und es ist auch kein bisschen witzig-“

„Ja, ja“, er winkt ungeduldig ab, „Ihr steckt jedenfalls schon euer ganzes Leben so gut wie jede Sekunde zusammen und das… das ist doch ungefähr so, wie verheiratet zu sein, oder?“

Ich weiĂź, dass ich etwas sagen sollte, irgendwas.
Aber mir fällt ums Verrecken nichts ein.
Immerhin… auf der einen Seite ist das, was er da sagt, der größte Schwachsinn, den ich jemals gehört habe und auf der anderen Seite… keine Ahnung, ich schätze, man könnte unsere ganze Zwillings-Kiste gar nicht besser auf den Punkt bringen.
„Ähh…“

„Ich will bloß wissen“, fährt er fort, „…wie ihr das hinkriegt. Sonst nichts.“

Ich erinnere mich daran, dass ich auch ĂĽber so etwas wie eine voll funktionstĂĽchtige Stimme verfĂĽge.
„Ron, das kann man doch nicht mal ansatzweise vergleichen!“

„Und ob man das kann.“
„Kann man nicht.“
„Ich finde schon.“

Ich seufze. „Kann man eben nicht und weißt du auch, warum?“

Er schweigt, was ich als Aufforderung zum Weiterreden auffasse.

„Ich brauche Fred die meiste Zeit nicht mal anzusehen, um zu wissen, was er denkt und du – sei ehrlich – hast neunundneunzig Prozent des Tages nicht mal den Hauch einer Ahnung, was im Kopf deiner Verlobten vor sich geht.“

Irgendwie seltsam… so deutlich habe ich das mit Fred und dem Gedankenlesen bisher noch nie irgendjemandem gesagt. Und jetzt? Ausgerechnet Ron.
Komisches GefĂĽhl.

Er lässt seinen Kopf mit einem leisen Stöhnen zurück auf seine Knie fallen.
Treffer, versenkt.

„Ich krieg das nicht hin“, nuschelt er undeutlich, „Ich krieg das nicht hin, nie im Leben.“

„Doch“, sage ich entschlossen, weil es mittlerweile einfach Zeit wird, mal ein bisschen positiv zu denken, „Du kriegst das hin und damit basta.“

Ron muss man einfach von Zeit zu Zeit rumkommandieren.
Der braucht das.

In der Dunkelheit kann ich erkennen, dass sich sein Kopf unsicher in die Höhe hebt.
„Sicher?“

„Ganz sicher“, sage ich aufmunternd, weil man sich ja schließlich nichts abbricht, wenn man alle paar Jahre mal nett zu seinem kleinen Bruder ist, „Du schaffst das, Ronnie, davon bin ich überzeugt. Und wenn nicht… im Notfall ist die gute Granger ja auch noch da.“

Sekundenlang herrscht Schweigen.
„Gut“, sagt er dann und ist plötzlich auf den Beinen. Sein zuversichtliches Grinsen ist im fahlen Lichtschein des Fensters zu sehen. „Los, komm, wir gehen wieder rein.“

Ich lehne ächzend meinen Kopf gegen die Hauswand. Aufstehen – keine gute Idee.
Mein ganzer Körper fühlt sich bleischwer an und ich habe das Gefühl, dass ich – Kälte hin oder her – ewig hier sitzenbleiben könnte.
„Schön, dann sei so gut und hilf deinem alten, gebrechlichen Bruder mal beim Aufstehen, ja?“

Er zieht mich in die Höhe und scheint dabei mehr Mühe zu haben als Fred auch noch in der allerschlechtesten Verfassung.

„Hey“, sagt er leise, als ich schon im Begriff bin, wieder zurück in die Wärme zu flüchten, „Ähm, George?“

Ich drehe mich nicht um, weil ich mir ziemlich sicher bin, dass ich weiß, was jetzt kommt. „Was?“

„Also… danke.“

Ich zucke mit den Schultern. „Sag’s nicht weiter, klar?“

Hey, was denn? Das hier ist immer noch Ron.
Bei dem habe ich durchaus einen Ruf zu verlieren.


~-~-~-~


„Rooooon!“, schallt es uns entgegen, als wir wieder ins Hinterzimmer kommen und alle, die noch halbwegs aufrecht stehen können, torkeln ihm entgegen, um ihn zu umarmen.
Er grinst freudig ĂĽberrascht und Harry drĂĽckt ihm mit Nachdruck eine halbleere Flasche mit hellrosa Inhalt in die Hand.
„Trink das.“

In der Ecke ist der schlafende Oliver gerade dabei, von Charlies Schulter weiter in seinen SchoĂź zu rutschen.
Ich setzte mich zu Fred und Bill auf die Bank.

Fred breitet in gespielter Begeisterung die Arme aus.
„Geooooorge!“

„Klappe zu“, ist alle, was ich sage, bevor ich mich neben ihn fallen lasse.

Er zuckt zusammen. „Woah, verdammt. Verzieh dich bloß, du bist eiskalt!“
Ich grinse herausfordernd und rücke ihm nach. „Wie über herzlos von dir.“

Bill schmunzelt und entkorkt eine Flasche Feuerwhiskey mit den Zähnen.
„Da“, sagt er und hält sie mir entgegen, „Das wärmt.“

„Glaub ich dir aufs Wort“, grinst Fred, schnappt mir die Flasche vor der Nase weg und schlingt stattdessen einen Arm um meine Schultern, „Na komm, Prinzessin. Bevor du noch erfrierst.“

Ich nehme ihm meinen wohlverdienten Whiskey wieder aus der Hand.
„Spar dir das ja?“, der Alkohol brennt sich seinen Weg über meine Kehle hinunter in meinen Magen, „Ich hab grad n’Familiendrama behoben.“

„Ah“, macht Fred unbeeindruckt, „Sonst noch was?“

Der nächste große Schluck. „Nö, das war’s eigentlich.“
„Keine richtigen Katastrophen?“
„Tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen.“
„Tse.“

Neben uns lacht es leise. „Ihr beiden seid so was von unmöglich.“

„Yep“, sage ich ungerührt, schwinge meine Beine auf die Bank und lehne mich mit meinem ganzen Gewicht an Fred, der ein Stück herumrutscht und seinen Griff um meine Schultern verstärkt, um zu verhindern, dass ich auf dem Boden lande, „Und außerdem sind wir verheiratet. Schon gewusst?“

Bill zieht eine Augenbraue hoch. „Ach, tatsächlich?“

Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, dass Rons Ohren rot anlaufen. Anscheinend kann er uns ziemlich gut hören, auch wenn er uns den Rücken zudreht.

„Jahh“, sagt Fred (ich kann praktisch hören, dass er grinst) und fährt mir mit der freien Hand nicht allzu sanft durch die Haare, „Auch wenn ich nie ’nen Ring von ihm gesehen habe, dem geizigen Bastard.“

„Sorry“, gebe ich zurück, „Lag wahrscheinlich daran, dass ich damit beschäftigt war, geboren zu werden und so weiter.“

„Ausreden!“, empört er sich, „Nichts als Ausreden!“

„Ich schlage vor, ihr bereinigt euren kleinen Ehestreit, während ich nachsehen gehe, ob Dean Thomas da unten noch lebt“, Bill steht bedächtig auf, „Und wenn ich wieder da bin, sehen wir mal nach, ob wir den Vollrausch, den die alle inzwischen haben, noch aufholen können. Okay?“

„Hört sich sehr vernünftig an“, sagt Fred, „Weib? Was sagst du dazu?“
„Mhm, du Göttergatte“, ich grinse träge, „Wirklich wahrhaft wunderbarer Vorschlag.“


~-~-~-~

Einmal MUSSTEN sie einfach nett zu Ron sein.

Wie gesagt, das letzte Kaptiel fĂĽr gut und gernde drei Monate, weil ich kommenden Samstag nach Beligen fahre, um dort meine Praxis zu absolvieren - und ich hab absolut keine Ahnung, ob ich Internetzugang haben werde oder nicht.

Danke fĂĽrs Lesen, Leute! Ihr seid T.O.L.L. (meine Total Obercoolen Lieblings-Leser)


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