von S_ACD
@ Miss Diggory: Da hast du natĂĽrlich vollkommen Recht, Krum ist aus Bulgarien - in diesem Fall ist allerdings der Standort von Durmstrang gemeint, der sich GerĂĽchten (und JK Rowlings Interviewaussage) zufolge im hohen Norden von Skandinavien befinden soll.
So. Bin jetzt zu müde, um hier groß irgendwelchen Blödsinn vor mich hinzulabern, der sowieso keinen interessiert... =D
~-~-~-~
„Sag das noch mal.“
Percys Blick huscht unruhig zwischen uns beiden hin und her.
„Rosemarie Dowens“, wiederholt er peinlich berührt, „Sie hat euch angezeigt. Tut mir leid, ich dachte, ihr wüsstet-“
„Das…“, sagt Fred und kurz frage ich mich, ob ich es als gutes Zeichen werten soll, dass er genau so baff klingt, wie ich mich fühle, „Du machst Witze!“
„Nein“, in Percys Stimme hat sich ein leicht besorgter Unterton geschlichen, „Ich meine es sogar ziemlich ernst.“
„Aber das…“, Fred wirft die Arme in die Luft, „Verdammter Mist!“
Percy nickt und starrt dann einigermaĂźen beunruhigt auf meine Wenigkeit.
„George? Geht’s dir gut?“
Ich fahre auf. Stimmt ja… ich sollte wohl auch irgendeine Art von Reaktion zeigen.
Wie sich herausstellt, ist das allerdings nicht ganz so einfach, wenn im eigenen Kopf gerade gähnende Leere herrscht.
„Äh… ja. Klar doch. Alles bestens.“
Fred dreht sich zu mir um, mustert mich stirnrunzelnd und hat dann offenbar eine Erleuchtung. „Sag mir jetzt bitte nicht-“
„Doch.“
„Du hast-“
„Mh-mh.“
„Mit IHR?“
Ich zucke teilnahmslos mit den Schultern und er fährt sich durch die Haare.
„Heilige Scheiße!“
„Was?“, Percy blinzelt verwirrt, „Was ist eigentlich los? Wovon redet ihr?“
„Es…“, ich winke ab, „Gar nichts. Vergiss es einfach.“
„George…“, setzt Fred an, aber ausnahmsweise will ich absolut nicht hören, was er zu sagen hat. Im Augenblick habe ich nämlich alle Hände voll damit zu tun, meine eigenen Emotionen einigermaßen unter einen Hut zu kriegen – da kann ich mich nicht auch noch mit seiner Meinung herumschlagen.
Ich fahre zu ihm herum – vielleicht eine Spur zu heftig, aber wie gesagt, ich kann im Moment nicht auch noch auf seine Gefühle Rücksicht nehmen.
„Du auch! Vergiss es, okay? Ich…“
Und plötzlich wird mir klar, dass ich hier raus muss. Raus und weg und das so schnell wie möglich, weil sonst vielleicht wirklich noch ein Unglück passiert.
„Ihr entschuldigt mich mal für ’ne Sekunde, ja?“
Ich warte die Reaktionen gar nicht erst ab, sondern verschwinde aus dem Zimmer (und habe dabei den unguten Verdacht, dass ich die TĂĽr heftig genug aufreiĂźe, um zumindest Fred die AusmaĂźe dieser neuen... Entwicklung mehr als klarzumachen).
Miguel, der im Schneidersitz mitten auf dem Gang sitzt, zuckt erschrocken zusammen, als ich an ihm vorbeistĂĽrme.
„Was zum-“
Zum ersten Mal in meinem Leben ist es mehr als eine nervende, im Grunde überflüssige Tatsache, ein eigenes Zimmer zu haben und ich schaffe es gerade noch, die Tür nicht hinter mir ins Schloss knallen zu lassen – aber das ist auch schon alles, was ich an würdevollem Rückzug zustande bringe.
Von draußen sind erst Stimmen zu hören, dann Schritte und ich flüchte zum Fensterbrett, weil es einfach viel zu sehr Teenager wäre, wenn ich mich jetzt aufs Bett fallen lassen würde. Der Gedanke an magische Versiegelung schießt mir durch den Kopf, als die Türklinke hinuntergedrückt wird, aber dafür ist es erstens schon zu spät und zweitens… ach, keine Ahnung.
Wenn Fred mir hinterher gerannt kommt, heiĂźt das wenigstens, dass er nicht sauer ist.
„…weiß ich doch nicht“, lässt sich die Stimme meines Zwillingsbruders durch den halb geöffneten Türspalt vernehmen, „Unterhaltet euch oder so was…“
„Können vor lachen“, antwortet Miguel und klingt dabei ganz eindeutig genervt, „Wer ist das überhaupt?“
„Ach so, ja“, Fred hält hörbar inne und dreht sich noch einmal um, „Miguel, unser Bruder Percy. Percy – Miguel. Seid bloß nett.“
Ein gemurmeltes, mäßig begeistertes „Encantado…“ ist alles, was ich noch höre, bevor die Tür ins Schloss fällt und Fred im Zimmer steht.
Ein paar Sekunden lang steht er herum, als wĂĽsste er nicht recht, was er mit sich anfangen soll, dann mustert er das Bett und kommt offenbar zu demselben Entschluss wie ich nur wenige Sekunden vor ihm.
„George…“
Ich seufze genervt. „Lass es einfach.“
Er beißt sich auf die Unterlippe, lehnt sich dann mit verschränkten Armen gegen die Wand. „Du…“, er hält inne, überlegt und setzt den Satz dann so beiläufig fort, als wären wir mitten in einem Gespräch gewesen,
„Ich meine, du… du mochtest sie nicht wirklich, oder?“
Ich zucke mit den Schultern. „Nein. Keine Ahnung.“
„Scheiße. Echt jetzt?“
Erneutes Schulterzucken. Was kann ich schon sagen?
Diese Frau war die einzige, wahre, große Liebe meines Lebens, mit der ich Kinder zeugen und neben der ich begraben werden wollte…
Beinahe muss ich grinsen.
Pffff. Aber klar doch.
Ich meine, ich mochte sie schon… irgendwie. Auch wenn Fred-
Und da wird mir plötzlich etwas klar.
Er zuckt zusammen, als ich aufspringe. „DU WUSSTES DAS!“
Einen Augenblick lang herrscht verdutztes Schweigen.
„Was wusste ich?“, fragt er dann und scheint sich nicht ganz sicher zu sein, ob mein lautstarker Ausbruch eine beleidigte oder doch eher eine besorgte Reaktion verdient hat.
„Du wusstest, dass sie das war“, ich spieße ihn beinahe mit meinem Zeigefinger auf, „Du konntest sie von Anfang an nicht leiden!“
Für den Bruchteil einer Sekunde blinzelt er verwirrt, dann dämmert ihm anscheinend, wovon ich rede.
„Hey, hey, hey, jetzt aber mal langsam!“, er funkelt mich aufgebracht an, „Hab ich das grade richtig verstanden? Du denkst allen ernstes, ICH wusste von Anfang an, dass diese blöde Kuh uns anzeigen würde?!“
Ich verschränke die Arme vor der Brust (Und kopiere damit einmal mehr seine aktuelle Körperhaltung, aber was soll’s. Zum Teufel damit.).
„Ganz genau.“
Er starrt mich an, als könnte er nicht glauben, was ich da gerade gesagt habe.
Kurze Stille, dann…
„Du hast sie ja wohl nicht mehr alle!“
„Jetzt tu bloß nicht so.“
„Jetzt tu bloß nicht so“, äfft er mich nach, „Aber sonst geht’s dir noch gut, was?“
„Da du schon fragst, nein, mir geht’s ganz und gar nicht gut – was unter Umständen daran liegen könnte, dass mein eigener Zwillingsbruder es offenbar nicht für nötig hält, uns aus Askaban rauszuhalten!“
„ICH HATTE KEINE AHNUNG! GEHT DAS IN DEINEN BESCHEUERTE SCHÄDEL REIN ODER WILLST DU’S SCHRIFTLICH?!“
Woah.
Mit einem derartigen Ausbruch haben wir anscheinend beide nicht gerechnet. Sekundenlang sieht er selber perplex aus, dann räuspert er sich verlegen und verlagert das Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
„Herrgott“, murmelt er unsicher hinterher.
Und mein Gehirn ist offenbar endlich zu dem Schluss gekommen, dass es an der Zeit ist, den rational denkenden, logischen Teil seines Betriebs wieder hochzufahren.
Ich räuspere mich ebenfalls und hoffe, dass ich nicht dabei bin, rot anzulaufen (was leider Gottes in der Familie liegt) oder – falls alle Hoffnung nicht nützt – das Zimmer wenigstens dunkel genug ist, um mir diesen mehr als offensichtlichen Verlegenheitsbeweis nicht ansehen zu können.
Kein Wunder, dass Fred mich anstarrt, als hätte ich sie nicht mehr alle – bei dem Müll, den ich die vergangen zwei Minuten von mir gegeben habe, kann ich wahrscheinlich schon froh sein, dass er mich nicht auf den Imperius-Fluch getestet hat.
Anscheinend kann er mir ansehen, dass es endlich Klick gemacht hat, denn die Anspannung in seinen Körper ist mit einem Mal verschwunden.
Uns ist beiden klar, dass er die folgende Frage nur pro forma stellt.
„Mann, denkst du ernsthaft, ich würde bloß dumm rumstehen und zusehen, wenn ich wüsste, dass dieses Weib vorhat, uns hinter Gitter zu bringen?“
Definitiv nicht.
Ich zucke mit den Schultern.
„Du konntest sie nicht leiden.“
Er grinst schief, starrt dann aber ĂĽberall hin, nur um nicht zu mir herĂĽbersehen zu mĂĽssen.
„Soll vorkommen.“
Und plötzlich habe ich es satt.
„Okay, weißt du was? Das ist bescheuert. Wo genau liegt dein Problem?“
Das schiefe Grinsen wird breiter.
„Du meinst, mal abgesehen davon, dass sie uns angezeigt hat?“
„Mal abgesehen davon.“
„George…“, macht er genervt und ich müsste wahrscheinlich nicht mal sein Zwillingsbruder sein, um vorauszuahnen, wie er diesen Satz beenden wird.
„Nein.“
„Du-“
„Nein“, wiederhole ich mit Nachdruck, „Die Gnadenfrist ist um. Raus mit der Sprache.“
„Es…“, er fährt sich mit einer unschlüssigen Bewegung durch die Haare, „Es ist nichts, ganz ehrlich. Gar nichts.“
Aber klar doch.
„Sicher“, sage ich sarkastisch, „Schließlich konntest du auch immer schon hellsehen. Dass wir bei der alten Trelawney beinahe durchgeflogen wären, war bloß verkanntes Talent, was?“
Er schnaubt.
„Worauf du dich verlassen kannst. Wenn sie von diesem Telepathie-Scheiß nicht so überzeugt gewesen wäre, hätte das Fach direkt Spaß machen können.“
Ich muss gegen meinen Willen grinsen, als die Erinnerungen wiederkommen.
Unsere gute Wahrsageprofessorin war nämlich seit unserer ersten Unterrichtsstunde der festen Überzeugung, dass Fred und ich eine Art telepathische Verbindung haben.
Die nächsten paar Wochen lag sie uns die ganze Zeit mir irgendwelchem bescheuerten Geschwafel über „Zwillingsbande“ im Ohr, die wir in ihrem Unterricht auskundschaften sollten.
Selbstverständlich haben wir mitgespielt, aber als Fred nach einem Monat der ganzen Klasse verkündete, momentan würde seinem Bruder ein gelb gepunkteter Zentaur im Kopf herumspuken, auf dessen Rücken ein Kobold mit Lametta-Ohrringen reitet, kam sich offenbar sogar Professor Trelawney – in Ermangelung eines besseren Ausdrucks – verarscht vor.
Seitdem war sie nicht mehr besonders gut auf uns zu sprechen.
(Dass wir Lee in einer besonders langweiligen Doppelstunde dazu überredeten, mit viel Theater und himmelwärts verdrehten Augen eine Vision vorzutäuschen, der zufolge noch am selben Tag jemand im Gewächshaus bei lebendigem Leib von einer Pflanze verdaut werden würde und Trelawney hysterisch kreischend in den Kräuterkundeunterricht einer zu Tode erschrockenen Gruppe Erstklässler platze, hat wohl auch nicht zur Verbesserung dieses Verhältnisses beigetragen.)
Gutes altes Hogwarts.
Ich kehre in die Realität zurück. „Also?“
Er tut so, als hätte er schon wieder vergessen, worum es ursprünglich ging.
„Was also?“
„Rosemarie“, helfe ich ihm auf die Sprünge und kann mir den leicht spöttischen Tonfall nicht verkneifen, „Also.“
Er hebt die Hände, als wolle er sich ergeben und seufzt resigniert.
„Na schön, also gut. Meine Fresse. Warst du immer schon so stur?“
Mein Grinsen wird breiter.
„Jaah, Bruderherz, du mich auch.“
Er grinst ebenfalls, holt dann tief Luft.
„Okay, also… Rosmarie.“
Ich warte schweigend, während er zu überlegen scheint, was er wie formulieren soll.
„Na ja, ich…“, sagt er schließlich, „Aber gleich mal vorweg, ich weiß, es ist lächerlich, klar? Du brauchst also nicht-“
„Ja, ja“, ich winke ungeduldig ab, „Komm zum Punkt.“
„Also ich… ich hab sie gesehen.“
Ich runzle die Stirn. Zwar kommt es nicht besonders oft vor, aber im Moment habe ich absolut keine Ahnung, wovon er redet.
„Schockierend“, sage ich ironisch, „Skandalös, also wirklich. Richtig furchtbar. Wo gesehen?“
„Bei Florish & Blotts. Als du mit Lee im Hinterzimmer warst, weißt du noch? Ich war was zu trinken besorgen und dabei hab ich-“
„-Rita Kimmkorn mit dem Fotografen erwischt, danke, ich weiß.“
Kurz verzieht er das Gesicht. „Urgh. Schön, dass ich diese Erinnerung wieder habe, Georgie… die hab ich beinahe schon vermisst.“
„Gern geschehen.“
„Wie auch immer… Ich hab dir doch erzählt, dass die die Vorräte von diesem grünen Zeug oben gelagert hatten, oder?“
„Kann mich dunkel dran erinnern.“
„Was denn?“, er sieht ehrlich empört aus, „Du merkst dir nicht jedes Wort von dem, was ich sage?“
Ich zucke mit den Schultern. „Tut mir leid. Aber falls dich das tröstet, wenn man alle miesen Witze und zweideutigen Bemerkungen streicht, bleibt da sowieso nicht mehr besonders viel übrig.“
Jetzt ist er an der Reihe, widerwillig zu grinsen. „Blasphemie!“
Ich winke ab. „Amen, Bruder. Und weiter im Text.“
„Weiter im Text“, bestätigt er, „Würde man nie für möglich halten, aber da oben gibt’s ein paar Räume und bis ich das richtige Zimmer gefunden hatte, lag ich ein paar Mal falsch – und da hab ich sie gesehen.“
„Rosemarie“, rate ich.
„Uhm…“, Fred macht eine halbe-halbe Bewegung mit der offenen Hand, „Ja. Rosemarie und… Thredder.“
Ich habe den vagen Verdacht, dass mein Gesicht sogar für unsere Verhältnisse gerade selten dämlich aussieht.
„Was?!“, mache ich entgeistert, „Was?! Aber…“
Mir kommt ein Gedanke und mein Magen macht prompt einen ungesunden Satz.
„Die zwei haben aber nicht…?“
Er schĂĽttelt so heftig den Kopf, als wĂĽsste er, wie schlecht mir mit einem Mal ist.
„Nein! Merlin, nein… nein, haben sie nicht.“
„Igitt“, fügt er nach ein paar Sekunden eilig hinzu.
Ich nicke langsam, während sich mein Gehirn Mühe gibt, auch diese Information zu verarbeiten.
„Sie haben nicht…“, erklärt Fred noch mal, wohl um mich zu überzeugen, „Nur geredet. Ich meine, sie hatten die Köpfe zusammengesteckt und anscheinend war’s auch furchtbar wichtig, aber ich konnte sie nicht hören und außerdem dachte ich doch nicht… Nachdem dieser Mistkerl dann fünf Minuten vor Vorstellungsbeginn bei uns reingeplatzt ist, hab ich begonnen, zwei und zwei zusammenzuzählen, aber… heilige Scheiße, wenn ich gewusst hätte-“
„Schon gut“, werfe ich ein, „War ja nicht deine Schuld.“
Fred sieht aus, als wäre er in diesem Punkt andere Meinung, aber ich meine es ausnahmsweise vollkommen ernst. Nicht seine Schuld.
SchlieĂźlich kann er ja wirklich nicht hellsehen.
Bleibt nur noch eine Sache zu klären.
„Und mir hast du nichts gesagt, weil…?“
Schulterzucken.
„Keine Ahnung. Weil ich mir nicht sicher war… du mochtest sie.“
Ich habe den starken Verdacht, dass ich schon wieder rot anlaufe (zum Glück ist es bis auf den hellen Umriss des Fensters inzwischen dunkel) und versuche, möglichst lässig zu klingen.
„Schwachsinn.“
Erneutes Schnauben, diesmal klingt er ungläubig.
„Du hast dich zum Deppen gemacht. Das passiert dir nur bei Mädchen, die du magst.“
„Schwachsinn“, wiederhole ich, diesmal mit mehr Nachdruck, „Ich mache mich den ganzen Tag zum Deppen. Grade eben, zum Beispiel, und du bist definitiv kein Mädchen.“
Sein Grinsen wird breit.
„Was soll ich sagen…“, er breitet die Arme aus, „Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel, oder?“
~-~-~-~
Man kann auf den ersten Blick feststellen, dass Percy in Miguel keinen neuen Brieffreund fĂĽrs Leben gefunden hat.
Als wir zurückkommen, sitzen sie sich am Küchentisch gegenüber – jeder von ihnen hat den Stuhl genau so weit zurückgeschoben, wie es möglich ist, ohne unhöflich zu wirken – und starren sich schweigend in die Augen.
„Gentlemen“, sage ich fröhlich, als wir eintreten, „Wie ist die Lage?“
„Bestens“, sagen sie gleichzeitig und das finde ich dann doch etwas unheimlich, „Absolut bestens.“
„Ahh ja“, macht Fred gedehnt, „Alles klar. Und? Wo sind die Freundschaftsbänder?“
Miguel sieht ihn finster an.
„Sehr witzig“, sagt Percy missmutig.
Ich und Fred grinsen uns an.
„Das ist überhaupt nicht komisch!“, braust unser Südamerikaner auf, „Das verdammte Ministerium beschattet meine Wohnung! Wo soll ich denn jetzt bitte hin?“
„Ähh…“, ist unsere intelligente Reaktion, „Was?“
„Das Ministerium?“, Fred furcht die Stirn, „Wieso das denn?“
„Woher willst du das überhaupt wissen?“, hake ich nach, „Hast du nachgesehen?“
Miguel macht eine unwillige Handbewegung Richtung Percy.
„Er hat… euer Bruder weiß das.“
Wir wenden uns Percy zu, der hellrosa anläuft und unruhig auf seinem Stuhl herumrutscht.
„Ist das so?“
„Perce?“
„Also…“, die alleinige Aufmerksamkeit ist ihm sichtlich unangenehm, „Beschatten ist natürlich der komplett falsche Ausdruck, aber ich fürchte, dass sie die Wohnung überwachen entspricht den Tatsachen.“
Miguel wirft die Arme in die Luft, als könnte er sich nicht recht zwischen Wut und Verzweiflung entscheiden. „¡Hijos de puta! Warum tun sie mir das an?“
„Ähm“, sage ich, „Das ist jetzt reine Spekulation, aber… weil sie dich verhaften wollen, vielleicht?“
Er fährt mit wütendem Gesichtsausdruck auf seinem Stuhl zu mir herum.
„Gracias. Danke für diese äußerst überflüssige Bemerkung!“
„Übrigens… sag mal, Percy“, sagt Fred beiläufig, „Woher weißt du das eigentlich alles?“
„Gehört das auch zu den Informationen, über die du rein zufällig gestolpert bist?“
Man kann richtiggehend beobachten, wie seine Wangen eine dunklere Schattierung annehmen.
„Jaahh“, sagt er, „Ja, also wisst ihr…“, der Satz verendet in einem gedämpften Hüsteln, „Die Wohnung wird jedenfalls überwacht, das kann ich euch mit hundertprozentiger Gewissheit versichern.“
„Und ich kann nirgendwo hin!“, ergänzt Miguel hitzig, „Was mache ich denn jetzt?“
„Du kannst jedenfalls nicht hierbleiben“, sagt Fred sofort, „Viel zu gefährlich.“
„Für alle Beteiligten“, sage ich, als sich das Gesicht unseres Gegenübers verdunkelt, „Denk doch mal nach, wenn dieser Halleb noch mal vorbeikommt oder irgendjemand was bemerkt…“
„Ganz meine Meinung“, sagt Percy im Brustton der Überzeugung und ich weiß nicht, was mich mehr überrascht – dass er sich plötzlich anhört, als wäre er ein vollwertiges Mitglied dieser Verschwörung oder die Tatsache, dass mich diese Erkenntnis nicht im Mindesten stört.
„Ihr wollt mich vor die Tür setzen.“
„Nein“, sagt Fred bestimmt, „Wir… siedeln dich bloß um.“
Drei Augenpaare wenden sich ihm zu.
„Wohin?“, fragt Percy und klingt dabei genau so argwöhnisch, wie Miguel aussieht.
Fred hebt den Kopf, sieht mir in die Augen und ich stelle fest, dass wir wieder einmal exakt denselben Gedankengang hatten.
Sein Grinsen nimmt kriminell breite AusmaĂźe an. Ich grinse zurĂĽck und bin mir mit einem Mal sicher, dass alles gut wird.
Keine Ahnung wie, keine Ahnung wann – aber wir werden das hinkriegen.
„Tja“, sagt Fred, „Gute Frage.“
„Wirklich sehr gute Frage.“
„Die Antwort ist denkbar einfach.“
Unser Lieblingsbruder zieht skeptisch eine Augenbraue hoch.
„Ach, tatsächlich?“
„Yep.“
„Du erinnerst dich doch sicher noch an unseren Kumpel Lee Jordan, oder?“
~-~-~-~
Lee ist etwas… nennen wir es verärgert, als wir vier Mann hoch an seine Wohnungstür klopfen. (Anscheinend war er gerade auf dem Weg zu einem Date mit dieser Hexe vom Magischen Rundfunk.)
Der Ärger muss aber mehr und mehr der zunehmenden Aufregung weichen und als wir ihm die Kurzfassung unseres Dilemmas schließlich dargelegt haben, ist er hellauf begeistert.
Hinter mir murmelt Percy etwas in seinen nicht vorhandenen Bart, das sich ziemlich missbilligend anhört und ich bin mir beinahe sicher, dass es ihm nur gegen Strich geht, zu sehen, wie leicht unser „kriminellen Kumpel“ sich damit einverstanden erklärt, einen vom Ministerium gesuchten Verbrecher bei sich zu beherbergen.
„Danke, Alter“, sage ich, als wir zu dritt im Türrahmen stehen, „Ernsthaft, du hast was gut.“
„Jaahh…“, sagt Fred feixend, „Wenn das mit dieser Hexe wegen uns nichts werden sollte, spendieren wir dir eine Nut-“
„Das reicht!“, fährt Percy mit feuerrot glühenden Ohren dazwischen, während Lee und ich uns Mühe geben, nicht loszulachen, „Abmarsch, kommt schon.“
„Du kannst auch eine haben, Perce“, setzt Fred ungerührt fort, „Immerhin hast du uns den Hals gerettet, da wäre es doch wohl das Mindeste-“
„Halt die Klappe“, faucht Percy ungehalten, während seine Wangen ebenfalls zu leuchten beginnen.
Wahrscheinlich ist es unserer momentanen Situation alles andere als angemessen, weil wir uns ja eigentlich Gedanken über Askaban machen müssten und so weiter – aber wir brechen trotzdem in schallendes Gelächter aus.
~-~-~-~
„Und?“, fragt unser Lieblingsbruder, als wir wieder auf der Straße stehen und sieht immer noch etwas verstimmt drein, „Was habt ihr jetzt vor, wenn man fragen darf?“
Normalerweise hätte er darauf irgendeine bescheuerte Antwort bekommen, aber zum ersten Mal in unserem Leben darf er wirklich nachfragen.
Dieses Recht hat er sich in der vergangenen Stunde mehr als redlich verdient.
Fred zuckt mit den Schultern.
„Keine Ahnung, ich schätze wir…“
Er wirft mir einen fragenden Blick zu, den ich entschlossen erwidere.
Ohhh, ja.
Sie wollten es nicht anders.
„…wir werden ein paar Leuten einen Besuch abstatten.“
Percy nickt langsam. „Verstehe.“
Er sieht sich unsicher um, dann senkt er die Stimme, als hätte er Angst, die Häuserwände könnten ihn belausche.
„Also, hört mal…“, er wirft einen Blick auf seine Armbanduhr und wir recken gleichzeitig die Hälse (kurz nach halb acht), „Ich muss noch mal zurück ins Ministerium, aber… also, ich könnte… wenn ihr Hilfe braucht bei…“, er macht eine unkoordinierte Handbewegung, „…bei was auch immer, ich meine… sagt Bescheid, ja?“
Sein „…was auch immer“ steht ganz eindeutig für „gefährliche und illegale Dinge“, aber es ist Percy und es ist ein Hilfsangebot – ein verdammt nettes noch dazu, wenn man bedenkt, wie sehr auch noch der kleinste Regelverstoß gegen seine eigentliche Natur und ihm damit normalerweise an die Nieren geht.
Keine Ahnung, woher diese Motivation auf einmal kommt, vielleicht hat er auch nur das Gefühl, er hätte wegen der letzten paar Jahre etwas gutzumachen… aber keiner von uns beiden bringt es übers Herz, sein Angebot auszuschlagen.
Mal ganz abgesehen davon, dass wir seine Hilfe unter Umständen wirklich gebrauchen können.
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„Also“, sagt Fred und reibt sich die Hände, „Was darf’s sein, mein lieber Sir? Thredder oder Rosmarie?“
Ich muss nicht lange überlegen. „Ihn zuerst.“
Er nickt mit leuchtenden Augen. „Wunderbare Wahl.“
Ich grinse breit. „Danke.“
Die Anspannung lässt sich beinahe mit Händen greifen.
Fred hält mir die Tür mit einer perfekten Verbeugung auf.
„Darf ich bitten?“
„Selbstverständlich.“
Wir verlassen den Laden und treten hinaus in die dunkle, beinahe menschenleere Winkelgasse. Die Luft ist kĂĽhl und klar und ich stelle fest, dass ich kein bisschen mĂĽde bin. Ganz im Gegenteil - mit einem Mal ĂĽberkommt mich wieder dieses GefĂĽhl, das ich nicht mehr hatte, seit wir aus Hogwarts abgehauen sind.
Dieses Gefühl, nur Sekunden bevor man die Karte des Rumtreibers auseinanderfaltet, das Gefühl, kurz bevor man den Geheimgang betritt, um sich während der regulären Unterrichtszeit nach Hogsmeade zu schleichen, das Gefühl, wenn man hinaus in die pechschwarze Nacht tritt, um – die Schlosslichter im Rücken – sich mal ein bisschen im Verbotenen Wald umzusehen.
Rascher Blick auf die Uhr.
Drei nach acht.
Das Gesicht meines Zwillingsbruders hebt sich hell von der dahinterliegenden Hauswand ab. Er strahlt beinahe vor Vorfreude.
„Los geht’s.“
~-~-~-~
Das kriminelle Team wächst... jetzt sind sie schon Ocean's Five. Njah, niemand soll sagen, sie geben sich keine Mühe.
Was für'n Blödsinn. Es geht zu Ende, Leute, es geht zu Ende... zwei, drei Kapitel noch, dann isses aus.
Muss mal nachzählen gehen.
Danke fĂĽrs Lesen!
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