von Imobilus
12. Der 25. Februar
Der dunkle Lord war in vielerlei Hinsicht hoch erfreut über den Fortschritt den James Evans im Ausland erzielt hatte.
Die nun wieder vorranschreitende Übersetzung der Schriftrolle machte ihn sehr zufrieden und die erfolgreichen Verhandlungen mit den Japanern waren seiner Meinung nach, sicherlich eine Bereicherung der Fähigkeiten seiner überwiegend britischen Gefolgschaft. Vor allem aber imponierte dem Unnennbaren das großzügige Geschenk, aus dem fernen Land.
James hatte zudem noch ein altes Buch über Kampftechniken besorgen können, das auch etwas an Grundwissen enthielt. Dies überreichte er allerdings in seinem eigenen Namen und bot seinem Herren ebenfalls an, zur Verfügung zu stehen, sollte der Lord es wünschen seine erlangten Fähigkeiten einmal an einem Gegner auszuprobieren.
Der Februar zog jedoch dahin, ohne dass er eine dieser Einladungen bekam. Auch in der Firma war es weitestgehend ruhig. Nur Mary berichtete ihm von einer neuen Bekanntschaft aus einem Café um die Ecke. Ebenfalls eine Sekretärin, die sich auffallend gesprächig über ihren Chef zeigte und auch Fragen nach ihm stellte. Mary hatte natürlich nicht ein einziges Wort über ihn verloren, da sie so etwas als furchtbar unloyal empfand und nachdem Mary James diese Frau beschrieben hatte, war ihm klar was los war. Der Orden hatte Lunte gerochen und Hermine schnüffelte herum. Nun… er hätte es vermutlich auch getan. Dumbledore lebte seinetwegen noch, eigentlich hätte er der erste sein müssen den man tot auffand.
Doch James unternahm nichts weiter dagegen. Noch nicht. Sollte der Orden herum schnüffeln. Mary half er indem er ihre Mittagspause verlängerte, so dass sie noch etwas mehr Spielraum hatte, wann sie das Café aufsuchte und sollte diese Frau nicht aufhören mit ihrer Nachrede (groß), solle sie ihr einfach sagen, was sie davon hielt. Solche Leute wurden nie handgreiflich. Sie wollten sich meist nur wichtig machen, oder hatten keine Freunde, mit denen sie über so was reden konnten.
Schließlich brach der 25. Februar an. Der Tag der wohl als Todestag von Harry Potter einen Weg in die magischen Geschichtsbücher finden würde.
James saß an diesem Abend allein in seiner Wohnung und starrte auf die Zimmerwand. Der 25. Februar. Das Datum das sein Leben vor sieben Jahren verändert hatte und es heute noch mal verändern würde.
Vor sieben Jahren hatte Grunnings den Besitzer gewechselt, zumindest namentlich. Das Geld was dabei vorgeblich den Besitzer gewechselt hatte, war über die Konten zweier Freunde geflossen und letztendlich bar bei Harry Potter gelandet. So konnte man es nicht weiter verfolgen. In Wahrheit war es immer das selbe Geld gewesen. Das Geld das aus dem Verließ von Sirius stammte und inzwischen auf einem Nummernkonto in der Schweiz lag. In Grunnings befand sich lediglich das Gold seiner Eltern, natürlich unter dem Namen James Evans und die Geschäftskonten für Grunnings waren bei englischen Banken untergebracht, ebenso wie ein Privatkonto auf seinen Namen.
Außerdem würde heute Nacht offiziell werden, dass der Kaufvertrag eine zweite magische Seite enthielt. Nach diesem war James Evans seit dem 25. Februar 1998 rechtmäßiger Besitzer des Grimmauldplatzes Nummer zwölf und des Hauses in Godric's Hollow und jedwedes Nutzungsrecht anderer Personen war mit dem Eintritt seines Todes erloschen.
Der Lord würde sicher sehr bald Kenntnis davon erhalten und dann musste James einmal mehr seine okklumentischen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Zum einen musste er den Lord davon überzeugen nichts von all dem Gewusst zu haben und dann musste er ihm auch noch weiß machen, dass er sofort nach erhalt einer Nachricht hier rüber die Gebäude aufgesucht und alles abgesucht hatte und das es keine Spuren vom Orden oder von Harry Potter gab. Nicht den Hauch eines Hinweises, dass sie Harry Potter dort versteckten oder er sich dort allein aufhielt.
Es würde ein weiterer Tanz auf dem Seil werden, wie jedes Mal wenn er vorspielen musste, dass Harry Potter nicht zu finden war. Es konnte sehr leicht geschehen, dass die falschen Erinnerungen sich mit den Echten vermischten, doch James wagte lieber ein Spiel mit dem Feuer, als sich von den Erinnerungen zu trennen, die ihm immer wieder vor Augen führten warum er das hier alles tat. Er befürchtete seine Identität zu verlieren, wenn er sein Leben einem Denkarium anvertraute.
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Etliche Kilometer Luftlinie entfernt saßen Remus, Ron und Hermine zusammen im Wohnzimmer ihres neuen Hauptquartiers. Es war kollektiv beschlossen worden den Grimmauldplatz am Morgen des 25. schon zu verlassen und nicht erst am 26. Das Ministerium, vor allem nun wo es unter Voldemorts Kommando stand, würde es sicher kaum abwarten können sich alles unter den Nagel zu reißen und man konnte ihnen allen Hausfriedensbruch vorwerfen, wenn sie dann dort erwischt werden würden. Für Ron nicht weiter wirklich schlimm. Er war Reinblütig. Aber Hermine war Muggelgeboren und daher schon nicht gern gesehen in der magischen Welt und Remus war ein Werwolf. Für das kleinste Vergehen würde man ihn einsperren.
Natürlich hegte jeder von ihnen irgendwo in seinem Hirn die kleine Hoffnung Harry würde auftauchten. Vielleicht nur für einen Moment, aber er würde sich zeigen, lang genug damit sie sichergehen konnten, dass er es tatsächlich war. Aber tief in ihren Herzen wussten sie alle ebenso gut, dass diese Hoffnung vergebens war. Harry würde sich nicht zeigen. Warum auch immer, er würde sich für Tod erklären lassen und alles aufgeben, was ihm gehörte.
Es war Punkt Mitternacht, der letzte Schlag der Standuhr war grade verhallt, da tockte eine Eule ungeduldig ans Fester, als wüsste sie, das die Bewohner dieses Hauses erst einige Sicherheitsmaßnahmen treffen würden, ehe sie eingelassen wurde.
Sie flog nur eine kleine Runde durch den Raum, warf ihre Fracht in den Schoß von Remus und segelte dann wieder hinaus.
Remus sah einen Moment lang auf den Brief und seufzte schließlich tief. „Die haben wirklich keine Zeit verschwendet“, murmelte er und riss den dunklen Umschlag auf dem das Ministeriumswappen grünlich schimmerte auf.
Sehr geehrter Mr. Lupin,
mit dem Ablauf des 25.02.2006 wurde Harry James Potter seit genau (sieben Jahren nicht mehr lebend gesehen. Somit hat das Ministerium das Recht ihn für Tod zu erklären und sein Testament in Kraft zu setzen. Dieser Akt wurde um Mitternacht vollzogen.
In seinem Testament verfügte Mr. Harry James Potter seinen gesamten Besitz an Sie, Remus John Lupin zu übertragen und verpflichtet Sie zudem, Hermine Jane Granger und Ronald Bilius Weasley nach Wunsch Erinnerungsstücke zu überlassen.
Dieser Besitzübertrag kann jedoch nicht durchgeführt werden.
Sie, Remus John Lupin, werden unter der Nummer RJL-12.03.59 als registrierter Werwolf geführt.
Der Paragraph 3.1 für die Neuregelung der Erbrechte sieht vor, dass alle Testamente ab dem 01.01.1900 in welchen ein Halbwesen (Werwölfe, Vampire etc.) als Erben eingesetzt wurden, ihre Gültigkeit verlieren und das Erbe, sofern es keine weiteren benannten Erben gibt, an das Ministerium über geht.
Zudem wurden die Grundstücke samt den darauf befindlichen Bauten und dem dazugehörigen Inventar, die sich bei Verfassen des Testaments im Besitz von Mr. Harry James Potter befanden, am 25.02.1998 an Mr. James Evans übertragen. Das Verließ Nummer 711 bei Gringgotts wurde 1998 aufgelöst.
Das Ministerium
Stellvertretend
Dolores Jane Umbridge
Remus las den Brief noch zwei weitere Male, konnte aber immer noch nicht fassen, was dort stand, geschweige denn, dass er hierfür irgendeinen Grund erkennen konnte. Das war alles absolut absurd.
„Remus?“ Hermine war besorgt. Sie ahnte was in dem Brief stand, doch dass es Remus so bleich werden ließ, hatte sie nicht erwartet. „Remus, was ist los? Wir wussten doch, was geschehen würde.“
Remus schüttelte nur leicht den Kopf. „Das, hätten wir nicht wissen können“, sagte er und reichte der jungen Frau den Brief. Er sah sich außer Stande das in Worte zu fassen, was dort geschrieben stand.
„Hermine, was ist los?“ fragte Ron, nachdem auch nun seine Frau sich einfach auf einen Sessel hatte fallen lassen, nachdem sie die Zeilen gelesen hatte.
„Harry hat… James Evans alles übertragen. Der Grimmauldplatz, das Haus seiner Eltern… alles gehört Evans“, sagte sie und sah auf. „Das Ministerium bekommt nichts. Nicht ein einziges Buch. Alles gehört James Evans. Sogar das Geld aus Sirius Verließ ist weg. Hier steht es wurde aufgelöst.“
Auch Ron konnte nicht fassen was er da hörte. Das war einfach zu unglaublich. Das war einfach nicht zu verstehen.
„Wir werden Albus morgen darüber informieren“, sagte Hermine ruhig, die sich langsam wieder fasste. „Dieser James Evans wird immer suspekter. Erst ist er vermutlich ein Todesser und nun gehört ihm Harrys gesamter Besitz. Mit diesem Kerl stimmt etwas nicht. Niemals hätte Harry einem Fremden das alles anvertraut.“
Auch Dumbledore sah dies so, als er am darauffolgenden Abend davon erfuhr. Harry hatte zu viel erlebt um leichtfertig einem Fremden zu vertrauen und er war geistig zu stark, um ihn durch einen Imperius dazu zu zwingen. Es musste eine andere Erklärung dafür geben. Eine die so nahe lag und vermutlich so einfach war, dass sie niemand sah.
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Schweißgebadet und mit zitternden Knien kam James wieder auf die Beine. Sein Kopf dröhnte, wie nach einer Durchzechten Nacht, sein Mund war staubtrocken. Die letzte halbe Stunde hatte er vor den Augen der anderen Inneren damit zugebracht dem Lord das Verhalten von Harry Potter zu erklären und ihm zu versichern, das dieser in keinem der beiden Häuser versteckt war.
Bis auf den letzten Winkel, hatte der Unnennbare seine Erinnerungen durchforstet. Sich alles was James Evans bisher getan hatte, genau angesehen und war nun ganz offenbar davon überzeugt, dass man ihm nichts vorenthielt. Eine Tatsache die James durchaus begrüßte, denn lang hätte er das nicht mehr durchgestanden. Sicherlich hatten ihm die neun Monate in einem Kloster hierbei gute Dienste geleistet. Nicht zuletzt, weil er dort die Okklumentik endlich gemeistert hatte, er hatte auch seine Impulsivität in den Griff bekommen und war mit seiner Seele im Einklang. Ohne dieses innere Gleichgewicht wäre er vermutlich schon längst durchgedreht.
„Lucius hat dir ein Angebot zu machen, Todesengel“, sprach der Lord und James sah den Mann rechts neben seinem Herren an. Jeder wusste, dass Lucius Malfoy stets der erste war, der die Namen der neuen Anwärter für den inneren Kreis erfuhr und auch einige aus den äußeren Reihen kannte, da sie ihm mehr oder weniger unterstellt waren.
„Der Grimmauldplatz ist das Erbe der Blacks“, begann Lucius ruhig. „Meine Frau ist eine geborene Black. Sie ist die einzige noch Lebende Black mit der richtigen Einstellung unserer Sache gegenüber und damit in der Lage dieses Erbe gebührend zu vertreten.“
James bereute es, dass die Masken den größten Teil der Mimik verschluckten. Das folgende würde sicherlich hoch interessant werden. „Willst du mir unterstellen, nicht die richtige Einstellung unserer Sache gegenüber zu besitzen?“ fragte er, bewusst die Hand in die Tasche wandern lassend, um an seinen Zauberstab zu gelangen. Allein diese Unterstellung war für viele Todesser eine maßlose Provokation.
„Du bist in kleinster Weise mit den Blacks verwandt“, sagte Malfoy. „Du hast kein Recht dieses Erbe zu besitzen.“
„Ich mag vielleicht nicht mit ihnen verwandt sein, aber Harry Potter hat mir das alles aus irgendeinem Grund überlassen, so aberwitzig der auch gewesen sein mag. Also gehört alles rechtmäßig mir und es gibt keinen Grund mir diesen Besitz streitig zu machen, denn wenn das Wissen aus der Bibliothek unserer Sache dienlich sein kann, kann es auch über mich bezogen werden. Oder unterstellst du mir doch unserer Sache nicht absolut treu gegenüber zu stehen?“ James hatte mit einem leicht drohenden Unterton gesprochen und da der Lord immer noch recht amüsiert wirkte, sah James auch keinen Grund in irgendeiner Form klein bei zu geben.
Lucius Blick dagegen wurde finster. „Alles hat seinen Preis. Was willst du für dieses Haus?“
Nun wurde James neugierig. Was in aller Welt, war im Grimmauldplatz, das Lucius so dringend besitzen wollte? Er würde sich wohl noch mal etwas genauer umsehen müssen.
„Was bist du bereit zu bezahlen, oder sollte ich besser fragen, was kannst du dir leisten?“
Ein Raunen ging durch die Runde. James wusste, dass es nicht viele gab, die Lucius Malfoy auf diese Art und Weise herausforderten, da er bekannt dafür war, ein harter Geschäftspartner zu sein, aber James Preis lag fest. Unverkäuflich. Er wollte nur sehen, was Lucius bereit war zu geben.
„Du hast keine Ahnung was es wirklich wert ist, oder?“ konterte Lucius selbstgefällig grinsend.
„Lucius auch ich bin ein Geschäftsmann und bin nicht unwissend. Allein die Bibliothek enthält Werke von denen es nur noch wenige gut erhaltene oder vollständige gibt. Das macht das Haus schon fast unbezahlbar. Ganz zu schweigen von den Teilweise seltenen Artefakten. Oder hängt dein Herz an den Hauselfenköpfen? Die kannst du selbstverständlich um sonst bekommen unter Kunst oder Ästhetik verstehe ich nämlich etwas vollkommen anderes“, erwiderte James lediglich ruhig.
„Du bist nichts weiter als ein dahergelaufener Trottel, der das Glück hatte einem unreifen Bengel über den Weg zu laufen, der schon immer zu dumm war, um zu begreifen, welches die bessere Seite ist. Du hast keinerlei Ahnung von den wirklichen Schätzen dieser Welt und welche Macht die Relikte alter Familien inne wohnt“, zischte Lucius mit einem Mal ungehalten und James grinste. Ein Artefakt also. Na das war schon mal viel wert und würde ihm vieles an Arbeit ersparen.
„Sag mir, was du genau willst. Dein Anwesen ist schließlich um einiges beschaulicher als diese dunkle Hütte, die dringend Farbe und Licht nötig hätte. Ich kann mir nicht vorstellen dass deine Frau so ein Wochenendhaus haben möchte“, sagte James ruhig, reizte damit den Malfoyerben aber nur noch mehr.
„Nenn mir deinen Preis!“
„Ich habe keinen“, sagte James. „Ich werde dieses Haus nicht aus der Hand geben. Es ist der perfekte Ort, an dem ich endlich ungestört von den Muggeln ein paar Dinge ausprobieren kann, die in meiner Wohnung nicht möglich sind. Du hast nur die Wahl mir zu sagen was du willst und ich werde dann sehen, ob ich bereit bin, es zu veräußern, oder du verzichtest weiterhin darauf.“
Der Blick von Lucius sprach Bände, aber er zog seinen Zauberstab nicht. „Das wirst du noch bitter bereuen“, zischte er.
„Du wirst es bereuen, solltest du oder einer deiner Lakaien es wagen, meinen Grund und Boden verbotenerweise zu betreten“, konterte James.
Lucius entgegnete nichts mehr und da auch sonst alles erledigt war, wurden sie entlassen. James Weg führte erneut in den Grimmauldplatz. Er war am Vormittag tatsächlich schon hier gewesen, um sich alles einmal genau anzusehen, damit seine gefälschten Erinnerungen auch der Realität so nah wie möglich kamen. Nun sorgte er jedoch erst mal dafür, dass niemand außer ihm das Haus betreten konnte und sollte es doch jemand schaffen, würden ihn drinnen ein paar weitere nettere Flüche erwarten. Anschließend ging er Heim, um sich auszuruhen. Was auch immer Lucius Anliegen war, würde bis zum Wochenende warten müssen. Zumindest hatte James sich das so vorgenommen, doch am Freitagabend sollte zunächst etwas geschehen, das sein Leben erneut vollkommen auf den Kopf stellen würde.
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