von S_ACD
Und weiter, weiter, immer weiter... hehe.
Ganz ehrlich? Aus irgendeinem Grund hatte ich bei diesem Kapitel einen MordsspaĂź.
Obwohl es so gefĂĽhlsdusselig ist. <_<
Keine Ahnung warum.
Und ich durfte mein grottiges Spanisch wieder hervorkramen. Hrhrhr... fĂĽr die paar mickrigen Phrasen hat's gerade noch gerreicht.
Meine Spanisch-Professorin wäre sicher stolz auf mich.
Duh.
~-~-~-~
Tick-tack. Tick-tack. Tick-tack.
Der erste klare Gedanke, der sich materialisiert, ist die Überraschung darüber, dass ich das gleichmäßige Ticken des Uhrwerks nicht nervtötend finde.
Tick-tack. Tick-tack.
Unerwartet Beruhigend. Beständig.
Ich ziehe die Hand unter dem Kopfkissen hervor. Das Bettlaken fühlt sich angenehm kühl an und der Drang, die Augen aufzuschlagen, lässt auf sich warten.
Wozu auch? Immerhin habe ich dieses harmonische Ticken, das mir mehr als eindeutig beweist, dass die Welt noch da ist, wo sie hingehört.
Tick-tack.
Irgendetwas regt sich in den Tiefen meines Gehirns, verschlafen und unwillig, während es sich mehr als genug Zeit lässt, um sich an die Oberfläche meines Bewusstseins vorzuarbeiten. Ich runzle die Stirn.
Irgendwas stimmt nicht. Irgendwas…
In meinem Zimmer steht keine Uhr.
Zumindest keine, die dermaĂźen laut tickt. Und in Freds auch nicht.
Die einzige Standuhr, die wir besitzen, steht im Wohnzimmer… aber um die dermaßen nahe an meinem Gehörgang ticken hören zu können, müsste ich auf unserem Sofa eingeschlafen sein und wäre ich auf unserem Sofa eingeschlafen-
Meine Augen öffnen sich ruckartig.
Hellblaue Tapete, weiĂź getĂĽnchte Decke. Angenehme Farben.
Ganz hĂĽbsch. HĂĽbsch und wahrscheinlich sogar geschmackvoll, wenn man von dem ganzen Krempel auch nur ein bisschen Ahnung hat.
Langsam und mit seltsam unguter Vorahnung dreht sich mein Kopf nach rechts.
Blinzle, schließe die Augen, öffne sie wieder und blinzle erneut, aber so sehr ich es auch versuche, das Bild bleibt das gleiche: Blonde Haarsträhnen und ein Stück nackte Schulter, von der die Bettdecke gerutscht ist.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich das ungute GefĂĽhl in meinem Magen nur deshalb nicht verdichtet, weil sich mein Gehirn im Augenblick noch weigert, die Bilder zu verarbeiten, die meine Augen liefern.
Ich schlucke und hoffe, dass der schlaftrunkene Zustand (der mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit momentan das einzige ist, das die aufkeimende Panik verhindert) noch eine Weile anhält. Kein solches Glück.
Die Erinnerungen kehren ungefragt eine nach der anderen an ihren angestammten Platz zurĂĽck und ich schaffe es, die Panik noch ein StĂĽck hinauszuschieben, indem ich mir das unheilverkĂĽndende Gesamtbild in aller Deutlichkeit vor Augen fĂĽhren lasse.
…der erste hastige Kuss im Hinterzimmer, der Tisch ist im Weg und auf der gottverdammten Bank überhaupt viel zu wenig Platz…
Der massive Sekundenzeiger tickt unbarmherzig weiter und ich ziehe so leise und unauffällig wie möglich meinen zweiten Arm unter dem Kopfkissen hervor.
Wenigstens kuscheln wir nicht.
…raus aus dem Tropfenden Kessel – hastiger Gedanke an Fred und Miguel, die beide voraussichtlich ziemlich angepisst sein werden, wenn sie bemerken, dass ich nicht mehr da bin…
Männer sind triebgesteuerte Vollidioten.
Wem haben wir diese Perle der Weisheit noch mal zu verdanken? Ginny? Katie Bell? Granger? Ich kann mich nicht erinnern, aber das schmälert den Wahrheitsgehalt der Aussage wohl nicht im Geringsten.
…ein enger Hausflur, das Öffnen der Haustür ist um einiges schwieriger, wenn man gleichzeitig damit beschäftigt ist, die Knöpfe einer Bluse aufzufummeln…
Die ersten paar Sonnenstrahlen scheinen schĂĽchtern durch den Vorhangspalt und erhellen neben femininen Mobiliar auch die kreuz und quer im Zimmer verstreuten Klamotten. Ich versuche, positiv zu denken.
Zumindest das mĂĽhsame Suchen von EinzelstĂĽcken bleibt mir erspart.
…das Bett ist größer als erwartet und hat trotzdem nicht genug Platz und ich wundere mich kurz, wann denn nun genau mein T-Shirt verloren gegangen ist – aber dann wandern ihre Hände nach unten, ich habe die Finger voll seidig-weicher, blonder Strähnen und entscheide, dass ich die Antwort auf diese Frage nicht unbedingt wissen muss…
Ein weiterer, hastiger Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es einerseits zwar noch verdammt früh, andererseits aber schon viel zu spät dafür ist, um das Schlimmste – oder überhaupt noch irgendwas an dieser verdammten Katastrophe – zu verhindern.
Ich muss hier raus. Auf der Stelle.
…die Matratze ist gleichzeitig weich und hart, genau wie das Zimmer stockdunkel und seltsam erleuchtet zur gleichen Zeit ist und sie schlingt die Arme um meinen Nacken und drückt ihr Becken gegen meins und murmeltflüsterstöhnt an meinem Hals und der Rest der Welt kann in diesem Augenblick meinetwegen gern zum Teufel gehen…
Das Klischee vom berĂĽhmt-berĂĽchtigten einen Schuh, den man in solchen Situation normalerweise nie zu finden pflegt, bleibt mir erspart, genau wie die quietschenden TĂĽrangeln oder die knarrenden Dielenbretter.
Vielleicht habe ich auch nur zu viel Erfahrung darin, lautlos aus diversen Zimmern zu schleichen.
Wer weiĂź das schon?
Tick-tack.
Ich bin bereits im Treppenhaus, als ich mir endlich das T-Shirt über den Kopf ziehe und im Erdgeschoss, als ich innehalte, um mir die Schuhbänder ordentlich zuzubinden.
Das Kopfsteinpflaster der Londoner Seitenstraße ist nass – irgendwann im Lauf der Nacht muss es geregnet haben – die Luft zugleich erfrischend und saukalt und ich blinzle etwas desorientiert in die blasse Morgensonne.
Und das ist der Moment, in dem zu guter das schlechte Gewissen einsetzt, zusammen mit dem mehr als eindeutigen GefĂĽhl, diesmal (ohne melodramatisch sein zu wollen, versteht sich) schlicht und einfach ScheiĂźe gebaut zu haben.
~-~-~-~
Aus den Tiefen unserer Wohnung bewegen sich hastige Schritte in meine Richtung, kaum dass die Tür hörbar hinter mir ins Schloss gefallen ist und dass ich mit dem besorgten Gesichtsausdruck gerechnet habe, macht die ganze Sache trotzdem nicht besser, als Fred mir aus dem Wohnzimmer entgegengestürmt kommt.
„George, verdammt noch mal!“
Er mustert mich durchdringen von oben bis unten, stellt fest, dass ich noch alle GliedmaĂźen habe und auch sonst ziemlich unverletzt aussehe und die Anspannung in seinem Gesicht macht einer so offensichtlichen Erleichterung Platz, dass ich schlucken muss. Das schlechte Gewissen nagt heiĂź und brennend an meinen Eingeweiden.
„Wo zum Teufel hast du-“
Er hält inne, bleibt wie angewurzelt stehen und ich seufze leise.
Verdammt. Verdammt, verdammt, verdammt.
Das musste ja so kommen.
„George?“, hakt er nach, während ich mich an ihm vorbei in die Küche schiebe und mich auf den nächstbesten Stuhl fallen lasse. Der Tonfall ist mehr als nur unheilverkündend.
„Ja?“, entgegne ich schwach, „Was?“
Er lehnt sich mit verschränkten Armen gegen den Türrahmen.
„Das ist nicht wahr, oder?“
LĂĽgen ist keine Option. Prinzipiell mal nicht und jetzt schon gar nicht.
Nicht nach diesem bescheuerten Streit, den wir erst vor kurzem hatten und der mir noch verdammt lebhaft in Erinnerung ist – allein bei dem Gedanken daran verwandeln sich meine Eingeweide in einen schmerzhaft festen, kompakten Klumpen.
Mal ganz abgesehen davon, dass er jede LĂĽge meinerseits in null Komma nichts durchschauen wĂĽrde und ich weiĂź aus eigener Erfahrung (was auch noch nicht allzu lange her ist) dass das noch beschissener wehtun kann als alles andere.
Ich meine, er hat sich ganz offensichtlich Sorgen gemacht. Fred.
Fred hat sich Sorgen gemacht und die beiden Wörter passen so wenig in ein und denselben Satz, dass es mir beinahe den Magen umdreht.
Was bleibt mir noch?
Kurz ĂĽberlege ich, so zu tun, als wĂĽsste ich nicht wovon er redet, um wenigstens ein paar Sekunden Zeit zu schinden, aber uns ist beiden ziemlich klar, dass ich mir jegliches Theater dieser Art absolut schenken kann.
Die Sache ist nämlich folgende: Fred weiß, dass ich mit jemandem geschlafen habe.
Punkt, aus.
Keine Ahnung, warum, aber aus irgendeinem Grund… weiß er das.
Jedes Mal. Immer.
Ja, das ist seltsam. Seltsam und unpraktisch und, wenn man einmal ganz logisch und objektiv darüber nachdenkt, ziemlich gestört.
Ich kann nicht mal sagen, woran es liegt.
Immerhin… tja. Ist einfach so.
Seit Fred im fünften Jahr von dieser Art „Date“ mit Angelina Johnson in Hogsmeade (das eigentlich kein richtiges war und zu dem es eine ziemlich lange und recht peinliche Vorgeschichte gibt, die ich der Allgemeinheit jetzt ersparen möchte) mit geröteten Wangen und leicht entrücktem Grinsen zurück in den Schlafsaal kam und ich ihn bloß anstarrte und von einer Sekunde auf die andere einfach wusste- hey, na so was.
Mein Bruder ist keine Jungfrau mehr.
Und seltsamerweise ist uns das geblieben.
Ich meine, inzwischen strahlt er hinterher nicht mehr wie der Weihnachtsmann persönlich, aber ich brauche ihn trotzdem bloß anzusehen und weiß, ob vergangene Nacht was gelaufen ist oder nicht.
Keinen blassen Schimmer warum.
Und das ist auch der Grund, warum ich im Augenblick nicht einfach einen auf „Mein-Name-ist-Hase-ich-weiß-von-nichts“ machen kann.
Das käme im besten Fall nämlich bloß so rüber, als hielte ich Fred für dumm. (Was er wirklich absolut nicht ist. Ernsthaft, mein Zwillingsbruder ist vieles – alles – außer dumm.)
Er durchquert den Raum und zieht ruckartig einen Stuhl unter dem Tisch hervor.
„George“, wiederholt er und ich bin mir nicht sicher, ob er verärgert oder ungläubig klingt, „Sag mir dass das nicht wahr ist!“
Ich seufze wieder, reibe mir die Augen und starre dann überallhin, nur um ihn nicht ansehen zu müssen. Als ich den Blick schließlich hebe, steht mir mit immer noch verschränkten Armen gegenüber, aber aus irgendeinem Grund sieht die defensive Geste plötzlich mehr nach Selbstschutz aus als nach irgendetwas anderem.
Fünf Sekunden Augenkontakt – mehr braucht es gar nicht, um seine Frage zu beantworten.
„Du…“, er hält inne, überlegt, lässt sich auf den Stuhl fallen, „…meine Fresse.“
Eine Weile herrscht Schweigen und ich schaffe es irgendwie nicht, meine Augen von der Tischplatte loszureißen. Die Alternative dazu wäre, aufzusehen und festzustellen, wie wütend er tatsächlich ist – eine Erkenntnis, die mein Gewissen im Augenblick nicht unbedingt braucht, um sich ganz besonders mies zu fühlen.
Ich meine, nicht, dass er sauer wäre, weil ich mit einem Mädchen abgehauen bin. Ganz im Gegenteil. Ernsthaft, Fred ist im Normalfall der Allererste auf diesem Planeten, von dem man für solche Aktionen ein dreckiges Grinsen samt zugehörigem Schulterklopfen erntet.
Die Sache ist bloß…
„Merlin“, kommt es von der anderen Seite des Tisches, „Mir wäre es wesentlich lieber, du würdest auf Brautschau gehen, wenn wir nicht bloß eine fantasievoll interpretierte Zeugenaussage von Askaban entfernt sind. Das hab durchaus schon mal erwähnt, oder?“
Ich sehe auf, überrascht und – zugegebenermaßen – verdammt erleichtert.
Er grinst. Nachdem ich ihn und Miguel aus verdammt billigen Gründen habe sitzen lassen (was, wenn man so darüber nachdenkt, wirklich verdammt egoistisch war) und – was eigentlich noch schlimmer ist – einfach sang- und klanglos verschwunden bin.
Er grinst. Ein bisschen schief und nicht ganz so breit wie sonst, aber das Grinsen ist da und das ist die Hauptsache.
Den Rest kriege ich schon hin.
„Durchaus“, gebe ich zurück und bin mir nicht ganz sicher, wie leicht die Schulter sein kann, auf die ich diese Konversation nehmen darf, „Und…? Bin ich offiziell als vermisst gemeldet?“
Die Frage ist nur halb als Witz gemeint.
Wenn man gut neunundneunzig Prozent des gesamten Lebens miteinander verbracht hat, kann es durchaus beunruhigend sein, wenn sich eine der beiden zugehörigen Parteien plötzlich ohne Vorwarnung in Luft auflöst.
Und außerdem, das hier ist Fred Weasley – schlicht und einfach der Mann für große, dramatische Aktionen.
Ăśbertreibung ist so was wie sein zweiter Vorname.
Trotzdem hoffe ich, dass er sich zumindest dieses eine Mal zurückgehalten hat (und überhöre dabei entschlossen die kleine Stimme in meinem Kopf, die mir ununterbrochen ins Ohr flüstert, was ich denn nicht alles auf die Beine gestellt hätte, wenn er an meiner Stelle auf einmal wie vom Erdboden verschluckt gewesen wäre).
Großartiges Aufsehen ist definitiv eines der letzten Dinge, die wir jetzt brauchen können.
„Nah“, er lehnt sich zurück, entspannter als vorher, das Grinsen eine Spur selbstzufriedener, „Dachte mir, ich lasse großen Aufstand lieber bleiben – du weißt schon, nur für den Fall, dass in der Zwischenzeit was wirklich Wichtiges passiert.“
Ich grinse leicht. „Klar doch.“
Die Stille der nächsten paar Sekunden ist angenehm und irgendwie tröstend.
„Also“, er schlägt geschäftsmäßig die Hände zusammen, „Dann lass mal hören. Wer und warum? Und vor allen Dingen – wie? Du warst im Tropfenden Kessel, zum Teufel, zwei Drittel der Kundschaft dort ist männlich und der Rest schlicht und einfach unappetitlich!“
Er hält inne.
„Bist du dir sicher, dass die Tussi, mit der du abgehauen bist, menschlich war?“
Ich gebe mir Mühe, nicht loszulachen. „Ziemlich sicher, ja.“
Er sieht zufrieden und eine winzige Spur enttäusch aus. „Auch was wert.“
„Und?“, hake ich nach (einerseits, weil es mich wirklich interessiert und andererseits, um den Zeitpunkt, an dem ich ihm erzählen muss, dass die Person, die an meinem plötzlichen Verschwinden schuld war, Rosmarie Dowens heißt, noch eine Weile hinauszuschieben), „Wie sieht’s an der Front aus? Was sagt Miguel?“
„Nicht viel.“
Ich ziehe eine Augenbraue hoch. „Nicht viel?“
„Er…“, Fred rückt den Stuhl ein Stück zur Seite und legt die Beine auf den Tisch, „Wir hatten nicht wirklich Gelegenheit, uns zu unterhalten. Er… kommt heute noch mal vorbei.“
Ich starre ihn ungläubig an. „Vorbei? Vorbei im Sinne von hierher? In den Laden?“
Nicken.
„Fred…“, ich verziehe das Gesicht, „Das ist… Bist du sicher, dass das ’ne gute Idee ist?“
Die beste Chance, uns in dieser Untersuchung Ärger mit dem Ministerium vom Hals zu halten, ist zweifellos, so zu tun, als hätten wir von nichts gewusst und von dem ganzen Schammassel keine Ahnung.
Was ganz eindeutig schwierig wird, wenn irgendjemand den Hauptverdächtigen bei unserer Haustür reinspazieren sieht.
Er zuckt mit den Schultern. „Was anderes bleibt uns nicht übrig. So viel Zeit haben wir dem guten Perce zufolge nicht mehr.“
„Du hättest gestern mit ihm reden können“, werfe ich dem Protokoll zuliebe ein und weiß schon, was kommen wird, noch bevor er sein schmales Grinsen aufsetzt.
„Hätte ich wahrscheinlich…“ er verschränkt die Arme im Nacken und sieht betont gleichgültig drein, „Aber aus irgendeinem Grund hatte ich da plötzlich keinen klaren Kopf mehr für, wenn du verstehst, was ich meine.“
„Tut mir leid“, murmle ich überflüssigerweise und er winkt mit einer großen, theatralischen Geste ab.
„Aaaach, vergiss es.“
~-~-~-~
„Hoooola, ¿qué tal?”
Miguel sprüht geradezu vor guter Laune (was ein winziges bisschen nervtötend ist, wenn man bedenkt, dass wir vielleicht alle miteinander verhaftet werden) aber okay, gut und schön… was soll er auch sonst machen?
Auf dem Boden zusammenbrechen und heulen?
„Mal“, antwortet Fred ungerührt.
„Fatal“, ergänze ich im gleichen Tonfall.
„Aahh…“, unser Südamerikaner grinst, „Aber nicht doch! Was kann uns schon groß passieren, abgesehen davon, dass sie uns ins Gefängnis stecken, eh?“
Fred grinst und schüttelt den Kopf, während ich Miguel durch den Türrahmen schiebe.
„Tu uns den Gefallen und hör auf damit, unsere strahlende Zukunft mitten auf der Straße zu zelebrieren, ja?“
„SĂ, sĂ“, er hebt die Hände und trottet gehorsam in den Laden. „Lo siento.“
Wir marschieren zu dritt nach oben, schlagen unser Lager im Experimentierzimmer auf und beginnen die aktuelle Krisensitzung mit der Feststellung, dass wir uns fĂĽr die Rettung unserer Zukunft besser einen Plan zurechtlegen sollten.
Einen möglichst guten.
Möglichst bald.
„Gentlemen“, beginnt Fred, „Wir müssen uns was einfallen lassen.“
„SĂ“, bestätigt Miguel.
Stille.
„Also?“, hake ich nach, „Ideen, Pläne, Vorschläge? Irgendwas im Angebot?“
Unser Südamerikaner wendet sich mir zu (Ich habe übrigens den starken Verdacht, dass er die Hälfte der Zeit absolut keine Ahnung hat, wer von uns beiden nun eigentlich wer ist und er uns einfach auf gut Glück anspricht.) und öffnet den Mund, um seine Meinung zum Besten zu geben, aber er wird von magisch verstärktem Klopfen an unsere Ladentür unterbrochen.
Von äußerst nachdrücklichem magisch verstärktem Klopfen.
Ich wechsle einen hastigen Blick mit Fred, dann starren wir beide auf Miguel.
„Hast du…?“
„No, no, no“, er hebt erneut die Hände, „Niemals, ich würde niemals…“
Es klopft erneut und Fred macht sich hastig auf den Weg nach unten.
„Niemals“, wiederholt Miguel an meine Adresse, „Keine Ahnung, wer das sein könnte! Ernsthaft, Leute, ich stecke doch genauso mit drin wir ihr, ich bin der gottverdammt Hauptverdächtige in der ganzen beschissenen Angelegenheit…“
„Ja, ja…“, ich fuchtle ihn ungeduldig weg und husche über den Flur zu unserer Wohnungstür, um zu hören, was unten im Laden gesprochen wird, „Sei so nett und halt die Klappe.“
Er kommt mir hinterher und fünf Sekunden später lehnen wir beide mit gespitzten Ohren über dem Treppengeländer. Kurz ärgere ich mich über die Tatsache, dass die Langziehohren anderthalb Meter unter uns fein säuberlich in Kartons verpackt auf einem Regalbrett auf ihren Einsatz warten, aber noch bevor ich mich zu einem Aufrufezauber entschließen kann, sind Schritte zu hören.
Ich weiche hastig zurück und ziehe Miguel dabei mit – erstens, weil es immer ungut ist, beim Lauschen erwischt zu werden (nicht, dass Fred bei groß was dagegen hätte, von mir belauscht zu werden, aber auf Außenstehende wirkt so was irgendwie… unhöflich) und zweitens, weil es mitunter keine gute Idee ist, diversen Personen gleich zu Beginn die Tatsache ins Gesicht zu schleudern, dass es mehr oder weniger zu zweit sind.
Ernsthaft, bei manchen Leuten, die in diesen Laden spaziert kamen (und auf deren Bekanntschaft ich normalerweise absolut keinen Wert legen würde, wenn sie nicht von geschäftlichem Nutzen wäre) hat sich das rein Duell-technisch gesehen durchaus als Vorteil erwiesen.
Ăśberraschungseffekt und so weiter.
Von unten sind Stimmen zu hören, erst gedämpft, dann fliegt die Tür zum Hinterzimmer auf.
„Entschuldigen Sie bitte“, sagt Fred mit vor falscher Freundlichkeit triefender Stimme und ich weiß auch ohne ihn sehen zu können, dass er aus irgendeinem Grund verdammt angespannt ist, „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber wie war Ihr Name noch mal?“
„Geoffrey Halleb“, erwidert eine unbekannt Stimme mit sonorem Selbstbewusstsein, „Verzeihung, ich glaube, ich habe vergessen, mich vorzustellen.“
Die nächsten paar Sekunden werden anscheinend mit schweigendem Händeschütteln verbracht.
„Na dann“, sagt Fred leichthin und ich kann das freundlich breite Grinsen auf seinem Gesicht bildlich vor meinem inneren Auge sehen, „Hier lang bitte.“
Auf der Treppe sind Schritte zu hören und aus irgendeinem Grund ziehe ich Miguel – der im Türrahmen unserer Wohnungstür stehengeblieben ist – instinktiv weiter zurück und außer Sichtweite.
„Geoffrey Halleb“, wiederholt Fred auf der Treppe mit tadellos gespieltem Interesse und genau eine Nuance zu laut, um entspannt zu wirken, „Und Sie arbeiten für das Büro gegen den Missbrauch der Magie, wenn ich Sie eben richtig verstanden habe?“
„Exakt. Zuständig für die Ein- und Ausfuhr von gefährlichen magischen Gegenständen und Substanzen.“
Mein ganzer Körper fühlt sich mit einem Mal eiskalt an. Neben mir gibt Miguel einen leisen, erstickten Laut von sich und versteift sich spürbar.
Der Inspektor vom Zaubereiministerium, der in den kommenden Tagen einmal bei uns „vorbeischauen“ wollte. Scheiße, scheiße.
Das nicht gut.
Ganz und gar nicht gut.
Wir flüchten in lautlosem, nahezu perfektem Einverständnis zurück ins Experimentierzimmer und ziehen die Tür hinter uns zu.
„¡Cojones!“, faucht Miguel aufgebracht, „Was will der Typ hier?”
„Inspektion“, flüstere ich, während die Schritte den Treppenabsatz erreichen und Fred – zweifellos um uns zu warnen – unseren wahr gewordenen Alptraum laut und deutlich fragt, was er denn trinken möchte, „Weil sie noch nicht sicher sind, ob wir mit drinstecken.“
„¡Idiotas!“, Miguel starrt mich wütend an, „Ihr wusste, dass er kommt? Und da bestellt ihr mich her? Hierher? Seid ihr vollkommen irre geworden?“
„Shhht“, zische ich zurück, „Sei still, verdammt noch mal! Wir hatten keine Ahnung, dass das heute sind würde, klar? Denkst du, du wärst hier, wenn wir gewusst hätten, dass das gottverdammt Ministerium heute an unsere Tür klopfen würde, hah? Hältst du uns für so bescheuert?!“
Er schĂĽttelt den Kopf uns und sieht mit einem Mal richtig panisch aus.
„I-ich verschwinde“, stammelt er, „Ich hau ab, wenn der mich sieht-“
„Vergiss es. Du kannst da jetzt nicht raus!“
Auf seinem Gesicht erscheint ein verzerrtes Grinsen.
„Zauberer, schon vergessen?“
Ich packe ihn gerade noch rechzeitig am Arm.
„Merlin“, fauche ich, „Du hast sie ja wohl nicht mehr alle! Wenn du jetzt apparierst – und das schwöre ich dir bei Hagrid rosa Regenschirm – dann bring ich dich um!“
Sein Blick huscht zur TĂĽr und dann zurĂĽck zu mir.
„Aber-“
„Nichts aber. Was glaubst du denn, was passiert, wenn der Ministeriums-Typ den Knall hört, hah? Was dann? Dann weiß er auf jeden Fall, dass jemand hier gewesen ist und dann bist nicht nur du am Arsch – denn sie kriegen dich, Kumpel, verlass dich drauf, früher oder später kriegen sie dich, gar keine Frage – dann hängen wir auch noch mit drin. Nur weil du dir einbildest, hier einen auf verzweifelten Verbrecher machen zu müssen!“
Er überlegt sekundenlang und nickt schließlich zögernd.
„Okay“, er fährt sich hektisch durch die Haare, „Okay, okay. ¡Mierda! Schön, und was soll ich tun?“
„Gar nichts“, meine Augen wandern durch den Raum und bleiben an der Schranktür hängen, „Du bleibst einfach hier und siehst zu, dass du keinen Mist baust, kapiert? Wir… wir regeln das schon.“
FĂĽr eine komplette Hausdurchsuchung mit dem ganzen magischen Drum und Dran braucht es sowieso eine Genehmigung.
Zugegeben, es ist kein idiotensicherer Plan... aber es ist besser als gar nichts.
~-~-~-~
Hmpf.
Meine Mitpraktikantin hat mich gerade gefragt, ob ich das Rating jetzt nicht nach oben setzten muss - wegen der ganz und gar ungrafischen Beschreibung eines unromanitschen Liebesakts ganz am Anfang...
*grĂĽbel*
Nene, lass mal. Wir sind erwachsen genug... yaaaay!
Mir fällt gerade auf, irgendwie vermehren sich die OCs.
O_o Da muss irgendwo ein Nest sein...
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