von Imobilus
16. Vorbereitungen
Mit einem Seufzten tauchte Harry wieder aus seiner Vergangenheit auf und ging weiter. Vorbei an verlassenen Häusern, an Häusern in denen sich die Menschen versteckten und nichts taten um irgendwie Aufmerksamkeit zu erregen. Vor allem hier verließen sich alle darauf, dass sich jemand anders um die Probleme kümmerte und es irgendwann wieder besser werden würde.
Und dieser Jemand würde am Ende wohl er selbst sein. So wie es die Prophezeiung verlangte. Nur er war noch nicht so weit. Sicher war er mächtig, aber dennoch fühlte er sich nicht in der Lage, den dunklen Lord zu besiegen. Außerdem hatte er noch nicht herausgefunden, warum er nicht schon beim letzen Mal gestorben war. Erst musste Harry dieses Rätsel lösen, ehe er es überhaupt wagte, ihn zum Kampf zu fordern.
Ruckartig blieb Harry stehen und hätte sich am liebsten in den Hintern getreten. Warum war er nur nicht eher darauf gekommen. Dumbledore kannte den Unnennbaren seit Jahren. Er war sein Lehrer gewesen und beobachtete ihn nun ebenfalls sehr eingehend. Vielleicht wusste Dumbledore wie der dunkle Lord es geschafft hatte. Oder Dumbledore hatte zumindest eine Idee. Allerdings würde er ihn nicht so einfach fragen können. Das würde viel zu viel Aufmerksamkeit erregen.
Einen Moment grübelte Harry nach, dann seufzte er erneut, da es nur eine Möglichkeit gab. Remus. Und es würde mehr als ein Treffen nötig sein. Es müsste eine Vertrauensbasis zwischen ihnen entstehen, sie würden sich anfreunden müssen. Etwas wovor Harry Angst hatte. Wovor er sich fürchtete, seit er ein Todesser geworden war. Die Begegnung mit den Menschen die er geschätzt hatte. Professor Dumbledore und Professor McGonagall waren eine Sache. Ihnen hatte Harry zwar vertraut, aber sie waren seine Lehrer gewesen. Nicht mehr und nicht weniger. Viele aus dem Orden kannte Harry nicht mal persönlich oder nur flüchtig, auch bei ihnen hatte er nicht wirklich ein Problem.
Aber seine Freunde, oder Rons Familie oder gar Remus war etwas völlig anderes. Vor allem Remus gegenüber würde es nicht leicht werden. Es würde ihm einiges abverlangen nicht einfach die Tarnung aufzuheben und ihn einfach nur in den Arm zu nehmen. Vor allem ihn aber nie wieder gehen zu lassen.
Harry kniff einen Moment die Augen zusammen um seine Gefühle in den Griff zu bekommen. Er besann sich auf den Schuldigen an diesem ganzen Schlamassel und dachte sich einige nette kleine Racheaktionen für ihn aus.
Nein, sterben würde Snape nicht. Zumindest nicht wenn es nach ihm ging. Aber der Mann würde Leiden. Er würde ihn verfluchen und dafür sorgen, dass er keinen Schritt mehr tun konnte, ohne Angst haben zu müssen. Und Snape würde erfahren, wer ihm das angehängt hatte. Nicht James Evans oder der Todesengel. Nein. Snape würde erfahren, dass es Harry Potter gewesen war, der ihm dieses Schicksal auferlegt hatte. Snape würde erfahren, wie weit der den Jungen getrieben hatte, den er immer für unfähig gehalten hatte.
Mit grimmiger Miene ging Harry zurück zu seinem Wagen. Es galt Vorbereitungen zu treffen. Er brauchte einen Trank der seinen eigenen Körpergeruch für einige Stunden unterdrückte, sonst würde Remus ihn erkennen, wenn sie sich nur die Hände reichten. Vorrausgesetzt er hatte es nicht sowieso schon.
Vermutlich aber nicht, sonst hätte Remus sicher keinen Brief geschrieben sondern höchst selbst im Büro gestanden und wusste der Himmel was veranstaltet.
Neben dem Trank musste Godric's Hollow etwas hergerichtet werden. Vor allem aber, brauchte er Schutzzauber. Mit einem Mitglied des Ordens dort von anderen Todessern gesehen zu werden, würde bedeuten, den Befehl zu bekommen sich in den Orden einzuschleichen. Etwas das er ganz sicher nicht wollte.
Und dann musste er Remus schreiben. Ihm mitteilen dass er mit einem Treffen einverstanden war. Allerdings nicht mehr diese Woche. Frühestens nächste. Immerhin war er Geschäftsmann.
Harry fuhr direkt nach Hause. Es gab mehr als genug zu tun.
„Tinker!“
Mit einem plopp erschien die Elfe vor ihm, mit einem Handtuch in der Hand.
„Was kann Tinker für den Master tun?“
„Ich möchte das du nach Godric's Hollow gehst und dort ein wenig Ordnung machst“, erklärte Harry und seufzte lautlos als die Augen der Elfe anfingen zu leuchten. Es war schon länger ihr Wunsch das Chaos dort zu beseitigen.
„Nicht alles Blitzblank scheuern, Tinker. Es soll schließlich aussehen, als würde sich dort jemand verstecken, der keine Hauselfe hat. Da hat man nicht die Zeit sauber zu machen.
Du musst also etwas Staub liegen lassen. Vor allem in den Ecken. Hast du mich da verstanden?“
Harry tat das zwar Leid, aber es musste sein. Selbst wenn Tinker jetzt die Ohren hängen ließ und ein genicktes: „Ja Master“, hören ließ.
„Gut. Wenn du fertig bist, darfst du für mich einkaufen gehen. Ich werde ein paar Trankzutaten brauchen. Die bringst du dann in den Grimmauldplatz 12. Und wenn du willst, darfst du da dann auch für Ordnung sorgen. Aber nichts wegwerfen. Was du für überflüssig hältst, sammelst du in einem Zimmer. Aber pass auf, das Haus ist voller Fallen.“
„Ja Meister, Tinker wird alles ganz sauber machen, Meister, aber nichts wegwerfen. Sie wird alles in einem Zimmer zusammenstellen, damit Meister es sich ansehen kann.“
Harry huschte ein Lächeln übers Gesicht, bei den nun wieder strahlenden Augen der Elfe.
„Gut so. Nimm auch ein paar Lebensmittel mit, wenn du nach Godric's Hollow gehst. Aber nur wenig“, bat Harry noch, ehe er sich ins Wohnzimmer zurück zog und begann seine Bücher nach einem passenden Trank zu durchsuchen, um Remus Nase zu täuschen.
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Und während Harry schließlich einen Trank braute und Tinker den Grimmauldplatz absolut wohnlich gestaltete, hielt man ein kleines Treffen im Büro des Schulleiters auf Hogwarts ab.
Blaise Zabini war überraschend hier aufgetaucht und hatte, nach seinem Gesichtsausdruck zu Urteilen, schlechte Nachrichten.
„Es gab vor einer Stunde ein Treffen“, erklärte der zweite Spion des Ordens dem Schulleiter und seiner Stellvertreterin. „Ein Todesser aus dem äußeren Kreis hatte genaue Informationen über das Treffen mit den Vertretern der WgTR und den Befreiern Groß Britanniens. Zeitpunkt Ort, Anwesende. Er wusste alles.“
„Dann hat einer von denen also einen Spion in den Reihen“, schloss Minerva McGonagall, nicht einmal halb so entsetze wie sie es vor zehn Jahren gewesen wäre. Spionage gehörte für sie inzwischen ebenso zur Tagesordnung wie das Trösten von Schülern oder das Überbringen von schlechten Nachrichten.
„Ich nehme an, Tom hat jemanden beauftragt, mich zu töten?“ fragte Dumbledore jedoch ohne auf die Feststellung einzugehen. Immerhin gab es keinen anderen Schluss.
„Ja. Einen der zwei Neuen unerkannten. Die Frau soll es tun“, antwortete Blaise.
„Das ist interessant. Ich hätte eigentlich erwartet, dass Tom den Todesengel schickt“, stellte Dumbledore nachdenklich fest.
„Das haben vermutlich alle, sogar er selbst. Es gab dazu aber keine Erklärung. Ich vermute, dass es etwas mit dieser Übersetzung zu tun hat. Sie scheint immens wichtig zu sein“, schloss Blaise.
Dumbledore nickte und entließ seinen zweiten Spion. Blaise Arbeit war schon gefährlich genug. Er musste nicht wissen, was sie gegen diesen Überfall unternehmen wollten oder von irgendeinem Schüler hier gesehen werden.
Einen Moment herrschte noch stillschweigen und der Schulleiter dachte mit aneinandergelegten Fingerspitzen nach. Schließlich sagte er: „Minerva, ich denke wir disponieren kurzfristig um. Wenn unsere Gäste kommen, bringen Alastor und du sie zum Ausweichtreffpunkt. Ich werde dort bleiben und den Überraschungsgast erwarten.“
Die stellvertretende Direktorin nickte nur. Die Frage, wer denn Albus Dumbledore unterstützen würde, ersparte sie sich. Es hatten schon viele Todesser versucht, ihn zu töten und jedem war es misslungen. Aber fast immer, wenn ihn jemand unterstützt hatte, hatte dieser sein Leben lassen müssen. Deswegen verzichtete er seit einiger Zeit darauf und jeder hier im Orden respektierte die Entscheidung, auch wenn viele sich nur zähneknirschend auch daran hielten. Jedem war bewusst, sollte Albus Dumbledore sterben, würde das auch das Ende jeden Widerstands sein.
„Ich werde alles vorbereiten lassen“, sagte sie und verließ das Büro und ließ den alten Mann damit mit einem weiteren Problem allein. Einem ganz persönlichen Problem, dass sich mit dem Brief von James Evans aufgetan hatte.
Sicherlich war Albus erleichtert, dass Evans einem Treffen zustimmte und auch den Besuch von Godric's Hollow gestattete. Sie hatten so die Chance Hinweise auf Harry zu finden. Vielleicht schaffte Remus es auch, Evans zum reden zu bringen, so fern der etwas wusste.
Und genau das machte Albus sorgen. Wenn er mit seiner wagen Ahnung richtig lag, wusste Evans weit mehr über Harry als irgendwer sonst aus dem Orden es auch nur ahnte.
Ihm selbst war es erst auch nach den Weihnachtsfeiertagen bewusst geworden. Die Ähnlichkeit in der Duelltechnik. Harry hatte immer mehr auf seine Reflexe und seinen Angriffszauber vertraut, als auf seine Abwehrzauber.
James Evans tat es nicht anders.
Hinter Harrys Zaubern steckte immer ein ungeheures Potential. Die Magie die in Harry steckte war nicht zu verachten und keinesfalls zu unterschätzen, selbst wenn er sie nie benutzt hatte, aus Mangel an dem Wissen wie es ging.
Gleiches war ihm bei Evans aufgefallen nur das er sich wohl bewusst zurück genommen hatte. Er hatte seine wahren Kräfte nicht einsetzen wollen.
Zudem waren die sowohl Harry als auch Evans gleichermaßen findig wie auch mutig. Der Trick mit dem Benzin war klug gewesen und der Wille einem alten Mann zu helfen, von dem wohl jeder wusste, dass Tom Riddle grade diesen lieber gestern als morgen tot sehen würde, zeugte von großem Mut. Immerhin setzte er damit sein eigenes Leben aufs Spiel.
Und nicht zuletzt die Tatsache das Evans kein einziges Mal nach dem Weg gefragt hatte. Er hatte absolut zielsicher den Krankenflügel gefunden. Etwas das nur Bewohner des Schlosses schafften. Für alle anderen waren allein schon die sich bewegenden Treppen wie ein Irrgarten.
All das sprach eindeutig dafür, dass James Evans und Harry Potter ein und dieselbe Person waren.
Es würde erklären, warum Evans Harrys gesamten Besitz bekommen hatte. Der perfekte Weg um sicher zu stellen, dass alles in der Hand des Besitzers blieb.
Es erklärte warum der Tarnumhang und das Album so stark nach Harry rochen. Wie Remus gesagt hatte, Harry lag eine Menge an diesem Umhang. Er hätte ihn nie verschenkt oder ohne triftigen Grund weggegeben. Allerdings wusste Harry auch, dass er bei Remus in guten Händen war und der ihn hüten würde, wie seinen Augapfel.
Dann war da noch die Geschichte mit dem Einschmuggeln bei Grunnings. Unter diesen Umständen war es klar, dass Hermine keine Chance gehabt hatte. Harry hatte sie sicher schon bei der ersten Beschreibung seiner Sekretärin erkannt. Deswegen war er auch so zielstrebig auf sie zugekommen. Nur Harry hatte offensichtlich keine Informationen darüber gehabt, dass Ron und Hermine inzwischen verheiratet waren.
Aber es gab auch einiges was dagegen sprach, ganz zu schweigen von den Fragen, die dadurch aufgeworfen wurden.
Wenn die beiden wirklich dieselbe Person waren, woher nahm Harry die Informationen?
Wie hatte Harry es geschafft, sich zu schützen nach der Rettung auf dieser Landstraße?
War er wirklich ein Todesser? Wagte Harry das absolute Spiel mit dem Feuer und tanzte unter dem Deckmantel einer neuen Identität vor Toms Nase herum?
Warum war her überhaupt weggelaufen? Wieso reagierte er so seltsam auf Remus? Er schien sich furchtbar erschrocken zu haben ihn zu sehen. Wieso das alles?
Albus Dumbledore seufzte tief. „Harry, warum musst du einem alten Mann so viele Rätsel auferlegen? Was hat dich nur so weit von den Menschen weggetrieben denen du einmal vertraust hast und die du geliebt hast?“
Er hatte keineswegs vor Remus seine Vermutungen mitzuteilen. Nein, er würde sie niemandem mitteilen. Nicht ehe er sich nicht selbst von der Wahrheit hatte überzeugen können und auch die Hintergründe kannte.
Wenn James Evans wirklich Harry Potter war, war dass ein gefährliches Spiel und war Evans auch ein Todesser war es noch gefährlicher. Er würde nicht Harrys Leben gefährden indem er irgendwem zu viel erzählte. Remus gab sich stark, aber diese Information würde ihn sicherlich jede Selbstbeherrschung kosten.
Alles was Albus übrig blieb zu tun, war Remus eindringlich zu warnen und dann zu hoffen, dass er Recht hatte und Harry tief im inneren immer noch auf ihrer Seite stand und nicht zu etwas gezwungen wurde, dass er nicht wollte.
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Die Nacht war angenehm warm, was allerdings kein Wunder war, wenn man bedachte, dass es schon bald Juni sein würde. Harry schlich, verborgen unter einem Tarnzauber zu dem Versteck, wo das anberaumte Treffen eigentlich stattfinden sollte. Zugegebenermaßen hatte er hier eigentlich nichts verloren, aber es war die Gelegenheit zu erfahren ob Blaise ein Spion war. Snape war auf dem Treffen nicht dabei gewesen, dessen war er sich sicher. Die hagere Gestalt des Zaubertränkelehrers würde Harry unter jeder Robe erkennen. Wenn der Orden also Cho erwartete, musste die Info über Blaise gekommen sein. Oder es war zumindest sehr wahrscheinlich.
Es dauerte noch einige Minuten, bis zwei Gestalten auftauchten. Sie waren zusammen appariert und eine von ihnen wankte besorgniserregend, was ihn eindeutig als Muggel identifizierte. Es war bekannt, dass sie ein paar Probleme mit dieser Art des Reisens hatten.
Zielstrebig verschwanden die beiden schließlich ins Haus nur um zwei Minuten später wieder hinaus zu kommen, gefolgt von Professor McGonagall und Alastor Moody. Es gab nur noch einen kurzen Austausch zwischen ihnen, dann verschwanden sie mit einem leisen Plopp.
Harry entspannte sich ein wenig. Das Treffen war gerettet, oder zumindest die Beteiligen in Sicherheit gebracht und Harry hegte keine Zweifel daran, dass Dumbledore dafür sorgen würde, dass der Spion gefunden und entfernt wurde. Was mit dem Rest des Widerstands geschah, würde dagegen abzuwarten sein.
Doch das lag in der Zukunft. Erst mal spielte die Musik jedoch weiter in der Gegenwart, denn es war ja noch lange nicht ausgestanden. Der Mordauftrag blieb und auch wenn im Haus Licht brannte, wusste Harry nicht ob noch jemand da war, geschweige denn wer oder wie viele.
Sicher hatte er auch schon von Dumbledores Eigenart gehört sich den Duellen um sein Leben immer allein zu stellen. Harry befand das zwar als töricht, andererseits plante er, den dunklen Lord auch allein zu stellen. Er würde auch niemanden dabei haben wollen, wenn es zum letzten Kampf kam.
Er würde wohl abwarten müssen, doch das Ende würde wohl schlecht für Cho ausgehen.
Wenn Dumbledore es dieses Mal vorgezogen hatte nicht aufzutauchen und auch sonst keiner da war, würde Cho unverrichteter Dinge gehen müssen. Gut, das war dann kaum ihre Schuld, würde dem Lord aber nicht gefallen.
Schlimmer würde die Strafe allerdings ausfallen, wenn Cho vor Dumbledore oder auch anderen Gegnern floh weil sie ihnen unterlegen war. Feigheit tolerierte der Unnennbare nicht, ebenso wenig wie ein Versagen.
Und dann war ja auch noch die Frage, ob Dumbledore sie überhaupt entkommen ließ. Der alte Mann hatte in den Jahren sicherlich noch dazu gelernt, doch sein Glaube an das Gute im Menschen war ungebrochen.
Nur eines stand für Harry fest. Cho würde es nicht leicht haben. Sicher war sie eine gute Duellantin. Sie hatte in den Jahren viel gelernt und sich weiter entwickelt. Doch Dumbledore hatte weitaus mehr Erfahrung und er konnte sowohl magisch als auch vom Wissen her aus einem großen Potential schöpfen. Das machte es bei weitem wieder wett, dass inzwischen die Folgen seines Alters zu spüren bekam. Allein die Tatsache, dass der dunkle Lord sich nach wie vor nicht selbst einem Duell mit Albus Dumbledore stellte, zeigte dies schon deutlich. Er verfütterte lieber seine Todesser an Dumbledore und strafte sie für ihr Versagen ab.
Tief im inneren fürchtete Harry sich vor dem Tag, an dem er es sein würde, den man verfüttern wollte und würde. Er war sich nicht sicher, ob er Dumbledore das Wasser reichen konnte. Durch seine Reisen, war sein Wissen groß, aber ob das für Dumbledore reichte? Er konnte, wenn er wollte auf ein beachtliches Potential zurückgreifen, aber seine Kontrolle darüber war mangelhaft. Er besaß den Vorteil dass er sich nicht scheute, alle ihm zur Verfügung stehenden Mittel einzusetzen, nur würde er es wirklich fertig bringen Dumbledore zu töten?
Harry seufzte leise. Fragen über Fragen die er nicht beantworten konnte oder wollte. Außerdem galt es sich zu konzentrieren. Cho tauchte auf und nun würde sich zeigen müssen, ob sie auflief oder tatsächlich erwartet wurde. Für einen kurzen Moment drängte sich Harry jedoch eine weitere Frage auf, was sollte er tun, wenn Cho wieder erwartend doch dabei war zu gewinnen? Sollte er dann eingreifen oder dem Schicksal seinen Lauf lassen?
Harry verfluchte sein Leben, im selben Moment wie Flüche aus dem Haus stoben und ein beeindruckendes Duell begann. Es war offensichtlich das Cho sich auf ihre Aufgabe vorbereitet hatte und diese machte sie nicht mal schlecht, doch Harry hatte den Schulleiter schon häufig genug in Aktion gesehen und wusste, dass Dumbledore noch nicht wirklich seine wahre Macht demonstrierte.
Sämtliche Magie wurde wortlos eingesetzt und die Luft knisterte vor Magie. Mächtige Flüche wechselten sie Seiten, und brillante Kunststücke der Zauberkunst. Cho versuchte Dumbledore mit einer Feuerwand zu umschließen, doch er hüllte sich selbst in eine Wasserkugel, so dass ihm nichts geschah abgesehen von ein paar feuchten Kleidern. Dumbledore seinerseits versuchte es mit aus dem Boden wachsenden Pflanzen, denen Cho zunächst mit Schneidzaubern zu Leibe rückte, ehe sie sie zu Asche verbrannte. Nebenbei bemühte sich der Schulleiter aber auch seine Gegnerin zur Aufgabe zu überreden. Versprach ihr Schutz vor dem Unnennbaren, versicherte ihr, zu wissen, dass dies nicht freiwillig geschah.
Cho aber reagierte nicht weiter darauf, ließ sich nicht von den Worten einwickeln, sondern konzentrierte sich auf ihre Aufgabe. Die Flüche wurden immer dunkler und heftiger. Cho ließ dem alten Mann tatsächlich keine andere Wahl als auch zu härteren Mitteln zu greifen. Cho wurde dabei einige Male verletzt und ebenso wie Dumbledore war Harry erstaunt über ihren Willen immer wieder aufzustehen.
Nach über einer Stunde war sie kaum noch in der Lage aufrecht zu stehen oder ihren Stab ruhig zu halten, doch sie gab nicht auf. Sie warf ihm immer wieder Flüche entgegen oder Blocke, die von ihm kamen, wenn auch mehr schlecht als Recht. Die Strafe die sie erwartete würde ein langsamer und qualvoller Tod sein. Beinahe jeden hatte dieses Schicksal ereilt, der an Dumbledore gescheitert war.
Harry seufzte als Cho es zum wiederholten Male mit dem Todesfluch versuchte. Sie schien Dumbledore wirklich soweit provozieren zu wollen, dass er sie tötete. Harry zweifelte aber ernsthaft daran, dass ihr das gelang. Sicherlich war der Alte man in der Lage diesen Fluch zu sprechen, doch zwischen beherrschen und ausführen, lagen gerade bei Albus Dumbledore Welten.
Einen Moment schloss Harry die Augen und verfluchte sein Gewissen und sein zu weiches Herz. Aus seinem Versteck heraus hob er seinen Stab. Einen Moment lang richtete er ihn auf Dumbledore. Einen Moment lang dachte er wie ein Todesser.
Dumbledore war mit Cho befasst, er würde ihn von hier aus ohne große Schwierigkeiten erledigen können. Er würde grenzenlosen Ruhm ernten. Dieser Mord würde ihn weit nach vorn bringen.
Doch Harry war kein Todesser. Er trug vielleicht das Mal auf dem Arm, aber er war nicht wirklich mit dem Herzen dabei. Alles wofür die Todesser kämpften, hatte für ihn keinerlei Bedeutung. Seine Ziele lagen im Grunde in der entgegengesetzten Richtung.
„Werde glücklich auf der anderen Seite und sag meinen Eltern und Sirius, dass ich das alles tue, um mein Schicksal zu erfüllen“, flüsterte Harry und straffte sich. Kurz darauf schoss ein grüner Lichtblitz auf Cho zu.
Wie eine Salzsäule stand sie da und Dumbledores Versuch sie zu retten, kam zu spät. Der Todesfluch warf sie ein Stück nach hinten.
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