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Fanfiction

Weasleys’ Wizard Wheezes - Die ruhigen Tage sind vorbei! - Viel Lärm um nichts

von S_ACD

Mesdames et Messieurs, seulement trois mots:
Ich. Habe. Internet.

Yeeeeaaaaahhh!

Doch keine drei Monate Einsiedler spielen!
Juhu. =)



~-~-~-~

„George.“

Mein Kopf fühlt sich an, als würde er gleich aus allen Nähten platzen und in sämtliche Himmelsrichtungen davon springen. Ich bringe es nicht übers Herz, auch nur zu blinzeln und verziehe stattdessen unwillig die Mundwinkel.
„Gnmmmh?“

Jemand rüttelt an meiner Schulter. „George, aufwachen.“

Diesmal erkenne ich die Stimme – Fred. Mein herzallerliebster Zwillingsbruder.
Wie sehr ich ihn doch hasse.

Das RĂĽtteln geht weiter und ich stoĂźe seine Hand ungehalten weg.
Soll er mich doch mal kreuzweise. Sogar mein kleiner Finger ist viel zu müde, um sich auch nur ansatzweise bewegen zu können.

„George.“
Ich drehe mich Richtung Wand, weg von seiner Hand und seiner nervtötenden Stimme und registriere wie nebenbei, dass sich selbige auch nicht besonders fit anhört.
Mal ehrlich, wenn er es wirklich drauf anlegen würde, mich aus dem Bett zu kriegen, dann wären ihm längst tausend effektivere Methoden eingefallen.

„George.“
„…nein“, knurre ich und ziehe mir die Decke über den Kopf.

„George, Lagebesprechung.“
„…was?“
„Lagebesprechung für die Hochzeit. Mum war eben hier.“

Ich blinzle vorsichtig unter der Decke hervor und stelle mit Genugtuung fest, dass er genauso hundmĂĽde und desorientiert aussieht, wie ich mich fĂĽhle.
„Merlin, wie spät ist es bitte?“

Sein Gesicht verzieht sich missmutig. „Irgendwas vor halb sieben.“

Ich stöhne ins Kissen. „Ist sie denn irre?“

„Offensichtlich“, er gibt mir einen halbherzigen Stoß, „Los, komm schon. Aufstehen.“
„Vergiss es.“
„Steh auf.“
„Nein.“
„George!“
„Du kannst mich.“

Sekundenlang ist es still, dann lässt sich etwas neben mir ins Bett fallen wie ein nasser Sack und die alten, ausgeleierten Bettfedern quietschen empört.
Ich mache kommentarlos die Hälfte des Kopfkissens frei und lasse zu, dass ein Stück der Decke weggezogen wird.

„Sie wird uns umbringen“, murmelt es gedämpft an meinem Rücken, „Das ist dir doch wohl hoffentlich klar?“
„Hn.“

Man muss schließlich Prioritäten setzen.


~-~-~-~


„FRED UND GEORGE WEASLEY!“

Ich fahre ruckartig in die Höhe, stoße auf Widerstand, der urplötzlich verschwunden ist und dann gibt es ein dumpfes Geräusch, als etwas hart auf dem Fußboden aufschlägt.
„Ungh… autsch.“

Ich blinzle einmal, zweimal, das Bild wird scharf und mir wird klar, dass ich soeben Fred aus dem Bett auf die Dielen befördert habe. Was an und für sich nicht unbedingt etwas ist, auf das ich stolz sein würde, aber im Moment beschäftigt mich sowieso nur eins: Die raschen, unheilverkündenden Schritte, mit denen jemand die Treppe hochkommt.

„Scheiße“, murmle ich, fahre mir übers Gesicht und schwinge dann die Beine aus dem Bett, wobei ich nur um Haaresbreite den Kopf meines Zwillingsbruders verfehle, der gerade dabei ist, sich schwerfällig aufzurappeln.

„Kannst du laut sagen“, nuschelt er verschlafen. Als die Schritte unser Stockwerk erreicht haben, hasten wir beide bereits mehr oder weniger aufrecht im Zimmer herum und rennen dann beinahe ineinander, als wir gleichzeitig zu unseren Klamotten wollen.

Gerade, als ich den Stoff meines Umhangs zwischen den Fingern spĂĽre, fliegt die TĂĽr auf.

„WAS DENKT IHR EUCH EIGENTLICH?!“

Wir zucken gleichzeitig zusammen.
„Morgen, Mum“, versuche ich hoffnungsvoll.
„Gut geschlafen?“, ergänzt Fred genauso hoffnungsvoll.

Natürlich ist klar, dass uns kein höflicher Smalltalk der Welt vor der Tatsache retten wird, dass wir an Rons großem Tag desorientiert und unvollständig bekleidet in unserem (schön, wenn man’s genau nimmt, Percys) altem Zimmer herumstehen, obwohl wir längst draußen im Garten sein und dafür sorgen müssten, dass ebendieser große Tag unvergesslich wird.

„IHR BEWEGT EUCH JETZT AUF DER STELLE NACH UNTEN UND LEISTET EUREN BEITRAG, HABT IHR DAS VERSTANDEN?!“

Um ein Haar rutscht mir die Erwiderung „Klar haben wir das verstanden, war ja auch nicht zu überhören“ heraus, aber ich reiße mich gerade noch rechtzeitig am Riemen.
Ich bin schlieĂźlich nicht lebensmĂĽde.

„Laut und deutlich“, sage ich stattdessen, „Sind in fünf Minuten da.“
Fred nickt bloß zustimmend, zieht sich das alte, graue T-Shirt über den Kopf, in dem er schon seit mindestens zwei Wochen geschlafen hat und räuspert sich vernehmlich.
„Dürften wir vorher vielleicht um ein klein wenig Privatsphäre bitten?“

Mums Blick wandert misstrauisch zwischen uns beiden hin und her, wird schlieĂźlich unmerklich weicher und sie nickt.
„Das Frühstück steht auf dem Tisch.“ Mit diesen Worten tritt sie den Rückzug an.

„Toll“, meint Fred trocken, kaum das sie draußen ist, „Wäre mir wesentlich lieber, sie würde uns stattdessen noch zwei Stunden pennen lassen.“

„Träum weiter“, ich grinse und gähne dann verhalten, „Kopfschmerzen?“

Eigentlich ist die Frage überflüssig. Immerhin habe ich auch keine und das ist in neun von zehn Fällen ein verlässliches Zeichen dafür, dass Fred ebenfalls vom schlimmsten Kater verschont geblieben ist.
Ich werde nicht enttäuscht.

„Ne“, er schüttelt unbekümmert den Kopf, gähnt ebenfalls und hält dann fragend ein Paar Jeans in die Höhe, „Deine oder meine?“


~-~-~-~


Der Tag scheint wunderbar warm und sonnig zu werden und eigentlich hätte ich absolut kein Problem damit – wenn ich Ron und Hermine etwas gönne, dann ist es auf jeden Fall gutes Wetter an ihrem Hochzeitstag. Allerdings gilt das nur so lange, bis ich feststellen muss, dass es bei der herrschenden, März-untypischen Hitze überhaupt keinen Spaß macht, draußen im Garten herumkommandiert zu werden.

Das Zelt steht, aber im Gegensatz zu Bill und Fleurs Hochzeit sind weit und breit keine Kellner zu sehen, was offiziell daran liegt, dass sie die ganze Sache im kleinen „familiären Rahmen“ halten wollen.
Ich persönlich habe ja den Verdacht, dass sie sich diesen Luxus einfach nicht leisten können.

Nicht, dass ihr hier was missversteht, Leute – ich hab grundsätzlich überhaupt nichts gegen familiäre Rahmen. Kann mitunter ganz gemütlich sein und ich verstehe ja auch das ganze Gerede von wegen Vertrautheit und Beschaulichkeit (auch wenn die Cousinen von Fleur anno dazumal schon ’ne feine Sache waren), aber wenn anstelle der angeheuerten Bankettkellner wir in der Affenhitze schuften müssen, dann hört der Spaß auf.

Vor allem, wenn hier drauĂźen Fleur das Kommando hat.

Ginny ist bei Hermine, Harry bei Ron, Mum kümmert sich um das ganze Essen, Dad hat sich – sehr zum Unwillen aller Anwesenden – ins Ministerium geflüchtet (Angeblich, weil er vergessen hatte, irgendeinen dringenden Zwischenbericht abzugeben, aber hey- ich fresse einen Besen, wenn das auch nur ansatzweise wahr ist…) und Bill und Charlie sind offiziell nicht zuverlässig genug, um die Verantwortung für die Örtlichkeiten übertragen zu bekommen.

Außerdem fehlt ihnen das sogenannte „feminine Gespür“ für Details.
Was auch immer das sein soll.

„Fred?“, reißt mich die hinreißende Stimme unserer im Augenblick ganz und gar nicht hinreißenden Schwägerin aus den Gedanken, „’Abt ihr an den Tisch gedacht?“
„Ich bin George“, korrigiere ich automatisch und verpasse Fred, der mit glasigem Blick an einem der Sesselstapel lehnt, die wir eigentlich aufstellen sollten, einen Stoß in die Rippen.

Fleur geht überhaupt nicht darauf ein. „’Abt ihr?“
„Klar“, sagt Fred hastig, „Der Tisch, aber natürlich.“
„Längst erledigt“, füge ich hinzu, „Überhaupt kein Problem.“

„Gut.“ Sie sieht eine Sekunde lang beinahe so aus, als wäre sie zufrieden, bevor sie uns stehen lässt und zu ihrem Ehegatten hinübereilt, der, wie man ihrer aufgebrachten Debatte entnehmen kann, seine Stühle einen Tick zu weit rechts verteilt hat.

„Fred“, sage ich langsam, ohne den Blick von Bill zu nehmen, der mit den Händen herumgestikuliert, als gäbe es kein Morgen, „Welchen Tisch hat sie gemeint?“
„Tjaaa“, gibt er zurück, „Ganz ehrlich? Ich hab nicht die leiseste Ahnung.“


~-~-~-~


„Wie spät?“
„Halb zwölf.“
„Urgh…“

Gute drei Stunden noch, dann mĂĽndet der ganze Zirkus hier endlich in der Trauungsfeier.
Kann’s kaum erwarten.

Wir sitzen zusammen mit Charlie auf der Stufe zur Hintertür und essen trockenen Toast zusammen mit Johannisbeergelee und dem bisschen gebratenen Speck, das vom Frühstück noch übrig geblieben ist. Die Küche ist blockiert, denn dort befinden sich momentan – einmal abgesehen von Bergen an essbarem Zeug, über das Mum wacht wie der reinste Höllenhund – Hermine Grangers Eltern, die Dad vor einer halben Stunde mitgebracht hat.

Sie werden herzlich bewirtet, machen einen durch und durch netten Eindruck und wirken kein bisschen mehr verwirrt als nötig – besser gesagt, sie taten das, bis Dad in seiner Begeisterung begann, sie über „Blitzisten“, „Weitseher“ und „Batter-Reihen“ auszufragen.

„Meine Fresche“, nuschelt Fred neben mir und reicht die gusseiserne Pfanne mit dem Speck, die wir gleich als ganzes aus der Küche haben mitgehen lassen, an Charlie weiter,
„Wasch ischt blosch mit diesche’ Frau losch?“

Charlie angelt sich einen Speckstreifen mit den Fingern und runzelt die Stirn. „Mit Mum?“

„Er meint Fleur“, erkläre ich, pappe den letzten Speckstreifen auf die mit Gelee bestrichene Toastscheibe und ignoriere das angewiderte Gesicht unseres Zweitältesten, „Die ist ja heute wirklich nicht kleinzukriegen.“

„Hm“, macht Charlie mit rätselhaftem Grinsen, „Um ehrlich zu sein, das liegt aber nicht an der Hochzeit.“

Fred schluckt hinunter. „Was?“

„Es liegt nicht an der Hochzeit, dass sie zurzeit ein bisschen explo-… hm, sagen wir mal, emotional ist“, wiederholt Charlie und sein Grinsen wird breiter, „Es gibt… scheiße, eigentlich darf ich euch das gar nicht sagen.“

Was natĂĽrlich der komplett falsche Satz ist, um Fred und mich von irgendeinem Geheimnis fernzuhalten. Wir wechseln einen blitzschnellen Blick.

„Aha, aha“, Fred schiebt sich den letzten Rest seines Toasts in den Mund, „Totaal verschdändlich.“
„Also los, raus mit der Sprache“, ergänze ich.

Charlie dreht das Geleeglas unentschlossen in den Händen herum (Wie schafft es dieser Mensch eigentlich, immer so gottverdammt muskulös auszusehen? Ich meine, ernsthaft, was macht der da unten in Rumänien? Aufbauendes Krafttraining?) und überlegt.

„Okay“, sagt er schließlich und man merkt deutlich, dass er es sowieso nicht für sich behalten will, „Aber ihr habt das nicht von mir, kapiert?“

„Versteht sich.“

„Also“, er stellt das Glas auf die Stufe und lehnt sich zurück, „Sie… na ja, sie ist schwanger.“

„Äh“, macht Fred.
„Was?“, mache ich.
„Ernsthaft?!“, fragen wir gleichzeitig.

Unser Zweitältester nickt grinsend. „Yep. Sie wissen’s seit ungefähr drei Tagen, aber sie wollen es Mum erst sagen, wenn…“, er macht eine ausholende Handbewegung, „Ihr wisst schon. Wenn das alles hier vorbei ist.“

Verständlich.
Mum wĂĽrde wahrscheinlich vollkommen ausflippen, wenn sie zeitgleich zur Hochzeit auch noch mit ihrem ersten Enkelkind konfrontiert werden wĂĽrde.

In meinem Magen breitet sich ein warmes, prickelndes GefĂĽhl aus.
Fleur schwanger, das ist… wow. Ernsthaft.
Einfach nur wow.

„Fred“, sage ich und stelle fest, dass mir das breite Grinsen noch um eine Spur leichter fällt als sonst, „Wir werden Onkel.“
„Jaah“, er starrt versonnen auf das (diesmal himmelblaue) Zelt, „Mann, das ist echt n’Hammer.“

„Kannst du laut sagen“, Charlie stellt das Geleeglas in die mittlerweile leere Pfanne, „Aber wie gesagt… ich hab euch das nicht erzählt, klar?“
„Sonnenklar.“


~-~-~-~


„Wie spät?“
„Fünf vor eins.“

Wir spähen vorsichtig um die Ecke. Die Küche scheint weitgehend leer zu sein, aber das kann täuschen. Vielleicht ist das bloß eine Falle.

„Die Pasteten“, zischt mir Fred ins Ohr, „Lass uns was von den Pasteten nehmen.“
„Aber die stehen am anderen Ende“, zische ich genauso leise zurück.
„Okay… was ist mit den Brötchen?“

Ich betrachte zögernd die Tablett-Reihen mit belegten Brötchen, die in Hüfthöhe neben dem Küchentisch schweben. Wenn wir da welche wegnehmen, hat uns Mum schneller am Wickel, als wir „Bande blamabler Brüllaffen“ sagen können.
„Als ob das nicht auffällt!“
„Dann nehmen wir gleich ein ganzes Tablett.“
„Bist du lebensmüde?“
„Ich mein ja nur!“

Ich mache langsamen erst einen Schritt, dann noch einen.
„Hey“, ich grinse in mich hinein, „Wie wär’s mit ’nem Stück von der Hochzeitstorte? Natürlich immer mal vorausgesetzt, Mum hat sie mit keinem Fluch belegt…“
„Klaaar“, Fred stützt sich grinsend auf eine der Sessellehnen und legt den Kopf schief, „Die Hochzeitstorte, aber sicher doch. Wie war das noch mal von wegen lebensmüde?“

Ich verbeiße mir ein Lachen, schiebe die Hände tief in die Taschen und stoße dort auf etwas Unbekanntes. „Was…?“
Zwei Sekunden später habe ich eine alte Kotzpastille ans Tageslicht befördert.

Fred betrachtet sie nachdenklich. „Denkst du, die funktioniert noch?“
Ich zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung. Kannst sie ja testen.“

Er schüttelt grinsend den Kopf. „Danke, ein Andermal vielleicht.“
„Feigling.“

Draußen auf dem Flur sind Schritte zu hören und wir sehen alle beide alarmiert auf. Ich knalle die Kotzpastille auf die Tischplatte und greife ohne nachzudenken nach einem der Brötchen-Tabletts. Kein Fluch, kein Widerstand, kein gar nichts.
Puh…

„Und ich dachte, das fällt auf“, stichelt Fred, aber ich gehe gar nicht darauf ein, sondern packe ihn bloß an der Schulter, um ihn zur Treppe herumzudrehen und schubse ihn in die entsprechende Richtung.

„Seien Sie so gut, mein lieber Sir und stecken Sie sich ihre Rechthaberei sonst wohin.“
„Wie charmant“, flüstert er zurück, als wir so leise wie möglich nach oben huschen.

An Ginnys ehemaliger Zimmertür (inzwischen bewohnt sie nämlich zusammen mit Harry unser ehemaliges Zimmer – zumindest so lange, bis das ehemalige Ordens-Quartier am Grimmauldplatz wieder einigermaßen bewohnbar ist) klopfen wir unauffällig.

Die Tür öffnet sich einen Spaltbreit und Ginny grinst erfreut, als sie uns sieht.
„Na endlich.“

„Tse“, macht Fred, als wir uns ins Zimmer schieben, „Da riskiert man sein Leben, um zu verhindern, dass die Braut noch vor der Hochzeit verhungert-“
„-und dann wird das nicht mal zu würdigen gewusst!“

„Ihr übertreibt“, stellt jemand trocken fest und als ich aufsehe, klappt mir beinahe die Kinnlade hinunter.

Ich meine, ich wusste ja schon immer, dass Hermine Granger weiblich ist und hey- ganz ehrlich, es gab durchaus schon Gelegenheiten, bei denen man das als männlicher Zuseher feststellen konnte, ohne einen Blick auf die Geburtsurkunde werfen zu müssen, um sicherzugehen, aber DAS hier…

Fred pfeift anerkennend durch die Lippen. „Woah.“
Ich grinse vor mich hin. „Du solltest öfter in Hochzeitskleidern rumlaufen.“

Ginny verpasst uns beiden einen Schlag auf den Hinterkopf.
„Idioten“, sagt sie schmunzelnd, „Aber wenn ihr schon mal hier seid, könntet ihr sie dann wenigstens davon überzeugen, dass sie ganz und gar nicht lächerlich aussieht?“

„Also, das…“, Granger betrachtet sich zögernd in dem riesigen Spiegel, von dem ich bisher keine Ahnung hatte, dass wir ihn überhaupt besitzen, „Ich meine… lächerlich, so hab ich das doch gar nicht…“

Unsere Schwester ist unerbittlich. „Doch, hast du“, sagt sie, „Und seit gut einer halben Stunde versuche ich ihr klarzumachen, dass sie toll aussieht.“

Fred und ich legen gleichzeitig den Kopf schief und Grangers Wangen färben sich rosa.

„Ihr…“, sie winkt ab, „Vergesst es, klar? Ich will’s gar nicht hören.“

„Heeey“, Fred breitet die Arme aus, „Wie gemein. Haben wir etwa kein Recht-“
„-auf freie Meinungsäußerung?“

Granger schiebt sich eine Haarsträhne aus den Augen.
„Es…“, sie zupft an dem Kleid herum, „Es ist einfach viel zu weiß! Zu weiß und es hat zu viel Spitze und ist überhaupt zu… zu…“
Sie lässt auf sehr unbrautmäßgie Art und Weise die Schultern hängen.

Ginny lehnt an der Kommode, schiebt sich ein Brötchen nach dem anderen in den Mund und beobachtet die ganze Szene grinsend. Ich habe deutlich das Gefühl, dass sie diese Argumente heute schon öfter gehört hat.

„Hm“, sagt Fred mit Kennermiene, runzelt die Stirn und tippt sich ans Kinn, „Vielleicht liegt das ja nur an mir, aber sollten Brautkleider das nicht normalerweise sein?“

Granger sieht irritiert auf. „Was?“

„Weiß“, antworte ich todernst, „Und von daher… doch, Fred, ich glaube, du hast Recht. Von diesem Standpunkt aus scheint das ein vollkommen tadelloses, äußerst geeignetes Brautkleid zu sein.“

„Bitte sehr“, Fred macht eine galante Handbewegung, „Da hast du’s!“

„Ich wusste es“, Granger vergräbt mit einem leisen Stöhnen das Gesicht in den Händen, „Merlin, ich wusste es. Ich sehe total bescheuert au-“

„Schwachsinn!“, unterbricht sie unsere kleine Schwester so heftig, dass Fred und ich erschrocken zusammenzucken, „Du siehst fabelhaft aus, einfach wunderbar! Meine Güte, Ron fallen wahrscheinlich die Augen aus dem Kopf, wenn er dich so sieht.“

Mein Zwillingsbruder deutet mit dem Zeigefinger auf Ginny.
„Das stimmt wahrscheinlich sogar.“

Ich nicke zustimmend. „Aber hallo! Wir haben Glück, wenn der uns nachher nicht vor dem Altar aus den Latschen kippt.“

Fünf Minuten später, als wir uns auf dem Weg zurück in den Garten befinden (schließlich gibt es ja noch soooo viel zu tun…), überlege ich, was wohl passieren würde, würde Ron tatsächlich ohnmächtig vor dem Altar zusammenklappen.

DAS wäre echt mal genial.

„Was meinst du“, reißt mich Freds Stimme aus meinen amüsanten Tagträumen, „Wie stehen die Chancen, dass Ronnie nachher wirklich ohnmächtig wird, wenn er sie sieht?“

Ich verbeiße mir ein Lachen. „Mit oder ohne unserer Hilfe?“


~-~-~-~


„Fred, wie spät?“
„Irgendwie fragst du mich das heute dauernd.“
„Nicht die Antwort, die ich hören wiii~ll“, säusle ich vor mich hin.

Er verdreht die Augen. „Knapp vor halb drei.“

„Geht doch.“
„Klappe zu.“

Wir stehen Schulter an Schulter vor dem Spiegel und betrachten uns und unsere neuen Festumhänge.

„Mann“, sagt Fred bewundernd, „Sehen wir GUT aus.“
Und ich kann ihm natürlich nicht sagen, dass er sein arrogantes Gehabe lassen soll, weil das ein glattes Eigentor wäre.

Irgendwie…
„Fred“, sage ich langsam, „Ich finde, wir sollten uns die Haare schneiden.“

Er sieht überrascht auf. „Was, jetzt sofort?“
Ich rolle mit den Augen.
„Nicht jetzt, du Idiot. Überhaupt.“

Sekundenlang betrachtet er mich nachdenklich.
„Und“, murmelt er schließlich, „Was ist mit…?“

Ich winke ab. „Vergiss es“, sage ich entschlossen, „Dass sie uns ständig vertauschen, der Witz ist sowieso überholt.“

Schweigen.

„Okay“, sagt er nach einer Weile und klingt dabei ein bisschen zögernder als sonst,
„Meinetwegen. Aber jetzt bringen wir erstmal diese Trauung über die Bühne.“

„Weil ohne uns ja gar nichts läuft, was?“
Ich bin erleichtert, als ich ihn grinsen sehe.

„Du hast es erfasst, Bruderherz… du hast es erfasst.“


~-~-~-~


Irgendwas stimmt nicht.

Wir merken es gleich, als wir in die KĂĽche kommen. Irgendwas liegt in der Luft.
Aber im Türrahmen steht nur Grangers Mutter, die Arme verschränkt und sieht leicht besorgt drein.
Die schwebenden Brötchentabletts scheinen sie nicht zu stören.

Sie sieht auf, als wir hereinkommen.
„Tag, Mrs. Granger“, sagen wir gleichzeitig.

„Hallo“, sagt sie lächelnd. Sie hat eine angenehme Stimme und wirkt nicht mal annähernd so gewissenhaft wie ihre Tochter – allerdings hat Hermine ihre haselnussbraune Haarflut eindeutig von ihrer Mutter geerbt.
„Sie sind…“, sie runzelt leicht die Stirn, „Ähm… auf jeden Fall die Zwillinge. Tut mir furchtbar leid, entschuldigen Sie bitte.“

Sie fährt sich durch die Haare. „Es ist nur, ich habe allein in den vergangenen zwei Stunden so viele neue Leute kennengelernt…“

Ich winke ab. „Kein Problem.“
„Fred und George“, sagt Fred und grinst beinahe aufrichtig.

„Ah“, sagt sie und lacht, „Genau. Ich fürchte nur, ich werde Schwierigkeiten haben, Sie beide auseinanderzu-“
„Aaach, egal“, ich grinse ebenfalls, „Sagen Sie einfach irgendwas, einer von uns beiden wird sich schon angesprochen fühlen.“

Sie lacht wieder und sieht ihrer Tochter dabei plötzlich viel ähnlicher.
„Verstehe.“

„Was ist eigentlich los?“, fragt Fred nach ein paar Augenblicken, „Wo sind denn alle?“

DrauĂźen im Garten kann man reges Treiben beobachten, aber das meint er nicht.

„Es…“, Mrs. Granger sieht ein bisschen besorgt aus, „Es ist… irgendwas scheint mit dem Priester nicht zu stimmen.“
Einen Augenblick lang sind wir verdutzt. Priester?
Dann fällt mir ein, dass Grangers Mutter ja keine Zauberin ist.

„Sie meinen den Zauberer, der die Zeremonie abhalten soll?“
Sie nickt erleichtert. „Genau. Älterer Herr mit… sehr büscheligem Haar.“

Alles klar.

„Was ist mit dem?“

Sie hebt die Schultern. „Ihm scheint vorhin schlecht geworden zu sein… Ihr Vater hat sich sofort darum gekümmert, aber sie sind immer noch oben im Badezimmer und ich mache mir ein bisschen Sorgen, wissen Sie – mittlerweile ist nämlich auch schon einer Ihrer Brüder, der Älteste-“
„Bill.“
„Richtig, Bill. Also, der ist inzwischen auch schon oben und vor zwei Minuten hat er noch diesen netten Zauberer dazugeholt, der mit dem Kind und der… etwas tollpatschigen Frau… Mr. Lupin?“

„Genau.“
Wir lächeln aufmunternd, obwohl mir vollkommen klar ist, dass wir alle beide am liebsten hoch stürmen und nachsehen würde, was genau eigentlich los ist.
Aber wir bleiben.

„Wissen Sie, was er hat, der ähm… der Priester?“

Sie verzieht besorgt das Gesicht. „Er… na ja, er musste sich plötzlich übergeben. Es war richtig schlimm, er konnte gar nicht mehr aufhören. Hoffentlich ist alles in Ordnung…“

Mit einem Mal hämmert mir mein Herzschlag mit doppelter Geschwindigkeit und dröhnender Lautstärke in den Ohren. Neben mir wird Fred ganz steif.
Wir wechseln einen entsetzten Blick.

Dann schiele ich vorsichtig zur Tischplatte, auch wenn ich längst weiß, dass die alte Kotzpastille von vorhin nicht mehr dort liegen wird.

Heilige ScheiĂźe, das DARF doch ganz einfach nicht wahr sein!

„Verflucht“, faucht es neben mir, „Warum eigentlich immer wir…!“


~-~-~-~


Danke für die lieben Kommentare von wegen viel Glück und Spaß in Beligen - Zeit ist im Moment ein bisschen knapp, aber ich weiß das echt zu schätzen.
Danke! <3

Und ich hoffe, niemand ist enttäusch / sauer wegen Hermines Eltern, weil er sie sich ganz aaaanders vorgestellt hat. Die werden im Buch so gut wie gar nicht erwähnt (auch wenn ich mir einbilde, dass sie im zweiten Film mal eine Szene haben), deshalb habe ich bei diesem Thema im Prinzip Narrenfreiheit. Bis auf den Zahnarztberuf... aber der tut hier ja nichts zur Sache.

Und ich hasse Rosemarie nicht. Immerhin hab ich sie erfunden. Und es ist auch nicht gesagt, dass Fred sie hasst... obwohl. Na ja.
Ich finde den Namen einfach "passend", auch wenn ich meine Tochter nie so nennen wĂĽrde.


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