von HPJuleFan
Kapitel 6: Quälende Gedanken
Die vier Freunde gingen schweigend die Treppe zum Gemeinschaftsraum hinunter, wo sie auf Mrs Weasley, Bill und Fleur trafen. Mrs Weasley warf Ron und Hermine einen durchdringenden Blick zu, jedoch hatten die beiden wohlwissend aufs Händchenhalten verzichtet, um einen weiteren Rüffel von Mrs Weasley zu entgehen. Bill musterte hingegen interessiert Harrys und Ginnys Hände, die ineinander verschlungen waren. Ein Grinsen zog auf sein Gesicht und er zwinkerte Harry verschwörerisch zu.
„Harry mein Lieber, geht es dir gut? Du siehst ziemlich blass und mitgenommen aus.“, sagte Mrs Weasley besorgt und warf Ron einen strengen Blick zu. Daraufhin blickte dieser betreten zu Boden. Hermine und Ginny richteten jedoch ihre Aufmerksamkeit auf Harry und musterten ihn genau.
„Du siehst wirklich erschöpft aus Harry...“, fing Hermine an, wurde aber von Mrs Weasley unterbrochen.
„Vielleicht solltest du dich noch ein bisschen hinlegen?“, wandte sie sich an Harry.
„Mir geht’s gut, wirklich. Wir wollten sowieso gerade ein bisschen Luft schnappen, dann geht das schon wieder“, sagte Harry leise, aber bestimmt.
„Ja das wird eine gute Idee sein“, wandte Bill ein, der bemerkte wie seine Mutter Harry immer noch musterte.
„Wir sehen uns später“.
„Passt auf euch auf“, Mrs Weasley konnte die Besorgnis nicht ganz aus ihrer Stimme verbannen. Harry konnte sie verstehen, sie hat gerade erst einen ihrer Söhne verloren und wollte eben nicht, dass Ron oder Ginny etwas passierte. Was Harry jedoch nicht wusste war, dass Molly Weasleys Sorge vorrangig Harry galt, der wirklich sehr blass und kränklich aussah.
Harry ging schweigend mit den anderen durchs Schloss. Er bekam nur wenig von den Gesprächen der anderen mit, denn während Hermine und Ginny Ron hänselten, hing Harry schon wieder seinen Gedanken nach.
„Harry was meinst du?“, fragte Ginny ihn schließlich.
„Mmh...?“
„Sollten wir Ron nicht lieber wieder Won Won nennen?“, fragte sie in Anlehnung an Rons Exfreundin Lavender Brown.
Harry bewunderte seine Freunde sehr dafür, dass sie mit den Verlusten geliebter Menschen so gut umgehen konnten. Ihm jedoch gelang es nur mühsam seine Gedanken an die letzten Tage aus seinem Kopf zu verdrängen.
„Der Name passt zwar ganz gut, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich will dass mein bester Freund so heißt“, Harry versuchte ein Lächeln zustande zu bringen. Hermine musterte ihn besorgt und Ginny drückte seine Hand noch fester. Jedoch konnte Harry ihnen nicht einmal versichern, dass Alles in Ordnung sei. Diese Wort wollten ihm einfach nicht über die Lippen kommen.
Sie beschlossen zum See hinunter zu gehen, hier hatten sie alle viele schöne gemeinsame Stunden verbracht. In der Eingangshalle und vor dem Schloss sahen sie, dass viele Zauberer dabei waren das Zerstörte wieder aufzubauen. Einige von ihnen starrten Harry unvermittelt an oder riefen „Hi Harry!“
Harry war dies sehr unangenehm, er war momentan einfach nicht in der Lage mit diesen Menschen zu sprechen oder sich in ihrer Nähe aufzuhalten. Er ging schnellen Schrittes an ihnen vorbei, versuchte zu lächeln und zog Ginny mit sich. Ron und Hermine blieb nichts anderes übrig als ihm hinterherzulaufen.
Am See angekommen, ließ Harry sich ins Gras fallen und merkte zum ersten Mal was für schönes Wetter heute war. Dies erschien ihm jedoch so paradox, dass er lieber nicht dran denken wollte.
Ron zog Hermine zum Seeufer und begann sie nass zu spritzen, woraufhin diese kreischte und lachend zurück spritzte. Ginny setzte sich neben Harry und sah ihn an. Sie konnte sich nicht satt sehen an ihm und nicht glauben, dass er gerade mit ihr zusammen war, wo er doch jede hätte haben können. Doch diesmal blickte sie nicht in seine schönen grünen Augen, denn er drehte den Kopf zur Seite. Sie legte ihre Hand an Harrys Wange und drehte seinen Kopf leicht zu ihr. Ginny konnte spüren wie auch Harry seine Wange an ihre Hand schmiegte. Sie fasste Mut und frage: „ Hey, was ist los mit dir, Harry? Sag mir doch was dich bedrückt, ich sehe es dir doch an. Lass mich dir helfen.“
„Du kannst mir nicht helfen, Ginny“. Er sah ihren verletzten Gesichtsausdruck.
„Ich weiß selber nicht was mit mir los ist. Ich...ich glaube“, er machte eine Pause und blickte in ihre schönen, strahlenden Augen. „Ich glaube es sind die Gedanken, die mich quälen.“
Einen Moment herrschte zwischen ihnen eine Stille, die nur durch Ron und Hermines Gelächter durchbrochen wurde.
Ginny ergriff Harrys Hände und suchte zwanghaft nach den richtigen Worten. „Die Gedanken? Was für Gedanken quälen dich denn?“
„Ach nun ich mache mir einfach Gedanken über die letzten Tage, die Besorgnis und die ungewisse Zukunft, denke ich. Aber damit werde ich schon fertig“, sagte Harry bestimmt und streichelte über Ginnys Hände. „Vielleicht sollten wir mich einfach ablenken?“, zum ersten Mal sah Ginny seine Augen wieder aufglitzern. Er beugte sich vor und küsste sie.
Es wurde ein ruhiger entspannter Nachmittag, an dem die Vier nicht viel sprachen. Als die Dämmerung anbrach, gingen sie zum Schloss zurück. Bei der peitschenden Weide blieb Harry plötzlich stehen.
„Snape.“ Er drehte sich zu Hermine um, die verstand an was er dachte. Snape lag noch immer tot in der Heuleden Hütte. Harry löste sich von Ginny und lief aufs Schloss zu Ron und Ginny blickten ihn verwirrt hinterher.
„Harry?“, rief Ginny, aber es war Hermine, die ihr antwortete.
„Snape liegt noch immer tot in der Heulenden Hütte. Ich glaube Harry will, dass man ihn da rausholt.“
Harry rannte durch die Eingangshalle, die groĂźe Treppe hinauf und bis zum BĂĽro des Schulleiters. Hier machte er zum ersten Mal halt. Diesen Ort verband er eigentlich noch immer mit Dumbledore. Hier hatte Harry viel Zeit verbracht und wurde von Dumbledore in die tiefsten Geheimnisse von Lord Voldemort eingefĂĽhrt, welche ihm schlieĂźlich halfen zu ĂĽberleben.
Er ging an dem kaputten Wasserspeier vorbei und die Treppen hinauf. Harry atmete tief durch und drĂĽckte die TĂĽrklinke herunter.
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