Das braune Papier segelte in Fetzen zu Boden so stürmisch riss Sirius daran herum. Verflucht, in wie viele Schichten Papier hatte Onkel Alphard das Geschenk denn eingepackt? Das war absolut nicht fair in an seinem Geburtstag so zu quälen! Er wollte jetzt wissen, was in diesem verdammten Päckchen war! Wehe, Alphard hatte wieder nur einen winzig kleinen Geldbeutel, mit zugegebener Maßen ziemlich viel Gold drin, in diesem Haufen aus Papier eingewickelt so wie letztes Jahr. Aber nein, das war doch…
Sirius stieß einen Freudenschrei aus, als er den Rennbesen zwischen all de, Papier erkannte. Sein erster eigener Besen! Am Liebsten hätte Sirius ihn jetzt hier und sofort ausprobiert, aber mit einem Besen in seinem Zimmer rum zu fliegen, war wohl keine besonders gute Idee.
„Meine Güte, Sirius, du brüllst noch das ganze Haus zusammen“, Regulus betrat grinsend das von braunen Papierfetzen übersäte Zimmer seines Bruders.
„Reg, sieh dir das an, ein echter Rennbesen!“
„Wow, nicht schlecht. Wer erweist dir denn die Ehre?“ Aber Sirius überging die Frage seines Bruders.
„Ist er nicht einfach wunderbar?“, fragte er stattdessen mit leuchtenden Augen und strich über das glatte, dunkle Holz.
“ Am Liebsten würde ich ihn sofort ausprobieren…“ Halt warum eigentlich nicht? Er könnte doch…
„Hey, Sirius, warte! Wo zum Teufel willst du hin?!“, rief Regulus seinem Bruder nach, der bereits die Treppe hinunter rannte. Kopfschüttelnd folgte er Sirius, wenn auch in einem etwas gesitteterem Tempo.
Sirius erreichte gerade noch die Haustür, bevor seine Mutter ihn am Kragen packen und durchschütteln konnte. So aber griffen ihr krallengleichen Hände ins Leere und ihr Gekeife („In diesem Haus wird nicht gerannt! Was bildest du dir ein, dass Haus deiner Väter zu beschmutzen!“) blieb hinter ihm zurück. Sollte sie doch schimpfen und fluchen, es war ihm in diesem Moment herzlich egal. Warum war er nicht gleich darauf gekommen? Der Garten war der perfekte Ort für ein paar kleine Runden auf seinem neuen Besen und so früh am Morgen würden wohl nicht gerade viele Muggel in den Himmel schauen, sodass die Gefahr, gesehen zu werden, fast null war.
Schon schoss der Besen in die Höhe, der Boden verschwand unter Sirius Füßen. Dieser Besen war wirklich verdammt schnell, fast ein bisschen zu schnell. Ach was, daran würde er sich bestimmt noch gewöhnen und diese dämliche Übelkeit würde dann auch verschwinden, ganz bestimmt! Wie klein alles von hier oben aussah, wie Spielzeug. Gerade betrat eine kleine schwarze Figur unter ihm den Rasen. „Sirius, komm wieder runter, verdammt!“ Typisch Regulus, kaum gab es ein bisschen Ärger, musste er gleich klein beigeben. Aber gut, sollte er eben seinen Willen bekommen! Allmählich fing sich sowieso alles um Sirius herum an sich zu drehen, vielleicht war es da gar nicht so schlecht wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Lächerlich, dass ihm wegen diesem bisschen Höhe schwindelig wurde, zum Glück wusste niemand davon…
„Darf ich auch mal fliegen?“, Regulus sah seinen Bruder bittend an, doch gleichzeitig blitzte der Schalk in seinen Augen. Verdammter Mistkerl, der hatte sich nicht im Geringsten Sorgen um ihn gemacht, nein, Regulus wollte einfach nur selbst fliegen! Und dann konnte Sirius ihm die Bitte noch nicht einmal abschlagen, wenn Regulus ihn so ansah mit seinen großen grauen Augen. „Na, von mir aus“, brummte er und drückte seinem kleinen Bruder den Besen in die Hand. Und innerhalb von Sekunden war Regulus in der Luft. Aber, was um alles in der Welt machte der denn da? Reg war nicht ernsthaft gerade einen einwandfreien Salto geflogen?! Nein, das hatte er sich bestimmt nur eingebildet, musste an der verdammten Übelkeit liegen, obwohl Sirius sich allmählich besser fühlte. Wie machte der das? Reg hatte vorher doch auch noch nie auf einem Besen gesessen! Warum konnte der das und er, Sirius, nicht?! Es war immerhin sein Besen!
Plötzlich raste Regulus wieder nach unten, verfehlte haarscharf einen der wenigen Bäume auf ihrem Grundstück und stand, als Mrs. Black den Garten betrat wieder unschuldig grinsend neben Sirius. Dort brach dann auch gleich das Gewitter aus Drohungen und Beschimpfungen über sie herein. Allerdings betraf diese Strafpredigt wohl eher Sirius, der nicht mal dazu kam, sie zu unterbrechen, geschweige denn sich zu rechtfertigen. Das war so typisch, dass sie natürlich gleich wieder ihn beschuldigte. Wer war denn gerade noch Saltos geflogen? Aber nein, seine Mutter hielt Regulus ja für den absoluten Engel, der so etwas nie tun würde (hatte die eine Ahnung…) Und jetzt warf sie ihm, Sirius, auch noch vor irgendeinen Fluch auf die Haustür gelegt zu haben, als wenn er seine Zeit für so was verschwenden würde! Ein Seitenblick auf Regulus verriet ihm auch gleich den eigentlichen Übeltäter. Das war so verdammt ungerecht! Warum immer er? Warum nie Regulus? Warum war die Welt so verdammt ungerecht?!
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