von HPJuleFan
@Mat: Ich glaube, dass Hermine im Unterbewusstsein weiß wie Ron sich fühlen muss, aber da sie selber von Ron enttäuscht wurde und verletzt ist, denkt sie nicht daran, dass es Ron schlecht geht... Hoffe, das leuchtet ein wenig ein?
Kapitel 15: Überschatteter Abend
Draußen begann es zu dämmern, sein Blick schweifte im langsam dunkler werdenden Zimmer umher. Hier, in diesem Haus, hatte er zum ersten Mal erfahren was es heißt Mitglied einer Familie zu sein, und doch fühlte er, dass sich etwas verändert hatte. Er war wieder hier und wurde aufgenommen wie immer, man behandelte ihn als Mitglied der Familie. Doch war er das? Harry stand auf und ging zum Fenster. Er trauerte nicht um Fred wie die anderen es taten, das hatte Rons Verhalten ihm klar gemacht. Er konnte nicht trauern wie die Weasleys, denn Fred war nicht sein richtiger Bruder gewesen. Vielleicht ist Blut eben doch dicker als Wasser, dachte Harry. Er hatte diesen Satz nie richtig verstehen können, doch jetzt in Zeiten der Trauer schien er zu bemerken, was er bedeuten sollte.
Harry starrte in die Dämmerung hinaus und doch konnte er sie nicht wirklich sehen, er war zu sehr in seine Gedanken versunken. Wie sollte er sich verhalten, Mrs Weasley war so froh ihn hier zu haben und doch konnte er den Verlust von Fred nicht wettmachen.
Eine innere Unruhe machte sich in Harry breit, er fühlte das unwohle Gefühl erneut in sich aufsteigen, dass es schon bei seinen quälenden Gedanken am See in Hogwarts gespürt hatte. Er krallte seine Fingernägel in seine Handinnenflächen, dennoch konnte auch dieser Schmerz ihn nicht ablenken.
„Ich muss hier raus...“, murmelte Harry vor sich hin und drehte sich vom Fenster weg. Schnell durchquerte er Rons Zimmer und lief leise die Treppe hinunter. Er wollte von niemanden bemerkt werden.
Als er an Ginnys Zimmer vorbeikam, konnte er Hermines aufgeregte Stimme vernehmen, jedoch ging ihn das jetzt nichts mehr an, er hatte Ron genug geholfen.
Die Wohnzimmertür war nur angelehnt und er konnte die Stimmen von Bill, Mr und Mrs Weasley hören. Zu seiner Überraschung vernahm er auch Andromeda Tonks’ Stimme, doch er war jetzt nicht in der Stimmung ihr gegenüber zu treten und ihr sein Beileid auszusprechen.
Harry wollte leise vorbeihuschen, aber plötzlich nahm er einige Gesprächsfetzen besser wahr, denn er hatte seinen Namen fallen hören.
„Und was ist mit dem Jungen? Wie kommt Harry mit allem zurecht?“, fragte Andromeda.
Harry hört eine Weile niemanden sprechen, bevor Bill die Stille durchbrach: „Er geht tapfer mit allem um und lässt sich nichts anmerken...“
„Und doch setzt er sich meiner Meinung nach zu gut mit allem auseinander“, sagte Mr Weasley. „ Er versucht zu helfen, wo er nur kann und will allen bei ihrer Trauer beistehen, aber ich habe das Gefühl, dass er verdrängt was geschehen ist. Er sollte sich zunächst selber mit seiner Trauer auseinandersetzen, es sind viele Menschen gestorben, die ihm wichtig waren.“
Mrs Weasley schniefte ein wenig und fügte dann hinzu: „Er ist ein sehr tapferer Junge und doch machen wir uns Sorgen um ihn. Er scheint so erwachsen geworden zu sein und kaum noch etwas Jungendliches an sich zu haben, verstehst du Andromeda? In den letzten Jahren hat er so viel erlebt, er hat geliebte Menschen verloren, dann die Flucht vor Voldemort und der finale Kampf. Wir wissen ja gar nicht was er im letzten Jahr durchmachen musste, doch als er zu Voldemort gesprochen hat, klangen so viele schreckliche Dinge an... Wir wissen einfach nicht wie wir ihm da durch helfen sollen.“
Harry atmete schwer und sein ganzer Körper zitterte.
„Ihr könnt einfach für ihn da sein, das wird ihm helfen wenn er dazu bereit ist, ich mit dem Geschehenen auseinander zu setzten.“, sagte Andromeda.
Er hatte genug gehört, mehr konnte er nicht ertragen. Harry ging rückwärts von der Tür weg und stieß gegen die gegenüberliegende Wand.
„Harry?“, er konnte Ginny hören, die jetzt die Treppe runterkam.
Er musste jetzt allein sein, konnte nicht mit Ginny oder sonst jemanden sprechen. Schnell durchquerte er den Flur und die Küche und ging in den Garten. Rasch atmend sog er die kühle Abendluft ein, doch Harry spürte, dass dies nicht genug war. Das eben Gehört erinnerte ihn an seine Eltern, an Sirius, an Lupin, an all seine Freunde, die im Krieg gestorben sind, In seinem Krieg, den Krieg den er gegen Voldemort geführt hatte.
Harry rannte los, er wurde immer schneller und ließ den Fuchsbau hinter sich. Gedanken hatten keinen Platz mehr in seinem Kopf, er lief immer weiter. Wo er hinlief, konnte Harry nicht sagen, er wusste nur, dass es sein musste.
Keuchend und mit einem stechenden Schmerz in der Brust blieb Harry stehen und fiel ins Gras. Die Dunkelheit hatte ihn mittlerweile völlig umschlossen. Sein Puls hämmerte in seinem Körper und in seiner Lunge spürte Harry deutlich das Stechen vom schnellen Atemholen. Er öffnete die Augen, seinen Körper hatte er völlig verausgabt und doch hatte er wenigstens das befriedigende Gefühl seine Gedanken und das belauschte Gespräch im Fuchsbau hinter sich gelassen zu haben.
Harry spürte jedoch auch wie ihm langsam schwarz vor Augen wurde und das lag nicht nur an der herrschenden Dunkelheit. Ihm wurde schlecht und kalt, so dass sein Körper anfing heftig zu zittern. Um den Brechreiz zu entgehen, schloss er schnell wieder die Augen und wenige Sekunden später war er auch schon nicht mehr bei Bewusstsein.
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